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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 22
Datum: 21.04.1907
Umfang: 22
des Zollgebietes der österr.-ung. Mo narchie besteht nur mehr tatsächlich, nicht durch rechtlichen Zwang. Der freie Verkehr der Waren zwischen Oesterreich und Ungarn ist durch kein Gesetz garantiert, das nicht einseitig ausgehoben werden könnte. Ungarn hat sich nur durch ein vom österreichischen Neichsrate noch nicht geneh migtes Übereinkommen verpflichtet, bis zum Ende des Jahres 1907 die zollfreie Einfuhr österreichi scher Waren nach Ungarn zu gestatten, wenn Oesterreich die gleiche zollfreie Einfuhr

seinerseits den ungarischen Waren gestattet. Der Versuch des früheren Ministeriums Dr. v. Körber durch eine Vereinbarung mit dem ungarischen Ministe rium Szell auf einen Zeitraum von 12 Jahren die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Reichshälften festzulegen, ist an dem Widerstande der ungarischen Unabhängigkeitspartei gescheitert. Die Ungarn verlangen die Festsetzung eines unga rischen Zollgebietes mit dem Rechte auf die öster reichischen Waren bei ihrer Einfuhr nach Ungarn einen Zoll zu legen

vollständig gewahrt sehen werden. Unter den heutigen Verhältnisse» erscheint mir die Trennung die einzig mögliche Lösung. Sie entspricht ebenso den Interessen Oesterreichs als denen Ungarns. Wenn man das vor wenigen Jahren sagte, machte man sich der politischen Ketzerei schuldig; heute ist die Anschauung schon weit verbreitet, daß der bisherige Zustand die österreichische Landwirtschaft schwer schädigte und daß die österreichische Industrie auch beim heutigen Zustande in Ungarn nicht auf Rosen gebettet

, andere Ab satzgebiete aufzusuchen. Das natürlichste Absatz gebiet wären die östlichen und nördlichen Kron länder der Monarchie, also außer Kärnten und Salzburg, die bereits jetzt die Tiroler Weine aus nehmen: Steiermark, Oberösterreich, Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien. Den Weinmarkt dieser letzteren Länder beherrscht aber fast aus schließlich Ungarn. Wie würde sich dies mit einem Schlage ändern, wenn an der Leitha und an der ungarisch-galizischen Grenze Zollschranken errichtet würden! Steiermark

und die Sudeten länder würden dann ihren Weinbedarf aus Dal- matien und Tirol decken und die Tiroler Weine würden erheblich bessere Preise erzielen, als es heute der Fall ist. Auch die Schädigung der öster reichischen Getreideproduktion durch die unga rische Konkurrenz laßt sich leicht nachweisen. Die österreichische Industrie aber mußte'die Zollfreiheit ihrer Erzeugnisse bei der Einfuhr in Ungarn teuer erkaufen. Beim Abschlüsse der Han delsverträge mit den auswärtigen Staaten wußte aus .Ungarn

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 08.06.1906
Umfang: 12
. 2U«ran: Zum Abholen monatl. XI.—; vtertelj. L 8.-; ganzj. X12.—. Mit Zustellung ins Haus ta Meran uud Bozen: Monatl. X 1.20;. v»erteljZ.3.W; ganzj. L12.80.— Gesterreich-Ungarn: Mit Zusendung monatl.L1.40: viertelj.X 3.70; Hanzj .L14.8i).— Einzelne Nummer 10k. «»« »k n»« Deutschland- Monatl. L 1.80.- viertelj. X 5.30; ganzj. X 21.20. — Ausland - Monatl. L 2.10; viertelj.XS.30; ganzj. X25.20.— Anzeigenpreis -Mj ltjjkU nach Tarif. Annahmt von Aufträgen in alle» Anzeigen-Geschäften. — Erscheint

gegen die Vergewaltigungspolitik, welche Ungarn uns gegenüber bei jeder Gelegenheit ein zunehmen beliebt, protestieren dagegen, daß sei tens Ungarns einseitige Verfügungen, bezüglich der wirtschaftlichen Verhältnisse Oesterreichs zu Ungarn getroffen werden, und beglückwünschen den Prinzen Hohenlohe, daß derselbe unbeugsam diesen Standpunkt vertreten und sich« nicht dazu herge geben hat, sich dem ungarischen Diktate Au beugen. Prinz Hohenlohe wurde besiegt — geht aber dennoch Äs moralischer Sieger aus diesem Uns in frivoler Weise

, wir erblicken darin die endlich? Verwirklichung der von uns schon seit Jahren aufgestellten For derung, die. erste Etappe zu einer reinlichen Scheidung zwischen Oesterreich Und Ungarn. Tie vermeintliche Niederlage, die uns Ungarn beigebracht hat, gestaltet sich daher für uns M einem großen agrarischen Erfolg und wird für Ungarn zu einem Pyrrhussiege werden, denn die Kugel ist damit ins Rollen gekommen und toir werden dafür Sorge tragen, daß sie nicht Zum Stillstand kommt bis unser Ziel voll und ganz

erreicht ist. ! Tie ohne Verständigung , mit der österreichi schen Regierung und dem! österreichischen Parka mente erfolgte Proklamierung des ungarischen Zollgebietes und ungarischen Zolltarifs ist ein Danaergeschenk, mit welchem Dr. Alexander We- kerle und Herr Kossuth Ungarn bescherten. Tieft Herren beabsichtigen, ihrer Politik durch! eineil Scheinerfolg einen seriösen Charakter zu verleihen und dadurch ihre Position Z,u verstärken, unbe kümmert darum, ob die Ungarische Landwirtschaft

. bei diesem Experiment zugrunde geht oder nicht. Unbegreiflich ist es uns, daß die Ungarischen Agrarier diesem Spiele mit den Häitden im Schöße ruhig Ansehen und nicht voraussehen, 'daß diese neuerliche Provokation einen Kampf zwi schen uns entfachen muß, der nur mit ihrer Niederlage enden kann, da der Verlust des öster- ^ reichäschen Absatzgebietes gleichbedeutend ist mit einer agrarischen Katastrophe für Ungarn. Wir österreichischen Agrarier werden, wenn unsere Un *) Sonderabdrnck ans der „Wiener

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Seite 2 von 12
Datum: 30.10.1907
Umfang: 12
Seite 2 hatte bekanntlich im Jahre 1867 sich geweigert, die von der österreichischen Regierung Während der Suspension der ungarischen Verfassung ohne Zustimmung des ungarischen Reichsrates gemachten Schulden anzuerkennen. Da ja das Geld zum guten Teile auch zum Besten der Ungarn ver wendet worden war, so übernahm Ungarn „aus Billigkeitsgründen', wie es sagte, einen Teil der Zinsen dieser Schuld und verpflichtete sich, all jährlich zu diesem Zwecke an die österreichische Regierung 29188000

zu entscheiden hätte, welcher von den beiden Standpunkten der richtige ist und Oesterreich hätte keine Mittel gehabt, Ungarn zur Anerkennung des österreichischen Standpunktes zu zwingen. Da nun auch Ungarn die Verpflichtung übernommen hat, in absehbarer Zeit anstatt der Zinsen den Kapitalsbetrag von rund 1349 Mil lionen Kronen an Oesterreich zu bezahlen und Oesterreich dadurch in die Lage kommt, sein eigenes Schuldenkonto um ungefähr 1300 Millionen Kronen zu entlasten und dadurch seine Kredit fähigkeit

zu steigern und den Wert seiner eigenen Schuldenpapiere demgemäß zu erhöhen, so stehe ich nicht an, meiner Ueberzeugung Ausdruck zu geben, daß dieser Punkt des Ausgleichsüberein kommens als vorteilhaft für uns Oesterreicher bezeichnet werden muß, und zwar umsomehr, als gleichzeitig vereinbart wurde/ daß je länger Ungarn mit der Rückzahlung des Kapitals zögert, das an Oesterreich zu zahlende Kapital sukzessive von 1349 Millionen auf 1389 Millionen Kronen aussteigt

