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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 29.01.1926
Umfang: 8
zur Entzündung kommen wird oder nicht. Das Ultimatum Rußlands an China berührt uns in Europa nicht direkt, da Nußland aufgehört hat, eine europäische Macht zu sein und die Grenzen Asiens über den Ural herüber gezogen sind. Im übrigen wird auch das Ultimatum nicht so tra gisch sein, wie es im ersten Augenblicke den An schein erweckte Ob da drüben einige Zehntausend Mann mehr oder weniger sich gegenseitig bekäm pfen ist nicht von großer Differenz, selbst, wenn es russische Truppen sind. Die Grenzen Chinas

auch andere Staaten angeschlossen, wenn es notwendig wäre. Kleine politische Funken, die aus dem Vulkan der sich heute Europa nennt, austauchen und wie der verschwinden. Gerade das Hcibsbnrger Prob lem in Ungarn ist eines jener kleineren Probleme Europas, die einmal ungeahnt gelöst werden. Es gibt ja keinen Staat in ganz Europa, der die Wiederkehr der Habsburger als wahrscheinlich an nehmen werde. Schon die verfassungsmäßige Struk tur des Reiches läßt eine Königsfraae offen. „Un garn ist ein Königreich'. Was uegt

der eigentlichen Politik als auf dem Gebiete der Wirtschaft. Die statistischen Daten der einzelnen Handelsministerien lassen erkennen, daß Europa seine Vormachtstellung im Welthandel langsam abgibt an Amerika. ..Von den führenden Handelsstaatm weist nuUFrarlkteich, eine Stei- und zwar aus oeyl Gründe, weil es das Elsaß und heute noch das Saargebiet hat mit den großen Industrien. Sonst ist der Außenhandel allmäh liche aber sicher zurückgegangen. In England sowohl als auch in Deutschland. (Deutschland weist

seltsame Ziffern in der Handels- und in der Zahlungsbilanz auf, die eine wirtschaftliche Ent wicklung in gerader Linie noch nicht erkennen lassen). Der Fehler Europas liegt in sich selbst. Man müßte sich in Europa klar werden, daß die Zeit vorüber ist, wo die Europäer einfach die Herren der Welt warm. Nicht zuletzt der Weltkrieg hat es mit sich gebracht, daß die andern Völker, die man in der Verzweiflung zu Hilfe gerufen aus Asien, Afrika und Australien bei ihrer Anwesen heit in Europa erkannt

haben, daß sie eigentlich viel stärker sind, als ganz Europa zusammen und daß sich diese paar Staaten noch bekriegen. Diese Erkenntnis dringt langsam durch und diese Er kenntnis'wird das bleibende Ergebnis des Welt krieges sein, das die Sieger teuer genug bezahlen werden müssen. Man ist in Europa noch zu sehr von den eigenen Verhältnissen beschäftigt, daß man die Entwicklung draußei^ nicht sieht, die zwar nicht von heute auf morgen, wohl aber sicher fortschreitet, und die einmal ausbrechen wird. Man ist nicht gewohnt

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 27.11.1925
Umfang: 8
Arbeil der «inmahnungen und die P. T. Abonnenten die Spesen derselben ersparen. Wir empsehlen dies gelegentlich des Nikolausmarktes» am 4. uud S. Dezember in Brunico, durch zuführen. PllitiM MlAM«». Die tschechischen Wahlen. — Painleve« zweiter Stnrz. Amerikas Politik in der Wclt. Der Ausgang der tschechischen Wahlen hat ein seltsames Stimmungsbild vom heutigen Europa gegeben. Die Verhältnisse sind nicht nur in der Tschechoslowakei verworren, sie sind es überhaupt. Gerade aber die tschechischen

Wahlen haben in eindrucksvoller Weise gezeigt, daß die heutige Poli tik in Europa sich nicht festigt, sondern unter dem heutigen Spiegel bereits neue Wellen liegen. Die tschechischen Wahlen mit ihrer ausgesprochenen Richtung nach dem Kommunismus hin sind ein Fingerzeig, baß es in Europa nicht so ruhig ist, wie es ausschaut. In Zahlen sieht das Ergebnis dieser Wahlen aus, wie folgt: Die Kommunisten haben 21 Sitze mehr bekommen als im letzten Parlament (dies mal 42 gegen 21 im letzten Parlament

sich teilweise wie der Europa zu nähern. Als Dokumentierung dieser Behauptung könnte man den Beitritt Amerikas zum Haager internationalen Schiedsgericht an führen. Auch in der Finanzpolitik treibt Amerika europäische Wellen und zwar mit Recht und Ab sicht. Gerade die Auflegung der italienischen An leihe, die in zwei Stunden bereits gedeckt war, zeigt, daß Amerika sein Geld nicht uugerne nach Europa gibt, weil es die Zinsen im eigenen Lande nicht mehr verträgt.- Es liegt tatsächlich zu viel Geld in Ainerika

, so daß ein Abfluß geschaffen werden muß. Und dieser Abfluß deutet gegen wärtig noch nach Europa, weil Europa immerhin dnrch seine Industrie noch Sicherheiten bietet. Vielleicht gehen im nächsten Jahrzehnt die ameri kanischen Anleihen nicht mehr nach Europa, son dern nach Asien, vielleicht.. aber so lange die Sache da drüben unsicher ist, ist dermalen in Europa immer noch am besten. Bemerkenswert ist die Rede, die Coolidge vor der Newyorker Handelskammer gehalten hat und in der er die Richtlinien

der amerikanischen Politik gegenüber Europa zu präzisieren versucht. Er sagt: „Wollt ihr Geld, so kommt zu uns, wir werden euch die Bedingungen sagen, die ihr annehmen müßt.' Die Bereitschaft Amerikas zur Hilfe in Europa ist unverkennbar. Die amerikanischen Banken zahlen bis höchstens zu drei Prozent, während die europäischen Anleihen bis zu acht Prozent tragen. Das ist der ganze Inhalt der. amerikanischen Poli tik gegenüber Europa. Or. Q. Wie». Die Innenpolitik der letzten Woche ist fast zur Gänze ausgefüllt

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 10.07.1925
Umfang: 8
l. 16.—. Für das Ausland viertel- i. 5 50, halb' i. 11.—. ganzjährig l. LS.—. Durch Erzeugungskosten bedingte Preiserhöhung vorbehalten, «zeigen aller Art finden die lohnendste Verbreitung und wird die einspaltige Petitzeil« mit 40 Cent berechnet. Bestellun gen zu richten an die Buchdruckerei H. Mahl, Bruneck 1925 Nr. 28 Bruneck, Freitag, den 10. Juli Beltmblem. Während die Mächte in unserem kleinen Europa sich herumstreiten und dadurch allen Blick auf die großen Probleme der Weltgeschichte verlieren, die m der Stille

aber mit eherner Konsequenz heran reifen, bildet sich draußen in der großen Welt, die nichts von kleinen europäischen Haarspaltereien der Vertragspolitik und der großen Völkerbund komödie weiß und daraus nur den Nutzen zieht, der Gang der Weltgeschichte weiter, stetig und sicher. Und wir in Europa werden in einigen Jahrzehnten bitter bereuen, daß wir uns mit den Kleinheiten einiger Vertragsparagraphen herumgestritten haben und ihnen freiwillig unser einziges Machtgebiet übergeben haben, das wir besessen

