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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 6
Datum: 28.11.1891
Umfang: 6
schaft und des Verhältniffes der Menschen zu einander mit einbezogen werden dürfe, so müsse auch für den Arzt ein gut Theil von dieser Art der Bildung in Anspruch genommen werden, denn der Arzt habe den Menschen nicht nur als Körper, sondern auch als M'tmenscben menschlich zu behandeln. Auch der Nachdruck verbalen. jjjjfcf 0 ||. Die Roth in Rußland. In der Moskauer Zeitschrift „Nuskize Wjedo- rnosft" veröffentlicht der berühmte russische Dichter Graf Tolstoi das nachstehende in Uebersetzung

wie dergegebeue Feuilleton über die Nothlage in Rußland: Besitzt Rußland genug Brod, um sich bis znr neuen Ernte ernähren zu können? Die Einen be jahen, die Anderrn verneinen diese Frage, Niemand jedoch weiß es mit Bestimmtheit. Schrecklich ist der Gedanke, was mit uns sein würde, wenn wir den jenigen Glauben schenken, welche behaupten, Rußland besitze Brod genug für alle Hungernden, und wenn der Frühling beweisen würde, daß sie im Jrrthum wa ren. Schrecklich ist auch nur zu denken an die Fol gen

eines solchen Jrrthums. Die Folge eines solchen Jcrthums würden fürchterlich sein: der Tod von Millionen hungernder Personen, und das Schlimmste allen Ungemachs, die Erbitterung und Raserei der Menschen. Nur durch Kanonendonner kann man die Petersburger von der Anschwellung der Newa ver ständigen; der gegenwärtige Hunger aber ist weit schlimmer als die Ueberschwemmung, den er bedroht ganz Rußland . . . Existirt aber für Rußland eine solche Gefahr? Ist es wahrscheinlich, daß das Brot nicht ausreichen

werde? Als Antwort auf diese Frage können folgende Erwägungen dienen. Erstens hat der Hunger ein Drittheil Rußlands ergriffen, jenes Dritt- theil, welches immer fast dos ganze übrige Rußland ge nährt hat. Kaluga, Tworj, Moskau, alle nördlichen Gou vernements und sogar die Bezirke, die von der Mißernte nicht heimgesucht worden sind, haben sich niemals durch ihr eigenes Brod genährt, sondern mußten stets bet Denjenigen kaufen, welche sitzt jelbst fremoes Bros benötigen. Wenn wir also anmhmen, daß eine Person

10 Pud Brod benöthigt und daß die Zahl der Hungernden 20 Millionen beträgt (obzwar man die Zahl aus 40 Millionen schätzt), so ist das Er- gebniß von 200 Millionen Pud Brod keineswegs die Quantität, die Rußland zur Verpflegung der Bevöl- keoung benöthigt. Zu dieser Zahl muß noch die der Bezirke zugefügt werden, welche ihren Brodbedarf stets in dem jetzt hungerndem Gebiete nahmen, was zu sammen eine Zahl don 400 Millionen Pud Brod repräsentirt. Die Mißernte hat das fruchtbarste Drittel Ruß lands

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 11.04.1901
Umfang: 8
, sich aus diesem ungereimten Zeug einen Vers zu machen. Vor wenigen Tagen erst verkündete der russisch-officiöse „Regierungs bote", daß Rußland fürs erste in der Mandschurei bleiben werde. Mithin war jetzt die Meldung fällig, daß Rußland die Mandschurei räumen! werde, denn Abwechslung muß sein. Diese entgegengesetzte Meldung ist jetzt in der That ein getroffen. Die „russische Telegraphen agentur" ist von der Regierung des Czaren beauf tragt worden, aller Welt zu verkünden, daß Ruß land auf die Ratificirung

des Mandschureivertra- ges, den es China aufzwingen wollte, Verzicht leiste. Wenn es auch in letzter Zeit den Anschein batte, als ob Rußland nicht gewillt sei, dem von Japan unterstützten Einspruch Chinas gegenüber die Dinge auf die Spitze zu treiben, so muß diese Meldung doch angesichts der Kundgebung des Petersburger „Regierungsboten" als eine politi sche Ueberraschung von nicht zu unterschätzender Bedeutung wirken. freilich, man wird die Nachricht, wenn ihr auch anscheinend Glauben beizumessen

ist, doch nicht überschätzen dürfen. Denn wenn man sie auch in soweit als bare Münze wird nehmen dürfen, als Rußland in der That die Absicht, den Mandschurei- Bertrag durchzusetzen, aufgegeben zu haben scheint, so ist hieraus doch noch keineswegs die Folgerung zu ziehen, daß Rußland nunmehr auch auf die weitere Besetzung der Mandschurei verzichten wird. Daran dürfte man in Rußland für absehbare Zeit schwerlich denken, denn die russische Regierung wird sich hinter den Vorwand verschanzen, daß die Olcupation der Mandschurei

erst dann aufgehoben werden könne, wenn die Verhältnisse dort die Ga rantie siir eine geordnete Entwicklung ergeben. Wann dieser Zeitpunkt eingetreten sein wird, da rüber wird die russische Politik sich Vorbehalten, selbst die Entscheidung zu fällen. Und wir wollen den anderen Mächten nur wünschen, daß sie diesen Zeitpunkt erleben! Unverkennbar ist Rußland in der Mandschurei frage Japan gegenüber, nicht etwa dem ohnmäch tigen China gegenüber, zurückgewichen, aber die russische Politik wird trotz

dieses Rückzuges ihre Aspirationen auf das Mandschureigebiet nicht auf geben, sondern das, was sie durch Gewalt nicht er reichen konnte, auf dem „Verwaltungswege" durchzusetzen suchen, indem sie die Mandschurei nach der bewährten russischen Methode Schritt für Schritt russificirt. Ein Beispiel dieser russischen Methode, an das zu erinnern gerade jetzt nahe liegt, gab Rußland während des Krimkrieges. Während die Augen der übrigen Mächte auf die Dardanellen gerichtet waren, occupirte Rußland die mandschurische

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 04.04.1901
Umfang: 8
?. "T'~ * ? 1 vr. 77 J»«sdr«lk, Donnerstag de« 4. April ^6 JatzrsMg. „Wie denken Sie über Rußland?" Innsbruck, 3. April. p. In einem einstmals sehr populären Lust 'spiel, das freilich schon längst vom Repertoir der deutschen Bühne v'erschwuNoen ist, wird 'die Frage «mfgeworfen: „Wie denken Sie über Rußland?" And diese Frage wind mit 'dem Urtheil beantwor tet, welches'das Thema freilich nicht erschöpft, aber in Dem Rühmen eines Lustspiels kaum ausführ licher verlangt werden kann: „Rußland ist ein schönes Land mit Ausnahme

von Sibirien!" Diese Antwort ist ein Scherz, dem ein tie ferer Sinn zu Grullde liegt. 'Sie 'will sagen, daß Rußland für alle diejenigen ein ganz schönes Land f[t, welche nicht von den ungeheuren Uebelstän- den, unter denen das russische Volk leidet, betrof fen werden und welche infolgedessen keinen Anlaß zu haben glauben, sich für die Abstellung dreier Uebelstände ins Zeug zu legen, wobei sie nämlich sehr leicht Gelegen'heit halben könnten, mit jenem Meile Rußlands Bekanntschaft zu machen, der besagte

Ausnahme bildet, mit Sibirien." D. h. Rußland mag ein ganz schönes Land sein für die Neichen und Vornehmen, die mit den herrschenden Zuständen zufrieden sind. Für die Masse dcs Vol kes aber gilt in Rußland das Sprüchlein: Der Himmel ist 'hoch, der Czar ist weit und in Sibirien ist es schlimm! Alle Czaren, und nicht minder der Czar Niko laus, lebten in dem Glauben, daß die 'Gefängnisse, in welche die zu ermittelnden Hochverräther ge steckt werden, ausreichen, um politische Bewegung in Rußland

