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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 10
Datum: 13.05.1943
Umfang: 10
vorzeitig bekannt würde. Das einzige, was zu dieser Stunde bekanntaegeben wurde, war die Mitteilung der Geretteten, daß die Luft im Boot bereits „foul", d. h. verdorben ge wesen sei . . . Nachdem es nun zweifelhaft geworden war, ob die Zeit mit Lufttanks das Boot zu heben überhaupt ausreichen würde, blieb noch eine Möglichkeit. (Fortsetzung folgt.) Oer Hof in 6er Gecimork / Immer ist der Bauer Christian stolz gewesen auf den Wald, seinen Besitz, der das schöne Anwesen am Hang des Berges überschattete

. Die Bäume um schlossen auf drei Seiten die Wiesen, die sich an den Hang schmiegten, aus dem Kornfeld grüßte der Gie bel des Hauses, den nur noch die Wipfel der Tannen überragten. Da konnte er leicht stolz sein auf seine sonnige Heimat, um die ihn seine Kameraden be neideten — um das Haus und um die Regina, sein Weib, das in dem Hause schaffte, zwei Kinder am Schürzenzipfel, und um den Wald — ja ja Christian Bichler schüttelte den Kopf. Er saß auf dem Bock eines hohen Trainwagens, vor den zwei Pferde

lassen die Zunge heraushängen und auch Christian Bichler hat ein trockenes Gefühl in der Kehle. Wenn das Auge den ganzen Tag nichts gesehen hat als Wald, Wald und wieder nur Wald, und wenn das in den letzten Tagen, Wochen und Monaten sich immer wiederholte, wenn der Wald sie einschloß wie ein enges grünes Wams und sie beinahe lebendig begrub, dann kommt die Stunde, wo man jeden Baum, und wär er der schönste, mit Stumpf und Wurzeln ausrotten möchte. Stolz sein aus den Wald? — Christian Bichler lachte

so laut, daß sein Kamerad, der hinter ihm auf der Leiter hockte, aushorchte. Sie fahren weiter. Der Wald nimmt kein Ende. Fichten und Kiefern, wirr durcheinander, lichte Bir ken. Niemand hat hier noch die Axt angelegt, außer an der Straße, wo sie Bauholz brauchten für die Wege und für die Hütten. Wenn er wenigstens mehr Nutzen abwürfe, der Wald — obgleich Christian Bichler auch davon nichts hätte — so wäre es doch unterhaltend, sich auszurechnen, wieviel ein Bauer hier verdienen müßte, sofern

einer auf den Gedanken käme, hier zu siedeln — einmal müßte doch einer den Anfang machen und hergehen und ein Stück Wald roden — er aber, Christian Bichler, möchte der nicht sein, nicht der und nicht der Nächste, was war das für eine Gegend, gut genug zum kriegführen: da wurden keine Aecker zerstampft, keine Häuser brann ten, höchstens der Wald, um den war nicht schade — hat man jo etwas schon gehört . Endlich sind sie zur Stelle. Es ist wohl bereits auf finnischem Boden. Da liegt der Heustapel. Die Pferde kriegen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 8 von 10
Datum: 18.06.1941
Umfang: 10
, in dem er seiner Ueberzeugung Ausdruck gibt, daß durch den feierlichen Akt in Venedig ein weiterer Grundstein für den Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kroatien und Italien gelegt worden sei. Der neue kroatisOe Staat Rom, 18. Juni. Der neue kroatische Staat hat den ersten offiziellen statistischen Daten zufolge, wie Stefani aus Agram meldet, eine Oberfläche von 115.133 Quadratkilometer mit 7,080.629 Einwohner. Im grauen Dämmern des Abends verschwanden die Boote. Christian aber war allein, und er wußte

, daß nun der Tod um seine kleine Wurt war, im Brausen des Sturmes, im Rauschen der Wasser und in den wirbelnden Strudeln, die den Erdwall zerfraßen. Als die Nacht kam, stand Christian vorn am Erdwall, dort, wo das Wasser übermächtig anrollte, wo ein immer breiter werdendes Loch anzeigte, daß hier unmittelbare Gefahr drohte. — Und plötzlich stand ein Mensch an der anderen Seite dieser Einbruchstelle und warf einen gefüllten Sandsack in das hereinströmende Wasser. Es war Greta. Sie hob einen zweiten Sack empor

den Wall, wo er zerbrochen war und wo das Loch ständig breiter wurde . „Oh. Christian, sieh nur — dort, der Baumstamm!" rief Greta plötzlich, „er treibt hierher — sieh doch!" Ein mächtiger Baumstamm, irgendwo losgerissen und ab getrieben, kam auf der Flut dahergeschwommen, mächtig und schwer. Und nun — nun legte er sich vor die Einbruchstelle des Erdwalles und — blieb dort liegen, mit seinem breiten, dunkeltriefenden Leib das Loch schließend und das Haus schützend und die Menschen und Tiere

—. Nach Stunden bangen Wartens begann das Wasser zu fallen. Und als es vom Kirchturm hinterm Deich die zweite Nachtstunde schlug, da raunte und gurgelte das zurückfließende Wasser schon außerhalb der Wurt. „Und nun, Greta?" fragte Christian,' da die Gefahr be hoben war. „Mein Platz ist hier und bleibt hier, Christian!" sagte Greta, und dies war ihr Gelöbnis, bei ihm zu bleiben, jetzt und immer. (Mfr.) Deutsche Matrosen bergen fünf lommies Beim^Anflug an die kanalküsie abgefchoffen — von einem hafenfchuhbook

für alles!" Mein platz ist hier! / von Lrich Körting Als die letzte große Sturmsee das Vorland überflutete, ge schah das, was den Christian und die Greta zusammenführte fürs Leben. Seit kurzem erst stand das Häuschen des Iungbauern Christian, und so mancher schüttelte wohl bedenklich den Kopf ob dieses Beginnens. Denn weit draußen auf dem Vorland hatte Christian sein kleines Anwesen errichtet, dort, wo jede Sturmflut noch eine Gefahr für Leib und Leben werden konnte, wo nur ein schwacher Sommerdeich das Marschland

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 13 von 24
Datum: 24.12.1936
Umfang: 24
haben?" „Es ist ein Wunderbäumchen!" machte sie ihren Tadel wie der gut. „Und du bist ein Glückspilz, Gustel!" „Das weiß ich schon lange, denn sonst hätte ich dich ja nicht bekommen!" antwortete er wie ein Hochzeiter. „Wenn du auch manchmal brummst, die beste Frau auf der Welt bist du ja doch!" Und das dachte auch das fremde Bübchen, als es mit strah lenden Augen vor seinem Gabentische stand. kleinen Christian. Friedrich Sacher. Schlimm war er gewesen. Sehr schlimm. Und so mutwillig war er dabei verfahren, daß er sein Leben

über ihnen polternd gelöst und sie verschüttet hatten. Kurt war auf der Stelle tot gewesen. Es war furchtbar. Christian vermochte nicht daran zu denken, ohne daß ihm so gleich die Tränen in die Augen traten, und er weinte doch sicher lich nicht leicht. Klaus lag, hieß es, im Spital, und es war un gewiß, ob er genesen werde. Und er selber, der noch am glimpflichsten daoongekommen war, so daß er sich zur Not hatte befreien und um Hilfe schreien können, stak hier im Bett, krank und geschient. Er hatte Schmerzen

, aber die verbiß er gern. Was am meisten weh tat, war das ungewöhnliche Verhalten des Vaters. Der war doch immer so gut zu ihm gewesen, so streng auch, wo er es für nötig befand, immer aber so gerecht und ein sichtig und ganz wie ein Kamerad. Ja, we»n der Vater ihn nur ordentlich ausgezankt oder ihn, trotz allem, reichlich verrenkt und zerbrochen, wie er war, auch noch verprügelt hätte, schön, in Gottes Namen! Wie gerne wäre Christian diesmal ver prügelt worden! Für ein paar Ohrfeigen zumindest

ihm nicht in die Augen. Christian begann zu schluchzen. Den Vater --"'zrte das nicht. Christian begann zu betteln, erst um Verzeihung, dann um eine Rüge; denn das konnte man nicht mehr bitten nennen. Der Vater überhörte das eine wie das andere. Christian hätte endlich noch gerne um eine Strafe, um eine ganz große Strafe gebettelt, aber dazu kam es gar nicht mehr, da stand zwischen ihnen schon die Mauer. Der Vater sah auch jetzt selten herein. Und immer nur auf kurze Zeit. Er überprüfte sehr sachlich die Verbände

