1.041 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/17_03_1943/LZ_1943_03_17_4_object_3317624.png
Seite 4 von 6
Datum: 17.03.1943
Umfang: 6
. Die Burgl freute sich zwar, daß jemand von drunten kam, aber sie hielt sonst im großen und ganzen m»hr aus den Klemens als auf den Andreas, denn schließlich war Andreas auch nur ihr Halbbruder. Allem Anschein nach hatte sie auf jemand gewartet, denn sie konnte die Enttäuschung nicht ganz verbergen. So sagte sie auch ziemlich langgezogen: .Ach, du bist es noch, Andreas?' .Warum, hast du dir jemand anderen erhofft?' .Kann schon sein! Daß du gar net drunten bist beim Mai» tanz?' „Drunt' war ich schon

, aber es hat mir nix gefallen drunten.' „War die Veronika net dort?' Andreas legte seine Büchse auf die Bank und tat, als habe er diese Frage nicht gehört. „Hast ein biß! was zum Essen?' fragte er. Die Burgl ging in die anstoßende Kammer, holte Butter und Brot heraus und stellte eine Schüssel Milch auf den Tisch. Dann nahm sie wieder hinten neben dem offenen Herd Platz, wo die Dämmerung sie fast verhüllte. „Was macht denn dann unser Stadtmädel drunten?' fragte sie nach einer Weile. „Ganz gut, warum

?' „No ja, ich mein halt. Laß dir doch net jedes Wort raus betteln.' „Da gibt es net so viel zu sagen. Der Klemens ist mit ihr heut zum Maitanz.' Die Burgl verschränkte die Arme über der Brust und lachte. „Der Klemens, ja das glaub ich, das ist wieder was für ihn.' Andreas blickte rasch auf. Seine Brauen waren hart gewölbt. „Warum, wie meinst denn das?' „Kennst doch den Klemens.' Andreas gab keine Antwort darauf, löffelte seine Milch aus und griff dann wieder nach der Büchse. „So, gestärkt bin ich, jetzt mach

ich mich wieder auf de» Weg.' „So? Gehst schon wieder?' sagte die Burgl schnell und kam aus ihrem Winkel hervor. „Sagst halt ein schönen Gruß unten. Und die Bleß, jagst, die ist Bernhammer Simmerl hats Der Vater soll einmal rausschaun. wieder gut beinander jetzt. Der wieder ganz kuriert.' „Also, gut Nacht, Burgl.' „Gut Nacht, Anderl.' Als Andreas über de» Almzaun stieg, hörte er an der Hütten- wand in den Haselnußbüschen ein Geräusch. Seine Augen waren noch nicht ganz an das Dunkel gewöhnt, aber soviel sah er doch, daß eine Gestalt

um die Ecke huschte und dann in der Hütte verschwand. Die Burgl hatte alo eine heimliche Liebschaft, von der niemand etwas wissen sollte. Andreas war auch gar nicht so neugierig, nochmal ans Fenster zurückzugehen um zu lauschen, wer es sei. Er ging raschen Schrittes über den Almsteig hinunter und verschwand bald im nachtdunklen Wald. Wohl eine Stunde ging es so durch den Wald abwärts Mlv als er ihn verließ, sah Andreas das ganze Tal in silberner Schön heit vor sich liegen. Hoch stand der Mond am Himmel

1
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/30_06_1943/LZ_1943_06_30_4_object_3317804.png
Seite 4 von 6
Datum: 30.06.1943
Umfang: 6
dem andern eine „seklsppsn a n k s n k k e n' kön- neu, allein ss war von dsr koken Ssnsra- lität dsim Xopk vsrdotsn, auck nur einen Zckuk zu tun. Lndlick sind sowokl dis OsrWsg ins nsus I.slzen k.c>msii voo Lrnst ^rdeber-keckissckuk- 0ei,I«cder «omsn-Verlgg, klot-sckie «ösü. Vres-Ieii! 4SZ Klirrender Frost herrschte in der Weihnachtswoche. Eines Abends, als Maria ganz allein in der Stube saß, kam Andreas heim. Ja, ganz unverhofft und überraschend kam er aus Urlaub heim, der Unteroffizier Andreas Rieser. Und da stand

er nun vor dem Bettchen des kleine» Andreas, nachdem sie beide müde ge worden vom Sturm der Zärtlichkeiten, der sie beide erfaßt hatte wie ein tiefer Rausch. Sehr lang?'und sehr eindringlich betrachtete der Heimgekehrte seinen Sohn, bis er zurücktrat in die Stube. Sein erster Gang war hernach in den Stall hinaus und als er hereinkam, schloß er sein Weib lachend in die Arme. „So sauber hast alles beisammen, Maria. Das Vieh ist ichön, ich selbst könnt es nicht schöner haben, wenn ich daheim- gewesen wäre.' Dann saß

und er schneuzte sich schnell heftig und umständlich, um das zu verbergen, was ihn bewegte. Aber der Sohn sollte auch sehen, daß auch sein Herz voll Entgegenkommen war und so bat er ihm klipp und klar den Hartegghof an und konnte es nicht begreifen, daß Andreas dazu abwehrend de» Kops schüttelte. „Das verstehst du net, Vater', sagte Andreas. „Ich seh es dir an. daß du es net verstehst. Aber dieser Hof da, dieser Krvn- witthof, er hat sich schon in mein Herz eingeschrieben als Ver mächtnis.' Und er erzählte

sich öffnen und schließen zu sehen oder den Wind rauschen zu hören in den jungen Bäumen, die seine Hand aus den Anger gepflanzt hatte Der Vater nickte ein paarmal bedächtig zu diesen Worten des Sohnes. Vielleicht verstand er ihn, vielleicht dachte er auch, der Unteroffizier Andreas Rieser rede eine andere Sprache als der Sohn Andreas. Es war eine leise und doch zuversichtliche gläubige Sprache, die der heimgekehrte Soldat redete und je länger der Bauer darüber nachdachte und die Worte in sich nachklingen

ließ, desto mehr begriff er ihren Sinn und er fand sich ab mit dem Gedanken, daß Andreas seine sich selbstgeschaffene Heimat nicht mehr mit dem Hartegghof vertauschen würde. So ward es denn in dieser Stunde unumstößliche Gewißheit, daß Klemens einst den Hartegghof übernehmen werde. Aber er gab nicht nach, daß Andreas wenigstens mit hinunter komme zum Hartegghof, weil man ja auch die Mutter nicht aus schließen könne von dem wiedergewonnenen, gegenseitigen Gutsein. Eine geradezu kindhafte Freude

2
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/28_04_1943/LZ_1943_04_28_4_object_3317696.png
Seite 4 von 6
Datum: 28.04.1943
Umfang: 6
die Stunden dahin. Da — mit einem Male hörte er Schritte auf dem Steig. Hastig duckte sich Klemens hinter die mächtige Wurzel eines Baumes. Sein Herz schlug laut wie eine unermüdliche Pumpe. Da erschien Andreas um eine Wegbiegung. Schnell und elastisch kam er daher, die Büchse aus dem Rücken. Der Schritt seiner Ge nagelten war kaum zu hören bei dem Rauschen des Wassers, das hier an die drei Meter in die Grillschlucht stürze. Langsam hob Klemens seine Büchse, spannte den Hahn und preßte den Schaft

. Mit keuchenden Lungen kam er daheim an. gelangte un gesehen durch die Tenne in seine Kammer und saß dann mit brennenden Augen am Fenster. Nicht lange dauert« es, da weiteten sich seine Augen in schreck- hastem Grauen. Drüben am Waldrand kam der Andreas heraus. Mit seinen ruhigen Schritten kam er auf den Hof zu. Klemens wußte nicht, sollte er sich darüber sreuen, oder wäre es ihm lieber gewesen, wenn seine Kugel besser getroffen hätte. Um jeden Ver dacht von sich abzulenken, schrie er vom Fenster herunter

