: Kritische Abhandlungen üöer die älteste Geschichte Salzburgs von Franz v. Pichl. Preis fl. 2.—. Feuilleton. Die wilde Rose. von Th. Almar. (12. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Aber wie sieht es in solch aufgeregtem Moment im Herzen eines Kindes aus, das sich von seinen Empfindungen noch keine klare Vorstellung machen kann, das zum Guten oder zum Vösen einzig von seinem Jnstinct geleitet wird? Als Regina hinter dem Bettschirm gestanden, in ihrer Angst nach Worten suchend, mit denen sie Leon hard
, den sie so lange vernachlässigt hatte. „Ganz recht, Kind,' nickte HanS, den es tief be wegte, so die Falschen in Schutz nehmen zu müsse», um da» Kind zu täuschen. „HanS, warum wellen sie Dich von der Mühle fort haben, Leonhard nannte Dich doch Schleicher?' begann Regina aufs neue. „Kind, wenn man auf jemimd ärgerlich ist, wählt man die Worte nicht. Er nannte mich Schleicher, weil ich auch gegen den Verkauf der Mühle bin. Und da meint die Mntter, wie er, dass, wenn ich nicht mehr hier sei, sie den Vater schon
zu allen, bewegen werden. „Aber Du gehst nicht fort, und die Mühle wird auch «icht verkauft?' fragte Regina bangen Tone» „Wie Gott will, Mädchen. Erst wenn Dein Vater mich fort weist, dann gehe ich!' „Dies wird der Vater niemals thun; hat er Dich doch so lieb.' HanS schüttelte gedankenvoll den Kopf. Keiner als er konnte besser wissen, dass seine Freundschaft mit dem Meister bereits auf schwachen Füßen stand. Regina fuhr fort: „Leonhard hat die Mutter geküsst, darf er das?' HanS rüttelte diese Frage
aus seinem schmerz lichen Gedankengange auf, betroffen stand er da, an die Auseinandersetzung dieses Punktes hatte er nicht gedacht. „Hat er sie geküsst?' „Er hatte sie umfasst, und ich habe gehört, dass sie sich küssten.' „Unter Verwandten kommt da» schon vor. Gewiss hatte der Leonhard nicht gemusst, womit er sonst die ärgerliche Base beruhigen sollte.' HanS hatte die letzten Worte mit solcher Unsicher heit gesprochen, dass eS jeden, andern als einem so harmlosen Kinde, wie Regina, auffällig gewesen wäre
, die schon wieder eine Frage an ihren Freund in Be reitschaft hielt. „HanS, wir ziehen nicht nach der Stadt, nie, nie?' „Kind, alles liegt in Gottes Hand.' Regina begann zu weinen. Der Gedanke, ihr Dorf verlassen zu müssen, war ihr schrecklicher als alles, was sie vorher erlebt. „Lass eS gut sein, Regina, so lange ich auf der Mühle bin, bleibst Du auch hier, und der Vater wird nicht nachgeben. — Doch jetzt ist eS Zeit, dass Du ins Haus zurückgehst, sag dem Leonhard offen, dass Du das Billet verloren hast