, gleichgültig, immer mit demselben steinernen Gesicht. Christian war für ihn Luft geworden, wesenlos, höchstens noch ein leerer, ausgewechselter Balg, den man untersuchend mal so, mal so, bald links-, bald rechtshin drehte, aber nein, nicht einmal das, ein ganz und gar windiges Nichts. Luft. Es ließ sich nicht anders sagen. Da lag also Christian und hatte viel Zeit, nachzudenken. Auch kannte er nunmehr das Wandmuster seiner Stube, für das er kaum jemals einen anderen als einen raschen, hurtigen Senen- blick

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Seite 9 von 10
Datum: 15.04.1943
Umfang: 10
Brief an die preußische Regierung, legt sein Amt als preußischer Generalkonsul nieder und finanziert den Krieg Frankreich gegen Preußen. (Fortsetzung folgt.) Blick durch ein Senftcr / Christian war, todmüde vom schweren Tagwerk draußen aus den Feldern, in die Stube getreten „Feierabend!" sagte er froh zu feiner Frau und blickte mit leuchtenden Augen aus Janne in der stillen Erwartung, daß sie ihm sein Lächeln zurück geben würde. Doch Janne wandte ihm kaum das Gesicht zu, öffnete den Mund

nur zu einem Mur meln: „Keine Zeit! Hab' noch Arbeit genug!" „Was hast du denn noch fo Wichtiges zu tun, Janne?" fragte Christian. „Vielleicht kann ich dir Helsen?" „Ist keine Männerarbeit. Die Hasen müsien ge kämmt werden, haben ein zu dickes Fell!" antwor tete Janne kurz. „Die Hasen?* versuchte Christian ein leises Lachen und wollte sich damit zärtlich seiner Frau nähern. „Das hat doch wirklich noch Zeit. Janne!" Janne wich zurück. Wandte dabei Christian ihren Blick voll zu: einen halb erschrockenen, halb

ab weisenden, einen oerfchlosien fremden Blick. „Nein!" sagte sie gleichzeitig hart und bestimmt. „Also nein!" sagte Christian fast tonlos, drehte sich, den Kopf schüttelnd, langsam um und verlieh ohne jedes weitere Wort die Stube. Vor dem Hause stehend, verfiel Christian ins Grü beln. Er schaute über das Land, nach Osten, wo schon die Dämmerung ihre grauen Schleier auswarf. Wie sen tmd Felder bedeckte, Bäume und Sträucher weich verhüllte, alle Wege auslöschte. „Ich weiß wirSich nicht, was mit Janne

auf einmal los ist?" überlegte Christian. „Kaum ein Jahr sind wir jetzt verheiratet. Alles ist bisher gut gegangen, wir haben Glück auf den Feldern, im Stall. Es gibt keine Sorge, die Janne bedrücken könnte und wir haben in dieser ganzen Zeit noch keine Meinungsverschiedenheit ausgetragen. Und trotzdem ist feit ein paar Tagen Janne wie verwan dest. Sie lacht nicht inehr, kein Funke Freude ist in chrem Gesicht, im ganzen Körper, und je näher ich vor chr stehe, um so weiter scheine

und es siel Christian dabei ein, daß es Zeit war, den Fenster laden zur Nacht zu schließen. Während er sich dem Fenster näherte, hielt er mit einemMal den Schritt an. Nicht mehr, als knapp drei Meter vor Ihm und durch nichts anderes, als die dünne Glasscheibe ge trennt, saß Janne mit einem weißen Kaninchen auf dem Schoß. Janne hatte bereits die Lampe angezün det, deren weiches gelbes Licht sie hell umfloß und auch die ganze Stube beleuchtete, während kein Strahl nach außen drang, so daß Christian vollkom

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Seite 10 von 10
Datum: 16.12.1941
Umfang: 10
mit einem leichten Kopf neigen den Arm reichen läßt. Als Christian Brenkenkainp, in dessen Arm Lisa Brosius selbstvergessen dahingleitet, das Paar im Drängen und Schieben der auf der ziemlich beengten Tanzfläche Gleitenden erblickt, kann er ein halblautes, durch die Zähne gemur meltes „Donnerwetter, allerhand" nicht unter-, drücken. Aber er ist weit davon entfernt, sich zum Richter aüfwerfen zu wollen. Ja, im stillen freut er sich über Sabines Entschluß, sich zu neh men, was ihr Mann ihr trotz ihrer Jugend

Befriedi gung festgestellt bat, daß Christian Brenken kamp die Kunst Terpsichores doch besser be herrscht als dieser zwar sebr nette, aber doch in punkto Tango und Walzer etwas schwerfällige Dr. Mergentin. Vielleicht bat das Sargofsameer etwas auf ihn abgefärbt. Als Sabine am Abend noch Haus zurück- kehrt, sind ihre in der letzten Zeit etwas bleicher gewordenen Wangen frisch gerötet. Cornelius Brenkenkamp, der heute früher als sonst aus dem Kontor erschienen ist, fällt ihr Aussehen sofort

und dem unvermeidlichen Getanze." „Je nun. wir hatten eben Kasfeedurst, und die .Vier Jahreszeiten' lagen uns am nächsten." „Habt ihr irgendeinen Bekannten getroffen?" „Ja, Christian tauchte plötzlich auf." „Kann ich mir denken, ohne Musik kommt der nicht aus. Na, da habt ihr ja wenigstens Unter haltung gehaht." Soll sie ihrem Mann erzählen, daß noch ein anderer Unterhalter zugegen war und daß sie sogar mit dem und Christian getanzt hat? Aber sie wird der Beantwortung dieser Gewissens frage enthoben; denn gerade

, Cornelius." „Warum verheimlichst du mir etwas?" „Wieso sollte ich dir etwas verheimlichen?" erwidert sie möglichst harmlos und kann doch nicht hindern, daß ihr ein verräterisches Rot die Wangen färbt. „Du hast mir nicht alles erzählt, was vor ein paar Tagen in den .Vier Jahreszeiten' vor gefallen ist." „Vorgefallen? Ich wüßte nicht, was vor gefallen sein sollte." „Lege die Worte nicht auf die Goldwaage, liebe Sabine. Jedenfalls habt ihr, du und Lisa, euch nicht nur mit meinem Bruder Christian

unterhalten." Dabei betont er das letzte Wort nachdrücklich. „Nein, wir haben auch ein wenig getanzt." „Nur mit Christian?" fragt Cornelius Bren kenkamp unerbittlich weiter, ohne eine Miene zu verziehen. Wie in einem richterlichen Verhör kommt Sa bine sich vor. Trotz und Widerstand steigen in ihr auf. Spioniert er hinter ihr her? Woher weiß er denn das alles? „Nein, nicht allein mit Christian, sondern auch mit einem gewissen Herrn Dr. Mergentin, der zufällig am Nebentisch saß und von Chri stian als Freund

