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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 23 von 24
Datum: 17.11.1877
Umfang: 24
, ich will mich mit meiner Frau besprechen; Sie werden doch meiner Einladung, einige Tage hier zu bleiben, Folge leisten?" „Unverzüglich!" rief ganz entzückt Rudolf aus, und Otto freute sich innerlich herzlich, daß sein Plan und seines Freundes Wunsch so trefflich in Erfüllung gingen. Während Steiner mit seiner Familie alle Annalen ihres Geschlechtes durchblätterte, wobei sie leider niemals auf einen so viel versprechenden Vetter kamen, jagten Otto und Rudolf im Freien

herum, bewunderten die Wein¬ berge, Bäche, den Wasserfall und die Blumenflur, bis endlich die Zeit zur Abreise kam. „Mit dem Vetter sind wir noch immer nicht im Trockenen, doch ich will meine Tante befragen, die in Ungarn wohnt, die weiß unsere Genealogie, ich glaube, bis auf Adam zurück!" Rudolf und Otto bedankten sich vielmals für die große Gastfreund¬ schaft, schweren Herzens trennte man von der himmlischen Gegend, und als Rudolf beim

Eisenbahn-Coupe zurücksah, rief er unzähligemale aus: „Diese prächtige Villegiatur! In der That, eine Stunde in diesem Schlosse zu verweilen bietet großes Vergnügen!" „Ei, das größte, wenn man sich einige Tage sich dort einlogirt, nicht wahr Rudolf?" lächelte Otto. - - — - Nach dieser Begebenheit verflossen drei Jahre, als Otto in Geschäfts¬ sachen abermals in diese Gegend kam. Ein eigenthümliches Lächeln um¬ spielte seine Lippen

, als er des Schlosses gewahr wurde; „was gilt's" — sprach er zu sich selbst, „und ich disputire ihnen eine Tante aus Ostindien noch hinauf!" Während Otto sich auf diese Art selbst belustigte, kam von einer seitwärts gelegenen Au eine ziemlich heitere Gesellschaft hervor. „Wie," — dachte sich Otto, — „wenn dies Steiner sammt Familie wäre?" Ehe er noch sich die Gesellschaft näher besichtigen konnte, drangen bereits die Rufe an sein Ohr: „Sehteinmal

, dies ist ja unser Gast vor drei Jahren, welch' sonderbares Zusammenfinden!" Otto, der Steiner gleich an seiner Stimme erkannte, wußte für den ersten Monient nicht, was nun gebotener erscheine, sich erkennen zu geben oder ans diesen Ruf gar nicht zu achten- Da trat Steiner vor ihn, und die übrige Gesellschaft stand um ihn, wie um einen Gefangenen; schnell raffte sich Otto empor, um so unbefangen als möglich zu erscheinen, und grüßte mit der ihm eigenen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 24 von 24
Datum: 17.11.1877
Umfang: 24
182 „In der That, ich kann mich nicht entsinnen, jenen Herrn jemals ge¬ sehen zu haben!" erwiederte der Alte. „Seht nur einmal den Vetter Ambros an." „Vetter!" stammelte Otto, indem er purpurroth ward, und kaum auf- zusehen sich getraute. „Ei, zum Henker" — polterte wieder Steiner, „soll ich etwa Deinem Gedächtnisse zu Hilfe kommen? Kannst Du Dich denn ganz und gar nicht mehr Deiner Genossen erinnern, wie Du die Badecuren in Kärnten

ge¬ brauchtest?" „Ich Badecuren — in Kärnten, ich war doch gar nie noch in Kärnten." „Das auch noch, jetzt weiß ich wahrhaftig nicht ..." „Nun ist es Zeit für mich, zu sprechen Herr von Steiner," fing Otto an, und nun erzählte er den ganzen Vorfall, den sehnlichsten Wunsch seines Freundes beim Anblick dieses herrlichen Landgutes, den närrischen Einfall, der ihn durch den Kopf gefahren war, und wie ich sehe, hatte ich alles . " „Errathen!" fiel

der Chor ein. „In der That," erwiderte Steiners Vetter, — „erst durch einen Brief, den ich von einer Tante aus Ungarn erhielt, ward ich aufmerksam gemacht, und da ich mein Vermögen schon in's Trockene gebracht, so raffte ich mich auf, und auf diese Art kam ich von jenseits des Oceans hieher, ward freund¬ lichste ausgenommen, so zwar, daß . . . ." „Daß Sie niemals mehr auszuwandern gedenken?" frug Otto erwar¬ tungsvoll. „Nie mehr

!" „Und Sie Herr von Steiner sind hinlänglichst belohnt, einen so vor¬ trefflichen Vetter bei sich zu haben?" „Ei versteht sich, o wir lassen ihn ja gar nie mehr fort" — fiel die ganze Familie abermals im Chore ein. „Ei, dann umarmen. Sie mich, denn recht betrachtet, haben Sie das Ganze doch nur meinem übermüthigen Spaße zu verdanken!" Alle lachten nun erst über die wahre Lüge, dankten Otto für seinen närrischen Einfall, und baten

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