, die sehr zu Unrecht mit dem Ge- sammtnamen Nihilismus bezeichnet zu werden pflogt, während dieser Name doch nur ihrem ex tremsten 'linken Flügel zukommt, zu unterdrücken. Der Mörder des Unterrichtsministers Bogolepow, der Kleinbürger rmd frühere Student Karpo- witsch, ist zu zwanzig Fahren Zwangsarbeit und dem „Verlust aller Rechte", die in Rußland frei lich recht bescheiden sind, verurthcilt worden. Auch der zweste Attentäter, der das Attentat auf den Oberprokurator des heiligen Spnod Probe'donos- zew ausgeführt

des russischen Nihilismus selbstverständlich verurtheilen, aber man kann nicht leugnen, daß er die Consequenz der historischen Entwicklung, _ der herrschenden Eorruption und der Unterdrückung jeder freien geistigen Regung ist. Der russische Nihilismus hat mit socialistischen dder anarchistischen Tendenzen nichts ^ gemein. Der russische Freiheitsdrang und 'Die vielfach zwar recht unklaren Forderungen der politischen Ver eine, Gruppen und Sekten in Rußland gehen je= den falls nicht über das Verlangen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 28.06.1901
Umfang: 8
und man wird mit Spannung und nicht ohne gegründete Besorgniß der weiteren Entwicklung der Dinge in Deutschland entgegen blicken müssen. Vorläufig schickt sich die Deutsche Bank an, eine Filiale in Leipzig zu errichten, und das große Berliner Institut wird vielleicht berufen sein, die Liquidirung der Leipziger Bank durch- zusühren, um weitere schwere Erschütterungen zu verhüten. Rußland und der Dreibund. Wie man in Rußland gegen den Dreibund Stimmung macht und die Hoffnung einer Los lösung Oesterreich-Ungarns

oder weiße Mullhüte werden dagegen mit vollen Rosen- oder Feldblumenkränzen geschmückt, indeß ein Sträuß chen der nämlichen Blüthen unter dem aufgeboge nen Rand keck hervorguckt. Capotehüte sieht man nur wenig, selbst ältere Damen entscheiden sich ten dreißig Jahren zwischen Oesterreich und Ruß land herrschten. Die vielen Feinde Rußlands, heißt es, haben sich in jeglicher Weise bemüht, Rußland als eine aggressive Macht gegenüber Oesterreich anzuschwärzen. Daher sei auch den friedlichen Betheuerungen

der russischen Diplo matie kein Glaube geschenkt worden. Es seien zwar in Rußland und sonst von den Slaven manche Fehler gemacht worden, die Oesterreich veran laßen, eher der rußlandfeindlichen, als der russi schen Diplomatie Glauben zu schenken. Nun habe aber noch zu rechter Zeit Rußland in dem Für sten Lobanow den richtigen Diplomaten gefun den, der als Botschafter am Wiener Hofe Oester reich-Ungarn persönlich kennen zu lernen Gelegen heit hatte. Ihm gebühre auch das Verdienst, daß im Jahre 1897

eine Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn erzielt wurde. Seitdem haben sich die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten gebessert. Dazu komme noch ein hochwichtiger Umstand in Betracht. Bis marcks Plan war, in Verbindung mit Oesterreich die Balkanfrage im Sinne und Interesse des Deutschen Reiches und Oesterreichs zu lösen. Denn Bismarck wußte, daß die Balkanfrage ohne Mit wirkung Oesterreichs nicht gelöst werden könne. Bismarck stellte Alles so an, daß ihm auch der Plan gelungen wäre, falls

Rußland, sagen wir, ein Decennium geschlafen und das Vorgehen Bis marcks verträumt hätte. Als Bismarck abgetreten war, änderten sich die Verhältnisse. Die deutsche Diplomatie war voreilig und unklug; sie wollte Alles selber in rascher Folge auf den Balkan ein heimsen. Sie war verblendet genug, ohne und gegen Oesterreich die Türkei und denBalkan für sich gewinnen und erobern zu wollen. Die Art und Weise, wie Deutschland die Türkei für sich ge wann, wie es in Kleinasien Eisenbahnen zu bauen begann

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 12
Datum: 14.10.1903
Umfang: 12
zutreffend wä ren, dann ständen sich Japan und Rußland nicht nur bis an die Zähne bewaffnet und kampfent schlossen gegenüber, sondern sie hätten längst den „großen Entscheidungsringkampf" um die Vor herrschaft in Ostasien ausfechten müssen. Jeden Tag verbreitet die englische Presse neue Sensa tionsnachrichten. Bald läßt sie russische Schiffe mit versiegelter Ordre auflausen, bald läßt sie japanische Truppen einen koreanischen Hafen be setzen, und selbst vor einem richtigen Ultimatum schrecken

die englischen Berichterstatter nicht zurück. Am 8. Oktober war der Termin abgelaufen, an welchem Rußland mit der Räumung der Mand schurei beginnen sollte. An jenem Tage hätten, wenn Rußland seine Verpflichtungen einhalten wollte, die russischen Truppen aus Niutschwang und Mukden zurückgezogen werden müssen, und die weitere Räumung der Mandschurei sollte als dann staffelweise derart erfolgen, daß binnen ei nem Jahre die ganze Mandschurei, mit Ausnahme der Landstriche längs der Eisenbahn, wieder in den Besitz

Chinas übergeht. Aber Rußland macht es in Ostasien, wie es bei der Echternacher Spring prozession üblich ist: es geht zwei Schritte vor und einen zurück. Die russische Regierung hat an die versprochene Räumung der Mandschurei neue Be dingungen geknüpft, die in Wahrheit nichts an deres bedeuteten, als eine erneute Festsetzung. Diese Bedingungen hat die chinesische Regierung abgelehnt, und Rußland bleibt nunmehr — mit oder ohne Bedingungen in der Mandschurei. Nach einer Meldung aus Niutschwang

vom 9. ds. M. hat der diortige russische Zivilgouverneur nicht nur keine Instruktionen über die Zurückziehung der Truppen erhalten, sondern das ganze Ver halten der Russen deutet darauf hin, daß sie in der Mandschurei zu bleiben gedenken. Ueberrascht hat dies freilich niemanden, und wenn die englische Presse glauben machen will, daß Japan die Mandschureifrage als Anlaß zu einem ernstlichen Konflikt mit Rußland benutzen wolle, so wird sie dafür außerhalb Englands, wo eben der Wunsch der Vater des Gedankens ist, wenig

Gläubige finden. Die nord amerikanische Konkurrenz hat sich Rußland durch die Oeffnung der beiden mandschurischen Handelsplätze Mukden und Tatungkau für den auswärtigen Handel vom Halse geschafft. Mit England hat Rußland keine besonderen Umstände gemacht, und es ist über die papierenen Proteste zur Tagesordnung überge gangen. Denn das vor zweiundeinhalb Jahren zwischen England und Japan abgeschlossene ost asiatische Bündnis hat sich praktisch nur in der Form verwirklicht, daß die Engländer in Ost asien

