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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 24
Datum: 29.04.1905
Umfang: 24
war eine hübsche Erscheinung nnd mochte ungefähr sünsnnddreißig bis vier zig Jahre zählen. Seine Landslente wiesen mit Stolz ans ihn als das Muster eines richtigen „Selfmademan'. — Während aber die ganze Stadt über Herrn Heinrich Dickler des Lobes voll war, wnßte man seinem Brnder Karl nnr wenig Gutes nachzurühmen. An dem Abend, an dem unsere Geschichte anfängt, erwartete der Kaufmann seinen übel belenmnndeten Bruder, nnd je mehr die Zeit verstrich, desto mehr verfinsterte sich seine Stirne. „Ich weiß

nicht, was ich mit Karl anfangen soll,' sagte er zu sich, indem er ungeduldig im Zimmer auf- und abging. „Ich habe bereits alles mögliche mit ihm versucht, er will aber nicht arbeiten und wird von Tag zu Tag liederlicher. Es wäre vielleicht rich tiger, gar nicht auf ihn zu warten; seine Bitte nm eine Unterre dung mit mir für heute abend war aber so dringend, daß ich sie ihm unmöglich abschlagen konnte. Der arme Kerl! I». welche Schwierigkeiten mag er wohl wieder geraten sein?' Die Vordertür tat sich ans

und ein junger Mann trat mit raschem Schritt herein. Nachdem er einen flüchtigen Blick durch den Laden geworfen, trat er in^das Kontor. „Was bringst du, Karl?' fragte Heinrich Dickler. „Mich selber, wie du siehst,' eutgeguete Karl. „Es hat wohl weiter keinen Zweck, dich erst zu fragen, warnm du so spät kamst, oder wo du die letzten beiden Tage verbracht hast?' bemerkte Heinrich Dickler. n,u- Karl Dickler schien durch diese Frage unangenehm berührt zn werden nnd er schlug die Angen nieder. In nachlässigem

Tone antwortete Karl: „Ich hatte einige Pri vatangelegenheiten zn erledigen und wnßte, daß du in deinem Geschäfte keine Hilfe brauche» würdest.' „Und was führt dich jetzt zu mir?' fragte Heinrich schroff. „Bruder!' brachte Karl stammelnd hervor. „Ich brauche not wendig Geld, gegen fünfhundert Mark.' „Ich möchte selber gern wissen, ob du es austreiben wirst.' erwiderte Heinrich. „Von mir bekommst dn keinen Pfennig mehr, so viel weiß ich. Und wozu sollte ich mich mich mühen und plagen und sparsam

leben, damit du nur die Mittel bekommst, um damit an den Spieltisch zu gehen uud sie dort zn verlieren?' „Wenn ich das Geld nicht bekomme,' versetzte Kart, der auf fallend blaß wurde, „so muß ich das Land verlassen.' „Den Verlust wird unser Vaterland schon verschmerzen können,' war Heinrichs spöttische Antwort hierauf. „In deine Reisepläne möchte ich mich aber nicht gern einmischen.' Diese höhnischen Worte erschütterten Karl aufs tiefste. Dennoch aber machte er noch einen Versuch

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Seite 24 von 26
Datum: 28.10.1905
Umfang: 26
Sechzehueuder und ungezählte Wildschweine hatte der sonst so wahrheitsliebende. Onkel Karl dem alten Forst bereits angelogen — doch die Herren lächelten verwund'ert über so viel Vorzüge der Domäne uud — blieben. Tante Marie lächelte auch, streichelte ihre geküßte Rechte und hoffte. Sie kouute es dem Hauptmaun durchaus nicht ver denken, daß er sich, nnn sie wieder zurückgekehrt war, zu eiuer Trennung nicht entschließen konnte. Und der Leutnant. . . nun — der richtete sich eben in aller Bescheidenheit

nach dem Vorgesetzten. Spät abeuds zogeu sie sich endlich zurück uud Onkel Karl staud uoch lauge am Fenster seines Schlafzimmers, tiefsiuuige Betrach- tuugeu über den heutigen Tag anstellend. Die letzten Abendstunden hatten die vier Herren zn eiuem gemütlichen Skat vereint uud weuu mau selbstverständlich auch uur spielte, um sich zu belustigen, so war es doch eine gewisse Genugtuung, nicht mit Verlust abzu schließen. „Der Hcuiptmanu' uud Onkel Karl lachte hell auf, „hatte eiueu Grand ohue Zwei und ohne Asse

, trotzdem er iu Mittelhand war, gesrielt, uud natürlich verloren, Schneider, Schwarz' uud über das gnte alte Gesicht huschten die Lichter der Schadeusreude. „Ja, wenn's uoch Wildschütz geweseu wäre, der seit Käthes Ver schwinden unentwegt nach der Tür, durch welche sie gegangen war, starrte, dem hätte mau das. nicht übel nehmen können. Mit welcher Erfahrung der übrigens von der Jnristerei gesprochen hatte, wie man es eigentlich einem so juugeu Assessor gar nicht zutrauen sollte!' — Onkel Karl wurde

ein mal etwas, so würde es das Herz schon wieder gnt machen. Noch verständiger aber war eS, daß die väterliche Gewalt in die elter liche umgewandelt worden, welche nach des Vaters Tode ans die Mutter übergeht, so daß die Einsetzung einer Vormnudschast bloß uach des Vaters Tode überflüssig wird. — Erst als der graue Morgen dnrchs Fenster dämmerte, schlief Oukel Karl eiu. Am nächsten Tage grüßte dis Sonne wiederum iu leuchtender Klarheit die Welt, spielte ans dem schneeweißen Tischtnche uud deu

an des Menschen Herz, und wer noch ein warmes Empfinden darin hat, deu lehrt sie die Häude falteu iu aubetendem Staunen. Auch die Augen der beiden Offiziere, die jetzt laugsam den breiten Kiesweg heraufkamen, drückten etwas ähnliches aus. Ober amtmann Brechthold war längst anfs Feld gesprengt, Tante Marie mit Anordnungen in der Wirtschaft beschäftigt; nur die beiden Zwillinge faßeu, grünen Salat zum Mittagessen abstreifend, am Kaffeetisch, uud Onkel Karl? Der wälzte sich noch unruhig auf dem Lager

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Seite 23 von 28
Datum: 15.08.1903
Umfang: 28
nicht länger warten lassen.' Er führte den Schwiegersohn der Schwiegermutter und der Braut zu mit den Worten: „Hier habt ihr den Angeklagten, er ist für unschuldig befunden worden, das gedruckte Gewäsch kommt in den Ofen.' Konrad wußte noch immer nicht recht, wie ihm geschehen war, das eben Vernommene kam ihm wie ein Traum vor. Er sollte bald zu voller Wirklichkeit erwachen. (Schluß folgt.) Treu wie Gold. Erzählung von Jenny Piorkowska. I- (Nachdruck verboten.) ^Wklso heiraten willst du, Karl? Nun, so laß

dir von ganzem Herzen Glück dazu wünschen. Sei versichert, daß sich nie mand mehr darüber freuen kann als ich.' Diese Worte sprach Arthur von Wehrbach zu seinem jüngeren Halbbruder Karl Gordeck. Beide waren die Söhne einer Mntter, die, nachdem sie ihren ersten Gatten, den Hauptmann von Wehrbach, nach kurzer Ehe verloren hatte, dem Rittergutsbesitzer Hugo Gordeck ihre Hand zu einer zweiten Heirat reichte. Ihrem damals dreijährigen Söhnchen Arthur gab sie damit einen neuen Vater, wie sie keinen besseren hätte

wählen können. Derselbe überschüttete seinen Stiefsohn mit Liebe und Zärtlichkeit, die sich auch nicht verringerte, als ihm selbst ein Sohn geboren wurde. Arthur und Karl wuchsen heran, die gleiche Erziehung, die gleiche Liebe von beiden Eltern genießend, und reiften zu Männern. Arthur sollte nie empfinden, daß er dem Vater minder nahe stand, als sein jüngerer Bruder, nie — bis zu des Vaters Tode; für diesen Fall aber gebot es dessen Pflichtgefühl, dem eigenen Sohne volle Gerechtigkeit widerfahren

zu lassen. Karl sah-sich nachi dem Tode seines Vaters im Besitz eines be deutenden Vermögens, während Hauptinauu von Wehrbach bei seinem frühzeitigen Tode nicht an die Zukunft seines Söhnchens hatte denken können. Doch das hatte an dem innigen Verhältnis der beiden Brüder zueinander nichts geändert. Karl hatte das Gut seines Vaters übernommen, während Ar thur — zu stolz, des Bruders Anerbieten, dessen Besitzung gemein sam zu bewirtschaften, anzunehmen — bis vor kurzem Verwalter eines bedeutenden Gutes

in Schlesien gewesen war. Aber als auch ihre Mutter, die bei Karl gelebt hatte, dem Vater in das Jen seits gefolgt war, ließ Karl nicht mit Bitten ab, bis der Bruder nachgabt And zu ihm zog. Das war vor kaum einem Jahre gewesen. Damals war Ar thur dem Bruder ernst, sorgenvoll, ja sogar ein wenig bitter er schienen, so ganz anders als früher. Anfangs schrieb Karl diese Stimmung dem Verlust der Mutter zu, aber die Zeit, die solche Wunden ja allmählich lindert und heilt, verstrich, und Arthur blieb so ernst

