Seite 2 „Der Tiroler' SamStag 30. März 1907 Welch ein Weg von VilagoS bis Czegled, wo > kürzlich Kossuth der Sohn als Sprecher Un garns, daL man ihm am SchmerzenSfreitag 1900 ausgeliefert hat, Oesterreich die Bedin gungen diktierte, unter denen cS einen Frieden, nein, nur ein en vorläufigen Waffenstillstand von Ungarn haben könnte. Der Tagesbefehl von Czegled dürfte Oester reichs führende Politiker endlich zum vollen Bewußtsein der schmachvollen Abhängigkeit ihre« Vaterlandes gebracht
haben, die das dualistische System verschuldet hat. Und darum wird der Dualismus vor dem künftigen Abgeordneten hause keine Gnade mehr finde». Mit Aus nahme weniger Offiziösen, die keine Meinung haben, wohl aber Meinung zu machen bemüht find, gibt eS in Oesterreich keine Stimme mehr, die sich für daS unglückliche System erhöbe. Aber so ewig Oesterreichs Parteien in der Ab« lehnung des Dualismus find, so widersprechend stird die Anschauungen darüber, was an dessen Stelle zu setzen sei. Gar viele wollen gar
nichts an dessen Stelle setzen, Oesterreich und Ungarn einfach als zwei verschiedene Reiche, die einander nichts angehen, fortcxistieren lassen, bis von außen her .Ordnung gemacht' wird. Nicht viel besser und kaum patriotischer find jene, die auf eine Personalunion lossteuern. DaL eine wie das andere bedeutet das Ende der Monarchie. Die Patrioten endlich wünschen eine Erneuerung der habsburgischen Monarchie auf einer BafiS, die möglich ist. Darum ist der 14. Mai von so großer Wich tigkeit, weil er bestimmen
wird, ob über das Schicksal unserer Monarchie ewe patriotische oder eine »«patriotische Mehrheit entscheiden wird. Die Frage, für welche BafiS sich ge gebenenfalls die Patrioten entscheiden werden, ist heute nicht aktuell: wohl aber die Frage, ob jene, die am 14. Mai siegreich aus der Urne hervorgehen, den Glauben an Oesterreich besitzen, oder ob ihnen das Schicksal ihres an Ehre» imd Siegen reichen Vaterlandes gleich gültig geworden ist. Patrioten werden sich über die Frage der Form des noch dualistische« Oesterreich
bald verständigt haben. Vor allem ist notwendig, daß die Gewählten ein Oester» reich überhaupt wollen. Wenn ja, so ist die kommende Wahlschlacht ein Kampf zwischen den Soldaten des ReichSgedankeuS und dem „inneren Feind'. Möge der Osterglaube an ewe Auferstehung des alte» Oesterreich am Tage der Wahl ge rechtfertigt werden! Der Bauernkrieg in Wumänien. Der Verlauf derBauernreoolte in Rumänien zeigt klar, daß es sich hier um einen sozialen Kampf handelt; denn nicht allein gegen die jüdisch