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 3 von 12
Datum: 19.05.1903
Umfang: 12
in Tr e s d e n veranstaltet wurden und tvie ein solches zu Pfingsten in Berlin stattfinden wird, werden sich mit der Zeit p a n s l av i st i s ch e Manifestationen entwickeln, zu denen Zehn tausende von uns eilen werden, um auch in: Teut- tchen Reiche die Achtung vor der rot-weiß-blauen Trikolore zu fordern und aus begeisterter Ver- lammlung unsere Slava-Rufe nach Frankreich und nach Rußland erschallen zu lassen!" Mit diesem größenwahnsinnigen Ukas ist sogar die bisher un erreicht gewesene chauvinistische Rede

den Zusammenhang, daß in allen die sen drei Fragen ein förmlicher Wettkampf in der Fabrikation von Gerüchten, Lügenmeldungen und Dementis stattsindct, sondern wir meinen den po litischen Zusammenhang zwischen drei Fragen. Dieser politische Zusammenhang liegt ein mal darin, daß bei allen diesen Fragen in der Hauptsache dieselben Mächte, vor allem England und Rußland, beteiligt sind, daß überall der eng lisch-russische Gegensatz in die Erscheinung tritt, daß die Tätigkeit der einen Macht in der einen M -Frage

sie in der anderen hindert, während die andere Macht dadurch freieren Spielraum erhält, und daß endlich! zwei der M -Fragen, nämlich die macedonische und marokkanische, auch politisch-geographisch insofern zusammen- hängen, als sie beide Teile der großen Mittel meerfrage bilden. Ter macedonische:: und der mandschurischen Frage fehlt zwar der geographische Zusammen hang, aber desto enger und offensichtlicher ist ihr politischer, der in dem englisch-russsischen Ge gensatz seinen scharfen Ausdruck findet. Wenn Rußland

im verschwiegenen Busen bewahrt wird. Man weiß auch in Rußland, daß dies Zu kunftsmusik ist, denn noch lebt, der „kranke Mann," und die türkische Erbschaft ist noch in weitem Felde; noch weiß niemand, in welches Jahrhundert die Erbteilung fallen wird. Dazu kommt, daß zu viel Erben da sind, als daß sei ner Zeit die Erbteilung ohne komplizierten Pro zeß vor sich gehen könnte. Infolgedessen hat man in Rußland in Bezug auf die orientalische Frage die Berliner Bürgermeisterparole „ich kann warten!" erkoren

und wendet zunächst das Augenmerk der minder komplizierten mandschu rischen Frage zu. Ter Zusammenhang der beiden Fragen ist ein sehr merkwürdiger. Rußland verfolgt in der macedonische:: Frage eine für Rußland ganz un gewöhnliche friedliche Haltung, weil es dadurch freie Hand in der Mandschurei bekommen will. Gleichzeitig bemüht sich aber die russische Po litik, die Vorgänge auf dem Balkan als mög lichst ernst erscheinen zu lassen, um die Aufmerk- samkeit Englands von der Mandschurei

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 10.02.1904
Umfang: 8
, hat nun der Krieg zwischen Rußland und Japan tatsächlich begonnen. Nicht nur in Port Arthur, sondern auch im Osten Koreas ging Ja pan bereits zur Offensive über, indem es in Ma- sampo, dem der japanischen, stark befestigten Insel Tschuschima gegenüberliegenden koreanischen Ha fen Truppen landete, also nebst seinen ersten Er folgen im Seekrieg auch den ersten Schritt für den Feldzug auf dem festen Lande getan hat. Inzwischen haben beide Regierungen eingehende Erklärungen über ihr Verhalten abgegeben

. Wie man von Japans höflichem Volke erwarten durfte, ist seine Erklärung ebenso sachlich gehalten, wie die Rußlands Vorwürfe auf Vorwürfe häuft. Japan legt kurz dar, daß die Haltung Rußlands in der Mandschurei, sein dauerndes Verbleiben dort trotz aller Versprechungen vom Gegenteile, seine Ueber- griffe auf koreanisches Gebiet Japans eigene Si cherheit bedrohe, seine Interessen in der Mand schurei gefährde und Japans alte Rechte in Korea beeinträchtige. Rußland befindet sich diesen sach lichen Ausführungen

man, dafür wird sehr viel von dem großen Entgegenkommen Rußlands hinsichtlich Koreas gesprochen. Alle nur erdenklichen Vorteile in Handelsdingen hätte man Japan zugestanden, sogar, daß es beim Ausbruche von Unruhen Trup pen nach Korea entsenden dürfe. Dabei handelt Rußland so, als ob Korea ihm gehöre und Japan angesichts solcher Zugeständnisse nun außerordent lichen Grund zur Dankbarkeit habe, kürz, der Ton, in dem Japans Vorschläge behandelt werden, ist ganz der der früheren Antworten Rußlands

- japanischen Konflikt. Ter Minister er klärte, er habe entsprechend den Interessen Frank reichs und Rußlands selbst im S inne d er Ver söhnung 'gewirkt. Rußland habe der japani schen Regierung bedeutende Zugeständnisse ge macht. Alle Mitglieder der früheren französischen Regierung wie die Mitglieder des gegenwärtigen Kabinetts, die von der französisch-russischen Ver einbarung direkt Kenntnis haben, bekräftigen, daß diese keinerlei positive Verpflichtung für Frankreich betreffend O st a s i e n enthalte

, das alle Schriftstücke, die die Verpflichtungen Frank reichs gegenüber Rußland feststellen, insbesondere die gelegentlich des Abschlusses der Entente zwi schen Alexander II. und dem Präsidenten Carnot ausgetauschte Note enthalten sollte, hat infolge der Erklärung des Ministerpräsidenten seine Absicht ausgegeben. Der japanische Kriegsplan soll nach Pariser Meldungen zunächst folgender sein. Japan wolle versuchen, Port Arthur zu blokiereu und daselbst genügende Streitkräfte aus zuschiffen, welche die Position Rußlands

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 4
Datum: 14.07.1871
Umfang: 4
für uns an: Haasenstein & Voller in Wien, Frankfurt, Berlin, Basel, Zürich, Leipzig, Ham burg. A. Oppelik in Wien, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Paris, Florenz, Peters burg. Sachse & Comp, in Leipzig, Stuttgart, München, Breslau, «8. L. Daube in Frankfurt, Stu:i- zart, Münch cn,Hamburg, Brüssels Rudolf Messe in Berlin, Wi^ München, St. Gallen. Morgen 15. Juli > Heinrich. / 2.12 (ÜJI, Deutschland und Rußland. Die Feinde und Neider Deutschlands werden nicht müde, Gefahren zu ersinnen, von denen das neue deutsche

Reich bedroht sein soll. Neu-Dcutschland ist siegreich und doch nicht siegcsfroh, sagen diese Stümper, weil seine peinliche Stellung ihm durch Mark und Bein zittert. Auch unter den österreichischen Politikern gibt es manche, welche der Ansicht und der „schönen Hoffnung" sind, Frankreich werde in nicht gar langer Zeit einen Rachekrieg beginnen und dabei — Rußland als Alliirten an seiner Seite haben. Und selbst wenn Frankreich seinen Groll bezwänge, so würde Deutsch land mit Rußland in einen Krieg

verwickelt werden. Einige dieser Herrchen, die alle Tage die deutsche Sprache zur Verun glimpfung des deutschen Namens und der deutschen Sache miß brauchen und denen die Natur ein besonderes Niechorgan gegeben, wittern bereits eine bedeutende Abkühlung der Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg und folgern aus dem Umstande, daß Kaiser Wilhelm durch rheumatische Leiden verhindert war, nach Emo zu reisen und den Kaiser von Rußland zu begrüßen, einen Bruch der bisherigen Freundschaft. Sie ziehen

auszustrecken brauche, und es werde ihm znfallen. Rußland indessen hatte im Jahre 1870 sich keine andere Aufgabe gestellt, als ein Umsichgreifen des Krieges zu verhüten, und wenn es die Gelegenheit benützte, um die Verträge von 1856 zu kundigen, so handelte es nur im eigenen Interesse; es hat auch erreicht was es wollte, denn die Pontusfrage ist ja im Sinne Rußlands gelöst worden. Der Austragung der Pontus- stage wegen kann also Rußland unmöglich Deutschland grollen. Wenn es zwischen Deutschland und Rußland

zu einem gespannten Verhältnisse kommen sollte, so könnte das höchstens J? Folge der allmälig erwachenden Eifersucht sein. Bis zum Wnkfnrter Frieden spielte Rußland, das heißt Kaiser Alexander, dcn Gönner und Protektor Preußens und so lange er lebt, wird W persönliche Freundschaft auch nicht so leicht erschüttert werden. Aber Rußland, der Staat fühlt jetzt einen gleich mächtigen Nachbar neben sich, der seiner Unternehmungslust Schranken zu ziehen vermag. Das könnte Verwicklungen nach sich ziehen, wenn Ruß