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Seite 16 von 36
Datum: 03.09.1938
Umfang: 36
„Wie war denn das? Da wüßte ich gern Einzelheiten." „Na, ich nannte Kühne dem Herrn Baron. Wenn Sie meinen, daß er sich für diesen Posten eignet und zuverlässig ist, dann soll er ihn bekommen. Sprechen Sie mit ihm. Genau so hat er gesagt, der Herr Baron. Ich Hab mir dann Kühne hergerufen. Christian, Hab ich zu ihm gesagt, hast dich immer als tüchtigen Kerl gezeigt, ich Hab dich dem Herrn Baron als Borarbeiter vorgeschlagen, er ist einverstanden. Na, freut's dich gar nicht? Denn der Christian

wird es wohl her sein", antwortet er. „Drei Jahre. So lange ist es doch auch ungefähr, daß Chri stian das Trinken anfing. Da gibt's keinen Irrtum, das stimmt. Förster, ob Köhne was gegen den Herrn Baron hatte? Ob er sich an ihm gerächt hat?" „Der Christian? Tja, wisse das einer? Zutrauen möchte ich's ihm nicht. Er ist ja nicht mehr der Alte, hat ja auch im Verdacht gestanden, zu d n Lumpen gehört zu haben, die hier schwarzgingen, wenn man ihm auch nichts hat beweisen kön nen. Und daß tzr trinkt... wäre

schon möglich, daß' er was mit sich herumschleppt, was ihm keine Ruhe läßt." „Er muß ihn gehaßt .haben, den Herrn. Baron", sagt der Wachtmeister und berichtet, was die junge Förstersfrau wußte. Ein kurzes Schweigen entsteht. Strobel sieht, daß der För ster mit seinen Gedanken irgendwo in der Vergangenheit ist. „Ich habe ihn später einmal getroffen, den Christian", hebt jetzt März an, „wie er schon drüben im Staatlichen gearbeitet hat. Christian, Hab ich gemeint, hättest es bei bei mir schöner

etwas gegeben haben muß, einen Zusammenstoß, eine Auseinander setzung ... was weih ich, seit welcher Zeit der Christian solchen: Haß auf den Herrn Baron hatte." „Hm. dann muß ich mir den Christian vornehmen." Strobel hat es plötzlich eilig. Er lehnt sogar, den vom För- .stLr.sLlbst.Ln.gc:sttzten.Mußschn'äps,^h.,,o nmt stbuw jttii ii ! * . ' Als Wachtmeister Strobel bei einsetzender Dämmerung wieder dem Dorf zufährt, ist er mit dem Ergebnis seiner letzten Tätigkeit nicht recht zufrieden. Es war keine leichte

Aufgabe, Christian Kähne auszufragen. Der Mann blieb ver stockt, soviel er auch auf ihn einredete. Daß er jene Worte gebraucht habe, die man dem Förster hintertragen hatte, be streitet Kähne aber nicht, auch nicht, daß er den Ermordeten gehaßt habe. Ueber den Grund dieses Haffes verweigerte er aber jede Auskunft. „Ist eine Sache, die niemand weiter was angeht, Herr Wachtmeister", beharrte er. Und am Tage des Mordes sei er von der Arbeit weg gleich nach Hause gegangen, zusam men mit seinem Kollegen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 5 von 10
Datum: 30.03.1944
Umfang: 10
fjdlig' Brot / £?&»*»• Schwer schlug die Hand des Bauern aus die Tisch platte nieder. „Nia kimmt mir des Stadtmadl aufn Hof, merk dir des. Christian!" „Dotter, die Herta is mit Leib und Seel bei ins Schaug. wenns net a Freud hält zur Bauernsach, dann hätts sie fl do net freiwillig zum Landdienst gmeldt." „Es is a Unterschied, Christian, ob man lei oan, zwoa Jahrln bei ins herauhen is, oder ob ma zeit lebens Bauernarbeit tian muah. I sag halt, a Etadtmadl taugt seiner Lebtag net zur Bauernfrau

dem is oane niDlang koa Bäurin." Heiß wallte in Christian der Unmut auf, doch ge waltsam zwang er sich zur Ruhe. Ging es doch um sein ganzes Glück — denn für den jungen Klausen- hoser gab es nur mehr dieses liebe, schlichte Mädel aus der Stadt, das wie ein guter Hausgeist zu ihnen gekommen war. Darum begann er noch einmal in bittendem Ton. „Denk do grad dran, Votier, wia guat und geduldig die Herta infre Muatter pflegt, was sie ihr an die Augen abderschaut, tuat sie ihr an " „Bua", der Alte legte schwer

de» Alten. „Kimm gsund wieder, Bua — und mach» guati" Christian nickte. „Werst di meiner nie schämen müaßn, Flotter, aber ehnder i geh, Hab t no a Frag: Laßt mir die Herta?" Die Weichheit verflog aus den Zügen des Mten. .Lascht da no koa End amacht, i kann dir nur des Gleiche wieder sagen — des taugt net und tuat koa guat!" - „Und i Heirat koa andere!" „Mann — Christian!" Beschwörend kam die Stimme der Klausenhoserin vom Fenster herüber. „Vergällls enk net die Abschiedsstund, es werü alles no recht

werden." .Hast recht. Muatter", der junge Bauer ging hin über und strich leise über den grauen Scheitel der Mutter. Der Klausenhoserin wurden die Augen feucht unter der seltenen Liebkosung. Sie sah zu ihrem Einzigen aus. „Mei Buau — „Jetz muaß i giahn, Muatter " Da zog sie ihn zu sich herab und strich mit zitternder Hand über seine Stirne. „Kimm wieder. Christian " Still sah sie dann Mann und Sohn nach, wie sie nebeneinander her über die Dorfstraße gingen. Ach. jetzl gesunde Füße haben und mit ihnen gehen

unbeholfene Magd werkten nun am Hof. Sie spürten es alle, das Fehlen des Christian und des fleißigen Knechtes Peter, der fast zugleich mit dem Haussohn den grauen Ehrenrock angezogen hatte Und der Lange» kam und brachte Arbeit aus Feld und Acker. Die Herta griff zu, wo sie nur konnte, rauh waren ihre Hände und müde die Glieder, aber sie schaffte aus ganzer Seele, denn sie tat es ja für den einen den sie lieb hatte, und sie tat es aus trotzigem Stolz für den andern, der nicht glauben

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Seite 10 von 10
Datum: 23.12.1941
Umfang: 10
aber ist es nicht Zorn; ein bisher nie empfun denes Gefühl beengt ihr die Brust. Auch in Christian Brenkeickanrps Innen» vollzieht sich eine Wandlung. Er hat dieses Mädchen zu der heutigen Aussprache mit an den See genommen unter dem Vorwand, sie in die Geheimnisse des Segelsports einzu weihen, in Wahrheit, um „reinen Tisch zu machen", ihr beiderseitiges Berhältnis auf dem Grunde rein kameradschaftlichen Zusammen lebens zu festigen, mag sein Bruder darüber denken wie er will — und nun? Blüht

ihm dort in diesem frischen, reinen, so natürlichen Men schenkind nicht alles entgegen, was er nur wün schen kann? Braucht er nicht nur die Hand aus zustrecken. um sie an sich zu reißen? „.Herr Ober — zahlen!" ruft er herrisch und strafft sich empor, rechnet mit dem Kellner ab Und erhebt sich. -„Komm, Lisa, wir wollen nun ein bißchen segeln", fordert er das Mädchen auf, das wie aus -einem Traum auffährt und ihm stumm zum Bootssteg folgt. Auch das übrige hat sich Lisa ganz anders gedacht. Dieser Christian Brenkenkamp

ist ja völlig verändert. Einen langen Vortrag hält er ibr über Bau, Takelung und Bedienung des Segelbootes. Endlich nach einer guten Stunde Fahrt kommen sie an eine Stelle, die selten nur von Seglern ausgesucht wird. Uebermannshohes Schilf, schlägt über dem Boot fast zusammen. Die Lust ist so still, daß an Segeln nicht mehr zu denken ist. Christian, hat .einen Bootshaken in der Hand und stakt das leichte Fahrzeug immer weiter in das raschelnde Rohr hinein. Ein paar Wasserhühner purren knatternd

langgliederige Zweige wie gelöstes Frauenhaar tief bis zum Wasser spiegel herniedertauchen. An einer geeigneten Stelle springt Christian ans Ufer, zieht das Boot heran und hilft Lisa beim Aussteigen. Wieder spricht er nur das allernötigste. „Komm, Lisa, ich will dir etwas zeigen." Da bei geht er voran, muß ihr öfters durch die dicht wuchernden Büsche erst Bahn schaffen, bleibt plötzlich stehen und weist mit der Hand nach der einen Seite. Als Lisa mit ihren Augen folgt, fällt ihr Blick auf ein stark

vermorschtes, windschiefes, von Moos und Waldpflanzen oller Art umwucher- tes Häuschen. Eisten Augenblick läuft es ihr trotz der sommerlichen Wärme kühl üb r den Rücken, Fragend blickt sie zu Christian Brenkenkamp aus. der mit zusammengekniffenen Lippen neben ihr steht. _ „Das Haus des alten Goldschmieds am Schlangensee." „Mach keinen Unsnm, Christian", wehrt sie mit gemachtem Lachen ab. „Vier Jahrhunderte kann so ein Häuschen doch nicht aushalten. und dann, die ganze Geschichte ist doch nur ein Mär chen