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Seite 18 von 20
Datum: 07.09.1901
Umfang: 20
ich eifrig, „und wußten, daß Margarete Sie liebt, so mußten Sie vor allem dem Mädchen die Treue bewahren.' „Sie hat mich wohl vergessen!' versetzte Karl traurig. „Nein! Das hat sie nicht!' „O, mein Freund,' ries er, „es wäre thöricht, wollte ich hoffen, sie liebe mich noch immer!' „Und doch ist es so, sie liebt Sie noch immer!' „Teure Margarete, teure Margarete, teure Margarete!' Eine lange Pause trat ein. „Es find jetzt einige Monate her,' berichtete er dann, „seit ich von ihr- schied

fahren!' „Nun denn, Karl, so sage ich Ihnen für heute gute Nacht,' entgegnete ich und verließ das Zimmer. Am folgenden Morgen sah ich Herrn Großbergers Wagen vor dem Hause halten, der alte Herr stieg aus, und ich ging auf ihn zu. „Sie wünschen mit mir zu sprechen?' fragte er mich in seiner gewöhnlichen ruhigen Weise. „Ja,' erwiderte ich, und wir gingen in ein Zimmer, wo wir Frau Großberger bereits antrafen. „Sie drückten eines Tages den Wunsch aus,' sagte ich, gerade- wegs auf mein Ziel losgehend

, „mir für den Ihrem Sohn ge leisteten Dienst Ihre Dankbarkeit zu beweisen.' „Allerdings! sprechen Sie.' „Ich komme jetzt, von Ihrem frenndlichen Anerbieten Gebrauch zu machen und fordere als Lohn Ihre Einwilligung znr Ver mählung Ihres Sohnes mit Margarete Büdingen.' Der alte Herr sprang erstaunt ans, und Frau Großberger blickte mich erschrocken an. W 4—- „Das ist unmöglich,' rief der alte Kaufherr aus? „ich begreife nicht,' fuhr er fort, „woher Sie unsere Familienangelegenheit«! kennen, vermutlich hat Ihnen Karl

alles erzählt.' „Neiu. Genug, ich kenne die Angelegenheit und weiß, warum Karl Fräulein Büdingen nicht heiratete. Es ist nicht meine Sache, Ihnen Vorwürfe zu machen, aber Sie gaben selbst zu, das; Sie gegen mich verpflichtet wären; nun, ich zeige Ihnen das Mittel, sich dieser Verpflichtung zu entledigen.' „Ihr Verlangen ist seltsam; hat Karl Sie etwa mit dieser Mission betraut?' „Nein,' erwiderte ich uud fuhr dann fort: „Aus mehr als einem Grunde muß ich auf meiner Bitte bestehen. Es ist klar

nichts, und nur seine Gattin murmelte, eiueu ängstlichen Blick auf ihre» Gatten werfend: „Armer Karl.' „Sie haben Wohl selbst Margarete Büdingen lieb gehabt; ich weiß, sie ist der Liebe der besten Menschen würdig. Als Beweis ihrer Standhaftigkeit will ich Ihnen nur erzählen, daß sie meinen Antrag zurückwies, weil sie Ihrem Sohue treu bleiben wollte. Herr Großberger, Sie könnten Wohl Ihr Vorurteil ausgeben, wenn ich selbst meine Liebe so weit vergesse, daß ich für einen andern werbe.' Die Augen der alten Dame schimmerten

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Seite 26 von 28
Datum: 15.08.1903
Umfang: 28
Weh in Karls Brust einziehen, aber er — er mußte fort; für ihn war hier seines Bleibens nicht mehr — er konnte, er durfte sie nie wiedersehen! Als die Brüder wenige Tage später des Abends beisammen saßen und von den Vorbereitungen zur Hochzeit sprachen, nahm Arthur die Gelegenheit wahr und sagte, möglichst unbefangen sich zu einem fast scherzenden Tone zwingend: „Dein Leben, lieber Karl, liegt jetzt klar und eben vor dir. Was aber wird nun aus mir Vereinsamtem, nun du, meine bisherige bessere

Hälfte, mir untren geworden bist?' „Was aus dir werden soll?' versetzte Karl. „Wunderbare Frage! Meinst du, daß sich dein Leben durch meine Heirat nicht auch zum Bessern umgestalten wird? Marie liebt dich als meinen Bruder schon jetzt, und ich zweifle nicht, daß du von ihr entzückt bist, wenn du sie siehst.' „Wie?' siel Arthur ihm hastig ins Wort, „du meinst, daß ich als dritter, als Störenfried hier im Hause bleiben soll? — Nun und nimmermehr! Das tut nicht gnt. Ein junges Ehepaar muß

rückwärts geht? Nein, nein, Arthur,' fuhr er ruhiger fort, „gib zu, daß es nur eine vorübergehende Schrulle von dir war, uns verlassen zu wollen. Jetzt könnte ich dich am allerwenigsten missen, wo ich dir wohl eher noch das und jenes überlassen werde, um nicht so viel fern von Marie zu sein.' Trotz aller Einwürfe und Vorstellungen von feiten Arthurs blieb Karl dabei, er könne seinen Bruder um keinen Preis missen; nur soweit gab er endlich nach, daß es diesem freistehen folle, zu gehen

, wenn ein sechsmonatliches Zusammenleben mit Marie ihnen gezeigt haben sollte, daß sie nicht Aneinander paßten. Dabei blieb es, trotz Arthurs wiederhtzjt^ .Versuche, Karl zur Erfüllung seines Wunsches zu bewegen. ^ Die Zeit verstrich, und der Tag der Hochzeit des Gutsbesitzers Karl Gordeck mit der jungen und schönen Witwe Marie von Dedenhofen nahte. Arthurs hatte sich in den letzten Wochen eine seltsame Reiz barkeit bemächtigt. Lange hatte er hin und her überlegt, wie er sich Verhalten sollte. Wie die Verhältnisse lagen

, und Arthur von Wehrbach trat ein. Sein Gesicht war ruhig wie immer, nur etwas bleicher wie gewöhnlich, und festen, sicheren Schrittes ging er auf Karl zu, der ihm lebhaft entgegenkam, ihn seiner Braut zuzuführen. Als die beiden Brüder sich ihr näherten, erhob sich die schlanke Gestalt der Braut; sie kam ihnen einen Schritt entgegen und reichte ihrem Schwager mit mattem Lächeln auf dem plötzlich geisterbleich gewordenen Gesicht, doch mit ruhiger Würde die Hand. Die weißen Handschuhe der Braut verbargen

