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Der Standpunkt
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Seite 9 von 12
Datum: 18.01.1952
Umfang: 12
§ I '1 •I h i :Ì i j i ■i \ i $ \ Ineue bucherili Greenes Ausgangspunkt Graham Greene: Der Ausgangspunkt. — Roman, Paul Zsolnay, Wien 1951. Greene Ist einer der wenigen Dichter die ser Zeit, deren Werk sich nicht nur nach dem literarischen Index beläuft, sondern dessen wahre Bedeutung sich erst darin er weisen wird, ob nach ihm gelebt werden kann und wird oder nicht. Sein Anliegen ist religiöser Natur. In Greenes Romanen wird die Untersuchung geleistet, in welchem Grad des Abfalls von Gott

die menschli che Seele von der Gnade noch anrufbar, noch erreichbar und errettbar lat. «Der Ausgangspunkt» ist auch in dem neuen Roman die Sünde, dieses Mal der Ehebruch. Der Schriftsteller Maurice Ben- drix verführt die Frau eines höheren Staats beamten, weil er sie nach dem Leben ihres Mannes aushorchen will, um ihre Aussagen literarisch auszuschlachten. Sarah scheint vorerst nichts weitet als eine im oberfläch lichsten Sinne unbefriedigte Frau. Bringen sie und ihr Liebhaber in ihre Passion viel mehr

ein ge mütlicher, oft auch ernster Plauderer, dem es als Priester gegeben ist, seinen Hörern wie seinen Lesern m die Seele zu reden. die duchaH&eiçe Dr. Freihr. von der Lippe: Nürnberger Tage- bunhnotizen November 1945 - Oktober 1946 Verlag Fritz Knapp, Frankfurt. — 548 Seiten. Jan van Dorp: Schwarzer Löwe im goldenen Feld. Roman. Paul List Verlag. München. 492 Seiten. Otto Schräg: Die Antwort. Roman. S. Fi scher Verlag, Frankfurt-M. 384 Seiten, DM 16,80. Hans Zbinden: Weit Im Zwielicht. 4 Essays. Artemis

Verlag, Zürich. 252 Seiten. Fr. 14,80. Daphne du Maurier: Karriere. Roman. Wolf gang Krüger Verlag, Hamburg. 3X5 Seiten. Daphne du Maurier: Gasthaus Jamaika. Roman. J. P. Toth Verlag, Hamburg. 390 Seiten. DM 16,80. Waldemar Augustlny: Die grosse Flut. Chro nik der Insel Strand. C. Bertelsmann Verlag Gütersloh. 528 Seiten. DM 8,50. Wolfgang Götz: Du und die Literatur. Ver lag des Druckhauses Tempelhof, Berlin. 386 Seiten, 208 Abb.. 36 Kunstdrucktafeln. DM 18.50. Fjodor Dostojewski - Arnold Krieger

: Der seltsame Liebesbund. Roman. Verlag Die Neue Werkgemeinschaft J. &K. Eberle, Einsiedeln. 412 Seiten. Arnold Krieger: Das schlagende Herz. Ge dichte. Verlagshaus Die Neue Werkge meinschaft J. & K. Eberle, Einsiedeln. 239 Seiten. Arnold Krieger: Fjodor und Anna. Ein Schauspiel. Die Neue Werkgemeinschaft, Wien, Liebefeld-Bern, Berlin, 125 Seiten, Salvador de Madariaga: Christoph Colum- bus. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart. 544 Seiten. DM 19,80. Robert Morel: Der Weinberg der Gerechten. Roman. Verlag

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Der Standpunkt
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Seite 11 von 12
Datum: 29.11.1957
Umfang: 12
29. November 1967 DER STANDPUNKT Seite 11 ;ig ] er 1 a • u- n- :i- sh h- rB er bt :h m a- e. .1- ld m es r- ei ■it er 3- Die Versuchung heisst Roman Fortsetzung von Seite 7 Kenntnisse, Einsichten, Beziehungen, aisblicke an uns vorüber, die den Le er aus einem Staunen in das andere tihren ob der Neuartigkeit und inneren Sicherheit dieser Werke. Sie haben ein o dichtes Gefüge, dass man wohl ei. lige erstaunliche Formulierungen zltie- en könnte, ohne damit aber auch nur inen Teil des Ganzen

Tätigkeit bringt ■ahlreiche Arbeiten zur Grenzland- Cichtung und -Kultur, der er in kämpfe- ischer Liebe verbunden ist. Experiment Roman Erwähnt werden müssen auch seine (Tätigkeit als Herausgeber bedeutender rextsammlungen und Gesamtausgaben, ;eine Mitarbeit an Festschriften, Sam. nelwerken und Handbüchern, seine A- kademieschriften und die Beiträge zu nzähligen Zeitschriften jeder Art. (sein Gesamtoeuvre umfasst etwa 170 Num- nern), dazu seine Vorträge im In- und luslande. Es ist nichts Neues, dass

Gelehrte auch Romane schreiben. Es ist nichts Unge-- rohntes, 'dass Politiker und Männer der Technik die reizendsten Kinderbücher ichreiben. man denke nur an den der zeitigen französischen Aussenminister Pineau. Und so braucht es auch nicht ;u verwundern, wenn ein Literarhisto- biker und Geisteswissenschaftler einen Roman schreibt, obwohl für ihn, den Wissenden und Analysierenden, den (ritiker und Forscher, die Aufgabe un gleich schwerer ist. da ihm die Naivität des Schaffens nicht zu eigen

ist und die unzähligen Vorbilder, die bestätigten wie die abgelehnten, ihre heimliche Ra che nehmen. So ist dieser Roman «Neumond* (Ver lag Deutsche Volksbücher. Stuttgart: 737 S.), wenn auch aus einem Aussage zwang kommend, dennoch ein Kind der Reflexion, des Wollens und des Willens, nicht das näturhafte Gewächs dichteri scher Urkraft. Er selbst, Herbert Cysarz, sagt einmal, dass der Roman ebensowe. nlg reines Kunstwerk werden könne wie die Literarhistorie exakte Wissenschaft, dass ln ihm Dichtung und Nichtdich

tung sich gegenseitig bestimmen. Für ihn selbst ist der Roman «Neumond» nur ein vorläufiges Gebilde neben kommen den. von denen er eine «Individuelle und kollektive Ethik» nennt, sowie einen «Gegenwartsspiegel und Zukunftswei ser» und neue Werke zur europäischen Literaturgeschichte. Der Roman «Neumond» ist ein genia lischer Versuch, aus der noch amorphen Masse von Menschen und Geschehenr aus Zeit. Vergangenheit und Zukunft, kurz: aus dem gesamten Stoff der Welt eine Ordnung, aus dem Chaos

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Seite 19 von 20
Datum: 14.12.1951
Umfang: 20
14. Dezember 1951. DER STANDPUNKT Seite 7 • • • • BUCHER FUR DEN WEIHNACHTSTISCH Jenseits des Atlantik Kasimir Edschmid: «Deutsches Schick- ; sal ». Roman. Neuausgabe. Verlag Paul Zsolnay, Hamburg. Das deutsche Schicksal, allgemein ge sprochen, ist bereits ein Roman von atem beraubender Dramatik. Seit dem Aus gang des Altertums hat kein europäisches Volk so wie das deutsche Höhenflüge und Abstürze erlebt, immer neue Impulse der Auffahrt gehabt und ist keines so irrend in die Fänge dämonischer

auf dem ersten Blick als Tendenz, was sich auf den zweiten nicht als solche bestätigt. Er liebt Deutschland, wie nur einer es lieb, der darüber hinaus die Welt kennt. Er liebt es nicht aus einem engstir nigen Nationalismus, sondern um seiner menschlichen Möglichkeiten willen, die immer wieder irregeleitet wurden und doch reich genug sind und der Pflege und Entfaltung lohnen; und die dort — das zeigt dieser Roman — am stärksten her vortreten, wo es um die fast hoffnungs lose Bewährung des Daseins geht. Max

