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Lienzer Zeitung
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Seite 9 von 26
Datum: 07.11.1903
Umfang: 26
. Dieser mildtätige römische Feldhauptmann wurde später i» die Reihen der Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen und erhielt den Namen Martin. Sein Erinnerni'gstag fällt anf den No vember. Soweit die Legende. Historisch ist die Tat des heiligen Martin nicht festgestellt. Spä- ter wurde St.-Martin als Schutzpatron der Bettler erwählt und im Mittelalter führten die Bettlergilden tatsächlich diesen römischen Feldhauptmann in ihren Wappen. Wie allen Heiligen, wurde auch Martinus manches Wun dertätige

angedichtet und man sagt, daß er es gewesen sein soll, der die verräterischen Gänse am Capital zuerst höite. Dafür trägt die Gans den Beinamen St.-Martinsvogel. Zu Martini ist bekanntlich dieses nützliche und wohlschmeckende Tierchen am feistesten und von diesem Tage ab gilt es als ein besonderer Leckerbissen. Im Leben der Bauern spielt der heilige Martin eine ebenso große Rolle wie seine beiden Genossen Albert und Leonhard, denn auch St.-Martinus ist Schützer der Haus tiere. Der heilige Florian

ist bekanntlich der Patron des Feuers, dagegen St.-Martin der jenige des Wassers, den sein am Hause an gebrachtes Bildnis soll, nach dem Bauernglau ben, das Haus vor der Gefahr des Wassers schützen. Als ganz besonderer Patron gilt der heil. Martin in Italien und Südtirol. Dort ist entweder sein Bild, das ihn nach der Legende darstellt, wie er eben seinen Mantel zerschneidet und die Hälfte desselben dem Bett ler darreicht oder seine Statue zu Pferde, in jedem Hause fast zu finden. Durchweg ist er in römischer

Feldrüstung dargestellt und wir hatten sein Bild nur einmal als Büste gesehen bei einem Bauer im Allgäu. Im Volksmunde lebt der heilige Martin oft und oft. So singt man in einigen Ort schaften Oberbayerns: St.-Marti»! St.-Martin! Du sitzst auf Deinem Roß Und schenkst an Jed'n Dein Mantel Der nackert geht und bloß! Die Buben im Zillertal in Tirol ziehen am Martinstage von Bauernhof zu Bauern hof und singen Bauer und Bäuerin an: Heunt iS Sankt Martintag Wennst uns woS geb'n magst, Gib kou Salz Und Schmalz

Und net woS alt'»! Und der heiln Martin wirb In Dein'm Haus der Hirt, DeS Dir kon Wassernot Schimmelt Dei' Brot! ' Dafür erhalten die Sänger gewöhnlich von der Bäuerin ein sogenanntes Martinibrot, das eigens für diesen Tag gebacken wird. Es besteht aus Kleienmehl und Honig. Im Geschmack hat es eine Ähnlichkeit mit unse rem Lebkuchen. Eine große Verehrung genießt der heilige Martinus auch in Böhmen. Dort gilt er als der Patron der unverehelichten Männer und daher singen die böhmischen Land- mädchen

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Seite 22 von 28
Datum: 06.12.1902
Umfang: 28
t- c Nollendorfplatz befand. Hier ruhte er sich eine Weile aus und schlenderte dann achtlos weiter. Noch immer unter dem Einfluß seiner Trunkenheit stehend, lief er unsicheren Schrittes hin und her und so kam es, daß er ziemlich heftig gegen einen Passanten anstieß, der ihn ärgerlich ansnhr: „Dummkopf, könnt Ihr nicht acht geben?' Diese Zurechtweisung mißfiel Martin gewaltig. „Holla!' brüllte er. „Paß Du doch selber auf, Du Lnm ' Er hielt plötzlich inne, denn er hatte Wolfram erkannt

. Auch dieser sah sich den Betrunkenen näher an. „Ah, Ihr seid's, Rummel!' sagte er barsch. „Na ja! Was weiter?' lautete die grobe Antwort. „Ist mir lieb, daß ich Euch treffe,' äußerte Wolfram. „Hab' ein Wörtchen mit Euch zu reden.' Martin zwinkerte mit den Augen. „Wieder 'ne kleine Arbeit?' „Würde mich hüten, Euch dafür zu nehmen.' eutgegnete Wolf ram mißmutig. „Ihr habt mich ganz gemein betrogen.' „Eh? Was sagen Sie?' „Ja, betrogen habt Ihr mich,' eiserte Wolfram. „Ich habe mein Wort ehrlich gehalten und Ench

den versprochenen Lohn ge zahlt. Aber Ihr — Ihr habt mich hintergangen.' „Was?' schrie Martin erbost. „Auch noch Vorwürfe? Meinen Sie, ich hätt' meine Haut umsonst zu Markt getragen? Ha, ha! So 'n Esel bin ich nicht.' „Aber ein Betrüger seid Ihr!' fiel Wolfram ein. „Macht Euch die Sache leicht, und mit dem Geld, das Ihr mir abgelockt habt, macht Ihr Euch gute Tage. Ist das ehrlich gehandelt?' „Ha, ha! ehrlich!' höhnte Martin, dessen Blut in gefährliche Wallung geriet. „Ich hab' den Auftrag richtig besorgt

. Wie ich zugestoßen, ist die Frau hingestürzt. Das übrige geht mich nichts an.' „So wie Ihr hätt's jeder machen können,' hielt ihm Wolfram entgegen. „Ihr habt mich nur um mein Geld betrogen.' „Laßt mich in Ruh mit Euren Vorwürfen!' fuhr Martin wild auf. „Warum habt Jhr's nicht selbst besorgt? Ich laß mir nichts anhängen, verstanden?' Und er ballte grimmig die Fäuste. „Pah, vor Euch fürchte ich mich noch lange nicht!' entgegnete Wolfram in verächtlichem Ton. „So 'u Galgenvogel!' „Galgenvogel!' knirschte Martin

. „Und was seid Ihr? Warum thut Ihr so geheimnisvoll mit Eurem Namen, daß Ihr ihn mir bis heut' noch nicht gesagt? Heraus damit! Ich will wissen, mit wem ich zu thun hab'.' „Fällt mir nicht ein,' gab Wolfram höhnisch zurück, „und weuu Ihr jetzt uicht macht, daß Ihr fortkommt, so ruf' ich einen Schutz mann herbei.' „Oho, pfeift Ihr aus der Tonart?' stieß Martin gereizt her vor. „Bin Euch unbequem, eh? Möchtet mich hinter Schloß und Riegel setzen, damit ich nicht verraten könnt', was für 'u feiner Herr

