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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 18
Datum: 21.01.1900
Umfang: 18
euch,' führte der Mann aus, der hat ein Mundwerk! Der läßt sich nicht verblüffen, der ist nicht todt zu kriegen. Als der Staatsanwalt sprach, dachte jeder: o weh, Detlev Oldekop, dir gehts schlecht. Kein gutes Haar blieb an ihm. Der Mann ging ihm so scharf zu Leibe, ^>aß er einem ordentlich leid thun und daß Niemand mehr zweifeln konnte, der und kein Anderer sei's gewesen. Jawoll. Prost Mahlzeit! Da hatte der Staatsanwalt vie Rechnung ohne den gemacht, den Christian Kummerfeld ja mal spottweise, aber gar

weg gewesen. Wegen des Betruges — na, die paar Wochen, und all verbüßt auch ! die werden ihn nicht viel scheren. . . Am späteren Abend schlich Christian Tiedjohann um den Sod. Er kletterte über das Staket und die Hecke und klopfte an eines der kleinen, matt erleuchteten Fenster zu den Kammern der Knechte. „Wer is da?' „Mach mal auf, du. Ich bin's!' „Kann jeder Toffel sagen! Welcher ich?' „Christian von Kölling ' „Ach so.' Das Fenster ging etwas schwer auf. „Is all wieder verquollen... . Gun Abend, Christian

.' „Gun Abend auch. Bist du das, Jochen? Na, weißt du all was — ?' „Ja. Einer hat's vom Bahnhof mitgebracht. Er is freigesprochen.' „So?' „Ja. Und all wieder frei.' „I was!' „Du glaubtest doch nicht ' „Ich glaubte gar nichts.' „Hm. Hast du etwa einen besonderen Verdacht?' „Kann sein.' „Schieß los!' „Ich werd den Teufel thun.' „Sag mal, Christian, du kamst früher viel herum in der Gegend von wegen dem Schlingenstellen oder Fischen : bist du etwa in der Nacht auch unterwegs gewesen?' „So frägt man Dumme

.' „Hast du denn was gesehen?' „Natürlich.' „Was denn?' „Den Mond.' Christian verzog keine Miene. „Quatschkopf!' „Danke.' „Wart noch. Hast du was gesehen?' „Ich habe keine Zeit mehr. Und was geht mich die Großschnauze von Affkatenbauer an! Den gönn ich euch allein. Du, reine Finger hat der nicht» das sag ich!' „So? Woher weißt du das?' „Ich? Ich weiß gar nichts. Gun Nacht, Jochen.' „Laß das man nicht den Bauern hören!' „Nee.' Is verdammt kalt draußen und zieht — brr! Gun Nacht, Christian

.' Ob der Knecht nicht reinen Mnnd gehalten oder Tiedjohann auch nach anderer Seite unvorsichtig sich ausgesprochen hatte und von dieser dem Advokatenbauern gepetzt worden war, blieb unklar. Aber schon an einem der nächsten Tage erschien der zurückgekehrte Oldekop i-i Kölling und verlangte von der erschrockenen Frau im Kramladen heftig, den Sohn zu sprechen. Christian saß im Schurzfell und hämmerte an einem Paar Stiefeln, als der Bauer plötzuch in der offenen Thür zwischen Wohnzimmer und Werkstatt auftauchte

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 31.01.1906
Umfang: 12
, die sich bei jeder Gelegenheit, so auch bei dieser Wahlreform als Diktatoren aufspielen. Diese Mahnung richtet sich aber auch an die Regierung) die sich an Katzbuckeln vor den tsche chischen Zeter- und Mvrdjö-Schreiern nicht'genug tun kann. Geht einmal den Deutschen die Geduld und Bescheidenheit aus, dann wögen die GaUtsch zusehen, wie sie mit ihnen fertig werden. König Christian >X. von Dänemark 5. Kopenhagen, 29. Jan. König Christian von Dänemark ist heute nachmittags gestorben. , . * . . König Christian IX., geb

des^ Herzogs Friedrich Wilhelm von Schleswig-Holstein, den Thron Djänemarks bestieg. Trotz seiner 88 Jahre war König Christian IX. bis in die letzten Jahre noch sehr rüstig, waren Auge und Gehör scharf, war sein Gang aUfvecht und stramm. Der alte, sehr joviale Herr, zu dessen Gewohnheiten es gehörte, ganz ungeniert in Kopenhagen unter dem Publikum spazieren zu gehen, lustwandelte oft stundenlang ohne irgend eine Begleitung in den öffentlichen Gärten seiner Residenz. Der Zutritt zum König war im Schlosse

. Der älteste Sohn, Kronprinz Christian Fried rich (geboren 3. Juni 1843), ist mit der Prin zessin Luise, dem einzigen Kinde des Königs Karl XV. von Schweden (einer Nichte des Königs Oskar von Schweden), vermählt. Die engsten Bande verkniipsen die dänische Königsfamilie mit den Höfen von Rußland und Großbritannien. Zar Nikolaus ist der Enkel König Christians, denn seine Mutter Dagmar, Witwe des Zaren Ale xander III., ist die Aweite Tochter des Dänen königs. Die älteste Tochter, .Alexandra, ist die Gattin

König Eduards VII. von England. Tie dritte Tochter, Thyra, ist mit Ernst AugUst Herzog von Cumberland vermählt. Durch seinen zweiten Sohn, Prinzen Wilhelm, der am 6. Juni 1863 als König Georg I. den griechischen Thron be stieg, war König Christian auch/mit den Hohen- zollern verschwägert, da sein Enkel Prinz Kon stantin mit einer Schwester des Deutschen Kaisers vermählt ist. Durch.die Ehe seines' jüngsten Sohnes, des Prinzen Waldemar, mit der Prin zessin Marie von Orleans, ergeben sich Beziehun gen

zu den regierenden Häusern von Oesterreich, Bayern, Spanien, Portugal, Italien, Mecklen burg Und Koburg. - Als interessantes Detail sei hier erwähnt, daß in der Liste der europäischen Monarchen mit Rück sicht auf die RegierungsdaUer König Georg I. von Griechenland unmittelbar vor seinem Vater, dem König Christian, rangiert, denn er bestieg am 6. Juni 1863 im Mter von 17 Jahren den Thron Griechenlands, fünf Monate und zehn Tage bevor sein Vater König von Dänemark wurde. ' ^ König Christian IX. studierte 1839—1841

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 17.01.1877
Umfang: 8
des Staatswesens hervorgetreten lich und die Frau mit einer fetten Abnahme versehen.' „Und waS bleibt mir?' fragte Christian wie betäubt. „Gräme Dich nicht, armer Zunge,' versetzte der Wirth tröstend, „bist noch jung und gesund, kannst arbeiten und dein Brot verdienen, wirst leicht einen Dienst bekommen, in d.r ganzen Gegend trägt's Dir kein Mensch nach; — aber dem alten Hans hat man'S verdacht, daß er sich von der Frau regieren läßt und Dich so ganz und gar enterbt hat. ES waren unser Einige, die wollten