: „Hast was g'schossen?' Andreas blickte auf. Schars und durchdringend maßen seine Augen den Bruder. Dann schüttelte er langsam den Kops und fragte: „Bist du net im Wald gewesen?' „Ich? Ah woher denn. G'schlasen Hab ich den ganzen Nach mittag.' Klemens zog es aber doch vor, dem Bruder jetzt nicht zu be gegnen und er ging aus der Kammer, als er den Bruder die Stieg« herauskommen hörte. Klemens dachte, daß er sehr schlau gewesen sei. Der Andreas war aber noch schlauer. Er betrat die Kammer und sah

aus Marias Kammer habe schleichen sehen mit einem Brief. Auch das Benehmen des Harteggers am Abend, als er ihr begegnete, konnte sie sich nicht erklären. Er hatte sonst immer ein freundliches Wort für sie übrig. Überhaupt, alle waren so sonderbar. Es lag etwas Schweres. Un heilbringendes in der Luft. Niemand sprach ein Wort. Da sagte Andreas gelassen in die Stille hinein: „In der Grillschlucht hat heut einer auf mich geschaffen. Um einen Finger tiefer, dann säß ich jetzt nimmer da. So aber ist die Kugel

gerückt Mit dein Hakelstecken deutete er auf Andreas. „Wenn d gegessen hast, dann kommst zu mir rüber in die gute Stub'n, mit dir Hab ich was zu reden.' Alle wußten plötzlich, um was es sich hier handelte, und aller Blicke hingen an Andreas und Maria. Nur der Klemens schaute nicht auf. Andreas legte den Löffel weg und stand auf. Mit brennenden Augen sah ihn Maria an. Ausleuchtend ging sein Blick in den ihren, als wollte er sagen: Brauchst keine Angst zu haben, es wird alles recht! Drüben

3
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/19_05_1943/LZ_1943_05_19_4_object_3317732.png
Seite 4 von 6
Datum: 19.05.1943
Umfang: 6
ksute baäsn woilts, ging ss nickt mskr, äer LiuL war ausgetrocknet!' Ick sckauts zum Liuk kinuntsr unä sak sins ?kützs, in äsr sins Lackstsizs baäete. Oa grükts ick unä ging. „Brauchst bloß zu kommen und dazubleiben', sagten Andreas und Maria wie aus einem Munde. Doch der Alte schüttelte lächelnd den Kops. „Wo soviel junges Glück is, da passen meine alten Knochen net hin. Mir geht drunt auch nix ab. Aber bei euch da. da mutz halt nochmal ein biss! nachgeholfen werden, dös Hab ich schon g'sehn

. überhaupt — wenn man fragen darf —, wann ist denn die Hochzeit?' « „In vierzehn Tagen', antwortete Andreas. „Das Ausgebot Hab ich schon bestellt.' „Und da sagt er kein Wort', lachte Maria und kniss ihn in den Arm. „Gerade als ob ich das persönlich gar nicht zu wissen brauchte.' Sie wutzte nicht, daß er diesem Tag mit ein wenig Angst ent gegensah. Was konnte er ihr denn bieten zum Hochzeitstag? Gar nichts! Es war nicht daran zu denken, eine der landesüblichen, großen Hochzeitsseiern auszuziehen

. Die Hälfte der Verwandtschaft, die dazu geladen werden müßte, stand auf der Seite der Hartegger und würde sicher nicht hingehen. Und die Blamage wollte Andreas I sich ersparen. Dann stieg dieser Morgen aus dem urewigen Strom der Zeit. Es war ein Wintertag von wundersamer Stille. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie ins Dorf hinuntergingen, der Andreas, die Maria und der Ahndl, der Äs Trauzeuge fungierte. Als zweiter Trauzeuge hatte sich der Schmied des Dorfes zur Ver fügung gestellt

. Kein Böller krachte, wie dies sonst üblich war bei einer Hoch zeit. kein flottes Gespann mit fröhlichem Schellengeläute raste über den Schnee. Nein, dieses Brautpaar ging zu Fuß und es war so wenig bekannt im Dorf, daß sie Hochzeit hatten, daß die Ratsch- katheln sich gar nicht hinter ihren Fenstern postiert hatten. Bis es im Dorf richtig bekannt wurde, waren die beiden schon wieder aus dem Weg in ihrer Einöde. Am Nachmittag schnitzelte Andreas ein paar Kochlöffel und auch Maria wollte ihren Händen

keinen Feier tag gönnen. Sie saß dicht bei ihm und strickte an einem Paar wollenen Fäustlingen. Andreas summte dabei ein Lied vor sich hin. in das Maria nach einer Weile leise mit ihrer glockenreinen Stimme einfiel. Aus der Herdplatte lagen ein paar Bratäpfel und verbreiteten ihren köstlichen Duft in der Stube. Das war ihr Hochzeitstag. Und als die Dämmerung aus dem Tal kroch und langsam einen Bergriesen um den andern wie mit einem Mantel umhüllte, schlössen sie die Fensterläden, schlössen sich gleichsam

4
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/12_05_1943/LZ_1943_05_12_4_object_3317720.png
Seite 4 von 6
Datum: 12.05.1943
Umfang: 6
noch dein Vater, verstehst mich! Schämen tat ich mich wenn ich jemals so gehandelt hätt wie du. Hab ich dir damals in deine damischen Jahr' was reingeredet, wie du kommen bist und hast gesagt, daß du die Sennerin von der Brunnalm heiraten möchtest. Kein Wort Hab ich dagegen gehabt, und wenn du sie geheiratet hättst, dann war ich dir auch net im Weg gewesen Dös hast aber du alles vergessen, wie mir scheint. Aber damit du gleich im Bild bist, ersahrn tust es ja doch heut oder morgen. Der Andreas

war. Dieses, sein eigen Fleisch und Blut trotzte ihm. Aus den Kronwitthof will er sich setzen, direkt vor der Nase hier. Dieser Gedanke trieb dem Hartegger das Blut aus. Er war keine Minute im Zweifel darüber, daß dieser Sohn Andreas das verlotterte Anwesen da droben hochreißen werde. Kannte er doch die zähe Krass und den starken Willen dieses Sohnes. Dies be denkend, wollte sich etwas regen in ihm, das aussah wie Stolz. Aber er unterdrückte dieses Gefühl gleich wieder, denn jäh kam ihm in den Sinn, was wohl

nicht ganz zu Unrecht geschah. An diesem Abend ereignete sich noch etwas von besonderer Tragweite. Andreas war mit dsm Dunkelwerden von der Ver briefung zurückgekommen. Sie saßen zu Dritt in dem gemütlichen Stübchen des Alten, der gerade erzählte, was sich im Lause des Tages schon alles ereignet hatte. Andreas konnte sich nicht helfen, er mußte darüber lachen. Kannte er doch seine Stiefmutter. Wie oft schon war sie der schürende Teil gewesen. Dann erzählte er. wie es ihm bei der Verbriesung ergangen

an die Hosennaht, wo sein Messer steckte. Da traf ihn ein harter Schlag aus den Arm. daß das Messer weithin aus den Stubenboden kollerte. Der Ahndl hatte diesen Schlag mit seinem Eichenstock geführt. Klemens wollte fluchend davonstürzen. da faßte ihn Andreas an der Brust und riß ihn dicht zu ^sich her. „So. horchen hast müssen, du Lump, du trauriger. Komm du mir nochmal unter die Finger Dann kommst aber nimmer so gut weg wie heut. Und noch was will ich dir sagen bei der Gelegen heit. Wenn du mir oder der Maria

nochmal das geringste in den Weg legst, zeig ich dich an, daß du in der Grillschlucht aus mich geschossen hast. Und setzt geh mir aus den Augen, aber schnell, sonst mach ich dir FUß'. Diese Aufforderung war unnötig, denn Klemens war mit einem Sprung draußen So wie heimatlos gewordenen Flüchtlingen zumute gewesen sein mag, so ähnlich empfanden Andreas und Maria, als sie am andern Vormittag den Kronwitthos betraten Es war ein trauriger Einzug und als Andreas den Schlüssel in das verrostete Schloß