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Seite 18 von 20
Datum: 08.03.1902
Umfang: 20
spenstig gemacht, lästig wurde, so beschied er ihn eines Nachmit tags, kurz vor Feierabend, zu sich, um ihm in kurzen Worte» seine Entlassung anzukündigen, weil er, wie er vorgab, die Stelle einem jungen Verwandten zugesagt habe. Ohne Erregung nahm Martin diese Eröffnung entgegen. Im Grunde war es ihm sogar recht; er hätte es doch nicht ertragen, Resi als das Weib eines anderen zu sehe». Schon wollte er das Zimmer seines Prinzipals wieder verlassen, als er plötzlich wie an gewurzelt stehen

blieb. Ein zufälliger Blick durch das Fenster hatte ihm etwas Furchtbares gezeigt. Eine mächtige Feuersäule stieg aus dem Lagerraume neben den Arbeitssälen zum Himmel empor. „Großer Gott! Die Fabrik brennt!' stammelte Martin ganz schreckensbleich. Weigand fuhr jäh in die Höhe. „Kommen Sie!' drängte der Werksiihrer, der sich rasch wieder gefaßt hatte, „wir müssen Hilfe bringen.' Er riß hastig ein Bund Schlüssel von der Wand und stürmte der Brandstätte zu. Dort herrschte die größte Verwirrung

. Die Leute hatte» völlig den Kopf verloren; sie liefen ängstlich hin und her. aber keiner legte thatkräftige Hand an. Mit raschem Blick überschaute Martin die gefährliche Lage. Ohne das Eingreifen des Fabrikherrn abzuwarten, erteilte er die nötigen Befehle, ließ Schläuche herbeiholen, Wasser pumpen, Lei tern anlegen, er dirigierte die Männer mit einer Ruhe und Be sonnenheit, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Der größte Teil der Arbeiter hatte sich rechtzeitig flüchten können. Auf der andern Seite

um Hilfe, aber niemand wagte sich vor. Da trat Martin kurz entschlossen zu Weigand. „Noch ist der Zugang zu Ihrem Bureau ungefährdet,' sagte er hastig. „Bon dort aus könnten die Aermsten Wohl noch gerettet werden. Aber wir dürfen keine Sekunde verlieren. Kommen Sie mit, Herr Weigand! Sie kennen die Thürschlösser Ihres Bureaus und die Schlüssel ge nau, ich würde zu viel Zeit mit dem Suchen versäumen.' Doch der Fabrikherr rührte sich nicht. „Wie können Sie mir zumuten, mein Leben für andere zu riskiere

»?' gab er entrüstet zurück. „Lasten Sie Leitern anlegen und die Spritzen nach der Seite richten, dann kommen sie schon noch heraus.' „Unmöglich!' widersprach Martin. „Die obere Mauer wankt bereits. Schnell, eilen Sie, ehe es zn spät ist!' „Fällt mir nicht ein!' lautete die herzlose Autwort. „Geht Ihr, wenn Ihr Lust habt!' Aufs tiefste empört über diese Hartherzigkeit entriß Martin seinem Prinzipal die Schlüssel und stürzte in das brennende Ge bäude, gefolgt von den angstvollen Blicken

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Seite 4 von 6
Datum: 01.08.1942
Umfang: 6
lZlobus öer erste „(rdapfel' Martin öetiaims Lienz, 31. Juli Bor 45V Jahren, am 2. August 1492, stach der Genuese Christoph Kolumbus mit seiner kleinen Flotte von der spanischen Hafenstadt Paloö in See, um den Seeweg nach Indien zu sinden. Er segelte nach Westen in dem sesten Glauben, daß er dann nach Indien kommen müsse. Dieser Glaube aber veruhte auf der Überzeugung, daß die Erde, Kugelgestalt habe, eine Ansicht, die zu jener Zeit von den meisten abgelehnt oder gar verlacht wurde. Schon acht Jahre

vorher war der Nürnberger Kaufmannssohn Martin Behaim unter der Führung von Diego Cao mit einer Expedition unterwegs, die den damals noch unbekannten Erd teil Afrika umfahren wollte, um nach Indien zu gelangen. Keiner von beiden kam anö Ziel. Co» lumbus landete, ohne es zu wissen, in Amerika und stieß damit das Tor eines neuen Zeitalters der Menschheit auf, Martin Behaim gelangte nicht wie erhofft an daS Kap der Guten Hoffnung, sondern hat einige Inseln und das spätere Deutsch- Südwestafrika entdeckt

. Beide Entdeckungsreisen wären nicht möglich gewesen ohne die grundlegenden Vorarbeiten Mar tin Behaims, Er war es, der mit seinen Forschun gen die Möglichkeit schuf, auf hoher See mit Hilfe der Beobachtung von Gestirnshöhen die Pofition des Schiffes zu bestimmen. Damit wurde er ein Bahnbrecher moderner Navigation. Erst diese Kenntnisse, die Martin Behaim seinem Zeitalter vermittelte, setzten Kolumbus in die Lage, seine Entdeckungsreise nach Westen zu unternehmen. Martin Behaim hatte in seiner Jugend

über die Standortbestimmung der Schiffe. Bis dahin hatten die portugiesischen Seefahrer sich auf die Umfegelung der Küsten beschränkt, immer in der Nähe des Landes bleibend, und eS' gab keine genügenden Hilfsmittel, die freien Meere zu befahren. Selbst die Küstenschiffahrt war wegen der Unsicherheit fast zum Erliegen ge kommen. Martin Behaim, der einer alten Kaufmanns- faicklie entstammte und weite Reisen zu unterneh men hatte, erkannte den Wert der Nautik sehr schnell und befaßte sich darum eingehend

wagten sich die Portugiesen wieder auf daS Meer hinaus, wenn auch vorerst noch in nicht zu großer Ent fernung vom Festland. Aber die ganze Schiffahrt erlebte einen Aufschwung, und man bereitete sich vor, die Westküste Afrikas zu umsegeln. An dieser Umfegelung, die in den Jahren 1484—86 von dem Admiral Diego Cao vorgenommen wurde, beteiligte sich Martin Behaim selbst, der mittler- ks stand im Vehrmachtliericht... Schlachtkreuzer: Schlachtschiff von hoher Geschwindigkeit, bestimmt für gewalt same

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Seite 13 von 20
Datum: 15.11.1902
Umfang: 20
Der Brandstifter. Nach einem Kriminalfall von M, Walter. (Aortsetzung.) ''artin brummte etwas Unverständliches vor sich hin, nahm seinen Hut vom Nagel und folgte dem anderen aus die Straße, wo sie eine bereitstehende Droschke bestiegen. „Nun, was giebt's?' fragte Martin mit einer gewissen Neugier, nachdem sich der Wagen in Bewegung ge setzt hatte. „Was es giebt? Ich bedars Eurer.' Martin zwinkerte mit den Augen. „Ein Geschästchen?' „Habt's erraten. Ich denk', ich kann dabei auf Euch rechnen

