Meran : hundert Jahre Kurort 1836 - 1936 ; [Festschrift der alten Hauptstadt des Landes zum hundertjährigen Bestande als Kurort]
wieder durch die behördliche Neubestimmung des Stadtwappens im Jahre 1911 80 ) . Einer besonderen Erörterung bedarf aber noch eine Trage, der prinzipieller Cha rakter zukommt, der auch die Künstler in älterer Zeit zum Teil mit einer gewissen Unsicherheit gegenüberstanden: ob die Bekrönung des Tiroler Adlers, die sich aus Anlaß der Herstellung eines neuen Siegels Herzog Friedrichs IV. im Mai 1416 vollzog 81 ), auch auf die Wappen der beiden Städte Meran und Sterzing, deren Bestandteil jener bildete, zu übertragen
war. Sie ist entschieden zu verneinen, aus dem Grunde, weil diese Wappen vom Augenblicke ihrer Verleihung ab als selbständige heraldische Gebilde zu betrachten waren und deshalb die weitere heraldische Entwicklung des Tiroler Adlers nicht mehr mitzumachen hatten. An diesen Grundsatz haben sich im allgemeinen auch die mit Wappendarstellungen betrauten Künstler gehalten, solange bei ihnen Verständnis und Gefühl für Heraldik wirklich lebendig waren. Dies gilt auch für das Sterzinger Wappen, von dem aus den frühen
Jahrzehnten des 16. Jahr hunderts, also aus guter Zeit, einige hervorragende Darstellungen mit ungekröntem Adler vorliegen, wie auch das in einem Wappenbuch aus dem beginnenden 16. Jahr hundert enthaltene Gruppenbild der Tiroler Städte beide Wappen mit ungekröntem Adler zeigt, wobei der Künstler allerdings zu weit ging, wenn er sogar den Tiroler Adler selbst ohne Krone ließ (siehe Abbildung „Die Wappen der Grafschaft Tyrol etc.' nach Cod. 1037/VII der Bibl. Tirol. Dipauliana) 82 , Daß im Gegensatze
dazu gerade auf einem zur gleichen Zeit (1500—1510) entstandenen neuen Sterzinger Stadtsiegel — einer schönen Arbeit Benedikt Burkhards in Innsbruck—der Adler gekrönt erscheint, ist nur einem Mißverständnis oder der Gedankenlosigkeit des mit den Verhältnissen zu wenig vertrauten Stempelschneiders zuzuschreiben. Ganz anders verhält es sich natürlich mit dem Adler im Wappen der Stadt Glums, das erst im Jahre 1528 ver liehen wurde, als der Tiroler Adler längst seine Krone hatte, weshalb
sie auch hier nicht fehlen durfte. 80 ) Erlaß des k. k. Ministeriums des Innern, vom 2. März 1911, ZI. 3G7/A, 81 ) Siehe Moeser, Zwei Kapitel aus der Entwicklungsgeschichte dea Tiroler Adlers, II. Seit wann hat der Tiroler Adler seine Krone ? (Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum in Innsbruck, Heft VIII, 1928, S. 483 ff.) M ) Ein gleichartiger Fall begegnet uns bei einer der reliefierten Wappenkacheln des gotischen Ofens im Fürstenhause zu Meran (um 1473): zu den Seiten des österreichischen Bindenschildes