sich selbst durch das 119. Tausend, das sie in einem Neudruck des R. Piper & Co. Verlages in München er reicht hat (106 S.). In diesem Stück Pro sa muss also etwas Wesentliches über den heutigen Menschen und seine Welt ausgesagt sein — doch ist auch etwas We sentliches über den Menschen überhaupt ausgesagt? Man frage im Jahre 2000 nach! R. Piper & Co. legen gleichzeitig den «Gefrorenen Dionysos » von Andres in einer Neubearbeitung vor; jetzt heisst der Roman etwas gefälliger «Die Lebens schaukel » (250

man am Schlüsse doch nicht weiss, was nun eigent lich los war. Ausserdem gibt es gar kei nen Schluss, sondern nur ein Aufhören. Hervorragend scheint die Uebersetzung von Martin Lang zu sein, die in schönem Deutsch dahinfliesst. Erich Noelher Jeharme Darc Jo van Ammers-Küller hat es unter nommen, nach Voltaire, Schiller und Shaw die unerklärliche Geschichte des Bauernmädchens Jehanne Darc noch ein mal im Roman zu erzählen (« Der König und die Hexe », Verlag Der Greif, Wies baden, 359 S.). Und dieses Wagnis

ist ge lungen. Jehanne Darc wird hier mit dem neuzeitlichen Apparat der Psychologie durchleuchtet: es zeigt sich ein psychisch belastetes Menschenskind, ausgerüstet mit ungeheurer Willenskraft, hart an der Grenze des noch Normalen stehend; ihr Prozess ist ein Kriegsverbrecherprozess, dessen Ergebnis von der kriegführenden Feindpartei vorausbestimmt ist. Das Buch (st ein spannender Roman, der die ge schichtliche Substanz nirgends vergewal tigt, sondern im Lichte neuer Forschung zeigt. — oe — Aldous Huxley

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Seite 12 von 16
Datum: 22.10.1948
Umfang: 16
». Dieser Mann ist heute genau so vergessen wie zahllose Schriftsteller und Politiker des Vormärz. Warum dann der biographische Roman? «Der Einzelfall Rohmer kann uns interessieren, bewegen wird uns nur, was sich an Gültigem und Typischem in ihm niederschlug... Nicht absichtsvolle Paral lelen werden gesucht, sondern Quellen von Ideen und Bewegungen sollen sichtbar wer den, deren ursprünglicher Reinheit man die spätere grauenhafte Trübung gern erspart glaubte». Rohmer soll nach der Ansicht des Ver

fassers'keineswegs ein «Vorbild» werden, «er muss Spiegelbild bleiben für sehr viel Schöpferisches und Tiefes, aber auch DunK- les und Gefährliches im Wesen des Deut- sehen». Der Roman war 1936 genau in der heute vorliegenden Form vollendet, aber Stolzes Bücher wurden in der Zeit des Drit ten Reiches in Deutschland nicht mehr ge druckt: Erst 1943 brachte' der Züricher Europa-Verlag seinen pazifistischen Roman «Jan auf der weissen Insel» heraus. Der Verfasser verbarg sich hinter asm Pseudo nym Olaf Henriksson

8eel6orge» mit tteth Problem «Das Unbewusste und die Religion» auseinander. oefflnacnsi ersefteinen: CLAUDEL. Paul: «Die nächtliche Heise, Gestal ten und Gleichnisse» , _ ROÜGEMONT, Denis de: : «Der Anteil des Teufels» 1 , -i Roman der Verwirrung «Trasognato e sessuale», verträumt und sinnlich, nennt der Umschlag den jüngsten Roman von Dario Ortolani, «Sole bianco » (Welsse Sonne), der im Vorjahre den Pre- mio Bagutta erhalten hat (Verlag Garznnti, Mailand; 187 S.). Würde man statt «ver träumt»’ unklar

, welchem der Fäden. man zuerst folgen soll. Als ästhetisch nachteiliges Ele ment kommt hinzu, dass Ortolani seine'ge stalten nicht plastisch zu vertiefen ven steht und sie gern etwas «verschwimmen» lässt. Diese Art der Darstellung, mit Kunst durchgefilhrt, kann em Reiz sein; im «Sole bianco» trägt sie zur Verwirrung. des Le sers bei,.der den.Roman nicht ohne Ermü dung aus der Hand legt, B. R. . Brighton Rock Graham Greene hat seinen Roman iBrigh- ton Rock » 1938 veröffentlicht. Das ■ Buch wurde verfilmt

Erniedrigung zuschiesst. Gree nes Stil hat eher etwas, von der Nüchtern heit eines Drehbuches: altes Erzählerische aufs Optische beschränkt, alles Seelische nur. durch sichtbare. Mittel ausgedrückt und Jede,. Wendung von mitleidloser Härte. Vor kurzem hat Greene diesen Weg mit sei nem jüngsten Roman «The Heart of tbe matter» fortgesetzt. Diesmal griff er zum Gewissenskonflikt eines englischen Kolo- nialbeamtcn während, des zweiten Weltkrie ges. Aber in diesem jüngsten .Werls sowohl wie im Apachenmtlleu

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Seite 9 von 12
Datum: 30.11.1951
Umfang: 12
von landläufigem Pazifismus wie von existentialistischen Klischees, und die gerade dämm wesentliche Wahrheiten treffen. Warum aber, in des Kuckucks Namen, heisst das Buch « Rückkehr nach Ninive»? Öffenbar stammt der Titel von dem Ueber setzer, denn im Original heisst der Roman «Spalenä setba». Was immer das bedeu ten möge, bestimmt bedeutet es nicht « Rück kehr nach Ninive». Da ausserdem das Wort «Ninive» in dem ganzen Text nicht auf scheint und sein symbolischer Sinn dem durchschnittlich Gebüdeten bestimmt

beispiels weise Jean Gionos «Ernte », die gemeinsam mit dem Roman « Der Berg der Stummen » in der billigen S. Fischer Bibliothek erschie nen ist. Die dynamische Stärke und süd- französische Vitalität dieser Erzählers hat in unseren Bücherschränken lange gefehlt, und man wird diese Neuerscheinung ebenso begrüssen wie die Neuauflage von Manfred Hausmanns «Salut gen Himmeln im selben Verlag. Dieses frohe Jugendwerk aus der Lampioon-Zeit hat einmal den Ruhm Haus manns begründet. Es ist mit der Zeit

, das eigentümliche Buch zu le sen. Es werden da unter anderem viele Din- mg dieses Gebildes. stanz gesehen, liegt der Reiz dieses Buches weniger in seiner recht lockeren Komposi tion, in seinem «Kontrapunkt», als in der Farbigkeit der einen oder anderen Stirn- Natur gegen Technik Weise tiefer ist als V-J*' - sich auch der Leser von Francis Brett Young: «Das Haus unter Wasser». Paul Zsolnay Verlag, Wien. Dieser von Anfang bis Ende mit echter Spannung geladene Roman aus dem Eng land der Jahrhundertwende

geschrieben wer den. Erich Noether Waldemar Bonseis: « Das vergessene Licht », Roman des Griechen Posltos (31.-40. Tau send), Deutsche Verlaganstalt Stuttgart, 344 Seiten, DM 15. Waldemar Bonseis: « Der Speicher », Klei nes Lesebuch, O. Bertelsmann Verlag, Gü tersloh, 224 Seiten, DM 3. Jean Giono : « Ein 'König allein ». Roman. J. G. Cottasche Buchhandlung Nach!. Stuttgart, 277 Seiten. DM 11.80. Kosch - Stehli - Götz: « Was finde ich in den Alpen? ». Tiere - Pflanzen - Insekten. Franckh’sche

