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Der Burggräfler
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Seite 6 von 16
Datum: 30.09.1905
Umfang: 16
» „zur 77. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte': „Noch vor weniger Dezennien wäre es wohl ein große- Wagnis gewesen» im Herzen von Tirol, im Burggrafen amte einen Kongreß von Naturforschern und Aerzten zu veranstalten, und mit geteilten Gefühlen und Mißtrauen würden diese heute uns hochwillkommenen Gäste begrüßt worden sein, denn: Natur und Geist — so spricht man nicht zu Christen, Deshalb verbrennt man Atbeisten; Weil svlche Reden höchst gefährlich sind. ' Natur ist Sünde, Geist ist Teufel, ' Sie hegen

zwischen sich dm Zweifel, Ihr mißgestaltet Zwitterding.' Goethe, Faust II. Heute aber. wo selbst in den abgelegensten Tälern von Tirol das Frührot der Aufklärung und des geistigen Fort schrittes dämmert, wo auf den höchsten Bergspitzen der Geist der Freiheit und Wahrheit im hellsten Licht erstrahlt und die schwarzen düsteren Nebel des mittelalterlichen Aber glaubens immer mehr verscheucht, heute empfängt das „Tiroler Land!' und besonders daS Zentrum desselben, der Wellkurort Meran-MaiS, seine hochverehrten Gäste

- öffentlichteu vor nicht langer Zett eine ganze Reihe tirolischer Namen — und es find viele Träger geistlichen Stande» darunter — die sich um die Der Burggräfler Naturforschung sehr verdient gemacht haben. Da» waren „keine Atheisten', sondern tiefgläubige Männer, die nicht „Natur für Sünde' und „Geist für Teufel' gehalten haben. Wer glanbt, Wissenschaft und Glaube sei unvereinbar, hat am Bor» de» Wissen» kaum genippt oder ist an die Forschung mit Vorurteilen und Voraussetzungen gegangen, die ihren Grund

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Der Burggräfler
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Seite 9 von 18
Datum: 11.11.1911
Umfang: 18
'; der Private läßt sich das an seinem Eigentum nicht gefallen, obschon auch er „den allgemeinen Gesetzen des Staates unterworfen ist'. Eigentum ist Eigen tum! oder nicht mehr? Je höher eine Sache steht und je idealer sie ihrer Natur nach ist, desto feiner muß sie behandelt werden, desto mehr kommen bei ihr jene Dinge zum Vorschein, welche man Imponderabilien nennt. Wer bel kirchlichen Dingen wahrhaft künstlerisch wirken will, muß religiösen, kirchlichen Geist tn sich haben. „Wie meine Schüler religiös

wollte. Das war eine psychologisch notwengige Entwicklung, denn wenn der menschliche Geist die Ideen eines Bausttles vollkommen erschöpft und anSgebeutet hat und an denselben nichts Neues und Origlnelles mehr findet, geht er aus Innerem Drauge nach dem Gesetze des Fortschrittes zu neuen Formen und Stilen über, bis spätere Geschlechter dle alten Stile ln neuer Form sich zu eigen machen. Die Kluft zwischen Antike und Renatssarce, zwischen Romanisch. Gotisch und der neueren Zett war nicht groß ge- nug, und selbst die sozialen

und technischen Um wälzungen seit der Empire und Biedermeierzeit waren nicht stark genug, um die Weit zu hindern, bet dem Alten „wieder anznknüpsen'! Es bleibt bet den Worten Koheleths: „Alle Flüsse rinnen in daS Meer und es geht nicht Über, denn wo die Flüsse auSgegangeu, dahin kehren sie wieder zurück. Die Sonne geht auf und unter, sie kehrt an ihren Ort zurück, erneut sich dort, durchkreist den Mittag und senkt sich gegen Abend. So ist auch des Men schen Geist, er durchmustert alles ringsherum und kehrt

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