5
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/05_05_1943/LZ_1943_05_05_4_object_3317708.png
Seite 4 von 6
Datum: 05.05.1943
Umfang: 6
sie ängstlich, un im gleichen Augenblick erschrocken stillzustehen. Im Zuhäusl war die Türe aufgegangen. Heller Lichtschein fiel aus den Hof. Andreas kam heraus, die Türe wieder hinter sich zuschlagend In der Dunkelheit rannte er an ihr vorbei ins Haus. Nun trachtete sie eilig aus den Weg hin. der zum Dorf führte. Langsam genug ging es mit den zwei schweren Koffern. Nur ein mal blieb sie stehen und schaute zurück Aus der rauschenden Wand des Regens heraus schimmerten sreundlich die Lichter des Hofes

und auch die des ZuHauses. „Leb wohl, du guter, grundgütiger Alter mit deinem weißen Haar', sagte sie leise. „Leb wohl meine treue Kakhl, und auch du leb wohl, lieber Andreas. Mein Gott wie habe ich dich geliebt.' Da kam ein Ruf durch die Nacht. Ihr Name war es. Und seine Stimme war es. die sie rief. Angst war in dieser Stimme, eine große, schreckliche Angst. Das war genau zu spüren. Und immer wieder schrie er ihren Namen in die Nacht. Kam es nicht näher, dieses Rusen. Ahnte er, daß sie vorhatte, w» Dorf zu kommen

. Schritte waren zu hören. Maria begann zu laufen, aber es hatte keinen Zweck mehr. Andreas hatte sie wahr genommen, war hinter ihr. und im nächsten Augenblick fühlte sie hart ihr Handgelenk umklammert. Er stand vor ihr Im Dunkeln sah sie. daß seine Augen böse waren. „Was soll das heißen', sragte er rauh. „So rede doch schonl Du willst mir davonlaufen!' Sie gab sich geschlagen. Es gab kein Entrinnen und sie ließ es willig geschehen, daß er ihr die Koffer aus der Hand nahm, ohne sie aber loszulassen

. „Maria, tu mir doch dös net an und lauf von mir fort. Ich müßt ja dann glauben, daß alles Lüge gewesen ist.' „Nein, Andreas, das sollst du nie glauben, daß ich dich belogen habe', sagte sie leise. „Gott allein weiß es. wie lieb ich dich habe. Aber wir dürfen jetzt nicht mehr träumen', fügte sie hart hinzu. „Was heißt träumen?' sragte er erregt „Ich weiß was ich will, und jetzt komm mit. du bleibst derweil beim Ahndl. bis alles entschieden ist.' Nun gab sie es auf. Willenlos schritt sie neben ihm her

, daß er sie auf seinen Armen hinauftrug in das kleine, ge mütliche Stäbchen des Ahndi. Dort saß dieser alte, gütige Mann in seinem weißen Haar und lächelte still und weise. „Davonlaufen wollt sie', erklärte ihm Andreas. „Davonlaufen? Hoho! Warum denn?' Nun mußte Maria unwillkürlich lächeln. Sie strich sich das nasse Haar aus der Stirne und legte den triefnassen Mantel ab. „Du wirst es aushalten können bei mir da', nahm der Ahndl wieder das Wort. „Drüben im Stüberl steht ein gutes Bett. Da schläfst jetzt einmal, und morgen

6
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/05_06_1943/LZ_1943_06_05_4_object_3317762.png
Seite 4 von 6
Datum: 05.06.1943
Umfang: 6
V/sg ins nsus l.sizsn k^OMZn voll Lrnst veutsciiek Koiosll-Vsrlsg, l <lvtisckv Mei. vresclea) »I Die Nacht war sternenklar und die Mondsichel hing als blanker Scherben schräg über der Jochwand, als Maria und Andreas wieder den Berg hinausgingen. Sie gingen langsam und verhielten manch mal den Schritt. Ihr gesegneter Zustand gestattete ihr kein rasches Bergstiirmen mehr und außerdem war die Nacht auch zu schön, um gedankenlos durch sie zu schreiten. Sie sprachen von der Zukunft und von dem Kind, das nun bald

der Bote des Postamtes, der die Eilsachen immer aus trug, den schmalen Wiesenweg heraus, direkt aus den jungen Kron- witter zu. Andreas kniff die Augen ein wenig zusammen und ein Schreck durchzuckte ihn, obwohl er seit Tagen schon innerlich vorbereitet war auf dieses Gerufen werden. Schnaufend und schwitzend kam der Bote heran, schimpfte über den steilen Weg und die Hitze und wischte sich mit einem großen, geblümten Taschentuch die Glatze. „Tu nur einmal her, den Zettel da', sagte Andreas ungeduldig

. „Ich kann mir's ja denken was es ist.' „So, denken kannst du dir's schon. Die andern jedenfalls, bei denen ich heut schon war, die haben keine Ahnung gehabt.' Währenddessen hatte Andreas das Schreiben entfaltet und ge lesen. Gelassen steckte er es in die Tasche, dann streckte er sich. Er war schon zweimal auf solche Art gerufen worden, beim Einsatz nach Österreich und beim Einsatz ins Sudetenland. Nun war es das drittemal und eine dunkle Ahnung sagte ihm, daß er diesmal nichl nach wenigen Wochen schon

wieder heimkehren werde. Überhaupt war diesmal alles anders. Diesmal stand er irgend wie betroffen auf einem Bergacker, der sein Eigen war, er stand bedrängt von vielerlei Fragen und Gedanken, die doch nur um ein einziges kreisten: um Maria und den Berghof Kronwitt. „Was is nachher?' fragte der Bote, der von Natur aus sehr neugierig war. „Was wird es denn sein? Fort muß ich heut noch.' „Da schau her!' stammelte dis Kathl erschrocken. „Is am End' Krieg?' Andreas nickte und fuhr sich mit gespreizten Fingern

durch das Haar. Ach, es war nicht die A.igft vor dem Kommenden, die ihn bedrückte. Gott hatte ihm ein tapferes Herz geschenkt. Aber da war Maria, diese junge, blühende Maria, die in den nächsten Tagen ein Kind erwartete. „Bist du am Hof schon drunten gewesen?' fragte er plötzlich den Baten. „Nein, ich bin gleich da rauf, wie ich dich g'fehn Hab.' „Dann is gut', sagte Andreas, grisf nach seiner Joppe, hing sie über die Schultern und ging zum Hof hinunter. „Was soll denn ich jetzt tun?' fragte die Kathl

7
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/10_07_1943/LZ_1943_07_10_4_object_3317822.png
Seite 4 von 6
Datum: 10.07.1943
Umfang: 6
Namen., war auch er geheiligt durch Opfer und Sieg. Nachdem die Sonne untergegangen war, erhob sich auf dem Feld ein größerer Feldherr und schritt mit langsamen Schritten das Land ab, um die zu zählen, die ihm geblieben waren. Allein die Sanitäter waren schneller als er und bargen manchen stummen Schläfer, den der Feldherr Tod schon voreilig zur Schar der Seinen gezählt hatte. Unter den Verwundeten, die besinnungslos und wie tot aus der Weihestätte lagen war auch der Unteroffizier Andreas Rieser

. Er erwachte nicht, als die Sanitäter ihn auf die Bahre legten, kam vielmehr erst zu sich, als die Sonne schon wieder hoch am Himmel stand. Da aber lag er in einem sauberen Bett und ein Mann im weihen Mantel neigte sich über sein Erwachen. „Was ist?' fragte Andreas und fuhr mit einem Ruck hoch. „Hat 's mich erwischt? Ich spür keine Schmerzen.' Der Arzt drückte ihn in die Kissen zurück. „Das Bein, Kamerad.' Andreas' Augen wurden starr. „Ganz — weg... ?' Der Arzt schüttelte den Kopf

. „Es wird alles wieder werden. Sie kommen heute noch in ein Heimatlazarett.' Andreas wollte Gewißheit haben. Er rührte zuerst die Zehen des linken Fußes und spürte gar nichts. Als er es beim rechten Fuß oersuchte, unterdrückte er nur mit Mühe einen Schrei. Seine Kiefer preßten sich hart aufeinander, Schweißperlen traten auf seine Stirne. Sein Kopf neigte sich in unendlicher Müdigkeit zur Seite. Und da blendete ihn etwas. Er zwang die Augen ge waltsam aus: da sah er es hängen an seinem Waffenrock, schlicht und einfach