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Seite 23 von 24
Datum: 29.04.1905
Umfang: 24
ihm viel Freude machte. Zwanzig Jahre waren seit dem legten Besuche seines Binders vergangen, als der Kaufmann eines Abends allein in seinem Kon tor saß und einen Brief schrieb. Als er eine Pause machte nnd sich in seinem Sessel zurücklehnte, nm ein wenig auszuruhen, trat ihm jener verhängnisvolle Abend, an dem ihn Karl so flehentlich gebeten hatte, mit greifbarer Deutlichkeit vor Augen, und der reiche Mann mußte mit Gewalt seine Tränen zurückhalten. „Er war mein einziger Bruder,' senszte

sich, nm den Besucher zu begrüßen, der es erst gar nicht für notwendig gehalten hatte, sein Kommen dnrch ein Klopfen an der Tür anzuzeigen. Mit sprachlosem Erstaunen sah Heinrich Dickler ans seinen Gast. Wann er seinen Angen tränen dnrfte, so stand jetzt Karl Dickler vor ihm. Aber nicht der Karl Dickler war es, den er vor zwanzig Jahren gekannt hatte, sondern ein alter Manu mit gerunzeltem Gesicht und ergrautem Haar. „Bruder!' redet ihn sein Besucher au nnd streckt ihm dabei die Hand entgegen. „Bruder! Freut

es dich, mich zn sehen?' Mit einem lauten Ansschrei warf sich Heinrich Dickler an seinen Hals und nötigte ihn dann in einen Sessel. „Das ist heut ein glücklicher Tag für mich, Karl,' sagte er, nachdem er sich von seiner ersten Freude erholt halte, „ich hatte dich schon für tot gehalten, nnd die ganzen langen Jahre hindurch habe ich mir die bittersten Vorwürfe gemacht, daß ich an jenem Abend so grob gegen dich war.' „Halt ein!' rief der andere iu größter Aufregung. „Nicht eher darfst dn mich mit solcher Güte

überhänfen, bevor ich dir dein Eigentum nicht wieder erstattet habe. In diesem Paket findest dn die Summe, die ich damals in der kleinen, blechernen Kassette aus deinem Geldschranke genommen habe. Zwanzig Jahre habe ich gebraucht, um sie zusammenzusparen, aber endlich ist es mir doch gelungen.' „Ich verstehe dich nicht,' unterbrach ihn Heinrich. „Erinnere dich nnr,' entgegnete Karl. „Als dn an jenem Abend mir den Rücken zukehrtest, um dir deinen Rock zu holen, nahm ich mit raschem Grine jene kleine

Kassette aus dem Geldschrank nnd ließ sie in meinen Überzieher gleiten. Ohne daß dn deinen Verlust bemerkt hattest, schlössest du dann das Spind zn nnd ich verabschiedete mich von dir.' „Die Kassette war aber leer!' rief Heinrich. „Unmöglich!' erwiderte Karl. „Du selbst sagtest mir doch, daß zwanzigtanseud Mark drin gelegen Hütten. Ich lies mit der Kassette davon, dann bereute ich aber meine Tat, und ich war schon ans dem Wege zn dir zurück, als beim Überschreiten von der Brücke die Kassette mir ans

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Seite 26 von 28
Datum: 06.02.1909
Umfang: 28
fuhr zusammen, aber der Schreck hielt nicht an, denn Karl erkannte in dem hinzugetretenen Gast einen alten Bekannten, den er seit einigen Monaten nicht gesehen hatte, und dem ein eleganter Vollbart das Aussehen ganz verändert hatte. „Ah, Riebenftahl,' begrüßte ihn Karl, „dich hätte ich aber weiß Gott nicht wieder erkannt.' „Ja, man muß sich halt schön machen,' entgegnete der andere heiter. Sie setzten sich nun zusammen, aßen und tranken und tauschten einige ihrer Erlebnisse aus. Der Freund gehörte

nämlich auch zur Zunft, er „arbeitete' hauptsächlich in Bankdiebstühlen und hatte es darin zu einem ge wissen Rnf gebracht. „Erst jetzt,' so erzählte er ein wenig prahlend, „haben wir drüben in Potsdam eine sogenannte bessere Sache gehabt, —über achtzigtausend Mark in Gold und Banknoten, — und nur drei Mann daran beteiligt. Na, das lohnt sich doch, was?' Karl nickte nur lächelnd. „Du lachst? Glaubst du es etwa nicht?' fragte der andere leicht verletzt. „Wenn du es sagst, warum nicht.' „Das kannst

du auch, denn es ist alles wahr!' Und dann er zählte er gleich noch von einem neu geplanten Einbruch bei der Kreditbank, aber dazu brauchten sie noch einen Helfer: „Ich würde dich ja gern mit hineinnehmen, aber ich fürchte, du bist noch nicht ,gewiegt' genug.' Jetzt stieg Karl das Blut in den Kopf und mit hochrotem Ge sicht begann er: „Was du kannst, das habe ich längst gekonnt! Erst heute habe ich einen Fang gemacht, der dir nie gelungen wäre.' „Was wird's schon groß sein! Ein Portemonnaie mit hundert Mark drinnen!' warf

der andere ein wenig geringschätzend ein. „So, meinst du! Nun, ich sage dir, daß meine Idee direkt genial war!' „Na, also? Schieß doch loS? Ich bin der erste, der dein Talent anerkennen würde Und nun erzählte Karl sein Erlebnis beim Baron Waldhofen, und er erzählte es mit solcher Erregung und Begeisterung, daß es ihm vollständig entging, wie das Gesicht des anderen schadenfroher und verschmitzter mit jeder Minute wurde. Als Karl beendet hatte, winkte der andere nach draußen. Gleich darauf traten zwei Schutzleute

ein und kamen auf Karl zu. „Verhaften Sie ihn,' sagte Herr Riebenstahl nnr, und gleich darauf bekam Karl Handschellen angelegt. „Schuft du!' zischte er dem ehemaligen Freund und Ge nossen zu; dann ließ er sich abführen. Und dieser Herr Riebenstahl, der jetzt im Spitzeldienst der Kriminalpolizei stand, folgte den anderen in einer Droschke. Er hatte es gesehen, wie Karl der Baronin das Geldtäschchen stibitzte, er war ihm erst in die Kneipe, dann zu dem Haus des Barons gefolgt, und nun hatte er dem harmlos

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Seite 24 von 28
Datum: 18.04.1908
Umfang: 28
nehmen, daß uns das grausame Schicksal trennen würde, ehe wir uns noch ganz gehört. Es wäre vermessen von mir, wollte ich deine Jugend an mich ketten, der nichts ist, nichts werden kann, weil ihm im entscheiden den Moment die Mittel fehlen, das begonnene Studium zu vollenden. Ein Nichts bin ich, ein Bettler!' „Still, Karl-Christian, sprich nicht so, du klagst ungewollt den an, der da drunten ruht, dem wir soeben das letzte Geleit gaben. Wäre dein Vater kein so weltfremder Mann

dich und —' „Und so erfuhr ich, daß ich außer dem Vater die Braut ver loren, weil ich zum — Bettler geworden!' „Karl-Christian!' „Verzeih, Liese-Lotte, ich weiß nicht, was ich rede.' Er bedeckte das Gesicht des geliebten Mädchens mit zärtlichen Küssen: „Ich bin's ja selbst, der das Unhaltbare unseres Verlöbnisses einsieht, der dich bat, dich für ungebunden anzusehen. Wer weiß, wie viele Jahre vergehen, ehe ich dir ein Heim bieten könnte. An eine Vollen dung meines Studiums kann ich nicht denken. Wie traurig ist das Los

einer ewigen Braut! Liese-Lotte, ich muß dich freigeben und wenn das Herz darüber bricht!' „Ja, Karl-Christian! Und ich will frei sein, damit dich keine Fessel drückt!' „Damit mich keine Fessel drückt, Liese-Lotte, nur darum? „Ja, Karl-Christian, nur darum!' „Mädchen! Du weißt nicht, was du mir mit diesem Geständnis gegeben hast. Den Mut zum Weiterleben, die Kraft zum Vorwärtsstreben? Und wenn ich etwas erreicht habe, dann suche ich dich, und wenn ich dich gesunden, dann Liese- Lotte, frage

, brausendes Geläut erklingen ließen. An der Friedhofsmauer dufteten Veilchen, Liese- Lotte bückte sich unbewußt nach den blauen Frühlingskindern, als sie mit Karl-Christian das Tor durchschritt. * Sechs Jahre sind vergangen und Liese-Lotte erhielt kein Lebenszeichen von Karl-Christian. Sie verzagte nicht, sie fühlte es tief drinnen im Herzen, daß er ihrer nicht vergessen, und die leise Hoffnung, daß er dereinst doch wiederkehren würde, lebte in ihr und ließ sie in den schwersten Zeiten mutig

sein. — Die Mutter fing an zu kränkeln, und kaum zwei Jahre nach dem Heimgange des Pfarrers bettete man auch sie zur ewigen Ruhe. Leeren, trockenen Auges hatte Liese-Lotte wiederum auf dem Friedhof gestanden und dem Sarge nachgestarrt, der ihr das Letzte nahm. Schwer lag das Herz in ihrer Brust, als sei es von Stein, mit seltsam kurzen, harten Schlägen hämmerte es, als sie dasselbe Tor gänzlich verwaist durchschritt, durch das sie vor kaum Jahresfrist an Karl-Christians Seite gegangen. Und wieder dufteten

