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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 83 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
, so trat dies noch mehr hervor, als der brit- tische Staatsrath Oesterreich mit einer Art lleberlegenheit an die Dienste erinnerte, welche England dem Hanse Oesterreich geleistet. Es schien, als wolle England mit Oesterreich umgehen, wie mit Holland oder Sardinien. Mannigfaltige heterogene Ansichten traten hervor, be sonders als es sich darum handelte, den Erzherzog Joses zum römischen König wählen zu lassen. Der österreichische Hos wurde immer kalter, schweigsamer, zurückhaltender; das englische

Cabinet schroffer, mehr herausfordernd. Baron Wasner, früher Gesandter in Frankreich, jetzt in England und später durch Gras Karl Colloredo, den jüngeren Bru der des Reichsvicekanzlers, ersetzt, erhob lange Vorstellungen. Maria Theresia klagte dem englischen Gesandten Keith über den Ton der eng lischen Staatsschriften. Es war bereits ein Federkrieg daraus gewor den. Der reelle und zunächst liegende Grund, der die Seemächte mit Oesterreich verfeindete, lag in den Verhältnissen der Niederlande

. Der Barrisrevertrag daselbst wurde von Oesterreich immer als eine Fessel der Souveränität über dieses Land angesehen und er war es auch .in der That. Man hatte ihn 1715 nur widerstrebend eingegangen und benützte jede Gelegenheit, sich davon zu befreien. Die freiere Bewe gung aller Majestätsrechte, welche im 18. Jahrhundert überall eintrat, ließ diese Fessel nur noch fühlbarer werden. Die Regierung gedachte deu natürlichen Hilfsquellen des Landes freien Flnß zu gönnen, den inneren Handel der Niederlande zu beleben

. Sie verweigerte die Hilfs gelder für den Unterhalt holländischer Truppen in den Grenzplätzen. England hatte, als es 1713 die Niederlande Oesterreich zusprach , die sen Staat zum Wächter der europäischen Freiheit eingesetzt und die Seemächte erkannten in den Niederlanden immer ein Oesterreich im allgemeinen Interesse anvertrantes Pfand und ihr materielles Interesse forderte, daß der Handel der österreichischen Niederlande unterbunden Wo is. vest. uni. Mar. Tkcr, 6

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 547 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
gegen den preußischen Staat ins Leben getreten, eine andere geworden. Oesterreich betrachtete Preußen als eines der ersten Glieder des euro päischen Systems; es hatte ihm die Hand geboten, um vereint an der Ausgleichung von Streitigkeiten zu arbeiten, welche den Frieden Euro pas zu trüben schienen. Der Bund mit Rußland hatte einige Schwan kungen erlitten, war aber neu besestigt worden. Die historische Alliance mit .England , zu welcher die natürlichen Bedingungen und Interessen beider Länder

immer wieder hindrängten, war noch nicht wieder aufge nommen, so oft es Maria Theresia auch versucht hatte. Das Bündniß mit Frankreich, auf welches gestützt Oesterreich im siebenjährigen Kriege seine alte deutsche Stellung gegenüber Preußen wieder erobern wollte, hatte nicht mehr jene innere Festigkeit, welche ihm die persönlichen Ideen eines Choiseul und Kaunitz gegeben hatten. Als Joseph II. in Rom war, war seine politische Anschauung noch von dieser Verbindung mit den bonrbonischen Hosen

durchdrungen. Die verwandtschaftlichen Bande schienen dieselbe noch fester zu verknüpfen. Man sah die Umänderung im französischen Staatsleben, seit Ludwig XVI. ein tugendhafter liebens würdiger Fürst den Thron bestiegen, als eine Garantie für die Zukunft. Es traten Reformen ein, welche gleich jenen in Oesterreich einen Ueber- gang aus veralteten historischen Zuständen anbahnten. Die Staats männer, welche zu jener Zeit in der Regierung waren, versuchten jedoch die altnationale Politik Frankreichs

wieder zu beleben. Das Bündniß mit Oesterreich war schon durch die letzten Ereignisse in Polen und der Türkei lockerer geworden. Allmälig tauchten im französischen Cabinete die Ideen wieder auf, an allen Punkten Oesterreich entgegenzuwirken, Frankreichs Einfluß auf Deutschland zu befestigen, England von den Cötttinentalstaaten entfernt zu kalten, Preußen in seinen Unternehmun gen zu stützen. Man lernte es in Oesterreich fühlen, daß die Freund schaft Frankreichs meist nur in den dynastischen Familien blieb

