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Lienzer Zeitung
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Seite 18 von 24
Datum: 29.12.1900
Umfang: 24
. Er konnte sich nicht satt sehen und hatte gar keine Gedanken mehr an sein luxuriös ausgestattetes Jnnggesellenheim, aus dem er heute so ungern geschieden war. Diese Aerzte sind wahre Wohl thäter der Menschheit, ihre Verordnungen treffen in vielen Fällen das rechte. Ja, der reiche Rentier Lehmann snchte in seiner kleinen Taschenach Pferdebahngroschen; er hätte gar zu gern etwas von dem kleinen Kram gekauft, wenn er nur gewußt, wem er es hätte schenken sollen. „Na, lieber Herr/ sagte eine alte Budenmutter

, „wie is es denn noch mit so 'ne scheene Puppe sor's kleene Miezeken zu Hause? Hier immer noch 'n Jroscheu det Stück —' Lehmann blieb stehen. Er hatte kein Miezeken zu Hause, aber Mieze war der Kosename, den er heimlich seiner angebeteten Marie gegeben hatte. Daß die Frau auch gerade diesen Namen nennen mußte! Er kaufte die Puppe und dann stand er da, nicht wissend, was er damit beginnen sollte. In Gedanken schob er sie in seine pelzgefütterte Tasche und schritt weiter. Um sich aus all dem ohrenbetäubenden Lärm und Trubel zu retten

, strebte er jener nur matt erhellten, stillen Gegend zu, wo die Weihnachtsbäume sich zu einem kleinen Tannenwald aufbauten. „Ein' Sechser das Schiffchen, lieber Herr, nur einen Sechser das Schäfchen!' flehte da eine zitternde Kinderstimme aus dem Dunkel heraus, in das er jetzt hineintappte. Fast hätte er die Kleine umgerannt. Lehmann murmelte etwas von „nicht brauchen können' und wollte vorüber, aber da waren ihm nun die Dunkelheit und das unebene Pflaster, dem sein Fuß sich längst entwöhnt

hatte, recht hinderlich. Die Kleine nahm ihren Vorteil wahr. „Nur einen Sechser das Schäfchen, werther Herr!' beharrte sie. „Ach bitte, kaufen Sie es doch! Mutter ist krank. Wir sind so arm, wir haben nichts zu essen zu Hause.' „Na, na,' sagte Lehmann, dem eben wieder Erinnerungen an Lüge und Verstellung kamen, „das kennt man. Das sagen sie alle nnd am Ende steht Vater in der Nähe und wartet auf den Sechser zu Schnaps!' „Mein Vater?' wimmerte das feine Stimmchen. „Ach nein, ich habe keinen Vater mehr

?' „I, Du kleiner Schelm!' lachte Lehmann, dem der Handelseifer des Kindes Spaß machte. „Wie viel Köpfe zählt denn Deine Herde?' Und er beugte sich nieder zu dem blassen, kleinen Gesicht, aus dem ihn ein paar thränenfeuchte dunkle Augen bittend anblickten. „Zwanzig Stück, Herr — zwei Mark!' „Und noch gar keins verkauft?' „Nein, keins,' sagte sie traurig. „Da drüben haben mich die bösen Jungen Vertrieben, und hier kommt selten jemand her.' „Hm' — machte Lehmann und überlegte. Zwei Mark! Was war der armen Frau

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Seite 16 von 20
Datum: 06.10.1900
Umfang: 20
U)enn man konfus ist. Humoreske von Paul Blitz. (Nachdruck verboten.) ^err Lehmann klingelte nervös und rief nach seiner Wirtin. „Frau Walter! Frau Walter! Wo stecken Sie denn nur?' Endlich kam die dicke Frau angepustet. „Mein Himmel! Sie werden mir noch die Klingelschnur ab reißen! Was soll ich denn nun schon wieder?' „Liebste, beste Frau Walker, ich kann ja keinen reinen Kragen mehr finden!' rief der Zimmerherr, der halb angekleidet umherlief. „Nanu! Wie ist denn das möglich