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Seite 22 von 24
Datum: 05.09.1903
Umfang: 24
„Solange.' „Solange?' wiederholte Karl verwundert. „Welch sonderbarer Name für ein Mädchen deines Standes!' „Meine Patin war eine hochgestellte Dame,' entgegnete So lange mit niedergeschlagenen Angen. Der Dauphin unterhielt sich eine Weile mit ihr und sie gefiel ihm so gut, daß er fie ausforderte, ihu jedesmal zu besuchen, wenn sie ins Schloß kommen würde. Der Verkehr mit dem aufgeweckten, klugen Mädchen, das in Wesen und Sprache so wenig Bäuerisches verriet, gewährte dem Prinzen eine große

Zerstreuung, uud er konnte diesen Verkehr um so ungestörter genießen, als der König zu dieser Zeit eiue Wall fahrt unternommen hatte, die ihu eine Weile fernhielt. Solange erkannte bald mit weiblichem Scharfblick, wie sehr der Dauphin unter dem Zwang der Verhältnisse litt, und da sie merkte, daß er ein warmes, mitfühlendes Herz besaß, so vertraute sie ihm ihr Geheimnis an, indem sie ihu bat, den jungen Herzog zu besuchen. Karl war sofort dazu bereit, und noch am selben Tage ließ er sich von Dnnard

in die Zelle des Gefangenen führen. Als er Raonl in dem entsetzlichen Käsig erblickte, empörte sich sein Herz ob solcher Gransamkeit, und er beklagte es im stillen tief, daß er nicht die Macht besaß, zu helfe». Raoul seinerseits starrte verwundert den reichgekleideten Prin zen an, den er nicht kannte. „Ich bin der Dauphin,' sagte Karl freundlich. „Enre kleine Freundin Solange hat mir von Ench erzählt.' Raouls matte Augen leuchteten auf. „Solange?' murmelte er. „Sie ist ein Engel!' Ludwig XI. ließ

!' „Und dann?' „Dann würde ich nach Palästina ziehen, das heilige Grab den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Und du, Raoul, wirst mir dabei helsen.' Der junge Herzog machte einen Versuch, sich aufzurichten. „Könnte ich es nur!' sagie er schmerzlich bewegt. „Wer weiß, ob ich noch leben werde, bis die Stnnde der Erlösung schlägt!' Kraftlos sank er zurück, und das Klirren der eisernen Kette, die an seinem Handgelenk befestigt war, klang schauerlich durch den Raum. Voll Mitleid blickte Karl auf die abgezehrte Gestalt des Jünglings. „Gott

. „Gelüstet's ihn so sehr nach meiner Krone? Ein braver Sohu, der mich am liebsten gleich begraben möchte! Deinen Degen, Bube!' befahl er in ausbrechen- dein Zorn. Karl erwiderte kein Wort; ruhig löste er den Degen ab und übergab denselben einem der Edelleute des Gefolges; alsdann wurde er auf einen Wink des Königs von der Wache abgeführt. Die Entdeckung, daß der Dauphin heimlich mit dem Opfer seiner Grausamkeit verkehrte, hatte den Monarchen in maßlose Wut ver setzt. Er warf Raoul einen Blick tödlichsten

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Seite 22 von 24
Datum: 29.03.1902
Umfang: 24
wartet. Aber ihren Spott hatte er uicht verdient. Lachen durfte sie nicht. — Schweigend kehrten sie auf den Hof zurück, und Hellmuth wollte eben in den Wagen steigen, als Herrn Meyers Branner dnrchs Thor trabte. „Was, Karl, Sie wollen schon fahren?' rief der Gutsherr dem Neffen zn. „Nein, das geht nicht! Erst trinken wir noch ein Glas Bier zusammen!' Als aber Hellmuth ablehnte nnd selbst den Bitten Taute Lott- chens widerstand, da sragte Meyer: „Nun, wo sehlt es denn? Sie sehen gar nicht srisch atis

erschien. „Hast Du etwas mit Karl vorgehabt?' „Aber Papa. Keine Idee!' Herr Meyer war berichigt. „Dann war es also doch das gast rische Fieber,' meinte er, indem er ins Haus ging. — Der Festheiligabend kam. Im Hanse gab es viel zn thun, und es dämmerte bereits stark, als man die letzten Stollen aus dem Backofen zog, der, ein Hans für sich, ein Stück hinter dem Hofe lag. Es war alles gut geraten, dank der guten Tante Lott chen, die sich nie genug thun konnte. Als sie jetzt eintrat, stand Eva am Fenster

, irrte er; die Kraft allein that's denn doch anch nicht. Während Eva die Lampe anzündete, trat ihr Vater herein. „Ich höre, daß es mit dem kleinen Falkenstein recht schlecht stehen soll,' sagte er. „Karl ist wieder gerufen worden.' Tante Lottchen war ganz Mitleid. Sie bedauerte die armen Eltern, deren einziges Kind der kleine Kranke war. Aber Karl würde ja helfen. Ihr Schwager zuckte die Achseln. „Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen!' „Aber Karl ist ein mutiger Maun. Für seine Kranken

den seinen und sagte: „Allein lasse ich Sie nicht znrück. Ich gehe mit!' -- Am östlichen Himmel zeigte sich ein blaßrosa Streifen. Hie Ostersonne war im Ausgehen begriffen. Ans der Landstraße wurde Lieschen sichtbar, sie schleppte sich Mit einem großen Kruge. Nun verdoppelten sich ihre Schritte, nm vor dein Paare mit einem lauten Rns des Staunens Halt zu machen. Karl und Eva! Nnd Arm in Arm? Sie war dermaßen überrascht, daß ihr buchstäblich, was selten genug vorkam, die Worte fehlten, um ihrer Verwunderung

Aus druck zn geben. Plötzlich glaubte sie die Situation erfaßt zu haben. „Verlobt?' rief sie, und dann stellte sie den Krng zur Erde und rannte spornstreichs nach Hanse. Verlobt! Das Wort übte anf Karl und Eva eine ganz eigene Wirkung. Sie wurde rot, er blaß, und dann, ganz Plötzlich, legte sie deu Kopf an seinen Arm, stammelte ein paar Worte, die eine Bitte nm Entschuldigung enthielten, die er aber nicht verstand, und brach in herzbrechendes Schluchzen aus. Nnd warum? Sie weinte

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Seite 20 von 20
Datum: 03.05.1902
Umfang: 20
Schattiere als Entgelt für seine Bedürfnisse benutzt habe. Mau nennt sie deshalb Bvnifacins-Pfennige, und viele Numisinatiker Pflegen diese als Kuriofum in ihre Sammlungen aufzunehmeu. k. Seine Ansicht. Gerichtspräsident (einen neuen Gerichtspraktikant, der Bayer ist, prüfend): erste Gericht für jeden bayrischen Staatsbürger?' Gerichtspraktikant: „I moan halt, dös san Leberknödeln.' Karl und befindet sich jetzt in den Hiinden des Herzogs vr. Karl Theodor, welchen Wissenschaft und Menschheit

in Wien erhielt im Jahre 1K17 eine Monatsgage von 20 Gulden. Derb geantwortet. Als König Karl XII. von Schweden trotz des mit August dem Starken zu Altranstädt geschlossenen Friedens Kursachsen nicht verließ, schickte Friedrich I. von Preußen seinen Oberhofmarfchall ins schwe dische Lager, um den Abzug des Heeres aus der Nähe seiner Staaten fordern zu lassen. Karl XU. war ohnehin im Begriff, seiner Pflicht nachzukommen, ärgerte sich aber gewaltig über die Furchtlosigkeit, mit der mau ihm begegnete

