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Der Standpunkt
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Seite 5 von 16
Datum: 22.09.1950
Umfang: 16
21. September 1950 DER STANDPUNKT Seite ! 5orglo.se Tage in S. Sebastian Serge Perettl, Maurice Bejart wnd Olga Adabache; Klavierabende des polni schen Pianisten Niedzielski; zwei Kon zerte des Solistenorchesters des Colle gium Muslcum Italicum aus Rom- unter Direktor Renato Fasano... die Italie ner führen zweifellos in dieser Re-In ternat!onal>sicrung des spanischen Kunstlebens. Es ist wahrhaftig ein Er eignis für die auf diesem Gebiet prak tisch länger als ein Jahrzehnt in gei stiger Inzucht

gebliebenen Spanier. San Sebastian ist aus seiner Provinzialisie- , rung als leicht separatistische «Capital | donostiarra» der guipuzcoanischen Bas ken wieder erwacht und hat seine | einstige Bedeutung als internationaler i Treffpunkt, der etwas zu bieten vermag, I wiedergewonnen. (Bekanntlich hielt sich in früheren Jahren auch Kaiserin Zita regelmässig ln San Sebastian auf). Luxusleben ohne Polizeistunde Glücklich die Maler und Bildhauer, die für würdig befunden wurden, in dieser fieberhaften Hochsaison

einen ... _ _ ... ..... Ausstellungsraum in San Sebastian zu- Fesetcn kostet, sind bis auf den letzten [ gewiesen zu erhalten. Zwei katalanische Platz besetzt. Hunderte von Durchrei-j Maler machen viel von sich reden, An senden finden kein Quartier und rieh- tonio Massoni Pijuan im Städtischen ten sich in ihren Autos Notlager her,' Kunstsaal und Bernardo Ylla in den ■was für den Besitzer der «Ranchos Aranz-Sälen.'Der zweite, ein sehr jun- frios» (so nennen die Spanier die brei- ger Künstler, kann auf sehr erfolgrei- SAN SEBASTIAN

, im September Die «Sernana Grande» von San Seba stian ist nur eine , der unzähligen Fest wochen, die sich jeden Sommer in allen grossen und kleinen Fremdenverkehrs- orten Nordspanlens abspielen, aber sie ist ln diesem Jahre zweifellos die glän zendste. Die Anwesenheit der Madrider Ministerien, vereint im «Ministerio de Jornada», das alljährlich während der drei Sommermonate die Abwicklung der Regierungsgeschäfte übernimmt, macht San Sebastian zur sommerlichen Interimshauptstadt Spaniens. Der Geld

- und Hochadel Madrids, Kastiliens und des Südens hat seine eleganten Residenzen ln dem lieblichen Hügellande um San Sebastian und in den benachbarten Badeorten bezogen; das Diplomatische Korps ist in die «Perle der Concha», wie die Guipuz- coaner ihre Hauptstadt nennen, über gesiedelt. Alle Unterkünfte in der Stadt, von der «billigsten» 80-Peseten-Pension im vierten Stock bis zu den Palästen der Luxushotels auf der Strandavenida, wo ein Tagesaulenthalt SOO bis 1000 ten, amerikanischen Stromlimienllmou

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Der Standpunkt
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Seite 7 von 12
Datum: 31.08.1951
Umfang: 12
». ,-;-v Folglich klopfte er nicht an, sondern öffnete. Es gehört zu den Gewohnheiten gut geschulter Reporter, Türen, auf de nen ’Eintritt verboten’ steht, einfach zu öffnen. . Er sah einen grossen, grauen Saal .voll Akten ah den Wänden. Es roch riech Staub und Amtlichkeit. Eine ältere Da me mit Schreibärmeln und verwittert, tem Gesicht sah - ihn böse an: «Wer sind Sie? Wie können Sie sich erläilV ben...» 'pt «Mein Name ist Sebastian Schwäch», sagte der Reporter. «Berichterstatter der...» : ,-y «Persönlich Mer

’?». «Das ist einfach. Alle Menschen wün schen. Ihre Wünsche widersprechen einander häufig. Da können wir eben nur die erfüllen, die wir für die vernünftig sten, oder, ehrlich,gesagt,.die am wenig sten idiotischen halten.» «Ich verstehe noch immer nicht... » «Sie werden sofort verstehen, wenn ,ich es Ihnen an .Hand Ihrer eigenen Akten erkläre." Wie war doch Ihr Na-; me?» «Schwäch. Sebastian Schwach.» • Sie pfliff. Ein Regal neigte »Sch, spie, einen dicken Aktenstoss auf den Tisch und richtete slchywleder

auf. Auf dem Deckel sah Sebastian in schön. kalll- graphlerten Buchstaben seinen Namen. Die alte Dame schlug die Akte auf. «Sie wünschen viel», sagte sie verweisend. «Wir werden besser tun, die' blödsin nigen Wünsche der frühen Kindheit wie '150 Meter weit spucken könrieri’ oder ’die Mama heiraten’ zu übergehen.» Der Reporter errötete. Sie merkte es nicht, sondern las mit eintöniger Stim me weiter: «Im Alter von zwölf Jahren wünschten Sie sich einen Bart. Fünf Jahre später, den Naturgesetzen ent sprechend