. Daß im Ausgleichsübereinkommen auch be dungen wurde, daß der Anteil Ungarns an den jährlichen Ausgaben für das Heer, die Kriegsmarine und die diplomatische Vertretung von 34,4 auf 36.4 °/g zu erhöhen ist, habe ich bereits oben kurz erwähnt. Ich gestehe, daß ich von dieser „Er rungenschaft' am allerwenigsten befriedigt wurde. Denn einerseits entspricht dieser Teilungsschlüssel noch lange nicht dem Bevölkerungsverhältnisse zwischen Oesterreich und Ungarn, da von der Ge samtbevölkerung der Monarchie auf Ungarn 43 °/g entfallen

, und nicht 36.4 °/<>, andererseits bezieht sich dieser Teilungsschlüssel nicht auf die gesamten gemeinsamen Ausgaben, die sich auf rund 360 Millionen Kronen belaufen, sondern nur auf jenen Teil der gemeinsamen Ausgaben, der nach Abzug der Erträgnisse der Zölle erübrigt. Nun machen aber diese Reinerträge der Zölle derzeit 129 Mil lionen Kronen, also 35.2 aus und von den Zöllen gehen eben, wie ich schon erwähnte, 80 in Oesterreich und nur 20°/o in Ungarn ein. Da kommt noch ein besonderer Umstand zu berücksich

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Seite 9 von 16
Datum: 27.05.1904
Umfang: 16
230 agrarischen Abgeordneten die Textilindustrie, das ungarische Absatzgebiet er- für die letzte Nummer zu spät eingelaufene Be- abgeschafft, bezw. unter Strafe gestellt. Aber in halten will nnd daher mit allen Mitteln be richt unseres Bozener Korrespondenten zum Ab- Ungarn besteht der Getreideterminhandel noch fort strebt ist, das gemeinsame Wirtschaftsgebiet ,;u er drück gebracht. I und Börse, Banken, Großkapital und Manchester- halten und so jedem Ausgleiche zustimmt, der Bozen, 28. Mai

sich wieder aus die österreichische Hierauf ergriff Herr Kommerzkalrat Amandlhaben die Ungarn in dem sog. Staffeltarif,IRegierung überträgt, so daß man bei »ns ängst-- Fuhrich (Wien), Präsidialmitglied des nieder-!der es einer ungarischen Mühle erlaubt, ihretlich vermeidet, diesbezüglich mit der ungarischen österreichischen Mühleiwerbandes, das Wort zu Ware auf den k. k. österreichischen Staatsbahnen Regierung in einen Konflikt zu geraten. Nachdem einer hochinteressanten, inhaltsreichen Rede. Er billiger zu verfrachten

/<. das Opfer des österreichisch-ungarischen Aus» Erntejahr 1867 förderte die ungarischen Mühlen- Will aber der Jnnsbrncker Müller sein Mehl nach gleiches war. Und noch ein dritter Faktor kommt betriebe ungemein'und es begann ein lebhafter Bregenz senden, so kostet ihm das weitere 110/^, in Betracht, nämlich das Gespenst, welches die Mehlexport aus Ungarn nach Deutschland, Eng-«somit ist also die Mühle in Tebreczin um 130 I Ungarn immer zitieren, wenn sie an Oesterreich land, Frankreich, Holland

und die Schweiz. In Pro Waggon mit ihrem Mehl billiger in Bre- eine neue (Erpressung ausüben wollen und hier Oesterreich machte sich die ungarische Konkurrenz genz, als eine Mühle in Innsbruck, welche aus leinen Widerstand sinden. TieseS Gespenst heißt örst fühlbar, als das Krisenjahr 1873 die Ungarn! Tebreczin den Weizen bezieht und das daraus l Zolltrennung, und jeder erschrickt dann bei uns zwang, ihren Absatzmarkt zu vergrößern, um! sich «gewonnene Mehl nach Bregenz versendet. Tast in Oesterreich

Mühle noch 20 X pro Waggon l Sinne der ungarischen Forderungen zu beein- österreichischen Mühlenindustrie wurde nUn von Ueberschuß hat. Die Ursache hievon liegt aus-1 slussen. Toch wenn schon jemand vor der gefähr den Regierungen Eis- und Transleithaniens der schließlich in dem sogenannten Stasseltarif und l deten Großmachtstellnng Oesterreichs Angst haben sog. Mahlverkehr eingeführt. Derselbe be-I genügt wohl dieses eine Beispiel, um Ihnen diel muß, so ist eS gerade Ungarn, denn Ungarn kann steht

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Seite 1 von 20
Datum: 24.08.1902
Umfang: 20
des In-«. Auslandes. — Erscheint: Dienstag. Donnerstag u. Samstag, abends K Uhr. ——>—— M. M Sonntag, den 24. August ZS. Ichrgang Gesterreich-Ungarn im^Iahre 191V. - Seit zuerst Bellamy mit einen: kühnen Sprunge der Einbildungskraft die Zukunft zu schildern bc-, gaun und, um die Schilderung wahrscheinlicher^ zu inachen, die Zukunft als Gegenwart und Ver- ^ gangenheik erzählte, hat es nicht an Visionen^ dieser Art gefehlt, die mit mehr oder weniger > Geschick den Leser unterhielten; ganz neu aber^ ist der Versuch

lebt, wissen wir nicht; wer sich aber an der Universität Barinen nach Tr. Helmes erkundigen wollte, würde bald erfahren, daß sowohl Tr. Helmes als auch die Universität in Barmen völlig unbe kannt sind. Wir habeu es also mit der Schrift eines zunächst anonym gebliebenen Verfassers zu tun, meinen »cjber doch, es wirde der Leser von ciuer kurzen Tarleguug ihres Inhalts mit eini gem Interesse Kenntnis nehmen. Zuerst stellt Helmes in aller Kürze historisch die heute zwischen Oesterreich und Ungarn

durch den Entwurf des Badeni-Banfsy'schen Aus gleiches geschaffeue Lage dar, erwähut, daß iu Ungarn ein, in Oesterreich schon drei Ministerien über diesen Ausgleich zu Falle kamen, berührt die Szell'sche Formel (Fortdauer des bestehenden Ausgleichs, mit 1997 als Endtermin), dann die Rede Körbers im Abgeordnetenhaus^ vom 17. Oktober 1901, worin zum erstenmale vor der Öffentlichkeit eine Grenze für die ungarischen Forderungen gezeigt und der Badeni-Banffy- Ausgleich als reformbedürftig erklärt wurde. Helmes fährt

dann fort: Tie Versuche einer Ver ständigung der leitenden Staatsmänner miß langen uud die öffentliche Stimmung in Ungarn wies jede Aenderung am empfangenen „Scheine' ab. Tie wirtschaftliche Trennung von Oesterreich im Jahre 1907 ward das Losungswort jenseits der Leitha, worauf denn auch Oesterreich, schou um die Ungarn in ihrem Entschlüsse nicht noch weiter zu bestärken, sich mit dein Gedanken dieser Trennung vertraut machte und zahlreiche österreichische Stimmen schon jetzt die Trennung forderten

. .Hier nun setzt die Znknnftsvision ein. Sie führt uns einen englischen Staatsmann vor, Sir R. Hey, welcher in seinem zu London im Jahre 190Lj veröffentlichten „Tagebuche eines Reisen den in Ungarn' unterm l0. April 190-l seinen ungarischen Freunden gegenüber die Frage stellt, „wie es denn eigentlich komme, daß Ungarn daran gehe, eine Zolllinie gegen Oesterreich zu zi.chen und Einrichtungen zu treffen, dnrch welche es sein großes Absatzgebiet in Oesterreich offenbar verlieren müsse?' Diese Frage war gestellt

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Seite 2 von 16
Datum: 24.05.1906
Umfang: 16
Seite 2 Falle würde der Bruch des Gegenseitigkeits- Verhältnisses durch Ungarn, der bisher nicht in offizieller Gewandung geübt wurde, außer einer Ministerkrise die bedenklichsten Konsequenzen in Oesterreich herbeiführen. Unser derzeitiges Ab geordnetenhaus,' das vor die Aufgabe gestellt ist, seine eigenen Verhältnisse und die zu Ungarn zu sanieren, folgt nicht seinem Bedürfnisse, höchstens dem Drucke der Bevölkerung, wenn es in der schwerwiegenden Zolltarif- und Handelvertrags frage

der Regierung, die Ungarn gegenüber nur ihre Pflicht erfüllt, nicht in den Rücken fällt. Wir haben auf der Rechten dieses Hauses Parteien, die einer Regierung, die aus die Durchführung einer auf dem gleichen Stimmrecht beruhenden Wahlreform verzichtet, alles bewilligen würde, auch wenn Sie auf der ganzen Linie vor den Herren Kofsuth, Wekerle und Polonyi die Segel streichen würde. - Diese schimpfliche Tatsache die nach dem Banffy-Badeni'schen Ausgleiche keines Beweises mehr bedarf, muß