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Seite 18 von 32
Datum: 31.10.1911
Umfang: 32
die Berufung gegen die¬ ses harte Urteil angemeldet, während der Staats¬ anwalt gegen die zu geringe Strafbemessung einge¬ schritten war. Beide Berufungen wurden gestern vom Landesgerichte Innsbruck abgewiesen und das erft- richterliche Urteil bestätigt. (Ein gefährlicher Wilddieb.) Eine in¬ teressante Verhandlung beschäftigte am vergangenen Samstag das Landesgericht Innsbruck. Angcllagt waren die beiden Brüder Christian und Gabriel Plangger aus Langtaufers

, und zwar Christian wegen der Verbrechen der öffentlichen Gewalttätigkeit und der versuchten schweren Körperbeschädigung und der Übertretung des Wilddiebstahles, Gabriel wegen der Übertretung des Wilddiebstahles. Am 14. Aug. 1907 versahen die beeideten Aufsichtsjäger Heinrich Huber und Martin Hohenegg am Hinterbergl, Ge¬ richtsbezirk Nauders, den Jagdschutzdienst im ära¬ rischen Jagdgebiete. Im Laufe des Nachmittags er¬ blickten sie in Entfernung

vor¬ wärts. Me Jäger folgten ihm und suchten ihn zu fesseln; da er aber heftigen Widerstand leistete und nn einen Transport über die Felswände ohnehin nicht zu denken war, ließen sie ihn laufen und sahen, wie er in der Richtung gegen Langtaufers zu verschwand. Der Verdacht der Aufsichtsjäger lenkte sich auf den als passionierten Jäger bekannten Chri¬ stian Plangger. 'Christian aber war noch am selben Tage aus Langtaufers verschwunden

denn auch der eine, kenntlich an kurzen Hosen und dunklem Barte, mit Gewehr, kurzem Eispickel und Rucksack, der die Spuren frischen Blutes auf¬ wies. Pockstaller sprang auf den Mann zu, erkannte in ihm den Christian Plangger aus Langtaufers und verhaftete ihn. Nur mit Hilfe seines Revolvers konnte Pockstaller den ertappten Wilddieb vorwärts bringen. Obwohl er der: Kerl scharf im Auge behielt, nahm dieser doch unvermutet Reißaus und kollerte einen steilen, felsigen

Abhang hinab, wohin Pockstaller ihm nicht zu folgen vermochte. Pockstaller eilte zur Gen¬ darmerie und diese begab sich zur Behausung des verdächtigen Christian Plangger. Christian, der im 'oberen Stockwerke des Hauses weilte, kam auf Ver¬ gangen der Wache die Treppe herab, glitt dabei aus 'und tat, als ob er sich am Fuße verletzt habe. In per Tat aber markierte er diesen Sturz nur, um die starke Schwellung des rechten äußeren Fußknö

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Seite 8 von 20
Datum: 25.05.1935
Umfang: 20
in ihr, wie soll ich mich je wieder in der Stadt zurccht- finden, in der Stadt, die mir nie Heimat war und in der ich so allein und verloren bin. Du, Reserl, gehst zurück in die lachenden Fluren der Garonne, du, Liesl, kehrst heim zu Mann und Kind, Christian, ja, du hast es gut, bist ein Mensch der Berge, lebst in und mit ihnen. Aber ich? Ein steinernes Häusermeer wird mich bald wieder umgeben. Ach, ihr könnt es nicht wissen, ihr ahnt nicht, wie das an einem zieht, wie der Ruf der Berge mächtig ist und man keinen andern Wunsch hat, als immer

auf ihnen lastete. Sie hatten noch keine Kerze entzündet, denn der Mond warf eine breite Lichtbahn durch die Fenster und ließ alle Dinge erkennen. Monika hockte vor dem kleinen Ofen am Boden und ihr braunes Gesicht war von den aufzucken den Flammen bald in Helligkeit, bald in Schatten getaucht. Reserl und Liesl saßen eng aneinandergeschmiegt auf ihrem Matratzenlager und liehen die Füße über den Rand baumeln. Ein Seufzer kam aus der dunklen Ecke, in der Christian lehnte. „Kinderlen," meinte er in das Schweigen

hinein, „ihr wer det euch doch nit fürchten, eine Nacht allein hier heroben zu bleiben. Ich möcht' schaun, ob der Spielhahn schon balzt. Ein Stutzen und Schrot ist da, vielleicht schieß ich einen Vogel und ihr könnts euch ein paar Hahnenschwanzeln zum Andenken mitnehmen." Mit einem Ruck erhob sich Monika. „Du, Christian, geh, darf ich nicht mitkommen? Weißt, so eine Nacht wie die heu tige, bei dem Mondschein, da möchte ich mit draußen sein." „Hascherl du, das ist nichts für dich. Abfahren

bei dem unsicheren Licht bis zur Waldgrenze, dann ein paar Stunden auf den vertrackten Vogel lauern, der vielleicht überhaupt nit kommt, und dann in der Früh wieder der schwere Aufstieg, das wird zu viel für dich." „Bitte, bitte, laß mich mitkommen. Du wirst schon keine Not mit mir haben, ich versprech dirs." Bittend blickte Monika zum Christian hinüber und der konnte nicht anders als Ja sagen, so flehten die Augen aus dem braunen Gesichtchen. „Also komm. Aber dann warni anziehn. Heißen Tee nimmst mit. Ich mach

' derweil die Skier fertig." Dann glitten sie in schneller Fahrt auf ihren Skiern dahin. Fast taghell war es, ein sonderbar bleiches, diffuses Licht warf der Mond über den Schnee. Der Christian hatte die Moni am Seil und im gleichen Rhythmus wie er schwang sie hinter ihm her, ohne Sturz und Aufenthalt ging es hinunter. Bald war der Wald erreicht. Schütter lag der Schnee zwischen den Bäumen. Sie schnallten ab und ließen die Bretter zurück. Nun wurde es dunkler um sic. Spärlich sickerte das Licht

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Seite 10 von 10
Datum: 19.12.1941
Umfang: 10
Leite 4 Nr. 249 „Neueste Zeitung' Freitag, den IS. Dezember 1941 lNachdruck verboten) 15 TREUE UM TREUE Familienroman von Kurt Felscher Urheber-Eecbtsschutz: Drel-Qoellen Verlag, KönlgsbrBck (Bez. Dreiden) Vielleicht ist es diese Vision, die nach Beendi gung des graziösen Spiels Sabine Brenken kamp nach verrauschtem Beifall auf den Gedan ken kommen läßt: eigentlich könnte man auch ein bißchen tanzen. Aber noch ist es wohl zu früh; noch ist man an der Musik nicht ersättigt, Christian Drenkenkamp