, runzelte die Stirn, stampfte mit dem Fuße und fragte endlich höhnisch den Gesandten: „Sind denn die preußischen Soldaten noch so gut, wie die branden burgische» ?' — Der Preuße blickte dem gesürchteten König fest ins Auge und erwiderte: „Sire, es sind noch dieselben Soldaten, die sich bei Fehrbellin be fanden!' — Karl zuckte zusammen; dann trat er auf den Oberhofmarschall zu und sagte: „Sie waren Soldat?' — „Ja, unter dem Großen Kurfürsten, und ich würde es auch unter meinem jetzigen Herrn

sein, wenn es nötig wäre!' — „Und wann wäre es nötig?' „Wenn der erste Kanonenschuß fällt und mein König das Schwert zieht!' — Karl brach nun das Gespräch ab und erteilte den Befehl zum Rückmarsch. ? K. Bonifaeius-Pfennige. Nur wenigen unserer Leser dürfte bekannt sein, daß auch im heutigen Deutschland in grauer Vorzeit mit Muscheln bezahlt wurde. Die deutschen Zahlmuscheln waren kleine Seemuscheln aus vorgeschichtlicher Zeit, wie sie auf den Höhenrücken längs der Unftrnt gefunden werden. Es wird erzählt

, Der erst zuvor an dir genagt. Und fügst du noch dazu ein Zeichen, Erhebst du es zu einer Macht, Die Ruhm und Größe manchen Reichen, Doch tiefe Wunden anch gebracht. Karl Stanbach. Logogriph. Bekommt ein Raubtier i und a. Steht es vor dir als Blume da. Schachlösnngen: Nr. 2». l) K k l—x Z. l) k 4-^ z : 2> I, T 2—ll »5 2)üs4 — KZ: oder k 4. 3) ? Z 5 oder k 2 -x» z 5 l) ^ l, Beliebig. 2) !> Z—k Z f 2) X K Z : s> I. k l 5 Nr. M- l) I, k S—s S- l) X e 5—s « : oder 0 4 : 2) 1 A l—A 7 oder A Z. Problem

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Seite 20 von 24
Datum: 16.01.1904
Umfang: 24
svlgt.) Beim Einsteigen. Eine KriegZschulgeschichte von L. Lantpert. ?^er Vater meines Freundes G, , hatte ein kleines Restaurant, in welchem wir, das heißt einige Freunde vom Gymnasium her, jetzt Söhne der alms, water, meine Wenigkeit und ein paar ehemalige Kameraden vom Einjährigfrei- willigenjahr, kurz eine kleine Taselruude fideler junger Leute, mit Karl, dem Sohne des Hauses, uns wöchentlich zweimal zusammen fanden. Karl hatte auch mit uns des Königs Rock getragen und jetzt eben

sein Jngenienrexamen glänzend bestanden. Dorthin lenkte ich auch an jenem Abend, an welchem diese wahrhaftige Geschichte ihren Anfang »ahm, meine Schritte, nach dem die Pforten der Kriegsschule sich um sieben Uhr geöffnet, um Punkt zehn Uhr wieder geschlossen zu werden für alle diejenigen, welche beim Mittagsrapport sich nicht spezielle Erlaubnis zu länge rem Ausblei ben erwirkt hatte». Noch hielt ich die Türe des Lo kales in der Hand,da stürz te mir Freund Karl mit dem Jubelruf ent gegen: „Fa mos, daß du schon

sein mnßte; gleich wandte ich mich an Karl, der sich mit den Wein gläsern zu schaffen machte. „Du Karl, das ist aber schon dumm in der höchsten Potenz; gerade heut muß ich nicht in meine Bude kommen; hätte natürlich deine Einladung gesun den. wäre sosort zum Oberstleutnant geschoben, besäße jetzt Nachturlaub uud könnte dableibe«, meinetwegen bis mor gen früh. Aber so —, um halb zehn ist für mich Schluß; ich muß heim.' „Ach was, du bleibst trotzdem hier. Mein Lieber, du bist schon mehrmals weit

er mich aber wirklich vor den Alten, dann wird der auch kein Unmensch sein, wenn ich ihm die Sache wahrheitsgemäß erzähle. Also Karl, hier hast du meiue Hand, ich bleibe da.' Die Vorbereitungen und ein Paar eisgefüllte Sektkühler, die ich im letzten Moment noch erblickte, sahen ja verheißungsvoll gering aus; dazu mein guter Karl, der mir fast seiue Freuudjchaft kündigen wollte; dafür konnte man im ungünstigsten Falle selbst ein Paar Tage Qnartierarrest riskieren. Ich blieb also da. Die Schilderung

während der Vormittagspause gar nicht daheim; das Ding wird also auf der Bude liegen. — Aber Karl, was ist denn heut los?' so fragte ich nun, denn jetzt erst bemerkte ich die Vorbereitungen, von denen e? gesprochen hatte. Das Zimmercheu, in dem wir sonst so ungestört halbe und ganze Nächte verbrachten. brach dann doch alles auf. Freund Max, mein Konabiturient und Landsmann — der Doktor, denn im fünften Semester heißen alle Mediziner Doktoren — und ich hatten so ziemlich den gleichen Weg, und er hatte sich's in den Kopf

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Seite 25 von 26
Datum: 28.10.1905
Umfang: 26
-i- 343 -i- „So, nun geht's los/ schalt Onkel Karl und begab sich, seines Geheimpolizistenvostens endlich enthoben, nach Erna ans die Suche, d. h. er hatte wohl die ehrliche Absicht, aber zur Aussührung ge langte sie nicht. „Pfui Zinkenstem, schäme dich vor dir selber,' murmelte er vor sich hiu, aber die Verführung winkte ihm so lockend, daß er trotz der Einsicht seiuer Sünde nicht widerstehen konnte. Tag sich in der Zimmertür, hinter der sich Tante Maries verspäteter Liebesherbst zn färben

, die sich ans seinem Gesicht zeigte. „Gnä diges Fränlein,' sagte er endlich, „ich möchte eine Frage an Sie richten.' — „Na,' knnrrt Onkel Karl, „das wußte ich schon lange,' und horcht weiter. Der Hanptmanu faßt ihre Hand, sie rückt näher, ganz nahe uud dann beginnt er wieder, diesmal ohne Stocken, aber mit hörbarer Anstrengung in der Stimme: „Ich bin eigentlich ein alter Kerl, und habe kein Anrecht mehr auf ein so großes Herzensglück, wie ich es heute fordern will.' — „O,' macht Tantchen verschämt

— und daß eine Fran es zarter und richtiger zu beur teilen versteht, als der zärtliche Vater. Sie haben den Kindern die Mutter ersetzt — „ue komische Liebeserklärung,' wundert sich der Alte hinter der Tür — kennen ihre Herzen und Neignngen, deshalb will ich von Ihnen erfahren, ob Ernas Herz noch frei ist! Ich liebe sie mir aller Kraft nnd will mir Gewißbeit mit ans den Abschiedsweg nehmen — will's Gott — eine selige!' Das war zu viel ein Fall — ein Stöhnen — Onkel Karl stürzt, so schnell es seine schadhaste

Karl ganz allein mit Tante Marie! Und als sie durch uasse Tücher uud Niechslaschen endlich zum Bewußtsein kommt, schlägt sie die Hände vors Gesicht und schluchzt: „o ich Einsalt!' Nun erst ist Onkel ganz sicher, daß sie vollständig dem Leben wiedergegeben ist und er geht hinaus, um Lust zu schnappen. Auf ihm lastet es wie ein schwerer Berg unklaren, dunklen Wirrwarrs, den soll der helle Sonnenschein fortschaffen. Als er an Brechtholdts Arbeitszimmer vorübergeht, tönt dessen Stimme — so weich

, wie er sie zuvor noch niemals hörte — an sein Ohr. „Ich gebe Ihnen mit Erna mein Bestes und Köstlichstes — meinen Sonnenschein, weil sie das Abbild meiner unvergeßlichen Fran ist!' Onkel Karl stürzte davon — schlägt die Hände über dem müdeu Kopfe zusammen — er will nichts mehr hören — nichts mehr sehen nur allein sein muß er jetzt. Mechanisch schlägt er den Weg zur Buchenlanbe ein — — da im Schatten, fast versteckt von dem langen, grünen Gras, liegt Erna — und schluchzt herzzerbrechend. Er will wieder umkehren