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 6
Datum: 01.03.1900
Umfang: 6
in Bender-Ai Las. Innsbruck, 28 Februar. p. Während die Situation auf vem -üdasrikani- schen Kriegsschauplatz trotz Cronj's N;cdrilage noch immer unentschieden ist, mehren sich in England die Be fürchtungen und Gerüchte, daß Rußland sich doch entschließen könnte, dis prekäre Lage Englands zu einem thatkräftigen Vorstoß in Asien zu benützen. Zwar soll der C ar von Rußland den Vorschlag, Herat zu besetzen, angeblich mit der Begründung abg^wiesen haben, daß er in dem südafrikanifchen Kriege die strengste

Neutralität bewahren wolle. Aber auf eine solche Redewendung, wenn sie über haupt gefallen ist, wird man nicht allzuviel geben dürfen, denn außer Herat gibt es noch andere, wichtigere Punkte, auf die Rußland ein Auge ge- worfen hat, und eine Besitzergreifung in Asien, die sich nicht gegen anerkannt S englisches Gebiet richtet, bedeutet ja sfficiell gar keine Verletzung der Neutralität in dem südafrikanisch;» Kriege. Weit wichtiger noch als Herat ist für die Russen die Erlangung eines Hafens am persischen

Golf. Seit Jahren wird Rußland d:r Plan nachgeiagt, die Besitzergreifung des politisch hochwichtigen Hafens Bender-Abbas zu erstreben, und als der südafrikanische Krieg ousbrach, lag die Vermuthung nahe, daß Rußland dies?» günstigen Moment, wo England alle seine Streitkräste nach Südafrika werfen muß, beuützrn werde, um sich am persischen Golf, den England als seine Einflußphäre betrachtet, endgrltig festzusetzen. In England hat man einen solchen Vorstoß Rußlands seit einige- Zeit befürchtet

, daß Rußland seine Pläne in Persien jetzt mit größerem Eifer zu betreiben gewillt ist. Der Kernpunkt dieser Pläne aber :st die Ec- langung eine- HafrnS am persischen Golf, und als solcher kommt in erster Linie Bender-Abbas in Betracht. Für Rußland cht es von größter Wichtigkeit, eine Verbindung vom Kaukasusgebiet nach dem persi schen Golf zu erlangen, und die Voraussetzung hiesür ist der Besitz eines Hafens am persischen Golf. Rußland braucht einen solchen Hafen und zugleich die Bahn durch Puffen

, um von seinen transkaspischen Besitzungen aus einen nahen Weg nach dem indischen Meere und damit eine schnellere Verbindung mit Orrasün zu haben. In der That plant die russische Diplomatie seit Jahren eine solche Bahn, die über T d ran Ka'chan, Jspahan und Schiras nach Bender-ÄbbaS führen soll, aber dieser Plan ist bisher an r em Widerspruch Englands ge scheitert. MitderBrsetzu igvonB nder-Abbasaberwürde Rußland eine „vollendete Tharjache" schaff n, gegen die kein Widerspruch, sondern nur noch Widerstand nützen

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Seite 1 von 8
Datum: 31.12.1896
Umfang: 8
gemacht werden, sie durchzuführen. Dü Hoffnung ist nicht groß, denn bisher ist jedes dieser Experimente an dem passiven Widerstande oder an der Unfähigkeit der türkischen Beamten gescheitert. Es ist schon ein Erfolg der englischen Politik, daß Rußland sich überhaupt zu den Reform Konferenzen herbeigelassen hat. Allerdings sind die Verhältnisse in der Türkei so schlimm, ist die Lage der Christen und der Mohamed^ner selbst so traurig, daß es eiserner Festigkeit von russischer Seite bedurft hätte

, um den englischen Vorschlag zurückzuweisen. Ruß land hatte es dahin gebracht, daß der Sultan, nicht rechtlich, wohl aber thatsächlich sein Vasall wurde; es wäre gerne in dieser Stellung eines Protectors verharrt. Fürst Lobanow hatte sein Möglichstes ge- than, um sie festzuhalten und europäische Eingriffe zu verhindern; er suchte — und der Czar ist be müht, dieses System fortzusetzen, so gut es eben geht — die Katastrophe in der Türkei hinauszu schieben. Rußland will abwarten. Je später der Zu sammenbruch

erfolgt, je mehr bis dahin die innere Zersetzung der Türkei fortschreitet, desto mehr Aus sicht ist vorhanden, daß der größte Theil der tür kischen Beute an Rußland falle, daß die Türken unfähig werden, sich auch nur Kleinasien zu erhalten, daß man nicht nöthig habe, sich mit England ab zufinden. England aber möchte, daß bei der Liqui dation des Sultanreiches so wenig wie möglich an Rußland falle, es möchte das türkische Stammland, Kleinasien, retten, möchte sich für das, was es den Russen überlassen

will, für Armenien nämlich, die Anerkennung seiner Stellung in Egypten heraus schlagen, möchte bei dieser Gelegenheit vielleicht auch ein günstiges Abkommen über das von den Russen bedrohte Persien treffen, das unter dem neuen Schah (Nasr-eddin wurde im Mai Ermordet) nicht kräftiger geworden ist. Kurz, England möchte, daß die große Frage jetzt gelöst werde, ehe Rußland seine Kräfte noch mehr gesammelt, ehe es die Po sitionen, von denen aus es die englische Macht an greifen kann — die Portionen in Westasien

, Mittel asien und Ostasien noch mehr vorgeschoben und ge stärkt hat; Rußland aber will eben deswegen die Sachen verzögern, ohne jedoch eine wirkliche Kräf- H8SMMHBflBflHMBMH9HHHBBHBHEHH9BSHKKii522&&S9NHMB£8BBB330K963BE8BESKHil tigung der Türkei ernstlich fördern zu wollen. Oesterreich-Ungarn und Deutschland verhalten sich in den Hauptfragen abwartend; -n den Nebenfragen thun sie das ihrige, um in dem zerfallenden, von Greuelscmen und Finanznoth heungesuchten Reiche das Unheil möglichst zu lindern

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Seite 2 von 8
Datum: 15.09.1905
Umfang: 8
kommen. Schon damit man endlich einmal weiß, wer eigentlich in unserem namenlosen Staate das entscheidende Wort zu sprechen hat. Der englisch-japanische Vertrag. Die Wirkungen des Friedensvertrages zwischen Rußland und Japan und des blutigen und ver lustreichen Krieges, den der Vertrag von Ports mouth beendigte, werden sich noch auf lange Jahre hinaus geltend machen, und zwar weit stär ker, als es zur Zeit für den unbefangenen Be obachter den Anschein hat. An die Stelle man cher der Fragen