Können seines Bruders. So hat er ihn noch nie spielen hören. Plötzlich bricht die Musik ab, Christian Bren kenkamp läßt die Geige sinken und ruft unter dem Beifallsklatschen dor Zuhörer zu seiner Schwägerin hinüber: „Sabine, nun sing du uns zum Schluß 'was." Alles andere hätte die junge Frau erwartet, nur das nicht. Gewiß, sie singt gern für sich, besonders wenn die große Stille des Hauses gar zu beengend auf ihr lastet. Aber hier — vor zum Teil so fremden Menschen? Es sträubt sich etwas in ihr. „Aber ich bitte

dich, Christian, nach diesem Kunstgenuß? Das würde ein mehr als mäßiger Abschluß und kein Ohrenschmaus", sucht sie ab zulenken. „Mer verehrte gnädige Frau; mein Freund Christian hat mir erzählt, eine wie hübsche Stimme Sie haben. Wollen Sie uns nicht den kleinen Gefallen tun?" hört Sabine plötz lich eine Stimme, und als sie zu Dr. Mer gentin aufblickt, sieht sie in dessen Augen einen warmen Schein leuchten., „Na, Sabine, ziere dich nicht länger und singe was", unterstützt auch ihr Mann Dr. Mergen- tins Bitte

könnte. Natürlich braust der Beifall mächtig auf, als sie geendet, besonders Christian ist ganz aus dem Häuschen, worüber sein Bruder nicht son derlich erbaut ist. Er liebt solche Temperaments ausbrüche nicht. Am stillsten ist Dr. Mergentin. Als sich Sa bines Blicke mit den seinen kreuzen, glaubt sie in ihnen zu lesen: Ich danke dir! Und sie hat sich nicht getäuscht; denn während die anderen schon ihre alten Plätze wieder einnehmen, steht er neben ihr und führt, ohne ein Wort zu spre chen, ihre Hand

an seine Lippen. Als sie er schrocken zu ihm aufblickt, sieht sie, wie es um feine Lippen schmerzlich zuckt. Da Cornelius Brenkenkamp wieder bei seinen Messegästen wie vorher Platz genommen hat, folgt Dr. Mergentin Sabine zu dem Rundtisch der jungen Leute. „Christian, du bist uns noch das Ende der Ringsage schuldig", bittet Sabine, deren Herz seltsam schwer in der Brust pocht. „Ja, also wo war ich denn stehengeblieben?" „Wo der alte Goldschmied der Irmingard Aufklärung über die Bedeutung der vielen Ringe

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 10 von 10
Datum: 17.12.1941
Umfang: 10
: „Gut, ich will annehmen, daß ich dir vor allem wert bin, und damit du siehst, wie harmlos die ganze dumme Geschichte war, werden wir Christian bitten, diesen Herrn Dr. Mcrgentin aufzufor dern, bei uns Besuch zu machen. Dann können wir ihn einmal einladen; du lernst ihn kennen, und wenn wir uns dann einmal in der Oeffent- lichkeit mit ihm zeigen, natürlich mußt du dabei sein, stopfen wir den bösen Zungen, vor denen du dich so scheust, den Mund." „Gut, liebe Sabine, ich billige deinen Vor schlag

. Und nun ist alles klar. Ich habe dich doch lieb." Dabei beugt er sich tief zu ihr herab und drückt einen Kuß auf ihre Lippen. 6. K a p it el „Also hör' mal, Christian, du könntest diesen Dr. Mergentin, deinen Bekannten aus Buenos Aires, gelegentlich, natürlich möglichst unauf fällig auffordern, bei uns Besuch zu machen. Deinen Angaben nach und was mir Sabine erzählte, scheint er ein ganz annehmbarer Mensch zu sein. Ich gebe zu, daß es ein wenig still in unserem Hause zugeht. Er könnte uns dann gelegentlich zwanglos

besuchen und von seinen Eindrücken in Uebersee erzählen. Ich Hab' so was auch ganz gern." Christian Brenkenkamp blickt erstaunt von seiner Zeichnung auf, die er gerade vor seinem Bruder auf dem Tisch in dessen Privatkontor ausgelegt. Merkt Cornelius doch endlich, daß man als Ehemann seiner jungen Frau auch etwas Zerstreuung bieten muß. Er hat ihm ja vor ein paar Tagen absichtlich von dem Zu sammentreffen mit Sabine und Lisa in den „Vier Jahreszeiten" erzählt, um ihn etwas auf zuputschen

. Lisa hat ihrer Schwester Sabine geholfen. Anstatt des großen Ausziehtisches in der Mitte des Eß zimmers hat man ein paar kleine Rundtische in den Ecken aufgestellt mit bequemen Sesseln dar um. Jeder soll sich seinen Platz suchen, wie es ihm beliebt. Es werden dach ein paar Menschen mehr erscheinen. Cornelius Brenkenkamp will die Gelegenheit benutzen, um sich zwei Ge schäftsfreunden erkenntlich zu zeigen, die gerade zur Messe in der Stadt weilen, nnd Christian will außer Dr. Mergentin

noch einen Musik studenten mitbringen, mit dem er sich neuer dings angefreundet hat. So werden im ganzen doch rund zehn Personen Zusammenkommen, gerade genug zu einer zwanglosen Unter haltung. Gegen acht Uhr abends treffen sie nachein ander ein, am pünktlichsten Sabines Eltern, am unpünktlichsten Christian mit seinem Gefolge, Dr. Mergentin und Herbert Gontard, dem Mu sikstudenten. So bleibt Dr. Mergentin nichts anderes übrig, als sich bei dem Brenkenkamp schen Ehepaar ob seines Spätkommens zu ent schuldigen

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 8 von 10
Datum: 16.10.1941
Umfang: 10
. Sie kosten!. Brosch. „Lebensfreude d. Gesundheit!" Morgens, wenn die ersten gelben Sonnenstrahlen durch die Fenster in das große Krankenzimmer tasteten, schob Christian seinen Kopf zur Sette, um zu sehen, wie die dichten Aeste der Bäume im Park von dem warmen Licht berührt wurden. Die Mosel nickten leise und er glaubte, das heimliche Rascheln der Blatter zu hören. Das war wie das sanfte Platschen des Was sers, wenn es ans Ufer spülte, zu Hause, in dem kleinen Dorf, das weit oben in Ostpreußen lag

seiner Bauchwunde. Viel sprechen durfte er nicht, aber seine Augen leuchteten immer blank in den Tag. Schlimmer war es mit dem jungen Blonden, der neben Christian lag. Der sprach selten ein leises Wort, er schaute vor sich hin, und manchmal seufzte er heimlich. Aber er klagte nie. obgleich er starke Schmerzen haben mußte, denn sein Arm war zerschmettert. Dann war ein Tag, da führte die junge Krankenschwester eine alte Frau ins Zimmer. Es war am Nachmittag und Christian schlief. Die alte Frau war sehr klein

. Mit behutsamen, winizgen Schritten ging sie an Christians Bett. Als die Schwe ster den Schläfer wecken wollte wehrte die Alte ab. Sie ließ sich leise auf einen Stuhl nieder, der dicht am Bett stand. Dann faltete sie die Hände über dem Schoß und sah auf das schla fende, ruhige Gesicht. Lange saß sie so. Die beiden anderen Verwundeten sahen stumm aus die kleine, weißhaarige Frau. Eine Stunde mochte so vergangen sein, da wachte Christian aus. Er sah die Gestalt an seinem Lager und erkannte das Gesicht

seiner Mutter. Er konnte nicht sprechen, er vermochte das alles kaum zu be. greifen. Aber die Mutter hatte sich über ihn geneigt, und die alten, harten Hände hatten seine Wangen gestreichelt. Da mußte Christian weinen, aber er schämte sich nicht. Die Mutter hielt seine Hände. „Mutter", sagte er endlich, „so weit bist du gefahren?" Lächelnd nickte sie. Es fei schön gewesen, zu ihm zu reisen, meinte sie. Dabei war sie seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr in der Eisenbahn gefahren. Sie erzählte von dem Dorf

, von dem kleinen Haus, von dem Gar ten, der nun viel zu groß für sie sei, und sie zog aus ihrem altmodischen Täschchen etwas hervor, das in weißes, dünnes Papier gewickelt war Christian öffnete das Papier. Es war eine bald verwelkte Blüte. „Von deinem großen Strauch, Junge." Sie sprach viel und war so munter, wie Christian sie gar nicht kannte Und immer hielt sie seine Hände gefaßt. Noch nt# hatte Christian so viel Liebe und Güte in einem Gesicht ge sehen. Und die anderen waren ganz ruhig, sie lauschten

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 11.04.1941
Umfang: 8
. Und er wußte genau, wie er Marga heute eine Freude bereiten konnte. Punkt fünf betrat er die Villa chrer Eltern. Direktor Blink empfing ihn freundlich, und auch die Frau Mama gefiel Christian. Marga aber war leider nicht zugegen. „Marga mußte einen Vetter zur Bahn bringen, der un vermutet heute abreiste, sie wird aber in einigen Minuten zurückkommen", entschuldigte die Frau Direktor ihre Tochter und reichte Christian die Fingerspitzen. Mit liebenswürdigem Lächeln beugte sich Christian über die beringte

