Erste Beilage zu Nr. 44 der „Lienzer Zeitung' vom 29. Oktober 1904. Tierschutz durch die Schule. Sei mitleidsvoll, o Mensch, zerdrücke Dem Käfer nicht die goldue Brust Und gönne selbst der Mücke Den Sonnentanz, die kurze Lust! (Wilhelm Jordan). Das achtzehnte Jahrhundert gebar die sogenannte Humanitätsidee und stellte sie in den Vordergrund als höchstes Ziel mensch licher Bildungsbestrebungen. Sie lehrte das hohe Gut persönlicher Freiheit als ein der ganzen Menschheit gebürendes Recht
behandeln uud oft bis zur Ausrottung gedankenlos verfolgen, hiebei von niedrigen Instinkten gelrieben. Mangelndes Er kennen, Gewinnsucht und Putzsucht, vernach lässigte Gemütsbildung, verhärtetes Gefühl der Menschen haben schon vielen Tieren Qua len bereitet und das Leben gekostet. Um solcher Tierquälerei entgegenzuar beiten, muß schon beim Kinde in Schule und Haus erziehliche Belehrung und gutes Beispiel einsetzen, was zumeist gar nicht oder nur in mangelhafter Weife geschieht. Es ist viel weiser
, so bei dem naturgeschichtlichen Unterrichte, in deutschen Aufsätzen und Lesestücken tierfreund lichen Inhaltes, auf Schulausflügen durch Anregung zur Anlage von Futterplätzen und Nistkästchen u. ä.; auch dem Religionsunter richte fällt die Aufgabe zu. hiebei ersprießlich > mitzuwirken. Zu empfehlen wäre in und außer der Schule auch das Anbringen von Bildern mit Verslein oder Sprüchlein, die auf nützliche Tiere und deren Schonung hinweisen und deren Fang und Tötung verbieten. Vor etwa zehn Jahren fand ich auf dem Marktplatze
.. i - Bei meiner Wieiierkünft nach Jahren waren diese Tafetn leider verschwunden. Ich habe sonst bei uns an keinem Orte ähnliche Tierschutztafeln gefunden. Sollten sie nicht überall angebracht sein? Mustergültig ist der folgende Vorgang in England. Staat und Schule erkannten dort seit langem, daß der Tierschutz ein segensreiches Erziehungsmittel ist, daß sich die Zahl der jugendlichen Verbrechen erheblich verminderte, seitdem die Kinder zum Mitge fühle auch gegen Tiere erzogen wurden. Am Anfange jeden Jahres
in die Welt hinein, die nutzlos verhallen werden, solang die Regierung nicht mit kräftiger Hand die Bewegung unterstützt und die Befolgung des Gesetzes nachsichtslos zu erzwingen be strebt ist. Warum halten die Behörden nicht ab und zu bei Vogelhändlern, in Putzwaren handlungen und Leckereiläden ganz unerwar tet Nachschau? Erst wann der Tierschutz bei den Völ kern, die als gesittet gelten wollten, volks tümlich geworden ist und in Haus. Schule und Kirche ans die Jugend in seinem Sinne