, welche die europäische Diplo matie seit Jahren in Atem hielten, treten durch die allerneueste Umwälzung in Ostasien neue Fra gen und in den Gruppierungen der Mächte wird sich manche Aenderung vollziehen, wenn auch die meisten der „Bündnisse" und „Interessengemein schaften", die von den Politikern, welche das Gras wachsen Hören, angekündigt werden, schwerlich je mals in die Erscheinung treten werden. Die Umwälzungen, welche durch den Krieg zwi schen Rußland und Japan und durch den Frieden zu Portsmouths Hervorgerufen

werden, beschrän ken sich keineswegs auf Asien, sondern sie erstrecken sich auch auf die europäische Politik. Ist es doch für den „Kampf um das Mittelmeer" von erheblicher Bedeutung, daß Rußland nicht mehr mit der Erzwingung der Durchfahrt durch die Dardanellen drohen, und daß der Plan einer kriegerischen Vereinigung der französischen und der russischen Flotte nicht mehr als Schreckgespenst 'auftauchen kann, denn i& gibt keine russische Flotte mehr. Auch die hie und da vertretene Auffassung, daß das Reich

des Zaren jetzt, wo ihm in Asien die Hände gebunden sind, desto entschiedener in die europäische Politik eingreifen werde, geht von einer völligen Verkennung der Lage Rußlands aus. Das Riesenreich ist durch die Wunden, die ihm der Krieg geschlagen, so geschwächt und die Zustände im Innern Rußlands sind auch nach dem Friedensschluß so trostlos, die Aussichten aus ihre Besserung so gering, daß Rußland auf Jahre hinaus außerstande wäre, die Rolle eines „Hech tes im europäischen Karpfenteich" zu spielen

selbst." Diese Sorge, die den Engländern wie ein Alp auf der Brust lag, ist durch den Ausgang des Duells zwischen Rußland und Japan von ihnen genom men. Aber vorsichtig, wie die Engländer sind, alle Atouts in der Hand und ich eigentlich nur Fohsen — denn es war schon das dritte Mal in diesem Jahre, daß ich wegen Urlaub einkam. In solchen verzweifelten Fällen pflege ich aufs ganze zu gehen und Kucki-Grand zu spielen —" „— den man gewinnen, aber auch umschmeißen kbnn." „Sehr richtig, bemerkte der Igel. Im letzteren

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Seite 5 von 8
Datum: 21.02.1905
Umfang: 8
: Meinhardstr. 14. (Auslandpost in Rußland.) In seiner Fürsorge um die Verbesserung des Briefverkehrs zwischen dem Auslande und Rußland ließ der russische Postdirektor vor einigen Tagen durch ein Zirkular die übereifrigen russischen Postbeam ten wissen, daß nicht alle vom Auslande kom menden Postsendungen geöffnet zu werden brau- chen. Wenn die Tatsache, daß die Verletzung des Briefgeheimnisses in Rußland gang und gäbe ist, wohl von manchen mit gemischten Gefühlen aufgenommen

wird, so wird es der Geschäftswelt um so peinlicher sein, zu erfahren, in welch skan dalöser Weise die vom Auslände kommenden Post sendungen in Rußland behandelt werden. Daß Drucksachen selten ihren Bestimmungsort erreichen, wenn sie in Massen aufgeliefert werden, ist aus naheliegenden Gründen verständlich, da man doch nicht alle Drucksachen prüfen, andererseits das Zir kulieren von Flugblättern in Rußland nicht dul den und nicht zuletzt auch den von Rußland für Drucksachen erhobenen Zoll nicht entbehren kann. Dies betrifft

jedoch nicht allein die üblichen, also in nicht geschlossenen Kouverts gesandten Druck sachen. Ist doch kürzlich offiziell erklärt worden, daß Prospekts selbst in geschlossenen Kouverts von der Weiterbeförderung in Rußland ausgeschlossen sind. Das schwarze Kabinett in Rußland kann sich aber jetzt nicht noch größere Arbeit aufbürden. Doch darf man nicht etwa glauben, daß alle vorn Auslande kommenden Postsendungen, nachdem sie von den russischen Postbeamten sorgfältigst unter sucht sind und konstatiert

an eine Firma in Moskau auf zirka 3000 Mark rc. Wenn solche Angaben offiziell nicht widerlegt werden konnten (der Postdirektor entschuldigt sich jetzt nur damit, daß viel zu tun sei und deshalb solche kleinen Vorfälle (!) unvermeidlich sind), wie mag es da in der Tat sein! Den Interessenten aber kann nicht genug empfohlen werden, all ihre Postsen dungen nach Rußland, soweit es möglich ist, nur eingeschrieben zu expedieren, bei Propaganda rc. aber lieber vorher mit solchen Personen beziehungs weise Firmen

im brau nen Abonnement die Dolliner-Freytagsche dramati sierte Volkssage: F r a u H i t t zum zweiten Male gegeben. Dis Vorgänge irr Rußland. Letzte Drahtnachrichten. Das Attentat in Moskau. Petersburg, 20. Febr. Die Leiche des G r o ß f ü r st e n S e r g i u s wird am M i t t w o ch im Tschad ow- Klo st er beigesetzt werden. Der russische Hof teilte mit, daß die Absendung von Vertretern ausländischer Höfe nicht ge wünscht werde. Auch der Zar wird der Bei setzung der Leiche in Moskau nichtbeiwohne

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 12
Datum: 08.12.1894
Umfang: 12
feindlich begegnen. England hat den russischen Kriegsschiffen die Durchfahrt in das Mittel ländische Meer, durch welches sein Weg nach Indien geht, vor nun vierzig Jahren — damals in Über einstimmung mit Frankreich und dem übrigen Europa — verlegt. Dieses Hinderniß zu beseitigen, hat Rußland unablässig gestrebt. Aber selbstver eine Ergebniß, daß er den Ruffen einen übertriebenen Begriff von ihrer Macht verleiht und ebenso auch in den Augen des Sultans die Gewalt des Czaren- reiches noch viel größer

erscheinen läßt, als sie wirk lich ist. Constantinopel nicht von Rußland abhängig werden und nicht in russische Hände fallen zu lassen ist aber nicht nur das Interesse Englands und, als einer Mittelmeermacht, auch Italiens, sondern in noch höherem Maße das Bulgariens. Dieses Land wäre dem Belieben Rußlands ausgeliefert, wenn sich die Soldaten des Czaren vor seinen Thoren häuslich niederlassen könnten. In gleicher Lage wäre, weil von jeder maritimen Hilfeleistung abgeschnitten, Ru mänien. Um diesen zwei

, und in ihnen einlaufen können — daher mit einem Zugeständnisse hat der Sultan, so lange er sich nicht in Abhängig in dieser Richtung großer Dank Rußlands nicht zu verdienen wäre — sondern, daß seine eigenen Panzer aus dem Schwarzen Meere frei nach Süden fahren können. Wenn es die Meerengen besitzt, oder deren Besitzer sein Basall ist, dann hat es sein Ziel er reicht, dann ist die Durchfahrt für die Russen offen, für alle anderen Mächte gesperrt. Eine solche Sperrung durch Rußland bedeutet, daß dieses Reich

Gründen das Signal gegeben hat, ganz haltlos und hat nur das keit von Rußland begibt, seine wahren Freunde zu erblicke». Nur bei Bulgarien erleidet dies infoferne eine Einschränkung, als es dort Ungeduldige gibt, die ihm Macedonien abnebmen möchten und sogar Eon stantinopel für ihren Ehrgeiz nicht zu groß finden. Sie würden eS nicht als Unglück betrachten, wenn eine russische Streitkraft durch einen Handstreich die vielbegehrte Stadt eroberte. Sie meinen, die Mächte würden sie doch nicht in den Händen

Rußlands lassen wollen, sondern Alles aufbieten, sie ihm wieder zu entreißen und einem anderen und vertheidigungS- fähigen Besitzer zuzuwenden, der nur Bulgarien selbst sein könnte. Gerade diese, die ruffophile Partei, möchte Rußlands Dienste auSnÜtzen. Ob übrigens für die Ruhe Südost-Europa's viel gewonnen wäre, wenn Constantiuopel, dessen Bevölkerung zudem vor wiegend griechisch-türkisch ist, Bulgarien zufiele, ist nicht ohne Weiteres klar. Eine Schließung des Bos porus würde sich Rußland jedenfalls