Hand. Bevor sein Mund sie aber noch berührte, richtete er sich plötzlich wieder auf und begnügte sich mit einem herzlichen Händedruck, während er etwas krampfhaft ver bindlich „sehr angenehm" murmelte. Frau Direktor Blink warf ihm einen verdutzten Blick zu und stellte ihn der übrigen Gesellschaft vor, die sich rund um den behaglich knisternden Kamin gruppiert hatte. „Die Herrschaften baden doch nichts dagegen, wenn ich mich etwas absondere , sagte Christian und stellte sich in eine entfernte Ecke

zum Fenster. „Beim Kamin ist mir nämlich zu warm." Befremdet brachte ihm der Hausherr quer durch das Zim mer einen Stuhl. Christian kam ihm in der Absicht entgegen, den Stuhl selbst zu tragen, überlegte es sich aber im letzten Augenblick und überließ es dem Direktor, ihm den Stuhl zurechtzurücken. „Sehr liebenswürdig", lächelte Christian und blieb stehen. „Wollen Sie nicht Platz nehmen?" „Platz? O nein, danke sehr, ich bin gar nicht müde." Der Direktor lächelte gereizt und entfernte sich. Merkwürdig

über das Ta-1 schentuch, und bückten sich um es auszuheben. Nur Christian = stand steif in seiner Ecke und lächelte starr. „Nicht nur ein Lümmel, auch ein Idiot", seufzte die Haus- g frau und verzweifelte an der Menschenkenntnis ihrer Tochter. = die ihr diesen Christian als einen liebenswürdigen und wohl- = erzogenen jungen Mann geschildert hatte. Inzwischen hatte der | Direktor das Grammophon geholt, um mit Musik und Tanz g über die peinliche Situation hinwegzukommen. = „Sie sollen ein fabelhafter Tänzer

sein", wandte er sich an Z Christian, „vielleicht beginnen Sie mit einer der Damen?" | „Sehr gerne —" stotterte der junge Mann, „aber heute — i bedauerlicherweise habe ich mir den Fuß verstaucht..." 5 „Unbegreiflich, warum Sie sich dann nicht niedersetzen!" | versetzte der Direktor. In diesem Augenblick erwachte der Z winzige Schoßhund Margas, der bis dahin in einem Winkel - geschlafen hatte, und sprang, durch die Grammophonmusik § erregt, kläffend an den Gästen empor. Mit besonderer Wonne ^ stürzte

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Seite 3 von 22
Datum: 03.09.1927
Umfang: 22
Langsamkeit die Gelegenheit, Schnelligkeit die Kraft. | | Niccolo Machiavelli. | Fohmm Christian Fangerl. der letzte Richter von Uchgl. Von Josef Maschier. Das fagenreiche, erst durch den Bau der Arlbergbahn dem Welt verkehre näher geruckte Paznauntal, ist die Heimat vieler tüchtiger Männer, die sich in verschiedenen Berufen und Lebens stellungen ausgezeichnet haben. Einer der verdientesten Söhne dieses abgelegenen Tales ist Johann Christian Z a n g e r l, der letzte Dorfrichter von Ischgl. Zwar glänzt

sein Name nicht in den Annalen des Landes, wird aber noch immer von den Paznaunern mit Achtung und Stolz genannt. Er ist der Sprosse eines weitverzweigten, nachweisbar bis in das 15. Jahrhundert zurückreichenden Geschlechtes, dessen Ab kömmlinge dreimal Wappenbriefe ausgefolgt erhielten. Die Eltern des am 28. März 1759 in Ischgl geborenen Johann Christian Zangerl ivare» der Gastwirt Franz Xaver Zangerl und Maria Viktoria Siegerin aus St. Gallenkirchen, in dem an das Paznauntal angrenzenden Montafontale

. Aus dieser Ehe stammten vier Söhne, von denen Johann Christian der älteste war, und eine Tochter. Letztere, Marianna mit Namen, war mit Paul Zangerl verehlicht und starb im Jahre 1808 zu Kempten in Bayer». Der zweitgeborene Sohn und älteste Bruder von Johann Christian war der praktische Arzt Franz Alois Zangerl. der 1785 zu Freiburg im Breisgau das Doktorat erwarb, zur weiteren Ausbildung sich nach Wien begab, längere Zeit in Edinburgh seinen Beruf ausübte, dann ivieder in sein Vaterland zurückkehrte

Ausbildung des sehr begabten Christian bei- getragen, der schon als junger Mann durch bedeutende Kenntnisse, besonders in der Geschichte der Heimat und in Rechtssachen, sich fie bei der Konferenz nichts anderes zu tun gehabt, als diesen Beschluß als die Meinung der österreichischen Bauernschaft und ganz Oesterreichs zur Kenntnis der Kongreßteilnehmer ans den Staaten der ganzen Welt zu bringen. Nie war die Gelegenheit dazu günstiger, als auf diesem Kongresse. Weil es nicht geschehen fft

, ihren Bürger Christian in neunmaliger Wahl auf je drei Jahre zu ihrem Dorfrichter zu wählen, und zwar das erstemal am 12. August 1789. Nachdem er aus diese Stelle am 6. Jänner 1797 freiwillig verzichtete, wurde er am 25. Jänner 1809 nochmals als 81. und letzter Richter wieder gewählt und versah als solcher dieses verantwort liche Amt bis i.0. März 1810, in welchem Jahre die bayerische Regierung alle den beiden Gemeinden Ischgl und Galtür zu- gestchert gewesenen Freiheiten ganz aufhob, die schon 1806

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 10 von 10
Datum: 29.12.1941
Umfang: 10
kann, ist er an ihrer Seite, nimmt ihre beiden Hände in die seinen und schreit ihr förmlich ins Gesicht: „Weil ich dich liebe, wirklich und wahrhaftig, liebe!" Dabei küßt er ihre Fingerspitzen. „Das ist ja gerade das Tolle bei der Sache, daß ich ganz ehrpuffelig sein wollte a la Cor nelius Bruder meiniges und nun zum restlos in dich verliebten Anbeter geworden bin." „Und was soll nun daraus werden?" fragt das Mädchen ganz kläglich. Sie kann nicht recht daran glauben, daß Christian Brenkenkamp es ernst meint. Und wirklich

krault sich der junge Herr am Kopfe, ehe er prahlerisch hervorstößt: „Eine wundervolle heimliche Liebe, von der niemand nichts weiß, wie es im alten Volksliede heißt. „Hm — also weder dein Bruder noch die Meinen sollen etwas erfahren?" fragt das Mädchen mit engen Lidern. „Ueberhaupt, sag mal, war das nun eine richtige Liebeserklärung vorhin? Du weißt schon von wegen reinem Tisch!" „Hart backbord, Mädel!" schreit Christian ihr zu. „Ruderpinne herum! Wir kentern noch." Wie sie aus dem Schilfdschungel

an dich haben?" „Wenn es Herbert Gontard wäre?" Diesmal hätte Christian Brenkenkamp bei nahe das Boot zum Kentern gebracht, so un überlegt riß er an der Schot. „Daß ich nicht lach'!" ruft er halb ärgerlich, halb belustigt ihr zu. „Gontard, der kleine dumme Musiksttident. Nee, Lisakind, wenn ich dir alles glauben soll, das nicht. So ein junges Bürschchen, knapp zwanzig Jahre. Willst du etwas später die Frau eines Musikers in einem Orchester, bestenfalls eines Kapellmeisters werden?" Unterdes ist das Boot mit vielen

anderen dem Landesteg bei der Seegaststätte nahegekom- men. Nun heißt es aufpasten! Beim Aussteigen hilft Christian dem Mädchen und bemerkt eine tiefe Falle zwischen ihren Brauen. Aber er sagt nichts. Gemeinsam bringen sie das Boot an seinen Liegeplatz und ziehen das Segel ein. „So, nun können wir noch einen Dämmer schoppen machen", schlägt Christian Brenken- kamp vor. „Um sieben fahren wir zurück zu Muttern." „Könnten wir nicht bald zurückfahren?" bittet Lisa. „Ich habe Kopfschmerzen bekommen", gibt

sie als Vorwand an. Tatsächlich fühlt sie sich ziemlich elend. Der ganze Märchenzauber des Nachmittags ist ver flogen. Warum muß sie immer wieder an den von Christian so absprechend beurteilten Her bert Gontard denken? Nein, soweit wie dieser Christian es sich vorstellt, sind sie noch nicht. Er nimmt sie ja gar nicht ernst. Die ganze Liebes tändelei war nur eine Laune des Augenblicks. Er müßte sich ganz anders zeigen, wenn sie ihm einmal für immer angehören sollte. Jetzt ist sie sehr einverstanden