Einspruch thun, daS Testa- , ment umstoßen, da gab der Alte zu Protokoll, daß Dir nichts weiter zukäme, als Dein Müt terliches, daß er seine Hand von Dir gezogen habe und sein Nettester todt für ihn sei, — einen Karrensträfling kenne er nicht, und daS Gericht stand ihm bei.' „ES ist gut, sollt Dank haben, Jochen', sprach Christian nach einer Weile, sich erhebend, „wie viel ist meine Zeche?' „Ach geh doch, Junge, wirst den Willkom- menStrunk mir nicht bezahlen wollen!' rief der Wirth, „wo willst

denn nun aber hin?' setzte er besorgt hinzu. ^ „Mein Mütterliches holen und mit dem Stiefbruder abrechnen,' antwortete Christian mit einer unnatürlichen Nuhe. find. Der Entwurf des Staatshaushalts - Etats wird Ihnen unverzüglich zugehen. Unter den Gesetzentwürfen, welche Ihnen vorgelegt werden sollen, sind einige der erheblicheren bereits früher Gegenstand der Berathung gewesen, namentlich auch derjenige wegen anderweitiger Einrichtuug des Zeughauses zu Berlin, welcher, in Verfolg der mit den Reichsbehörden gepflogenen

. Der Justizminister Marlel wies die bonapartistischen Kläffer gebührender maßen zurück, die Kammer jedoch acceptirte einen Antrag Albert Grevy'S. demzufolge sie die Abbe rufung Baillcul'v billigt und die Anschauungen „Bleib' hier, die Leute sind alle auf dem Felde,' sagte der Wirth, dem merkwürdig Angst wurde, „wirst höchstens den Alten daheim tnffen.' „Heut' am Sonntag auf dem Felde', fragte Christian ungläubig, meinst wohl in der Kirche.' „Dort ist Kinderlehre', fuhr jener hastig fort, „das Korn steht

noch draußen und die Leute sind hinaus um einzufahren — siehst daS aufsteigende Gewitter nicht? So Hat'S den ganzen Tag schon gedroht, und man muß daS liebe Korn doch bergen, meine sind auch alle miteinander hinaus.' „Meinetwegen', sagte Christian achselzuckend, „hab' doch auch mit dem Vater zu reden — komm später wieder löor Jochen!' Er schritt nach der Thür, welche in diesem Augenblick geöffnet wurde. Ein ältlicher Mann mit ergrautem Haar trat herein, warf einen Blick auf Christian und stutzte. „Guten

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 14
Datum: 01.12.1899
Umfang: 14
hatte. Als er bei einbrechender Dunkelheit durch Neickendorf kam, wurde er von den ihm Begegnenden freundlich begrüßt. Er galt nicht als Licht und war im Grunde wenig hervorgetreten und ebenso wenig beachtet worden. Allein der auf ihn geworfene Verdacht ließ momentan ein regeres Interesse für ihn auskommen unv spontan bethätigen. Vom Sod her und kurz vor dem Hofe begegnete dem Heimkehrenden ein Mann im Pelz. „Gu'n Abend,' sagte Christian höflich. „Mengen,' antwortete der Andere und blies den Dampf seiner Cigarre

durch die Nase. Der neue Bauer? dachte Christian. Am Sod wurde er angerufen. „Spaziergang gemacht, Christian „Ja, mit der Pickelhaube.' „Behalten wollten sie dich nick) ?' «Ein Glück!' Einer der Knechte kam an dem Wog. „Euer Bauer, der mit dem Wolfspelz ?' fragte Tied- johann. »Ja. Js er dir über den Wea gelaufen?' „Nach dem Dorfe zu.' „Der ist dir nich grün, Christian. „Kann mir egal sein. Was hat er denn?' „Raupen im Kopf. Als er von dir und der Pickel haube und dem bißchen Klauen hörte, traute

er dir noch ganz was anderes zu.' „So — ?' „Ja, von wegen dein früheren Bauern — du ver stehst mich. —' Nee ' „Na, er meinte, du 1t nicht ganz reine Finger haben. —' '' ' „Wegen dem Bauern —' „Mensch, geht das noch nicht in deinen Schädel?' „Ich sollte — er meinte — von wegen dem Mord ?' „Endlich. Ja, grad das.' „Der Halunke!' „Hab ich mir auch gedacht. Na, mach dir nichts d'raus.' „I wo!' „Gu'n Nacht, Christian.' „Gu'n Nacht, Jochen.' Es wurmte ihn doch und er knurrte vor sich hin. Am nächsten Tage wurde

, „aber das dicke Ende kommt noch.' „Ja, ja,' stimmte der Fremde zu, „mit den Herren vom grünen Tisch ist schlecht zu spaßen. Was wird's denn: blechen oder brummen?' fragte er lakonisch. „Brummen, nee, das nich,' sagte Christian einiger maßen befriedigt. „Aber von dem, was ich mir gespart habe, wird wohl nicht viel übrig bleiben. Sechshundert Mark na, wenn ich die zahlen soll, hab ich nich mal.' „Dann gehts hoffentlich billiger,' stimmte der Unbe kannte bei. „Was ich sagen wollte — hm — ich bin auf dem Wege

nach dem Grünen Sod : Da ist ja wohl ein neuer Bauer, was?' ^ „Und was für einer, früher Asskat,' bestätigte Christian „Ja, hab ich gehört. Feiner Kerl, was?' > „Na, wenns nach 'in Rock geht —' „'Nichts drin — ?' „Doch' — mit einer Handbewegung — „so'n Bauch.' „Sie sind ihm wohl nicht grün, was?' „Nee. Er mir auch nich.' „Kennt er Sie denn?' „Nee.' „Sie ihn?' „Na, gesehen hab ich ihn ja und gehört von ihn» durch meinen Alten. Hat's was aufzufressen gegeben, als die noch jung waren, war der Sod-Detleo dabei

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 25.12.1900
Umfang: 12
«f Thristanell »m. Direktor d», städt. Änab»nschul» lüc s»in übtrau» v»ldi»»stoollet und segenlriiche» dreißigjährige» Wirken al» Borstan» und Vo>stand-S «llv»rtr«i»r »in»» so human»» Berlin et in di« Arm», liibkisen ihn. sragen, socschen, waZ ihm denn geschehiil sei. warum ,r weine, wer denn noch immir w«rt- Und da klammert er sich mit den kleinen Armen an Bater und Mutter und stottert unter heißen Thränen: Der Christian Seive Eltern sind seit drei Uhr fort. Und er muß aus sie warten. Und ihm ist kalt, Mama