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 26.06.1892
Umfang: 8
„Diese Thatsachen persönlichen persönlichen Ein- von Rußland, welches man mir Was kann denn ein Staatsmann thun ? Er muß die Kriegsgefahr kommen sehen und sie ver hüten. Es ist wie bei der Steeple-Chase. Man muß wissen, wie das Terrain ist, auf dem man sich bewegt, ob man auf Sumpf- oder auf festen Boden kommt. Man muß die Erfahrung haben, ob man die Kraft hat, ein Hinderniß zu nehmen, und ob der Graben nicht zu breit ist, um über ihn hin wegzusetzen. Nicht wahr, Sie verstehen mein Gleich- niß

?" „Gewiß, Durchlaucht, aber durch welche That sachen sind die Veränderungen in den Beziehungen zu Rußland nach der Demission Eurer Durchlaucht eingetreten?" Fürst Bickmarck antwortete: sind das Schwinden des Vertrauens und somit des flusses auf den Kaiser Ich hatte durch das Vertrauen, schenkte, Einfluß auf den russischen Botschafter in Berlin. In der letzten Unterredung, die ich mit dem Kaiser von Rußland vor meiner Demission hatte, sagte er mir, nachdem ich ihm meine politischen Anschauungen

dargelegt hatte: „Ja, Ihnen glaube ich, und in Sie setze ich Ver trauen, aber sind Sie auch sicher, daß Sie im Amte bleiben?" Ich sah den Kaiser von Rußland erstaunt an und sagte ihm: „Gewiß, Majestät, ich bin dessen ganz sicher, ich werde mein Lebenlang Minister bleiben"/; denn ich hatte keine Ahnung davon, daß eine Aen- derung bevorstehe, während der Czar selbst, wie die Frage zeigt, von der Wandlung, die sich vollziehen sollte, bereits unterrichtet sein mochte. Diese per sönliche Autorität

und das Vertrauen fehlen bis her meinem Nachfolger. Und daraus, daß ein solcher Factor fehlt, welcher auf die russische Politik Einfluß zu nehmen vermag, erklärt sich die Veränderung, welche seit meiner Demission in der politischen Situation Europas ausgetreten ist." „tinb; halten Eure Durchlaucht diese Veränderung für eine Verschlimmerung?" Fürst Bismarck sagte mit großer^Entschiedenheit: „Ja!" Der Draht ist abgerissen, welcher uns mit Rußland verbunden hat. Ich betrachte als das Hauptziel der Politik

die Erhaltung des Friedens. Und wohin würde es kommen, wenn wir nach einem glücklichen Kriege mit Rußland zwei Nachbarn hätten, die uns Mit ihren Revanche-Gedanken immer bedrohen würden, Einer vom Westen und Einer vom Osten? Der Krieg mit Frankreich mag unausweichlich sein. Es handelt sich da immer darum, daß der Mann stch dort finde, welcher das Pulver in das Wasser scbüttet, damit es a u f s ch ä u m t. DaS ist eine Frage, der wir im Laufe der Jahre kaum ausweichen werden. Anders ist es jedoch mit Rußland

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 23.04.1878
Umfang: 4
* zufolge wäre der Vorschlag: der Kon greß solle die Verträge 1856 und 1871 revidiren, von Rußland angenommen, von England aber abgelehnt worden. Die „Times" schreibt: England wolle Rußland nicht demüthigen, verlange kein präliminares Zugeständniß, keinen materiellen Vortheil, England selbst fordere nicht einmal den Abzug der Russen aus der Umgebung Konstantinopels: es stipulire nur die Anerkennung eines wesentlichen Prinzips, ohne welches kein Vertrag von Nutzen wäre. Wenn Rußland diese Bedingung

in irgendwelcher Form zulasse, werde England zufrieden sein; wenn solche Zu lassung nicht erreicht werde, könne der Kongreß nicht stattfinden. Nach der Meldung der „Times" aus St. Petersburg dauern die Verhandlungen trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten ununterbrochen fort. In der geheimen Sitzung der rumänischen Kammer soll Bratiano am 18. d. erklärt haben, nach den in Berlin und Wien bezüglich der bessarabischen Frage Vorgefundenen Dispositionen erachte er es für gerathener, mit Rußland zu verhandeln

der unberechenbaren Konsequenzen. Anderweitig verlautet, Rußland sei geneigt, die Lessarabische Frage dahin zu modifiziren, daß es auf die Abtre tung Reni's und anderer Ufertheile der großen Donau aufwärts des Georgs-Kanals verzichten, dagegen aus der Abtretung von Ismail, Bolgrad und Kahul bestehen wolle. Uebrigens werden seit 6 Tagen ununterbrochen russische Truppen von Tultscha nach Ismail befördert. Die Türkei hat schon wieder einen Minist er Wechsel zu verzeichnen. Der zum Nachfolger Wefik Paschas ernannte

, sondern zum Schutze der Gesetzlichkeit, also für den Staat und das Gesetz. Solcher Freimuth ist bisher in Rußland unerhört ge wesen. Wjera Sassulitsch soll trotz des Wahrspruches der Ge- schwornen in das Nertschinsker Bergwerk tran?portirt worden sein. Gärung in Rußland. Gleichzeitig und gleichmäßig mit den fortschreitenden Rü stungen und Vorbereitungen des offiziellen Rußland zu einem Kriege mit England fängt es unter dem russischen Volke an ver schiedenen theilweise von einander weit entfernten Orten bedenk

lich zu gären an. Auf die in Warschau und Kiew vorgenom menen Verhaftungen, auf die allgemeine Aufregung und Sen sation, welche die Affaire Sassulitsch-Trepoff zur Folge hatte, folgt jetzt, daß eine unsichtbare Hand in ganz Rußland, in Städten und Dörfern revolutionäre Proklamationen der geheimen „russischen Nationalregierung" ausgestreut hat, Proklamationen, welche das „geknechtete Volk" direkt auffordern, die Waffen ge gen die Regierung des Zaren zu ergreifen. Die russischen revolu tionären

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 27.03.1878
Umfang: 4
herbeigeführt werden müsse und nnr auf diesem herbeigeführt werden könne; im Gegentheil ist vielleicht die Hoffnung nicht ganz ungerechtfertigt, daß Rußland sich ernüchtern und einsehen werde, welch- Gefahr für die Zukunft eine allgemeine Gegnerschaft zu demselben brächte, und daß es daher vielleicht in Erwägung ziehen werde, ob es klug fei auf der maßlosen Ausnützung des militärischen Erfolges zu beharren, ohne politischen Bedenken Rechnung zu tragen, die von den Militärs, die den Frieden

derselben an den Kongreß zu betrach, ten, sei man vielfach geneigt als letztes Wort desselben anzusehen. Die „Agence Russe" schreibt: Nachdem Rußland den Prälimi- narvertrag im ganzen Umfang den Kongreßmächten mitgethkilt und das Vorhandensein eines geheimen Vertrags bestimmt in Abrede gestellt und nachdem Rußland ferner jeder Kongreßmacht in gleicher Weise, wie sich selbst das volle Recht zuerkannt habe den Vertrag zu diskutiren, Vorschläge zu machen und Entschlie ßungen zu fassen, könne das Drängen Englands, Rußland

seine Formel oufzuzwingen, nur als eine arge Chicane angesehen wer den, worin sich eine verletzende Absicht offenbare. Die „Montagsrevue" schreibt offiziös: Die Kontroverse zwischen England und Rußland habe sich zu einer ern- stern Differenz zugespitzt, als nach dem wesentlich formalen Cha rakter des Streitpunktes zu erwarten war. Wenn der Kongreß scheitert, so sei nicht abzusehen, welche Vortheile England aus dieser Lage zu ziehen vermöchte, da hiedurch die individuelle Dis kussion der Friedensartikel

durch jede einzelne Macht eintretcn würde, was England doch vermeiden möchte und Rußland er wünscht wäre. Die „Times" bringt die anscheinend inspirirte Mittheilung: Lord Derby bestehe fortgesetzt auf der Vorlegung des gan zen Friedensvertrags an den Kongreß; er habe in- deß, um zu verhüten, daß auf den formellen Punkt zu großes Gewicht gelegt werde, bei Rußland angefragt, ob die Mitthellung des Vertrags an die Mächte als gleichbedeutend mit der Vor legung desselben an den Kongreß anzusehen sei. Rußland

habe diese Frage absolut verneint und damit die einzige Bedingung, unter welcher England seinen Vertreter nach Berlin zu senden bereit sei. Die „Times" meldet aus St. Petersburg vom 24. März: Rußland werde wahrscheinlich vorläufig keine formelle Vorstellung gegen die Anwesenheit der britischen Flotte im Mar- mara-Meer erheben, aber auch die Einschiffung der russischen Truppen werde unterbleiben. Die „Agence Russe" sagt betreffs der Nachricht, Ruß land habe England aufgefordert seine Flotte aus dem Marmara