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 10 von 10
Datum: 22.12.1941
Umfang: 10
schweift ihr Blick über die Ahnenbilder, die an der Längswand hängen. Dr. Mergentins Blick folgt dem ihren, wäh rend er Sabine zu ihrem Platz geleitet. Gern trägt sie ihn nicht, denkt er bei sich und kann sie verstehen. Jedenfalls wäre es bester gewesen, Christian Brenkenkamp hätte dieses sonderbare Märchen nicht erzählt. Lieber kann der jungen Frau der Ring dadurch nicht geworden sein. 7. Kapitel Lisa Brosius führt einen heroischen-Kampf in ihrem Jungmädchenherzen. Wem soll sie die Siegespalme reichen

mit Christian steigen. Strahlender Sonnen glanz vergoldet den <^ommertag. Da kann man sich hübsch machen. In ihrer weiten blauen Strandhose mit der netten weißen anliegenden Sportjacke sieht sie äußerst verführerisch aus. Um die braunen Bubenlocken hat sie ein buntes Seidenband geschlungen. Ausnahmsweise pünktlich um drei Uhr hupt Christian Brenkenkamp vor ihrer Wohnung, um sie zur Fahrt nach dem Wasser abzuholen. Daß sie schon hinter dem Fenster nach ihm Ausschau gehalten hat. sagt er ihr auf den Kopf

zu. Sie streitet es auch nicht ab, behauptet aber ; mit Nachdruck, ihre Erwartung habe nicht ihm, sondern der bevorstehenden Segelpartie gegol ten, was er mit einem überlegenen Lächeln quittiert. Sie sitzt neben ihm und schielt ab und zu zur Seite. Wie sicher er den Wagen trotz seiner erheb lichen Geschwindigkeit durch das Straßengewirr steuert! Augenblicklich erscheint sein Gesichtsaus druck so angespannt, wie sie es bisher noch nie an ihm beobachtet hat. Dieser Christian Bren kenkamp kann also auch durchaus

der Stadt hinter sich und biegen gerade in di». Reichsauto straße ein. Sofort gibt Christian Gas, und der Wagen schießt mit großer Geschwindigkeit über die Betondecke. Nach zwanzig Minuten Fahrt sind sie am Ziel. Schon von weitem winken lustig im Sommer wind flatternde Wimpel von den verschiedenen Bootshäusern der Rudergesellschaften, und durch Lücken im Mischwald blinkt und blitzt der Spiegel des Sees. „So, mein Fräulein, nun wollen wir mal erst den braven Lenzingaul dort am Parkplatz verstauen", lacht

Christian Brenkenkamp nun wieder ganz jungenhaft, HUst seiner Begleiterin aus dem Wagen und sieht zum erstenmal be wußt, wie nett das Mädel aussieht. „Laß dick, mal ankieken", freut er sich und dreht Lisa Brosius ein paarmal um ihre Achse. „Famos siehst du aus, kleines Mädchen", lobt er sie und klopft ihr gönnerhaft auf die Schulter. Lisa Brosius steht vor ihm purpurübergossen wie ein gescholtenes Schulmädel und ärgert sich im stillen grün und blau über diese dumme Blutwelle, mehr

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 9 von 10
Datum: 07.08.1941
Umfang: 10
: „Jeder Glockenschlag ein Gottesgericht! Rhythmus des Lebens, das Arbeit ist und Müh und Segen!" Drunten, viele hundert Meter tief, unter der grünenden Erde wuchtet inmitten seiner rußgeschwärzten Kameraden auch der Christian. Ein junger Mensch, breit, untersetzt. Mit Fäusten, die das Leben fest zu packen gewohnt sind. Und blaue Augen hat er, blau und tief wie das Meer. Dazu ein Herz, das heiß ist und tapfer schlägt allezeit. Ehe heut der Christian einfuhr zur Nachtschicht, sandte er noch einen innigen bittenden

ihn in Pflicht. Er begann zu schaffen. Toller als je, Stunde um Stunde, ohne auf zuschauen. Die Kameraden sahen des öfteren verwundert zu ihm hin. Während der Mittagspause aber kann sich sein Nachbar zur Rechten nicht enthalten, stößt ihn an und fragt: „Jan! — Kommst mir heut so sonderbar vor. — So seltsam ernst und fo still? Hast etwa ein Unglück daheim?" Christian versucht zu lächeln. Es gelingt daneben. Er kann halt nicht heucheln. Er ist ein zu gerader Kerl. Ohne Falsch. Und ohne Schauspielertalent

hatte ihm die Herztür fest verriegelt. Doch wenn er einmal in seiner Art den Mund austat, dann kam mit Ge wißheit auch etwas Gewichtiges und Bedeutsames über seine Lippen. Sein Wort klang nicht rauh. Er hatte ein sonores Organ. Trotz allem war es eindringlich wie ein Befehl. So ließen die Kameraden den Christian in Ruhe. Christian schuftet. Sein nackter, rußiger Oberkörper ist schweißüberdeckt. Stunde vergeht um Stunde. Hund um Hund rollt hochbeladen davon. Zuweilen aber zuckt es urplötzlich schmerzhaft

. Frühlingshauch umfächelt sie. Tief holen sie Luft. Die Nacht schicht ist beendet. Christian eilt, so schnell er kann, zur Brause, greift seinen Kleiderstrick und zieht sich hastig um. Sein Herz hämmert vor Ungeduld. In seinen Ohren ist ein Brausen, gleich dem Rau schen in den wuchtigen Wassertürmen. Mit kurzem, flüchtigem Gruß stürmt er davon. Kopfschüt telnd sehen ihm die Kameraden nach. Vorn am Tor steht wartend ein altes Mütterchen. In fast silberweißem Haar. Mit der Linken hält sie ein wollenes

Um schlagtuch über der Brust zusammen. In der Rechten trägt sie in vor Aufregung zitternder Hand einen Frühlingsstrauß. Suchend wandern ihre Augen von einem der Kumpels zum anderen. Da plötzlich hebt sie freudig die Hand: „Christian!" „Mutter!" „Mein lieber Jung!" Sie drückt ihm den Strauß Feld blumen in die harte Faust. „Ich gratuliere dir! — zu deinem — Buben!" „Dank Mutter! Vielen Dank! — Und Hannelore?" „Sie hat sich tapfer gehalten. Sie hat es so auch gut über standen!" Ueberglücklich vor Freude nimmt