, daß je doch Oesterreich und Frankreich in Staatsangelegenheiten auseinander gingen wie in alter Zeit. Das österreichische Cabinet bemühte sich nicht die lockeren Bande wieder fester zu knüpfen; ihr Verhältniß schien von dem großen Gange der Zeiten abhängig. Mit dem aufmerksamsten, ge spanntesten Blicke verfolgte Friedrich II. die politischen Interessen Oester reichs, seit Joseph's Geist und Energie in den Entschlüssen des Cabinets fühlbarer war. Das System des Königs von Preußen nach dem sieben-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 522 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
auch Preußen war entschlossen, die Theiwng Polens nnter jeder Be dingung durchzusetzen Sollte Oesterreich sich zum Vorkampfer der altpolnischen Freiheit aufwerfen, seine Lebenskräste einsetzen für eine verrottete Verfassung, für einen Staat, dessen Form eiue Anomalie in Europa geworden war? Man war auf keinen grcßen Krieg vorgesehen, nnd alle einsichtsvollen Feldherren in Oesterreich erklärten bei den jetzigen Umständen eilten Krieg mit Rußland als das kühnste und ge fährlichste Unternehmen

, auf welches sich Oesterreich einlassen könne '). Maria Theresia liebte den frieden an sich. „Ich schaudere,' sagte sie schon 1767 zum Nuntius, ,,we»n ich bedenke, wie viel Blut während meiner Regierung geflossen ist; nichts als die äußerste Nothwendigkeit kann mich dazu bringen, Ursache zu sein, daß noch ein Tropfen ver gossen wird' Ebensowenig konnte Oesterreich die anderen Mächte so agressiv vorwärts gehen lassen. Seit dem Verlust Schlesiens schien ohnehin sein Einfluß auf die nordischen Verhältnisse geringer

; für seine eigenen Interessen war es hochgefährlich, eine solche Ausdehnung Ruß lands uud Preußens in Polen zu gestatten, ohne durch eine verhältniß- mäßig gleiche Acquisition den anderen Mächten das Gleichgewicht zu halten. Die politische Nothwehr trieb Oesterreich, die Hand zur Thei- lung von Polen zu bieten, als deren Verhinderung unmöglich war. Nach 1771 sprach der Wiener Hof den Wunsch aus, Polen unverletzt zu erhalten. Maria Theresia's Vorschläge dafür stimmten aber weder mit dm Parteien in Polen

noch mit den Zwecken Rußlands und Preußen zusammen. So kam es, daß die drei Höfe über jene Ange legenheit in Verkehr kamen, ohne die Resultate noch klar vor sich zu sehen. Man-erinnerte sich in Oesterreich, daß Theile von Polen, wie Galizien und Lodomerien einst von den ungarischen Königen erobert worden, und erst später an Kasimir den letzten Piasten zurückgekehrt seieu; daß, als die Jagellonen die ungarische Krone übernommen, sie immer geloben mußten, für die Wiedervereinigung dieser Landschaften zu sorgeu

