er. Sein Geist, von den vorübereilenden Erscheinun gen geritzt, antwortet auf die Ritzung, man kann auch sagen: Reizung, durch leichte Klopftöne, der Mensch gerät in jenen Zustand, den die Erzähler „sinnend" nennen. Vermutlich sinnen alle Bahnfahrer, die, ohne etwas besonderes zu denken, durchs Fenster schauen, das gleiche. Träumerei, wie sie, her vorgerufen durch die Landschaft und ihre Gegenstände, in Eisenbahnwagen stattfindet, ist Einheitsträumerei. Ihre Grundzüge lasten sich festlegen. Felder
— gewissermaßen das Hausbrot der durchs Coupe fenster eingenommenen Blicknahrung — erwecken das Be dürfnis, sie mit etwas zu vergleichen. Infolge ihrer perspek tivischen Verengung, dem Horizont zu, erinnern sie viele Reisende an aufgeklappte Fächer. Manche aber denken dabei lieber an Teppiche. Grüne Quadrate im braunen Acker, oder braune im grünen, rufen im fahrenden Auge Bilder von ge flicktem, Buntblumen auf der Wiese solche von besticktem Tuch hervor. Wege zwischen den Feldern führen wohin, ach
, wo hin! Weidendes Vieh wird ganz einfach als weidendes Vieh wahrgenommen. Der pflügende Bauer jedoch pflügt eine Spur in das Herz des Schauenden am Coupefenster und sät Empfindung hinein, Gefühl unverwirrten Tuns und zweck- vollen Lebensbrauchs. Sinnend blickst du, Stadtmann, dem Landmann nach, der dir sinnend nachblickt. Telegraphen drähten geht das Gemüt des Eisenbahnfahrers sicher ins Netz. Ihrem beharrlichen Auf und Ab, Untertauchen und Hoch kommen — „das Fenster spielt Harfe", sagt der feine Jean Cocteau
, da sie etwas in sich Beschlossenes und Gültiges sind oder doch scheinen, etwas, das nicht immerzu entspringt und immerzu mündet, sondern da ist, auf dauernder Mittagshöhe des Seins, gleich fern von Geburt wie von Tod. Landstraße wirft dem Bahnpassagier, der seine Träumerei zum Fenster hinaushängen läßt, die Vorstellung: „Wanderer" zu, lockt ihn, nachzusinnen, was er wohl sinnen würde, wenn er da unten ginge, Fuß vor Fuß, gesegnet mit Zeit und Lang samkeit. Klein und frech läuft das Auto die Straße entlang, umwittert von Besitz