. Und er wartet noch immerl Und das Christkind kommt nicht zu ihm. Und sein Bater prllgelt ihn. Er soll herauskommen, Papa l Ich schenke ihm die HSlste Von m«inerr Sachen. Und er thut mir so leid I Und ich möchte ihn mm Bruder haben, Mama. Dann würd« ihn Niemand wehe prügeln und da» Christlind käme d,vn wohl auch zu ihm . . « ^ » Der Papa ist hinabgegangen und hat den Knaben ge holt. Und der Christian ist im Hause geblieben. Seine Mutler hat ih» willig hergegeben, sroh darum, den Junge» loS

zu werden. Sie sind auch bald fortgezogen, weil si» sich doch ein bischen schämten und kommen niemals, um zu fragen, wie »S ihrem Kinde »rzeh«. um ihr Kind zu sehen Für Christian werden freilich keine Kosenamen ersonnen, und Mama wie Papa machen einen gewaltigen Unterschied zwischen ihm und ihrem »kleinen. Dicken'. Aber Christian wird gut behandelt, theilt deS kleinen Dicken Zimmer, besucht mit ihm die Schule, ordnet sich Fritzchen untir und erweist sich al» bescheiden, dleusteisrig, dankbar und liebevoll. Fritzchen

protegirt ihn und erzieht Ihn gewissermaßen zu einem .feinen Jungen' und Christian fügt sich voll Gelehrigkeit allen Anweisungen und Winken seine» kleinet MentorS. Und knapp vor Weihnachten schreibt Christian so gut wie Fritzchen «Inen Brief an da» Christkind. Beide sind überzeugt, daß e» die«mal zu beiden kommen wird. Die Müma sagt eS ja auch l Und wenn Fritzchin vom verflossenen WeihnachtSseste spricht und man ihn fragt, welches'Geschenk ihm die größte Freud« bereitet hätte, rust er mit leuchtenden

Augen: „Der Christian l Der Christian l' durch dies«» Ehre » blatt d»n innigsttn und aus« richtigst»» Dank «»»zusprechen. Meran. am 20. Dez. 1S00. D'e Borstehung di» M«ra«ec Bolksfchuloerelne».' Damit war diese» «-hebend« Fest beendet; di» brav»» kindir hatt»» ihr Christlindlein «halten, »tn verdlenler Schulmann di» gebührend» Würdigung gesunden. sGroße» Militär-Konzert. Am Mittwoch, den 26, Dez (Stephon»tag), Abend» S Uhr, findet im Etablissement «Anvria» Ho'er', v«ranstalt«t von d«r Erzherzog

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Meraner Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 28.01.1900
Umfang: 16
. Kling . . r.' Mehr war nicht zu erkennen. „Sehen.Sie her !' schrie Tiedjohann und präsentierte ein neues Brett, das an der zersplitterten Seite ebenfalls einen schmalen Streifen trug. Der Kommissar pfiff vor sich hin. Er war überrascht und befriedigt. Auf dem Streifen stand deutlich eine Firma! „Waffenfadrick G. L. Keßler, Altona,' las er. Die Druckerschwärze hatte der Feuchtigkeit besser widerstanden, als die Tinte. „Ei wei!' stieß Christian aus und rieb sich ver gnügt die Hände

mit dem Papier nehmen wir mit. Die andern — können Sie die gut verstecken? Schön!' Christian barg den Fund in einer Erlengruppe. „So, nu fort.' Sie strebten an die Landstraße. „Bis morgen früh ist lang hin,^ erläuterte Grotthus, „und es ist zu kalt und unwirthlich, als daß wir uns im Freien herumdrücken sollte». Im Sommer — in einer recht warmen Nacht — hätten wir's ja anders machen können. Ich hätte mich irgend wo hingelegt, Sie wären nach Hause gegangen und hätten daS Nöthige geholt, und wenn alles ruhig

war, wären wir an die Arbeit gegangen. Aber jetzt — mir ist so schon ganz kalt geworden Das Dorf ist Tonndors — ? Wenn wir da bleiben wollten, hätten wir's morgen früh näher. Aber da winde man bloß unnöthig auffallen. Gehen wir also lieber das Stück weiter. Sie, Tiedjohann, ich glaube — ich glaube, wir haben die Spur von dem Halunken richtig gesunden!' „Ich glaubs auch!' bestätigte Christian erfreut und setzte gedankenvoll hinzu: „Und daS schöne Geld!' „Gönn ich Ihnen, mein Lieber! Und Sie bekommen

es, ohne Zweifel!' „Zwei Fliegen mit einer Klappe murmelte Christian. „Ist daS aber nicht frech.' meinte er, „wenn der es doch gewesen ist und kommt zu mir und schreit mich an?' „Natürlich. Aber er wollte Sie ins Bockhorn jagen. Der Muthigstc sind Sie gerade auch nicht.' „Nu nee,' gab Christian zu. „Das nicht. Aber wenns grad drauf ankam — ganz nette Fäuste hab ich doch auch, und schließlich meinen Sie, ich würde nicht zuhauen?' „Am Ende wohl.' „Na, das dacht ich auch. — Kann ich mich denn so in der Stadt

sehen lassen?' fragte er etwas besorgt Grotthus that ihm den Gefallen, ihn zu mustern. „'n Graf geht wohl nobler, Tiedjohann. Aber unser einer ? Für uns lang gut genug,' beruhigte er. Christian kaufte auf Rechnung des Beamten in der Stadt das nöthige Werkzeug und gab es in einer Wirth schaft in Verwahrung. Den Abend verbrachten sie in einem Bierkonzert. Mit der Nachtruhe wurde es nicht viel. Um die vierte Stunde waren sie bereits wieder unterwegs. — Der Kommissar trug Stiefeletten und erwog

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Seite 1 von 8
Datum: 17.01.1877
Umfang: 8
. 4. (Fortsetzung.) ES war in der Erntezeit, an einem Sonn tag, als Christian das Dorf S. erreichte, wo er vor acht Zahren von den Häschern gefesselt worden war. Rechts hinüber lag Hans Han sen's Hof, daS Dach, unter dem die Liebste weilte, dort links der Friedhof mit dem Grabe der Mutter. Der Orgelton auS der Kirche drang zu ihm herab. Christian stand unbeweglich auf seinen Stock gelehnt, bannte ihn die Erinnerung oder der Orgelton? Sein Gesicht war todtenblaß trotz der drückenden Hitze. Von Süden zog

, Jochen!' Langsam brachte der Wirth beides und blickte ihn forschend an. „Ihr kennt mich nicht mehr, Jochen?' fragte Christian, seinen Blick offen erwidernd ; haben acht Jahre mich so verändert?' „Daß Dich, — bist Du's denn wirklich, Christian Nasmussen?^ rief der Wirih zurück prallend, «meiner Seel', kamst mir bekannt vor, wußte Dich nur nicht hinzubringen. „Na, wie geht's?' fetzte er hinzu, sich feinem Gaste ge genüber niederlassend; «bist nun frei, mein Zunge? War wohl eine harte Zeit

