15 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1907/22_09_1907/ZDB-3077611-9_1907_09_22_12_object_8420794.png
Seite 12 von 14
Datum: 22.09.1907
Umfang: 14
— 150 — „Niemand, niemand," lachte das Blondchen und griff blitzschnell und) einer weißen Aster aus dem Herbstblumenstrauch vom Tisch, um sic dem Herrn Doktor zum Zeichen seiner rehabilierten Unschuld an den Rock zu heften. Herr Benedikt Hausmeier brachte durch seine launigen Witze die Gesellschaft nicht aus dem Lachen heraus, auch der Herr Doktor wurde kühner durch die günstige Stimmung, und es fand sich durch Blondchens Ehrenbezeugung VON selbst, daß er aufstehen und Gertruden riebst

einigen artigen Worten die Hand küssen konnte. Sie sah ihn da so sonderbar an — wieder so wie zu Anfang, als sie hereingekommen. — Und wieder senkte sie den Blick. Und es traf sich auch ganz wie von selbst, daß Herr Benedikt Hausmeier des Herrn Doktors Stuhl nahm und an Gertrudens Seite schob . . . Die Schönheit von Riebnitz machte gute Miene zum bösen Spiel und ihre Augen blitzten um die Runde. „Aber warum er nur das blaue Schleifenzipfelchen damals aufgehoben hat!" raunte es ihr durch den Kops. Schön

Weiblein vielleicht todkrank — ad), bitte Herr Doktor. Bescheid geh' ich mir morgen selbst holen." Der Herr Doktor versprach natürlich, heute noch nächsehen zu wollen. Seine Stimme bebte leicht. „Mein braunhaariges Mädchen!" jauchzte es in seiner Seele. Dann trennte man sich. Herr Benedikt Hausmeier und das Blondchen gingen mit Gertruden denselben Weg. Sie waren beide sehr aufgeräumt, weshalb es weniger auffiel, daß Gertrude fast nichts sprach und sinnend in das lose Schneegestöber hineinsah. Fast

wird man!" hatte sie zu sich gesagt. „Alt! — Dann kommt die Zeit, die Wünsche und Träume der Jugend zu begraben. Wie es so geht " Aber eine unverhoffte Freude sollte ihr beschieden sein: Herr Benedikt Hausmeier war kurze Zeit nach dem verhängnisvollen Tee abend ganz feierlich zur Visitenstunde bekommen, um ihren Beistand zu bitten: Das Blondchen wolle er heiraten . . . hatte er nach einer langen Einleitung hervorgebracht. „Das „Blondchen"!" .Die Frau Oberverwalter schlug die Hände zusammen. Welch Glück für das mittellose

, alleinstehende Mädchen! Und Herr Benedikt Hausmeier sollte ein Weiblein bekommen — ganz wie für ihn eigens ersckiaffen! Herr Benedikt hatte wohl etwas verlegen auf seine grauen Haare hingewiesen, aber die Frau Oberverwalter dokumentierte sofort, daß ja das Blondchen auä) nicht mehr ganz jung sei und daß ihr alter Hagestolz-Hausfreund ihr noch diese Freude mache, verdiene einen Kuß, den sie ihm einst vor dreißig Jahren verweigert hatte. Ganz rührselig hatte er des glückiick)en Blondchens Jawort

1
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1907/06_10_1907/ZDB-3077611-9_1907_10_06_14_object_8420826.png
Seite 14 von 16
Datum: 06.10.1907
Umfang: 16
, in der Ruine an der Oder hätte ich meinen künftigen Freier gesehen. Ha, ha!" „Na, so was, Fräulein Gertrudchen, ei, sieh da, schon auf solcher Fährte! Und wie sah er denn aus — etwa ein alter Ritter in moderner Kriegsrüstung?" iuquirierte Herr Benedikt Hausmeier. Sie senkte den Kopf. „Wie es schon ist im Traum, bald so, bald so. Uebrigens, Fräulein Laura," damit wandte sie sich jetzt voll an dre dunkle Schöne, „was macht Ihre Nachbarschaft?" Fräulein Laura beliebte ein hochmütiges Gesicht zu machen. „Wer

sich nach einer Serviette und die kunstfertigen Schwestern nahmen ihr Taschentuch vor. Nur Herr Benedikt Hausmeier neigte sich zu dem Blondchen hin - das er wohl schon als ganz volljährig ansehen mochte — und flüsterte ihr zu, daß er aus ganz sicherer Quelle erfahren habe, wie sich Horsstz zur Reise nach Hamburg rüsten. „Blaumann kommt als Maschinen meister von der Seefahrt zurück und in Hamburg ist auch die Hochzeit. Freilich, das kleine Vlaumännchen dürfte etwas störend als Sänger Mitwirken, indes " Das Blondchen