? Ich habe Ihnen doch erst gestern die neue Plättwäsche gebracht.' Suchend ging die Hausfrau im Zimmer herum, wo alles bunt durcheinander geworfen war. „Na, hier sieht 's ja wieder mal nett aus! Als ob die Wilden hier gehaust hätten! Wie können Sie denn nur alles sodurcheiuander wühlen, Herr Lehmann!' „Herr Gott, ich hatte eben Eile. Man er wartet mich im Klub. Heute ist ja der große Herrenabend.' „Na, wenn schon! deshalb brauchen Sie hier doch nicht so zu Hausen! — Dahab'ichja'ne Stunde zu kra men

um, und siehe da, unter den abgelegten Hemden und so weiter lagen, fein säuberlich einge wickelt, die vielgesuch ten reinen Kragen. „Na, da hört doch aber alles auf!' rief voll Entrüstung die Wirtin, „Sie werden ja von Tag zu Tag konfuser! Wirft die reinen Kragen in den Wäschekorb — hat man dafür Worte!' Herr Lehmann aber ließ sie ruhig weiter schelten, nahm seinen Kragen, beendete seine Toilette und ries end lich : „Adieu Frau Walter! Morgen früh lassen Sie mich gefäl ligst ausschlafen.' „So, die Nacht

soll wieder durchbummelt werden — das ist schon ein nettes Leben!' Herr Lehmann aber hörte gar nichts mehr, denn er war bereits auf der Treppe. Alsbald machte sich die Wirtin kopfschüttelnd daran, in dem Zimmer Ordnung zu schaffen, so gnt es in aller Eile gehen wollte. Kaum aber war eine Minute vergangen, als die Thüre anfgerisien wurde und Herr Lehmann wieder ins Zimmer stürzte. Frau Walter bekam einen heil losen Schreck. „Was ist denn nuuschouwieder los?' fragte sie zitternd. Herr Lehmann war ganz außer

kann.' Jetzt sah sie ihn fragend an: „Toilette wollen Sie machen?' „Na, selbstverständlich! Zu einem solchen Souper kann ich doch nur im Frack gehen.' Frau Walter lachte hell aus. „Sie sind doch wirklich der ge borene Konfusionsrat, Herr Lehmann! Wissen Sie denn gar nicht mehr, daß Sie Ihren Frack versetzt haben?' „Donnerwetter!' — Nun war er angeführt. — Was nun anfangen? — „Schaffen Sie Rat, liebste, beste Frau! Ich muß einen Frack haben, denn das Souper darf ich nicht versäumen! Das würde mir mein Chef

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Seite 2 von 20
Datum: 14.07.1900
Umfang: 20
wurde. Schluß des Schuhmacher-Fachkurses. Nach fünfwöchentlicher Dauer hat der Schuhmacher- Fachkurs am letzten Sonntag, den 7. ds. M. mit einer Ausstellung der von den Theilnehmern her gestellten Arbeiten im Locale der gewerblichen Fortbildungsschule seinen Abschluß gefunden. Die Ausstellung bot ein sehr anschauliches Bild von den Gesammtleistungen des unter der bewährten Leitung des Fachlehrers Lehmann durchgeführten Curses, sowie von dem regen Eifer und Gewerbe fleiß der Cnrstheilnehmer

Lehmann ehrendste Worte der Anerkennung widmete. Auch Bürger meister Rohracher hob den großen Wert des Fach kurses hervor und sprach die Hoffnung aus, daß derselbe auch anderen Gewerben zur Aneiferung dienen und daß steter Fortschritt auf gewerblichem Gebiete und rastloser Eifer dem Handwerke den goldenen Boden sichern mögen. Namens der Ge werbetreibenden dankte der Obmannstellvertreter Herr Riha und Herr Marcher gab ein Bild der nicht ohne Schwierigkeiten herbeigeführten Acti- virung des Curses

und dankte namens der Theil- nehmer den Herrn Fachlehrer Lehmann, welcher seinerseits den Eifer feiner Schüler anerkannte und sich bereit erklärte, ihnen auch ferner im schrift lichen Wege an die Hand zu gehen. Die Aus stellung war den ganzen Tag besucht und erzielte den allgemeinen Eindruck, daß mit Fachcursen dem Gewerbe ein großer Vortheil zugewendet wird, weß- halb nur zu wünschen ist, daß solche öfters für die verschiedenen Gewerbe abgehalten werden. Abgestürzt. Der in Diensten der Münchener Jagd

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