auch Preußen war entschlossen, die Theiwng Polens nnter jeder Be dingung durchzusetzen Sollte Oesterreich sich zum Vorkampfer der altpolnischen Freiheit aufwerfen, seine Lebenskräste einsetzen für eine verrottete Verfassung, für einen Staat, dessen Form eiue Anomalie in Europa geworden war? Man war auf keinen grcßen Krieg vorgesehen, nnd alle einsichtsvollen Feldherren in Oesterreich erklärten bei den jetzigen Umständen eilten Krieg mit Rußland als das kühnste und ge fährlichste Unternehmen
, auf welches sich Oesterreich einlassen könne '). Maria Theresia liebte den frieden an sich. „Ich schaudere,' sagte sie schon 1767 zum Nuntius, ,,we»n ich bedenke, wie viel Blut während meiner Regierung geflossen ist; nichts als die äußerste Nothwendigkeit kann mich dazu bringen, Ursache zu sein, daß noch ein Tropfen ver gossen wird' Ebensowenig konnte Oesterreich die anderen Mächte so agressiv vorwärts gehen lassen. Seit dem Verlust Schlesiens schien ohnehin sein Einfluß auf die nordischen Verhältnisse geringer
; für seine eigenen Interessen war es hochgefährlich, eine solche Ausdehnung Ruß lands uud Preußens in Polen zu gestatten, ohne durch eine verhältniß- mäßig gleiche Acquisition den anderen Mächten das Gleichgewicht zu halten. Die politische Nothwehr trieb Oesterreich, die Hand zur Thei- lung von Polen zu bieten, als deren Verhinderung unmöglich war. Nach 1771 sprach der Wiener Hof den Wunsch aus, Polen unverletzt zu erhalten. Maria Theresia's Vorschläge dafür stimmten aber weder mit dm Parteien in Polen
noch mit den Zwecken Rußlands und Preußen zusammen. So kam es, daß die drei Höfe über jene Ange legenheit in Verkehr kamen, ohne die Resultate noch klar vor sich zu sehen. Man-erinnerte sich in Oesterreich, daß Theile von Polen, wie Galizien und Lodomerien einst von den ungarischen Königen erobert worden, und erst später an Kasimir den letzten Piasten zurückgekehrt seieu; daß, als die Jagellonen die ungarische Krone übernommen, sie immer geloben mußten, für die Wiedervereinigung dieser Landschaften zu sorgeu