Verlagshandluhg Stuttgart. 164 Seiten: DM 5.80. Assi Hahn: « Ich spreche die Wahrheit ». Sieben Jahre kriegsgefangen in Russland. Bechtle Verlag, Esslingen. 280 S. DM 8.50. Friedrich Schnack: « Der Zauberer von San sibar », Geschichten aus Heimat und Welt. Bechtle Verlag, Esslingen, 260 Sei ten DM 8.50. Alix du Frênes: « Die blinden Spiegel ». Ro man. Kiepenheuer und Witsch. Köln u. Berlin. 218 Seiten. Wilhelm Speyer: « Der Hof der schönen Mädchen». Roman. 283 Seiten Valentin Gonzales - genannt ’El Campesino

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Seite 12 von 16
Datum: 23.07.1948
Umfang: 16
sich einer durch schlagen muss. Ein Mann sagt: «Blu men, was soll ich damit? Ich geh doch • nach Hause». Oben dröhnen die Flugzeuge." Wir le- ben unter" einer:Brücke. _' ' 1 Martin Stiebing IllneuG bücherU «Kinder von Wien» Die Amerikaner, für die der von Robert Neumann auf Englisch geschriebene und jetzt im Querido-Verlag, Amsterdam, in deutscher Uebersetz’ing herausgekommene Roman «Kinder von Wien» offensichtlich bestimmt war, sollten wohl das Grasein ler nen. Der Autor führt, ihnen einen Ruinen haushalt

in den Kellern von Wien vor, in welchem zwölf- bis vierzehnjährige Freuden mädchen mit kindlichen Dieben, Hehlern und Mördern ein «gemütliches» Familienle ben führen. Natürlich Anden nur die Kinder von Wien ihre Wohnung, deren besondere Attraktion ein «Abort mit Wasser zum Zie hen» ist, gemütlich. Dem Leser wird er klärt: «Dieses Buch ist ein Roman, mit Ro manfiguren, spielend in einer Fabelstadt, die ich Wien nenne: aber sie könnte wo immer liegen jenseits des Meridians der Verzweif lung.». Schon

diese Einleitungsworte des Ver fasser wirken in ihrer falschen Getragenheit nicht angenehm. Man müsste ja wohl mer ken. dass es sich um einen Roman handelt. Leider merkt man aber auch nur zu deutlich, dass dieser Roman nicht in Wien spielt,' und auch sonst nirgendwo — jenseits des Meri dians der Verzweiflung. Er spielt nur in der Phantasie Robert Neumanns. Die Zweifel an diesem Buch, das man zur Seite legen könnte, wenn’ es nicht bei den Amerikanern, die nicht erkennen, dass Ro bert Neumann ihnen die Schuld

, und auch sonst ist vieles anders geworden. Wien ist nicht mehr jene Stadt, die Robert Neumann vor 1938 gekannt hat, und schon gar nicht jener Trümmerhaufen, den er 1948 schildert. Wenn man aber ein utopisches Buch schreibt, das «jenseits des Meridians der Verzweiflung» spielt, dann darf man den Schauplatz nicht mit Namen benennen, die jeder kennt. In Amerika mag der Titel na türlich Erfolg gehabt haben. Dies alles ist vielleicht nicht wesentlich. Bedeutsamer ist es, dass in diesem sonderbar gekonnten Roman

Roman «Jugend ohne Gott» unvergesslich gemacht hat. Welch ein Könner verschwendet hier Kraft und guten Willen! Wie genau sitzen rein technisch gesehen die Dialoge, wie prägnant wird ein Gesicht geschildert, wie knapp das Ringen zwischen zwei Menschen! Aber alles ist Ton in des Schöpfers Hand geblieben. Neumann hat sein Panoptikum nicht mit dem Atem des Lebens zu erfüllen vermocht. Er ahnt anscheinend gar nicht, wie sehr seine «Kinder von Wien» danach verlangen, von «fremden Federn» behandelt

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Seite 12 von 20
Datum: 02.09.1949
Umfang: 20
Seite 12 ! DER STANDPUNKT. lineue bücher/ï Jugend zwischen zwei Kriegen René Gerhard: Aufbruch — wohin? Roman, Sttdveriag, Konstanz. Willi Bredel: Die Söhne. Roman, Aufbau- Verlag, Berlin. • «Aufbruch —: wohin?» nennt sich, an ein unveröffentlichtes Rilke-Gedicht ankhngend, ein eigentümlicher Roman, der sich auf mehr als 500 Seiten mit dem Problem jener jungen Menschen beschäftigt, die, zwischen den beiden grossen Kriegen aufgewachsen, an sich selbst und an der Welt irregeworden sind. Der Roman

Menschen in gewissen Schichten des Bürgertums in Deutschland und anderswo bestimmt gegeben bat und noch gibt, sie aber doch wohl überall nur für eine’verschwindend dünne Schicht re präsentativ sein können. Das dem ln der Tat .so ist, /erhellt aus , jener ganz anderen und weitaus zugängli cheren Welt jünger Menschern die Willi Bredel ln seinem Roman «Die Söhne» vor uns hinstellt. Da wird nicht nur gegrübelt, sondern auch gelacht, nicht nur diskutiert, sondern auch geliebt mit der ganzen'naiven

hatten, .während..der drifc . - te, «Die Enkel» erst im Ensteheh begriffen ; ist. Ein grosser -Generationenroman also," und, nach diesem Mittelstück zu urteilen, ein sehr interessanter. Der Roman spielt unter heranwachsenden Hamburger Proletariern während des ersten Weltkrieges und In der ersten Nachkriegs zeit mit ihren schweren sozialen Auseinan dersetzungen. Eine wichtige Rolle spielen darin die sozialistischen Jugendbünde, deren damals noch ungebrochener Schwung gut geschildert wird. Ueberhaupt spürt man auf Schritt

, und dies beein trächtigt den- künstlerischen Wert seines Romans, besonders ln- der zweiten Hälfte. Es ist nur natürlich und sicher ganz der Wahrheit entsprechend, wenn diese Arbei terjugend der Jahre 1916-1920 in der so- Seit «For whom the bell tolls» hat He mingway keinen' neuen Roman herausge bracht. Als er sich im vergangenen Jahr in Italien aufhielt, war von einem neuen Buch die Rede, an dem er aber noch ar beitet. Bei der starken Nachfrage nach Hemingwayscher Prosa ist es begreiflich, dass inzwischen

Sich-Anklammern an abgestande ne Phrasen, die um nichts weniger verlo gen sind als die Schlagworte des Kapita lismus und Militarismus, , gegen die jene Jugend sich so leidenschaftlich aufgelehnt hat. Der Verfasser, der mit seinen Sympa thien im Lager dev Spartakisten steht, ver liert hier plötzlich jene saubere Objektivi tät, die er bis dahin zu wahren versuchte, verfällt In billige Schwarzweissmalere! und marxistisch-revolutionäre Rhetorik, und da mit bekommt sein Roman etwas von jenem faden Geschmack

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Der Standpunkt
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Seite 10 von 24
Datum: 17.09.1948
Umfang: 24
Ein Jim*encü*omäh Vittorinis .4 £; . .. ’• •• '• . » ' • -• ’ . •• '■ Elio Vittorinis jüngst erschienener Roman, der nach den neuesten Meldungen ln die engere Wahl für Italiens repräsentativsten Literaturpreis. den «Premio Viareggio», ge zogen ist. heisst « II garofano rossm (Die rote Nelke). Wir halten uns' an Vittorini, wenn wir sagen, er sei jilngst erschienen, Denn abgedruckt wurde er bereits 1933 von' der Florentiner Zeitschrift «Solaria»; doch wurde die Nummer mit der dritten Fortset zung

