11 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Der Sammler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TZW/Sammler/1852/15_04_1852/Sammler_1852_04_15_2_object_5020999.png
Seite 2 von 4
Datum: 15.04.1852
Umfang: 4
Nach etwa 14 Tagen, wahrend welcher Zeit der Pluderschneider allen feinen Bekannten erzählte, daß er an daS „Amt' in 8t. Pouream einen französischen Brief habe schreiben müssen, erfolgte eine Antwort von der dortigen Mairie; sie enthielt nach deS Schneiders Verdeutschung die Nachricht/ daß die betreffende Frau vor zwei Jahren schon daS Land verlassen habe, der Sohn aber vor drei Jahren Soldat geworden fei und sich gegenwärtig ebenfalls im Ausland befinde. Der ehrliche Kaufmann vernahm

zu sich ins Haus einlud und dort ihm die Entdeckung machte, daß sein Vater 20,000 fl. hinterlassen, die er, der Flöris krämer, seither aufbewahrt, im Geschäft angelegt und gut verwendet habe, und die er ihm jetzt zurückgeben wolle als rechtmäßigem Erben seines VaterS. Gerührt küßte der Soldat die ehrliche Hand; freudig machte er dem Kaufmann das Anerbieten, mit ihm die Summe zu theilen. „DaS Geld gehört Ihnen und Ihrer Mutter; sorgen Sie für 'dieselbe, und wohin Sie auch kommen mögen, seien Sie gut

gegen meine Landsleute. Der Herr hat mir die Freude gegönnt, Sie zu finden — das ist mir Belohnung genug.' . Der Lieutenant mußte das Geld annehmen, was eS in den sechs Jahren, während welchen eS angelegt war, eingetragen, mußte jedoch der Kaufmann behalten. „ES ist dieß ja Ihr ftlbsterworbenes Gut,' sagte der Soldat, „und wenn Sie mir noch eine Freude machen wollen, so nehmen Sie diesen Ring, daS Theuerste, was ich habe, zum Andenken an mich. Möge er in Ihrer Familie sich forterben durch Jahrhunderte, zur steten

Erinnerung an die Rechtlichkeit eines ManneS, wie eS deren nur wenige gibt.' Der Lieutenant war indeß noch nicht zufrieden; er wollte sei ner Dankbarkeit einen weiteren, für den Kaufmann ehrenden Aus druck geben. Vor seiner Abreise verfaßte er eine Schrift, die heu tigen Tages in den Archiven des Rathhauses zu N. niedergelegt ist, und in welcher die redliche und uneigennützige Handlung deS Kaufmanns erzählt ist. Am Schlüsse aber sind folgende Worte beigefügt: „Ich vermache hiemit die beigefügte Summe

auch, daß der Flöriskrämer, dessen Leben nur die Verwirklichung der besten Grundsätze war, von Jedermann hoch geachtet wurde, trotz seiner altmodischen Tracht. Ich bin mit meiner Erzählung vom Flöriskrämer so zu sagen zu Ende, obwohl ich noch hundert schöne Züge aus dem Leben deS herrlichen Mannes anführen könnte. Im Frühlinge deS JahreS 1844 rief ihn Gott zu sich, als einen heiteren Greis von 76 Jahren. Einige Zeit vor seinem Ende kam sein Sohn aus Paris zurück, wo derselbe seiner weiteren Ausbildung als Kaufmann oblag

1