Zustimmung des Ab geordnetenhauses und nur bei den Deutschen vollen Beifall erzielen. Tätige gesetzgeberische Assistenz darf er jedoch nur von einem neuen reformierten Hause erwarten, dessen Haltung und Abstimmungen ausschließlich Volksparteien bestimmen können. Nur diese vermögen der Revision des Ausgleichs mit Ungarn jene Richtung zu geben, die staats rechtlich, Handels- und finanzpolitisch eine neuer liche Übervorteilung Oesterreichs ausschließt. Die „Grazer Tagespost' schreibt unter dem Titel

„Kindische Streitfragen' über den Streitfall: Ungarn will, wie Franz Kossuth und die an deren Minister z'u wiederholten Malen erklärt haben, mit Oesterreick kein Zoll-- Und Handels bündnis mehr schließen. Es soll nicht mehr 'aus gemacht werden, dah die beiden Staaten der Monarchie dem Anstände gegenüber eine Einheit bilden, daß sie einen gemeinsamen Zolltarif be sitzen, daß sie, wenn auch immer nur auf zehn Jahre, in FreUd und Leid zusammenstehen. Nach dem Kossuth-Programw wird das ungarische Par lament

aus ihm gemacht hat. Jetzt ist er ziemlich ausgebildet in seinem Beruf, hat viele praktische Weraner Zeitung Autonomen ungarischen Tarif annehmen, der auch gegenüber Oesterreich giltig ist, ebenso wie gegen das übrige Ausland. Allerdings werden wir mit Ungarn dann einen Handelsvertrag schließen, in dem vereinbart wird, daß nach der österreichischen Grenze hin der Zolltarif einfach nicht besteht. Auf diesem etwas verwickelten Umwege unter Wahrung der ungarischen Skrupel und Sonder wünsche gelangen

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Seite 2 von 12
Datum: 23.08.1899
Umfang: 12
x Seite L Mer«»er Zeitung. Atr. 10l / ! t.-> > '' ^ ^ i. - ^ ' .''P-! !' >,.svb l !^k-'i1' 1 ! ! ^ ^.5'. . ^ 'H. «!? ' ^-i !i'! ^>^!'> i'5 Utlgarv am Scheidelvege. *) Eins der neuesten Geschichtwerke über Ungarn berichtet, daß Kaiser Heinrich von Deutschland, der den Usurpator Peter Urseolo im Jahre 1042 auf den ungarischen Thron setzen wollte, die Ungarn an der Gran besiegte und bereits den ganzen Westen deL Landes eingenommen hatte, dennoch aber nicht wagte, sein Vorhaben auszuführen

, weil die Großen des Landes ihm kund und zu wissen thaten, daß sie in Folge des BlutvertrageS mit dem Königshause der Arpad nur einen Prinzen dieses Stammes als Herrscher anerkennen würden. Zwei Jahre darauf wurdm die Ungarn abermals vom Kaiser geschlagen und Peter bestieg den Thron; die Großen des Landes und mit ihnen das Volk erhoben sich aber, entthronten ihn und beriefen den Arpad Andreas auf den Thron. Dieser Königstreue der ungarischen Nation stand von je ein eben so ausgeprägter Drang

nach Unabhängigkeit zur Seite. „Ende deS zehnten Jahrhunderts war die Zeit gekommen, da die Ungarn sich entscheiden mußten, ob sie zur morgen- ländischm oder zur abendländischen christlichen Kirche gehören wollten. König Stefan, später der Heilige genannt, wandte sich aber nicht an die Vermittelung des verwandten deutschen Kaiserhauses, sondern an den damals noch in seiner Macht so beschränkten Papst, damit nicht zu befürchten sei, eS könnte die Unabhängigkeit Ungarns dadurch leiden.' So berichtet Eugen Csudaj

und als Nachfolger Deaks begrüßt wurde, stellte ein Programm auf, daS den Verband der beiden Reichshälften nur bis zum Jahre 1907 sichert, — kurz, Ungarn verzichtet darauf, den mit Macht über Oesterreich herein brechenden PanslavismuS im Verein mit den öster reichischen Deutschen zu bekämpfen. Als vor Jahressrist dos Haupt der jetzt zur Regierungspartei übergetretenen gemäßigten Oppo sition, Graf Albert Apponyi, in feierlicher Rede erklärte, er könne keiner wirthschaftlichen Theilung das Wort reden

, weil auf die wirthfchaftliche Trennung die politische Trennung und die bloße Personalunion zwischen Oesterreich und Ungarn folgen würde, da mochte man immer noch hoffen, Ungarn werde Alles aufbieten, um dem ZersetzungS- prozeß Einhalt zu thun. Heute steuert Ungarn unter dem Druck der radikalen Opposition geradezu auf die Personal union los, — zunächst freilich nur auf einen un erbittlichen wirthschaftlichen Kampf, der aber nur mit der völligen staatlichen Trennung enden kann. Die Personalunion ist auf die Dauer unmöglich

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 30.10.1907
Umfang: 12
Millionen Kronen ungefähr 3l)°/o in österreichisch-ungarischen Monarchie abgeschlossen Oesterreich einkommen und nur zirka 20°/o in werden nnd neben der Unterschrift des gemein- Ungarn, während Oesterreich zu den gemeinsamen samen Ministers des Auswärtigen auch die Fer- Auslagen nach den» bisherigen AnfteilnngssMüssel tigung eines österreichischen und eines ungarischen 65.6'/o, Ungarn 34.4°/» zu zahlen hatte und künf- Ministers tragen. Um die Staatshoheit von Un- tig nach dem neuen Vertrage Oesterreich

63.6°/o, garn so recht deutlich nach außen zum Ausdrucke zu bringen, wird der Text internationaler Ver träge künftig nicht bloß in französischer Svrache, sondern auch in ungarischer Sprache erfcyeinen. Während die Konsumsteuer, also Bier- und Branntweinsteuer, die Zuckersteuer und Petroleum steuer bisher — wie in einem einheitlichen Wirt- Ungarn 36.6°/o zu zahlen haben ivird. Aber geringe Vorteile wurden vou der österreichischen Regierung im neuen Uebereinkommen doch durch gesetzt

, die von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind: Ich erwähne zunächst die ausdrückliche An- erkennuug des Fortbestandes des tirolischen Ge treideaufschlages. Dieser Aufschlag, eine indirekte Neichsratsabgeordneter Dr. peralhoner vor seinen Wählern. (Schluß.) „Der Ausgleich mit Ungarn'. Ich habe über dieses Thema in meiner Kandidatenrede vom 18. April dieses Jahres so eingehend gesprochen, als dies in einer Programmrede möglich und am Platze war. Meine damaligen Ausführungen ge langten zum Ergebnisse, das ich in folgenden

dürfte also in einer nicht fernen Zukunft mit Ungarn einen Handelsvertrag schließen, wie mit fremden Staaten und dabei trachten, die Interessen seiner Industrie und seiner Landwirtschaft nach Möglichkeit zu schützen. Wenn daher die christlichsoziale Partei, die früher nicht laut genug „Los von Ungarn!' schreien konnte, in den jüngsten Wahlmanifesten plötzlich von einem Groß-Oesterreich spricht, so sind dies Träumereien, die man von einer ernsten politi schen Partei nicht erwarten sollte'. So sprach

ich am 18. April dieses Jahres. Vor acht Tagen haben die beiderseitigen Ministerprä sidenten den Volksvertretungen in Wien und Pest jenen Komplex von Vereinbarungen vorgelegt, welche man mit dem Namen „Ausgleich mit Un garn' zu bezeichnen pflegt. Der Inhalt dieser Vorlage ergibt, daß ich die Prognose damals ziem lich richtig gestellt habe. Was der Ministerpräsi dent Baron Beck uns vorlegte, ist nämlich kein Zoll- und Handelsbündnis mehr, sondern ein Zoll- und Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Ungarn

