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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 30
Datum: 09.07.1910
Umfang: 30
sich nicht hineinsehen in sein Innerstes. Auch den Seinigen gegenüber war er ein ver schlossener einsilbiger Mensch. Selbst seine Gemahlin, Frau Berta Precht, geborene Stein, war es an ihm gewohnt, daß er sich über das Geschäft aueschwieg und auch über Familienangelegen heiten mit seinen Gefühlen und Ansichten zurückhielt. Als der Chef zu Haus war, nahm Herr Johann Johannsen, der erste Prokurist, seinen warmen Winterpelz vom Nagel, hüllte sich umständlich darein, zog dicke Fausthandschuhe an und stülpte

ihn sorgfältig an eine Stelle, wo er trock nen konnte. Thomas Henneberg Küttig Gcsrg V. von England nnd seine Gemahlin. Mit Text.) saß schon vor einer Zeitung am gewohnten Platz neben dem riesigen Kachelofen. Er hüstelte auch jetzt wieder und schnob ge waltig an seiner geröteten Nase. „Man wird älter, Johann,' sagte er mit gefalteter Stirn. »Früher war mir so ein Schnupfen und Husten ein Nichts, das ich kaum beachtete, jetzt muß ich jedesmal ins Bett. Wenn's doch erst wieder Frühling wäre.' Herr Johann

mir keine Sorge. Er ist im Geschäft tüchtig und steht auf eigenen Füßen. Es ist mir eine wahre Freude, daß er eine so liebe Frau in deiner Helene bekommen wird. Wir wollen auf das Wohl unserer Kinder trinken, Johann. Hättest du wohl gedacht, daß wir alten Freunde und Schulkameraden noch einmal verwandt werden würden?' Diebeiden Schwiegerväter stießen anund wischten sichden Bart. Henneberg fuhr fort. „Es geht euren jungen Herrn an, Johann.' „Leonhard Precht?' fragte Johannsen. „Denselben. Es ist nicht gut

haben, das ihm ein Heidengeld kostet. Wenn das der Alte wüßte! Und da das Gerüchtsich schnell genug verbreiten wird, muß er's bald erfah ren. Der leichtsinnige junge Mensch!' „So muß es kom men!' sagte Johann sen. „Aber was können wir dagegen tun?' „Er soll recht freigebig sein, der junge Herr, und so tun, als ob er über einen unerschöpflichen Gewbeutel verfügte. Den Soubretten und den Damen vom Ballett soll er ein Souper gegeben haben, bei dem der Sekt in Strömen geflossen ist. Gnad' euch Gott, wenn der mal euer Herr

wird, Johann.' „Das ist auch meine Sorge, Thomas. Gerade darum auch wünsche ich unserm Chef ein recht langes Leben.'

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