, das EK l. Sein Mund lockerte sich zu der zärtlichen Linie, die ihm eigen war, wenn eine große Freude sein Herz bewegte. Die Augm fielen ihm zu und da hörte er jemand laut im Raum verkünden, daß Frankreich um Waffenstillstand nachgesucht habe. Er behielt das zärtliche, glückhafte Lächeln bei und nahm e« «it hinüber in seinen Schlaf. Nach bangen Wochen und Monaten traf endlich aus dem Kronwitthos die Nachricht ein. daß Andreas Rieser sein zer schossenes Bein halbwegs wieder gebrauchen konnte. Freilich

, mit dem Stürmen war es endgültig vorbei. Das Bein war etwas kürzer geworden, immerhin, es hatte nickt durch ein künstliches ersetzt werden müssen und der Soldat Andreas Rieser war schon wieder voll Zuversicht und kündete seine baldige Heimkunft an. Für ihn sei der Krieg nun aus. schrieb er. und er werde nun statt des Gewehres wieder den Pflug in die Hand nehmen. Gott habe es gut mit ihm gemeint, so schrieb er weiter. Er habe ihn zuerst für die Freiheit kämpsen lassen und nun dürfe er wieder Bauer

8
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/01_05_1943/LZ_1943_05_01_4_object_3317702.png
Seite 4 von 6
Datum: 01.05.1943
Umfang: 6
ja gar net! Da is dös Anerbengericht auch noch da.' „Ah. von der Seiten willst mir kommen? Da kennst mich aber schlecht. Dein Erbteil kannst ja haben, das mach ich dir net streitig, aber aus den Hof brauchst nimmer zu spekuliern.' In maßloser Erregung trat Andreas vor den Vater hin, „Und du willst den Hof dann dem Klemens geben?' „Dös is mei Sach. wie ich dös mach dann. Du kannst es dir ja noch überlegen. Drei Tag geb ich dir Zeit.' Andreas war blaß geworden. Er sah ein, daß er den Starr kops

, dann Verzicht ich aus den Hof, so schwer es mir auch wird, denn mein Herz hängt daran, wie das deine auch.' „Es zwingt dich kein Mensch, den Hof aufzugeben. Aber du kennst die Bedingungen jetzt und kannst es dir überlegen.' „Ist dös dein letztes Wort, Vater?' „Ja. das ist mein letztes!' „Gut — dann geh ich!' Langsam wandte sich Andreas zur Türe. Der Hartegger drehte sich ab und trat ans Fenster. Draußen rauschte der Regen und der Wind pfiff stöhnend ums Haus. Eine Weile stand Andreas unschlüssig

in der törichten Hoff nung, der Vater möchte es sich doch anders überlegen. Aber der Alte rührte sich nicht. Breitbeinig stand er am Fenster, die Schultern etwas hochgezogen, den Kopf etwas vorgebeugt, als suchten seine Augen draußen in der Finsternis etwas, was gar nicht vor handen war. Andreas gab sich einen Ruck und saßtc die Türe. Als er hinausschritt, taumelten ein paar Gestalten zurück und duckten sich an die Wand. Mit einem harten Auslachen ging Andreas an ihnen vorüber. „Ach so. habt ihr horchen müssen

. Hast gut ausgepaßt. Klemens? Den Hof sollst du kriegen jetzt.' Keine Antwort. Andreas sprang über d<e^N«gen hinauf und suchte Maria aus, die in ihrer Kammer saß, von einem harten Schluchzen geschüttelt. Andreas war einen Augenblick versucht, aN«» Mut und alle Energie zu verlieren. Er befand sich in einem gnadenlosen Wirr warrs in dem er sich nicht zurechtfand, in den er, angesichts b«» schluchzenden Mädchens, immer tiefer hineingeraten wollte. Mit zusammengepreßten Kiefern stand er da und fah

auf Marias gesenkten Scheitel hin. Ich habe ihr Leben zerstört, dachte er erschüttert. Ich hätte sie nie hereinziehen sollen in meine Welt, denn sie kommt aus einer ganz anderen Welt, und eine Grenze würde wohl immer da sein zwischen diesen zwei Welten. Eigentlich war es ihm gar nicht recht erklärlich, warum sie hier saß und weinte. Mit ein paar Schritten war er bei ihr und zog ihr die Hände vom Gesicht. „Was hast denn? Warum weinst denn?' „Ach, Andreas, wie kannst du noch fragen. Ich habe alle» gehört

9
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/03_07_1943/LZ_1943_07_03_4_object_3317810.png
Seite 4 von 6
Datum: 03.07.1943
Umfang: 6
Kowsll-Verlaz, ktot»scke Vres6eo) 501 In München hatten sie noch reichlich Zeit, bis sein Zug ab ging. Sie aßen noch zu Mittag in einem kleinen Gasthaus in der Nähe des Bahnhofes und als sie dann den freien Platz über querten und die Stufen des Hauptbahnhofes hinaufschritten, hörte Andreas sich angerufen. Er kannte diese Stimme sofort heraus als eine derjenigen, die man nie im Leben vergißt. Wochen ge meinschaftlichen Beisammenseins in einem kleinen Kreis von neun Mann hatten das Ohr geschärft

für jeden Klang der einzelnen Stimme. Und so wußte Andreas Rieser auch schon, bevor er den Mann noch sah. daß es der Gefreite Wolfgcmg Klingerhamm sein mußte, der ihn im Gedränge erkannt und gerufen hatte. Da standen sie auch schon beieinander. Das Gemeinschaftliche eines Kricgscrlebnisfes drängte der Begrüßung jenen ungezwungenen Ton auf, der aus den Herzen kommt. Und die Frau des Andreas Nieser stand schlicht beiseite und dachte wohl, daß es besser gewesen wäre, wenn sie den Abschied von ihrem Manne

dort genommen hätte, wo ihre Welt jetzt war und nicht hier in der Stadl, wo die Erinnerung an ein früheres Leben ihr auf Schritt und Tritt begegnen konnte. Endlich erinnerte Andreas sich ihrer, indem er dem Kameraden von seiner Gruppe seine Frau vorstellte. Wolsgang Klingerhamm drehte sich hastig um, hatte ein Lächeln um den Mund, das sich im nächsten Äugenblick in einer strengen fremden Linie verlor Seine Augenbrauen bewegten sich nachdenklich Er konnte die Überraschung nicht ganz verbergen. Seine Absätze

knallten zusammen, er reichte ihr die Hand Kein Wort jagte er. daß er sie von früher her kenne, dann wandte er sich wieder an Andreas. „Du wirst einiges verändert finden in unserer Gruppe', sagte er so nebenbei. „Der Winkler ist zu einer anderen Kompanie ge kommen und ich werde, wenn mein Urlaub vorbei ist. auch zu > einem anderen Truppenteil kommen.' „Schade, daß wir nicht gleichzeitig in Urlaub haben fahren können', meinte Andreas. „Du hättest ein paar schöne Tage ver leben können auf meinem Hof

' Wolsgang Klingerhamm sah über die beiden hinweg, rückte an seinem Tornister und sah dann auf seine Uhr am Handgelenk. „Es wird Zeit für dich, Andreas.' Er streckte ihm die Hand ! hin. „Grüß mir die andern alle recht herzlich, wenn du hinaus kommst'. Seine Hand streckte sich Maria entgegen. „Leben Sie wohl ...' Wolfgang Klingerhamm verschwand im Gewühl der Menschen. Maria fühlte eine seltsame Unruhe in sich und es war das erste Mal, daß sie ihrem Andreas nicht gerade in die Augen schauen konnte

