, viel geklagte und ge pfändete Persönlichkeit Jtt ganz Wien kannte man den hübschen, eseganten jungen Professor mit den stutzerhaften Allüren, dem kokett anfge. wichsten Schnurrbärtchen und der feschen Haltung, den Herrn Dr. Neminar. ehemaligen Professor der Mineralogie an der JnnSbrucker Universität, einen der liebenswürdigsten Schuldenmacher, an welchem j linlS ein Sollicitator mit einer LeibeS- Pfändung herangetreten ist, den Liebling schöner Frauen, die ihn protegirten, und minder schöner AmtSdrener
Verlegen heiten durch größere und kleinere Darlehen zu helfen suchte. Die Staatsanwaltschaft aber, für welche gesellschaftliche Tugenden nicht maßgebend find, nimmt eS ihm übel, daß er sich »hinter dem Scheine eineS zahlungsfähigen ManneS ver borgen hat', und die Anklageschrift geht über haupt nichts weniger als zärtlich mit ihm um. Dr. Edmund Neminar, der heute erst 32 Jahre alt, hat bereits im Jahre 1S77, nachdem er einige Zeit an der Wiener Universität als Privatdozent für Petrographie gewirkt
hatte, einen Ruf als außerordentlicher Professor an die JnnSbrucker Universität erhaUen. Die Anklage constatirt, daß Neminar, der Sohn eines armen Schneiders, durch eigenen Fleiß sich emporgearbeitet hat, und spricht die Ansicht auS, daß ihm bei fortgesetztem Fleiß und regem wissenschaftlichen Streben ein »ascheS Vorwärtskommen nicht ausgeblieben wäre. Er wollte aber schnell reich werden und entrirte, ohne ein Vermözen zu besitzen, verschiedene Unter nehmungen. Er pachtete ausgedehnte TerrainS, um die daselbst
genöthigt war, erlitten bedeutende Verluste. Neue Projekte und Spekulation«« sollten da? Verlorene wieder hereiubringen und da Dr. Ne» minar deshalb viele Reisen unternehmen mußte, waren die Petrefakten in Innsbruck gar hald der Obhut eineS SchuldlenerS überlassen, und der Index der JnnSbrucker Universität wieS zwar noch einige Zeit den Namen Dr. Neminar'S auf, aber, während -dvssen Schüler ihn vergeblich im Hör saale erwarteten, kutschirte er in Wien in eigener Equipage mit zwei Vollblutpferden herum
, welche er in den-fürstlich Metternich'schen Stallungen gekauft hatte. Der StaatSanwalj Dr. v. Pelser, obgleich kein SportSmänn^ hat doch die Namen dieser 313 Vollblutpferde sil der Anklageschrift verewlgt; sie heißen Rattwall und Thunder. Der akademische Senat der Universität Inns bruck sah lange Zeit vergeblich dem Wiederein treffen der ausgezeichneten Lehrkraft für Petro graphie entgegen; die Leistungen NemlnarS auf dem Gebiete der Mineralogie beschränkten sich aber während dieser Zeit auf daS AuSborgen und Verpfänden