. Der Ver lag Mondadori nahm den Roman an, das Manuskript wurde nach Rom gesandt,, um die Genehmigung zum Druck zu erhalten, die jedoch im Jahre 1938 endgültig verwei gert wurde. Das Manuskript blieb damals- im Archiv des Verlages. Nach dem Kriege teilte Mon- dadori Vittorini mit, sein Archiv sei durch die Bombenangriffe nicht zugrundegegan gen, der Vertrag sei nach wie vor ir Kraft und der Grund, der die Erfüllung verhindert habe, weggefallen; es stehe also nichts , im Wege, das Buch letzt zu drucken

habe, wie Vittorini von sich selbst berichtet: Ich habe sie zwar zu lesen begon nen, dann aber den Roman gelesen und bin erst abschliessend auf das Vorwort zu- rückgekommen. Und das nicht nur aus Chro nistenpflicht oder aus literarhistorischen Gründen, sondern weil eine Kursivzelle auf der . Rückseite des Titels mahnt: «Der Roman darf nicht ohne seine Vorrede veröffentlicht werden». Der Autor legt also besonderen Wert auf die Vorrede; sie scheint Innerhalb einer Metallkultur, gibt es gleiche Entwicklungsgänge

eiligst rund um dieKü stenstrasse von Gran Canarla Befesti gungsanlagen errichtet wurden. So sind Jene letzten steinernen Zeugen einer urweltllchen Hochkultur ln unserer Zelt raschem Untergang äusgesetst und hur geringe. Spuren erinnern auf den von modernem Leben brodelnden kanari schen Inseln daran, dass sie einmal die Inseln des Odysseus gewesen sind. ihpr vielleicht ebenso wesentlich wie der Roman selbst. Das ist verständlich, soweit es die oben be richteten Umstände der Erstveröffentlichung

kanischen Erzählungskunst bis zur Gegen wart vermittelt — mitten' lm Krieg übri gens ein Buch, das Aufsehen erregte und Achtung abnötigte. Kure nach Kriegsende berichtete der Roman «Uomini e no» (Men schen und solche, die keine sind) über den Widerstandskampf; im Vorjahre folgte «II Sempione strizza l'occhio al Fréjus» (Der Simplon blinzelt dem Fréjus zu), worüber im «Standpunkt» ausführlich berichtet wur de (die deutsche Uebertragung ist bei Claas- sen & Goverts in Hamburg in Vorbereitung

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Der Standpunkt
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Seite 12 von 16
Datum: 05.11.1948
Umfang: 16
Seite 12 DER STANDPUNKT -5. November 1948 [j&neue bücher/ji ' Kriiniualromaa von Priestley J. B. Priestiey und G. Bullett: Ich will Ihnen ' alles erzählen — ‘Roman. Schönbrimri Verlag Wien. '. Englische Schriftsteller von Rang, und Na men erachten es — ungleich den meisten ihrer kontinentalen Kollegen, — keineswegs unter "ihrer Würde, gelegentlich . vom '.Ko thurn literarischer Bedeutsamkeit herabzu- steigen und sich und ihren Lesern.schlecht hin . einen Spass zu machen. So entstehen

gesorgt. Wer von dem Roman nichts weiter will als ein paar Stünden vergnüglicher Lek türe, wird auf seine Rechnung kommen; wer sich hingegen im Vertrauen auf den Namen Priestley davon tiefere Hintergründigkeiten und etwas wie einen literarischen Gehalt verspricht, wird ein wenig enttäuscht sein. ' . Percy Eckstein Roman eines Glückspilzes Carl Picloll: Augustinus Duroc. Roman. — Oesterreichische Verlagsanstalt, Innsbruck. Ein etwa 60jähriger, zum deutschen Mili tärverwaltungsdienst eingezogener

menschenmögichch Glückes, durch - die Haltung bedingungslosen Sichselbst-Treubleibens in Sauberkeit und Streben nach Wahrheit — ist klar und klug, ja stellenweise mit faszinierender ' Diktion und Tiefendeutung geschrieben.. Was den Elan des Wurfes stört und die Roman Wir kung beeinträchtigt, ist leider die Gestalt, des Helden. Seine Erinnerungen werden zu.’. Selbstbiographie eines der Götter Neid her- ausfordenden Glückspilzes, dem alles leidlos und unglaubwürdig in den Schoss fällt. Ei nen solchen idealen

auf legt,- so mag neben dem Wunsch, einen klas sischen italienischen Roman wieder dem deutschen Leser zugänglich zu machen, der seltsame Zeitbezug dieser Erzählung aus der Renaissance massgebend - gewesen sein. Manzonis gewaltiger Roman 'hebt mit der Schilderung eines Zeitalters voll tiefer Recht losigkeit und gewalttätiger Willkür an, einer Epoche, in welcher der - Mensch ausweglos Holzschnitt von Lucien Boucher zwischen den ihn bedrohenden Gewalten dahinirrt. Der ruhige Fluss, und die gewalti

. Als er den grossen Roman «Berlin Alexandefplatz» schrieb, der bei Problematik seiner Form als eine der schonungslosesten Darstellungen des Dämonischen-im Menschen unserer Zelt gelten darf, quälte Döblin die gleiche' Frage wie heute den Siebzigjährigen. Sie beschäf tigte schon den Mann ’in der Mitte, der Dreissiger. als er in der expressionistischen Zeitschrift «Sturm» seine ersten Erzählungen veröffentlichte, an denen er bereits als Me dizinstudent kurz nach der Jahrhundertwen de gearbeitet hatte. Und sie steht

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Seite 12 von 16
Datum: 14.01.1949
Umfang: 16
Ineue bucherili Handbuch für Rebellen Romane von Balzac fanden sich schon in den Auslagen juristischer Buchhandlungen, Wenn es Buchhandlungen für Revolutions und Rebellionswissenschaft gäbe, so würde in ihren Schaufenstern Henry CastiUous neuer Roman «Cortta s’est révolté» («Oortiz hat revoltiert») neben Curzio Malapartes Buche über die Technik des Staatsstreichs einen Ehrenplatz 'einnehmen. Man hätte dann zwei grundlegende Werke über die bei den Grundformen des Staatsstreichs im neuzeitlichen

der militä rischen Machtergreifung und der politi schen Machtausübung unheimlich gut Be scheid weiss. ■ Cortiz hat alle Charaktereigenschaften, die zu einem.Selfmademan der politischen Herr schaft gehören: unerbittlichen Realismus, eiserne Willenskraft, blitzschnelle Entschlos- r . In allen Buchhandlungen und Bahnhofskiosken ' Südtirols: Luis Trenker Heimat aus Gottes Hand . Roman Luis Trenker Im Kampf um Gipfel und Heimat Erzählungen Lesen Sie diese neuesten Werke des bekannten SUdtiroler Autor»! »118

, dem das Gen re der «Romanbiographie» nicht überhaupt bereits zum Halse heraushängt. . Warum freilich zu den ungezählten «biographie ro mancées». die bereits über die verschiedenen Gestalten des Cinquecento geschrieben wor den sind, auch noch dieses Buch' über die weder historisch noch menschlich sonder lich interessante Caterina Sforza hinzukom- men musste, ist eine andere Frage. • E. P. . Denknialeuthüllung Ein wegioeisenaer Dichter Samedi Soii Wissenschaftliche Genealogie Geschichte im Roman Gertrud

Fussenegger: Die Brüder von La- sawa,- Roman. Otto Müller-Verlag, Salz-: bürg. ■ Es ist bemerkenswert, dass gerade die katholisch gerichtete Literatur unter den Frauen . Uber dichterische Persönlichkeiten von ungewöhnlichem' Rang verfügt und in ihnen, zumal in der Behandlung des histo rischen Romanes, das Vorbild der Sigrid Undset nachwirkt. Zu den katholischen Schrifstellerinnen zählt die Voraribergerin Gertud Fussenegger. die schon seit 1936 in besten deutschen Verlagen mit bedeutsamen «•zählerischen

Werken erschienen ist. Diesmal legt sie einen grossallgelegten Roman aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges vor, dessen Handlung sich zum Teil in Hall in Tirol, dem jetzigen Wohnsitz der Dichterin, zum Teil' im Böhmer Wald, der Heimat ihrer Mütter, ferner in der Raum weite des düsteren Kriegshintergrundes ab spielt. Die Historie ist nicht Thema, sondern Kolorit einer menschlich und geistig allge mein gültigen Handlung, wie es das Werk eines echten Dichters erfordert. Bs ist die Geschichte