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 11.07.1878
Umfang: 4
. Ein ausführlicherer Bericht über den Schacher zwischen England und der Türkei um die Insel Cypern enthält nach den Mittheilungen des Ministers Croß folgende Hauptpunkte. Im Hinblick aus den Umstand, daß Rußland einen Theil des asiatischen Gebiets des Sultans behalten würde, giengen die Königin und der Sultan am 4. Juni eine Konvention folgen den Inhalts ein: Falls Rußland Batum, Ardaghan oder Kars, oder einen dieser Plätze erhält und falls Rußland irgend zukünf tig versucht, Besitze von einem weitern Theile

als den durch den definitiven Friedensverirag festgesetzten, von dem asiatischen Ge biets des Sultans zu nehmen, verpflichtet sich England in deffen Vertheidigung dem Sultan beizustehen. Der Sultan verpflichtet sich, die Besetzung Cyperns durchs England zu gestatten. Falls Rußland je der Pforte das durch den jüngsten Krieg in Asten erworbene Gebiet zurückgibt (der Fall wird wol nicht so geschwind eintreten), hört die Konvention auf, und England räumt die Insel. Da die Bedingungen, worauf die Konvention basirt

werden. — Das heißt: damit Rußland der Türkei nichts mehr nehmen kann, nimmt England noch einen Brocken, und auf ein geringes Erträgniß kommt es dem reichen Großbritan nien dabei gar nicht einmal an. Wie großmüthig! „ES gilt mir durchaus gleich, was Du für wahr oder erfunden hältst, Johannes." „Antworte mir," beharrte er, „hast Du den Muth, Dich nochmals — auch gegen mich um Georgs willen als Diebin zu bezeichnen?" „Wenn Du die Sache einen Diebstal nenueu willst, Johannes, dann ja. Das Alles aber sagt

kolossale Vermögen, von dem Bis zum 9. ds. war dem Kongreß eine Mittheilung über die Abtretung Cyperns an England nicht gemacht worden; eine solche wird, wie aus Berlin gemeldet wird, als außerhalb des Rahmens der Kongreßberathungcn liegend auch nicht er wartet. Am Sonnabend beschloß der Kongreß die Zugehörigkeit Batums nebst seinem Distrikt zu Rußland; letzteres erklärte: Batum solle ein Frei- und Handelshafen werden. Damit ist an sich eine Befestigung des Hafens, namentlich der Einfahrt

, nicht ausgeschlossen. Bei der Behandlung der Frage wegen Batums in der Kongreßsitzung trat, wie aus Berlin gemeldet wird, die Ueberzeugung von der Nothwcndigkeit hervor, den Interessen Rußlands, seiner Großmachtstöllung und den von ihm gebrach ten Opfern Rechnung zu tragen. Die Entfestigungsfrage Ba tums dürfte, wie verlautet, den Kongreß formell nicht beschäf tigen, sondern durch eine direkte Verständigung zwischen England und Rußland ihre Lösung finden. — Bezüglich der Darda- nellen-Frage

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 01.12.1876
Umfang: 4
zu haben, denn die Anleihe von 42»/, Mill. Frks. (zu 10% Zinsen), deren Nego- ciirung der eigentliche Zweck der Londoner Reise Ghika's war, ist vollständig gescheitert. Die Konferenz in Konstantinopel wird nach neue ster Meldung aus Wien erst am 12. Dezember eröffnet werden. Graf Andrassy soll dem Marquis of Salisbury ge radezu erklärt haben, daß, wenn unter den Konzessionen, die England an Rußland zu machen geneigt sei, etwa die Auto nomie und selbständige Vasallenstaatenbildung gemeint wäre, es dann im Interesse

Oesterreichs gewiß eher gelegen sei, mit Ruß land Hand in Hand zu gehen, als mit Rußland Krieg zu füh ren. Marquis of Salisbury ist nun nach Rom gereist, um das Terrain für die Joee einer gesammt-europäischen Okku pation Bulgariens zu studiren. Mittlerweile beschleunigen die Türken ihre Vorbereitungen, um in Rumänien das Prävenire zu spielen, und „zum Schutz der rumänischen Neutralität gegen die Russen" dieses Land zu besetzen. Ueber Deutschlands Stellung zur orienta lischen Frage haben wir nach Herrn

v. Bülows Ankü di> gung Erklärungen im Reichstag zu erwarten, denen man auch in Rußland mit Spannung entgegensieht. So bemerkt die „St. Petersb. Ztg." : „Wenn wir die Deutschen nicht hinderten, die Schleswiger und Holsteiner zu befreien, so dürfen sie uns auch nicht hindern, die Herzegowiner und Bosnier zu befreien; wenn wir der Einigung der deutschen Stämme behülflich waren, so sind wir im Recht, von ihnen Mitwirkung zur Einigung der slavischen Stämme zu erwarten. Wenn Preußen in dem großen

historischen Prozeß, an dessen Spitze es stand. gewonnen hat, warum soll nicht auch Rußland bei den sich vorbereitenden Welt ereignissen gewinnen?" „Kommt, Franz, laßt unS jagen gehen. Ich bin ihnen durchzewischt. ES sind zwei alte Schachteln von Muhmen da, und sie berathen, wie sie mich in einem Kloster unterbringen wollen, damit doch eine von unS Fünfen den Alten aus der Kost kommt. Aber ich schlage ihnen ein Schnippchen — in'S Kloster gehe ich nicht — nein, nimmermehr — lieber sterbe ich hier gleich

Rußlands von den äußersten Schritten, zu denen es mehrfach im ganzen Ver. laufe der Orientfrage provozirt worden, auf die Rücksichten zu rückzuführen ist, welche man hier den beiden andern Kaiserhöfen schuldet. Rußland hat nicht als Hauptverlangen die Okkupation auf der Konferenz zu vertreten, aber es muß bestimmt erklären, daß die türkische Verfassung undiskutirbar ist, daß die Au tonomie stchergestellt werden muß, und daß für diese Sicher- stellung als Mittel zum Zweck die Okkupation erforderlich

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 1 von 10
Datum: 07.06.1908
Umfang: 10
mich als Tschechen und nicht als Slawen!" Havliczek kannte durch seinen Aufenthalt in Rußland ganz genau die Gebrechen des Reiches, haßte den za- rischen Despotismus und war ein erbitterter Geg ner der Bigotterie, die sich innerhalb der or thodoxen Kirche breitmachte. Von diesem Aus gangspunkte ist Kramar weit abgeirrt, der seine Ferien mit Vorliebe in Rußland verbringt, die Verbindung mit Gesinnungsgenossen im Zaren reich aufs eifrigste pflegt und die Tschechen nicht einmal als selbständiges Volk