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Seite 19 von 28
Datum: 24.12.1902
Umfang: 28
-deshalb nicht, weil mir diese gezwungene Ehe verhaßt ist.' „Nun, vielleicht ändern Sie doch noch Ihren Entschluß,' sagte er, sich erhebend. „Ich werde Wohl kurz nach Neujahr noch ein mal hierherkommen, um Ihre Tante zu sprechen. Sagen wir also: auf Wiedersehen!' Er zog ihre Hand an die Lippen — dann war er verschwunden. Wie kalt, wie dunkel Magda plötzlich das Zimmer erschien! Warum? Liebte sie diesen — Karl Bernd? — 4- Die Tante war zurückgekehrt. „Psarrer Körner wird heute abend mit seiner Familie

geltend zu machen? Wenn er sie zwang, ihr gegebenes Wort einzulösen? In ihrer großen Angst flüchtete sie sich unbemerkt hinter den Weihnachtsbaum. Es war ihr jetzt sterbenstraurig zu Mute. Sie konnte ja diesen Vetter nie lieben, weil — nun weil sie schon einen anderen, weil sie Karl Bernd liebte! Gab es denn je ein so unglückliches Wesen in der Sylvester nacht wie sie? — — Jetzt trat eine hohe Gestalt in den Salon, die alle neugierig umdrängten. „Guten Abend, liebe Tante! Ich habe mich leider

verspätet; der Zug saß ein paar Stunden im Schnee fest.' Gütiger Himmel! Diese Stimme! Magda zitterte wie Espenlaub. Alles drehte sich im Kreise vor ihren Angen. „Ei, wo steckt denn Magda?' hörte sie die Tante sagen. „O, die löscht die Lichter am Baum aus!' rief Hans imperti nent. „'s ist ihr zn hell im Zimmer.' Im nächsten Augenblick sah Magda den Better vor sich stehen. Er beugte sich zu ihr, und mit der Stimme Karl Bernds sagte er weich: „Magda, meine süße, kleine Magda, den abscheulichen Vetter

kannst Du nicht lieben, aber willst Du Karl Berud Dein Herz schenken?' Er zog das bebende Mädchen an sich. „Sieh, ich liebe Dich ja so innig,' flüsterte er, „ich habe Dich schon lange geliebt, ehe ich zu Dir kam, und mein heißester Wunsch war. Dein Herz zu gewinnen. Kannst Du mir verzeihen, daß ich Dich täuschte? Ganz unehrlich bin ich ja nicht gewesen,' fügte er lächelnd hinzu, „mit dem Vornamen heiße ich wirklich Karl Bernd. Hast Du mich ein wenig lieb, Magda?' Sie schlang ihre Arme

um ihn. „Nicht ein wenig, Karl Bernd, sondern unermeßlich — un sagbar!' Die große Wanduhr holte zum Schlag aus. „Prost Neujahr!' schrie Hans, sein Glas erhebend. „Prost Neujahr!' rief jetzt Karl Bernd, Magda herzlich um schlingend. „Mögt ihr doch alle im neuen Jahr so glücklich sei» wie ich und meine kleine Braut!' „Prost Neujahr!' riefen alle. „Es lebe das Brautpaar!' Drangen länteteu die Glocken das neue Jahr em, und drinnen küßte sich ein seliges, junges Menschenpaar. Geflügelmast. ^slas am leichtesten verdauliche

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Seite 4 von 32
Datum: 12.10.1907
Umfang: 32
und Anfragen. Sie Vereinaleitung. Bestgewinner beim Fes!- und Freischießeu am 30. Sevtember, 1., und Oktober 1907 am k. k. Bezirks - Schießstande in Liens. 12 Hauptbeste: 1. Josef Wallensteiner sen., Debant, 265'/,, Teiler. 2. Karl Jnwinkl, Lienz. Z.Josef Ortner, Niederdorf. 4. Anton Palmaim, Lienz. 5. Josef Jnnerkofler, Bruneck. 6, Dr. Anton Wurnig, Lienz. 7. Eduard Toldt, Welsberg. 8. Joses Jungmann, Anras. 9. Johann Jakober, Lienz. 10. Johann stallbaumer, Sillian. 11. Binzenz Mutschlechner, Sillian

und 12. Thomas Tabernig, Ainet, 1293 Teiler. 19 Schlecker beste: 1. Georg Moser, Prags, 52 Teiler. 2. Karl Jnwinkl, Lienz. 3. Josef Wallen' einer sen., Debant. 4. Johann Jakober, Lienz. 5. Josef Jnnerkofler, Bruneck. K. Peter Köster, Lienz. 7. Eduard Toldt, Welsberg. 8. Johann Jakober, Lienz. 9. Anton Palmann, Lienz. 1V. Silvester Ezelsberger jun., Nikolsdorf. II. Josef Jnner kofler, Bruneck. 12. Georg Moser, Prags. 13. Josef Wallensteiner jnn., Debant. 14. Johann Aigner, Ab saltersbach. 15. Dr. Anton Wurnig

, Lienz. 16. Thomas Tabernig, Ainet. 17. Wilhelm Kiniger, «exten. 18. Eduard Toldt, Welsberg und 19. Bartl JSlitzer, Prä graten, 886 Teiler. 11 Ehren beste: 1. Johann Stallbanmer, Sillian M7> 2 Teiler. 2. Peter Köster, Lienz. 3. Josef Ortner, Niederdorf. 4. Johann Aigner, Abfaltersbach. 5. Dr. Anton Wurnig, Lienz. K.Thomas Tabernig, Ainet. 7. Wilhelm Kiniger, Sexten. 8. Bartl Jslitzer, Prügraten. 9, Josef Jnngmann Anras. 10. Joses Jnnerkofler, Bruneck und 11. Karl Jnwiukl, Lienz, 1031 Teiler. 12 Terie

»beste zu 3 Schuß: 1. Georg Moser, Prags, 13 Kreise. 2. Willi elm Kini ger, Sexten, 13. 3. Johann Jakober, Lienz, 12. 4. Johann Aigner, Abfaltersbach, 12. 5. Dr. Anton Wur nig, Lienz, 12. K. Binzenz Mutschlechner, Sillian, 11. 7. Bartl Jslitzer, Prägraten, 11. 8. Franz Wurzach er, Prägraten, 11. 9. Ednard Toldl, Welsberg, 11. 10. Karl Jnwinkl, Lienz, 11. 11. Josef Jnnerkofler, Bruneck. 11. und 12. Michael Pichler, Prägraten, 10 Kreise. 4 Prämien für Schleckschuß^ I. Peter Köster, Lienz 2. Barll

Jslitzer, Prägraten. 3. Karl Jnwinkl, Lienz. 4. Michael Pichler, Prägaten. 12 Prämien für Tagesnnmmcrn am Schlecker: 30. Septem ber: 1. Johann Forcher, Sexten. 2. Josef Wallensteiner, Debant. 3. Bartl Jslitzer, Prägraten. 1. Oktober: 1. Bartl Jslitzer. Prägraten. 2. Johann Jakober, Lien> 3. Anton Palman, Lienz. 2. Oktober: 1. Karl ,m:?inkl, Lienz. 2. Wilhelm Kiniger, Texten. 3. Johann Jakober, Lienz. 3. Oktober: 1. Dr. Anton Wurnig, Lienz. 2. Georg Moser, PragS. 3. Georg Moser, Prags. 8 Prä mien

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Seite 30 von 32
Datum: 11.04.1908
Umfang: 32
seinen Studien, das Mädchen erzählte von den häuslichen Ver richtungen, zu denen sie die Mutter nach und nach heranzog, und verfehlte nicht, aller getreuen Haustiere und des Storchenpaares, das auf der Pfarrscheune sein Heim errichtete, eingehend zu ge denken. Liese-Lotte war noch ein Kind, und unschuldig und kind lich war ihr Fühlen Das erhoffte Wiedersehen in der Ferienzeit rückte weiter hinaus, als beide gedacht. Wegen verschiedener Zufälligkeiten geschah es, daß Karl-Christian erst

den Krug fallen, der auf dem Waldbode,l klirrend zersprang. „Du,' stammelte sie „Karl-Christian, du?' Sie sahen sich in die Augen, und sie gewahrten mit stau nender Verwunderung, wie sie sich in den zwei Jahren ver ändert hatten. Liese-Lotte, die nun sechzehn Jahre zählte, war zur lieb lichen Jungfrau aufgeblüht, und der um vier Jahre ältere Kame rad hatte sich gar stattlich entwickelt. Beide wurden unter dem gegenseitigen Anschauen rot. Schier verlegen bückte sich das Mädchen nach dem zerbrochenen