, he?' Christian nickte düster. „Lebt mein Vater noch?' fragte er dann hastig. »Ja, der Alte lebt noch; das ist aber auch Alles l' erwiderte der Wirth achselzuckend; er ist seit vier Jahren an Händen und Füßen ge lähmt, kann nicht vom Stuhl aufstehen, — holte es sich vom Moor beim Torfstechen, wo er bis an den Leib im Wasser gestanden. Weißt wohl Christian, der alte HanS Rasmussen ist all' sein Lebtag eigensinnig gewesen, — na, der junge Hans macht sich's bequemer und läßt andere für sich arbeiten

l verstehst mich wohl?' — Er blinzelte ihm zu und, als erinnere er sich.jetzt erst, daß er den Zurückgekehrten noch nicht bewillkommnet, reichte ihm die Hand über den Tisch hin, in welche Christian mit sichtlicher Aufregung einschlug. „Wer hat den Hof?' fragte letzterer mit ge preßter Stimme. „Dein Stiefbruder, wer wohl anders?' ant wortete der Wirth. „Natürlich, wer wohl anders,' lachte Chri stian in bitterem Grimm, „das heißt er verwal tet den Hof für «nicht denn anders kann'S

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 10
Datum: 20.01.1877
Umfang: 10
ihn die Hunde; es waren nicht mehr die alten Kameraden, diese hätten ihn sicherlich wieder erkannt. Die Wehmnth kam über ihn, wie damals vor acht Jahren. Er schüttelte sie ab und schritt auf's Haus zu -- die Thür war verschlossen. Er ging »ach der Rückseite, nirgend ein lebendes Wesen. Auch die Ställe waren verriegelt, nur die große Scheunenpforte stand weit offen, doch war auch hier kein Mensch zu sehen und zu höre«. Der ganze Hos evschien wie auSgestorben. Jetzt ging Christian auf daS kleine Nbnab- mehaus

!' Christian blickte regungslos auf den Greis; sein Haß schmolz hin bei diesem Anblick, und ohne ein Wort zu sprechen, trat er ans Fenster, wo auf einem kleinen Tisch eine weiße Wasser flasche stand; doch war dieselbe der Soune zu sehr ausgesetzt gewesen, weßhalb er schweigend die Stube wieder verließ, um in einem Kruge frisches Wasser aus der Küche zu holen. „Wer war daS?' murmelte der Alte er schreckt; „war es ein Fremder? So hat man mich ganz allein am dem Hofe gelassen? O, mein Heir und Gott

, wie werde ich bestraft!' Christian kehrte jetzt zurück und gab dem Vater zu trinken. Er schwieg noch immer; doch zitterten seine Hände so sehr, daß er den. In halt deS Kruges fast ganz verschüttete. „Wer seid ihr?' fragte der Alte ängstlich. „Ist die Anne-Marie nicht daheim?' Letztere war die Magd, welche zu seiner auS Kalkutta, wonachdie Gerüchte, daß die Be ziehungen zwischen'England und Afghanistan ge trübt seien, als unbegründet bezeichnet werden. Der Befehlshaber der Neworlean'schen Buz, destrnppen erhielt

, daß derartige Bauten im tiessten Frieden Pflege bestellt war und nun ihn schlafend wäh nend, zu den Leuten aüf'S Feld gegangen war. „ES ist Niemand daheim,' versetzte Christian, den Vater schmerzlich anblickend, „man hat Euch, den kranke» Mann, ganz allein gelassen!' „Barmherziger JesuS!' schrie der Alte, ihn starr anblickend, „das ist mein Sohn Christian oder sein Geist!' „Bin'S selber, Vater!' sagte Jener, „die acht Jahre find um, ich bin frei!' „Und Du kommst heim» um mich anzu klagen!' stöhnte der GreiS

. „O, warum warst Du nicht am Platze, als ich Dich damals weg fahren wollte zum Ohm; warum belogst Äu mich? Nun ist's zu spät, — ich kann Dir nicht mehr helfen!' „Freilich war ich schon um elf Uhr auf der Mutter Grab, um Euch zu erwarten,' versetzte Christian; aber ein IudaS Jscharioth hatte mich verrathen; vom Grabe weg, wo ich eingeschlafen war, holte mich daS Gericht.' — „Ein Judas Jscharioth hat Dich verrathen?' murmelte der alte Mann in Todesangst; o.nun bin ich schuldig, und Gott wird mich verdam

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 22.08.1889
Umfang: 6
». Die Freiin von Gothe«. Aus der geheimen Hosgeschichte Täuemaris. (AuS den hinterlassenen Papiere» eines zeitgenössischen Beamten.) Die Ehe des Kronprinzen Christian, von Dänemark*) mit Charlotte Friederike, einer gebornen Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, war eine höchst unglückliche, obwohl sie der Prinz ihrer körperlichen Schönheit und hervorragen den geistigen Eigenschaften wegen aus voller Neigung ge- heirathet hatte. Die Prinzessin gebar ihm einen Sohn, den nachmaligen König Friedrich Vll

Verhältniß unterhalle. Graf . . . horst, Rittmeister und Kammerherr in könig lichen Diensten, ein junger Mann von vorzüglicher Bildung, einnehmendem Aeußern, aber schwankendem Charakter — suchte in der That jenem Gerüchte dadurch Nahrung zu geben, daß *) Regierte als Christian VIII. vom s. December isss bis zu seipem Tode, am io. Januar l»4», als König von Dänemark. Folgte seinem Bater Christian VIll., regierte als LZnig Fried rich Vll. bis-zu seinem Tode, am IS. November ihm folgte der jetzt ktzierende

König Christian IX. er sich bei jeder Gelegenheit, die sich ihm als Kammerherrn am Hose oft genug darbot, der Prinzessin näherte, ohne daß diese im Gesühle ihrer Unbefangenheit und weiblichen Würde seine Huldigungen für mehr als eine ihrer hohen Stellung schuldige Aufmerksamkeit gehalten und sonderlich beachtet hätte. Demnach trugen die mit Geschick und Borbedacht vorbereiteten, dem alten König Friedrich*) hinterbrachten Gerüchte wesentlich dazu bei, daß dieser in die zweite Heirat Christian'S

auS Dänemark entfernt Regierte als Mitregent Christian Vll. von 1784 bis >»(«, in l»elchem Iehre der Letztere geisteslranl starb. <tr übernahm dann als Friedrich Vl. selbststiadig die Regicnvig bis zu seinem Tode am S. De cember INS. werde, wo sie schon um der Liebe zu ihrem Sohne willen so gerne weilte, schien ihm doch von ihm zn viel verlangt. ES wurde daher die Fürstin L . . . ., eine junge reizend« Witwe — um deren Gunst sich . . . horst lange schon, jedoch ver geblich beworben hatte — ins Vertrauen

gezogen, der In trigue beizutreten, wozu sie sich um so bereitwilliger fand als sie von der Prinzessin Charlotte zur Zeit, wo diese noch als Gemalin des Kronprinzen Christian am Hose eine Rolle spielte, wegen ihres koketten Benehmens gegenüber dem altersschwachen König Friedrich, der ihr besonders wohlwollte, manches scharse Wort zu hören bekommen hatte. Die Fürstin sollte durch ein entgegenkommend«» Beneh men gegen den Grafen . . . horst bei diesem Hoffnungen für die Erfüllung seiner lange gehegten

