. Und die alte Frau nahm sich fest vor, von nun ab ein ganz besonders scharfes Auge auf das Mädchen zu haben. . Damals, als Luise von der nächtlichen Wan derung zu später Stunde, heimkam, wachte die Orglerin einsam in ihrer Stube. Ein trübes Oellicht brannte vor dem Hausaltar, und den Rosenkranz in den knöchernen Händen haltend, saß sie betend davor iin Lehnstuhl. Die Haustüre siel sachte und soft unhörbar ins Schloß, und leise ächzen! die Holzstufen unter den flüchtigen, vorsichtigen Schritten de» jungen
Mädchens. Jedoch nicht leise genug, daß das lauschende Ohr der betenden Frau sie nicht ge hört hätte. Und) mit festen, energischen Schritten, die ihr «igen waren, ging die Orglerin nach dem. unteren Stockwert in das Zimmer ihrer Nichte. „Lusi', wo warst du so lang?' frug sie mit strenger Miene, und die großen dunkeln Augen sahen fest in das vom eiligen Gang leicht ge rötete Gesicht des jungen Mädchens. Luise Orgler schien über den späten Besuch, den ihr die alte Frau in ihrem Zimmer ab stattete
, teineswegs überrascht zu sein. Aber sie ärgerte sich, daß die Tante sie. über ihr Tun zur Rechenischjast zog, als wäre sie noch immer da« klein« unmündige 'Kind aewHn, da» dle Alte elnsten« übernommen ham. und «ln-trotziges W des Widerspruchs uM der Auflehnung gegen dliese Vormundschaft ließ Luise mürrisch! und unfreundlich antworten/ „Kann man denn nirgends hingehen, ohne gleich immer Rechenschaft abzulegen?' entgeg nete das Mädchen, kehrte der Tante sehr respekt widrig den Rücken und zerrte ungeduldig
an ihrem Kleid, um es auszuziehen. Der helle Mus selinstoff hing feucht und runzlig an dem weiten Reifrock und gab Zeugnis von der nassen Wan derung der letzten Stunden. „Wo bist! g'wesen, Luis'?' frug die alte Frau nach einer kleinen Weile abermals, nachdem sie die Züge des Mädckens scharf beobachtet hatte. '' - - - - - - .ige Lutse innl Daß die vollen roten Lippen nervös zuckten und Es entging ihr nicht, daß die sonst so gleich mäßig ruhige Luise innerlich sehr erregt schien. die Farbe der geblich bleichen
und forschend sah dk vu« tzrsu auf ihre Nichte, die sich jetzt an ihren Haaren zu schaffen machte. Sie hatte nicht Platz genommen, sondern stand inmitten des geräumigen Schlaf zimmers, das durch zwei brennende Wachs- kerzen erhellt war. ,M>er war in Riffian?' forschte die Orglerin weiter. „Du und...' „Die Sailer Rosa und die Ludowita, die Mali, das Neuner Mariele und die Gabriele. >' berichtete die Luise in dem Ton eines Schul mädchens, das seine Ausgabe herzusagen hat. „Sol' machte die Alte. „D.ie