, — überdies, 's wird gut bezahlt.' „Das läßt sich hören. Um was handelt es sich?' „O, um etwas ganz leichtes. „Eine Person, die einem meiner Bekannten sehr lästig geworden ist, muß ans dem Weg geräumt werden.' Martin sah den Sprecher scharf an. „Verstehe, was Sie meinen,' brummte er dann, „mit dergleichen befaß ich mich aber nicht — ist zu gefährlich.' „Pah! Für so glänzeuden Lohn wagt's ein jeder.' „Mag sein,' gab der Tröd ler achselzuckend zurück. „Mir ist aber mein Kopf lieber.' „Geht

doch! Wenn Ihr nur ein wenig geschickt seid, riskiert Ihr nicht das geringste.' „So heißt's immer,' unter brach ihn Martin hämisch. „Keine Gefahr! Und wenn die Geschichte gemacht ist, fällt man in die Schlinge. Kenn' das!' Der Fremde zuckte die Ach sel». „Nun, so laßt's bleiben,' sagte er kurz. „Sehe, ich habe mich in Euch geirrt. Auch gut! Werde schon einen finden, der mehr Courage hat wie Ihr.' „Na,' lenkte Martin ein, „können mir immerhin sagen, um was es sich handelt. Wird sich ja bald zeigen, ob's zu ma chen

ist.' „Dacht's mir gleich,' nickte der andere zufrieden, „seid viel zu gescheit, um solch guten Ver dienst sahren zu lassen. Also hört zu!' Mit gedämpfter Stimme er klärte er dem anshorchenden Trödler, was von ihm verlangt werde und in welcher Weise die Anssiihrnng zu geschehen sei. „Hm, ein häßliches Stück Arbeit!' murmelte Martin vor sich hin, als er alles erfahren. „Wieviel wird dafür gezahlt?' wandte er sich zn dem Fremden. „Tausend Mark sofort und zweitausend nach vollbrachter That.' Die stechenden

Augen Martins blitzten habgierig uns. ..Dreitausend Mark!' rief er, „das läßt sich hören. Topp! ich bin dabei.' Schon in den nachsten Tagen ging Martin ans Werk. In an ständiger Arbeitskleidung sondierte er so unauffällig als möglich die Gegend, in der das ihm bezeichnete Opser, Frau Martinelli, wohute. Er legte sich auf die Lauer, beobachtete die Ahnungs lose, und folgte ihr unbemerkt auf ihren AnSgängen. Bald wußte er, daß sie täglich zwischen eins und zwei mittags, wenn der Ver kehr ans

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Seite 18 von 22
Datum: 12.11.1904
Umfang: 22
einen Freischoppen spendierte. Heute bei dem Unwetter war der Gang aber recht beschwerlich, und als er auf halbem Wege zum Dorf eine kleine Schenke passierte, blieb er einen Augenblick unter dem Schutzdach des Hauseingaugs stehen, nm sich das Wasser abzuschütteln. „Holla!' rief da eine Stimme hinter ihm, „kommt doch auf ein paar Minuten herein, ich möchte Euch was fragen.' Martin drehte sich nach dem Sprecher um. Es war ein vier schrötiger, untersetzter Mann mit schwarze», unstet flackernden Angen und harten

, wenig ansprechenden Gesichtszügen. Seine Kleidung war nicht die der Landbewohner jener Gegend, obgleich er der Sprache nach wohl von dort gebürtig zu sein schien. Martin kannte ihn nicht, folgte ihm aber willig in die Gast stube. Au dem mächtigen Feuer, das im Ofen brannte, konnte er doch wenigstens seine erstarrten Glieder etwas wärmen und seine durchnäßte Kleidung trockne», um dann mit frischen Kräften seinen beschwerlichen Weg fortzusetzen. Der Fremde stellte ihm einige Frage» in betren

, ich besorge ihn schon selbst.' „Das sieht Euch ähnlich — immer die Pflicht obenan. Im Grunde ist's ja auch recht. Hoffentlich habt Ihr nicht zu schwer zu tragen?' Damit hob der Fremde wie prüfend deu Postbeutel in die Höhe, den Martin neben sich gelegt und drehte ihu nach allen Seiten um Elektromagnetische Hebung von Masseln. (Mit Text.) „Laßt den Sack gefälligst liege»!' brummte der Alte etwas ärgerlich. „Zhr habt mir alle Briefe durcheinander geworfen.' Der andere entschuldigte sich wegen

seiner Ungeschicklichkeit, sah eine Weile scliweigend zu, wie Mar tin den Inhalt des Beutels auf den Tisch ausschüttete und von nenem ordnete, und ging dann plötzlich un ter deni Borwaud, «ach dem Wetter sehen zu wollen, an die Türe, die er rasch öffnete. Ein Windstoß fuhr bis ins Zimmer herein, einen Teil der Briefe zur Erde fegend. Ver drießlich bückte sich Martin nach ih nen, und trotz seines Widerspruches half ihm der Fremde dabei. „Es fehlt Euch doch keiner?' fragte dieser, als Martin den Beu tel schloß

etwas ungemein Anziehendes hatten. Sie schien auf jemand zu warten, denn sie spähte ungeduldig den Weg hinab. Als sie den Postboten erblickte, er Martin!' rief sie ihm zu, „Ihr habt Tie Marmelkabe (k»i« <Mit Text.» hellt sich ihr Gesicht. „He, doch einen Brief für mich? „Nein, Frau Anna, es ist keiner dabei.' „Wie sonderbar! Ich war so sicher, daß mein Mann mir heute schreiben würde. Ihr wißt gar nicht, Martin, wie sehr mich sein Stillschweigen ängstigt.' „Morgen wird gewiß Nachricht kommen,' beruhigte

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Seite 22 von 28
Datum: 22.11.1902
Umfang: 28
- 5 ^ , „Was schaut Ihr mich so an?' fragte Wolfram, dem es sehr unlieb gewesen wäre, erkannt zu werden. „O, entschuldigen Sie!' stotterte Martin verlegen; „ich dachte nnr, weil Sie mir helfen, obgleich Sie wissen, wer ich bin, daß Sie vielleicht — ein früherer Kamerad feien, der fein Glück ge macht habe. Dergleichen kommt ja vor.' „Ihr befindet Euch in einem gewaltigen Irrtum,' entgegnete Wolfram ruhig; „zerbrecht Euch aber nicht weiter den Kopf dar über, sondern seid zufrieden

, daß ich Euch geholfen habe. Und nun sagt mir, wo ich Euch fiudeu kann, wenn ich Euch mal brauchen sollte.' Martin gab seine Adresse, und es hatte nicht lange gedauert, bis Wolfram ihn aufgesucht, um seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Es war zwischen den beiden Spießgesellen verabredet worden, daß Martin nach vollbrachter That zur Benachrichtigung Wolf rams an einem leerstehenden Laden der Lützowstraße, in welcher Wolfram wohnte, ein Kreuz in weißer Kreide machen sollte; als dann wollten sie sich am Abend