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Seite 3 von 16
Datum: 01.05.1903
Umfang: 16
N r.b21 in Ungarn nur 20 °/o eingehen, zur Deckung der gesamten Auslagen verwendet werden sollen, soll abermals auf 10 Jahre vertrags mäßig festgelegt werden. Ein gerechter Teilungs schlüssel für gemeinsame Ausgaben (z. B. für die Militärauslage) wurde nicht gefunden, so daß wir. alljährlich das bedauerliche Schau spiel haben werden, daß die Krone als Schiedsrichter zwischen Oesterreich und Un garn auftreten und denQuotenfchlüssel von Jahr zu Jahr festsetzen muß

, Was ist das für ein Freundschaftsbündnis, wenn die beiden Freunde sich nicht einmal verständigen können, in welchem Maßstabe jeder von beiden zu den Kosten des gemeinsamen Haushaltes beisteuern soll? Meine Herren! So viel ich über die Aus gleichsfrage nachgedacht habe — bis zur Stunde habe ich, namentlich vom Standpunkt der tirolischen Interessen, keine andere Ueberzeugung gewinnen können, als daß es für uns besser ist, der Ausgleich mit Ungarn — so wie er bon den Regierungen vereinbart wurde — kommt nicht zustande! Verehrte

Zuhörerschaft! Bedenken Sie nur die Interessen destirolischen Weinbaues. Im selben Moment, in welchen! der italienische Handelsvertrag mit seiner verhängnis vollen Weinzollklausel außer Kraft tritt, soll ein Zoll- und Handelsbündnis mit Ungarn geschlossen werden, dessen Weingüter sich von der vor 12 Jahren aufgetretenen Reb laus vollständig erholt und gereinigt haben und deu österreichischen Markt von Jahr zu Jahr mehr mit wohlfeiler Ware überschwemmen. Wurde der Weinbau Tirols seit 10 Jahren

durch italienische Konkurrenz schwer geschädigt, so wird ihn zukünftig.die ungarische Kon kurrenz zu Grunde richten. Es ist kein Zweifel, die Aufrichtung einer Zwischenzoll- linie zwischen Oesterreich und Ungarn würde der österreichischen Industrie schaden; allein viel mehr Schaden würde Ungarn dadurch er leiden. Ungarn hat ein viel größeres Interesse an dem österreichischen Markte, als Oesterreich am ungarischen. Tie Eiusuhr Oesterreichs aus Ungarn betrug im Jahre 1900 921 Mill. Kronen, die Ausfuhr Oesterreichs

nach Ungarn nur 885 Mill. Kronen, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß Oesterreich viel nach Ungarn exportiert, was in Oesterreich selbst nicht erzeugt, sondern nur ein geführt wird, beispielsweise für 10 Mill. X Kaffee, während Ungarn nach Oesterreich ca. 80 o/o seiner eigenen landwirtschaftlichen Erzeug nisse: Getreide, Mehl, Wein :c. im Wert von gegen 600 Millionen Kronen exportiert. Und Ungarn ist infolge der amerikanischen und russischen Konkurrenz, der es anderswo begegnet

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Seite 1 von 12
Datum: 02.08.1905
Umfang: 12
^ m,.«, ,,M„ ermm Meran» Zum Adholen monatl. XI.-; viertelt. X S.—; ganzj. X12.—. Mit Zustellung ins Hau» in Meran und vozen: Mouatl. X 1.20; viertelt^ 3.20; ganzj. X12.80.— <vesterreich»Ungarn»Mit Zusendung mouatl.X 1.40; viertelt. X 3.70; ganzj. Xlt.30.— Einzelne Nummer 10 k Deutschland- Mouatl. X 1.80; viertelj.XS.30; ganzj. X 21.20. — Ausland- Monatl.X2.10; viertelt. X S.ZV; ganzj. X25.20. — Anzetgenprei»A«jklAA« nach Tarif. Anuahme von Austrägru iu allen Anzeigen-GeschSsten. — «scheint

: Dienstag, Donnerstag u. SamStag, abeudS » Uhr. — Telephon «». - »r. SS Mittwoch de« Ä. August RSVS SS. ZatzlWg Wie es kommen wird! Meran, 1. August. Die österreichische Regierung gibt sich alle Mühe, sich bezüglich ihres Verhaltens zu Ungarn nicht in die Karten blicken zu lassen und die gvten Oesterreichs in dem Glauben zu erhalten, daß diesmal ihre Sachs in den besten Händen ist. Wie es uns Oesterreichern bisher und noch immer er gangen ist, das weiß schon jedes Kind. „Wie es kommen wird', prophezeit

M be seitigen. Das ist die Kauptaufgabe seiner Politik, nicht etwa ein Friedensschluß zwischen Deutschen und Tschechen, eine Regelung der Sprachenfrage und dergl. Eher das Gegenteil. Denn ein Durch setzen der bevorstehenden neue,! Abmachungen mit Ungarn wird nur mit Hilfe der Slaven und ihrer Gönner gegen die Deutschjen möglich sein, wenn es überhaupt möglich 'ist. Trotz allen Geschreis von dem selbständigen Zollgebiet für Ungarn wird die Zollgemeinschaft erhalten bleiben. Die Ungarn selbst kennen

in diesem Punkte ihre Schwäche. Sie wollen nur die Vorrechte, die ihnen in diesem gemeinsamen Zollgebiete eingeräumt wurden, retten knd sich dazu neue Vorteile sichern. Nun wäre Oester reich in der Lage, sein wirtschaftliches Ueberge wicht geltend tzu machen und hierzu schon jetzt alle zweckdienlichen Einleitungen zu treffen. Das würde natürlich die Verhandlungen der Krone mit den Ungarn gewaltig beirren. Die „freie Hand', welche sie den Ungarn in Zollsachen zu gestanden hat, um sie in militärischen Fragen

etwas milder zu stimmen, würde ihren Wert ver lieren. Herr v. Gautsch Hat also jetzt die Aufgabe, die Zusage der Krone an die Ungarn bei ihrem vollen Werte zu erhalten, sowie es später seine Ausgabe sein wird, die zollpolitischen Abmachml- gen der Krone mit Ungarn in Oesterreich parla mentarisch oder auch über das Parlament hinweg zur Geltung Ku bringen. Noch schlimmer wird das neue Abkommen mit Ungarn in Bezug aus das „gemeinsame Heer' aussehen. Diese „Gemeinsamkeit' ist ja tatsäch lich bereits ausgegeben

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Seite 9 von 24
Datum: 16.09.1906
Umfang: 24
Nr. in Mg. vr. v. Lradmavrs Hblcdiea von Meran. (Schluß aus dem Hauptblatte.) Unser Verhältnis zu Ungarn. Noch einen dritten Punkt enthält das Pro gramm der Regierung: die Ordnung .unseres Verhältnisses zu Ungarn. Seit 1867 Wichen wir mit Ungarn von zehn zu zehn Jahren einen ,Ausgleich'. Der ganze Kreis wirtschaftlicher Be ziehungen zwischen den beiden Reichshälften wird jedesmal von neuem vertragsmäßig, geregelt. Doch als das letztemal die Vertragsfrist ablief, wollte die Vertragserneuerung

, daß es für die Monarchie nur eine Zollgrenze und n'ur einen Zolltarif gebe. Tiefe vollzogene Tatsache anzuerkennen wußte sich die Koalition, die in Ungarn int AprT 1906 ans Ruder kam, verpflichten, Und so sind für die Tauer der Handelsverträge nach -außen die einheitliche Zollgrenze, nach innen der freie Ver kehr gesichert. UeberaN wo der zwingende Effekt dieser Beschränkung aufhört, erheben sich Streit- ftagm aller Arten, die teils aus wirtschaftlichen Interessengegensätzen, teils aus der von den Magyaren zielbewußt