war ganz rot geworden und sah so eigentlich hübsch aus. Mit einer gewissen kecken Grazie fuhr sie mit dem Fächer über den Mund. „Nun aber gleich still — sonst Aber freu'n tut es mich, der Klara wegen. So ein sanftes, gutes Mädel, das " Herr Benedikt ergriff ihre Hand. „Das ist ein liebes Wort, 1 Fräulein," sagte er warm. Das Blondchen schlug tändelnd den Fächer auf und zu. Sprechen l konnte sie jetzt nichts, die Kehle war ihr zugeschnürt. Uebrigens J beugte sich ihr Nachbar zu Gertruden

sie, zur i Frau Oberverwalter gewendet. „Umsonst bin ich nicht aus den Kleidern » herausgewachsen und die Seibcrtin hat mir einst so wundervolle Ge- r schichten erzählen können, so oft sie zu uns als Aushilfe gekommen ist. | Wo ist die Zeit?" Wieder ihr fröhliches Lachen, in das aber jetzt niemand [ einstimmte. Fräulein Laura fühlte ihren Ingrimm wachsen. „Man scheint s auch mit dem. Samaritertum kokettieren zu können," flüsterte sie der t kleinen kunstfertigen Schwester zu. Herr Benedikt Hausmeier räusperte

, und nun war es nicht nur seine, sondern, was die Hauptsache war, aüch Schön-Lauras Pflicht, aufzuhorchen, welch Begehr gefordert würde — „Aber, bester Herr Doktor," rief Benedikt Hausmeier, „Sie sind j uns noch eine Erklärung schuldig, und ich, als Fräulein Gertrudchens sogenannter Quasionkel, kann mir schon das Recht erlauben, darum zu 1 fragen, was es denn eigentlich für eine Bewandtnis mit dieser Heim- - lichtucrei von einer Bekanntschaft mit dem Kind, oder so was, habe?" [ Der Herr Doktor hatte erleichtert aufgeatmet, als sich ihm die I Aussicht

2
Zeitungen & Zeitschriften
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1907/29_09_1907/ZDB-3077611-9_1907_09_29_14_object_8420810.png
Seite 14 von 16
Datum: 29.09.1907
Umfang: 16
, einen Flausenmacher und Komplimentiermenschen nähme sie nicht zum Manne — nie! Und wie eine Weltdame trug sie das dunkle Köpfchen, wußte Artigkeiten zu sagen und fiel nicht mehr Herrn Benedikt Hausmeier an den Hals wie ehe dem, sondern legte ihre rosigen Fingerspitzen kühl in seine kräftige Hand. Nur aus den Augen lugte der alte Schelm. Na, warte nur, Onkel Hausmeierchen, bis wir wieder allein sind Niemand hatte in dem Durcheinander von Erstaunen, Fragen, heimlichen Tuscheln, spöttischen Beobachten

Oberverwalter klapperte erregt mit den Schalen und Tassen und Tellerchen herum, versüßte Herrn Benedikt Hausmeier zu dessen Ergötzen gründlich den Tee und goß in ihre eigene Tasse zur Hälfte Rum . . . ihre weißen, gütigen Frauenhände bebten. „Aber so setzt euch doch nieder, liebe Mädchen," rief sie mit un- sicherer Stimme hinüber. „Herr Doktor, bitte, der Tee ist frisch auf gegossen; Gertrude, Liebling, du kommst heute an meine Seite — nicht?" Aber niemand antwortete ihr. Hier war es entschieden

: Gertrude klatschte in die Hände und lachte fröhlich auf — ihr altes silbernes herzinniges Lachen. „Nein, Tantchen," damit lief sie auf die Dame des Hauses zu und umfing die rundliche Taille, „nein, Liebste, Beste, ich kann nun mal absolut noch nicht 'ne gesetzte, würdige Dame sein, wie ich wohl sei« sollte und wollte . . . Sei mir schon nicht böse!" Ein herzhafter Kus saß auf der Frau Oberverwalter Wange und Herr Benedikt Hausmeier bekam einen schelmischen Seitenblick als Drangabe. „Und jetzt lass

Blick zu . . . Dann beugte er sich beflissen auf die Erde, um Goldelschen das plötzlich losgebundene Schürzchen aufzuheben. „Kein gutes Zeichen, Else!" rief Gertrude pathetisch aus. Alle lachten verlegen, oder auch mit erzwungenem Gleichmut auf, Herr Benedikt Hausmeier öffnete wieder die Schleusen seines erquicklichen Humors und die Frau Oberverwalter mahnte Elschen leutselig an ihre Pflichten als Haustöchterchen, um wieder neue Stimmung zu machen. Gertrude hatte sich einen Sessel an den Tisch

3