das „Fr e m- denblatt': In Brünn soll morgen die Entscheidung über eine Frage fallen, die von den Erörterungen über Parlament und Z 14 zurückführt zu dem Ursprung unserer unerquicklichen politischen Ver hältnisse: zu dem nationalen Gegensatze zwischen Deutschen und Czechen. Der vom mährischen Landtage eingesetzte Aus gleichsausschuß wird morgen eine Sitzung abhalten, aber nicht weil etwa der Wunsch bestände, die Aktion auch während der ^ sommerlichen Gluthhitze weiterzuführen, ? sondern weil die Czechen nicht mehr
die Mgeduld meistern können, an hie Deutschen eine Gewissensfrage zu richten, mit deren Beantwortung das Augleichswerk viel leicht eirr vorzeitiges, unnatürliches Ende finden wird. Die Einberufung der Sitz ung wurde vom Club der Hechischen Ab geordneten Mährens gefordert, um, wie eine der Oeffentlichkeit übergebene Re solution besagt, festzustellen, „ob die deutschen Mitglieder im Ausgleichsaus schusse ihre nationalen und politischen Postulate mit dem Pfingstprogramm identi- fiziren^' Aus Sem Ergebnisse
Fahrt hatte, droht so an einer gefährli chen, künstlich aufgerichteten Klippe zu zerschellen. Von den Deutschen wird ver- langt, daß sie sich in aller Form lossa- gen von dem Pfingstprogramm, das sie mitberathen und mitunterfertigt haben! Fühlen die Czechen nicht selbst,' daß fie da den Vertretern des anderen Volks stammes etwas zuviel Selbstverleugnung zumuthen? Glauben fie, die Friedens liebe der Deutschen sei so groß, daß sie diese Belastungsprobe werde aushalten können, oder ist ihr eigenes
Wohlwollen gegenüber der Ausgleichsaktion, ist ihr Interesse an dem Gelingen derselben so gering, daß sie sie leichten Herzens einer Gefährdung aussetzen? Das Pfingst programm behaupten fie, habe den ge schlossenen Pakt vernichtet, es mache ein weiteres Verhandeln mit den Deutschen unmöglich, weil es im diametralen Ge gensatze zur historischen Entwicklung und zur Struktur des österreichischen Staates stehe, weil es die nationale Gleichberech tigung und Gleichwerthigkeit negire. Mner objectiven Prüfung
entgegenkommt und daß es geeignet ist, die Basis von Ver^ Handlungen zur Lösung der sprachlichen Wirren zu bilden. Und wie zur rechten Zeit ist dieser Tage in Prag die Bro schüre eines czechischen Politikers erschie nen, der. auf demselben Standpunkt steht und seine Volksgenossen vor einer schrof fen Abweisung der deutschen Vorschläge warnt. Für den Ausgleichs-Ausschuß kommen ja überdies vornehmlich nur jene Forderungen in Beträcht, die im Pfingstprogramm hinsichtlich der Regelung der nationalen