; es muß sich zeigen, kier stärker ist: die alte Monarchie loder das aller- neueste ungarische Staatsrecht. i D a s K v m p'r io m i ß von 1867. Das Geschöpf des Jahres 1867, durch ein Kompromiß zwischen der Krione und den Ma gyaren, gezeugt, leidet an schlimmen Geburts fehlern, an schweren vrganischen Gebrechen. Für die Ungarn wax die Volke staatliche Selbständig keit Ungarns, für die Krone war die unversehrte Machtstellung der Monarchie, deren diplomatische und militärische Einheit die Unerläßliche

Grund bedingung des Ausgleiches. Zwischen diesen bei den gegensätzlichen Standpunkten gibt es keine Weraner Zeitung dauernde Versöhnung. Um sich nach allen Seiten zu behaupten, bedarf der unabhängige Staat der in Fornt der Armee organisierten Staatsmacht. Daher ist der Kampf der Ungarn gegen die ein heitliche Armee, ihr Streben nach! Umwandlung! der ungarischen Regimenter in eine gesonderte ungarische Armee nur der logische Ausstuß der von ihnen beanspruchten vollen Souveränität des ungarischen

der Auflösung, die nur auf die rechte Zeit Zu ihrer zerstörende Entfaltung warten. Der Kampf der Ungarn gegen die Ein heitlichkeit des Heeres. Bekanntlich kann man trotz 'organischer Aehler ein hohes Alter erreichen, wenn man eine ent sprechende Lebensweise einhält. Auch Jas staats rechtliche Zwillingsgeschöpf des Jahres 1867 konnte erträglich gedeihen, so lange die unga rische Politik von dem Geiste Deaks, von seiner Loyalität und klugen Mäßigung beherrscht, war, so lange drüben der ehrliche Wille bestand

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Seite 1 von 16
Datum: 18.06.1899
Umfang: 16
emuer !U Meran: Zum Abholen vierteljährig fl. I.SZ; halbjährig fl. 3 Z0; ganzjährig fl. S.S0. — Mit Zustellung in'» Hau» in Merau und Bozen: Bierteljährig fl. l.so; halbjährig fl. s.so: »anzjShrig S. 7.Z0. — Oesterreich-Ungarn: Mit Zusendung vierteljährig fl. s.—; halbjährig II. 4.— : ganzjährig fl. — Eiujelue Nummern S kr. - JnfertlonSPret« LlllklUlk ^ nach Taris. Annahme von Jssertions-Austrägen m allen Jnseraten-BureauZ dei In- und Auslandes. — Erscheint jeden LienSIag, Donnerstag

und Samstag, abend» S Uhr. ^ > Kl. 73 Sonntag, den 18. Juni 18SS. 83. IahlMS Meran, 17. Juni. Der Ausgleich hat nun endlich daS Licht der Otffentlichkit erblickt. Während in Ungarn die offizielle Mittheilung über das Kompromiß zwischen beiden Regierungen im Abgeordnetenhause erfolgte, hat man in Oesterreich den Weg gewählt, durch die „Wr. Abendpost' das Wesen des Kompromisses zu verlautbaren. Genanntes Blatt hebt mit Befriedigung hervor, daß von beiden seitens der österreichischen Regierung

in den Kompromißverhandlungen mit Ungarn alter nativ eingenommenen Standpunkten der für die Interessen Oesterreichs und der Gefammtmonarchie vortheilhaftere durchdrang, nämlich der; welcher die Verlängerung des Gefammiausgleichs, inklusive des Bankprivilegiums, mit den neuen Statuten über den ursprünglich vereinbarten Termin 1903 hinaus, die Geltungsdauer der wirthschaftlichen Gemeinschaft unbedingt bis 1307, für das Banlstatut bis >9t0 feststellt, jedoch mit dem Entfall der Bankgemeinsam keit, gleichfalls ab 1907, falls

die wirthschaftliche Gemeinsamkeit aufhören sollte. Indem Szell sich für diese Alternative entschied, sagt das Blatt, habe Ungarn bewiesen, daß die ungarischen Trennungs tendenzen verstummen, sobald es sich darum handelt, die Theorie in Praxis umzusetzen. Den getroffenen Vereinbarungen bezüglich des Zusammenfalls deS Ablauftermins der internationalen Handelsverträge mit dem eventuellen Ablauf des Zoll- und HandelS- bündniffeS 1907 mißt das Blatt eine nur akademische Bedeutung bei. Der Artikel schließt: Kommt

man also in Oesterreich auf die Obertöne, die Stimmen der Regierung nämlich, so vernimmt man heiteres, klares, einnehmendes und süßes Klingen. ES wird vielsagend mit den Augen ge zwinkert und begleitet von dem gewissen Händereiben. aber nur Denen, die es hören wollen, gesagt: die ungarische Regierung sei eigentlich „hineingelegt' worden. Herr von Szell könne dort in Ungarn erklären, was er wolle, nachgegeben habe er doch, und seine Formel sei todt. Und wenn wir auf die schmetternden Siegesfanfaren hören, die Herr

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 16.09.1903
Umfang: 16
des Zuckers, sonst macht leider wieder nur Ungarn einen Gewinn, weil ihm die ausschließliche Versorgung seines Bedarfes gesichert bleibt. Noch schlimmer ist die Blamage mit dem eben falls mit Hochdruck durchgesetzten Rekrut en ge setz. .Der Kriegsminister hat eine bedeutende Erhöhung der Relrutenzahl verlangt. Die Ab geordneten waren vpr eine peinliche und schwie rige Frage gestellt und alle jene, die für dieses Gesetz gestimmt haben, taten dies gewiß nur mit sehr schwerem Herzen, doch konnten sich gerade

die Deutschen der Regierungsforderung schwer widersetzen. Mg. Derfchatta sagte vor wenigeil Tagen ganz richtig: „Wir mußten die Vorlage schließlich bewilligen, sonst hätte sich die Regie rung für nationale Konzessionen bei Tschechen und Polen eine Majorität dafür geschaffen.' Man hat dem Entwurf nun vorsichtiger Weise — wie man meinte — eine Klausel beigesetzt, die Chiari'sche Klausel, dahingehend, daß die Rekru ten nur dann in erhöhter Zahl und in dem Maße eingestellt werden dürfen, wie es in Ungarn dcr

Aäll sein wird. Man dachte dabei nur an eine kleinere Rekrutenbewilligung, uicht an ein gänz liches Versagen aller Rekruten seitens Ungarn. Das Unerwartete, Unvorhergesehene geschah: Ungarn hat gar keine Rekruten bewilligt. Damit gelange ich zu den jüngsten Vorgängen in.Ungarn. Ich muß mir dabei möglichste Zu rückhaltung auferlegen, um jene Verhältnisse nicht einer zu herben Kritik zu unterziehen. Ungarn bietet seit Monaten ein noch nie dagewesenes Schauspiel. Die Minderheit treibt Obstruktion

überweist. Die heutigen Vorgänge in Ungarn bilden eine .offenbare Verletzung des 18L7er Ausgleichs. Und es ist traurig, daß in Ungarn niemand mehr den Mut findet, dieser Auflehnung gegen die Krone die Stirne zu bieten, daß von Barabas bis Apponyi alle maßgebenden Parlamentarier einig sind in der Unterstützung dieser Bewegung/ die immer weitere Kreise zieht. Ein Taumel hat das Volk ergriffen; Ungarn leidet unter einer unheilvollen Hypnose. So lange die chauvinistischen Verrücktheiten sich uur

aus dem ungarischen Globus abspielen, könnten wir kühl zuschauen, aber das zum Brechen straff gespannte Band dcr Gemeinsamkeit bedingt Nüawinungen, die wir nicht ruhig hinnehmen können. Wir müssen unser Haus wahren, müssen vorbeugen, daß der Brand drüben nicht, auch dieses versengend, herübergreift. Der von den Ungarn eingenommene Standpunkt ist klar: „Los von Oesterreich', wirtschaftlich und prag matisch — eigenes Zollgebiet, eigene Armee. Wir müßten mehr als geduldige Schafe sein, wenn wir so lange zuschauen