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 75 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
an den Seemächten ein anderes Frankreich zu finden.' Maria ^ Theresia sandte einen ihrer fähigsten Staatsmänner, Graf Rudolf Chstek, fr über Statthalter in Böhmen, Commissär in Genua und Gesandter in München, um mit Baiern Frieden zu schließen. Die Gesandten kamen zu Füße u, einem Städtchen an der Straße von Tirol nach Augsburg zusammen. Dort kam der Friede am 22. April 1745 zu Stande. Die Verhält nisse zwischen Baiern und Oesterreich kamen dadurch auf den Stand vor den Krieg zurück. Oesterreich restituirt

den eroberten Theil von Baiern, nimmt keine Kriegsentschädigung; der Kurfürst erkennt die pragmatische Sanction, entsagt allen Ansprüchen auf Oesterreich, er kennt die böhmische Wahlstiimue der Königin, verspricht seine Stimme bei der Kaiserwahl für den Großherzog und tritt den fünf südlicheu deutschen Kreisen für Oesterreich bei. Der Friede hatte auch eine po litische Bedeutung. Baiern ging nun wieder mit Oesterreich wie in früheren Jahrhunderten und wie es seine Interessen verlangten, in gleicher

politischer Heerstraße. Mit Baiern war Süddeutschland pacifi st. Hessen war neutral, Sachsen Oesterreichs Bundesgenosse. Die Waffenmacht des deutschen Reiches stand wieder Oesterreich zu Gebote. Nach einer Reihe Von Kämpfen hatten die natürlichen Bedingungeu diese nationale Gestaltung wieder in die Höhe gebracht. Nur Preußen stand als Feind da; hier war das Rathsel noch nicht gelöst. In Oester reich hoffte man noch immer, Friedrich II. Schlesien wieder abnehmen zu können. Maria Theresia schienen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 80 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
M. Robinson, von Oesterreich Gras Kaunitz, von Holland Baron Wafsenaer und die Gesandten von Spanien, Modena, Genua. Man schritt zu Particular-Präliminarien wie zu Nymwegen, Ryswik und Utrecht. Oesterreich hatte sich in den letzten Jahren von England zu rückgezogen und seine Macht' mehr nach Italien als in die Niederlande gewendet, weil England und Holland diese aus eigenem Interesse nicht Preis geben dursten; überdies wollte Robinson noch im April 1748 Maria Theresia zum Behufs des Friedens

zu neuen Abtretungen ver mögen. Die Seemächte hatten sich ohnehin von Oesterreick losgelöst; sie schloffen nun in Aachen mit Frankreich zuerst allein ab und zwar mit Stipulationen, welche Oesterreich unmittelbar berührten. Ramitz protestirte zwar dagegen, aber am 31. Mai wurden die Präliminarien angenommen und nachdem man wegen des Rückzugs der Russen ver handelt hatte, wurde am 18. October 1748 der Definitivfriede von Aachen unterzeichnet. Die Paciscenten waren der König von Eng land und der Kurfürst

von Hannover und Maria Theresia einer seits, Frankreich und Spanien anderseits. Alle früheren Friedens.- sch'lüsse vom westphälischen an, soweit ihre positiv völkerrechtlichen Be stimmungen noch aufrecht waren, wurden erneuert, alle Eroberun gen zurückgegeben. Oesterreich trat an Don Philipp von Spa nien Parma und Piacenza ab für ihn und seine Nachkommen; das Heimfallsrecht aus Parma wurde Oesterreich, auf Piacenza Sardinien vorbehalten. Dadurch kam das Haus Bourbon auch nach Oberitalien, die Bestrebungen

vollständig wieder hergestellt. Oesterreich hatte sich als Großmacht be währt und entschied wie früher mit seinem Schwert und seiner Stimme im großen Rath der Völker. Anscheinend trat alles in die früheren Verhältnisse zurück, aber es waren die Keime für ganz neue politische Gestaltungen vorhanden, welche erst durch mannigfache Uebergänge zur

