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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 24
Datum: 03.10.1896
Umfang: 24
dieser temperamentvolle, energische, junge Mann schon bei seinem ziveiten Besuch in dem Lehrerhause dem Zauber er legen, den dies reizende, taufrische Geschöpf auf ihu ausübte. Aber, was sie einander hätte nähern sollen — die gemeinsamen Erinne rungen — gerade das schien sich zwischen sie zu stellen. Dazu kam, daß Bruno wenig oder gar nicht über das Verhältnis Rudolf Ebners zu Paula unterrichtet war. Er prallte also zurück, als er diesen Namen von ihr nennen hörte, als er gewahr werden mußte, daß jener Ebner bereits

einen breiten Raum im Herzeu des jungen Mädchens einnahm. Sogar Paula bemerkte, wie Bruno bei diesem zweiten Besuch in anderem Tone zu ihr sprach, in veränderter Haltung ihr gegen überstand. Was hatte sie ihm nur gethan? War sie ihm nicht herzlich, ja fast geschwisterlich entgegengekommen? Sie sprachen von ihrer Kindheit, von Paulas Vater. Und Bruno wurde noch ernster, als zuvor, noch zurückhaltender — gab es also wirklich ein Geheimnis in der Geschichte ihres guten Vaters? Ach — schon manchesmal

auf sich zu nehmen, mit so freigebiger Hand für ihre Bedürfnisse und Wünsche einzutreten. Aber so ost sie bei ihrer Umgebung angeklopft hatte, immer hatte man sie beschwichtigt, war man offenbar über den Kern ihrer Frage hinweggeglitten. Das that auch Bruno und diese Zurückhaltung war es, was sich zwischen die beide» jungen Leute stellte. Als er nach einer Woche zum drittenmal kam, war der „Onkel', war Rudols Ebner gerade eingetroffen und Bruno übersah mit einem Blick, daß für ihn hier nichts zu hoffen war. Erst

schrie schmerzlich auf, Thränen füllten ihre Augen. Aber sie wollte stark sein, wollte alles hören — alles. „In der Nacht vor jenem Morgen, da es geschah,' suhr Bruno fort, „trat Dein Vater in mein Stübchen; ich saß «och üiid arbei tete, ich stand vor einem Examen. Er war gekommen, sich die Seele frei zu reden. Ein schwerer Schlag hatte ihn getroffen — einer, den er nicht überleben zu können meinte. Er hatte jemanden, zu dem er vollen Glauben hegte, nicht nur sein kleines Vermögen anvertraut

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Lienzer Zeitung
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Seite 12 von 14
Datum: 05.08.1893
Umfang: 14
, sie war es, welche vor kurzen Jahren als ein Wunder der Schönheit angestaunt wurde. Ein unsägliches Mitleid ergriff ihn, fast rauh klang feine Stimme. „Nimm der Arme» die Bürde weg; solch Anblick wiederstrebt meinen Gefühlen.' „Nicht doch Herr Graf, diese Last ist mir zur Gewohnheit geworden,' sagte sie und wollte weiter gehen ; doch Bruno rannte ihr zu: „Wiederseht euch nicht seinem Willen.' Er stellte das Bündel zur Erde, während der Graf vom Pferde stieg und nicht Worte zur Anrede für Lubiffa zu fin den schien. „Wollet

mich zur Hütte beglei- ten Lubissa, und du Bruno bringe die Pferde nach.' Die Beiden giengen, wie es dem nach- folgenden Burschen schien, nach der Hütte im eifrigsten Gespräch. Glaubt mir Lubissa, meine Ehefrau trifft weniger Schuld, e r der Wüst ling der keine Sitte kennt, malte ihr ein häßliches Zerrbild vor, das ihre Einbildungs kraft gänzlich gefangen nahm, verzeiht ihr! ich bitte euch; für ih u bitte ich nicht, den werde ich zu züchtigen wissen.' „Verzeihen ist des Christen Pflicht Herr Gras

, daß Lubissa ihn ver lassen, ins Schloß zurückkehren sollte, konnte er sich nicht: befreunden. Der. ß)raf wollte nämlich das Mägdlein persönlich ins Schloß zurückführen; es befremdete ihn, daß der ehrenvolle Antrag keine freudige Stimmung bei den Dreien erregte, es entstand eine pein^ liche Pause. „Dir, braver Mann,' wendete er sich zu Bruno, gehört auch ein Preis, für dein edel Haudün, sag, mit was kann ich dich erfreuen?' „Gnädigster Herr! nicht be zahlen soll man sich Wohlthun lassen

, hier im ihr ganz fremden Lande, gebt sie mir unbesorgt zum Weibe, ich will für sie leben und sterben.' „Bruno du bist ein braver Mann! Glaube nicht, daß ich euerem Glücke im Wege stehe, vielmehr, ich will es fördern helfen; nimm sie hin die Perle, deren Wert du erprobt hast, sie will lieber mit dir in harter Arbeit bei kärglichem Brode diese Hütte theilen, als in meinem

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