Eingang finden und in die Tat umgesetzt werden. Er sieht die Zukunft durch drei große Ideen gebildet, die sich nicht mit der heutigen Welt auffassung des alten Europas vereinigen lassen: Der Bolschewismus, der Islam und der Natio nalismus im Osten. Diese drei großen Probleme der Weltpolitik der nächsten Jahrzehnte stellte er gegen den Satz auf, daß Europa als Weltmacht schon heute nicht mehr existiert. Die drei großen Triebfedern der Zukunft reichen sich im Orient die Hände und den Angriffspunkt

zwischen dieser alten und neuen Welt bildet. — Rußland, das mit seinen ungeheuren Dimensionen an der Grenze zwischen Westen und Osten steht und das sich heute schon mehr wenn nicht schon ganz für den Osten entschlossen hat, so daß man die Grenzen Europas ebenso gut an der Wolga oder in der Ukraine ziehen könnte, als sie nach den alten Karten am Uralgebirge liefen. Man bat dem bolschewistischen Element in Asien, vor allem in China, mehr Verständnis entgegen gebracht als in Europa und es scheint, daß die Reurussen

mehr Hoffnung auf Verwirklichung ihrer Pläne in Asien haben als in Europa, das für dm Bolschewismus noch nicht reif ist, wie sie bei jedem Kongresse in Moskau feierlich erklären. Der Nationalismus im Osten ist etwas anderes als der im Westen. Es ist nicht ein reiner Rassen Nationalismus, wie wir ihn kennen und wie er uns zuletzt zu Grunde richten wird, es ist ein Nationalismus eines ganzen Erdteiles, ein Na tionalismus ganz Asiens, das sich dann wieder auf den einzigen, mächtigen, selbstständigen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 11.06.1926
Umfang: 8
oder ein sozialistischer oder demokratischer Präsident steht. Das ändert die große Politik in Europa, sowie in der Welt überhaupt herzlich wenig. Wenn man heute in den Pressestimmen nachschaut, so wird man über die ganze Revolution nicht mehr viel finden. Und das Land war dabei so unbe teiligt wie nur möglich. * « * In Marokko ist nun endlich Ruhe geworden, nachdem Abd el Krim den Kampf eingestellt hat. Auch in Syrien scheint es ruhig geworden zu sein. Damit ist natürlich auch in der ganzen Kolonial politik

ist, weil sich jeder fürchtet, mit dem Nachbarn irgendwie in Kon flikt zu kommen und das gerne vermeiden möchte. Darüber kann jedoch kein Zweifel bestehen, daß am ganzen Kolonialproblem das Schicksal von Europa hängt und daß die Kolonialpolitik ein mal die europäische Politik sein wird, trotzdem gerade in der Kolonialpolitik die größten Differ enzen zwischen den einzelnen Staaten sind. Europa ist auf die Kolonien angewiesen, weil es für seine Bevölkerung zu wenig Raum hat und weil es für seine Produkte viel zu wenig Absatz

hat, aber auch deswegen, weil es für seine Bevölkerung viel zu wenig Nahrung hat. So hängt Europa wie kein anderer Erdteil, von den andern Erdteilen ab und muß sich alles was ihm fehlt und das meiste von dem, was es erzeugt nach dem Auslande, nach den Kolonien senden resp. von dort holen. Jeder Staat Europas denkt an Vergrößerung seiner Ko lonien. Auch das große europäische Grundpro blem der Politik, der große Weg des Gleichgewichtes hängt von den Kolonien ab. Europa kann ja nur die Gleichgewichtspolitik fortführen

, die auf dem Wiener Kongreß vor mehr als hundert Jahren begonnen wurde. Als man daran ging diese Linie zu überschreiten, kam es zum Kriege und als man endlich wieder Frieden hatte, da wußte man diese Linie nicht mehr zu finden und hatte auch deshalb keinen ordentlichen Frieden und es wird auch in Europa kein Frieden werden, so lange man diese alte erprobte Linie nicht wieder gefunden hat. Wenn man die Zeitungen durchblättert, so kommt man immer wieder auf denselben Gedanken zurück. Jede Unruhe in Europa geht

irgendwie auf den Kolonialgedanken zurück, als den Lebensnerv der europäischen Welt und des europäischen Lebens. Dazu kommt heute noch das sehr ungewisse Ver hältnis zu Rußland, ob nicht auch Rußland bereits außer Europa als asiatische Jnteressenzone gilt. Denn die Grenzen des Ural kann man heute kaum mehr als Grenze Europas annehmen. Dann ist es natürlich für Rußland noch besser, weil Ruß land kein Interesse mehr am europäischen Gleich gewicht hat. Für Europa verschieben sich allerdings

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 11.07.1924
Umfang: 12
von Asten oder Afrika oder den Inseln zeichnen zu müssen und die neue Machtgruppjeumg.dort.einzuteilen. Aber nicht nur die Kolonialmächte haben ihre Stärke ge ändert» sondern es ist überhaupt viel anders geworden in jenen Gegenden, die uns aus dem engeren Gesichtskreise entschwunden sind. Und es hat sich infolge Veränderung der Kolonial« macht einesteils, andernteils aber auch durch den Weltkrieg überhaupt, die Machtstellung der einzelnen Staaten untereinander, nament lich aber ihr Verhältnis zu Europa

beschäftigten alle Fabriken, die nur irgendwo bestanden. Und es floß Geld ins Land, das aus Europa ausgesogen wurde. Als dann der Krieg vorüber war. da zeigte sich ein anderes Bild als vor dem Kriege: Europa war geschwächt. Sieger wie Besiegte waren wirtschaftlich aus Jahre hinaus für den Welt markt nur mehr als Konsumenten zu betrachten und nicht als führende Kräfte, die andern Staaten aber, die den Krieg aus der Ferne betrachtet halten, waren nicht geschwächt, son dern hatten ihre alte Stärke bewahrt

, Ueber- dies waren sie durch die hohe Schule der Politik der Kriegs- und Nachkriegszeit im Lager der Entente gegangen und hatten dort gelernt, daß die europäischen Staaten nicht mehr das waren, was sie früher waren. ..kulturell hochstehende Faktoren', denen die Leitung der Welt von vornherein zugesprochen wird. Und aus dem Schüler war ein selbstständiger Faktor geworden, der nichts mehr von der Bevor mundung Europas wissen wollte. Und man begann sich von Europa abzuwenden und das Augenmerk feiner