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 535 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
Polens nicht anders als von einer „auffallenden Begebenheit' in Polen. Seine Diplomaten in Petersburg und Konstantinopel sahen über den inneren Verlauf der Dinge viel klarer, aber das Drama war in Polen und in der Türkei rascher abgespielt als man glaubte. Dänemark und Preußen standen in einem eigenen Verhältnisse; sie waren vertrags mäßig gehalten, im Falle einer türkischen Offensive gegen Rußland an diese Macht Kriegssubsidien zu zahlen. Am meisten war bei jenem Streite Oesterreich

durch seine geografiche Lage und durch seine Verträge mit den beiden kriegführen den Mächten betheiligt. Es war eine Zeit in Oesterreich, wo seine Fürsten das gezückte Schwert über den Halbmond hielten, wo die Staats männer, als es sich 1689 um den Frieden handelte, Kaiser Leopold I. rathen konnten, ,.die Grenzen in Griechenland bis Konstantinopel, oder diesseits des Hämus gegen das adriatiche Meer hin auszudehnen''). Es war zumeist englische und französische Vermittlung, welche die wei teren Fortschritte

vor dem Passarowitzer Frieden hemmte und später die Grenzen Oesterreichs in das alte Maß zurückdrängte. Die Politik Oesterreichs war seitdem gegen Osten in Stillstand gekommen; selbst die Handelslinie der Donau war vergessen, seitdem die Handelspolitik eine andere Richtung genommen. Man war in Oesterreich den Türken eben nicht geneigt. Der Wiener Hof kannte den Verfall dieses einst so furchtbaren Staates, die elende Mannschaft, die er in's Feld stellte, die Unwissenheit der Türken in der Kriegskunst. Maria Theresia

be trachtete das Volk der Türken als „bloßes Gesindel.' Aber ebenso wenig sah mair die Fortschritte der Russen gern. Maria Theresia war keine Freundin der Politik der Carin; sie gedachte noch des sieben jährigen Krieges, wo Rußland sie verließ, „ja ich möchte sagen, sprach Maria Theresia, uns die Hälfte abschnitt''). Ihre Abneigung gegen Rußland wuchs von Tag zu Tag. Oesterreich mußte nach seiner natür lichen Stellung den Wunsch hegen, daß der Friede zwischen Rußland und der Türkei hergestellt

werde. Es hatte keine Veranlassung, seine Beziehungen zur Pforre zu lockern, noch der von Rußland gesuchten Verbindung sich anzuschließen. Oesterreich konnte einen ausgezeichneten ') Graf Jörger, StaMatter, in den ..uniersckietliche» Motiven.' ') Raumer's Beiträge. IV. ZW.

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 52 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
Si» Wirklich glaubte man in Frankreich den Zeitpunct gekommen, den alten Rivalen Oesterreich in Europa zu stürzen und sich von dem gefürchteten Nachbar in den Riederlanden befreien zu können. Aber so groß die Macht Frankreichs war, es fehlten die Kräfte sie zu verwenden. Die Schule seiner großen Staatsmänner und Feldherren war ausgestorben. Am Hofe Ludwig's XV. entschieden besonders seit 1737 weniger die Principien der Regierung als die Stimmen der Hofparteien, wo bald die Kriegspartei

die Oberhand gewinnen sollte. Frankreich hatte die Garantie für die pragmatische Sanction und damit für die Monarchie Oesterreich im Wiener Frieden 1735—38 übernommen. Ludwig XV. hatte dem Fürsten Liechtenstein, welcher den Tod des Kaisers anzeigte, geantwortet, daß Frankreich alle seine Verpflichtungen erfüllen werde 'A, auch Floury hatte ähnliche Versicherungen gegeben Aber man hatte in Oesterreich nie getraut. Der österreichische Gesandte in Paris, Ba ron Wasner, ein Diplomat aus Prinz Eugens Schule

fich von selbst,' fügte der Cardinal hiuzu. Uud später klagte Amelot, der Minister des Auswärtigen, der österreichische Hof habe den von Versailles getäuscht, indem er ihn glauben machte, daß die pragmatische Sanction Niemand zu nahe trete, während jetzt jeder Ansprüche mache Man gab sich m- Wien, was Frankreich anbelangte, keinen Täuschungen hin; die Bourbons waren den Lothringen immer grain; nun war Loth ringen in Oesterreich; der jüngere Zweig sollte dem älteren an Rang und Ansehen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 38 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
ss das Deutschland so viele Kaiser gegeben, in Oesterreich seit fünf Jahr hunderten herrschend war, und aus kleinem Fundament Oesterreich zn seinem machtigen Bau erhoben hatte. Er hatte die Monarchie mit 9069 Quadratmeilen übernommen, er hinterließ sie mit 10,075 Quadrat meilen und 20 Millionen Einwohnern. Es war ein starkes festge schlossenes Ganze, aber seine Staatskräfte waren wenig geordnet, seine inneren Zustände sämmtlich in Uebergangen begriffen, die noch nicht ab geschlossen