!’ Der Wunsch wird mehrmals täglich- und besonders während der Nächte drei Wochen lang wiederholt. Hier ist eine Randglosse: ’Auszug aus der Akte des Frl. Hanna R„ • Stimmungssängerin: ’Der über spannte Lausbub soll mich in Frieden lassen!’ Der überspannte Lausbub wa ren Sie, Herr Schwach!» Die Stimme klang jetzt vorwurfsvoll. «Und doch ist Ihr Wunsch erfüllt worden. Zwanzig Jahre später. Aber Ihre Reaktion dar auf-. .. * - - «Ja», hickte Sebastian-, «ich erinnere: •mich; Ich habe diese Frau begehrt

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Der Standpunkt
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Seite 9 von 16
Datum: 25.12.1953
Umfang: 16
, dann kommt schnell das Dun kel und die Nacht bringt dem Men- ■ sehen sein Ausgesetztsein, seine Verio- rehheit in dieser Welt zum. Bewusst sein .- Doch heute in der Weihnachtsnacht dürchglühen tunkenstiebende -Lär chenholzbündel die Finsternis: die Leute gehen zur. Mette und tragen die brennenden Fackeln in ihren Hän deny Daheim bleiben die Kinder und die alten Leute. Auch im Mathehof stehen die Jüng sten, Agnes und Sebastian, vor der. Tür und schauen dem. goldenen We hen der Fackeln nach. Agnes wickelt

! » * Josef?* «Gib deine Pupp, sie ist das Jesus kind l » '« Und ich Maria I » sagt Agnes eitel. Sie setzt sich steif aufrecht. «Die Mutter hat ein blau’s Gewand. — DU ziehst dem Vater-sein Röckl an. Und ein Bart kriegst aus Baumbart.* ' « Warum? * fragt Sebastian stur, und sein Mund klafft. «So!* • Jetzt ist alles so weit. .Agnes hat sich das länge Gewand angezogen und ei nen Strick um die Mitte geknotet. Der Sebastian sieht ehrwürdig aus mit dem Bart. Agnes kämmt das weizen- weisse Haar. Es fällt

hat sich ihr die heilige- Familie, um wieder in .die Herrlichkeit alles Ewi-. gen zu entschwinden. Als -sie nach, einer Weile mit dem- tastenden Stock,.die , Schwelle, der Stu■? be überschreitet, sitzen die beiden Kinder beim Ofen. « Seids da, Kinder? » . «Im Bett sind wir nit l * kreischt die Agnes vergnügt. . « Ich muss mich 'niedersetzen — mir wackeln die Knie ! » «Warum denn? * schreit ihr da der Sebastian ins Ohr. : « Man- kann nit alls sagen ! -Aber auch für Unsereins gibts- noch viel zum Freuen

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Der Standpunkt
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Seite 8 von 16
Datum: 14.04.1950
Umfang: 16
ver langt — fähig ist.» „Es geht Huxley also darum, den Irrglauben an den ’unver meidlichen Fortschritt’ — zu ' dessen Herbeiführung sich der Mensch auch der verbrecherischesten Mittel bedienen zu dürfen glaubt — einzutauschen, ge gen den Glauben an die Gegenwart, — freilich an eine Gegenwart, in der man schon jetzt und hier in der zeitlosen Ewigkeit lebt. In diesem. Sinne muss die Zeit enden. Erzählt wird die Geschichte des sieb zehnjährigen Sebastian Barnack, der von allen geliebt und verzärtelt

auf seinem Landsitz ln Italien das „Drohnendasein eines Geniessers, ein Le ben, wie es mindestens neunzig von hundert Menschei} als das angenehmste und idealste ersehnen. Auch auf Seba stian übt es seine verführerische Wir kung aus,, die gefährlich werden könn te, wenn da nicht ein dritter Verwand ter wäre, eiii italienischer Buchhändler .und. Antiquar .nämens ” Bruno Rontini, aus dessen einfachem, aber sinnerfUli- tem . Leben auf Sebastian ein Licht strahlt, dessen beglückende Helle ihn die Möglichkeit

eines wahren und rich tigen Seins,, eben jenes Daseins ln einer zeitlosen Ewigkeit schon' hier in dieser Welt, gewahr werden lässt. Bruno Ron tini — die schönste Gestalt, die Htixley Je ; gezeichnet, hat — führt .den. Jungen Sebastian langsam in das wirkliche Le ben ein. Zweierlei Tod Im Verlauf der’ Geschehnisse sterben zwei Menschen. Onkel Eüstäce, der epi- kuräische Geriiesser,' erlebt nach dem Tode seine'’Hölle’und ebenso die Ahnung eines ’Himmels’ — bis sein Geist, auf der Flucht vor dem Immer

ist Sebastian, der im Krieg einen Arm verlor, zwar noch kein völlig geläuterter Mensch, wohl aber ein Erkennender, von dem zu er warten steht, dass er einmal in die Weisheit und das wahre Leben fort schreiten wird. Huxleys «Zeit muss enden» '-r viel leicht der zeitgemässeste Erziehungs und Bildungsroman, den wir besitzen — und «Die ewige Philosophie» sind nicht nur die beiden wesentlichsten Bücher ihres Autors, sondern, darüber hinaus zwei der bedeutendsten literari schen Dokumente des geistigen Ringens

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