. Alle Kirchenglocken läuteten, sie schie nen unaufhörlich zu rufen: „In die Keller! In die Keller! Eilt euch, eilt euch!" Plötzli chwurde der Lärm der Glocken, Hörner und eiligen Schritte von tiefem, langgezogenem Donner übertönt, der allmählich anwuchs, als käme ein Expreßzug aus einem Tunnel herangerast, dann folgte eine furchtbare Explosion, die mir wie ein Erdbeben erschien. In der Gegend des Etappen - Lazaretts erhob sich eine schwammförniige Wolke von bläulich-grünem Rauch, vermischt mit Staub, hoch
in die Luft. Draußen stieß eine Frau den hysterischen Ruf aus: „Mein Gott, meiw Gott, sie schießen mit großen Kanonen!" Ich hörte wie die Leute in den Keller hinunter eilten und zog mich rasch an. Gerade, als ich in den Rock hineinstürzte, vernahm ich ein pfeifendes Geräusch und eine neue, furchtbare Explosion. Oben kreiste die deutsche Taube und teilte den, das einem Sterblichen widerfahren kann: 2n jungen Jahren mit der ganzen Kraft eintreten für die höchsten Güter, die das Menschenherz bewegen
der Militärmusikkapelle bewegte sich u. a.' auch zum Landesverteidigungskommando und dann zur Woh nung des Landesverteidigungskommandanten G. d. K. Dankl, wo demselben lebhafte Ovationen dargebracht auf drahtlosem Wege den deutschen Kanonieren, die mehr als zwanzig Meilen entfernt waren, mit, wo ihre Granaten eingeschlagen hatten. Man denke sich: Eine Stadt auf 23 Meilen beschos sen und jeder Schuß ein Treffer. Int Keller angelangt, fand ich dort nur noch Steh plätze vor. Gäste, Portiers, Köche, Kellner, Stuben
mädchen, englische Rote Kreuz-Schwestern und ein französischer Oberst mit dem Abzeichen der Ehrenlegion klapperten mit den Zähnen, eingekeilt zwischen Spinn weben und Weinflaschen. So oft eine Granate platzte, klirrten die Flaschen gegeneinander, als ob sie ebenfalls Angst hätten. Ich bliebnicht lange im Keller, denn ich wußte aus Erfahrung, was dort geschieht, wenn eine Granate in das Haus einschlägt. Ich wollte nicht wie eine Ratte in der Falle zugrunde gehen. Um 8 Uhr kam der PlatzkoMmandant