verknüpft hatten, war seit dem spanischen Erbfolgekriege zerfallen, und die alte Rivalität des Hauses Wittelsbach und Habsburg wieder erwacht. Max Emanuel, derselbe tapfere Kurfürst, der für Oesterreich ill Ungarn den Degen geführt, wurde der eifrigste Bundesgenosse Lud wig XIV. und seine Gesinnung hatte sich auf seinen Sohn Karl Albrecht (1726—1745) vererbt. In Rußland war die Kaiserin Anna gestorben, das Verhältniß zur neuen Thronfolgerin nicht bestimmt. Fünf Monate vor dem Kaiser, im Mai 1740

ohne Helm zum Fenster herausstecken könne. Vorerst begann die Veränderung damit, daß mehrere europäische Mächte versuchten, dell österreichischen Staatsbau zu zertrümmern und dadurch eine neue Ordnung der Dinge in Europa zu schaffen. Sie schienen dazu ermuntert durch den inneren Zustand der Monarchie so wie durch die Verluste, welche Oesterreich in den letzten dreißig Jahren 3-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 543 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
Die isolirte Lage, in welche die Sarin Oesterreich bei den Frie densunterhandlungen gesetzt hatte, wie der rasch abgeschlossene Friede waren nicht geeignet, die Unruhen des Wiener Hoses zu mindern. Thugut hatte den Auftrag, sür dm erbländischen Handel, für die Schiff- fahrt auf der Donau und am schwarzen Meer, für Begünstigung der katholischen Religion Garantien zu erwirken. Aber seit dem Tage in Fokschan beschränkte er seine Thätigkeit bloß auf einen Briefwechsel. Thugut hatte die Zeit

und die Verhältnisse richtig erfaßt; davon' geben seine Berichte Zeugniß. Er war ein vortrefflicher geistreicher Beobachter mit großer politischer Divinati onsgabe; allein für Oesterreich kein energischer Diplomat, Er hielt die Passivität für ein diplomatisches Kunststück; die bloße Erkenntniß der politischen Lage war ihm Zweck und Ziel; sie brachte ihn nicht zum raschen Handeln. Er wußte alles und dieß genügte ihm. Der Friede kam zu überraschend, als Oesterreich kaum das gezogene Schwert wieder in die Scheide

an Vertrauen zu den Mächten. Warum forderten sie nicht die Vermittlung von Oesterreich , England und Holland? jede dieser Mächte hätte ihr zu besseren Bedingungen geholfen, und wir wären Alle zufrieden gewesen. Aber dieses Volk ist zum Untergange bestimmt und ein kleines aber gutes Heer dürfte zu jeder Zeit die Türken aus Europa hinaustreiben.' So wenig man in Wien die Türken bedauerte, so sehr fühlte man den Druck des

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 85 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
8S noch nicht hineingefunden, Preußen als einen ebenbürtigen Genossen in Deutschland und Europa anzuerkennen, und man glaubte, die Ruhe und den Wohlstand des Reiches nur durch Einschränkimg der preußi schen Macht sichern zu können. Das Verhältniß zu Preußen war seit dein Dresdener Frieden immer ein gespanntes. Der Conflict zeigte sich immer in kleinen Streitigkeiten. 1746 drang Preußen darauf, daß Oesterreich die Verbürgung des Dresdeuer Friedens durch das Reich herbeischasse ') ; dagegen

verlangte Oesterreich die Bürgschaft der prag matischen Sanction, welche Friedrich II. nur für die deutschen Länder geleistet hatte, für alle seine Provinzen. In Wien war ein Buch er schienen, worin behauptet war, der Dresdener Friede sei nur erzwun gen und mau könne sich rechtlich von ihm lossagen. Friedrich II. ver langte, daß das Buch verbrannt werde. 1747 schien das beste Ein vernehmen zu herrschen. Die beiden Höfe fanden Gelegenheit, sich ihre Achtung und Freundschaft zu bezeugen. Aber die Ursachen