' ge. sprechen und stch darunter alles mögliche vor gestellt. Die gelbe Gefahr besteht in Wirklich keit nicht, wohl aber eine andere, die sich Europa selbst großgezogen und genährt hat: Die Gefahr, daß Asien Europa einmal ebenso behandelt wie Europa Asien behandelt hat. Der Reichtum Asiens ist unerschöpflich, sowohl an Kohle als an Erz und an .flüssiger' Kohle, an Petroleum. Wenn diese Mächte einmal voll zur Ausnutzung gelangen, dann wird Asien die Zügel der Weltherrschaft in die Sand nehmen. Wir sehen

aus dem Kriege immer deut licher das eine große Resultat hervortreten das für die Zukunft wert hat: Der große Krieg hat Europa geschwächt und die andern Staaten hervorgehoben. In Europa war niemand Sieger, weder Frankreich noch Eng land noch ein anderer Staat. Sieger waren die andern Erdteile, die es verstanden haben aus dem Kriege den Nutzen zu ziehen, indem ste die europäischen Ideen vom Beherrschertum der Welt zerstören halfen und stch selber einigten. Wenn die Einigung einmal ganz vollzogen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 26.09.1924
Umfang: 12
damals am Kose oder in der Politik gespielt zu haben. Sosklatsch ist noch nie so modern gewesen in der Oeffent- lichkeit als jetzt, wo es keine Löse mehr gibt, wenigstens nicht mehr in jenen Staaten die die größte Pracht entfaltet haben. Mit den letzten zehn Iahren Weltgeschichte befassen fich auch zwei jüngst erschienene Bücher Wiener Univer- fitätsprofefforen, das eine von Pros. Dr. Bibl, der hauptsächlich den Ursachen des Krieges nachging und das andere unter dem Titel .Europa 1914 und 1924

geändert. Ein zehnjähriger Schulatlas mutet uns an. wie die historischen Landkarten des Mittelalters. In den Eisenbahnfahrplänen haben Tausende Stationen ihre Namen bis zur Unkenntlichkeit gewechselt. Was ist das aber alles gegen den innern Wechsel, den die Staaten durchgemacht haben! Nicht mit Unrecht wurde bis zum Jahre 1914 Europa zugleich als der kleinste und der größte Weltteil be zeichnet. Klein an Ausdehnung besaß es die unbestrittene Vorherrschaft auf Erden. Auch als vor ISO Jahren Amerika

sich emanzipierte, blieb Europa der Vorrang und bis 1914 war es der angesehenste, einflußreichste und gold reichste Erdteil. Zehn Jahre später erblicken wir einen zerrissenen, machtlosen und tiefoer- schuldeten Kontinent. Große Gebiete wurden gleich Geisteskranken unter fremden Kuratel und wie Zahlungsunfähige unte^ Zwangsoer wallung gepellt. Europas Festland beginnt Kolonialland und Interessensphäre zu werden. Auch aus diesem kleinen Bande, der uns so ungeheuer viel mehr zu sagen hat als alle die Memoirenwerke

, geht die Frage der Zu kunft als Gipfelpunkt hervor. Was soll mit den Schlachtfeldern werden? Was mit dem ewigen Saß? Sat Europa eine Zukunft zu gewärtigen oder nicht? Dr. Brockhausen geht hier den einzig rich tigen Weg um diese Frage zu lösen und stellt zur Lösung dieser Frage zwei andere Fragen die er dann zu beantworten sucht: Was haben die Völker gewollt als fie in den Krieg zogen? und: Was haben fie erreicht? Die Gegenüberstellungen sind so schlagend, daß wir fie im Wortlaut wiedergeben

: .Die ungeheure Spannung,die vor dem Welt kriege über Europa lagerte, ließ einen Europa krieg vorausahnen. Wenn die Mehrheit der Staaten mit ihren Grenzen und die Mehrzahl der Nationen mit ihrer Stellung in diesen Staoten unzufrieden waren, dann hätte nur ein übermenschliches Veto die gewaltsame Wut ladung verhindern können. Dazu kam. daß die Volksvermehrung in Europa seit 1800 um das zweieinhalbfache zugenommen hat. In Großbritannien und Deutschland lebten je 24, in Italien 15, im allen Oesterreich

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 04.07.1924
Umfang: 12
anders als bei uns. Nicht daß es etwa drüben keine Parteien gäbe oder daß dieselben untereinan der keine Kämpfe auszufechten hätten, aber das wird nicht so wie in Europa in per großen Oeffentlichkeit gemacht, sondern das besorgt man am besten untereinander, es gibt weniger Schmutz und ist im allgemeinen be quemer. Die Psychologie des amerikanischen Volkes, wenn man von einem solchen über haupt reden kann, ist nicht danach angetan, stch mit Dingen zu befassen, die zu sehr abseits vom Erwerbe liegen und an der Arbeit eher hindern

sein Nachfolger Cooligde hat diese Richtschnur getreu eingehalten und sich um Europa nicht mehr gekümmert. Die Einladungen die stets an Amerika ergangen sind, die verschiedenen Konferenzen zu beschicken, hat Amerika mehr oder weniger alle abgelehnt und nicht einen offiziellen Vertreter sondern nur einen Beob achter geschickt. Das amerikanische Volk hatte weiters an der ganzen Politik kein sonder liches Interesse mehr. In Europa gab es momentan nichts mehr zu verdienen. Kriege wurden keine geführt

, die Armeelieferungen hatten aufgehört, ebenso die Waffenlieferungen und Geld hatten sie in Europa auch keines, also hatte die große Oeff.?Mchbeit kein Inte- reffe mehr. Aber wohl ein anderes Interesse war vorhanden, weswegen Amerika auch seinen Beobachter überall hinschickte, nämlich die Kriegs schulden der europäischen Staaten. Und die bildeten eine offene Wunde im amerikanischen Staatshaushalte. Nicht, daß man so wie in Frankreich alles auf diese eine Karte setzte und das Budget direkt auf die Schulden

, welche Europa gegen Amerka hatte, ausbaute — dazu kannten die Amerikaner ihre Vettern, sowohl in Frankreich als in England zu gut, aber sie hofften, daß wenigstens die Zinsen regel mäßig einlaufen würden. Allerdings war auch das eine falsche Spekulation, denn mit Aus nahme Englands hat stch noch niemand Herbei gelaffen. diese Zinsen zu zahlen. Und das spürt man auch, wenn es Amerika auch nicht nötig hat, aber immerhin ließ es sich mit diesem rollenden Gelde mehr anfangen als mit der fehr geringen Soffnung

der Zusammenarbeit mit Europa gefordert, um den amerikanischen Außenhandel wieder zu heben. Und hier liegt .der Safe im Pfeffer' wie der Deutsche sagt. Amerika leidet an der nun seit Iahren geführten Politik der Abwendung von Europa wirtschaft lich. Von Zeit zu Zeit tauchen in den letzten Iahren unbestimmte Gerüchte über derartige Dinge in den Wirtschaftskreisen der alten Welt auf. Die Ausfuhr Amerikas war zurückgegangen; das leugnet niemand am wenigsten der Ameri kaner selbst und der Grund lag vielfach darin