Martin, der befürchtete, Wolfram suche einen Vorwand, um sich seiner Verpflichtung zu entziehen. „Nein, allerdings nicht,' gab der Generalkassierer zu. „Aber sie — seid Ihr auch ganz sicher ' „Wenn ich Ihnen doch sage, daß alles in Ordnung ist!' unter brach ihn Martin ungeduldig. „Ich habe sie ja stürzen fehen.' „Gut, gut!' nickte Wolfram, indem er dem anderen ein Zeichen machte, nicht so laut zu sprechen. „Da habt Ihr Euren Lohn.' Er zog zwei Geldrollen hervor, die er Martin verstohlen

seine Anstreng ungen vergeblich gewesen, ja, daß die Gesahr einer Entdeckung sich nnn verdoppelt hatte, brachte ihm den kalten Angstschweiß auf die Stirn. Der unerwartete Schlag raubte ihm alle Fassung. Zum ersten mal in seinem Leben verließ ihn seine so oft erprobte Kaltblütigkeit. Was sollte er thun? Aus Furcht, beobachtet zu werden, verließ er das Restaurant und eilte nach Hause. Er mußte allein sein, ungestört überlegen können, die Situation ruhig ins Auge fassen. Ein maßloser Zorn gegen Martin erfüllte

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Seite 24 von 30
Datum: 11.12.1914
Umfang: 30
, eiu Bekannter. — Ulrich vielleicht', sagte Martin und eilte nach draußen. Er hatte recht. „Guten Abend, Onkel!' erschallte des An kommenden sonore Stimme mit einem Anklang von Frohsinn und guter Laune. Lottchen aber fiel ein Stein vom Herzen. „Gott sei Dank! Der wird's ihni schon geben!' sagte sie und trat dem Geliebten ebenfalls grüßend entgegen. „Sie sind schon da!' sprach sie dann. „Wer denn?' „Graf Lothar und sein Notar. In Grünforst steht das Auto.' „Und du trafst Exzellenz nicht zu Hause

, mein Junge', nahm Martin das Wort. „Siehst trotzdem aber noch immer zuversicht lich aus?' Da lachte Ulrich dem Weißbart laut ins Gesicht, umfaßte seine mächtigen Schultern mit beiden Armen, schüttelte den alten Eich baum, als wollte er ihn umreißen, wandte sich dann urplötzlich Lottchen zu, drückte die Aufschreiende an seine Brust, erfaßte ihr erglühendes Gesicht, preßte einen festen Kuß auf die sich in sprach losem Entsetzen öffnenden Lippen und rief wie ein Trunkener aus: „Ja, das darf ich, süßer

, die er aus seiner Brusttasche zog, als sei das nicht der Rede wert. Ein paar Sekunden standen Vater und Tochter in starrem Staunen wie versteinert da. Und darauf packte zunächst Lottchen der Taumel maßloser Fröhlichkeit, doch nur für wenige Sekunden, dann falteten sich ihre Hände, und während der Freudentränen Bächlein über ihre glühenden Wangen sich ergossen, stammelte der Mund ein Tankgebet, das aus des Herzeus tiefsten Tiefen kam: „Herr Gott, dir allein die Ehre! Du Haft mein Gebet erhört!' Vater Martin stand immer

sei, daß sein Großvater ihm die ganze Summe ohne Bedenken gegeben habe. „Es geschehen wirklich noch heute Wunder!' rief Vater Martin aus, als er das endlich begriffen hatte. Und dann schluchzte er wie ein Kind, fand keine Dankesworte, ergriff bald Ulrichs, bald Lott- chens Hand und schien von der plötzlichen Freude völlig verwirrt. Als Ulrich eine Stunde später die Oberförsterei verlassen wollte, da erschienen zwei Herren im Reisekostüm auf dem Hof, und der jüngere von ihnen fragte in recht

barschem Ton nach dem Oberförster Martin. „Der ist heute nicht mehr zu sprechen', wurde ihm kurz und kühl geantwortet. Ein häßliches Lachen und darauf ein sehr gebieterisches: „Ich will ihn augenblicklich sprechen. Graf Sonnenfeld ist mein Name.' Ulrich nannte auch den seinen, schien sehr wenig erschreckt und sagte in größter Ruhe: „Der Herr Oberförster Martin ist leidend. Ich vertrete ihn. ' „Und wer sind Sie?' „Ich nannte meinen Namen bereits. Bin der königliche Forst assessor und Leutnant

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Seite 9 von 20
Datum: 16.11.1901
Umfang: 20
gehen. Nach einer anderen Ueberlieferung soll Martin durch die Gänse einst in der Predigt gestört worden sein, während fernerhin auch berichtet wird, daß er als Liebhaber von gebrateneu Gänsen — „Martins Lust' — einst des Guten zu viel gethan habe und daran ge storben sei. Seine letzwilligen Verfügungen hätten deshalb ein erbarmungsloses Todes urteil über die Gänse ausgesprochen. Wir wollen hier nicht untersuchen, aus welcher Veranlassung der Name „Martinsgans' ent standen ist. Derselbe ist übrigens

schon sehr alt. Bereits in den ältesten Jahrbüchern findet man den heiligen Martinus oder den nach ihm benannten Tag — 11 November — mit einer Gans abgebildet,- z. B. in den alten norwegischen Runenkalendern, den Tiroler Bauerukalendern :c. Zuerst erwähnt wird die Martinigaas im Jahre >171, wo Othel- rikus von Svalenberq zum Feste des hl. Martin den Corveyer Mönchen, deren Ver brüderung er angehörte, eine silberne Gans verehrte. Die Martinsgans spielte von jeher eine Hauptrolle bei dem Martinsfest

, was daraus zu erkennen ist, daß man in Nieder sachsen, sowie auch in der Stadt Erfurt das Einläuten zum Martinsfest, welches deS Nachts geschah, das „Gansläuten' hieß. Das Mar tinsfest selbst war aller Wahrscheinlichkeit nach in der Heidenzeit ein Opferfest, das später an den Namen des heiligen Martin geknüpft ward. Um dieses zu erklären, erfand man die Legende von der Verbergung des zum Bischof gewählten Martin, eine Sage die jedenfalls erst in Deutschland entstanden ist. Wie es bezüglich der meisten

des Gansessens am Martinstag erstreckt sich noch heute fast über das ganze germanische Europa, über Deutschland, einen Theil Oester reichs, Dänemark, Schweden, Norwegen und teilweise über Frankreich. Schon vor Jahr hunderten sangen unsere Dichter: „Martin, lieber Herre, Nun laß uns fröhlich sein. Heut' zu deiner Ehre Und durch den Willen Dein. Die Gans sollst Du unS verehren Und auch den kühlen Wein; Gesotten und gebraten, Sie müssen all' herein.' In einem alten Volksliede heißt es: „Herbei, herbei

, zur MartinsganS; Herr Burkart mit den Brezeln, Bruder Urban mit der Flasche, St. Barthel mit den Würsten Sind alle starke Patronen zur Martinsgans.' Sebastian Frank erzählt in seinem Welt buch vou den Franken: „St. Martins- und St. Nikolausfest celebriert dies Volk wunder lich, doch unterschiedlich. St. Martin im Hauß ob Tisch, St. Niklas in der Kirchen. Ernst lich leben sy St. Martin mit guotem Wein, geußeu bis sy voll werde». Unselig ist daß Hauß, das int auf der Nacht eine Gans zu essen hat; da zapfen