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Seite 10 von 16
Datum: 31.01.1900
Umfang: 16
Seite 1» Merauer Zeiiung. «r. 13 Der AdvMleilbmtt. Kr > mi» «lrom « n «>u Dietrich Theden. «s (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Christian suchte aufs neue. Die Harke faßte bald abermals und förderte einen Gewehrkolben zu Tage, der trotz seiner Schwere ebenfalls noch mit Steinen belastet war. Einer der Steine löste sich und plumpste in die Tiefe zurück. „Großartig !' triumphierte Grotthus. „Es ist nichts so fein gesponnen — Sie kennen doch das schöne Wort. Weiter. Tiedjohann

! Wo das war, ist auch noch mehr.' Und es war mehr. Auch der zweite Schuh wurde gehoben und zuletzt an dem Halter des Gewehrriemcns der rostbedeckte Doppcllauf. „So, nun haben wir alles!' Christian zog die Harke ein. „Kriegen wir ihn darnach?' fragte er gespannt. „Ja, — das heißt, jetzt müssen wir natürlich nach weisen, wem die Sachen gehört haben,' gab der Kom missar zur Antwort. „Werden Sie das können?' „Na, ich denke! Nur Mund halten, Tiedjohann. Wir sind einen wichtigen Schritt vorwärts gekommen. Gleich nachher fahre

ich nach Altona, und Sie werden rathen können, wozu —' „Das sieht ja 'n Blinder! Keß — Keß — — ich hab dcn Namen nicht recht behalten.' „Ist auch nicht nöthig. Die Fabrik — oder Hand lung, was es ist — suche ich auf. — Komm ich wiedrr trocken durch?' „Bleiben Sie man noch sitzen.' Der Sand knirschte unter dem auslaufenden Boot. Tiedjohann kletterte hinaus und zog dcn schweren Kasten weiter. „So! nu springen Sie.' Christian gab sein großes, roth gemustertes Taschen tuch her, um die Fundstücke nothdürftig

. „' Dag, Christian.' „Ach, du bist das. 'n Dag, Jochen.' Der Knecht vom Sod hatte ihn überholt. „Wo kommst du denn all her?' forschte Jochen. „Von Neumünster. Und du?' „Ich auch. Ich habe eine Ladung Weizen hinge fahreil. Den Wagen bringt der Bauer selbst zurück.' „Ach so.' Also der in Neumünster, überlegte Christian und nahm sich Zurückhaltung vor. „Was hast denn du da gesucht? forschte der Knecht.! «Ich? — LrV-r gekaust', log Christian. „Ihr könnt ja die Sohlen immer nicht dick genug kriegen

. Diesmal wird's wohl werden. Die reine Elephanten- Haut !' „Kommt mit der Bahn? Wohl gleich 'n ganzer Posten?' „Na, geht an. Fürn kleines Jahr wird's reichen.' Und Christian pries redselig die Güte der Waare, ging dann auf andere Gesprächsstoffe über und gelangte nach Hause, ohne eine Andeutung über seine gewichtige Morgenbeschäftigung verloren zu haben. — Der Kommissar notierte aus dem Adreßbuch Straße und Hausnummer der Wasfensirina. Er verlangte im Laden nach dem Chef und wurde von dein Commis

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Seite 9 von 14
Datum: 01.11.1899
Umfang: 14
, der als Vorknecht eine bevorzugte Stellung auf dem Hose einnahm. „Was Menschliches ist ja nicht ausgeschlossen, und wenn die Mamsell meint ' Anna Wichbern nickte. „Es kann ja sein, daß er jeden Augenblick kommt,' meinte sie. „Aber wenn du ausschauen willst, Christian — schaden kann es nicht.' „Nee,' stimmt der Knecht bei. „Und krumm nehmen kann er's auch nich und wird er auch nich, wenn er sieht, daß wir um ihn kümmern. Ja, wenn er dreißig Jahre jünger wär, der Bauer Na, da werd ich man gehen. Ihr drescht ruhig

in die Wohnstube zurück, und die Leute nahmen nach dem Frühstück ihre Arbeit wieder auf. Der Vorknecht Christian Kummerseid hatte sich nicht Zeit gelassen, sein Brod zu Ende zu essen. Er kaute noch unterwegs daran und wischte sich mit dem Aermel des Leinenkittels den Mund, als er den letzten Bissen hinuntergewürgt hatte. ,Ja, ja, wenn man alt wird,' knurrte er und kraulte sich den stachlichen, wie ein Halbmond das Ge sicht umrahmenden Bart. „Js ja noch fest, der Bauer, und stramm für seine Jahre; aber wenn'S

, wie er der Mamsell die Schreckenskunde möglichst schonend mittheilen könnte. „WaS ist, Christian?' fragte das Mädchen bestürzt „M . . . Mamsell, der Bauer — ich — ich glaube, der kommt noch nich,' stieß der Gejragie hervor. „Was soll das heißen 5 Hast du ihn gesprochen?' ragte Anna Wichbern hastig. „Ja — nein, —' antwortete Christian verwirrt und fügte langsam hinzu: „Ihm iS nich gut — ich — ach, Mamsell, ich glaube, den hat — hat der Schlag ge troffen —' Sie schrie nicht auf, aber ihr frischeS,'1 liebliches

Gesicht deckte plötzlich Totenblässe. Wo »st er?' fragte sie. Auf der Wisch. Und, Mamsell, krank, sehr krank —,' gieng der Knecht einen Stück weiter. „Mein Gott, krank, und ich sitze hier und ivarte. Komm, Christian, bring mich hin —?gleich !^Und Jochen kommt mit, wir müssen den Herrn hertragen —' »Ja,' stimmte Christian zu. „Aber, Mamsell — ach Gott, wie soll ich es denn sagen, er'—Ach glaube — er is ja all todt!' stammelte er. (Fortsetzung folgt.) kram k i s SuttadrikaM Hüte von den renommiertesten

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 14.04.1893
Umfang: 16
der vom Fluoderfange zurückkehrenden Hahlbecker, deren Segel eingerollt worden. Johanna empfand mit stillem Entzücken, daß Christian ihr jetzt nahe sein müsse. Sie vergaß der schmerzenden Brust und der nassen Füße und erhob sich, gestützt auf daS Ruder, in dem immer tiefer gehenden, mit Wasser fast völlig an gefüllten Kahne. Die Fischersleute, die mit Anspannung aller Mu?keln die Ruder einschlugen, um den Ringkampf mit dem Ocean ehrlich zu bestehen, sahen einen Sonnenstrahl durch das jagende Sturmwetter schlüpfen

war. ES kann nicht schaden, wenn wir auch ein deutsche? Vater unser beten. Denn wer weiß, ob wir mit unseren Nuß schalen nach Hause kommen oder ob wir uns die Liegerstatt hier am Grunde aussuchen müssen.' Die Worte deS alten MeerwandererS, bet dem Kinder- glauben und fremder Gelben jetzt ineinander schmolzen, um die Gefahr zu befchwörey, traf bereite Gemüther. Christian, Meraner Zeitung. Clavier in Omoll mit O'chesterbegleitnng, op. 37 (^Uexio — ^äkixio — ^Uexio), von L. v. Beethoven; 3. Boiipiel zur Oper „Die Rantzau

ia. Himmel wie aus Elden', da verschwand die wunderbare Lichterscheinnng zwischen Wellenschaum und Wulkensetzen, und fahles Dämmer dunkel lag auf der brausenden Fluth Allein die Söhne der deutschen Küste ruderten tapfer weiter, der Sturm sänftlgte sich und in zwei Standen konnten die Fischer an den Strand und in die Arme ihrer Weiber springen. Kein Mann war verloren gegangen. AlS Christian sich nach feiner Johanna umsah, wichen Alle seinem fragenden Blicke aus. Er begann Unheil zu wittern, und fein