10
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/26_05_1943/LZ_1943_05_26_4_object_3317744.png
Seite 4 von 6
Datum: 26.05.1943
Umfang: 6
mit Tollstoek unä Lleistikt anrückten unä sorgtältig äis Ivlaks äsr Qs- birgstragsr-Untsrkünkte als Ivlustsr kür äis ikrigsn notisrtsn, äa blisb idnsn auek niedts anäsrss üdrig als zu sagen: la, äis Kraxlkudsr . . .!' Krisgsdsriedtsr Ruäolk Kissswsttsr ins neue koman vc»o kisus Lrvst tlrdedi-r veukcker iiomsn-Verls«, Itlo^sldv Ive?. I1resllsi»> Zg> Ein Pferd nur? O nein, zwei Pferde brachte Andreas in dieler Nacht auf seinen Hos. Zwei junge, vierjährige Pferde mit hellen Mähnen. Er war nicht umsonst

die Tage vorher mit der steilen Falte zwischen den Brauen umhergelaufen. Nun war sie verschwunden, nun hatte er wieder einen seiner kühnen Entschlüsse wahr gemacht und er freute sich wie ein Knabe über di« zwei prächtigen Tiere. Im Stall angekommen, sah Maria erst, welch leuchtende Augen ihr Andreas hatte und sie freute sich mit ihm und wollte in dieser Stunde seine Freude nicht zerschlagen mit der störenden Frage, woher er das viele Geld habe. Aber während er den Pferden die Streu richtete

und ihnen Heu auf die Raffel steckte, erzählte er von selbst: „Das Geld Hab ich bei der Bezirkssparkasse aufgenommen. Morgen müssen die zwei Ochsen weiter, dann kann ich gleich einen Teil zurückzahl'n. Mußt net Angst haben, ich bring uns net zu stark in die Schulden/' ^ „Das weiß ich doch, Andreas. Es ist ja immer alles recht, was du tust. Aber komm' 'rüber jetzt, du wirft Hunger haben.' „Vierjährig sind sie, alle zwei', sprach er weiter. „Und gehn tun s', da wirst schaun, Maria, was die für einen guten

Vergnacht. Der Brunnen rauschte und plätscherte sein altes Lied. Da nahm sie ganz still seine Hand und führte sie dorthin, wo unter ihrem Herzen das feine Pochen wieder zu spüren war. Andreas war aber nicht bei der Sache, begriss nicht im geringsten, daß ihm in dieser Stunde ein Wunder geossenbart werden sollte, nein, seine Gedanken spannten vielmehr schon eine Brücke über diese sternenklare Nacht in den neuen Morgen hinein. Und er sah sich schon, wie er geschwellt von Stolz die beiden Pferde

— seine beiden jungen, neuen Pferde vor den Wagen spannte und aufs Feld hinausfuhr. Die straffen Körper glänzten in der Sonne, hell flatterten die Mähnen im Wind ... Der Mann bekam einen ganz zärtlichen Mund bei diesen Ge danken, und Maria dachte, daß er bereits begriffen habe, was sie ihm mitteilen wollte. Es war vielleicht ganz überflüssig, daß sie noch ihren Mund an sein Ohr brachte und leise sagte: „Du wirst also im Herbst einen Sohn haben, Andreas ...' Ganz still wurde der Mann, obwohl ihm zumute

11
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/20_02_1943/LZ_1943_02_20_4_object_3317582.png
Seite 4 von 6
Datum: 20.02.1943
Umfang: 6
» «na' c/en ö5/sn?'s/c/!^c/?sn //on/iäm/)/en /»n <?no/- ^e«/Lc^/anc?. Nach der Schlacht von Wagram hieß es zuerst im Land Tirol, die Österreicher hätten gesiegt, und es brannten schon Freudenfeuer. Bald aber kam die Nachricht dawider, der Waffenstillstand von Znaim habe dem Kaife^ seine getreuen Tiroler an die Franzosen verraten. Über dem Hin und Her der Gerüchte, daß von allen Seiten schon die Bayern, Sachsen, Fran zosen und Italiener ins Land einrückten, wurde' Andreas Hos er im Passeiertal unsicher und entwich über den Laufenpaß

in das Land, und das österreichische Heer war schon dabei, Tirol zu ver lassen. Amnestie sei zwar verheißen, aber er selber, Andreas Hofer, fei geächtet, der Speckbacher auch. „Am klügsten, Herzbruder', sagte der Wirt, „ge winnst du über Villach das Freie!' „Am klügsten vielleicht, am redlichsten sicher nicht!' gab der Sandwirt Antwort, der das Ge sicht des Wirtes in der halbhellen Nacht sah, er selber aber saß dunkel gegen das Fenster! denn, sie hatten kein Licht gemacht in de^ Kammer: „Da der Kaiser

auf der abwärts führenden Straße anzutreiben. Als er aber über die letzte der drei großen Schleifen, die der Fahrweg da machte, gegen den Talgrund angerollt kam, sah er den steilen Fußweg hinab einen Mann mit einem Stutzen springen, der nach den stakigen Beinen nur der Speckbacher sein konnte und es auch war. Er hatte, ii^. trüben Träumen aus dem Leiterwagen sitzend, es zunächst für Einbildung gehalten, daß ihn der Andreas Hofer gerufen haben könnte, Während er dem schwarzen Lederdach nachsah, war ihm der Ruf

doch zu leibhaftig in den Ohren geblieben, so daß er vom Wagen sprang und nnn, aus den Landwirt wartend, dastand, den sein Jägerblick schon von weitem trotz dem dunklen Verdeck erkannte. Aber eö kam nicht zu der Begrüßung, die der Speckbacher sich erwartet hatte. „Hand weg vom Roß!' rief Andreas Hoser, der nicht aus dem Trab siel und mit der Peitsche zu einer Kapelle hinauf zeigte, die weiß auf grünem Hügelrand stand. „In einer Stund'!' befahl er im Vorbei fahren und tut einen Peitschenknall, den Trab

kann ich das nicht!' sagte Andreas Hofer, und hielt ihm die Hälften des Rmgeö zur Wahl zwischen den Fingerspitzen hin: „Willst dn den Hinterkopf oder den Schnabel? Die Wel schen werden uns nicht einlassen wollen! Du mußt mir Helsen, soviel Aufgebot mitzubringen, daß wir trotzdem nach Innsbruck hineinkommen!' „Was?' schrie der Speckbacher so laut, als Ein Wort steht...! Ein Wort steht hoch in den Himmel gebrannt, es leuchtet hell über deutsches Land und seuert uns an zur höchsten Tat: Staliugrad! Ein Wort ist tief

12
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/13_03_1943/LZ_1943_03_13_4_object_3317618.png
Seite 4 von 6
Datum: 13.03.1943
Umfang: 6
von bisns Trust l1rdeber-keckt««j>ut-! 0eut»cker Itom-o-V«!»?, lllot-wcdv K«. vr«,ck»a» '1 .Das kann doch nicht gut möglich sein. Damals hat ja der Andreas selber noch gar keinen Willen gehabt und hat sicher noch gar nicht verstanden, was da über ihn oerhandelt worden ist.'' Klemens lachte belustigt auf. „Wenn es sich ums Geld dreht, dann hats der Ändert allweil schon verstanden. Auf's Geld ist er versessen wie der Teusl auf «ine arme Seel.' .Ach so ist das', sagte Maria langsam und schwer. Ihr Mund zog

und plattelte mit. Und Maria drehte sich wie die anderen Mädchen hinter den Burschen im Kreise. Sie lachte wie ein ausgelassenes Kind, ihr blondes Haar flog auf, als hätte es ein Sturmwind gepackt. Dann ließ sie sich von Klemens wieder einsangen. Zum Schluß stemmte er sie mit einem gellenden Iuchschrei über seinen Kopf und als sie dann wieder mit zappelnden Füßen zur Erde kam, sah sie gerade, wie Andreas den Saal verließ. Der letzte Dämmerschein des Tages war erloschen und über den Bergen glühten die Sterne

in stiller Pracht. Da erhob sich Andreas Rieser von dem Platz, auf dem er seit dem Spätnach mittag gesessen hatte, schwang die Büchse auf den Rücken und stapfte talwärts über das Latschenfeld hinunter. Sein Rucksack war leer, obwohl ihm ein schöner Bock vor den Lauf gekommen war. Aber er hatte gar nicht daran gedacht, ihn aufs Korn zu nehmen. Die prickelnde Jagdleidenschaft hatte heute keine Ge walt über ihn bekommen können. Den ganzen Abend faß er da droben, hatte die Hände um die aufgezogenen Knie

