Gedrängte Geschichte des östreichischen Kaiserstaates bis auf die neueste Zeit
Beit: 1630—1832. 131 Bundes — so wurde die Zusammenkunft genannt — (1631, 12. April), waren so schwankend, daß sie kein Resultat herbei fuhren konnten; die entschlosseneren Mitglieder des Bundes vereinigten sich deßhalb mit Gustav Adolf, und nach zwei Monaten stellten schon einige Fürsten an Sachsen die Frage: ob denn der Bund noch wirklich bestehe? Gustav Adolf hatte ein Bündniß mit Frankreich geschlossen. Frank reich verpflichtete sich, jährlich 466,006 Thaler zum Kriege gegen den Kaiser
zu zahlen, dafür sollte Gustav Adolf den nächsten Feldzug mit 30,000 Mann Fußvolk und 6666 Reitern beginnen. Als Zweck des Krieges wurde angegeben: Beschühung der Freunde, Sicherung der Ostsee und des Meeres, Demolirung der an beiden Meeren erbauten Schanzen und Festungen, Wiedereinsetzung der bedrängten und unterdrückten Stande des Reichs. Der König von Schweden soll mit dem Herzog von Baiern, und der katholischen Liga Neutralität halten, wenn sie dasselbe thun; in den eroberten Orten soll der König
von Schweden sich nach den Reichs satzungen halten, und nicht reformiren, sondern wo er katholische Reli- gionsübung vorfindet, selbe verbleiben lassen (1631, 29. Jänner). Im Frühjahre eröffnete Gustav Adolf die Feindseligkeiten. Ihm gegenüber befehligte Tilly ; den der Kaiser zum Generalissimus seiner Armee ernannt hatte. Aber Gustav Adolfs Armee war gut gerüstet, die kaiserliche in so kläglichem Zustand, daß Tilly von ihr schreiben konnte: "Ich finde den Stand der Armee wegen Abgang natürlicher
Lebensmittel und anderer Bedürftigkeit so übel, elend und armselig beschaffen, daß ich fast zweifle, ob man mit selbigem Volk, zumalen es obiger Ursachen halber zu fechten ganz unwillig ist, etwas Fruchtbarliches ausrichten könne." Tilly stand mit 34,666 Manu bei Frankfurt an der Oder. Gustav Adolf eroberte schnell Neubrandenburg, Latz, Malchin und Demmin; die Herzoge von Mecklenburg zogen wieder in ihre angestammten Lande. Die Wiedereinsetzung dieser vertriebenen Fürsten war einer der schönsten Momente
in Gustav Adolfs Leben. Kolberg ergab sich; in ganz Pommern hatten die Kaiserlichen nur mehr Kreuzwalde inne. Tilly wandte sich zur Belagerung von Magdeburg, sofort rückte Gustav Adolf vor Frankfurt an der Oder, und nahm es mit Sturm. Von dort zog Gustav Adolf nach Brandenburg. Der Kurfürst war sein Schwager, hegte aber gegen den König Mißtrauen, weil er Gustav Adolfs Absicht auf Pom mern errieth, worauf Brandenburg ein allgemein anerkanntes Anrecht 9 *