Seite 4 „Der Xtroler' Donnerstag, 31. August 1905 Der Kaiser in Südtirol. An Kältern. Kältern, 27. August. Unser Markt hat sich großartig darauf vorbe reitet, den Kaiser, welcher für kurze Zeit seine Fahrt von Bozen auf die Mendel hier unterbrach, zu em pfangen. Fahnen wehten an den Häusern, speziell an den öffentlichen Gebäuden, und Girlanden gaben den Häusern und Straßen ein festliches Gepräge. An der Stelle der Kreuzung der Straße mit der Mendelbahn war eine mächtige Triumphpforte
auf gestellt worden, besonders schöne Dekoration wies der Bahnhof auf. Programmäßig traf der Hoszug um < halb 1 Uhr hier ein, während die Pöller dröhnten, die Glocken läuteten und die Musik die Volkshymne spielte. Am Bahnhofe hatte die Ge meindevertretung, der Klerus, an dessen Spitze der Dekan Hueber war, die Beamten, sowie Schützen, Veteranen und die Musikkapellen von Kältern und Eppan u. a. m. Aufstellung genommen Der Kaiser schritt, nachdem er den Wagen verlassen hatte, sofort auf den Bürgermeister
zu und konverfierte mit dem selben längere Zeit. Sodann traten drei Mädchen vor den Kaiser und begrüßten ihn durch Aufsagen pon Gedichten, was den Monarchen fichtlich erfreute. Er -ließ allen drei Madchen (Hermine v. Strenitzer, Aloifia Kasl und Lotti Baronesse Di Pauli) ein kostbares Andenken überreichen. Die Vorstellungen dauerten Mger, als im Programm vorgesehen war, und so verzögerte sich die Abfahrt um eine Viertel stunde. Der Kaiser konverfierte in huldvollster Weise mit den vorgestellten Persönlichkeiten
. Als der Kaiser den Wagen der Mendelbahn wieder bestiegm hatte und sich der Zug in Bewegung setzte, dröhnte neuerdings die Pöllerkanonaoe und die Glocken läuteten, bis der Zug auf der Mendel ankam. Den Zug, den auch der Generaldirektor der Südbahn und die beiden Präsidenten der Mendelbahn begleiteten, führte Ingenieur Jordan. Fer Kaiser auf de^ MendeK , Mendel, 27. August' ; Die Fahrt unseres Monarchen nach Kältern und auf die Mendel war vom Wetter ebenso be günstigt wie der Aufenthalt Sr. Majestät in Bozen
. Auf der Fahrt nach Kältern ersah der Kaiser, der im Bozen—Kalterer Ausfichtswagen mit dem Blick nach rückwärts Platz genommen hatte, daß alle Orte, die,er auf der Fahrt passierte, Fahnenschmuck an gelegt hatten. Die Stationsgebäude waren mit Tank enguirsanden, dem kaiserlichen Wappen und schwarz-gelben Draperien dekoriert. Ueberall, wo sich Gelegenheit hiezu gab, waren auch auf der Strecke finnige Dekorationen angebracht. Die Be wohner aus der Umgebung hatten an jenen Bahn- Hergängen Stellung genommen