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Seite 1 von 16
Datum: 24.02.1907
Umfang: 16
' ZNeran: Zum Abholen monatl. X. 1.—; viertelj. IL Z. diertelj. ^ 3 20; ganzj. X 1S.S0. — Gesterreich-Ungarn: : gan,j. ^ 12.—. Mit Zustellung ins Haus in ZNeran und Bozen: Monatl. IL 1.20; -^--- . vienelj ^ Ä,i!v; ganzj. iL.vu. — Vesterretcy-ungarn: Mit Zusendung monatl. X1.40? vtertelj.kL3.7v; ganzj. IL »4.S0. — Einzelne Nummer 10 k. Än?»t<?SN Deutschland: Monatl. L 1.80; diertelj. ILS.30; ganzj. IL 21.20. — Zlusland: Monatl.X2.lv; viertelj. IL S.30; ganzj. IL 2S.2V. —Anzeigenpreis ÄUHllllll

werden. Die^? Preise finden sich am Kopfe des Blattes. Die Administration. XSN Augarvs Ueberzriffe gegen die östeireichische Industrie Meran, 23. Februar. Nur nackte Taliachen seien hier verzeichnet: 1. Nach dein neuen Gesetze gegen unlauteren Wettbewerb wurden in einer ungarischen Stadt österreichische Hntwaren konfisziert, weil sie die Marie des Fabrikanten als k. u. k. Hoflieferan ten und das zu dieser Marke rechtmäßig ge hörige österreichische und ungarische Wappen trugen. 2. Eine neue Eichordnuilg in Ungarn

läßt zum Absätze nur solche Glaswaren zu, die in Ungarn geeicht sind, wobei verfügt ist, daß die ausländischen — d. h. österreichischen — Waren ins Eichamt gebracht werden müssen, während die Eichung ungarischer Fabrikate in der Fabrik der- ^Erzeugung - erfolgen darf. 3. Der ^ungarische Handelsminister hat über die Esseger Union-Dampfmühle eine empfindliche Geldstrafe verhängt, well diese eine Eisenbahn- b'rückenwage aus Oesterreich bezogen hat. Diese drei Fälle sind nicht hie einzigen

, aber in ihrer knappen Aufeinanderfolge und in ihrer nicht zu verkennenden Tendenz sind sie wie ge schaffen, unser Verhältnis zu Ungarn zu illu strieren. Gesetzlich dürfen unsere Jndnstrieprodnkte in Ungarn in ihrem Absätze durch keine wie immer geartete Abgabe und Belästigung getroffen wer den, ebensowenig wie Ungarns Ochsen, Getreide und Mehl in Oesterreich der Konkurrenzkampf gegen die einheimischen Produkte erschwert werden darf. Ungarische Ritterlichkeit weiß sich eben zu helfen : Unter der falschen Flagge

, seine Waren zweimal zu ver packen, zweimal das Geschäft des Verladens be sorgen zu müssen und doppelte Transportspesen zu bezahlen. Solche Willkür ivurde bisher ohne Gegen wehr von Oesterreich geduldet. Raffen wir., uns endlich zu gleicher Energie wenigstens iir der Abwehr auf! Wir müssen die Ungarn mit ihren eigenen Mitteln züchtigen. Wenn uns Ungarn bei un serem Industrie-Import nach Ungarn schikaniert, so müssen wir die ungarischen Einfuhrprodukte gleichfalls treffen, und zwar nicht im gleichen Grade

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 02.02.1905
Umfang: 12
habe. Die Regierung möge durch .Erleich terungen des' Verkehrs, Bau von Bahnen (Landeck—Mals, Fernbahn) !c. das gut machen, was Tirol durch den neuen Handelsvertrag ver liert. Die Wahlen in Ungarn. Mera», 1. Februar- Morgen, 2. ds., schließen die Wahlen in Ungarn ab, doch ist die Entscheidung längst schon gefallen: Die Magyaren haben die Methode Tisza gründlich desavouiert. Die liberale Partei ist bei den Wahlen soweit unterlegen, daß sie kaum mehr die Majorität im ungarischen Reichs tag

haben wird. Wahrscheinlich wird Szell auf Tisza folgen und eine ganz neue Parteigruppierung in Ungarn platzgreifen. Der Ueberschwung hat gegen Tisza gesiegt, der noch immer ein erträg liches Verhältnis zu dem westlichen Schwester staate einhalten wollte, während die oppositionellen Parteien ihre Agitation hauptsächlich gegen die Gemeinsamkeiten mit Oesterreich richteten und vielleicht gerade dieser Agitation und einer rücksichtslosen Rührigkeit bei den Wahlen ihr Wahlglück verdanken

. Und das ist es, was diese ungarischen Wahlen für uns in Oesterreich von Bedeutung werden läßt. Mit Tisza und seiner Majorität sind die Vertreter des bestehenden Verhältnisses zwischen Oesterreich und Ungarn gefallen, und wenn auch die siegreiche Opposition, zur Macht gelangt, sehr viel Wasser in ihren Wein gießen wird, so ist doch ganz gewiß der Augenblick der Trennung Oesterreichs von Ungarn, des gemeinsamen Zollgebietes, wahrscheinlich auch des gemeinsamen Heeres näher gerückt worden, als es bisher den Anschein

hatte und bei einem Siege Tiszas und seiner Politik der Fall ge wesen wäre. Graf Tisza war ja auch kein verläßlicher Freund einer aufrichtigen Parität mit Oesterreich. Er wollte nur die Vorteile, welche Ungarn augen blicklich aus dem Verhältnisse Mit Oesterreich bezieht, nicht sofort preisgeben und sie so lange als möglich ausnützen. Im übrigen ist ja auch er ein Chauvinist wie seine Gegner und seine Lehre von dem Uebergewichte Üngams in der Gesamtmonarchie und von der ungarischen Führung für das Reich

ist für Oesterreich kaum schmeichel hafter als das Streben nach einer sofortigen völligen Trennung Oesterreichs von Uttgürn. Allein in Ungarn ist einmal die Meinung, daß nur das Verhältnis zu Oesterreich einen ungeahnten Aufschwung Ungarns verhindere und daß Ungarn nicht groß werden könne ohne völlige Loslösung nicht mehr weit', „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmeßwoche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche' u. a. m. Allen diesen Regeln, die freilich auf das natürliche d. h das Sonnenlicht an diesem Tage

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Seite 2 von 16
Datum: 21.06.1899
Umfang: 16
. Diese Regierung kann nirgends etwas Anderes als die Verwirrung steigern helfen, weil sie immer auf der Seite der Extremsten steht und mit ihnen liebäugelt. «Ausgleich und Handelspolitik.' Meran, LO. Juni. Abg. Dr. Lecher veröffentlicht im volkswirth- schastlichen Theile der „N. Fr. Pr.' einen ausge zeichneten gedankenreichen Artikel über obiges Thema. Er kehrt sich zunächst dagegen, daß Oesterreich die Zollgemeinschaft vertheidigen müsse. Dazu habe vielmehr Ungarn alle Veranlassung. „Diese Rollen- vertheilung

ist allerdings die traditionelle der moderndualistischen Aera, sagt er, in der Sache aber mit Nichten begründet. Nicht allein übersteigt der Werth der ungarischen Agrar-Aussuhr nach Oesterreich jenen der österreichischen Industrie-Aus fuhr nach Ungarn; Ungarn hat es auch verstanden, durch rücksichtslosen ColbertismuS die Rückwirkung des österreichischen Wettbewerbes auf die ungar- ländische Industrie wesentlich abzuschwächen, hin gegen die Konkurrenzfähigkeit seiner landwirthschaft, lichen Erzeugnisse

eine alte, gutbekannte Melodie an, in die alle laut einsallen, und dann dröhnt e» umher! „Ja, so an thick und so an Schana, Den hat halt kana, Alt unserana I' Mitten in den Trubel fällt Plötzlich «in lautes, brüllende»; »Hollah, a FechtbruderI' Zettttvz. durch Eisenbahn und Veterinärpolitik, durch Mahl- Verkehr u. dgl. außerordentlich zu erhöhen. Ungarn, das im Norden und Westen von österreichischem Gebiete umklammert wird, das auf seinen Export wegen nach Nord und West die schwarzgelben Grenz- psähle

