Nr. 5« Die Taubenpost. Aus dem alten Frankfurt vonFritzRitzel. (Schluß.) f der Landstraße stand ein leichter Wagen, der von einem Dutzend gepanzerter Reisigen umgeben war. Ihres verzweifelten Sträubens und Flehens nicht achtend, hob Ritter Ber tram die Jungfrau in das Innere des Gefährts und schickte sich eben an, sein Roß zu besteigen, als gellendes Pfeifen von der anderen Seite des Gehöftes erscholl, dem lautes Rufen und Waffengeklirr folgte, als sei ein starker Haufen Kriegsvolk im Anzüge
. — Und ehe sich noch der Wagen mit seinen Begleitern in Bewegung ge setzt hatte, lösten sich von allen Seiten aus dem Dunkel Reitergestalten, die mit eingelegten Spee ren und dem Rufe „Hie Frankfurt', auf die über raschten Reisigen eindrangen, so daß diese, ehe sie sich recht zur Wehr setzen konnten, von den Pferden heruntergestochen oder von dem den An greifern folgenden Fußvolk herabgerissen waren. „Verrat!' donnerte Ritter Bertram, indem er sein Schwert zog und auf den nächsten der Feinde
, einen reisigen Mann in voller Eisenrnstung, ein sprengte; klirrend sauste sein Schwert auf den Helm des Gegners, der den Hieb mit einem Hohngelächter erwiderte und gleich darauf, sein Roß dicht an das des Ritters drängend, diesem mit dem Streitkolben einen Hieb auf die Schulter versetzte, daß derselbe ächzend rückwärts taumelte. „Hab' ich dich endlich, du Schelm?' rief Herr Heribert Burg hofer, denn er war der Gepanzerte, indem er den Ritter mit eisernerFaust an der Gur gel packte und vom Pferde herabriß
. „Diesesmal entgehst du mir nimmer — deinTaub- chen hat seine Schuldigkeit getan!' Die Umsicht, mit welcher Herr Heribert Burghofer den Werfall vorbereitet, hatte den von Jost Bentlein schlau ange legten Plan, die schöne El se in die Ge walt Ritter Bertrams zu Karl Max Fürst von Lichnowskh, der neue deutsche Botschafter in London. <Mit Text.) Tie bulgarische Hafenstadt Varna am Schwarze« Meer. (Mit Text.) bringen, zuschanden gemacht. —Als Else Torwald ihm gestern in der Schenke „Zum Einhorn' erzählt
hatte, daß die Flucht Gilbert Burghofers vorbereitet sei, und daß sie dem Gefangenen durch Absendung einer Taube Botschaft geben solle, da war es dem Stadthauptmann wie Schuppen von den Augen gefallen. Er war gar nicht darüber im Zweifel gewesen, daß der Falkensteiner die von dem Mainzer Ratsherrn, Herrn Henne zum Humbracht, mitgenommene Taube dazu benutzt hatte, um Gilbert in seine Ge walt zu bringen; zweifellos hatte der Ritter wäh rend den letzten Monaten auf gleiche Weise, durch Brieftauben, Nachricht davon