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Seite 20 von 22
Datum: 12.11.1904
Umfang: 22
wie er obendrein wußte, eine beträchtliche Summe Geldes bei sich trug, auflauern, ihn ermorde» und berauben werde. Und war er, Martin, nicht Halbswegs schnld daran? Er hätte der Aufforde rung des wildfremden Menschen, mit ihm zn trinken, nicht nach kommen, sondern pflichtgemäß seinen Weg fortsetzen sollen. War es nicht ein entsetzlicherGedanke, daß Richard, der kräftige, blühende Mann, ahnnngslos einem grausamen Schicksal entgegenging, das ihn für ewig stumm, sein Weib zur Witwe, seine zarten

, als es seine Kräfte gestatteten — es galt ja ein Men schenleben, das Leben eines Familienvaters, der den Seinen er halten bleiben sollte. Aus halbem Wege erfuhr er, daß Richard vor kurzer Zeit vor- nbergekommen sei und die Richtung nach der Hohlschlucht ein geschlagen habe, weil das näher war als die große Landstraße. „Ja, näher,' dachte Martin mit stillem Bangen, „aber anch gefähr licher, und da Richard bereits einen Vorsprung hat, wird es mir unmöglich seiu, ihn einzuholen.' Es gab nur ein Rettnngsmittel

aus die romantische Gegend. An dem halbzerfallenen Gemäuer einer alten Burg, zwischen Fels gestein, das von dichten Büschen umsäumt war, führte der Weg, auf den weit und breit kein menschliches Wesen zu erblicken war. Seltsam beklommen blieb Martin am Eingang der Schlucht stehen. Nach seiner Berechnung konnte Richard noch nicht vor über sein. O, wenn es ihm nur geläuge, den Ahnungslosen zu warnen, ihn zn bewegen, umzukehren und der Landstraße zu folgen. Da war Sicherheit, da würde ihn der Bnbe nicht anzu fallen

wagen. Mai/in hätte ihn dann ins Dorf begleitet, um sich an der Freude des jungen Weibes, dem Aufjauchzen der Kleinen zu weiden. Sein eigenes Weib schlummerte schon lange in kühler Erde, und Kinder hatte er nie besessen, aber mit seinem weichen Gemüt konnte er sich ausmalen, wie glücklich Richards Familienleben sein mußte, und es reute ihn nicht, den Weg noch einmal gemacht zu haben, um den Heimkehrenden vor einem grau sigen Geschick zu bewahren. Langsam aus und ab gehend, späht Martin schars

um sich. Da endlich hört er Schritte — das wird Richard sein. Gott sei Dank! Nun kann er ihn doch warnen. Er tritt aus dem Schatten des Gebüsches vor? er sieht die Gestalt eines Mannes, dessen Gesichts- ziige sich in dem unsicheren Schein des Mondes nicht erkennen lassen und — ein Schuß, eiu Aufblitzen — mit leisem Stöhnen sinkt Martin zu Boden. Der andere springt in wilder Hast ans ihn zu, doch iu demselben Augenblick taucht ein großer, kräftiger Mann neben dem Mörder aus, der zu seinem Schrecken erkennt

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Seite 12 von 18
Datum: 13.11.1914
Umfang: 18
Hundekur? Das tut nnr aber surchtbar leid, alter Leidensgefährte!' redete er auf den Oberförster ein, nachdem er sich glücklich ans Fußsack und Decken geschält und vom Wagen geklettert war. Dabei reichte er Martin niit theatralischer Geste beide Hände. Und dieser drückte sie bieder und herzlich, wie er es meinte, nahm den kleinen Herrn am Arm und führte ihn ohne viele Redensarten ins Haus, in eins der nett Ungerichteten Fremdenzimmer. Noch mehrmals hörte Lottchen von drinnen das meckernde Lachen

er spaßig aus, wenn er so recht herzlich lachte! Schade, daß Ulrich nicht da war. Nun, er würde sich gewiß auch bald mit diesem Herrn Blaumeier anfreunden. Wie tat so frohe Laune einmal Wohl in dem ernsten Hause, wo so wenig gelacht wurde! „Sagen Sie mal,' fragte der Bankier plötzlich im Laufe der anregenden Unterhaltung, „wohnt hier in der Nähe nicht ein Rittergutsbesitzer Zuchow, der einen schwunghaften Holzhandel und sonstige Geschäfte nebenbei betreibt?' „Ja, leider', antwortete Martin. „Wieso

, nicht zu bedeutend für das Amt, das Sie ver sehen. Hätten es nur von vorneherein mit Ihren Ersparnissen etwas anders anstellen sollen, wie ich schon früher sggte. Will Ihnen da mal einen Vorschlag machen, einen Weg weisen, der Sie sehr bequem zu der Möglichkeit führt, in kurzer Zeit Ihr Kapital verdoppelt zu sehen.' „Ach, lieber Blaumeier,' unterbrach Martin den Bankier ungeduldig, „wo nichts ist, kann auch nichts verdoppelt werden.' „Wo nichts ist? Gehen nicht wöchentlich Tausende durch Ihre Hände? Sie besitzen

der Oberförster ihm barsch, mit heftig abwehrender Gebärde das Wort ab. „Wenn schon spekuliert werden soll, dann muß es mit eigenem Gelde geschehen, nicht mit anvertrautem Gut.' Blaumeier fuhr auf von seinem Swhl, schlug mit Pose d e Hände zusammen, schüttelte den kahlen Kopf und rief in ge reiztem Ton aus: „Aber bester Martin, Sie sind doch kein Kind! Mögen Sie sich auch im Leben nie viel um Geldgeschäfte gekümmert haben, Sie müssen mich doch verstehen! Trauen Sie mir denn wirklich

können Und Martin saß stumm und still mit düsterer Stirn und über der breiten Brust verschränkten Armen in seinem Sessel. Warum gab der Mensch sich diese große Mühe, warum bot er alle seine Überredungskunst aus? Handelte er wirklich ganz selbstlos? Was er sagte, besaß Hand und Fuß, war sehr einleuchtend, das unterlag keinem Zweifel. Und wie er auf die Pflichten eines treusorgenden Gatten und Vaters geschickt hinzuzielen verstand! Nicht engherzige Skrupel, nicht bequemer Schlendrian, nicht das bange Zagen

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Seite 12 von 18
Datum: 16.10.1914
Umfang: 18
„To, los jetzt!' schnarrte er, nachdem er es sich in den schwellen den blauen Polstern bequem gemacht und mit den: silbernen Taschenseuerzeug eine Zigarette angezündet hatte. „Also erst nach Groß-Tucherow — Exzellenz von Waltersdorf, dann Oberst von Goltz — Spiegelbrücke, Rittmeister Gerlach — Rosenhöh, und zurück durch die Forsten zum Oberförster Martin. Der Weg ist Ihnen ja bekannt.' „Befehl, gnädiger Herr!' Die Schimmel zogen an, uud vorwärts ging es in scharfem Trab, sobald