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Seite 18 von 20
Datum: 14.12.1951
Umfang: 20
Geschäften zu haben Josef Staudacher - Bozen Fleischhauer ei Tel. 14-89 Wursterei Tel. 26-83 tfsDünsdil affen Pfunden und £/esdlafts- J]'eunde.n ein fro/les *%ß)ei/tnadi(sfesl und ein gCticßfidles, gesegnetes SdVeues ^fa/Ir Neue R O W O H LT Bücher C. W. Ceram GÖTTER, GRÄBER UND GELEHRTE Roman der Archäologie 496 Seiten mit 31 Bildern und 53 Text- Illustrationen. 122.—137. Tausend Leinen DM' 19.80 Simone de Beauvoir DAS ANDERE GESCHLECHT Sitte und Sexus der Frau 768 Seiten. Leinen DM 28.50 Ernest

Hemingway ; ÜBER DEN FLUSS UND IN DIE WÄLDER Roman. 340 Seiten. Leinen DM 14.80 Ludwig Marcuse HEINRICH HEINE Ein Leben zwischen Gestern und Morgen 360 Seiten. Leinen DM 15.80 Kurt ICusenberg die Sonnenblumen' und andere merkwürdige Geschichten 152 Seiten. Leinen DM 7.80 Walter Jens DER BLINDE Erzählung 132 Seiten. Leinen DM 7.80 Victoria Lincoln EINE UNMÖGLICHE FAMILIE Roman. 304 Seiten. Leinen DM 11.80. DER FRAGEBOGEN von Ernst von Salomon 51.—60. Tausend. 808 Seiten Leinen DM 19.80 Fritz Sternberg

KAPITALISMUS UND SOZIALISMUS VOR DEM WELTGERICHT 456 Seiten. Leinen DM 24.— Jean-Paul Sartre DER TEUFEL UND DER LIEBE GOTT Drama 140 Seiten. Kartoniert DM 6.50 Rudolf Brunngraber DER TÖNENDE ERDKREIS Roman der Funktechnik 576 Seiten. Leinen DM 17.50 Walter Mehring ARCHE NOAH SOS Alte und neue Gedichte Lieder und Chansons 168 Seiten. Halbleinen DM 9.80 Arno Schmidt BRAND’S HAIDE Zwef Erzählungen 224 Seiten. Leinen DM 9.80 Achmed Amba EIN MENSCH SIEHT STALIN 258 Seiten. Kartoniert DM 5.80 Zu beziehen

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Seite 12 von 16
Datum: 20.02.1948
Umfang: 16
. Das Mädchen erzählte eine selt same Liebesgeschichte, die Kyrill bekannt vorkam, es war als hätte er Sie selbst vor Zeiten erlebt. Die Lie- Romane „Das siebte Kreuz“ Anna Seghesrs erhielt vor nun bald zwan zig Jahren für Ihren Roman «Aufstand der Fischer von St. Barbara» den Kleistpreis. Seither bat man nicht mehr viel von ihr gehört, und das schien erstaunlich, denn im Allgemeinen haben- sich .die Träger des Kletetpreises ln der Literatur durchgesetzt, 1943 erschien dann von Anna Seghers

mit dem Untertitel «Roman aus Hitlerdeutsch land» Ihr Buch «Das »lebte Kreuz», das Jetzt lm Querido-Verlag, Amsterdam, ln einer gut ausgestatteten Neuauflage heraus- gebracht worden ist. Der Roman hatte ln den Vereinigten Staaten grossen Erfolg. Er wurde auch verfilmt. Er gilt In den eng- lischsprachigen Ländern als typischer, ver lässlicher, objektiver Querschnitt durch das Alltagsleben des Dritten Reiches. Das Buch sollte, nach Auflassung der amerikanischen Kritik, späteren Generationen ebenso be deutungsvoll

mit kleinen Szenen von oft. sehr grosser Einprägsamkeit ein Abbild des gesamten Lebens im Dritten Reich zu geben. Was sie Interessiert und packt, ist nicht das mensch liche Herz, sondern der Roman «aus Hltler- deutschiand». Sic spürt dom Seelenleben der Menschen nach, die unter dem Druck des Nationalsozialismus leben, meistens ohne den Zwang deutlich zu spüren. Sie schildert das Konzentrationslager, Insassen und Pächter, sowie das Dorf, das im Schatten des Lagers wie. Im Schatten einer furchtbaren Sünde

licher Einvernahmen In Artur Kosstiere Roman «Darkness at noon»..Hier eine über wache, geradezu schmerzend klare, fast ins Unwirkliche vorstossende Vision, dort bei bcsgeschichle ging über in den Be richt einer rührenden und nicht minder seltsamen Pilgerfahrt. Die Erzählerin sprach von einer Geld summe, die ihr von ihrer Mutter ab genommen worden sei; sic habe dar um zu Fuss gehen und sich durch betteln und durchhungern müssen, so wäre, sie endlich gekommen. Ky- l-ilt fühlte das Glück gleichsam kör

den Körper ver lassen habe. Das Mädchen soll später auf Be fragen des Arztes die Absicht ge- äussert haben, nicht in die grosse Stadt zurückzukehren, sondern sich im Süden einem der wandernden Stämme ihres friedlosen Geschlech tes anzuschliessen. Schluss Anna Seghers, eine verschwommene, un entschlossene Zeichnung, Halbdunkel, unsi cheres Zupacken. Anna Seghers schrieb keinen Tendenz roman. Die künstlerisch anfechtbare breite Schwere Ihres Werkes, das Dumpfe, Ver dämmernde wird für das politische Bild

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Der Standpunkt
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Seite 12 von 16
Datum: 23.06.1950
Umfang: 16
neue Ein neuer Roman Hans Henny Jahn ns Die Zeichen mehren eich, die uns erken nen lassen, dass der moderne Roman in sei nen bedeutendsten Leistungen,'nämlich als dichterisches Werk, als episches Kunstwerk, die gewohnte, und man ist versucht zu sa gen, gesellschaftliche Form durchbrochen hat und auf die substanzielle Aussage zielt, auf eine wenn nötig schonungslose Weltaus legung, auf eine umfassende und vielstim mige Abrechnung mit den Gefahren und mit den Vorurteilen unserer Zeit. Kürzer

: der' Roman ist existenziell. geworden. Das bedeutet, die epische' Dichtung unse rer Tage zeigt die meditativen Züge eines .(eher mystischen als rationalen) Philoso- phierens. Und der Vorwurf mancher an spruchsvollen Leser, hier würde einer im allem die anschauliche und geistige Genau igkeit, die Jahnn’s Sprache auszeichnet, hier schreibt einer, hat man den Eindruck, der es sich vorgenommen hat, den Worten ihr Eigentum zurückzugeben, ihren Sinn, ihre Beseeltheit,’ ihr Eigenwesen. Man ist ver sucht

Mensch zu sein», schrieb einst Baudelaire, «ist mir immer als etwas sehr Hässliches erschienen». In der «Niederschrift» steht der Satz: «Immer wie der entdecke ich, dass ich dem nützlichen Tun meine Hochachtung versage». Aber auch dieser: «Wer unnütz gelebt hat, kann gleichwohl nützlich gewesen sein». -Ernst. Kreuder Vicki Baums « Grand Opéra » Der neue Roman der Wiener Schriftstellerin, der soeben ln französischer Ùebereetzung er schienen Ist. klingt nicht nur im Titel an seinen berühmten Vorgänger

beunruhigt, die viel leicht die letzte Ihres Lebens Ist; und schljess- licht steht Ihre Tochter am Rande der Verzweif lung und bittet sie, ln Ihr völlig zerrüttete» Ehelebcn einzugreifen ... Bergsteiger, Spitzbuben und Musiker Roman philosophieren, statt.zu erzählen, ist ebenso begreiflich wie aufschlussreich. Denn . die wenigen grossen Romane der Gegen wart haben nicht mehr Viel, wenn über haupt noch etwas, mit der herkömmlichen und -gewiss beliebten Romanschriftstellerei zu tun

