zum Austrage gebracht und damit die Wahlreform nach allem menschlichen Ermessen gesichert. Noch im letzten Moment hatte derselben Gefahr gedroht^ Die Deutschböhmen waren mit Forderungen gekommen, die einfach unannehmbar waren und sie verlangten, daß sich alle anderen Deutschen ihren Fordemngen anschließen sollten. Sie schienen eine Politik einschlagen zu wollen, die zuletzt hätte dazu führen müssen, daß ihr eigener Vertrauensmann, Landsmann minister Prade, genötigt gewesen wäre, zu demissionieren
. Im letzten Augenblick kam es doch noch zu einem Kompromiß; aber das ist nicht das Verdienst der Deutsch böhmen, sondern das des Ministerpräsi denten, verwirklich bei allen diesen Ver handlungen eine Geduld wie sieben Heilige entwickelt hat, und das Verdienst der Deutschen aus Wien und den Alpen- Provinzen, die zuletzt doch ziemlich klar zu verstehen gaben, daß die deutsche Ge- meinbürgschast doch nicht darin bestehen könne, daß immer alles geschieht, was die Deutschböhmen
wollen, und daß die anderen Deutschen immer genau so stimmen müssen, wie die Deutschböhmen es gerade brauchen. Ende gut, alles gut. Die Wahlreform ist gesichert und mit ihr das allgemeine Wahlrecht. Was noch Hu erledigen bleibt, wird im Herbst sozusagen spielend fertig gemacht werden können und das Jahr 1906 wird die Einführung des allge meinen Wahlrechts in Oesterreich sehen, das Jahr 1907 wird das erste aus dem allgemeinen Wahlrecht hexvorgegangene österreichische Parlament begrüßen, Das ist ein Sieg des volkstümlichen und frei
heitlichen Gedankens, ein Sieg des ge sunden Menschenverstandes Aber Vorur teile und Leidenschaften. Das allgemeine Wahlrecht wird nicht das tausendjährige Reich Gottes auf Erden schaffen, aber wir zweifeln nicht daran, Daß der neue demokratische Reichsrat beM sein wird, als der alte. Er wird wenAer das leere Stroh der Nationalitätenfragen dreschen, und sich mehr um die wMchastlichen Interessen der Völker kümmern. So dürfen wir denn, wenn nicht alles täuscht, von dem Sieg des allgemeinen Wahl rechts
zur Abstimmung gebracht und diese auch von den Gegnern hingenommen wurde. Nach diesen Beschlüssen wird das Ab geordnetenhaus 516 Abgeordnete zählen. Da von entfallen: 233 auf die Deutschen, 108 auf die Tschechen, 80 auf die Polen, 34 auf die Ruthenen, 37 auf die Südslaven, 19 auf die Italiener und und fünf auf die Rumänen. — Der deutsch-romanische Block von 257 steht dem slavischen mit 259 gegenüber. Von den neuen Mandaten entfallen auf Tirol 3 (2 Deutsche, 1 Italiener). Am IL. September soll der ReichSrat