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 08.07.1927
Umfang: 8
aber sicher auf das große Ziel hinarbeiten die Zollschranken, wenn nicht schon ganz zu beseitigen so doch herab zusetzen und zu vermindern. Wir haben in Europa heute mehr als fünfzig Zollgrenzen. Darf es da Wunder nehmen, daß der Handel stockt und daß die Industrie am Bergehen ist? Mehr als alle Konferenzen helfen die Tatsachen ein Bild zu be kommen von der wirtschaftlichen Niederung in der wir uns jetzt befinden und die nicht auszubessern ist, falls nicht irgendwo ein Hebel angesetzt

, durch das sie wirtschaftlich stark und groß wurden. Europa steht heute auf dem Standpunkte das langsam zu begreifen, was Amerika schon vor Jahrzehnten durchgeführt hat und was ihm auch wirtschaftlich in die Höhe geholfen hat. Es wurde oft und, oft schon betont, daß wir im kleinsten Erdteile der Erde uns nicht mehr den Luxus eines ungesunden Partikularismus leisten können, weil wir uns damit selbst in das Fleisch schneiden wo es am empfindlichsten ist. Aber politisch läßt sich darüber noch lange nicht reden

, weil man dann plötzlich zur Einsicht kommen würde, daß es in Europa eine ganze Reihe von Staaten gibt, die wirtschaftlich überhaupt keine Existenzberechtigung haben und nur von den Zollmaueru sich zum größten Teile erhalten.. Was dann? So weit ist man in Europa noch lange nicht, daß man daran ginge eine Staatenunion zu bilden, um der Bevöl kerung das Leben zu erleichtern und wirtschaftlich stark zu werden, was so lange diese Abschließungen bestehen, aussichtslos ist. Diese politischen Zu sammenhänge werden Hwar

schüchtern angedeutet, aber durchgeführt — jeder wird sich hüten den Anfang machen zu wollen, weil keiner sich die Feindschaft der andern zuziehen will. Wir in Europa haben den Schritt der Zeit am wenigsten in der Welt gemerkt, wir leben immer noch im Wyhne, daß Europa die Herrschaft der Welt inne hat, die es schon lange nicht mehr besitzt und die es seit dem letzten Kriege endgiltig verloren hat. Ueberall hört man die Worte, die Washington zum ersten Male für Amerika geprägt hat: „Amerika

hat der Reichsrat eine Erhöhung der Milch- und Mol kereiprodukte nicht bewilligt, welche Bayern gefor dert hatte. Diese Teilinteressen aus dem Gebiete der Wirt schast, vor allem auf dem Gebiete der Zollpolitik müssen verschwinden, soll sich die Wirtschaftspolitik dem einen großen Ziele anpassen, das man heute muß trachten zu erreichen, ein einheitliches Wirt schaftsgebiet zu schaffen für Europa und dann für die Welt, im ganzen bessere Bedingungen herzu stellen, damit man nicht innerhalb der eigenen Mauern

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 28.05.1926
Umfang: 8
der Politik und der Weltlage Au machen. Es sind einige bemerkenswerte Artikel m den Psingstblättern gewesen. So vor allein in der Pfingstnummer der »Neuen freien Presse' der Leitartikel von Josef Caillaux, dem bekannten französischen ehemaligen (und wieder kommenden) Finanzminister über die Notwendigkeit der euro päischen Wirtschaftspolitik. Caillaux stützt sich hie be! auf die Ansicht des bekannten italienischen Wirtschaftspolitikers Luzzatti und stellt die Be hauptung auf, daß es in Europa nur zwei Mög

, der in den Schuldenverhandlungen mit den verschiedenen europäischen Staaten eine große Rolle spielte. Mellon sagt, daß Amerika aus zweier lei Gründen Ursache habe, ein wirtschaftlich starkes Europa zu wünschen. Einmal aus dem Grunde, weil Europa ja der beste amerikanische Absatzmarkt sei und dann weil Europa infolge der vielen An leihen, die in Amerika augenblicklich zirkulieren, der größte Schuldner Amerikas sei. Aus diesen beiden Gründen sei es unerläßlich für Amerika, daß Europa wirtschaftlich stark sei. Aus all den Artikeln, mögen

sie nun aus den reichsdeutschen Blättern oder den österreichischen, mögen sie aus den englischen oder auch aus den italienischen sein, liest man als Endresultat immer Wiederdaseine: Die Unsicherheit, die heute noch über Europa lagert und den tiefen Wunsch, daß diese Unsicherheit endlich einmal beendet werde durch gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Hilfe. » -i- In der Theorie der Leitartikel liest sich das schön und man begreift es auch. Sobald man aber die ersten allgemeinen Seiten überschlägt

die teilweise Mobilisierung angeordnet ist und in Rußland Truppeuverschieb ungen sind, während die Lage in England durch aus nicht zur Stimmung einer Abrüstungskon serenz beitragen kann. Nichts destoweniger würde auch, wenn diese äußeren Umstände nicht gewesen wären, die Abrüstungskonferenz nicht so geworden sein, wie man etwa sich geträumt. Man braucht ja nur die amerikanische Mariueetats-Ziffern zu lesen, um zu sehen, wie die Sache steht. Daß man in Europa dann natürlich auch mit ähnlichen (im Verhältnis

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 01.01.1926
Umfang: 8
einer der interessantesten Persönlichkeiten nicht nnr Frankreichs, sondern der Diplomatie überhaupt. Der bekannte Journalist und heutige Chefredakteur des „Matin' Jules Sauerwein hat neulich in einein längeren Artikel das Bild Briands zu zeichnen versucht. Er wies daraufhin, daß Briand schon in den Tagen der Konferenz von Cannes im Jahre 1922 den Plan eines allge meinen europäischen Sicherheitspaktes in Europa durchsetzen wollte, leider aber von Millerand uud Poincare nicht verstanden wurde und so zurück treten mußte

. Auf Briand folgte damals Poin care und nicht lange darauf die Ruhrbesetzung. Briand hat Frankreichs Aufgabe nicht als Einzel aufgabe in Europa betrachtet, sondern als Teil im großen Problem Europa wieder zum Frieden zu verhelfen. Man wird verstehen, daß Briand nicht gar so beliebt bei den Rechtsparteien in Frankreich ist, wenn man seine Ansichten über ihre Politik kennt. Darüber schreibt Sauerwein in seinem Artikel: „Briand sagte mir neulich, als er von Locarno zurückkam: Unsere Nationalisten