, der dort, wo Karl-Christian studierte, das Lehrerseminar besuchte, heimgereist wäre. Sie hätten schon den Zug, der nachts ankäme, darum benützen können, weil Fritz auf der Bahnstation mit einem Wagen abgeholt worden sei. Daheim wollte Karl-Christian nachts nicht stören, so wäre er bei Fritz geblieben und bereits im Morgengrauen hierhergeeilt, um Liese-Lotte zu erwarten: „Denn daß du kommen würdest, wußte ich ja!' schloß er einfach. ^ Ja, das konnte er wis,en, dachte das Mädchen. Waren sie dock früher gemeinsam

jeden Ostermorgen hierher gewandert, um einem alten Brauche folgend, Osterwasser zu schöpfen. Heute kehrten beide, wie einst, Hand in Hand heim. Unterwegs sammelten sie Anemonen und Leberblumen, und Karl-Christian ruhte nicht eher, bis sich Liese-Lotte auf einen Baumstamm setzte und die Blumen zum Kranze wand. Als sie fertig war, nahm er ihr das duftige Gewinde ab und krönte ihr blondes Haupt damit. Lieblich bist du anzuschauen, wie eine Lichtelbin!' sagte er in ehrlicher Bewunderung. Sie lachte

. „Die Lichtelbin darf den Ostermorgen nicht müßig un Walde vertändeln, sie muß jetzt Haustochterdienste tun, Muttern daheim in der Küche helfen. Komm, Karl-Christian, laß uns ecken, es gibt für mich noch allerlei zu tun, bis die Glocken zum Kirchgang rufen. Sie schlug übermütig in die Hände: „Eins, zwei, drei! Wer zuerst unten am Dorf ist, hat gewonnen.' Und wie ein Pfeil flog sie den Waldpfad entlang. Karl-Christian hatte Mühe, die Flüchtige einzuholen. Da es gelang, umfaßte er sie, bog ihr erhitztes Köpfchen

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Seite 29 von 32
Datum: 11.04.1908
Umfang: 32
über, erzog seinen Knaben und leitete seinen Häushalt, Karl- Christan blühte unter ihrer zärtlichen Fürsorge sichtbar auf, und das frohe Jauchzen der beiden Kinder zauberte sogar zuweilen ein leises Lächeln in die ernsten Augen des früh gealterten Pfarr herrn. Wie Geschwister wuchsen die Kinder auf, keines mochte ohne das andere sein, und als Karl-Christian zum ersten Male das Vaterhaus verließ, drohte Liese-Lotte das Herz zu bre chen, so tränenschwer war es. Doch die Mutter lehrte sie früh tapfer

sein und so war sie es, die mit blassen Wangen, aber äußerlich ruhig, dem Kameraden beim Lebewohlsagen noch Mut zusprach. Sie wanderten Hand in Hand durch den Wald, der Pfarrer, der den Sohn nach seinem Studienort brach te, fuhr im Wagen zur Bahn station voraus, während die Kinder einen Fußsteig benütz ten, der auf die Landstraße mündete,dort sollte derWagen Karl - Christian aufnehmen. Eine Weile schritten beide schweigend, die aufsteigenden Tränen niederkämpfend und sich hin und wieder die Hand drückend,vorwärts; derschwel

- lendeWaldboden dampfte ihre Schritte. Frau Sonne, die fleißige Spinnerin, zog ihre goldenen Fäden durch dunkles Tannengeäst und das Blätter gerank der Laubbäume bis hinunter aufdenmosigenWeg und wob LordieFüße der jun gen Wanderer einen glänzen- denTeppich,wie ihn einSchloß nicht köstlicher bergen konnte. „Wie wunderbar der Weg be sonnt ist, der dich in dein neues Leben führt, das ist eine schöne Vorbedeutung, Karl-Christian!' „Meinst du, Liese-Lott?' „Ganz sicher?' nickte sie ernsthaft und rechnete

selbständig macht, das möchte ich wohl auch!' „Liese-Lotte!' — er sah sie beinahe erschrocken an. „Red mcht so, du brauchst nichts zu werden, das dich selbständig macht, du wirst ja meine Frau!' Sie nickte. Beide waren stehen geblieben, denn die Landstraße, wo sie den Wagen treffen sollten, kam in Sicht. Karl-Christian ließ Liese-Lottes Hand los, griff in die Brusttasche und brachte einen goldenen Reif mit einem Rubin zum Vorschein. „Von meiner Mutter,' sagte er ernst und steckte ihn seiner Kameradin

an, er saß ihr zimlich locker am Finger, der mußte sich noch auswachsen. Liese-Lotte durchfuhr es seltsam und Karl-Christian, der ihre Rechte zwischen beiden Händen festhielt, klopfte das Herz bis an den Hals. Zum ersten Male, angesichts des Ab schieds, ahnten die jungen Menschen kinder etwas von der Liebe, die so ganz verschieden ist von dem war men ruhigen Gefühl, das Geschwister für einander empfinden. Räderrollen schreckte beide auf. Hastig übergab Liese-Lotte Karl-Christian ein kleines Bild

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Seite 22 von 26
Datum: 28.10.1905
Umfang: 26
-i- 340 „Karl,' sagt er, „nicht wahr, du weißt auch, das; junge Herzen schnell brennen uud zweierlei Tuch ein gefährlicher Zündstoff ist; sieh mal, ich habe weder Talent noch Zeit znm Aufpassen und Tante Marie — .brennt selbst noch', murmelte Onkel Karl dazwischen —, also tu du es. Geh den jungen Men schenkindern nicht mehr als unumgänglich notwendig von der Seite; entserne die beiden Mädel unter irgend einem Vorwaude bei Au- näheruugsversucheu von der uniformierten Seite und tröste

dich mit dem Gedan ken, daß die drei Tage dei ner Geheimpolizistentätig- keit schnell vergehen.' „Diese unselige Einguartieruug', schalt Onkel Karl, uni dauu aber schnell besänftigt hinzuzufügen, „ei nen Nutzen aber hat sie mir trotz alledem gebracht, daß ich im Besitz nur eiues Fußes biu, merke ich täg lich iiou neuem — auch die vom Arzt mir wiederholt abgesprochene Vollständigkeit meiner Lunge gebe ich zu; daß ich aber noch im Vollbesitz einer unbe schädigten Galle bin, das lehrten mich diese furchtbaren Tage

, damit sein silbernes Lachen den Schläfer nicht störte. Onkel Karl lag noch lange wach. O, er würde schon auspassen und auf dem Posten sei», und, gehoben vou seiuem verantwortuugs- reichen Amt, schlief er eiu. Daß die Nacht für ihu zu einer un endlich aufregenden ward, in der er sich mit deu beiden bereits angemeldeten Offizieren, Hauptmaun uud Leutnant, duellierte uud nachher am Grabe der vor Herzweh gestorbenen Zwilliugsroseu schluchzte, muß hier erwähut werden, weil sie im Gegensatz zu den nächstfolgenden

Gesicht verfinsterte. Drüben ans dem Hos sprang Hans Brechthold, der dreizehnjährige „Erziehungs- substrat' von Onkel Karl, nmher, um, sobald er ihrer ansichtig ward, in der Richtung der erwarteten Soldaten davouzustürmeu. Wie hatte sie sich uur heut morgen über den Jungen aufregen müssen! Als er zum feierlichen Empfang anch mit neuen Beklei dungsstücken versehen werden sollte, war er verschwunden, nnd wurde erst uach langem Suchen hoch oben ans einem Bodenkämmer- lein aufgefunden, wo er, angesteckt

, stand bereits nm neun Uhr morgens an einem der hohen Bogensenster der Maufardenstnbe nnd spähte eifrig nach den Bnnt- röcken aus. Sie hielt das Hauswesen in tadelloser Ordnung, erzog die Zwillinge mit der richtigen Portion Liebe nnd Strenge und wäre eiu weibliches Ideal gewesen, wenn sie es gelernt hätte, ihr Das nene Wellenbad in München. <Mit Text.) Farben bereitete er gerade ein Attentat auf das schneeweiße Bett tuch vor, als Taute Maries Rechte ihn ergriff. Da hatte Onkel Karl sein geliebtes

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Seite 9 von 20
Datum: 21.03.1903
Umfang: 20
. (Vom Bozener Schwurgericht.) Zwei gefährliche Einbrecher, die Brüder Anton und Karl Heinisch aus Steiermark, ersterer Schlosserge hilfe und 25 Jahre alt, letzterer Schneiderge hilfe und 23 Jahre alt, beide aus Villach in Kärnten gebürtig, hatten sich am 13. ds. wegen einer ganzen Reihe schwerer Verbrechen zu ver antworten. Außerdem stand auch der Vater, der 63jährige Anton Heinisch nebst seiner Wirt schafterin, der 42jährigen Rosalia Tauch Ham mer, wegen Diebstahlsteilnehmung und Hehlerei vom 21. März 1903

