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Der Nornenbrunnen
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Seite 4 von 4
Datum: 01.04.1933
Umfang: 4
Wilkinasaga, schreibt Dietrich eine unehrliche Handlung zu; vor dem Kampfe mit Sigurd nämlich versichert Dietrich, daß er nicht mit dem Schwerte Mimung fechte, richtiger, „daß er Mimungs Spitze nicht oberhalb der Erde ivisse, noch wisse er seinen Griff in irgend eines Menschen Hand.' Er hat aber dieses gefürchtete Schwert hinter sich in den Boden gesteckt und ergreift es dann wieder, um auf Sigurd loszuhauen. 7 ) Hier scheint eine ältere Si gurdsage vorzuliegen, die ursprünglich mit Dietrich nichts zu tun

hatte, dann aber von dem Sammler, der die umfangreiche Wilkinasaga zusammenstellte, irrtümlich mit Dietrich in Ver bindung gebracht wurde. Die Gesinnung, welche die ältere Dietrich-Dichtung (vielleicht schon jener Bayer des 8. Jahrhunderts) dem Hel den zuschreibt, erhellt am klarsten aus einer Stelle des „Lau- rin'. Dietrich gibt da seiner Freude über den Mut des klei nen Laurin Ausdruck, an dem Gott ein Wunder getan habe, und fährt philosophierend fort: swer wil sin ein biderbe man, der sol für oren lazen gan und tuo

, als er nicht hoere, swaz sin gemüete stoere, un; (bis) in diu rechte not güt an; so erzeige er banne, waz er kan, unde belibet nne schände in einem redlichen lande . H ) Fm Ecken-Liede wird erzählt, wie Dietrich nach furcht barem Kampfe den Riesen Ecke erschlägt, dann aber ihn be dauert und sich des eigenen Sieges nicht zu freuen vermag. Der Dichter hätte das gar nicht sagen können, wenn er nicht die Gewißheit gehabt hätte, bei seinen Zuhörern Verständnis und Mitgefühl für einen solchen Helden zu finden

. Deutlich sieht man da, lote ein junges und streitbares, jedoch im Grunde des Herzens friedliebendes Volk sich in Dietrich von Berne ein Bild seines eigeneil Fühlens und seiner sittlichen Ziele schuf. Ganz anders wird Wittege gezeichnet; offenbar soll durch ihn der Edelmut Dietrichs klarer herausgehoben wer den. Die Sage greift dabei weit zurück und trachtet Witteges Wesen erbmäßig zu begründen; darum macht sie ihn, zum Sohne Wielands und jener unglücklichen Königstochter, die in die Gewalt

, S. 509. N | Vgl. „Laurin': herausgegeben von Karl Müllenhofsi 4. Auflage: Berlin, 1912, S. 18. B ) C 11 o Luitpold Iiriczek: „Deutsche Heldensagen', Straßburg, 1898, 1. Band, S. 23. wird ich den garten sihtec an, den trite ich nider in den plün. 10 ) Das ist die Sprache eines Räubers. Als sie dann den Rosengarten vor sich sehen, betrachtet ihn Dietrich mit Wohl gefallen; aber Witege, der wigant (Krieger), sluoc die rosen abe zehant (sogleich). Es ist beachtenswert, daß auch alle späteren Bearbeiter

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Der Nornenbrunnen
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Seite 3 von 8
Datum: 01.06.1933
Umfang: 8
dann auf den Einfall gekommen sein, den berühmten König Laurin, den zauberkundigen Besitzer des Rosengartens, durch Dietrich und seine Mannen besiegen zu lassen. Gleich Kriem- hild, -welche im Wormser Rosengarten Dietrich und Siegfried miteinander kämpfen lassen will, mag auch jener Dichter des Dietrich - Laurin - Liedes sich den Kopf darüber zerbrochen haben, wie er „ze samene braehte die zwöne küenen man'. Von vornherein stand fest, -daß Dietrich siegen mußte; er übernahm also die Rolle

der gallischen Krieger. Dabei erga ben sich aber sehr große Schwierigkeiten betreff der seelischen Kennzeichnung Dietrichs und Laurins. Die Zuhörer mußten für Dietrich begeistert und gegen Laurin eingenommen werden. Dies ist dem Dichter nur halb gelungen. Zwar hat er Laurin und seine Zwerge als treulos und heimtückisch hing-estellt, um so den Einbruch der Recken zu rechtfertigen; aber die Zerstörung des lieblichen, nur von einem Seiden-faden eingehegten Rosengartens blieb doch eine unangenehme Hand lung

, die deshalb notgedrungen auf den finstern Wittege ab geschoben werden mußte. Immerhin besteht die Tatsache, daß Dietrich als Witteges Le-hensherr für dessen Tun doch eigent lich mitschuldig ist. Ueberhaupt hat es dieser Dichter nicht verstanden, den Inhalt der Sage so umzngestalten, daß dar aus etwas ganz Neues und in sich Geschlossenes geworden wäre. Er übernahm und bewahrte Wendungen, die in sein Werk — dem Sinne nach — gar nicht mehr -hineinpaßten; so z. B. jene Schlußstelle, die von ihm herrühren muß

, wenn sie auch erst auf dem Umwege durch spätere Handschriften auf uns gekommen ist: „und der vil kleine Laurin muost ze Berne ein goukler sin.' a2 ) Diese Stelle hätte der deutsche Bearbeiter vermeiden sol len, weil sie klar erkennen läßt, daß die Gefühle der Erzäh ler und Zuhörer ursprünglich auf seiten Laurins waren. Trotz dem muß die Wirkung des ersten Dietrich - Laurin - Liedes, dank der Volkstümlichkeit beider Namen, sehr stark gewesen sein. Möllenhoff erwähnt alte Handschriften, welche Dietrichs Kampf

mit den Zwergen andeuten und den Zusatz enthalten: „do schrillet kein meister von'. Er nennt auch eine „interpolierte, aus Tirol stammende -Handschrift, die, ähnlich wie die sog. Klingenberger, noch deutlicher auf den Laurin hinweist — mit den Tbergeu jn dem rosengarten, davon die pauren singen und sagen: davon kein maister schreibt'. 23 ) Durch wie viele Jahrhunderte das erste Dietrich-Laurin- Lied von den Spielleuten vorgetragen wurde, wissen wir nicht. Wohl aber ist festgestellt, daß der sog. „Laurin

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