ZiSleithanien als Haupt- interesseut an der Zollgememschast erscheint, der sür sie in der Bankfrage Konzessionen bieten muß, ist dies sachlich nicht gerechtfertigt, sondern nur da durch zu erklären, daß Oesterreich von Ungarn in diese falsche strategische Position hineinmanövriert wurde. Daß wir hiebe» außerdem» da die Zoll- einnahmen, zu denen Ungarn weit weniger als 3l) Prozent beiträgt, als gemeinsame Einnahmen ver rechnet weiden, die jenseitige Reichshälfte — selbst bei Beibehaltung des gegenwärtigen

Quotcnverhält- nisscs — um rund 7 Mill. Gulden per Jahr ent lasten, sei als eine der finanziellen Nebenfolgen der ausschließlich von uns vertheidigten Zollgemeinfchaft erwähnt. Die bekannte Kundgebung des Jndustriellen- klubs mag als ein wohlgemeinter, allerletzter Ver such, aus der unrichtigen strategischen Stellung herauszukommen, betrachtet werden. Diesem Gedankengange, daß Ungarn nur mit Widerwillen die Fessel unserer zollpolitischen Ver einigung trägt, daß es je eher, je lieber den Tag kommen sähe

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Seite 5 von 16
Datum: 15.05.1903
Umfang: 16
. Diese beschränkte Gemeinsamkeit ist ge setzlich festgelegt. Alles andere besteht nur auf Zeit und Kündigung. Ab uud zu innß der Schlüs sel sür die gemeiusamen Auslagen, bezw. die Ver teilung derselben, bestimmt werden. Kommt es dabei zu keinem Einvernehmen, so emscl»cidet die Krone. Dies hat während der letzten Jahre viermal geschehen müssen. Auf Oesterreich eut sielen dabei stets ungefähr zwei Drittel, auf Ungarn ein Drittel der gemeinsamen Ansingen. So erschien es änßerlich, in Wirklichkeit war das Verhältnis

ein noch weit ungünstigeres. Laut Gesetz vom Jahre l^67 sind nämlich vor allem die Zölle znr Teilung der gemeinsamen Aus lagen bestimmt, nnd da kommen auf Lesterreich 82 Prozent, aus Ungarn aber blos Prozent. Nach der Anzahl der Einwohner oder der ge- stellten Rekruten sollte Oesterreich blos 57 5« Prozent der gemeinsamen Anslagen bestreiten, nach der staatsrechtlichen Stellung der beiden Neichshälsten zu einander sollte jede 5» Prozent beitrage». Eigentlich aber müßte Ungarn mehr als 50 Prozent zahlen

, denn Ungarns Einflnß aus die Leitung der Reichsangelegenheiten ist stärker als derjenige Oesterreichs. Diesmal aber hängt der Bestand der Monarchie als wirtschaft- liche Einheit in der ^nft: das Zoll- n ndHa n- d els b n n d n is ist abgelaufen und bedarf der Erueuernug durch die Parlamente. Ministerprä- sident Gras Thnn versügte seinerzeit aus Grund des Z 14, daß das Zoll- und Handelsbündnis noch bis zum Jahre 1907 Geltung haben sollte, wobei wiederum den Ungarn allerlei Vergünsti gungen zugebilligt

, weun Oesterreich-Ungarn als Ganzes mit dem Anstand verhandeln könne: ein großer Staat genießt eben mehr Ansehen, er kann dein Auslande mehr bieten und auch seiner seits mit Aussicht ani Erfolg weitergehende An sprüche stellen, als zwei kleine getrennte Staaten. Wenn Oesterreich-Ungarn ein Ganzes bleibt, so wird es mit dem Auslande günstigere Handels verträge abschließen, das steht fest, aber es frägt sich nur, ob dieier Vorteil die Nachteile auswiegt, welche uns unter den obwaltenden Verhältnissen

ans dem Zoll- und Handelsbündnisse mit Ungarn erwachsen. Man sprach früher gerne von dem wechselseitigen Absatzgebiete und wies insbeson dere daraus hin, daß die A u S fuhr Oesterreichs nach Ungarn jene Ungarns nach Oesterreich nm 60—80 Millionen Kronen übersteige. So ging wenigstens aus der königlich ungarischen Statistik hervor. Allein, eine von österreichischer Seite veranstaltete statistische Kontrolle der Ein- nnd Ausfuhr ergab folgendes überraschende Resultat: Die jährliche Einfuhr vou

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Seite 1 von 16
Datum: 21.08.1903
Umfang: 16
, wie sie der Politik Kossuths fehlt. Sache der Teutschen Oesterreichs ist es aber nicht, Ungarn vor den schädlichen Folgen seiner Groß mannssucht zu bewahren, sondern eine weltge schichtliche Gelegenheit, wie sie sich sonst uur in Kriegs- oder Revolutionszeiten bietet, zur Ge staltung der eigenen nationalen und wirtschaft lichen Zukunft zum Aeußersten auszunützen. Wenn Deutsche-Oesterreich an seine geschichtliche Vergangenheit wieder anknüpfen, wenn das Deutschtum seine Stellung unter den westlichen Crbländern

wiederherstellen und einen legitimen Weg zu einer engeren Verbindung mit dem Deut scheu Reiche finden will, dann muh die Entschei dung der deutschen Abgeordneten, mag die unga rische Ministerkrise wie immer gelöst werden, jetzt schon feststehen. Die Wiener Verteidiger der wirtschaftlichen Gemeinsamkeit mit Ungarn führen stets das „größere Wirtschaftsgebiet' für den Ausgleich in das Feld. Auch wir wünschen für Zisleithanien ein größeres Wirtschaftsgebiet und streben ein grö ßeres an, als das Zoll

- und Handelsbündnis mit Ungarn uns bietet. Tas Deutsche Reich und Oesterreich sind groß genug für unseren wirtschaft lichen Ehrgeiz; exportfähig werden wir erst dann in höherem Grade werden, wenn wir uns von der Verbindung mit Ungarn erholt und wenn wir nach deutschem Muster zu wirtschaften gelernt haben werden. Das nationale und ökonomische Interesse der Deutschen Oesterreichs steht in diesem Falle der güustigsteu wirtschaftlichen Entwicklung der übri gen Volksstämme Zisleithaniens keineswegs ent

gegen. In allererster Linie wären die tschechischen Agrarier Nutznießer einer an die Stelle des bis herigen Zoll- und Haudelsbündnisses mit Ungarn gesetzten näheren wirtschaftlichen Beziehung mit dem Deutschen Reiche. Wir denken zunächst nur an einen leicht zu erreichenden günstigen Handels vertrag. Die Zollunion mit dem Deutschen Reiche wird sich im Lanse der Zeit von selbst ergeben. Sie hat heute diesseits und jenseits der Grenze übermächtige Gegner, zu welchen derzeit auch die! Mehrheit unserer Industriellen

, von Volks- nnd Staatsnotwen digkeiten, von wirtschaftlicher und kulMreller He bung der Bevölkerung gesprochen wird, bliebe leere Wortmacherei und politische Spiegelsechterei, wenn die Gelegenheit ungenützt bliebe, den Aus gleich mit Ungarn zu werfen und Oesterreich die Hände freizumachen zu eiuer Politik, die ebenso sehr dem wirtschaftlichen Interesse aller seiller Völker, wie seiner geschichtlichen Entwicklung ent spricht. Einem solchen Oesterreich würden die Deutschen auch alle Opfer bringen

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Seite 2 von 12
Datum: 13.07.1906
Umfang: 12
den früheren Zusammenstellungen geäußert, und ich habe davon nichts zurück gk nehmen. Oesterr. Abgeordnetenhaus. Vorgestern verhandelte das Abgeordneten haus über den Dringlichleitsantrag der Abgg. Schönerer, Stein und Genossen, in welchem die Regierung aufgefordert wird, 1. Tie Verhand lungen mit Ungarn zu beschleunigen 'und nach dem Beispiele der ungarischen Regierung, welche im Kampfe für die Unabhängigkeit ihres Staates von Erfolg !zu Erfolg schreitet, auch für Oesterreichs Selbständigkeit unnach

giebig einzutreten; 2. Angesichts der Tatsache, daß sich Ungarn bereits im Rechtszustande und im Besitze des selbständigen autonomen Zoll tarifs befindet, ehebaldigst eine Aenderung des bestehenden Zustandes herbeizuführen, dahin gehend, daß nicht, wie bisher das Reinerträgnis des Zollgefälles zur Deckung des Aufwan des für die gemeinsamen Angelegenheiten ver wendet werde, sondern daß die Zolleinkünfte unter Zugrundelegung des Verhältnisses.der Ein gänge an Oesterreich wie an Ungarn als eigene