, daß kein Weg zu ihr führen konnte u? d unterdrückte standhaft jedes Be gehren nach ihr. Und doch und doch! Wie hatte dieses Mädchen sich in sein Inneres eingeschrieben. Cr kannte längst jede ihrer Bewegungen, hatte im Traum oftmals jede Linie ihres Gesichtes nachgezeichnet, es war, als leuchte ständig ein freundliches Licht vor ihm her, seit sie ins Haus gekommen war. Andreas war ver nünftig genug, sich zu beherrschen und sich einzureden, daß dies alles ein schöner Traum bleiben müsse, der niemals zur Wirklich keit

. An beide Frauen zugleich zu denken vermochte Andreas nicht. Das war, wenn er es tat, wie ein schwerer Zusammenprall in seinem Herzen. Und so legte er sich zurück in die Almrosenbüsche, schloß die Augen und ließ zuerst die eine, die Blonde zu sich herantreten. Sie sprach so schlicht zu ihm, ihre Stimme war so herzlich wie ihr Blick und er dachte, daß er sie nun bei der Hand nehmen müsse, um mit ihr hügelaus und hügelab zu gehen, immer zu, bis die große Nacht von den Bergen steige und kühler Reif

13
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/03_04_1943/LZ_1943_04_03_4_object_3317654.png
Seite 4 von 6
Datum: 03.04.1943
Umfang: 6
! Die Kleintierhaltung muß darum überall ein geschränkt werden! Osr^sg ins nsus l.slssn Kanaan voo tians Lrost llrksberüecdtiZckiuti: veuisckier kowsn-Verls?, lilotüsck« svsi. VreziZsvi 241 Andreas war immer noch ganz ruhig und sein« Stimme klang um keinen Ton lauter als vorhin. Klemens, wenn d' dein Maul net haltst, dann siircht ich, daß mir die Hand ausrutscht/ Klemens wechselte die Farbe. Seine Augen funkelten drohend. Er reckte sich und schien um einen halben Kopf zu wachsen. Trotz dem erreichte er bei weitem

noch nicht die Größe des Bruders. »Du —' zischte er zwischen den Zähnen hervor. „Ich rat dir's im Guten. Laß die Finger von dem Madl — es gibt ein Unglück sonst ..' Andreas wandte sich zum Gehen und er schob dabei den Bruder mit dem Ellbogen zur Seite. „Was redest du denn überhaupt daher! Hast es nimmer ge hört. was sie g sagt hat, die Maria, daß ich ihr völlig gleichgültig bin?' j. Andreas ging über die Stiege hinauf. Klemens starrt« ihm ungläubig nach. Die letzten Worte des Bruders hatten ihn nicht ganz beruhigt

und er wollte nichts unversucht lassen, zu seinem Ziele zu gelangen. Da sollte ihm auch der Bruder nicht hindernd im Wege sein. Kle mens ging über den Hof und fetzte sich unweit aus einen Hügel. Don dort aus hatte er da» Fenster der Maria im Auge. Und er sah, wie sie mit der heranwachsenden Dunkelheit das Licht ein schaltete und sich dann hinter den Vorhängen bewegte. Er über legte, ob er es wagen dürfe, am Fenster bei ihr zu klopfen. Zu gerne hätte er gewußt, was der Andreas mit ihr gesprochen hatte. Sie würde ihm das gar

nicht so übelnehmen, >a, er glaubte, daß sie ihm sogar aufrichtig gut sei, wenn er sich an die paar Zärtlich keiten erinnerte, die sie ihm geschenkt hatte. Wenn Klemens gewußt hätte, was Maria in dieser Stunde dachte. Sie lag im Bett und starrte zu den Blumenmustern auf, die über ihr an der Decke waren. Noch niemals zuvor war sie in einem solchen Zwiespalt gewesen wie jetzt. Sie kannte sich nicht mehr aus, weder mit sich selbst noch mit den Worten, die Andreas zu ihr unter der Türe gesprochen hatte. Über ihr Herz

brauchte. Hatte er nicht selbst Besitz tum genug, und es konnte auch nur Gehässigkeit gewesen sein, daß Klemens dies damals auf dem Maitanz sagte, der Andreas sei aufs Geld versessen wie der Teufel auf eine arme Seele. Oft hatte sie schon verwünscht, daß sie dem Wein damals Gewalt über sich gewinnen ließ. Es wäre sonst sicher nicht vorgekommen, daß sie diese kleinen Zärtlichkeiten an den Klemens verschwendet hätte. Nur der Wein war schuld, vielleicht auch der Trotz, der Wille, zu vergessen. Klemens

14
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/24_02_1943/LZ_1943_02_24_4_object_3317588.png
Seite 4 von 6
Datum: 24.02.1943
Umfang: 6
dann in Sie Streu, Der Bauer machte eine knappe Wendung mit dem Kopf zu Maria hin. „Das ist die neue Hilfe. Maria heißt's.' Andreas antwortete nichts darauf, sondern »Kirf nur einen kurzen Blick her. Ihn schien das nicht weiter zu interessieren. Jetzt ging er auf das Haus zu. an Maria vorbei. Er nickte ihr mit dem Kopf einen Gruß zu. Nur für eine Sekunde trafen sich Hre Augen. Ja, es war fast, als wäre in die Dunkelheit seines Blickes ein Lichtschein gekommen. Aber das konnte auch Täuschung fein. Er ging

ja so teilnahmslos vorbei und verschwand im Haus, Das also ist der' erstgeborene Sohn, dachte Maria. Der Andreas. Wie diese Brüder doch verschieden waren. Der Andreas muhte den Klemens fast um einen Kopf überragen. Beim Essen saß er ihr gegenüber. Keinen Blick gönnte er ihr und Maria hatte das Gefühl, als sei sie sür ihn völlig Luft, oder als sei ihm ihre Gegenwart gar nicht erwünscht. Da war doch der Klemens ein anderer Kerl. Er machte gern einen Spaß mit ihr und es kam ihm nicht darauf an, einen Witz

dich nur mit keinem ein.' Maria spähte auf einmal scharf zum Waldrand hinüber. Dort trat ein Mann aus dem Dunkel heraus, die Büchse auf dem Rücken, den Schweißhund zur Seite. Aber war das nicht der Hausmann, der sonst drunten an der Kette hing und das Haus bewachte? „Geht der — Andreas auf die Jagd?' fragte si«. Die Kathl nickte, „Der Anderl und der Klemens. Alle zwei. Manchmal geht auch der Bauer naus, Haben ja die eigene Jagd.' Als Andreas sich dem Haus näherte, trat Maria vom Fenster zurück. Er hatte bis heute

noch kein Wort mit ihr gesprochen. Nur wenn er sich unbeobachtet glaubte, dann waren seine Augen aus Maria gerichtet Einmal waren sich ihre Blicke wie zufällig be gegnet, Und dann war es so, als könnten ihre Augen nicht von einander lassen, als wären sie magnetisch angezogen. Aber da hatte Andreas mit einem Ruck den Kops in den Nacken geworfen und war davongegangen. Die Kathl gähnte laut und ging dann hinüber in ihr« Kammer. Maria blieb am Fenster stehen. Drüben im kleinen Zuhäusl, wo der Ahndl wohnte

, in das sie sich hartnäckig hüllten. Nach einer Weile hörte Maria einen Schritt über die Stiege kommen. Das mußte der Andreas sein. Niemand im Hause hatte sonst einen solch festen und gemessenen Schritt. Sie verloren sich in der Tiefe des Ganges. Burgl war mit der Herde auf die Alm gezogen. Sirmnerl, der Knecht, mußte sie begleiten und einige Tage oben bleiben. Maria mußte jetzt fester mitangreifen, denn die flinken Arme der Burgl wurden in dem großen Haushalt sehr vermißt, zumal die Kathl mehr im Freien arbeitete. Maria