„Schweinehändler' zu behandeln, weil sie wagen, das Geld von uns zurückzuverlangen, das sie uns liehen'. So schreibt Sauerwein über Briands Ansichten der Politik der französischen Nationalisten. Man wird ver stehen, warum man in Europa unter Poincares Glorie zu keinem ruhigen Weihnachten kommen konnte. Die Worte Briands, die er in London sprach, bilden den Leitspruch seiner ganzen Poli» tik: „Unsere Völker haben auf den Schlachtfel dern mit dem gleichen Heroismus gegeneinander gekämpft; ist nicht die Zeit

auf die englische Politik zum Großteil ein, so daß für Europa eigentlich nur mehr das Not wendigste übrig bleibt. Daher hat England auch die Idee eines allgemeinen Sicherheitspaktes nur zu gern ergriffen und Chamberlain hat es verstanden in taktvoller Weise die Führung zu übernehmen. Vielleicht einer nicht der allerbesten, wohl aber der gewandtesten Politiker und einer der taktvollsten, der es verstanden hat über die Gegensätze und die Schwierigkeiten zwischeu Franzosen und Deutschen hinweg zu helfen

und zu ebnen. Englands Ver dienst um Locarno ist groß, aber sein Nutzen ist nicht minder. Denn man hat es heute in Europa ganz gut verstanden, daß die Zeit nicht allzu ferne ist, wo Europa nicht mehr die führende Bedeut ung in der Welt haben wird, wie bisher die Jahr hunderte. Dann heißt es eben europäische Politik treiben und nicht mehr französische oder englische oder deutsche. Man könnte Chamberlain als den Typus eines solchen Diplomaten nennen, der euro päische Politik leiten könnte und wohl

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Seite 1 von 8
Datum: 12.08.1927
Umfang: 8
. Tatsache ist, daß durch den Verzicht Coolig- des auf eine Kandidatur der Wahlkampf heftiger als je sein wird. Denn man steht vor ganz neuen Dingen und wahrscheinlich vor einer Aenderung des gegenwärtigen Kurses in Amerika. Daß dies auch für Europa unstreitig sehr großes Interesse hat, braucht weiter wohl nicht näher ausgeführt zu werden. Coolidge stand auf dem absoluten Stand punkte sich nicht in europäische Angelegenheiten ein mischen und viel hat auch das beigetragen, daß wir heute in Europa

ein politisches Chaos ersten Ranges haben. Hätte Amerika sich auch weiter hin beteiligt, dann wäre vielleicht die Sache anders gegangen. Man weiß, daß-in Amerika eine Rich tung existiert, welche die Politik Coolidges „Fern, von Europa' für falsch hielt, auch aus dem einen Grunde, weil die wirtschaftliche Lage durch die politischen Wirren verschlechtert werde. An der Spitze dieser Richtung steht der bekannte Senator Voran. Wenn diese Richtung sich durchzusetzen vermag, dann dürfte in der Politik vielleicht

. Der italienische und der ägyptische König haben nach dem zweiten Akte das Theater verlassen. Mit dieser Galavor stellung endigte der offizielle Besuch S. M. Königs Fuad in Rom. Am 6. früh hat S. M. der König von Aegypten den Quirinal verlassen und seinen Wohnsitz als Privatperson im Hotel Excelsior auf geschlagen. S. E. Turati ist vom König Fuad der ägyptische Nilsorden verliehen worden. Am 5. ds. trat der Ministerrat zur letzten Sitz ung dieser Session zusammen. Es wurde beschlossen, im Haushaltsjahr 1927

wird vom 15. August bis zum 15. Oktober 1927 in Rom stattfinden. König Fuad empfing am 7. ds. um 11 Uhr vormittags die päpstlichen Hofwürdenträger im Hotel Excelsior, die ihn in den Vatikan begleiteten. Der Hl. Vater empfing ihn im kleinen Thronsaal und unterhielt sich durch 20 Minuten mit ihm. Danach stattete Fuad dem Kardinalsekretär Ga- sparri einen kurzen Besuch ab, der von diesem und Möns. Pizzardo bald darauf im Excelsior erwidert wurde. Abends gab Fuad im Excelsior zu Ehren der päpstlichen Würdenträger

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Seite 1 von 8
Datum: 04.06.1926
Umfang: 8
und schließlich von enthusiastischen Ak klamationen gekrönt wurde. Um halb 6 Uhr wurde mit Auto Trento verlassen und um 7 Uhr abends traf Se. Exzellenz im festlich beflaggten Bolzano ein. (In Egna wurde angehalten und der Minister von der Volksmenge mit Jubel empfangen. Neun Musikkapellen hatten sich zum Empfange eingefun den.) Se. Exzellenz, welcher sich in Begleitung des Präfekten von Trento Guadagnini befand, besuchte nach kurzer Ruhepause im Hotel Bristol das Rat haus und die Unterpräfektnr

der Minister an das versammelte Volk vom Balkon aus eine Ansprache und sagte: „Der Minister des Königs, der Innen minister der faschistischen Regierung, überbringt Euch Bürgern von Bolzano den treuen Gruß unseres Duce, des Führers des uenen Italiens, und seine Wünsche für Euer Glück.' Abends fand im Hotel Bristol ein Festbankett statt. Mon tag 3l. Mai wurde die Pfarrkirche, der Sportplatz, die Königin Helenschule und Kaserne besichtiget und hierauf nach Merano weiter gefahren, wo ebenfalls

wieder ein festlicher Empfang stattfand. Se. Ex zellenz stieg im Hotel Meranerhos ab, nahm so dann die Vorstellungen entgegen und besuchte Nachmittag die Etschwerke und das Spital. Se. Exzellenz wohnte auch der Weihe der Fahne des Neserveoffiziersverbandes bei. Abends 9 Uhr war dann Festbankett im schön geschmückten Kurhaussaal, welches gegen 12 Uhr beendet wurde. Dienstag am 1. Juni um halb 9 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Bressanone. Um halb 11 Uhr wurden die Arbeiten für die elektrischen Kraftwerke bei Chiusa

besichtiget und um '/.IL Uhr langte der Herr Minister im festlich beflaggten Bressanone ein, wo selben wieder ein festlicher Empfang be reitet wurde. Der Herr Minister begab sich in das Hotel „Exelsior' wo ein Festzug mit neun Musikkapellen vorbei defilierte. Nach der Vorstell ung der Behörden und Amtsbürgermeister des Bezirkes Bressanone und Brunico im Municipium fand im Hotel „Exelsior' ein Festbankett zu 40 Gedecken statt, worauf Se. Exzellenz dem hoch- würdigsten Herrn Fürstbischof in der Hofburg

nach links. Pilsudski, der Kandidat der Linksparteien hat die Revolution gegen die rechts radikale Regierung Wito gerichtet. Beide Revo lutionen werden durch das Militär getragen und gestützt, sowohl in Polen als auch in Portugal. Und dazwischen liegt Europa mit seinen ungezählten Parteien zwischen Rechts und Links in jedem Lande. Alle neigen entweder auf die eine oder die andere Seite und jeder möchte am liebsten heute Revolu tion machen, wenn es ginge, um seiner Ansicht zum Siege zu verhelfen