Umrahmung verschlun gener Rosen und Laubgewinde so verführerisch wie möglich an — „Ist er nicht entzückend?" „Ich will zugeben, daß er etwas Malerisches hat, aber seine Grüße —" Er versuchte abermals den .bürg, denn, wie die in der Mehrzahl befindlichen klerikalen Slowenen versichern, besaß er kein Man dat zu diesem Ausfluge, und es ist auch schwer zu denken, daß gläubige Katholiken sich entschließen könnten, für das orthodoxe Rußland die Werbe trommel zu rühren. Hlibowizki endlich, der Alt- ruthene

verhältnismäßig geringes Aufsehen. Als 1867 die slawisch-ethnographische Ausstellung in Moskau abgehalten wurde, bei der Rieger er schien, galt dies als blutige Abendröte einer sturmbewegten Nacht, als Vorbote des drohenden Rassenkämpfes. Damals waren es erst wenige Jahre, daß der russische General Fadejew das Wort geschrieben hatte: Der Weg nach Kon stantinopel geht über Wien. Infolge des Wider standes, den die österreichische Regierung während des Krimkrieges Rußland entgegengesetzt hatte, war die Stimmung

im Zarenreiche gegen die habsburgische Monarchie tni höchsten Grade er regt, und! 'da man sich nicht noch einmal wie 1854 der Gefahr aussetzen wollte, daß ein auf Konstantinopel marschierendes russisches Heer durch die Drohungen Oesterreichs zum Umkehren genötigt werde, so gab es Kriegspläne genug, wie Rußland zuerst den gefährlichen Feind an der mittleren Donau niederwerfen solle, um dann ungehindert den Marsch zum Bosporus anzutre- ten. Noch tiefer wie das Volk war der Hof in Rußland verstimmt

der äußeren Politik auf die nationalen Entwicklungen und Bewegungen maßgebenden Einfluß üben. Die Stellung Oesterreich-Ungarns zu Rußland ist völ lig geändert sowohl dadurch, daß Graf Andrassy im russisch-türkischen Kriege die Neutralität Oester reich-Ungarns verbürgte, wie auch noch mehr durch den Umstand, daß während des Krieges in der Mandschurei und während der ganzen Dauer der Rußland erschütternden Revolution seitens des mitteleuropäischen Bundes die streng korrekte Haltung der Nichteinmischung

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Seite 1 von 4
Datum: 13.09.1869
Umfang: 4
, Mann für Mann bei der Wahl zu er scheinen und sich durch keinerlei Vorspiegelun gen von der Ausübung ihres ersten politischen Rechtes abhalten zu lassen. Innsbruck, am 13. September 1869. Das verfassungsfreundliche Wahlkomit«. Die Reformbestrelmngen in Rußland. Es gibt Politiker die in ihrer Abneigung gegen Rußland so weit gehen, jeden Fortschritt in diesem Staate zu läugnen, und die Behauptung ausstellen: alle von der St. Petersburger Re gierung sanktionirten Gesetze ^und Reformen seien

nur auf die Täuschung des Auslands berechnet, und somit nur „auf dem Papier" vorhanden. Diese Meinung wurzelt indeß in einem großen Jrrthum, der zumal aus der einseitigen Anschauungsweise entspringt, womit jene Politiker Rußland und die russischen Ver hältnisse betrachten. Wiewol Rußland ein absoluter Staat, so hat seine Negierung dennoch ihre Aufmerksamkeit der veränderten Weltlage, sowie dem Fortschritt ans den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens zugewendet, und diese Aeußerungen in den Kreis

der politischen Berechnung zu ziehen versucht, falls nämlich jene sonst dem russischen Organismus sich anpassen ließen. Sagt doch schon ein Artikel des bekannten politischen Testaments Peters des Großen: „Rußland dürfe nicht verabsäumen sich die Formen der westeuropäischen Staaten zu geben." Seit der Begründung des russischen Reichs durch Peter der I. hat es nun die St. Pe- ^/sburger Politik, trotz ihres absoluten Prinzips, stets verstanden für ihre Interessen und Plane die Denkkraft und Logik zu ver Bonden

Fortschritts keineswegs gering angeschlagen werden darf. Wir erinnern nur an die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Emanzipation des Bauernstandes, wodurch Rußland thatsächlich den westeuropäischen Staatseinrich tungen nahe gerückt ist. Dieser wichtigen Reform folgte im Lause der letzten Zeit eine Reihe anderer in der Verwaltung, Justiz u. s. w.; ja selbst in die Armee, diese Hauptstütze abso luter Staaten, zog schon nach dem Krimkrieg ein neuer Geist ein, der das russische Heerwesen einer vollständigen

Veränderung im modernen Sinn unterworfen hat. Leute, die gar keine Vor stellung von russischen Verhältnissen besitzen, niemals eine russische Zeitung gelesen haben aber dennoch über jene urtheilen wollen, bilden sich nach wie vor ein: alle Macht in Rußland gehe noch von der — „Knute" aus! Wer dieß verneint, wird scheel an gesehen, „Reaktionär oder „verkappter russischer Agent" geschol ten. Und doch regiert in dem heutigen Rußland die „Knute" ebenso wenig mehr als beispielsweise in Oesterreich

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 01.01.1896
Umfang: 8
Seite S Givoler HcrgSccrtk. Nr. 1 harre, so werde sie, im Falls eines Angriffes von Außen, keinen Freund finden, der sie aufrechthalte; man werde sich für ihren Bestand nicht mehr interesslreu. Damit hatte Salisbury den Fehler seines Vorgängers gutgemacht und überdies zwei Möglichkeiten eröffnet: entweder entschloß sich der Sultan, sein Reich zu reformiren, oder Rußland und Bulgarien, durch jene Rede belehrt, daß England eventuell die Türkei nicht mehr stützen werde, ver- einigten

sich mit ihm zu ihr^r Theilung, die also nicht in anti-englischem Sinne ausfallen könnte. Salisbury meldete sich zur Theilnahme einer Lösung der orientalischen Frage, die er nicht Rußland allein überlassen wollte, dessen Annäherung an Bulgarien ihm verdächtig schien. Am 16. Juli war Stambulow, der seit langen Gestürzte, von Leuten, die er als Minister verfolgt hatte, und die sich für die Hinrichtung von Freunden an ihm rächen wollten, ermordet worden. Stam bulow hatte, wenngleich oft mit harten, ja grau samen Mitteln

Kronprinzen Boris zum orthodoxen Glauben dem Prinzen Fer dinand die Gunst Rußlands erwerben würde. Aber jedenfalls zeigte sich, daß Rußland gerne wieder ein besseres Verhältniß zu dem, als Schachfigur im Orient sehr verwendbaren Bulgarien Herstellen will. Der unversöhnliche Kaiser Alexander III. ist tobt, drei Monate später, in den letzten Tagen des Jänner, ist ihm sein Minister Giers gefolgt, Stambulow ist nicht mehr — das sind Umstände, die eine An- Näherung erleichtern. Run war im Juni

, sondern er wäre dadurch auch in eine exponirte Stellung gerathen, hätie sogar vielleicht seinen Thron, der nicht eben fest steht, verlieren können, wie ihn einst der weit beliebtere Battenberger im Sturme der Ereignisse verloren hat. Um große Politik zu machen, braucht Prinz Ferdinand einen starken und unternehmenden Verbündeten, womöglich Rußland. Nun hat zwar Rußland kein Interesse daran, den Bulgaren zu Macedonien zu verhelfen, will aber eines Tages Constantinopel und ein Stück der asiatischen Türkei

. Dadurch und durch Erfolge in der auswärtigen Politik sucht man die öffentliche Meinung zu be ruhigen. Rußland hat im Bunde mit Frankreich und Deutschland dem siegreichen Japan Halt ge boten, so daß es sich im Monate Mai zu einer Milderung seiner Friedensbedingungen an China herbeilassen mußte, es ist die einflußreichste Macht am Hofe von Peking, fast der Ve-treter des chine sischen Reiches geworden und wird nun auch der Vertreter des Sultans, der jetzt Eugland als seinen feind betrachtet

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