15
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/09_06_1943/LZ_1943_06_09_4_object_3317768.png
Seite 4 von 6
Datum: 09.06.1943
Umfang: 6
. Die Luft schien still zu stehen. Andreas lud die Garben im Stadel noch ab. dann war es so weit. In der Stube standen sie beide. Sie tat ihm noch etwas Ge räuchertes in den Koffer. Andreas sah über sie hinweg, sah durchs Fensier zu den Bergen aus. über denen soeben der erste Blitzstrahl binzuckte. Sein Mund war kantig. Seine zusammengepreßten Lippe» deuteten die Erregung der Stunde an. „Du muß mir gleich schreiben', sagte sie. „Hörst du, Andreas, gleich schreiben, ja ...' „Vielleicht', meinte

sie: „Du wirst mir doch wiederkommen. Andreas? Hörst du. du mußt wiederkommen ' Ihre Stiinme war ganz starr und ihr Mund stand halb offen. Aber sie weinte nicht, sie jagte die Tränen gewaltsam zurück, um ihm das Fortgehen nich^, schwer zu machen. „Ach, »reilich komm ich wieder', erwiderte Andreas und ver schloß ihren zuckenden Mund mit einem langen Kuß. Dann riß er sich los und stolperte zur Tür hinaus. Draußen rief er nach der Kathl. Die kam laut heulend aus dem Stall heraus. „Also, psüat dich, Kathl! Herrgott, hör doch dei

, daß Maria jetzt oben stand und ihm nachsah. Bald war der Hohl weg erreicht und Andreas war nicht mehr sichtbar. Ja, Maria stand oben auf dem Hos. Sie war ein Stückchen den Hang hinaufgegangen, um ihn noch länger sehen zu können. Nun war er ihrem Blick entschwunden, aber immer noch stand sie dort. Wie eine Seherin stand sie da. Der Sturm war erwacht und packte ihr Haar, daß es wie eine Flamme emporflog. Der Regen stürzte sich rauschend in den Wald, erreichte jetzt auch die einsame Frau und rann

16
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/02_06_1943/LZ_1943_06_02_4_object_3317756.png
Seite 4 von 6
Datum: 02.06.1943
Umfang: 6
.' „Wenn d' es weißt, dann is es ja ganz gut. Du brauchst bloß dös z' tun, was mein Wunsch war, dann komm ich nüber zu dir und feier mit dir meinen Hunderter, wie ich in meinem Leben noch nie gefeiert Hab.' „Und was wär denn dein Wunsch?' „Daß du dich mit dem Andreas droben versöhnst,' „Dös Hab ich mir denkt. Dös kann ich aber net!' „Also, wer is denn dann ein Dickschädl? Ich oder du? Ich will dir einmal was sag'n, Anderl, Du könntest dich schon ver söhnen mit dem Andreas, wenn ihm 's Wasser zum Hals reichen tat

sie doch an, wie sie arbeitet, wie ihr keine Arbeit zu schwer und zu schlecht ist. Der Andreas Hütt' keine bessere erwischen können, dös sag ich dir. Und du mußt erst schaun, was dir der Klemens für eine ins Haus bringt einmal. Da droben auf dem Kronwitthof kommt bald dein erster Enkel und sür mich der erste Urenkel. Dös wird was G'sundes und Sauberes, da kannst dich verlassen darauf.' Der Hartegger schaute bei den letzten Sätzen nachdenklich vor sich hin. Was ihm der Ahndl sagte, halte er' sich selbst schon oft zugegeben

. Aber was sollte er tun? Hingehen nielleicht und sagen: Vitt dich recht schön, Andreas und Maria, sind wir wieder gut. Da konnten sie lange warten, wenn sie nicht selber den Weg zu ihm fanden. Sein Herz war bei weitem nicht mehr so steinhart, o nein, es wartete in ungeduldiger Bereitschaft, daß von droben herunter ein Schritt getan würde! Schweratmend erhob er sich. - L „Also, wenn d' net feiern willst, dann k, ich es auch net ändern.' „Ich Hab dir's ja g'fagt vorhin, was ich täl. wenn du —' ^ „Geh, laß mir doch mei

mit den Fingern wie ein Junger. Bis um zehn Uhr. zum Nachrichtendienst, blieb er und lohie immer wieder diese neumodische Errungenschaft, durch die ma^i un mittelbar von allen Geschehnissen in der Welt unterrichtet wurde. Als er zum Heimweg rüstete, begleiteten ihn Maria und Andreas hinunter. Im Hinausgehen nahm Maria den Volks empfänger auf den Arm, und als der Ahndl sie verdutzt ansah, sagte sie lächelnd: „Der kommt jetzt zu dir hinunter, Ahndl Das soll dein Ge burtstagsgeschenk sein von uns beiden

.' Wie er sich auch dagegen wehrte, er mußte dieses Geschenk annehmen, zumal auch Andreas energisch daraus bestand. „Du hast mehr Zeit zum Horchen wie wir', sagte er. „Jetzt im Sommer komm ich fast keinen Tag dazu und bis zum Winter haben wir schon wieder einen andern.' Der Apparat wurde noch am selben Abend im Zuhäusl auf gestellt und der Ahndl blieb hocken bis Mitternacht und horchte in seliger Entzückung, Eine größere Freude hätte ihm niemand machen können, lFortsetzung toiat,!

17
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/07_07_1943/LZ_1943_07_07_4_object_3317816.png
Seite 4 von 6
Datum: 07.07.1943
Umfang: 6
? Um diese Zeit, da die Sonne tagelang aus einem wolken losen Himmel den Strom ihres Lichtes über Berg und Tal hin schickte, geschah weit in der Ferne eine jener schicksalhaften Be gegnungen, die mit dem Verstände kaum zu fassen sind. Und doch geschah es an einem rotglühenden Juniabend, daß im Tal der Seine in der Nähe von Fleury zwei Brüder plötzlich sich begegneten und nicht begreifen konnten, daß dies Wirklichkeit sei, denn sie hatten einander vorher nie in Uniform gesehen. Andreas^war so ergriffen

. Und während die Nacht huldvoll ihren Mantel über das zer rissene Land breitete, saßen die beiden Brüder ein wenig abseits m einem Talgrund und sprachen von der Heimat. „Mein Bub,' erzählte Andreas mit nicht geringem Stolz, „er kann schon durch die ganze Stube rutschen, schreibt mir Maria. Und die Ernte steht gut. Das Korn hat wohl umgebaut werd'n müss'n nach dem harten Winter, ist erstickt unterm Schnee.' „Was ist?' fragte Klemens, der mit seinen Gedanken nicht ganz dabei war. „Erstickt ist es, das Korn. Mußt

und beleuchtete das Land ringsum mit Tageshelle. „Es wird morgen wieder einen schweren Tag geben,' meinte Andreas. „Wird net schwerer werden wie die letzten waren,' entgeg nete Klemens und lehnte sich ein wenig gegen den Bruder hin. Die Müdigkeit wollte ihn übermannen. Aber er riß seine Ge danken nochmals gewaltsam hoch. „Was ich dich frag'n wollt, Anderl. Wie steht es jetzt mit dem Hartegghof? Ich mein, ihr seid ja jetzt wieder gut mitsammen, du und der Vater.' „Der Hartegghof g'hört dir, Klemens

. Wie ich Weihnachten daheim in Urlaub war, Hab ich dös mit dem Vater alles schon besprochen.' Ein tiefer Atemzug hob Klemens' Brust. Er lächelte und nannte wie im Halbschlaf den Namen des Hofes, dann rutschte ihm der Kopf herunter von der Achsel des Bruders, fiel hinein in dessen Schoß und Andreas legte seinen Arm um den Nacken des Bruders. Ihn siel kein Schlaf an. Diese Begegnung heute hatte ihm alle Müdigkeit genommen. Seine Gedanken wanderten weit zurück in die Heimat, seine Seele war auf dem Berg, umschlich

auf, ein Geschwader schwerer Bombensluqzeuqo brauste über den Talgrund. Andreas rüttelte den Bruder wach, sprang selbst auf und zog den Riemen des Stahlhelms fester. „Es geht los, Klemens.' .. . K/emens war sofort hellwach. Seine Kompanie lag mehr links im Vordergrund. Ein fester Händedruck, dann sprang er mit weiten Sprüngen davon, verschwand im Dämmergrau des Mor- L^ns. tSchluh lolgt.)