Einnahme n zu überweisen seien. In der Be gründung dieses Tringlichkeitsäntrages verwies Abg. Stein darauf, daß die Zolleinnahmen im Jahre 1903 gegenüber 1902 um mehr als 7 Mill. Kronen, für Ungarn aber nur um 400.000 A gestiegen sind. Er bezeichnet es als eine Pflicht, einen Modus zu finden, damit nicht dieses' Geld Oesterreichs zur Bedeckung des' Aufwandes der gemeinsamen Angelegenheiten verwendet werde, wo doch eigentlich gar keine Gemeinsamkeit mehr besteht. Graf S t e r n b e r g (kontra) erklärte

, Oesterreich und Ungarn seien zwei HandeO- Associes, welche, wen : sie auseinander gingen, Pleite wachen müßten. Ihre Zusammengehörig keit aufrecht !zu erhalten wäre das geringere Uebel. Ter Unterschied Awisch n den beiden Reichshälften bestehe darin, daß wir ein Scheinparlament, Ungarn aber ein Scheinkönigtum habe. In der ungarischen Delegation sei Goluchowski wie ein Marder herumgeschlichen und hiabe gebettelt, die Magyaren mögen ihn im Amte belassen. Der selbe ManU kam dann in die österreichische Dele

gation als Kavalier, als hochmütiger, frecher Kerl. Sternberg griff insbesondere den K r ie g s- m in ister an, weil dieser in Ungarn den Titel „Reichs-Kriegsministc-r' gegen den Titel „Ge meinsamer Kriegsminister' ausgetauscht habe und gewagt habe, der. österreichischen Delegation zu sagen, daß er sich durch seine Dienerschaft über die Volksstimmung informieren lasse. Wenn die Bosnialen mich fragen, welchen Titel sie Pitreich geben sollen, rate ich ihnen, ihm den Titel „Ge nieinsamer Armee-August

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Seite 2 von 12
Datum: 23.02.1906
Umfang: 12
werden soll, nachdem ihr schon die Mobilisierungsangeleg en- i heiten abgenommen worden sind, erklärt der I „Alto Adige', daß dieses Gerücht u nbegrün - det sei. Unser Abgeordnetenhaus begann am 19. ds. die Debatte über die Jnterpellations- beantwortung betr. die Ungarische Frage. Sämtliche Redner betonten, die gegenwärtige Lage,dränge unausweichlich M einer Neurege lung des Verhältnisses mit Ungarn; sie betonten, die Trennung der Armee, welche zu verhindern das österreichische Parlament kein Mittel habe, hätte

Unbedingt die Konsequenz, daß die unga rische Armee von Ungarn vollständig erhalten werden müßte. Abg. Dr. v. Grabmayr führt aus: Wer steht denn heUte noch auf dem 1867er Boden? Nicht nur ganz Ungarn steht nicht mehr auf dem Boden des 1867er Ausgleiches, sondern auch wir in Oesterreich haben die Ueberzeiugung, erlangt, daß dieser Boden so vielfach schadhaft geworden ist, daß er einer gründlichen Repara tur bedürfe. Wenn der Ministerpräsident nUr auf dem 1867er Boden stehen bleiben

ein Revisionsprogramm festzustellen, für das sie, hinter sich die ganze österreichische Volks vertretung, einzutreten hat. Ter erste Punkt des Revisiönsprogramms muß lauten: Ueber die Ge meinsamkeit des Verhältnisses mit Ungarn darf es nur einen Text geben, der für beide Teile Gel tung hat. Nicht itur, weil die Gesetze sachlich differieren, schwamt der 1867er Boden, sondern auch weil mehrere inhaltlich kongruente Bestinv- mungen der Ausgleichsgesetze hüben und drüben ganz verschieden ausgelegt werden. Es ist ferner

am Schlüsse seiner Antwort erklärt hat, daß das Ziel der Wiederherstellung normaler Verhältnisse erreicht werden möge, kann ich diesen Wunsch des Ministerpräsidenten Nur voll teilen. Abg. Groß (deutschfortschrittlich) sagt: Wir Haben Ungarn gegenüber keine Gesühlspolitik zu machen, wir haben uns nicht z!u begeistern für die Intakt heit des ungarischen Reichstages^ nicht für die Freiheit der ungarischen MUniziMn und Komi- tate, sondern wir müssen mit den gegebenen Tat sachen rechnen und jene Faktoren

in Ungarn für maßgebend erachten, welche tatsachlich im Besitze der Macht sind. Eine neue Vereinbarung mit Ungarn ist notwendig. Tiefe Vereinbarung wird , geschlossen werden weder auf GrUnd der 1867er Gesetze, noch auf Grund des Rufes „Los von Ungarn', sondern die Basis für die neue Ver einbarung wird in der Mitte zwischen beiden Extremen liegen, wird eine Kompromiß-Basis sein Müssen. In Bezug Flf die pragmatischen 'An gelegenheiten müssen wir betrübend konstatieren, daß der Bestand der gemeinsamen

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Seite 1 von 8
Datum: 12.06.1907
Umfang: 8
Jahrestag der Krönung des Kaisers von Oesterreich zum König von Ungarn durch eine Festmesse gefeiert. Der ganze Hof staat, die gemeinsamen Minister, die Mitglieder des ungarischen Kabinetts und der beiden Häuser namen an der Feier teil. Kardinal-Erzbischof Samassa hielt die Festrede. Nach der .Rückkehr in die Ofener Hofburg empfing der . Kaiser die Abordnungen der beiden Häuser uud der Stadt vertretung von Budapest.' Ungarn hatte Grund, diesen Tag Zu feiern, denn die staatsrechtliche Konstruktion

des Landes, die Polle.staatliche Pari tät bei finanzieller Disparität und politischer Ueberparität haben Ungarn so große Vorteile gebracht, daß es in der Regierungszeit des jetzigen Kaisers geradezu aufgeblüht, die größten Fort schritte gemacht Hat und durch seinen Einfluß auf die auswärtige Politik und die Armee in der Monarchie führend geworden ist. Ungarn hätte alle Ursache, die Erinnerung an die Krönung des Kaisers mit Dankbarkeit und mit ungetrübter Freude an die glückliche Wen dung zu feiern

, durch welche die Nation aus den schwersten Krisen gerettet und zu einem mächtigen Staate gemacht wurde. Nur durch den Ausgleich, durch das Verhältnis zur Krone und zn Oester reich hatte Ungarn die Kraft, den nationalen Staat auszubauen, das Geltungsgebiet der ma gyarischen Sprache immer mehr auszudehnen und von den traurigen nationalen Krisen, die Oester reich .heimsuchten imdschwächteu, verschont zu bleiben. Das selbständige Ungarn würde für seine Unabhängigkeit in der Form einer bloßen Personalunion

unerschwingliche Kosten zahlen müssen. Es würde im Kampfe gegen seine nichtmagyarischen Nationalitäten, Sie schon jetzt fortwährend an Selbstgefühl zunehmen und mit der sich ausbreitenden Kultur naturgemäß au Widerstanskraft gewinnen, viel schwächer sein als bisher. Das ist schon deshalb gewiß, weil auch in Ungarn der aristokratische Staat, die Adels herrschaft unhaltbar wurden, und die Wahl reform, die ganz neue Elemente in die Politik bringt, trotz der scharfsinnigstell Verkünstelnngen die Macht der breiten

Schichten des Volkes und der Nationalitäten zum Ausdruck bringen mnß. Ungarn würde alle finanziellen Vorteile der Ge meinschaft verlieren, sein Budget verschlechtern. seine Valuta in Gefahr bringen, feine Landwirt schaft in eine Krise stürzen, den Grundwert, den Hypothekarkredit und wohl auch den öffentlichen Kredit erschüttern. Wenn vorgestern die ungarische Nation uud die Krone mit einer gewissen Verdrossenheit das Krönungsfest begingen, und wenn die ungarische Politik immer stärker zur Trennung

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