, sie sind zur experimentellen Litera tur - geworden. (Beispiele: Joyce, Kafka. Faulkner, jahnn.) Nichts wäre indessen abwegiger, als das neue-Buch von Hans Henny Jahnn: Die Nie derschrift des Gustav Anias Horn, Willi Weis mann Verlag, München) einen philosophi schen Roman zu nennen. Auch ist der Or gelbauer, Dramatiker und Epiker Jahnn al les andere- als ein «Dichterphilosoph». Schau platz ist unsere Welt in der Zeit zwischen den beiden Kriegen. Im Mittelpunkt von H. H. Jahnns epi schem Schaffen steht .das schlechthin Uner

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Seite 9 von 12
Datum: 04.05.1951
Umfang: 12
Roman dei* Menschenliebe Wenn im Krimkriege zum erstenmal wahr scheinlich in der Kriegsgeschichte die Pfle ge der Verwundeten und Kranken eine dem humanen Gewissen und seiner Verantwor tung entsprechende Ausübung und den An fang einer Organisation erfuhr, so verdankt die zivilisierte Welt diese Bahnbrechung zur Caritas, die fortan eine offizielle Ange legenheit der Kriegführung und eine welt umspannende Aufgabe des Roten Kreuzes wurde, der Engländerin Plorence Nightin- gale, Ihr in' der Mission

schwesterlicher Leidenshilfe aufgehendes Leben, ihren un ermüdlichen Kampf um die Verwirklichung christlicher Nächstenliebe im Walten der grausamen Mächte der Welt schildert Oskar Maurus Fontana in einem grossen Roman: «Der Engel der Barmherzigkeit — Roman der Menschenliebe» (Paul Zsolnay Verlag, Wien). Was dem Autor am Herzen liegt und ’ was er mit nicht ermüdendem Schwung der dichterischen Darstellung eindringlich betont, ist die in der Heldin — wie in Hei ligen des Mittelalters — sich offenbarende

Annun ziata bei Neapel für «Gli eredi del vento », Rizzoli 1950, der Preis «Venezia» 1950 («für den besten Roman»)' zuerteilt wurde, schloss mit der Erklärung: «Vor allem ist es ein regelrechter und ein gut gebauter italieni scher Roman ». Dieser beiden Adjektive « regelrecht» und «gut gebaut» muss die Besprechung vom Waschzettel des Verlags und von den Preis richtern übernehmen. Denn um einen sol chen Roman handelt es sich, und auch um mehr. Der höchst tragsichere Bau (die aus gesprochen

dieses Romanciers im deutschen Sprach- kreis bestimmt, sondern auch erstaunliche Adriana — ein römisches Mädchen Alberto Moravia: Adriana. Roman. — Aus den Italienischen übertragen von Doro thea Berensbach. Kurt’ Desch Verlag, München. 608 S. Alberto" Moravia ist einer der erfolgreich sten, aber auch umstrittensten Vertreter des modernen italienischen literarischen Realismus. Sein bereits in zwölf Sprachen übersetzter «berühmtester Roman» ist die jetzt auch in Deutschland herausgekommene «Beichte

die Problematik der vom Epiker angewandten Ich-Form des Erzäh lens: da nicht das Mädchen, sondern der Autor Moravia erzählt und seine Sprache von hohem geistigen Rang und ironisch- kritischer Ueberlegenheit geleitet wird, muss dadurch das ohnehin schon in die vagen Bezirke der Phantasmagorie geglit tene Mädchen noch weiter aus der Realität verdrängt werden. Dieser «Roman eines Mädchens» ist also in Wirklichkeit ein «Roman der Männer». Vielleicht lag das sogar in Moravlas Ab sicht; vielleicht

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Seite 12 von 12
Datum: 13.12.1957
Umfang: 12
entstehende Pro zess! enthüllt, nicht die. Wahrheit: -dass es nie gesunken ist, bleibt das Geheimnis zweier Menschen — und: der. eine davon ist Patch. Ein guter und spannender Unterhaltungs roman für Leute, die Seegeschichten' lieben und sich in nautischen Dingen einigermäs- sen auskennen. W. « Das Alfons Petzold-Buch » — Eine Auswahl aus den Werken des. Dichters von Dr. Karl Ziak (Gildenbibliothek österreichischer Autoren, 304 S.) Als. dieses Buch im Forum-Verlag, Wien, erschien, hatte es den weniger

. Leinen DM 24,-j THORNTON WILDER Oie {den des März Roman. 269 Seiten. Einmalige ' Sonderausgabe. Leinen DM 6,80 RICHARD STRAUSS STEFAN Z WEIG Briefwechsel 184 Seiten. Leinen DM 14,80 BRUNO WALTER Von der Musik und vom Musizieren • 255 Seiten, mit zahlreichen Notenbei spielen. Leinen DM 16,50 EVA MUETHEL Für dich blüht kein Baum Roman. 306. Seiten, Leinen DM 13,80 LUISE RINSER Abenteuer der Tugend Roman, 290 Seiten. Leinen DM 13,80 EDZARD SCHAPER Unschuld der Sünde Erzählung, 72 Seiten. Flex. Leinen

DM 5,80 BRUNO E. WERNER Die Göttin Roman. 288 Seiten. Leinen DM 14,50 . N. MARTIN KRAMER Herd und Fremde Geschichte der Familie Grange. ■ Roman. 519 Seiten. Leinen DM 19,80 ADALBERTO ORTIZ Juyungo Roman aus dem Urwald. . 316 Seiten. Leinen DM 10,80 DAVID GARNETT Liebe — ganz irdisch Roman. 243 Seiten. Leinen DM 13,50 ITALO OALVINO Der geteilte Visconte Roman. 148, Selten. Leinen DM 10,80 HELLA S. HAASSE Wald der Erwartung Roman. 599 Seiten. . Leinen DM 19,80 .MANFRED HÄÜSMÄNN Aufruhr

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Seite 12 von 16
Datum: 08.04.1949
Umfang: 16
Seite 12 OER STANDPUNKT 0. April 1949 — . lineue bücher/ij Kriegsjähre im Süden Wer heute, einen Roman schreibt, der ln Neapel spielt, hat einen grossen Maass stab zu fürchten. Denn Werfels «Geschwl- ste von Neapels sind noch immer lebendig, unvergessen und endgültig als Lebens- und Menschenbild dieser Stadt grimmer Fami lientyrannei und seligen Gehenlassens. Das war ein breiter, ruhiger Strom des Erzäh lens voll gütigen Humors, versöhnlicher Tragik und trefflicher Beobachtung

, ln dem nicht nur die Individualitäten von sechs Geschwistern und ihres Vaters, sondern eine Fülle von Nebengestalten gemeistert wurden. Also hat es Stefan Andres nicht leicht, in seinem neuen Roman, «Ritter der Gerechtigkeit» (Sclentia - Verlag, Zürich), mit einer einzelnen Hauptfigur, Fabio. dem idealistischen Sohn eines opportunistischen Advokaten, seinem zynischen • Freund und Gegenspieler Dino. der das Räuberhand werk ergreift, und dessen Onkel, dem Fürsten A., der die altliberale Tradition verkörpert, etwas Neues

zur Literatur über Neapel beizusteuern. Neu ist allerdings der Hintergrund; denn war Werfels Roman ein Friedensbild der Stadt, so spielt die Hand lung dieses Buches während der Kriegs ereignisse der Jahre 1943-44 und gibt daher Auskunft über die Frage, wie sich das nea politanische Naturell zu den Wechselfällen des Kriegsglückes verhalten hat. Da weiss nun Andres eine Menge launiger, bitterer, auch rührender Dinge von grösseren und kleineren Menschenwesen, von Deutschen, Italienern, Schotten zu erzählen