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Seite 4 von 12
Datum: 14.11.1924
Umfang: 12
und Amerika haben beide zusammen rund 40 Milliarden Gold- franken als Darlehen an Frankreich gewährt Lafollette 13 Stimmen. General Davis wurde zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. — Der neue amerikanische Senat setzt sich aus 43 Demokraten. 48 Republik«, nern und 4 Progresststen zusammen. — Außenpolitisch bedeutet die Wiederwahl des Präfidenten Coolidge. daß das amerikanische Volk auch heute noch jede Einmischung in europäische Angelegenheiten ablehnt. Coolidge wird Europa gegenüber sogar

noch zurück- haltender sein, weil er es nun nicht mehr für notwendig zu hallen braucht, für deutsche Stimmen zu werben. — Der Senator von Idaho William E. Borah äußerte sich einem Pressevertreter gegenüber über die Bedeutung der erfolzten Präsidentenwahl u. a. wie folgt: .Meiner Anficht nach deckt sich der Standpunkt Coolidges, daß man Europa helfen soll, ohne die Vereinigten Staaten mit politischen Ver pflichtungen und Bündnissen zu belasten, voll ständig mit dem Standpunkt des amerikani schen Volkes

. Das amerikanische Volk ist bereit. Europa zu helfen. Europa muß stch aber stets den unwiderruslichen Entschluß der Amerikaner vor Augen halten, keine politischen Bindungen einzugehen, die zur Bündnisver pflichtung führen könnten. Je früher Europa in dieser Erkenntnis seine Polittk dem ame rikanischen Standpunkt anpaßt, desto besser werden alle Beteiligten dabei fahren.' Ter Wgulrieg in Nim. Fengyuhfiang hat nach schwachem Wider stande der Kavallerie den Zentralbahnhof be. setzt, um einen Zug

. Beide Länder, England wie Amerika be finden sich daher, als Gläubiger, in der pein lichen Lage, einen zahlungsunwilligen Schuld, ner gegenüber zustehen, der zwar angeblich kein Geld besitzt, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und auch nicht die geringste Miene macht, überhaupt konkrete Zahlungs- anträge zu stellen, dagegen aber eine Riesen- armee unterhält und obendrein sich noch Söldnertruppen in ganz Europa zusammen dingt. Für England und Amerika, welche über keine Armee verfügen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 05.03.1926
Umfang: 8
die Auf merksamkeit wieder auf die politische Bewegung in Mitteleuropa lenken, das eine ist der Abschluß des Handelsvertrages resp. des Tarifabkommens zum Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Un garn und der Tschechoslowakei einerseits und der Tschechoslowakei und Oesterreich andererseits. Diese teilweise schon abgeschlossenen Verhandlungen und teilweise erst beginnenden zeigen deutlicher als alle politische Abkommen und Konventionen zu sammen, wo Europa krank ist und was ihm fehlt. Werner von Siemens

hat in seinen „Lebenserinner ungen' einen schönen Satz geschrieben. Er spricht darin von den Zollschranken in Europa, die ein Aufleben jeglicher intensiver Wirtschaft unmöglich machen. Will Europa an eine Zukunft denken, so muß zuerst an die Beseitigung dieser Zoll schranken geschritten werden, die einen Wahnsinn der heutigen Zeit in höchster Form darstellen, auf dessen Kosten in Europa die besten Kräfte ver braucht werden und die andern Erdteile sich den Nutzen holen. Ist es nicht ein Wahnsinn, daß eine Ware

zwischen der Tschechoslowakei und Ungarn, der demnächst erfolgen soll. Das ist die Erklärung auf die rätselhaften Anspielungen, die der tschechische Außenminister Dr. Benesch in seiner Parlamentsrede anläßlich seiner Erwiderung auf die Interpellation in der Frankenfälscheraffäre gemacht hat. Diese Verhandlungen für die Handelsverträge werfen auch auf die Politik ein Licht. Notge drungen wird man zur Einsicht kommen müssen, daß es für ganz Europa sowohl als auch für die einzelnen Staaten und insbesondere für die Staaten

die auf dem Boden der ehemaligen Monarchie ent standen sind, nicht gut ist, einen Feuerherd zu schüren, der vom eigenen Leben genährt werden muß, damit er erhalten werden kann. Jeder dieser Kämpfe kostet eigene Kraft, die nicht mehr zurück zugewinnen sein wird. Und es wird nicht allzu lange dauern, daß man in Europa diese Kräfte bitter vermissen wird. Es hat keinen Sinn, sich in Vermutungen einzulassen, die in der Zukunft liegen. Die Gegenwart hat so viel des Lehr reichen, daß man daran genug

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 30.04.1926
Umfang: 8
, ist nun in Berlin unterzeichnet worden. Der deutsch-russi- sche Vertrag ist nichts anderes als ein Freund schaftsvertrag. Sowohl London als Paris und Rom sind vom Inhalte des Vertrages verständigt worden. Dennoch hat der tschechische Außenminister Dr. Be nesch sich dabei eine Blamage in den Völkerbund die Wege ebnen soll. Und es kann für das ganze Europa nur ein Vorteil sein, wenn in Mitteleuropa ein starkes Reich ist, das den Westen und Osten zusammenhält. * 5 Man befaßt sich in der Presse immer

anzuerkennen uud möchte es gerade zu gerne unter Vormundschaft stellen. Politisch besehen bildet dieser Vertrag sür Europa eher einen großen Nutzen denn einen Schaden, da er ein weiterer Versuch ist, die Brücke zwischen dem Osten und Westen Europas zu bauen und die heute noch fast unüberbrückbaren Gegensätze auf dem Wege über Deutschland auszugleichen und zu mildern. Deutschland strebt gute Beziehungen zu beiden Seiten an, sowohl mit dem Osten als auch mit dem Westen. Mit Osten soll eben dieser Ver trag

aller gegen seitigen Freundschaftsbrzeugungen, läßt einen rich tigen Geist der Versöhnung nicht auskommen. Da bei fällt noch die neue Situation in Persien ziem lich schwer in die Wagschale, denn es unterliegt gar keinen Zweifel, daß die Türkei von Persien eine große Unterstützung erhalten würde, wenn die beiden Länder sich über diese Punkte geeinigt haben. Die Wetterwolken am kleinasiatischen Himmel sind für Europa bedenklicher, als man anzunehmen willens scheint. Denn, wenn es den Asiaten ge lingen

sollte, tatsächlich die Oberhand zu gewinnen, dann würde dieser erste Erfolg der Beginn wahr scheinlich sein zum großen Abschnitt der Weltge schichte zum Kampfe der Erdteile untereinander und nicht mehr Kampf der einzelnen Nationen und Reiche in Europa. Man vergißt in Europa ganz, daß die Stellung Europas in der Welt durch den letzten Krieg sich ganz bedeutend ver schlechtert hat, weil die anderen Völker wissen, daß Europa heute nichts mehr anderes als ein kleiner Erdteil von schwachen Staaten