, um unS Alle durch ihre Fürbitte zu retten. Sie hat wohl wieder heimkehren müssen dorthin, woher sie gekommen. Erfüllt ist ihre Sendung.' Der starke Christian brach aus diese Kunde zusammen, wie ein Eichbaum, dem die Axt durch das Mark gedrungen. Er log auf dem feuchten Sandboden, mit dem Gesichte gegen denselben und stöhnte unaufhörlich. Die Anderen schlichen langsam fort, nur die BootSkameraden harrten bei ihm aus. Von dem gereinigten Nachthimmel grüßten hellleuchtende Nr' 45 das schöne alte Bauwerk seiner Form

heraus. Nach drei schmerz- verdüsterten Jahren heiraihete Christian ein anderes Fifcher- mädcheil aus dem Orte, weil er sich wieder erinnerte, daß ihn Johanna an einen geordneten Haushalt gewöhnt hatte. Aber etwas vin dem Schmerze dieses Verlustes lag immer noch heimlich in einem Winkel seines Herzens. Er konnte sie nicht vergesse», die bleiche Johanna, die im Gedächtniß der sonst so nüchternen und phantastischen Einfällen ab geneigten Bewohner dieser Küste zur Fifcherle^ende geworden Der Glaube

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 25.12.1900
Umfang: 12
kenne keine Beschränkung darin. Daß HoenSbroech nur auf dem Boden der For schung und der erhobenen Thatsachen stehe, beweist der Umstand, daß erst vor zwei Jahren im Dome »Begleite mich', ichlug Fritzchen vor. „Ich geh, mit der Anna spazieren.' „Ich trau» mich nicht', sagte Christian. „Wenn sie kommen und ich bin nicht da, prügelt mich der Bater.' Fritzchen blickte ihn groß an. ES gab also Kinder, die von ihrem Papa geprügelt wurden I Wie schrecklich! „Heute kommt das Christkind', bemerkte

er ablenkend. „Aber spät kommt eS, weißt Du, wenn «S ganz, ganz dunkel ist. Früher wird «S nicht sertig, sagt Mama. Zu Dir kommt «S doch auch, daS Christkind?' „Meinst Du', fragte der arme Junge und etwas wie ein Hoffnungsstrahl überflog sein blasses, verhärmtes Ge. sichtchen. „Natürlich wird «S kommen', sagte Fritzchen zuversichtlich. »ES kommt ja zu allen Kindern.' „Bei mir war eS noch nie', versetzte Christian. Nun starrt« Fritzchen ihu an. DaS war ja unglaublich! ES kommt nicht zu Allen, und gerade

deS Kaisers, die Pendl >ür den Schwnr- aecichissaat deS neuerbauten KreiSgerichtSgebäudiS in Olmütz schuf, zu besichtigen. Der Erzherzog sand die finden kann. Warum nur daS Christkind nicht »um Christian kam? Der Stiesvater prügelt ihn und da» Christkind geht an ihm vorüber I WaS hatte der Christian denn gethan? AIS «r nach sast zweistündigem Spaziergang nach Hause kam, stand Christian noch immer vor der verschlossenen WohnungSIHllre. „Sie sind noch nicht da', sagte er, als Fritzchen an ihm vorbei kam

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 10.01.1877
Umfang: 8
, mir Vorwürfe zu machen', begann der Vater nach einer Weile, „anstatt, wie ich glaubte, als armer Schecher, der um Gnade und Vergebung zu betteln hat!' „Ich bin kein Schacher, Vater!' erwiderte Christian. .WaS ich gethan, hättet Ihr auch gethan, ja »och viel mehr als ich; denn Ihr hättet daS Joch io lange und geduldig nicht er tragen. Ich will Euch keine Vorwürfe machen, vergebt mir, daß es geschehen. Aber helft mir fortzukommen, rettet mich vor der Karre!' „So, weißt also, was du verbrochen hast', nickte

der Alte mit funkelnden Augen, .Karren strafe in Ketten und Banden — o grundgütiger Himmel, wärst Du bei der Geburt doch nur gleich gestorben!° «Freilich wär das besser für mich gewesen', versetzte Christian dumpf und mit Gewalt an sich haltend, .laßt unö nicht miteinander ab rechnen, Vater, was hilft's, geschehen ist geschehen; wo die Schuld liegt, daß Alles so gekommen, wollen wir gut sein lassen. Nun beißt's mich erretten, und da habt Ihr zweierlei Wege —' „So — und die sind?' «Wißt doch, Vater

', fuhr Christian tiefanf- athmend fort, daß ich und die Lisbeth Hansen einS sind, daß ihre Eltern nichts dagegen haben werden —' er gewöhnlich der Vertrauensmann seiner Ge meinde bei Landtagswahlen. Zu seinem Ehren feste, dem 50jährigen Priesterjubiläum im Jahre 1873, wurtse der ehrwürdige Greis von näh und fern, von seinen geistlichen Mitbrüdern und an- gesehenen Laien und Gelehrten herzlich beglück- wünscht. Im letzten Herbste sah man noch den rüstigen GreiS in Meran, wo er noch seine gute

befinden, ob die selben genügende Vorräthe für die feldmäßige »Ei. ei, nichts dagegen mit dem Sträfling?' unterbrach ihn der Alte auf's neue höhnisch lachend. .Wenn Ihr mir mein Erbtheil, mein müt terliches und das Eurige auszahltet, Vater!' sprach Christian zögernd, .und die LiSbeth könnte sich entschließen, mit mir nach Amerika zu gehen, wenn Ihr mir dazu beiständet —' Er verstummte, als draußen ein lauteS Ge lächter ertönte. Der Alte nahm die Lampe, ging nach der Thür, öffnete dieselbe und leuchtete

, ein Todt- schlag» —» .Nein, nein', schrie Christian, beide Hände vorS Geficht schlagend, .ich bin kein Todtschläger, Ihr seid belogen worden.' .Gut, will'S gern glauben', nickte der Bauer, .die Strafe bleibt dieselbe, auch der Schimpf, die Schande. Um deswillen aber sollst Du, wo'S an mir liegt, gerettet werden. DaS mit Amerika wird gehen aber ohne die LiSbeth, wer kann an so waS Tolleö denken. List Du hungrig?' Ohne eine Antwort abzuwarten, holte er auS einem Wandschrank Brot und Butter und eine» Krug

