Seite 4 Meraner Zeitung. Nr. 123 Dir Mm. Erzählung von F. Arnefeldt. 37 Nachdruck verboten. (Fortsetzung) Draußen erhob sich ein Geschrei. „Benedicta!' rief Maud, erschrocken aufspringend. „Ich hatte sie ganz vergessen.' „Horch, der Wilde tobt schon an den Mauern!' lachte Ernst. „Sie weiß sich in Erinnerung zu bringen, geh' hinaus zu ihr, ich werde mich schon unsichtbar zu machen wissen.' Maud ging hinaus und fand ihre Pflegebefohlene in einem Aufzuge, welcher der Frau Oberamtmann, wäre
sie zufällig dazu gekommen, Krämpfe verursacht haben würde; sie war in die Erdbeeren gerathen und hatte Kleid, Gesicht und Hände auf dem von einem ausgiebigen Regen in der vergangenen Nacht noch sehr feuchten Erdboden übel zugerichtet. Maud führte sie in den Pavillon, den Ernst inzwischen mittelst eines Sprunges durch das Fenster auf der entgegengesetzten Seite verlassen hatte, holte aus einem in der Nähe befindlichen Teich Wasser herbei und machte Benedicta wieder menschenähnlich, ohne ihr, zur großen
jetzt ihrem erbittertsten Feinde ver zeihen können, ja, sie fing an zu zweifeln, ob sie den Oberamtmann wirklich als solchen betrachten müsse und sprach Antonie auf alle Fälle frei. Hatte sie sich hinsichtlich des Verhältnisses zwischen dieser und Ernst so getäuscht, wer bürgte ihr dafür, daß sie nicht auch in anderer Beziehung durch eine vom Vorurtheil ge färbte Brille gesehen. „Ich will unbefangener prüfen,' gelobte sie sich; jetzt aber ließ sie der Einbildungskraft den Zügel schießen, die ihr lichte Zukunftsbilder
einer ern steren, gedrückteren Stimmung nicht völlig Herr wer den, so fand sie dies sehr erklärlich, standen dem jungen Mädchen doch recht heiße Kämpfe mit dem sehr geliebten Vater bevor. Die Frau Oberamtmann war allerdings keinen Augenblick zweifelhaft, auf welche Seite der Sieg sich neigen mußte, stand fie doch bei der Stieftochter, für welche sie nie so zärtlich empfunden wie an diesem Tage. Ernst Reichner mußte es sich übrigens sauer an kommen lassen, die halbe Stunde, welche er bei Maud im Pavillon