Hauptgegenstand der Politik, Oesterreich und Preu ßen waren dabei die Hauptmächte und ihre Interessen setzten bald alle Staaten in Bewegung. Da die Frage nicht eine specielle, sondern eine europäische war, so mußte auch die politische Combination, wo durch man Preußen stürzen, oder doch Schlesien wieder entreißen wollte, eine allgemein umfassende sein. Maria Theresia und Kaunitz gingen von diesem Punkte aus.' Die freundlichen Verhältnisse des Wiener Hofes zu Sachsen und Rußland hatten seit dem Aachener Frie

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 262 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
2i»3 Die österreichischen Rechte waren theils Provinzialrechte für Oesterreich, Böhmen oder Schlesien, theils örtliche Rechte für städtische und bäuer liche Gemeindecorporationen; sie waren niedergeschrieben oder beruhten auf Gewohnheiten. Allenthalben standen diese Rechtssatzungen im Ursprung und in ihrer ersten Fortbildung im organischen Znsammenhange mit dem Volk selbst. Das Recht war ein Theil des Volkslebens, entwickelte sich mit dem Volke und durch das Volk. Aber wie die Bildungsstufe

des Volkes fortschreitet, verschiedene Lebensstellungen sich erzeugen, wird auch die auf der Gemeinschaft des Volksbewußtseins beruhende Rechtserzeugung eine andere. In Oesterreich waren die Völker früh zeitig aus jener primitiven Entwickelung herausgetreten; seine Lander standen meist als mannhafte fertige Größen da, als sie in Verbindung kameu; es waren bestimmte Nechtsanschannngen, bestimmte Rechtsin- stitntionm vorhanden. Alemannische, longobardische, sächsische, fränkische Volksrechte berührten

von Culturelementen, socialen und politischen Wandlun gen vergangener Jahrhunderte. Mit jeder großen staatlichen und gesell schaftlichen Entwickelung tritt auch eine neue Rechtsphase ein. Als Oesterreich begann, aus seinen früheren föderativen Formen herauszu treten, wurde die bestehende Rechtsungleichheit für das Volk wie für den Staat fühlbar. Wir finden in der einheimischen RechtSgeschichte ein frühzeitiges Einwirken der Codification auf die Rechtsentwickelung,

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 53 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
von nun an die Plane. Man beschloß nicht im eigenen Namen Krieg an- zukündigen, sondern das System der bewaffneten Intervention zu ver folgen. als Vermittler zwischen Oesterreich und den deutschen Mächten aufzutreten, zuletzt aber Hilfsvölker zu senden. Nur den Durchmarsch der spanischen Truppen lehnte Frankreich vor der Hand ab; es sprach dieser Armee wenig Werth zu. Karl Ludwig Fouquet, Marschall von Belleisle wurde an die deutschen Höfe gesendet, nm gegen Franz Ste phan, Gemahl Maria Theresia's, der zum Kaiser

. Während der Cardinal Fleury noch im Mai 1741 von zweideutigen Friedeusversicherungeu überfloß, gingen die Kriegsrüstungen sort und bereits am 22. Mai 1741 war das Bündniß zu Nymphenburg zwischen Frankreich und Baiern abgeschlossen. Es wurde am 3. Juni ratifieirt und bald traten nach einander Spanien, Kurpfalz, Köln, später Preußen und Sachsen bei. Die offenen Artikel waren nur eine Maske der ge heimen '). Das französische Cabinet hatte den Plan einer formlichen Theilnng von Oesterreich entworfen. Böhmen

, Oesterreich ob der Cnns, Tirol, Vreisgau sollte an Baiern fallen, der Kurfürst von Sachsen soll Mähren und Ob er sch lessen mit dem königlichen Titel erhalten, Nieder schlesien soll an Preußen, die Lombardie an Spanien kommen. Frank reich verlangte nur die österreichischen Niederlande. Maria Theresia ') Schlosser, II. 25.