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 13.01.1877
Umfang: 8
. Der Kettenhund Mohr sprang auS seinem Häuschen, um seine Freude an dem alten Be kannten auSzulassen. Christian strich ihm über daS schwarze glatte Fell und legte einen Augen blick sein müdeö Haupt auf den großen, zottigen Kopf deS HundeS. welcher ganz stille hielt und ihm nun daS Gesicht und die Hände leckte. Und weiter ging der Heimatlose, auf die Landstraße hinaus, ohne einen Blick mehr zurück zuwerfen. Gesenkten BlickeS schritt er zwischen den hohen und dichten Knicks dahin, ein hoff nungsloses Ziel

betrachten zu dürfen. AuS Constaininopel, 11. Januar, wird ge- .Halt'S auS, Christian', hatte sie damals beim Abschied zu ihm gesagt, .ich bleib' Dir gut und meine Eltern tragen'S Dir auch nicht nach.' O, hätte er'S doch ausgehalten und in jenem Augenblick, als der Zorn ihn übermannt, an LiSbeth gedacht. Jetzt stand er, ein Geächteter, vor seinem Paradiese, daS ihm auf ewig durch eigene Schuld verschlossen war. Mit einem gewaltsamen Entschluß wandte der Arme nun den Fuß und eilte hastig

weiter durch daS große Dorf, wo hier und da ein Hund ihn mit wüthendem Gebell anfuhr. Am Ende deS Dorfes erhob sich die Kirche auf einer kleinen Anhöhe, weithin sichtbar mit ihrem weißen Anstrich, der geisterhaft im Mond licht schimmerte, und dem schlanken Thurm, dessen Glocke in diesem Augenblick die eilfte Stunde verkündete. Wie friedlich war'S hier in dem Bereiche der stillen Schläfer, die keine Unbill, keine Ver folgung mehr zu erdulden hatten! Auch über unsern Christian kam dieser Friede, still setzte

einZweiter ängstlich, er ist ein desperater Bursche.' - Christian war wie betäubt; erst als daS Eisen feine Hände berührte, begriff er AlleS und. sprang entsetzt auf, um wo möglich zu entrinnen. .Ruhig!' gebot der Häscher, »mit dem Da vonlaufen hat's gute Weile, mein Junge — er gib Dich in Dein Schicksal, Christian Rasmüs»

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 20.01.1877
Umfang: 10
-Unter« stützungsverekn gegründet hatte. — (Auswanderung aus Tirol.) Nach den Erhebungen der politischen Behörden sind aus Tirol ausgewandert: im Jahre 1371: 142, 1372: 166, 1873: 3öS. 1374: 227, 1375 4793 Personen. In der Zeit von 1350 bis 1374 wurden nur 4061 Auswanderer registrirt, also in 25 Jahren nicht so viele, als im Jahre 1375 allein. Zu bemerken ist, daß diese starke Aus' „Seiet ruhig, Vater, ich veigebe Euch!' sprach Christian, wie von einem neuen Geiste beseelt, sich aufrichtend. „Ist denn die Lisbeth

auch so schlecht gegen Euch?' «Ach sie thut, was die Mutter will!' klagte der Greis. »Soll ich ihnen ins Gewissen reden, wie ein Donnerwetter dreinfahren?' fragte Christian weiter. „Beileibe nicht, mein Sohn!' stöhnte der Vater angstvoll, „ich müßt's doppelt ausbaden. Hab' Dank für Deine Vergebung, mein Sohn, der Herrgott wird's Dir anrechnen. Bleib' nicht hier, es gäbe ein Unglück, wenn Dich Jemand sähe und Dich hin anträfe bei mir. Geh' nach Amerika, dort wird's Dir gutgehen.' »Ohne Geld?' fragte Christian

bitter. »Geh' nach FlenSburg zum Ohm JenS,' fuhr der alte Mann hastig fort, „ihm hab' ich Dein Mütterliches übergeben, — eS sind baare zweitausend Speziesthaler; damit kannst Du nach der neuen Welt kommen und dort waS au- kaufen, hast ja arbeiten gelernt. Willst Du, Christian?' Er sah ihn mit einem flehenden Blick an. Der junge Manu blickte finster vor sich hin. fein vergangenes Leben zog rasch an ihm vor über und gewaltsam mußte er den Haß und den wandererbewegung sich auf einen Theil Südtirols

ihn zu erkennen; denn sie stutzten bei seinem Anblick, blieben stehen und schauten ihm kopsschüttelnd nach, worans sie langsam weiter schritten. »DaS war Hans Rasmussen's Aeltester, der Karrensträfling,' sprach der eine von ihnen halb laut. „Er kommt von Atzbüll,' flüsterte der an dere, „na, wenn er den Stiefbruder getroffen, hat's waS gegeben, — der hat ihm den schönen Hof und auch die Braut weggefischt.' „Thut mir doch leid um deu Christian, war immer ein guter Junge,' hub ersterer wieder an, „der alte Hans

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 18
Datum: 24.09.1887
Umfang: 18
sich deute W gestern Abends wurde die Ausstellung ?zen von 3973 zahlenden Personen be- Scher» waren die Schüler der land- ^filichni Anstalt St. Michels unter 7z ihres Tinctors hier. Conditor, Niederdorf. Rosa Steger. Wachswaaren fabrik, Bruneck, Josef Mus, Bildhauer, Meran, A. Härting, Lithograph, Bozen, Leopold Moroder, Bildhauer. St. Ulrich. Hans Schüllerbauer, Photograph Brixen, Christian Sottriffer, Bild- Hauer. St. Ulrich. Nachtrag. Silberne Ausfiel- lungsmedaitle: Haus Schullerbauer, Photograph

- und Hauswirthschastsbcdarf der Franz Höllrigl. Sodawasstrsabrik, Gries, Karl/ Tiroler Dorswaal-, bezw. Kronsbichler- und Mahl, Conditorei. Bruneck, Joh. Wassermann, Kuenser-Jnteressenten keine Schmälerung erleidet. gen. Hm Ä Christian Dohm nickte, griff in die Tasche, zog einen Thaler heraus und gab diesem dem alten Arbeiter. „Aber sprecht nicht davon!' Ein dankbarer Blick traf ihn. — Nun trat der Mann zurück und ging in den Fabrikraum. Christian Dohm aber schaute durch die Contor- fenster auf das rastlose Hin und Her

beute srüder als ' leinerlei Geräusch störte. Heute hätte er Kirchen- ' N!ch'ch° s.ch M- um sich h°d°n mög.n- Am w.r s° i°I.. ^ - sam zu Muthe. Seme Kmderzahre kamen ihm ins Gedächtniß,^ seine' Kinderjahre, wo er so froh, so unbefangen — so glücklich gewesen war. Um Mittag sagte Christian Dohm bei Tisch: „Wir wollen das Kind 'annehmen, das da neul'ch in der Zeitung ausgeboteo wurde. Was meinst du, Therese?' . r: . . . V Äie Frau schien zu glauben, ihr Mann rede irre. Wenigstens sah.sie