. unter Anklage. Die zwei Burschen sind wegen Diebftahls schon abgestraft und zwar Karl zwei mal und sein Bruder Anton viermal, darunter mit drei Jahren schweren Kerkers. So lange Anton im Zuchthause weilte, führte sich Karl gar nicht schlecht auf und arbeitete in Bozen und Welchnofen als Geselle; kaum war er aber mit seinem Bruder zusammengetroffen, was am 28. September 1902 in Bozen geschah, da be gannen die Beiden das Verbrechen zu ihrer Pro fession zu machen. Am 29. September brachen sie frühzeitig beim

zahl reicher Briefmarken verdächtig und eine bei ihm vor genommene Hausdurchsuchung förderte allerlei ge stohlene Gegenstände zutage. Sowohl der alte Heinisch als seine Wirtschafterin müssen daher aus den Diebstählen der Söhne Vorteil gezogen haben. — Der Gerichtshof verurteilte den Anton Heinisch zu 5 Jahren schweren Kerker, ver schärft alle Vierteljahre mit einem Fasttage, den Karl Heinisch zu 4 Jahren schweren Kerker, verschärft alle Vierteljahre mit einem Fasttag, Jakob Heinisch zu 2 Monaten

und Rosalie Tauch hammer zu 5 Tagen Arrest. Die Erschwerungs und Milderungsgründe hielten sich bei Anton und Karl Heinisch die Wagschale, doch nahm man bei Karl noch eine Besserungsfähigkeit an. Bei Jakob Heinisch wurde besonders als mildernd die lange Untersuchungshaft, das Geständnis und die Mög lichkeit, doch unter dem Eindrucke seiner Söhne gehandelt zu haben, angenommen. Ebenso wurde bei Rosalie Tauchhammer die bisherige Unbe scholtenheit, die lange Untersuchungshaft und ihr Geständnis als mildernd

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Seite 18 von 20
Datum: 17.10.1903
Umfang: 20
mehrere Meilen in der Runde einer gewissen Berühmtheit. Es war Karl Backer, der beste Geigenspieler weit und breit. Aus München in diese Einsamkeit zurückgekehrt, wollte er in diesem bescheidenen Vaterhaus sein Leben beschließen, das er von den geringen, a ?f den Festen der Nachbarschaft mühsam verdienten Gaben fristete. Eines Tages aber sah Karl eine Bande geharnischter Männer aus der nahegelegenen Schlucht hervorbrechen, sich anf seine Hüttd stürzen uud wutentbrannt, grauenerregend die Schener

volle Erinnerungen dahin — so vieles vernichtet um sie herum, an dem ihr Herz gehangen. Sie weinte so viel, daß sie krank wurde und jenes verzehrende Fieber bekam, welches tötet, jenes Fieber, welches das Blut saugt und die Schönheit zerstört. Da trat, als sie schweratmend auf ihrem Lager mit dem Tode rang, das Gesicht in den Haaren vergraben, inmitten von Blumen, die Karl, um einen letzten Wunsch der Teuren zu erfüllen, auf den Wiesen gepflückt hatte, ein bewaffneter Mann herein und wendete

sich zum Geiger, der still, das Haupt in seinen Händen, weinte. „Der Graf von Landshut, der auf der Lichtung von Hangnitz mit seinen Genossen jagt, befiehlt, dn sollst deine Geige nehmen und ihm und seinen Gästen zum Tanze ausspielen.' Karl zeigte auf die Sterbende und murmelte: „Sage dem Grafen, daß meine Frau im Sterben liegt...' Der Söldner fühlte Mitleid mit diesem großeu Schmerz und wagte nicht, auf seiner Botschaft weiter zu bestehen; er kehrte zn seinem Herrn zurück; aber kurze Zeit darauf kam

er wieder und erklärte — hochrot im Gesicht, so sehr schämte er sich der Ant wort, die er bringen mußte: „Der Graf läßt dir sagen, du wirst an einer Tanne der Lichtung aufgehängt, wenn du nicht auf der Stelle kommst. Es ist unnütz, sich gegen Landshut aufzulehnen ...' Schwach, wie sie war, und kaum mehr atmend, hatte Johanna doch alles gehört. Sie machte ihrem Manne ein Zeichen und sagte ihm in der durch ihr Leiden so leise gewordenen Stimme: „Geh' nur, mein Karl, dieses Ungeheuer würde dich töten; geh

' — es ist mein Wunsch.' Einer Sterbenden widerspricht man nicht. Karl nahm seine Geige mit ihren heiteren Melodien aus vergangener Zeit und eilte durch den Wald, wohin sein Herr und Gebieter ihn rief. Dideldnm, dideldum, in der Lichtung! Der Tanz hat begonnen. Bnrschen und Mädchen, Pagen und ausgelassene Soldaten schwingen sich im hellen Sonnenschein. Die Weiber haben ihre Tücher um den Leib geschlungen und schützen sich vor dem Schweiß ihrer Tänzer. Ihre Wangen sind rot, die Augen flammen. Dideldum! Dideldum

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Seite 3 von 20
Datum: 18.11.1905
Umfang: 20
geblieben waren, vollzog sich infolge Zusage der Mehrheit, einen der Obstruenten in den engeren Ausschuß zu wählen, heute die Wahl ohne Zwischenfall. Gewählt wurden: Bürgermeister: Dr. Hier. Hib- ler, Advokat (freisinnig), uud vier Magistrats räte, von denen drei, nämlich Fabrikant Jos. Mößmer, Josef Laugges, Pelzwarenhändler und Karl Mahl, Kaufmann, der Fortschrittspartei an gehören, während der vierte, Sebastian Harpf. Bäckermeister, der „bürgerlich wirtschaftlichen' Partei angehört, einem Decknamen

hinter sich hat. Der Mann begab sich nämlich dieser Tage zum viertausendsten Mal zur Wallfahrt nach St. Geor genberg bei Schwaz im Unterinntal. Aus dem Forstdienste. Der Ackerbau minister hat die Forst- und Domänenverwalter Karl Schiuko. Josef Trebesiner, Ladislaus LeS- niak, Franz Xaver Pirker, Adolf Beill. Aloi« Rotter, Karl Nessel und Maximilian Szyszkowski zu Forstmeistern ernannt. ' Ehrung. Der Bezirksschießstand Brixen hat den Landes-Oberkommissär Bauer in Inns bruck zum Ehrenmitgliede ernannt. . Ein vornehmes

die 72jährige ledige Maria Hotter ertrunken aufge funden. Sie war auf deni Wege zur Kirche durch einen Fehltritt ins Wasser geraten. Schwurgericht Bozen. Für die vierte ordentliche Schwnrgerichtsperiode beim k. k. Kreis gerichte Bozen, welche am 11. Dezember um >9 Uhr vormittags eröffnet - wird, > sind als Vorsitzen der der k. k- Hosrat und Kreisgerichtspräsident Paul Freiherr v. Biegeleben, als Stellvertreter der k. k. Vizepräsident Dr. Karl Spath und die k. k. Oberlandesgerichtsräte Dr. Robert Noldin

zum Ehrenbürger dieser Gemeinde ernannt. Auszeichnung. Der Kaiser hat dem Baumeister Karl Lün iu Meran taxfrei den Titel eines Baurates verliehen. - . Bei einer kirchlichen Funktion vom Tode ereilt. Pfarrer Alber in Schöna wurde am 8. November Früh, als er eben im Begriffe stand, eine Leiche, welche aus VerdinS gebracht wurde, zur Einsegnung zu übernehmen, plötzlich von einem Schlaganfalle betroffeu und war sofort tot. Ein Gesundheitsgasthaus. An Stelle der bisherigen Volksküche läßt der Armenfond

ist iu Wien der Kammervorsteher des Erzherzogs Ferdinand Karl, Oberst Eberhard Freiherr von - Bodmann--Möppingen, Kämmerer, Deutschordens-Ritter, gestorben. (Baron Bodmann hatte oft in Lienz geweilt, als er noch im Schloß Heimfeis als Kaiserjägerhauptmann garnisonierte, und war ein ob seiner bezaubernden Liebens würdigkeit, seines stets prächtigen Humors ein in allen Gesellschaftsklassen äußerst beliebter Offizier.)

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