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Innsbrucker Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 18.04.1934
Umfang: 8
nicht, vertragt keinen Sonntagsrausch und all das, was drum- und dranhängt an dem ent artenden Leichtsinn. Denken denn die Zweie gar nicht an ihre Kinder? Drei Enkel springen durch Stube und Kammern, das älteste, ein fünfjähriges Bübl, liegt beim Aehne in der Kammer. Der alte Waldner hat dies Kind ins Herz geschlossen, in sein herbes, starkes, treues Herz. Hat sich des Kindes Bettsteiglein in seine Kammer stellen lassem Sonntags geht das Michele mit dem Aehne in die Kirchen, w die großen Manderstühle hinein

. Ja, wenn dies Kind nicht wär. Nach dem Kirchgang tut der Aehne den alten Hoch zeitskasten seines verstorbenen Weibes auf, kramt wunderliche Dinge ans Tageslicht. Bunte Sträuße, wie sie die Spielbuben auf den Hüten getragen. Hochzeitsbuschen aus Seiden und Filigran, rosendurchwirkte Bänder. Drei silberne Löffel, fünf schwere Frauentaler bester Prägung. Das Bübl schaut mit leuchtenden Augen und des alten Waldner beide Herztüren stehen offen, sperrangelweit offen. „Ist alles dein, Michele, wenn ich einmal gestorben

an den Liebsten, so ein lichtes Flachshaar hat sie einmal gehabt. Alles mein, wenn der Aehne einmal gestorben ist, denkt sich das Michile und schluckt vor Freude, hat heiße Wangen. Diese Nacht schreit das Michele aus dem Schlaf auf, weint untröstlich, bis es der Aehne wieder zurecht bringt. Endlich erzählt es schluchzend. Der Aehne wär gestorben und hat ihm nichts gegeben, nit ein bißl, nit einmal das Gamskrückl, der Kasten ganz leer, weder Lab noch Stab, alles hätten andre Leut vertragen. Der Aehne tröstet

das Bübl, ist alles nit wahr» der Kasten voll Zeug und ich leb noch eine Weil, heidelts wieder ein. Und am nächsten Tag ist das Michele gar nicht gut aufgelegt, ist wohl die kleine Gemütsstörung von der Nacht her Schuld daran. „Weil der Aehne allweil so verzärtelt", greint die Mutter. „Laß dich nimmer dro ben schlafen bei ihm, kimmst in die Buebmkammer, dort mußt alleine bleiben!" Beim Efsenbeten zu Mittag rührt das Michele nur scheinhalber seinen Mund, tut keinen Laut zum ganzen Vaterunser. Und beim

Essen erst, verzettelt die halbe Suppe wie ein alter Spitaler, launt, will keine Schlips- Krapfen essen. „Werst essen!", mahnt der Aehne. „Mag nit!" trutzt das Michele. Die Baurin wirft einen vielbedeutigen Blick her auf den „Alten", der Blick sagt deutlich. „Ist er wohl dein Liebling, schau, was uns da aufziehst." Es tut ihr als Mutter halt auch nicht immer wohl, daß das Kind nur mehr dem Aehne nach- zartet. Der Aehne aber hebt seinen Löffel, haut dem Michele damit auf die böse Hand

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