, die be weisen, dass sich sein Erzählertalent »eit seinem letzten Roman, «Die Hochzeit der Feinde», abermals erfreulich gelockert hat. Weniger überzeugend ist Andres wieder um da, wo er die Handlungsweise seiner Hauptdarsteller, der «Ritter der Gerechtig keit», psychologisch konstruiert: Dlno, der unter dem falschen Verdacht, ein weiss es Forzellanpferdchen gestohlen zu haben, zu einem Räuberhäuptmann Franz Moorscher Prägung, wird; der Fürst, der, aus seinem Palazzo ausgebombt, in das berüchtigte Hospital

der «Unheilbaren» übersiedelt. Fabio, der wahrhaft Gerechte, hält dis vernünftige Mitte, bleibt aber etwas blass. Dochwesentlich ist. im ganzen gesehen, der fühlbare Fortschritt zur lebendigen Charakterisierung und zu einem freien Er zählerton, den wir ln unserer Besprechung der «Hochzeit dter Feinde» als möglich und wünschenswert erhofften. Vielleicht wür den sich diese Qualitäten in einem näch sten Roman, der im Gegensatz zu den bis herigen des Autors einmal nichts mit Krie gen zu tun hat, noch wohltuender

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Seite 9 von 12
Datum: 23.03.1951
Umfang: 12
'Ììigeliorg Guadagna» neuer Roman Den Lesern des «Standpunkt» ist Inge- borg Guadagna durcheine Seihe "geruhsa mer und von lkbevoll-iärt'icher Wärme, ge tragener Erzählungen bekannt. Wer die.ü junge Dichterin von dieser beschaulichen, idyllischen Seite her kennt, ist zunächst erstaunt, -wenn er ihr jüngstes Buch,-«Dis Ehe der Vanna Licutu» (Artemis Verlag, Zürich) zur Hand nimmt. Da schlägt einem bald nach. Beginn der Erzählung der Glut atem des Geschehens heiss entgegen, und von da ab geht:es

in kräftiger dramati scher Raffung einem .Höhepunkt von inten siver Spannung und Galadenh-it entgegen. Ingeborg Guadagna, die gebürtige Deut sche, die als Gattin des Philologen Prof. Guadagna (ihres vormaligen Lektors an der Universität Tübingen) ■ heute in Florenz lebt, hat eine merkwürdig untergründige. Be ziehung zur heissblütigen Welt Siziliens — der Heimat ihres ■Gatten. Schon ihr erster Roman, «Die Siziliänischen Schwestern», liess vor einigen Jahren. aufhorchen. Und; wieder führt sie diesmal

sind, werden sie blühen. Roman. 560 S. Desch- Verlag, München. Ein Thema, das uns der Dannstädter Ed schmid schuldig war: die Chronik der hes sischen Verschwörung, deren Säule der Pa stor Weidlg und deren Fackel der Dramati ker Büchner war. Unter dem reaktionären GrosShenof Ludwig H. erfolgte eine raffi nierte Verschärfung der PoUzeibiirokratie, und gegen die Verfasser, Drucker und Kol porteure de* «Hessischen Landboten» (ei nes von Büchner verfassten, von Weidlg redigierten Flugblattes) setzte ein Kessel treiben

Aktivität, der Verfolgungen und Verhöre (vor und nach • dem missglückten Frankfurter Putsch April 1833) schildert Edschmid in seinem von fast kriminalistischer Spannung er füllten Roman. Die Hauptgestalten sind Georg Büchner und Ludwig Weidig. Büch ner, der,' während Polizisten vor seinem Var terhaus patroullierten, sein vulkanisches Drama «Dantons Tod», riederschrieb, der Student, der in Strassburg glücklich liebte und durch seine Doktorarbeit über das «Nervensystem der Fische» aufl'iel, folgte

Ermittlungen beruht oder eine Erfindung des Autors ist. Hermann Linden Fortset zu ngs - Sagas Mazo de la Roche: Der junge Renny. Ro man. Amandus Verlag, Wien Guy MeCrone: Bel Moorhouse. Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien. Von Robert Neumann stammt d'e bos hafte Bezeichnung des ’Galsworthy'teilen Opus als «Fortsetzungs-Saga». Man wird an dieses Wort erinnert, wenn man beobach tet, wie sich «Familienromane» eines be stimmten Typus gleichsam selbsttätig durch Zellteilung fortpflanzen,. wie auf einen halbwegs

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Der Standpunkt
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Seite 5 von 12
Datum: 01.01.1954
Umfang: 12
Die Auflösung des Individuums Der Verlust der Realität im modernen Roman Der abendländische Roman von der ßprttamixe Dis zu Zola steht eine Ein heit dar. Was darunter zu verstehen ist, wird deutlich in dem Satz. E. M. För sters: «Die Grundlage eines Romans ist eine Geschichte, und eine Geschich te ist das Erzählen von Begebenheiten in zeitlicher Folge.» Für die Werke der modernen Epik hat diese Definition kei ne allgemeine Gültigkeit mehr; sie Weichen von dem Schema ab. Jede formale Veränderung

auf in die praerationalen Schichten des Es, ins Vor- und Unbe wusste. Nietzsches Satz: «Der Mensch ist das nicht festgestellte Tier », nimmt den Kern der Fragestellungen, wie sie heute evident werden, vorweg. Atomisierung der Zeit im Roman Wissenschaft an der Schwelle des Unsagbaren Realität ist demnach nichts Gegebe nes und Festes, sondern Wandlungen unterworfen, sie weicht mit der Erwei terung unseres Blickfeldes vor uns hin. Diese Erkenntnis bewirkt Unsicherheit; der Boden, der jahrhundertelang als lest galt

. Abend, Verfall, Dämmerung, Me lancholie, Nacht, Herbst und Untergang sind Themen Trakls, und der Berliner Arzt Gottfried Benn gibt um'die glei che Zeit ein schmales Bändchen Verse unter dem Titel Morgue heraus: — Ly rik aus dem Leichenschauhaus der Selbstmörder. Aber der Poesie, als der am wenigsten an- den Stoff gebundenen Gattung, mangelt für unsere Untersu chung die letzte Beweiskraft. Sie findet sich um so mehr beim Roman.. Joyces Ulysses, 1922 erschienen, schildert die Erlebnisse eines Mannes

Situation, deren Bedrohlichkeit den Grad des Unerträglichen erreicht. Anders vollzieht sich die Auflösung von Realität und Mensch bei Hermann Bruch. In seiner Roman-Trilogie Die. Schlafwandler geht es ihm um die Ge nealogie des bürgerlichen Zeitalters, dessen Niedergang ihn fasziniert. ' An den drei Gestalten Pasenow, Esch und Huguneau demonstriert er den Zerfall 1 der Werte, den Abstieg ins Skrupellose und Gemeine. Dass Broch dem Roman das unerzählerische Element der philo sophischen

und wissenschaftlichen Er örterung beigegeben hat, steigert den 1 Vorgang der Entrealisierung. Solche Einschübe finden sich eben falls in Musils Mann ohne Eigenschaft ten und Manns Zauberberg. Brochs letz ter Roman Der Tod des Vergil führt den Prozess der Entwirklichung weiter; auch hier herrscht über weite Strecken das Reflektierende und Erörternde, je doch wird es in seiner Bedeutung von einem Vorgang abgeschwächt, den Kah ler « den Abstieg in die innere Trans zendenz» nennt. Hier betrifft die Ent realisierung

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Der Standpunkt
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Seite 12 von 20
Datum: 10.09.1948
Umfang: 20
für den amerikanischen Leser geschrieben, dem es sich in seinen neuen Werken findet, sin* sie in der Problemstellung europäisch, epische Gestaltung eines Europa, in dem der Mensch mehr und mehr nur durch de» welthistorischen . Hintergrund interessant wird, vor dem er sich bewegt — nicht nur im Roman. o./.b. Tierb uecker Dltha Ho'.esch: Mondlichi — Die Geschichte einer Wölfin. Ullstein Verlag, Wien; . ■ 261 S. Kriminalromanen und Raubtier geschienten ist eines gemeinsam: das Gruseln vor etwas Unheimlich