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 70 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
, ein Graf Kolowrat, ein Bnbna, Martin Michna von Weißenau, dann meh rere Frauen, welche besonders intrignirt hatten, wie die Fürstin Mans- feltz, die Gräfin Kinsky wurden des Landes verwiesen; der Fürst-Erz- dischof Manderscheid wurde vom Hofe und aus ganz Oesterreich ver bannt ; erst nach langen Jahren wurde ihm erlaubt zurückzukehren, be hielt aber einen Coadjutor zur Seite. Die Prager Magistrate, wie der akademische Senat der Universität wurden außer Wirksamkeit ge setzt, mehrere Glieder

der Universität speciell in Untersuchung gezogen. Die vertriebenen Böhmen haben später beim Achmer Kongreß agirt, wie einst die Emigrirten aus der Zeit Ferdinand's II. zu Osnabrück und Münster. Maria Theresia sprach nicht mehr davon. Die Landes- officiere batten nur die Stadt verlassen müssen. Aus ihren Reihen find später einige der ausgezeichnetsten Glieder der Verwaltung her vorgegangen und haben Oesterreich große Dienste geleistet. Als Maria Theresia am 17. April 1743 zur Krönung nach Prag kam, wurde

die Untersuchung vollständig niedergeschlagen. Kaiser Karl VII. kam in immer tiefere Bedrängniß. Man war in Oesterreich nicht abgeneigt, Baiern gleich zu räumen, wem der Kaiser das französische Bündniß aufgeben wollte und wie ein deutscher Kaiser handle. Das österreichische Cabinet war innner für die Verbin dung mit Baieru, um dadurch das freuudliche Verhältnis mit l5,nal.v'

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
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Seite 297 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
wie 1 zu 15 sein. Der Preis des Goldes war aber ohne Kenntniß der europaischen Verhältnisse uud viel zu hoch, jener des Silbers zu niedrig angesetzt, was zur Folge hatte, daß alles Silber auS Oesterreich und Deutschland nach fremden Handelsmärkten, besonders nach Holland floß, wo das Gold zu Silber wie 1 zu 14 stand. Das System kam zu keiuer praktischen Vollendung. Man ging in Braunschweig und Preußen bald davon ab und prägte die Mark Silber zu 20 fl. aus; Preußen nahm dann 21 fl. und 1764 das Gold zu Silber

wie 1:13'/^. Judessen unterhandelte Oesterreich mit anderen deutschen Staaten, um einen neuen Münzfuß zu Staude zu bringen. Dies geschah durch die Convention mit Baiern vom 20. September 1753. Nach dem darin ausgedrückten Münzfuße sollte das Verhältniß von Gold und Silber wie 1 :14'/z angenommen und die Mark Silber zu 20 fl. ausgeprägt werden. Man wollte in die Con vention die südlichen Reichskreise von Schwaben, Franken, Oberrhein einziehen; aber hier stand ein zu mannigfaltiges Münzwesen entgegen

, auch der bairische Hof trat wieder zurück. Oesterreich blieb in der Convention allein und schritt mit vieler Sorgfalt zur Ausführung des Systems. Der Kremntzer Dukaten wurde zu 4 fl. 12 kr., die ge wöhnlichen Dukaten zu 4 fl. 10 kr., die Thale'r zu 2 fl. ausgeprägt 1771 erhöhte man den Werth der Goldmünzen: der Kremntzer Dukaten galt 4 fl. 18 kr., der gewöhnliche Dukaten 4 fl. 16 kr., der Sonve- raind'or 12 fl. 4V kr. Eine vollständige Einheit des Münzwesens im Kreise der Erbländer wurde noch nicht erzielt

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