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Der Südtiroler
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Seite 3 von 4
Datum: 01.07.1930
Umfang: 4
- sabrik der 17jährige Hilfsarbeiter Sebastian Jesacher be schäftigt. Eines Samstag abends wurde er beauftragt' die Fabriksräumlichkeiten aufzuräumen. Bei dieser Gelegenheit fand der besagte Arbeiter eine ungefähr eine Handfläche große schmutzige Papierfahne in den italienischen Farben aus einem Werkzeugständer liegend. Dieses Fähnchen war auf irgend eine unerklärliche Weise früher einmal in die Werkstätte gekommen; das Papier war mit Oel und Staub überschmutzt, und so geschah es, daß der junge Bursche

die sen Papierfetzen kurzer Hand abräumte, ihn nichts denkend zusammenknüllte und in einen kleinen Eisenofen warf. Wenige Tage später wurde ein befreundeter Hilfsarbeiter dieses Sebastian Jesacher in den Kommandoraum der faschistischen Miliz für öffentliche Sicherheit gerufen, wo man ihm ein italienisch geschriebenes Protokoll vorlas, in dem stand, daß Sebastian Jesacher eine italienische Fahne (!) unter Schmäh- und Spottreden zerrissen und dieselbe unter Aeußerung abfälliger Redensarten

über das Königreich Italien in die Flammen geworfen habe. Deg: Kamerad des Sebastian Jesacher weigerte sich, eine falsche Anklage als Zeuge zu unterschreiben, worauf er von den Klienern (Organen der öffentlichen Sicherheit!) blutig geschlagen wurde und man ihm mit Gewalt die Hand zur Unterschrift auf dem Papier niederdrückte. Jenem fürchter lichen Akt entronnen; eilte der blutüberströmte Bekenner zu seinem Freunde Sebastian Jesacher, warnte diesen, und p gelang es Jesacher, rechtzeitig über die nahe Grenze

ts Oester reichliche zu flüchten. Der verkrüppelte Vater Md der ältere Bruder des unschuldig Verfolgten wurden >tt Haft genommen und durch längere Zeit als Geiseln sestgehalten. Inzwischen sind Jahre vergangen, und Mussolini hat kn Südtirolern eine Amnestie gewährt. Amnestiert wurde mch der in contumatiam verurteilte Sebastian Jesacher. Aor wenigen Wochen erkrankte die Mutter des jungen Mannes schwer, und so entschloß sich dieser, in die Heilmat zurückzukehren, denn er hatte ja nichts mehr zu fürchten

, er war amnestiert' — und in der Heimat harrte eine ster bende Mutter aus ihren jüngsten Sohn. Aber man höre und staune: der amnestierte Sebastian Äsacher wurde beim Betreten des Boden Italiens ver haftet und für fünf Monate Kerker eingesperrt! Dies ist ein schlichter Bericht, der eine merkwürdige Illustration zur besseren Behandlung der Südtiroler seit Abschluß des österrelchisch-italienischen Freundschaftsver- trages gibt. Der Leke«s«ittelhaadel is Italien. Durch ein Gesetzesdekret vom 19. Mai, das nun per

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Der Südtiroler
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Seite 6 von 8
Datum: 01.06.1931
Umfang: 8
kein Volkskünstler, er schreibt nicht für den Bauern, so bodenentstammt sein Schaffen sein mag. Oberkoflers Frühwerke „Stimmen aus der Wüste", „Die Knappen von Prettau" und „Gebein aller Dinge" tragen i noch mehr die haltlos verzerrten Züge des modernen Men schen, wenngleich bereits die straffgebaute Erzählung „Die . Knappen von Prettau" in die tiefere Seele des alten Süd tiroler Freibauern und seiner Ahrner Heimat hinuntersteigt. s „Sebastian und Leidlieb" endlich und vor allem die hym- - nischen Rhythmen

des „Triumph der Heimat" gehören zum Allergrößten und Reinsten, was Südtirols Heimatsdichtung aufzuweisen hat. Eine Sprachfähigkeit, die durch Jahre hindurch geschult wurde, führt mit altertümelndem Klang in jene Welt des Mittelalters ein, da sich der freie Bauer mit der Kraft seiner Arme gegen adelige Herren wehren durfte . und es auch konnte. Mitten in diesem großartig gezeich- » neten Hintergrund steht der Held von „Sebastian und Leid- lieb", Sebastian Valbsteiner, Oberkoflers Ahne, eine über- ! ragende

und in tiefem Frauensriedcm Sie trägt nicht so schwer am Leben wie Oberkofler, ft freut sich darüber mehr und versenkt sich still in se>ne Wunder. Ihr ist es nicht Last, sondern Begnadung.- "fl flammt auch ihr das Leid in die Seele, so nimmt sie c * demütig hin. Sie kennt das titanische Aufbrausen de Mannes Sebastian nicht, der seine Stirne nur schwer beug > Bei Oberkofler schmerzliches Suchen, bei Rubatscher frcud' volles Staunen über all die Wunder und Rätsel der We - Wir kennen mehr Südtiroler Dichter

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