, vollständig ausgeglichen, und sein ganzes Auftreten, seine Manieren, seine Kenntnisse — alles tix top. Da sollte ihm nur jemand kommen! Ein stolzes Lächeln umspielte seine etwas aufgeworfenen Lippen bei diesen Betrach tungen, und seine Laune war bald wieder vortrefflich. q- 5 4° Auf sanfter, von alten Tannen und mächtigen Buchen um gebener Anhöhe lag am großen, fischreichen Wotansee die fürst lich Sonnenseldsche Oberförsterei Hirschforst, auf der seit mehr als drei Jahrzehuten der alte Martin

' nannten galante Kava liere in der Stadt sie, und gar manchen von ihnen zog es nur ihretwegen mit unwiderstehlicher Sehnsucht an diese weltentrückte Stätte, gar mancher buhlte um des derben alten Weidmanns Freundschaft, nur um gewürdigt zu werden, das im verborgenen blühende Röslem einmal in der Nähe schauen zu dürfen. Galt Charlotte Martin ja doch mit Fug und Recht für eine Schönheit von gar eigenartigem Liebreiz. Doch in ihrer jungen Brust schien kein der Minne holdes Herz zu schlagen: kalt

wie ein finsteres Verhängnis die eine große Sorge ge schwebt hätte: Wie wird es im Sanatorium mit Mutter werden? Ist ihr Zustand hoffnungslos, wird die geistige Umnachtung ein mal weichen? Wann nur? Wie lange sollt ihr harren? Vier Jahre weilte Frau Oberförster Martin nun bereits in jener teuren Anstalt, und heute stand es um sie noch genan so wie am Tage, als sie dort Aufnahme gefunden. Der große Gram um ihren Ältesten, um Hans-Georg, den lebensfrohen Studiosus, der beim Eislaus auf dem Wotansee so jäh

.Martin, tollten fast atemlos hinter Werner, dem kühnen Pfadfinder in des Königs Rock, drein. „Ha, wir haben zwei Meilen zu Fuß gemacht, um nicht bis zum Abend in Schwarzbruch auf den Bummelzug warten zu müssen! Unsere Bagage bringt Kaufmann Henkel auf seinem Mostrichwagen mit. Holderi — holdera — tralala!' Damit stand der Kadett schon vor Schwester Lotte, schlang seine langen Arme um ihren Nacken und küßte ihr voll brüderlicher Zärtlichkeit das freudig erregte Gesicht. Tie Jungens mal

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Seite 11 von 34
Datum: 22.10.1910
Umfang: 34
brechen wollte, oder es heute nicht über sich gewann, bis zum Dessert zu warten. Bereits nach der Kartoffelsuppe hob sie an: „Martin — Lina — Ihr müßt mir nicht verargen, wenn ich heute nicht wie sonst den Speisen zuspreche, allein —' „Was ist?' fragte Herr Martin mit ver legenem Lächeln; es war doch verteufelt schwer, mit dieser inneren Aufregung — er hatte schon zwei Nächte nicht schlafen können! — den Gleich mütigen zu spielen. „Ach Gott, — Kinder, — die „neueste Neu igkeit

auf der Jagd,' ließ sich jetzt Minchen vernehmen. „Und weil doch nun gerade Martin — — Es ist mir auf die Ner ven gefallen, — nein, so etwas!' Herr Martin war das Stück Braten, das er auf der Gabel hatte, entsunken; Frau Lina hatte de: Kopf gehoben: „Erzähle,' ermunterte sie abermals. „Der traurige Vorfall ist wiederum ein Be weis, wie bedenklich es ist, wenn Laien auf die Jagd gchen,' sagte Fräulein Minchen. „Herr Bonbonfabrikant Melzer hat auf der Jagd sein Schuhband, das sich gelöst hatte, wieder zubin

den wollen, um nicht über das hängende Band zu straucheln. Als er sich danach bückt, geht ihm die Mordwaffe los und der Schuß trifft ihn ins Gehirn. Er ist auf der Stelle tot gewesen. Schreck lich! Krämer Hansen, der es mir erzählt hat, erinnerte noch an den Jagdunfall voriges Jahr, wo auch solch ein Unkundiger durch unvorschrifts- mäßige Haltung der Büchse seinem Schwager das Auge ausschoß. Ja, ich sage immer — „Gesegnete Mahlzeit!' Damit hatte Herr Martin sich erhoben; sein sonst stark gerötetes Gesicht sah aschfahl aus. „Laßt

Euch nicht stören,' bemerkte er, „ich habe die letzten Nächte schlecht geWasen, und Will's jetzt nachholen.' Das halte ein anderer aus ! Solch Vorlamen tieren von Unfallgeschichten! Zum ersten Mal spürte Herr Martin, daß auch er Nerven hatte — empfindliche Nerven. Nicht allein, daß seine Frau ihn wegen der Jagd zürnte, daß der Schutz mann ihm mit Strafe gedroht hatte, nun kam auch noch diese Unke! Was war denn das ? Er hatte doch von Waldesluft und Waidmannslust geschwärmt und nun schien es, als sei ein Jäger

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Seite 17 von 20
Datum: 08.03.1902
Umfang: 20
Glockenturm. Die projektierte Restauration des Otto-Heinrichbaus mit den Merianschcn Zwillings giebeln nach den Seitz-Schiifer'schen Vorschlägen. Fabrik. Sie galt für das schönste Mädchen der ganzen Gegend, nnd obgleich sie in ärmlichen Verhältnissen lebte, wurde sie von vielen Freiern umschwärmt. Allein sie hatte ihr Herz dem Martin Lenz geschenkt, den sie von Kiudheit an kannte und der stets ihr Beschützer gewesen. Man hielt es daher für ausgemacht, daß die zwei sich einmal heiraten

zu Kopf, da ihre Mut ter, von dem reichen Freier ge blendet, ihr eifrig zuredete, die WerbungWeigandsanznnehinen. Wohl besaß Martin ältere Rechte, allein wie kounte er die selben seinem Prinzipal gegen über geltend machen? Das be drückte ihn natürlich sehr, uud er beschloß, ernstlich mit Resi über die Sache zu sprechen. So gesellte er sich denn eines 'lbeiids auf dem Heimweg zn ihr. „Resi,' begann er ohne Um schweife, „die Leute reden aller hand von Dir. ich mag's aber nicht glauben.' „So? Was sagen's

denn?' üab sie schnippisch zurück, jedoch ohne Martin anzusehen. „Daß Tu unseren Herrn hei lten willst,' brachte er müh- wm heraus. Sie blieb stehen. „Nun, nnd — ?' Der herausfordernde Ton ihrer Stimme trieb ihm das Blut zn Kopf. „Ich glaub's nicht,' stieß er heftig hervor, „und ich — leid's nicht. Du gehörst mir.' Wie zur Bekräftigung seiner Worte legte er den Arm um ihre schlanke Gestalt, doch sie schob ihn unsanft zurück. „Laß das!' wehrte sie ab. „Ein Recht hast Du nicht anf