. Aber nachdem Christian Dohm getröstet hatte, lag'-s ihm wie zehrendes Feuer auf der Zunge, und ob er gleich nicht fragen wollte, sprach er doch und sagte: .Nun — Hols, wie wird's

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 10
Datum: 27.01.1877
Umfang: 10
sogleich in vollen Flammen, so daß sie Mühe hatte, dieselben mit dem iu der Flasche befindlichen Wasser zu löschen. „So war's damals', schrie der Alte plötzlich mit gellender Stimme auf, „die Sonne that's, nicht der Christian; o, ich weiß nun AlleS, dort auf dem Tische stand die weiße Flasche wie heut', ihr wäret zur Ktndtaufe, die Ann-Marie halte die Weinflasche mit Wasser für mich gefüllt — just wie es heute ist, der Junge gab mir Alles, wollt' mir zn trinken geben, weil die Aun- Marie fortgegangen

sei ein Brand stifter, nicht wahr? — Und er ist's doch uicht, die Sonne hat's gethan — die Sonne aber können sie nicht iu Ketten legen und das Ge richt mutz doch einen Schuldigen haben, den es dafür bestrafen kann. Sag mir um Gotteswillen, Lisbeth, hast Du mir nicht erzählt, daß der Christian das Feuer angelegt haben sollte?' „Ja, Vater', versetzte die junge Bäuerin nach Äthem ringend, »die andern Haben's Euch auch genug erzählt.' „Weiß, weiß,' winkte der Alte erregt, „Hab's nur immer

nicht verstanden, — bis sie mir er zählten, — aber das kann doch nicht wahr sein, Lisbeth! Der Junge ist nicht todt, nicht im Zuchthause gestorben!' „Leider Gott ist's so, Bater,' wnnte jene, „Christian ist todt, als Brandstifter im Zucht hause gestorben.' „Und die Sonne, nicht er, hat's gethan!' Mit diesem Ausruf sank der Greis stöhnend in die Kissen zurück. - Nur einmal noch kam er wieder recht zur Besinnung, um auf Lisbeth's. Antrieb vor Zeugen die Geschichte jenes Feuers eidlich zu wiederholen. Dann starb

er. Für Christian kam die Ehrenrettung zu spät; das Urtheil der Welt kümmerte den Todten nicht mehr, als das Opfer einer sehr fehlbaren Justiz und eines unheilvollen Familienzwistes war der Anne elendiglich zu Grunde gegangen. Nicht immer aber wird ein derartiger Justiz mord vom Sonnenlicht enthüllt.

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Seite 1 von 10
Datum: 06.01.1877
Umfang: 10
von vornherein ein Dorn im Auge war besonders a!S sie selber einen Knaben ihr eigen nannte. Nun pflegt man zu sagen (und eS liegt viel Wahrheit darin), daß eine Stiefmutter auch bald den Stiefvater herumbringt, und so geschah «S auch hier — ») Nachdruck verboten. Der Jüngstgeborene, welcher nach dem V^ter HanS genannt wurde, nahm die ganze, unge- theilte Liebe der Eltern in Anspruch, während für den Aeltesten, der Christian hieß, nichts übrig blieb. Was ist aber ein Kind ohne Liebe? Sie gehört

zu seinem Gedeihen, wie der Sonnenschein zur Blume, wie diese muß das Kind verkümmern, ohne daS Sonnenlicht der Elternliebe. ' Was half's? Der Junge war und blieb ein echteS Stief kind. hatte seinen Platz bei den Knechten und Mägden und wuchs trotz alledem gesund und frisch heran. Er kannte eS nicht anders und meinte, eS gehpre sich wohl so. Während der verzogene Liebling den Bruder sowohl, wie alle Hausgenossen tyrannisirte und quälte und vor Vergnügen sich wälzte, wenn seine Bosheit dem armen Christian Strafen

zu gezogen hatte, wurde der Letztere von den sämmt lichen Hausgenossen, außer seinen Eltern, geliebt und wo eS anging auch beschützt. DaS ging nun so lange, bis die beiden Knaben ein gewisses Alter erreicht hatten und besonders Christian zur Einsicht seiner Lage und seiner Stellung im Hause gelangte. Nach dem Gesetz« war er, als der Erstge borene, der dereinstige Erbe deS väterlichen Ge- lasset und von dort aus u»l/r Berufung auf die Freizügigkeit, »ach Elsaß Lothring,» zurück kehren

auch ihn, wie alle Sühne der Land leute (die Städter waren davon frei), für sich beanspruchte; Christian sollte Soldat werden. Der arme Bursche war außer sich und bat den Vater, ihn loszukaufen, waS gestattet war. doch dieser stieß ihn zornig von sich nnd meinte, der Korporalstock könne vielleicht etwaS Tüchtiges aus ihm machen, er solle nur beim Militär bleiben und ein großer Mann werden. Dieser Hohn deS eigenen VaterS schmerzte mehr als alle Zurücksetzung, und mit Haß^u^d> Verzweiflung im Herzen kam er nach SMeewig

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Seite 2 von 8
Datum: 24.01.1877
Umfang: 8
rings um schauend: »Daß Feuer ist angelegt.' »Von wem?' „Wir begegneten dem Karrensträfling auS Rendsburg, er kam sicherlich von Atzbüll', setzte der zweite hinzu. DaS zündende Wort war hingeworfen. Christian NaSmussen war der Brandstifter, welcher das Feuer aufs heimatliche Dach geschleu dert, den eigenen leiblichen Vater hatte verbren ne» wollen. Wehe, wer an diesem Ausspruch der öffentli chen Meinung hätte zweifeln wollen! Und eS zweifelte auch Niemand daran, da die Sache sonnenklar

war. die Beweise der Schuld, wie man zu sagen pfl.gt, auf der Hand lagen. Der Haß deS Verstoßenen, Enterbten gegen den Vater u»d dessen Familie, welche ihn um sein ganzes LebcnSzlück gebracht, ihm schließlich die Braut auch noch genommen hatten, dieser Haß war so natürlich, daß man den Christian um deswillen allein sicherlich nicht verdammt haben würde, er zeugte indessen jetzt furchtbor gegen den Unglücklichen. „Ich legal es ihm voraus', seufzte der Krug- wiith, „es würde ein Unglück gebe

im Gefängniß darüber hinweg. Christian beharrte fest und unbeugsam bei seiner Aussage, daß er völlig unschuldig an dem Feuer sei. — Als er crsuhr, daß der Vater schwere Ver letzungen davon getragen, indessen noch am Leben sei. aber allem Anscheine nach den Verstand ver« loren habe, liefen ihm die Thränen über die Wangen, — dock vermochte man ihm kein Ge« ständniß seiner schuld zu entlocken. Das Gericht war empört über seine Ver stocktheit; waren die Beweise seiner Schuld nicht sonnenklar? Halle

über ihn gebrochen und er zu 2vjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt wurde. So hatte dieses Drama denn seinen Abschluß gefunden und stumm vernahm Christian seine Verurtbeiluug, die ihn völlig theilnahmslos zu lassen schien. Mochte letzteres nun in der Hoff«

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