I. Oktober 1054 DER STANDPUNKT Belte T LITERKTUK- KUNST- THEATER. Zum 15. Todestag von Sigmund Freud Das Kellergeschoss der Seele Von OTTO F. BEER Als Im Jahre 1938 die ln Wien plün dernden SA-Gruppen auch in die Woh nung Sigmund Freuds eindrangen, war er gerade mit einer Uebersetzung aus dem Englischen beschäftigt. Seine Gat tin führte — um jede Störung von ihm lernzuhalten — die Unterhandlung mit den Rowdies, als deren Ergebnis sie ih rem Gatten mitteilte, die Eindringlinge forderten
in Deutschland über sein Lebenswerk knapp und klar informiert sein wollte, fand etwa in Knaurs Lexikon die lapi dare Notiz: FREUD, Sigmund, + 185G, Jude, Wie ner Arzt und Psychologe, Begr. der dem dtsch. Wesen fremden u. von d. Wissenschaft widerlegten Psychoana lyse, Die Explosion im Inneren Keine der grossen Erschütterungen unseres Denkens, weder die Relativi tätstheorie noch die Atomspaltung noch irgendeine andere geistige Umwälzung, hat so heftige Reaktion hervorgerufen wie das Lebenswerk Freuds
er «das Haupt der Medusa angeblickt» hatte. Als die Psychoanalyse sich anschick te, aus der Sphäre des wöchentlichen Tarockabends und der Aerztedebatt.en in der Berggasse hinauszudringen und die Welt aufzurütteln, fragte einer der Schüler Sigmund Freud, ob ihn dieser Erfolg nicht stolz mache. Er erwiderte darauf mit einer Anekdote über Crom- well. Englands Diktator wurde am Ta ge seines grossen Triumphes befragt, ob es ihn nicht mit Freude erfülle, dass so viele Leute gekommen seien, um ihn in London