mich, denn ich hab' mich Dir noch nicht versprochen. Und daß Du's nur gleich weißt, der Herr Weigand will mich heiraten und ich hab' Ja gesagt.' Ein jäher Schmerz durchzuckte Martin. Das hatte er doch nicht erwartet. „So steht's um Dich, Resi?' rief er mit zucken der Lippe. „Um schnödes Geld verkaufst Du Dich an einen Menschen, den Du gar nicht kennst? Daß Dich's nur nicht hinterher gerent!' Einen Moment senkte Resi wie schuldbewußt den Kopf, dann aber erwiderte sie in aufsteigendem Trotz: „Was follt's mich gereuen? Max Weigand

ist nicht schlechter wie Du, und ' „Schon gut!' unterbrach er sie kurz. „Mach's nur mit Deinem eigenen Herzen aus.' Damit ließ er sie stehen und entfernte sich nach der entgegen gesetzten Richtung. Achselzucken!» blickte Resi ihm nach. Sie hatte ihn freilich am liebsten gehabt von allen, aber — wie die Mutter sagte — „jeder ist sich selbst der Nächste'. Der Martin war arm und sie auch. Als Weigands Frau konnte sie doch ein ganz anderes Leben führen. Wär's da nicht die größte Dumm heit gewesen, solch ein Glück

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Seite 21 von 28
Datum: 22.11.1902
Umfang: 28
, und seine einzige Sorge war nun, ob der Fremde, dessen Namen er nicht einmal kannte, sein Wort einlösen und ihm den bedungenen Preis auszahlen werde. Daß Martin nicht wußte, wie sein Anftraggeber hieß, hatte eine eigene Bewandtnis. Er war ein Mitgefangener Ferdinand Hagens in der Strafanstalt zu Plötzensee gewesen, wo er eine lange Freiheitsstrafe verbüßte. Der Advokat hatte ihn öfter gesehen, aber nur insofern beachtet, als Martin durch seine Widerspenstigkeit viel von sich reden machte. Als Hagen

des Menschen kam ihm bekannt vor. Wo hatte er ihn nur schon gesehen? Und plötzlich erinnerte er sich; es mußte jener Sträfling Martin Rummel sein, der sich im Gefängnis durch sein M» H unbotmäßiges Wesen ausgezeichnet hatte. ->M „Weshalb hat man Euch verfolgt?' ^ fragte Wolfram, noch immer am Wagen- ^ schlag stehend. „'s ist hier irgendwo in einem Laden gestohlen worden, und weil ich sehr rasch durch die Straße ging, hielten mich die Blauröcke für den Dieb. Ich kniff daher ^ aus uud kam auf die gute Idee

, mich in dieser Droschke zu ver- Oberpräsident v. Goßler -s. ' WWM stecken. DerKnt- (Mit Text.) scher schlies; so merkte er es nicht, und die Blauen ver- loren glücklicherweise meine Spur. Ihnen ist's ganz egal, ob sie 'nen Unschuldigen fassen. Und ich bin wirklich ein ehrlicher Mensch, arbeite bei einem Juwelier.' „Was Ihr zu lügen versteht!' nnter- Geheimrat Professor Orth- brach ihn Wolfram. „Ihr seid kein anderer GSttingen. (Mit Text.) als Martin Rnmmel, der schon hinter Schloß und Riegel gesessen hat.' Der Mann

?' fragte er, so bald sich der Wagen in Be wegung gesetzt hatte. „Mein Gott,' gab nnu Martin achselzuckend zu rück, „wenn man leben will, muß man wohl arbeiten, 's wird einem schwer genug gemacht, nnd ich bin Ih nen für Ihre Hilfe wirklich dankbar. Wenn Sie mich mal brauchen sollten —' „Dann werde ich mich an Euch wenden,' versprach Wolsram mit halbem Lächeln. Martin warf ihm einen spähenden Blick zu. Woher kannte ihn sein Beschützer so genau, während er sich nicht erinnern konnte, den seingekleideteu

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Seite 10 von 12
Datum: 30.11.1940
Umfang: 12
, wird der Winter meist gelind; Hat aber Martini weißen Bart, dann wird der Win ter lang und hart; Sankt Martin fetzt sich schon mit Dank, am warmen Ofen auf die Bank; Steht Allerheiligen in einer Pudelmütze, so ist St. Martins Pelz nichts nütze; Am Martini Sonnenschein, tritt ein kalter Winter ein; Ist's um Martini hell und kalt, dann auch der Winter lang an hakt; Der heilige Martin verlangt Feuer im Kamin; Wenn um Martini die Gänse auf dem Eise steh'n, so müssen sie um Weihnachten im Kote geh'n; Martinistag

schaftsleiterin Ma rie Ratko witsch, die im Kreis Lienz weilende Gausrauenschastsleiterin Pgn. Gret von Mitterwallner begrü ßen, welche herzliche und aufklärende Worte an die versammelten Frauen richtete. flus dem Nochbarkrels Irschen. Ausgezeichnete Solda ten. Voll stolzer Freude blickt die Orts gruppe Ärschen auf die für besondere Tap ferkeit ausgezeichneten Söhne der Orts gruppe. Es erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse: Oberleutnant Martin Gregor- schitz bei den Kämpfen in Frankreich; Gefreiter Alfons

Ferch er ebenfalls in Frankreich; Gefreiter Martin Laßnig bei den Kämpfen in Norwegen; Gefreiter Ro bert Brandstätter im Polenfeldzug und Soldat Joses Weninger im Kamps um Narvik! Zrschen. Hochzeit zweier Norwe genkämpfer. Beim Standesamt in Ir schen wurden zwei auf Urlaub weilende? Kämpfer aus Norwegen getraut: der Jäger Paul Pichl er aus Irschen mit Fräulein Marianne Truntschnig aus Berg und der Gefreite Balthasar Brandstätter aus Streßweg bei Irschen mit Fräulein Ka roline Haßler aus Rittersdorf

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Seite 9 von 34
Datum: 22.10.1910
Umfang: 34
ausAeköbrt. ^nnabmestelje einer sebr leistun^skäbi^en ebemizcb^n R.einjAuoA5-^nstkIt. »liüte bringe ^ele^entlied meiner diesMbri^en ^Viener- Reise anfangs Oktober selbst mit. Die geplante Jagd. Humoreske von A. Rast. Nachdruck verboten. Die Frau Rendant Schulze schrieb an ihre Freundin Amanda Hasselmann: Einzige Amanda! Es ist doch ein Kreuz mit den Männern! Denke Dir nur, mein Martin, ein Mann, der demnächst seine silberne Hochzeit feiert, mithin also in die vernünftigen Jahre eingerückt