18
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1943/23_06_1943/LZ_1943_06_23_4_object_3317792.png
Seite 4 von 6
Datum: 23.06.1943
Umfang: 6
: l. <Ä, Ivl a k l, Luckärucksrsi, bisnz OsfWsg ins neue l.s!zsn k,vrasv vor» bisns Zrasl l^rdebsr-kecktssciiut!! veuticker kowsn-Verls«, Xwtiscke wer. Dresden) «71 Maria las den Brief nochmals durch. Nein, kein Jota wollte sie daran ändern. So wie sie ihn geschrieben hatt«, sollte er morgen fortgeschickt werden. Im selben Augenblick begann der kleine Andreas zu schreien in seinem Körbchen. Welch kräftige Stimme das Kerlchen schon hatte. Sie nahm ihn aus den Arm, sang ihm ein kleines Lied und ließ

, und seine Hand schwang wie in einer großen segnenden Gebärde über den Acker, sein weißes Haar leuchtete in der Herbstsonne wie frischgefallener Schnee. Wenn er am obern Ackerrand ankam und das Säetuch neu füllte, dann blieb er jedesmal ein kleines Weilchen vor dem kleinen Heuwägelchen stehn, in dem der kleine Andreas mit großen, ossenen Augen lag und das Spiel der Wolken bestaunt», öie hoch über ihm dahinzogen. Neben ihm eggten die Weibsleute die Körner gleich in die Erde. Die Kathl führte die Ochsen

gewesen als zu dieser Zeit, aber es war auch noch nie eine solch tiefe Zufriedenheit in ihr, wie jetzt, da sie den Menschen es ansah, daß sie nicht mehr so geringschätzig von ihr dachten und daß nicht mehr jenes mitleidige Lächeln m ihren Gesichtern war. das ihr oft deutlich genug gesagt hatte: Du meine Güte, hat der Hartegger Andreas sich ein Kreuz aufgetan, daß er diese Person aus der Stadt geheiratet hat, die von der Bauernwirtschast gar nichts versteht. Diese Zeiten waren endgültig vorbei. Jetzt konnte man oft sagen

hatte sie den ihr zustehenden Pflichtteil ausbezahlt be kommen. Es war eine stattliche Summe, mit der Andreas weitere große Verbesserungen auf dem ihr so liebgewordenen Kronwitthof vornehmen konnte. Gegen Mittag waren sie fertig und kehrten zurück auf den Hof. Da geschah etwas Entsetzliches. Maria ließ den Buben in seinem Heuwägelchen vor der Stalltüre stehen und hals der Kathl die Ochsen in den Stall bringen. Es dauerte höchstens zwei Minuten, aber als sie herauskam, erschrak sie furchtbar und sie schrie

auf. Das Heuwägelchen war auf irgendeine Weise selbständig geworden und raste nun mit dem kleinen Andreas in toller Fahrt den Hang hinunter, direkt auf den Stamm eines alten Apfel baumes zu und — mußte im nächsten Augenblick krachend zer schellen, In tödlichem Entsetzen schlug Maria die Hände vors Gesicht, Die Knie wankten ihr ... Nein, man hörte kein Splittern und Krachen. Das Wägelchen war knapp am Stamm vorbeigekommen, aber nun sauste es in toller Fahrt dem Weiher zu und mußte im nächsten Augenblick

19
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1915/13_03_1915/LZ_1915_03_13_17_object_3310496.png
Seite 17 von 34
Datum: 13.03.1915
Umfang: 34
Vierte Beilage zu Nr. 11 der „Lienzer Zeitung' vom 13. März 1915. Tiroler und Belgier. Wir entnehme» der „Kölnischen Volkszeit- ung': Das deutschfeindliche Wochenblatt „Nieuwe Amsterdamer' hatte vor kurzem darauf hingewie sen, daß das Bild Andreas Hofer und die auf ständischen Tiroler von Egger-Lieuz in Deutschland sehr volkstümlich sei und fragt ziem lich kindisch, warum die Deutschen die belgischen Franktireurs nicht wie die alte» Tiroler betrach ten. Dr. Baart de la Faille aus Amsterdam

. . . nun gut: sie wurden auch von de» Franzosen erschossen, wo man sie fing, wie Andreas Hofer und andere und ihre Häuser wurden zerstört, ihr Gut konfisziert, als ob sie Franktireure wäre». „Was die Franzosen in Tirol mit Unrecht, nun, eben das tun jetzt die Deutschen in Belgien mit Recht, wo sie es mit wirkliche» Franktireurs zu tun haben. „Uebrigens mache ich den Franktireurs kei nen Vorwurf — sie verteidigen ihr Vaterland, und wenn ich wallonischer Maler wäre, würde ich sie verherrlichen

können. Aber — und da ist der größte Unterschied — Andreas Hofer und die Seinen jammerten und winselten nicht über feind liche „Barbarei', „Neutralität' usw., sondern nah men die Konsequenz aus sich. Die belgische» Frank tireurs aber wollen schießen und verlangen dann Pardon. Ja, sie verlange:,, daß die Deutschen ruhig auf sich schießen lassen. „Wenn man Franktirenr ist (wie z. B. Lü- tzows Freischaren) so nimmt man die Konsequenz auf sich und jammert nicht über verletzte Neutra lität und Barbarei usw. „Andreas Hofer

die herzlichsten Barbarengrüße aus Andreas Hofers Heimat. Ihr ergebener A. Egger-Lienz. 3. Sie dürfen von meiner Antwort beliebigen Gebrauch mähen. Und nochmals: Als Andreas Hofer in Maiitna vor der Exekution stand, schrie er nicht: „Neutralität!' „Barbarei!' er fand keine Verlenmdnngsphrasen, sondern er selber kommandierte: „Feuer!' und bewahrte die Würde der Konsequenz. Die Belgier aber schießen und schreien: „Wir sind friedliche Bürger'. Der Brief steht in dem genannten Wochen blatt? vom 27. Februar

20
Zeitungen & Zeitschriften
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1900/22_12_1900/LZ_1900_12_22_24_object_3302444.png
Seite 24 von 26
Datum: 22.12.1900
Umfang: 26
sei, rief er in das Innere des Wagens zurück: „Nu aber 'raus, Mntterle!' Man half den beiden alten Leuten ins Freie, worauf sie ein ander gerührt in die Arme sanken. Die meisten Passagiere ärgerten sich gewaltig über diese un freiwillige Unterbrechung ihrer Reise. Ungleich schwieriger war es, den armen Andreas herauszu arbeiten, dessen Schmerzgewimmer allgemeines Bedauern wachrief. Erst nach vieler Mühe gelang dies. Aber wie sah der Un glückliche ans? Der inzwischen eingetroffenc Wundarzt

konnte nnr feststellen, das; beide Beine bis zur Kniekehle vollständig gebrochen, verbrannt und zerquetscht waren. Eine Tragbahre war zur Stelle. Der Verletzte wurde in einen neben dem Wartesaal befindlichen Ranm geschafft, mit Hilfe von Schere und Messer entkleidet und nach nochmaliger, gründlicher Untersuchung, an welcher sich ein zweiter anwesender Arzt be teiligte, verbunden. Eine schwache Hoffnung, die Füße zu retten, war allerdings vorhanden; allein hieran dachte Andreas gar

, den ich während des Transportes hierher ver loren habe,' ächzte Andreas. „Man hat ihn gefunden. Ich hörte das. Dieser Geldbrief gehört mir. Eine genaue Beschreibung kaun ich geben; falls man mir nicht glauben sollte. Gehen Sie, lieber Herr, und holen Sie mir mein Eigentum zurück. Meine Erkenntlichkeit soll nicht ausbleiben.' Der Wärter ging hinaus. Andreas war allein mit seinen körper lichen und seelischen Qualen. Die letzteren wurden größer. Angstvoll lauschte er auf jedes Wort, das draußen fiel. Warum blieb der Wärter

. Andreas aber lag in düsterem Sinnen, die Umstände erwägend, welche für oder gegen eine Entdeckung sprachen. In Tantchens traulichem Putzstübcheu brannte der Christbaum. Die Kerzen schimmerten so hell, daß auch nicht das kleinste dunkle Eckchen sichtbar war. Wilhelm war mit seiner Schwester anwesend. Vor jedem stand ein Schüsselchen, angefüllt mit Aepfeln, Pfeffer kuchen und Nüssen. Daneben lagen Stoffe zu warmen Winterkleidern, und Schneider und Näherin waren bestellt und hatten schon am dritten Weih

21