Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
454 17. September. Die hl. Hildegard. zu der besondern Gnade, welche in ihr wohne; warnt sie aber zu gleich dabei, die Demuth nicht zu verlieren. Der Ruhm ihrer Offenbarungen verbreitete sich von nun an immer weiter, und es war bei ihr ein großer Zusammenfluß von adeligen Jungfrauen, welche unter der Leitung von Hildegard ein gottseliges Leben führen wollten; denn sie war unterdessen auch ZM Äbtissin des Klosters gewählt worden. Da wurde ihr im Geist ein Ort gezeigt, wo sie ein neues Kloster
er sich wieder hergestellt und legte nun selbst Hand an um den Bauplatz zu räumen. Hildegard bezog mit 18 Jungfrauen das neu errichtete Kloster, und führte hier liebevolle mütterliche Zucht, so oft sie bei ihren Töchtern Unfrieden oder weltliche Traurigkeit, oder Ueberdruß, oder Nachlässigkeit fand. Sie konnte aber um so sicherer ihre Schülerinnen auf dem Weg der Vollkommenheit leiten, weit sie ihre Gedanken, Bestrebungen und Willensrichtung durchschaute; ja sie erkannte sogar im Geist bei manchen Menschen die Zeit
ihres Lebensendes, und was ihnen in der andern Welt für eine Vergeltung bevorstand. Weil aber der Ruf, daß Hildegard mit prophetischem Geist begabt sei, immer weiter sich verbreitete, so hatte sie einen großen Zulauf von Menschen aus allen Ständen, sowohl von Frankreich als Deutschland; man- chem gab sie Rath für ihre körperliche Uebel, andern löste sie ihre Zweifel, andern gab sie Lebensregeln. Manche aber, die aus Vor witz und im Unglauben um sie auszuforschen gekommen waren, konnten dem Geist