, in dem der Hintergrund wichtiger ist als dfe dramatischen Gescheh nisse vorne an der Rampe. Und das gilt mutatis mutandis für das meiste, was Lothar in Amerika geschrieben hat. Sein «Heldenplatz» war der Roman einc-r Jugend, die ahnungslos und ln blinder Be geisterung in einen Krieg ging, der sie rasch ernüchterte. Ein anderer Roman behandelt das Schicksal Südürols während des Krieges. Immer steht ein ganzes Land, eine ganze grosse Menscheaschiclite hinter seinen jüng sten Erzählungen, und alle erzählerische

von Schumacher, Madame Du Barrii, Amalthea-Verlag, ZüriclvLeipzlg-Wien. Edward Lytton-Bulver, Die letzten Taut von Pompeji, Amandus-Edition, Wien. nurioir SouceV Das Lied an den Feind Der preisgekrönte Roman einer Liebe, die Völkerfeind schaft'und -Hass überwindel. S. Jörgl Verla«, Klagenfurt F. F. Oberhäuser Einet Nachls in Minnewanna In das harte Le ben der Goldgrä ber führt dieser spannende Aben teuerromane Ein wirklich gutes Buch für die Ju gend. • S. Järgl Vorlag, Klagenfurt Martha Sills-Fuchs

StiRiMijutitdif Kinii Des ehemaligen al banischen' Königs Zogu Liebesroman nach ‘Aufzeichnun gen einer Hofdame.. S. Jörgl Verlag, Klegtnfuri So uiieili die Prasse über den neuen österreichischen Roman HOTEL ZUGVOGEL von Otto F. Beer; «ln einer kleinen Welt für sich, in der Abgeschlossenheit und Einsamkeit eines Seehoteis im Saizkammergut, spiegeln sich die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit im Schicksal einiger Menschen wieder, die in einem feinen, erregenden Spiel von Lie besbeziehungen und Freundschaften

in einen Roman kleidet,' der genau so Bericht sein' könnte, was nichts gegen die dichterische Kraft der Schilderung sagt, son dern bedeutet, dass die Annahme einer zu fälligen Insel im Wirrsal dieser Tage Kurio sität wie durchaus Glaubhaftes gleichennas sen besitzt.» Weltpresse, Wien. Ullstein-Verlag* Wien Hubert Mumelter Ein dichterischer Bericht v. Schick sal dreier Men schen der Berge, vom Schicksal auch des oft umkämpf- itn Grenzlandes. S. Jörgl Vcrlig, Klagunfurt Frank E. Christoph Hiltli FltllRÖ

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Der Standpunkt
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Seite 12 von 16
Datum: 03.11.1950
Umfang: 16
|neue bücher/ii Dér «gute Teufel» Alfred Neumann: Der Pakt, Roman. — , Neuer Verlag, Stockholm-Frankfurt aM- Zürich. Alfred Neumanns Vorliebe galt stets Fi guren, deren hintergründige und abgründige Natur, deren unklare und vieldeutige Rolle fm geschichtlichen und politischen Spiel ihm die Handhabe boten, Wesen und Unwe sen, Schicksal uiid Tragik dämonischer Menschen gestaltend zu analysieren. Es sind jene «guten Teufel», die, besessen von einer Mission wie von satanischem Macht trieb

aber noch immer sein berühmtes und unvergessliches Erstlings werk «Der Teufel», sein Oliver Necker. Und an der Wucht in Gestaltung, Farbigkeit und Sprache; an der dichterischen: Geschlos senheit und Vitalität jenes Romanes gemes sen, verblassen seine späteren Werke; auch dieser neue, grdssangelegte und gross- räumige Roman eines amerikanischen «gu ter. Teufels» vermag an jenen ersten nicht heranzureichea Fast scheint es, als habe den Dichter sein kalifornischer Aufenthalt als Emigrant in Verlegenheit gebracht

, in der amerikani schen Geschichte einen Teufel nach seinem Herzen - aufzutreiben. Man merkt einmal, dass der Autor sich nicht gestattete, sich grosszügig Uber das Dokumentarische der Figur hinwegzusetzen, und dann scheint er doch auch dem Geschmack des amerikani schen Publikums und seinem Bemühen um einen Bestsellererfolg Konzessionen ge macht zu haben. So ist rein formal ein Zwischending zwischen Reportage und echtem Roman herausgekommen, wobei al lerdings mit allen Registern erfolgreicher Romankunst gespielt

wird. Im Mittelpunkt steht die Gestalt des le gendären «Obersten» Walker. Dessen histo rische Registration in Europa ist zu dürftig, um einen Nachweis zum Vergleich mit dem Roman heranzuziehen. Doch scheint sich ja Neumann zwangsläufig so sehr an die Tat sachen zu halten, dass man deren Ver- bürgtheit aus der Behinderung und Mühsal, die sie der erzählerischen und psychologi schen Verarbeitung bereiten, entnehmen muss. Sehen wir von Neumanns Auslegung ab, muss dieser Walker immerhin ein gross artiger Teufelskerl

seelischen, bildungsmässigen Situation der man neuerdings häufig ln der anglo- ameriknnischen Literatur begegnet, so auch be> T. 8.' Eliot, und die zu einem typischen Phänomen der anglo-amerlkanlschen Geistes welt zu werden scheint: Der Zuwendung eng lischer und neuenglischer Dichter vom Puri tanismus zur traditions- und schönheitsge- sättigten Welt der römisch-katholischen Kliche.. Der Roman führt von der Kindheit und Jugendliebe des rauhen, britischen in- selklndes durch die römisch-christliche Welt

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Der Standpunkt
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Seite 10 von 16
Datum: 31.03.1950
Umfang: 16
unter Verbot gestellt; - Die amerikanische Zeitschrift «Cosmöpo- litan» wird demnächst Hemingways neuen Roman «Ueber den Fluss und die Bäume» abdrucken. In dem Manuskript wurde eine Anzahl von Worten beanstandet, die nun beim Abdruck fortbleiben sollen. An Stelle der anstössigen Sätze soll das Wort «dele- täon » (Streichung) in den- Text eingefügt werden. ich werde nicht darauf verzichten, nein, ich nicht!» • Eine Frau hatte den Kopf verloren. Sie griff mich beim Handgelenk und schüttelte es:.«Da sehen

; Sein Thema hless: der französische Roman von heute. Der Roman hat die epische Poesie abge löst, seitdemes eine Druckpresse gibt lautete seine erste These — der Reim ward als Gedächtnisstütze unnötig, seit Jeder le sen konnte. So wuchs der Roman und schil derte erst Abenteuer, dann Charaktere, dann Milieus und dann — heute — die Zelt. Ohne «Intrigue». schreibt der Romancier von heu te, was morgen Geschichte sein wird,.Der Roman an sich hat keinen Stil — je style, c’est l’homme, — aber er hat eine Sprache

: die französische. Selbst der erfolgreiche ame rikanische Roman stammt wissend, oder ohne es zu wissen, vom französischen Tab. Man braucht seine Vorbilder garnicht gele sen zu haben. An diesen Punkt hatte man das Gefühl, dass der Vortragende mit seinen längen Chirurgenhänden dem Auditorium nahe ge nug gekommen war: er legte die Maske ab und schien nichts anders zu sein, als der grosse europäische Romancier. Der Roman — sagte er — Ist das Werk der Reife, der Zelt jenseits des Dichtertums. Es ist nicht wahr, dass

er, um realistisch zu sein, hart und dunkel sein müsse. Es. ist auch nicht so, dass güte Gefühle schlechte Werke ergehen. Böse und wunderbar, schwach und heroisch sind die Menschen — der Roman muss sie wiederspiegeln. Er darf nicht planen und berichten — der Roman «wächst, wie ein Baum, nicht wie ein Haus». Dann wird er gross. Der Mann, der die Gedanken'SalavIns.und die Geschichte der Familie Pasquler. ge träumt hatte, schien nun ganz nahe, ganz menschlich. In Anekdote und Fabel zeigte er, wie das erdachte

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