' einmal zu Dir! Was willst Du auf der Jagd? Dir einen Schuß in die Wade holen, oder Rheumatismus? Bedenke nur: Du, ein Mann ohne jegliche Energie, Du, der es nicht über's Herz bringt, einen Regenwurm zu töten, noch einen Aal die Haut abzuziehen, Du, ein Mann, der noch niemals einen Hasen hat laufen sehen, geschweige denn mit einer Flinte umzuge hen weiß, willst Dir und mir einbilden, Du hättest die Kurage, auf solch ein Vieh — Weiter kam ich nicht, Amanda, denn nie Da gewesenes geschah: Mein Martin warf

ich alsdann auf Deine Mithilfe zählen? Lebiwohl, Liebste, verzeih» daß ich für heute schließe, allein» Martin summt in einemfort Jagd» lieber, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich wünsche die Jagdzeit zum Kuckuck! Deine unglückliche Lina Schulze. In der Zeit, die dem Briefe folgte, herrschte bei Rentiers eine gewitterschwüle Stimmung. Wo Herr Martin plötzlich den Mut herbekommen, seiner besseren Hälfte die Stirne zu bieten, das heißt, gegen ihren Willen die Vorbereitungen zur Jagd zu treffen, blieb

ein Geheimnis. Sicher mußten gute Freunde dem als Pantoffelheld be kannten Rentier stark zugesetzt haben, vielleicht, um seinen Mut auf die Probe zu stellen. Herrn Martin, der sonst nie einen Ton gesungen, flös sen jetzt nur die Lieder von den Lippen: Im Wald und auf der Heide, Da such' ich meine Freude, Ich bin ein Jägersmann! wechselte mit den bedeutungsvolleren: Es ging ein Jäger zu jagen Wohl durch den grünen Wald. Was fand er auf grüner Heide? Ein Mägdlein im weißen Kleide, Das war so wunderschön!

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Seite 19 von 24
Datum: 08.11.1902
Umfang: 24
sich ein kleiner Trödlerladen, den ein Mann Namens Martin Rummel gemeinsam mit seiner Schwester hielt. Die Gegenstände, die da znm Verkauf ausgeboten lagen, waren von sehr zweifel haftem Aussehen; es verirrten sich auch nur wenige Käufer hin und die gehörten zumeist den untersten Volksklasseu an. Rummel, ein kräftig gebauter Mensch von fünfzig Jahren, dessen ausgeprägte Galgenphhsiognomie wenig Vertrauen erweckte, zeigte sich nur selten im Laden; er überließ das Geschäft zum größten Teil seiner Schwester

auf ihn fallen konnte. Eines Abends saß er — was nicht häufig vorkam — mit seiner Schwester Babette in dem kleinen Stübchen hinter dem Laden, als ein anständig gekleideter Mann — in diesem Winkel eine seltsame Erscheinung — eintrat. Martin begab sich brummend in den Vorderraum, um zu hören, was der Fremde wolle. „Ah, Rummel, gut, daß ich Euch treffe,' sagte der Mann ohne weitere Umschweise, „ich habe mit Euch zu reden.' Martin nickte bedächtig mit dem Kops, indem er die Thüre des Stübchens hinter sich schloß

. Es schien, daß die beiden Männer sich gut kannten. „Kommt mit mir,' sagte der Fremde, was wir besprechen wollen, braucht niemand zn hören.' „Ist's so was Besonderes?' fragte Martin mißtrauisch. „Sollt's schon erfahren,' lautete die ausweichende Antwort. „Eilt Euch also! Ich hab' draußen eiueu Wagen; da fahren wir eine Weile herum und können ungestört verhandeln.' (Fortsetzung folgt.) Vom Baume der Erkenntnis. Novellette von Carl Cassau. (Nachdruckverboten.) ^^^err Gerichtsrat Leo von Schlegel, ein Mann

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Seite 23 von 24
Datum: 11.05.1901
Umfang: 24
! „Nun, das Rätsel wird stch bald lösen/ erklärte der Beamte dem Ortsoberhaupt, »dieser Martin wird sicher mehr davon z» erzählen wissen. Ihnen aber, Herr Hanka, danke ich für Ihre freundlichen Absichten in betreff meiner Person — Sie wollten mich zu einer Voreiligkeit zwingen und haben mich gerade dadurch auf die Spur Ihres Verbrechens gebracht. Denn Sie sind nicht allein des Betrugs schuldig, sondern auch — der Brandstiftung!' Werners Mutmaßung bestätigte sich. Martin

, sich selbst den roten Hahn aufs Dach zu setzen. Um den Prosit größer zu machen, sollten die meist noch in bestem Zustand befindlichen Mo- bilien zum größten Teil beiseite gebracht und später, soweit man sie nicht ohne Gefahr wiederbenutzen konnte, heimlich nach der Stadt gebracht und verkauft werden. Hankas Schwager bot hierzu gern die Hand, ebenso der Knecht Martin, für welchen die ihm zugesagten zweihundert Gulden ein Vermögen bedeuteten und der sich aus den wenigen Wochen Ge fängnis, die ihm eventuell wegen

fahrlässiger Brandstiftung droh ten, nicht viel machte. — Martin war des öftern von Hanka wegen seines Leichtsinns ausgezankt worden, mit dem er abends sein Licht oder seine Kerze in seiner Kammer brennen ließ, um die Zeitung — er war nach seiner Art ein eingefleischter Politiker — gründlich zu studieren. Fast immer schlief er jedoch über seiner Lektüre ein und ließ das Licht dann einfach ausbrennen oder löschte es aus, wenn er zufällig einmal aufwachte. Diese allen Dorf- und Hausgenossen bekannte Schwäche

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Seite 24 von 32
Datum: 06.02.1915
Umfang: 32
. auf, welche eine Katze darstellte, die sich ergrimmt in einem gewichsten Stiefel spiegelte. Nun warben die beiden Kompagnons Leute, die das Geschäft in Schwung bringen mußten. Die ersten gingen abwechselnd zu allen Händler! und fragten: „Haben Sie Schuhwichse von Day und Martin?' Natürli, lautete die Antwort immer verneinend. Schließlich kam aber ein ander i und fragte: „Möchten Sie Schuhwichse von Day und Martin kaufen?' — Selbstverständlich wurde sie nun gekauft. So kam die Schuhwichse in den Handel

Schrift. Der Bischof stellte dem Komponisten dafür seine Mitarbeit zur Verfügung. Doch Händel antwortete ihm: „Ich brauche dazu niemand. Ihr könnt mir doch nicht» besseres liefern als wie die Propheten und Apostel.' A. M. Wie man reich werden kann. Dies lehrt folgende Geschichte, die von den berühmten Stiefelwichsefabrikanten Day und Martin in London er zählt wird. Day war ehemals ein armer Arbeiter, der zu einer bestimmten Zeit in einer Londoner Brauerei sein Glas -Bier trank. Eines Tages trat

ein schlechtgekleideter Mann ein und bot ein Rezept für Stiefelwichse um eine Piute Ale an. Day schloß den Handel ab, und nachdem er das Rezept erfahren, gab er noch zwei Pinten. Gleich suchte er nun seinen Freund, einen Handelsreisenden Martin auf und teilte ihm das Rezept mit. Beide fabrizierten jetzt eine Quantität Schuhwichse und füllten sie in Flaschen, die sie von einem Trödler gekauft hatten. Den Flaschen klebten sie eine Bignette Abreiben der Parkettböden mit Stahlspänen ist keine leichte Arbeit. Man ziehe

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