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 19.06.1925
Umfang: 8
in Marokko einerseits und die Unruhen in China andererseits, sind Brandherde, die einigermaßen im richtigen Zusammenhange betrachtet, mit Europa im Zusammenhang stehen und beide fast dieselben Ziele haben. Während in China es hauptsächlich Rußland ist, das sich einmischt und es wahrscheinlich Japan sein wird, das den Gewinn einsteckt, sind die Dinge in Marokko verhältnismäßig anders. Es ist zum Staunen, daß dort zwei Großmächte mit ein paar Tausend Kabilen nia>t fertig werden, trotz aller Kriegskunst nnd

trotz aller Mittel, die man anwendet.- Der Führer der Kabilen, Abd el Krim, versteht es immer wieder sich bemerkbar zu machen und den Europäern eine empfindliche Schlappe nach der andern beizubringen. Den Europäern. Das ist das Lösungswort in beiden Kämpfen sowohl in Marokko als in China. Und das wird das Losungswort sein, bald auch irgendwo anders! Man spürt es^ in den andern Teilen der Welt, daß Europa heute eine große Komödie geworden ist, die nichts mehr zu sagen hat, als daß sie im Grunde

genommen lächerlich wirkt. Europa ist heute in der Welt die große Null. Noch nicht nach außen, weil der Schein zum größten Teile ja noch gewahrt ist. Wenn ein mal aber die erste Aktion, die unter dem Titel „Gegen die Europäer' läuft, gewonnen ist, dann wird es nicht mehr lange dauern und die Herr lichkeit Europas geht zu Ende. Dann verschlägt es wirklich nicht mehr, ob die deutsche Westgrenze am Rheine laust oder rechts oder links davon. Denn dann ist Europa das geworden, was es durch den Frieden

und den Völkerbund wird: zum Balkan der Welt. Diese Sicherheitssorgen indessen haben momen tan wenig Wert in Europa, weil man ja bekannt lich den Balken im eigenen Auge ja nie sieht, sondern nur die Splitter. Man darf wirklich be gierig sein auf den Ausgang der beiden Aktionen in Marokko und in China. Denn wenn auch nur eine der beiden Aktionen gelingt, dann ist Europa in der Welt erledigt und die Zeit der europäi schen Weltherrschast hat ihr Ende gefunden. Man wird über alle diese Sicherheitssorgen ein mal

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Seite 1 von 8
Datum: 16.10.1925
Umfang: 8
in Europa nie abgegangen, weder in London, wo sich der Reichsministcr Simons noch alle Grobheiten gefallen lassen mußte, noch auch in Genua, wo die Deutschen auch nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Endlich hat man diese Zweiteilung der Mensch heit in Europa fallen gelassen und sich einmal zu sammen an einen Tisch gesetzt und sich unterhalten, wie es denn eigentlich wäre, wenn man in Europa anfinge, etwas gemütlicher zu werde» uud sich nicht wie Hund und Katze gegenüber stünde. Es ist schön

allein deswegen erklungen ist, weil man gern einmal den Friedensengel spielen möchte. Wenn man ein wenig zurückgeht, so wird mau für diese Konferenz ganz andere Gründe finden, die sogar aus sehr realer Basis fußen und die man eben anstands halber hinter diesen moralischen Motiven versteckt. Diese Gründe auszuspüren wäre gar nicht so schwer. Sie liegen alle in der einen Erkenntnis, daß diese Jahre 1919 bis 1925 die Welt um Hunderte von Jahren zurückgeworfen haben und die Kräfte von Europa

um Milliarden von Gold geschwächt, die man besser anders angewendet hätte. Sie liegen in der Erkenntnis, welchen ungeheuren Fehler man gemacht hat, daß man den Krieg über Europa hinausgetragen und Truppen kämpfen ließ, die man besser in Afrika und Asien gelassen hätte. Es ist die alte Weisheit, die der alte Goethe in einem Vers ausgedrückt hat: Die ich rief die Geister. Darin liegt der Grund, warum man in Europa endlich einen Frieden haben möchte, weil man die Hände anderwärts rühren möchte

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Seite 1 von 12
Datum: 15.08.1924
Umfang: 12
Aufsatz unter der Überschrift „Ist Europa tot?' Er führt darin einige Tatsachen aus, welche sich vornehmlich auf die Kultur beziehen, kommt abet an der Politik nicht ganz vorbei und sagt darüber: „Ts ist eine seltsame Er scheinung. Völker und Nationen werden alt. genau so wie Menschen. Ts ist unser Los geworden, die Zeugen und Zeitgenossen der großen europäischen Ermüdung, der großen europäischen Finsternis zu sein. Wie zu unsern Tagen hatte England sür einen Zeitraum von fast tausend Iahren

George, erkennen heute, daß der Friede nichts anderes ist, als eine müde Fortsetzung des Krieges und daß das Europa nicht aushält. Während Europa so an sich selber verblutet, untergräbt es sich den Boden unter den eigenen Füßen und wenn es sich einmal gegen einen gemeinsamen auswärtigen Feind zu wehren haben wird, dann wird die große Erkenntnis auftauchen, daß die beste Kraft in den Iahren nach dem großen Kriege verloren ging. Die Lebensfähigkeit eines Volkes hängt nicht so sehr von seiner momentanen

- ungssaale eingeschlossen. Erst am dritten Tage gelang es endlich ein einstimmiges Urteil zu fällen. Als die Geschworenen nach Kause kamen, erzählte einer von ihnen: «Ich wäre wahrscheinlich schon früher gekommen, aber da waren neun Querköpfe die auf keinen Fall nachgeben wollten. So erscheint denn auch ganz Europa als eine Schar von Querköpfen, und nur Frankreich ist der gescheite Mann.' Die Lebensfähigkeit von Europa wird letz ten Endes dann entschieden werden, wenn die erste Probe dahin abgelegt

ist. daß sich Europa noch stark genug fühlt gegen FrankreichWch zu wehren und sich nicht auf einen Weg zwin gen zu lassen, der unbehindert zum Verderben führen muß. Or. (5. Wien. Die „Militärzeitung' veröffentlicht eine Ver ordnung des Kriegsministers, wonachmitl. Sep tember die Entlassung der Soldaten des Jahr ganges 1903 zu beginnen und am 19. Sep tember beendigt zu sein hat. .II Mondo' meldet, daß das Verkehrsministerium^alle Vor bereitungen sür die Uebertragung des Telephon betriebes an die Prioatindustrie

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Seite 1 von 12
Datum: 26.05.1922
Umfang: 12
und Rußland. Amerika war offiziell weder an der Kon ferenz von Genua beteiligt und wird voraus sichtlich auch nicht im Haag vertreten sein. Es hat aber mehr Arbeit geleistet als die Ententestaaten. Amerika hat in Genua — man könnte fast sagen — wirklich Europa entdeckt und ein Amerikaner hak die Worte gesprochen: „Bleiben die Reparationssorderungen unge-- ändert, so ist der wirtschaftliche Zusammenbruch Deutschlands unausweichlich'. Darüber sind sich heute alle Staaten einig, daß mit Deutschland Europa

auseinanderführen und nicht zusammen, trotz des scheinbaren Gegenteils. Frankreich ist ein guter diplomatischer Spieler, der es ver steht die Schwächen Englands im Orient aus zunützen und durch scheinbare Zugeständnisse im Orient sich freie Bahn in Europa zu ver schaffen. Das ist ihm auch gelungen bis aus Genua. Dort treten uns die zwei Mächte ent gegen. die das Schlußwort sprechen: Amerika, der Gläubiger und Rußland, ohne das Europa wirtschaftlich zu Grunde geht. Amerika mischt sich anscheinend

nicht in die europäischen Ver hältnisse. obwohl es mehr Anteil daran nimmt als alle anderen Staaten. Amerika ist der kühl berechnende Geschäftsmann, der aus den Augenblick wartet, wo er die Führung an sich reißt und Europa zu dem macht, was es eigen!« lich schon ist: zu einem Interessengebiet Ame rikas. Daher greift es heule noch nicht ein. weil dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. aber daß er nicht mehr ferne ist, beweist die gespannte Aufmerksamkeit, die man in Washing ton den Ereignissen in Europa widmet. Ruß