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Seite 4 von 12
Datum: 03.10.1941
Umfang: 12
ist und das viel neuer ist mit seinen breiten, lichten Fenstern, wohnt Christian, der Bauer, mit Weib und Gesinde. Breit und rot glimmt der Kamin in der großen Stube der Bauernburg zu Born, Schatten und Licht wechseln über die ge täfelten Wände. Die Leute sitzen bei der Arbeit: Ude, der Knecht, Mariedl und Käte, die Mägde, und Peter, der Sohn. Peter mit seinem blonden Schopf und seiner pfiffigen Nase, der den Kopf voller Flausen und Geschichten hat. Seine Augen sind von einem hellen Grau wie das salzige Meer

war auf seinen Fersen. Da vergruben sie den Schatz, viele Barren Gold, das Kriegsgeld des Königs, unter dicken Quadersteinen des tiefsten Kellers... Ude schnitt Stangen zurecht, sein Messer blitzte von Zeit zu Zeit auf im roten Licht. Drüben stand Christian, der Vater, groß und stark wie ein Baum, die harte Stirn zum Fenster ge neigt. Peter sah ihn an. Hart war alles an ihm, dem Vater. Die breiten Hände, der dröhnende Schritt seiner Füße, die schmalen, eingekniffenen Lippen, die fein Gesicht wie ein Strich

spalteten, die Augen, die über einen hinweg zu blicken schienen, wenn man in sie hineinsah. Und in dieser Dämmerung des Abends, an dem Ude seine Geschichten erzählte, verschwamm vor den angestrengt schauenden Augen des Knaben Christian Gestalt. Ein grauer Mantel schien um des Vaters Schultern zu wallen, daß er im schweigsamen Schauen durch das schmale, schießschartenähnliche Fenster wie ein Krieger aussah auf der Wacht. Ude hatte ausgehört zu sprechen. Die Spinnräder schwiegen. Diese Stille zerriß

von einem dumpfen Dröhnen, das in rhythmischen Schlägen wiederkehrte und dessen Ursprung ihr ein Rätsel war. Sie weckte Christian, und als er den schweren Riegel an der Hofpforte aufstieß, um nachzuschauen, verstummte das Geräusch jäh. Am nächsten Tag suchte der Bauer mit dem Knecht alles ab, aber sie fanden keine Spur. Auch die Hunde hatten geschwiegen, seltsam genug. Am Abend sprachen sie von dem Ereignis der vergangenen Nacht, die Frauen waren un ruhig und Peter lauschte erregt ihrem Gespräch. Man ging früh

begannen vor Schrecken zu zittern. Christian sagte nichts. Am folgenden Abend blieben sie lange auf. Noch nie hatte Peter den Vater so gesehen, wie er dasaß, den Kopf in die Hände gestützt und wie verloren vor sich hin blickend. Kognak aus Frankreich Von F. M. G o k u m, zur Zeit im Felde Auch wer sich in seinem bisherigen Leben aus Rechtschaffenheit und Grundsatz nur an Bier und Körnchen geletzt hatte, kommt, so er als Landser in Frankreich steht, doch noch auf den Geschmack, wobei der Geschmack

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Seite 14 von 14
Datum: 12.12.1941
Umfang: 14
bei solchen Gelegenheiten ansetzen. Ich habe da in einem Geschäft eine wundervolle Ananas ge sehen. Also dann auf Wiedersehen am Abend!" Damit erhebt sich Christian Brenkenkamp, küßt Sabine die immer noch kühle Hand und geht zur Tür. — Frau Alwine hat ein nettes Mahl vorbereitet, und Sabine Brenkenkamp schmückt mit dem Hausinädchen den Tisch. Zum ersten Male kann sie das neue Tafel service mit dem schmalen Goldrand aufstellen. Muß sie sich nicht der netten Sachen freuen, die sich zwischen den Blütensträußen, den fein

viel Glück bringen. Daran will sie sich halten. Sie will das Glück zwingen. Verla», KSnlrsbr&ek (Bez. Dresden) Aber sie muß auch von Christian erfahren, was man von diesem Reif aus grauer Vorzeit raunt. Natürlich eine alte Familiensage, weiter nichts. Ihrem Mann scheint sie nicht zu behagen, sonst hätte er wohl seines Bruders Andeutun gen nicht so bestimnst abgebrochen. Nun ist sie natürlich erst recht neugierig geworden. Pünktlich um 7 Uhr treffen die Gäste ein. Ein heller Schein fliegt über Sabines

, aufgeschlossenes Menschenkind. Lisa Brosius sieht ganz reizend aus. Im Gegensatz zu ihrer blonden Schwester ist sie dunkelhaarig mit braunen Augen. Das knapp anliegende blaue Straßenkleid läßt ihre jugend lich sportgestählten Formen unaufdringlich zur Geltung kommen. Heute ist sie mächtig aufge regt. Bisher hat sie Christian Brenkenkamp meist nur sehr flüchtig bei gelegentsichen Be suchen bei ihrer Schwester Sabine wieder ge sehen. Damals, bei der Hochzest in Wang, ist er ihr Tischherr

gewesen und hat ein bißchen mit ihr geflirtet. Seitdem hat sie ihm in ihrem Iung- mödchenherzen ein geheimes, nur ihren Gedan ken zugängliches Kämmerlein cingeräumt. Ob er heute kommen wird? Dieser Christian Brenkenkamp ist nämlich ein etwas sonderbarer junger Herr trotz seiner oder vielleicht wegen seiner erst 25 Jahre. Daß er im technischen Büro des Hauses Dren- kenkamp seinen Mann steht, weiß Lisa von ihrer Schwester, ebenso daß die Brüder nicht beson ders miteinander stehen. Christian hat neben seinem eigentlichen

. Für Musik ist sie weniger eingenommen, das überläßt sie ihrer Schwester, die gut Klavier spielt und auch ganz nett singt. Aber Schwimmen und Rudern treibt sie für ihr Leben gern. Warum hat Christian sie rroch nie zum Segeln eingeladen? Er besitzt doch ein so nettes kleines Segelboot „Pippa". Er scheint sie immer noch für einen besseren Backfisch zu halten, den man sportlich nicht ernst nimnst. Plötzlich wird sie aus ihren Gedanken geris sen; denn der, mit dem sich ihre mädchenhafte Phantasie beschäftigt

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Seite 1 von 32
Datum: 08.04.1905
Umfang: 32
in die Karten blicken kann, polnisch zu wirtschaften, Post und Feuilleton. Christian Falkner.*) Eine Skizze von I. Weber. (Nachdruck verboten.! Am 16. April 1855 — in einigen Tagen also wird ein halbes Jahrhundert seitdem verflossen sein — starb zu Längenfeld im Otztale der bekannte f rühmesser Christian Falkner, welcher bei seinen ebzeiten der „Höslichkeits-Prosessor" oder auch der „Längenfelder Natte", d. h. Vater, nämlich Studentenvater, genannt wurde

. Geboren am 1. Jänner 1765 erreichte er das seltene Alter von 90i/i Jahren. Seine Heimat war das wal¬ dige Niederthei, eine kleine ötztalische Ort¬ schaft, welche östlich von dem Dorfe Umhausen, eine gute Stunde von demselben entfernt, ans einem hohen Berge liegt, und aus den Weilern Bichl, Hösle, Lehen, Sennhof, Ennebach und Über¬ feld besteht. In Lehen stand die Wiege unseres Christian, welcher erst im elften Jahre seines Lebens die Schule

betrat, wo er in zwei Wintern yrdentlich lesen, etwas schreiben und rechnen lernte. Aus der Schule entlassen, betrieb er die Leinen¬ weberei. „Zehn Jahre habe ich gewirchet und nie Teufel gesagt, das ist viel" — war ein beliebter *) Siehe die Broschüre: „Der Höflichkeits - Professor Christian Falkner" von I. A. Schöpf, Salzburg 18L5; dritte Auflage Innsbruck 1856, Wagner. Ausspruch des nachmaligen Frühmessers. Nach¬ dem Falkner zehn Jahre

Krautgarten geworfen hatte. Ans dem Sellrain heimgekehrt, verlegte sich Christian auf das En¬ zianwurzengraben, und zwar so eifrig, daß ihn die Niedertheier scherzweise „Wurzen-Christle" nannten. Noch in dem Jahre, wo er studieren ging, verdiente er mit „Wurzen" von Bartlmä (24. Aug.) bis Michaeli (29. Sept.), also inner¬ halb eines Monats, 36 Gulden. In seinem 27. Lebensjahre schritt Falkner, weil mm seine jün¬ geren Brüder herangewachsen

waren, an die Aus¬ führung seines längst gehegten Planes. Als der gute Bursche seine Absicht zu studieren der Mutter kundgab, weinte diese vor Leid und Freud; denn Christian war ihr ans Herz gewachsen. So brav, so fleißig — und ihn verlieren, das war ein bitteres Gefühl. „Aber er kann Geistlich wer¬ den" — dieser Gedanke erheiterte ihre Seele. Wie die Mutter, so dachte auch der Vater, welcher schon lange den Wunsch seines ältesten Sohnes kannte und billigte

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