und schätzen, sondern auch trinken ge lernt haben, ebenso wie den Roten, so in vollen Zügen, beim Törggelen, literweise zu Durst und Freude, und ihn ab und zu sogar suchen gehen dorthin, wo er am köstlichsten quillt. In die Brixner Gegend allerdings kamen wir zu allerletzt. Früher gab's nur Rießlinge und Weißburgunder von den Terlaner und Nalser Talrändern, Regele und Payrsberg und so. und den wunderbaren Kreuzbichler, und im Herbst hie und da so ein dünnes, herbsüßes Jungfernwasserle, Muskatellblaterle
Gläsern stilvoll ge nießbar — da ist er gut, ganz kalt natürlich, daß das Glas anläuft, frisch vom Keller; wirkt äußerst appetitanregend. Bleibt aber iminer Ausnahme. Kein Bozner verlor sich zechend im Weißen in geselliger Ruilde, abends überhaupt nie, kein anderer als Roter wird je beim Perlaggen ausgetan und wenn man im Wirtshaus ein 'Viertele an schafft, kriegt man, ohne gefragt zu werden, einen Roten. Wenigstens bei uns im Etschland überall. Etschländerwein ist rot und bleibt rot. Und einem Weißen
begegnet jeder mit einer gewissen Reserve seines Durstgefühls und seines Gaumens, hält stets eine gewisse Distanz zu ihm, beobachtet eine gewisse miß trauische Zurückhaltung. Niemals läßt er ihn mit so vollen, herzhaften Schlucken durch die Gurgel rinnen wie den Roten, trinkt ihn auch niemals so schnell wie diesen. Ungewohntheit, Voreingenommenheit vielleicht. Sagt man ja, der Weiße sei nicht so bekömmlich wie der Rote, verursache Schädelbrummen und andere Zustände, wenn man viel davon trinkt, abends
auf den Roten eingestellt, der bei uns wächst, und haben gegen den Weißen jenes Miß trauen, das man Fremdlingen, Zuagroasten, immer entgegenbringi. Der typische Etsch länderwein ist und bleibt rot, kommt von Pergeln. die blauer Traubenlast voll sind, und nicht von dürftigen Steckelen, quillt als rubinrot funkelndes Rebenblut eines milden, gottgesegneten Sonnengaues aus unseren alten Kellern und strömt beglückend durch die ihm angepaßten Adern der Etschländer Volkswirtschaft und der Etschländer Menschen
. Was so mitten in den weitge dehnten Tafeln im Boden oder in den Stößen auf den Leiten an weißen Sorten gezogen wird, ist verschwindend wenig, eine Spielerei, rein nur da, um zu beweisen, daß der Rote die Krone unseres Weinbaues stets war und bleiben wird. Der Rote ist der Wein der Heimat, die Freude unserer Zunge, der Beleber unserer Laune, der Tröster unserer Herzen; den Roten trinken wir, den Weißen kosten wir nur. So war es immer und so wird es immer fein. Das ist Tradition, jahr- hunderte alte, gute