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Seite 1 von 12
Datum: 01.06.1923
Umfang: 12
ganzjährig l. S0.—, halojähng l. 10.—. vierteljährig L. b.—. Durch Erzeugungskosten bedingte Preiserhöhung vorbehalten. Anzeige« aller Art finden die lohnendste Verbreitung u. wird die einspaltige Petitzeile mit 40 Cent, berechnet. Bestellung« zu richten an die Buchdruckerei h. Mahl. Bruneck. Rr. 22 Bruneck. Freitag, de« 1. Juni 1923 Zll5 neue ßurm. Fnnsbrutk, 28. Mai 1923. In einem Zyklus von Vorträgen entwarfen letzte Woche deutsche Kochschulprofessoren und Parlamentarier ein Bild vom neuen Europa

. Wir geben den politischen Teil derselben hier in kurzen Ilmrissen wieder, da er ein anschau liches Bild vom neuen Europa und dessen Grundlage bietet. I. Das neue Europa in politischer Kinsicht baut sich auf in letzter Linie auf den Boden, den die Friedensverträge des Jahres 1919 ge schaffen haben. Mit roher Gewalt wurde da mals in Versailles Gebiete zerrissen und Völ ker auseinandergerissen. Nicht der Diplomat und nicht der Wirtschaftler schrieb diese Doku mente. welche ihresgleichen in der Weltge

, weil Mitteleuropa dadurch zer stört wurde. Nur unter dem Eindrucke des Sieges oder vielleicht besser gesagt des Zu sammenbruches der Gegner und nur im blin den Rausch eines kaum mehr erhofften Sieges, konnte Frankreich so die Macht an sich reißen. England war zu viel mit Indien beschäftigt, als daß es für Europa das nötige Interesse hätte aufbringen können, Italien hatte weniger für Deutschland als für Oesterreich Interesse und ließ den Franzosen ohne weitere Ileber legung freie Land und die andern Staaten

Frankreichs, welche nur auf den Augenblick warten, ihren Zweck zu erfüllen, nämlich ihre Waffen gegen Deutschland zurichten. Sie findet aber ihren Ausdruck auch darin, daß eine Teilung der Interessen wenigstens scheinbar vorgenommen wurde: Frankreich soll Lerr von Europa sein, England in Asten freie Sand haben. Äier sedoch zeigen sich die ersten Schattenseiten der Verträge: weder Italien noch England können den französischen Plänen restlos zu stimmen, und Frankreich verliert Asten nicht aus den Augen

gesetzt. Wer aber soll die Erbschaft antreten und wie soll sie verteilt werden? Das ist der wunde Punkt des Versailler Vertrages über den sich die Mächte streiten und der auch heute noch die größte Rolle in der Politik spielt. Deutschland und die Donau monarchie bildeten das Zünglein an der Wage des europäischen Gleichgewichtes, nun da es kein Gleichgewicht mehr gibt, wie sollen die Mächte selbst sich ausgleichen? Die erste der großen Fragen in der Gestal tung des neuen Europa

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Seite 5 von 8
Datum: 19.08.1927
Umfang: 8
Nr. 33 Pußertoler Boke'. Freitag. 19. August 1927 Seite S Strecken bis 600 Kilometer und IL Tage für mehr als 600 Kilometer. — Die deutsche» Ozeanflleger ge startet. — Der Flug aufgegeben. Am 14. August um 20 Uhr erfolgte in Deflau der Start der beiden Ozeanflieger auf der .Bremen' und der .Europa'. Aus dem Flugplatze hatte fich eine unübersehbare Menschenmenge eingefunden, die mit gespannter Aufmerksamkeit die letzten Vor« bereilungen zum Start verfolgte. Kurz nachdem die Nachricht

von dem Start bekannt geworden war. verfiel die vieltausendköpfige Wenge in einen beispiellosen Freudentaumel, der derart stürmische Formen annahm, daß die Polizei alle Mühe hatte, den Sturm der Menge auf die Startbahn zu verhindern. Das Flugzeug .Europa' war von Ristics und Edzard, die.Bremen' von Laupt- mann Koehl und Pilot Loose gelenkt. Der Start erfolgte sicher und rasch. Ueber Braunschweig und Lannover erreichten die Apparate die Nord« see. Kurz vor Mitternacht wurde durch Funk« spruch verlautbart

, daß die .Europa' den projek tierten Ozeanflug für diesmal aufgeben müsse. Nachdem Pilot Risticz eine halbe Stunde über der Oordsee gekreist war. konstatierte er einen Motordefekt. der ihn veranlagte, nach Bremen zurückzusteuern. Gegen 10 Uhr abends landete er auf dem Flugplätze in Bremen, wo das Flug zeug beim Landen stark beschädigt wurde. Die .Bremen' kreuzte noch etwas länger über der stürmischen Nordsee, sab fich aber dann infolge des Wetters auch zur Rückkehr gezwungen und landete wohlbehalten

wieder in Dessau. Der Apparat .Europa' wird sofort wieder in Stand gesetzt werden, so datz bei besserem Wetter der Ozeanflug neuerlich versucht werden kann. Nach einem Kabeltelegramm aus Newyork spricht die ganze Newyorker Presse einmütig ihr Bedauern über das Mißlingen des deutschen Ozeanfluges aus. Ueberall herrschte grobes Bedauern über das Aufgeben des Fluges, doch gibt man zu. daß bei dem schlechten Wetter, das von der Nord« see bis an die amerikanische Küste wütete, der Ueberflug ein Unfinn gewesen wäre

. — Der Nürnberger Rechtsanwalt und Flieger Doktor F. Zilcher beabsichtigt im Lerbst d. Is. mit einem, eventuell zwei deutschen Leichtflugzeugen einen Europa-Rundflug zu unternehmen. Die ganze Reise soll in zwei Monaten mit 26 Flugtagen durchgeführt werden. — In diesen Tagen wird auf einen Zwergmonoplan .Tignola' ein Raid von London nach Kapstadt ausgeführt werden. — Die Ruinen des Iufiizpalastes in Wien find zum Wiederaufbau geeignet. Der Iustizpalast wird in seiner ursprünglichen Gestalt wieder aus gebaut

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