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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 15.06.1899
Umfang: 8
so viel gemeinsame Wünsche hegten. Dann wandte sich der junge Journalist, mit einer tiefen Verbeugung von Liha ab und, eilte den, Sessel zu, auf welchem Gräfin Mathilde saß und mit freudig erstaunter. Miene zu ihm hinüber sah. Nun er die alte Dame erreicht, streckte sif ihm mütterlich beide Hände enigegen und bot ihm freundlich den Plsitz an ihrer Seite. ' „Äie hübsch,'Otto!' sagte sie jetzt und sah ihm liebevoll in das feine, geistvolle Gesicht, „wie hübsch, dass Sie sich endlich auch entschlossen Haber

/, auf unserem jour tix zu erscheinen!' Otto Wöllner erwiderte mit gesenkter Stirn ein paar leise Worte, wurde dann aber schnell wieder Herr einer kleinen momentanen Verlegenheit, und bald war er mit seiner greisen Nachbarin in der lebhaftesten Unter haltung begriffen. Während es um sie herum in übermüthiger Lebensfreude wirrte und schwirrte, schöne, junge Äugen vor Vergnügen strahlten und mancher rothe 35 — Mund verhängnisvoll lächelte, besprachen diese beiden gar ernste Tomaten, die auf dem vollen

Vertrauen, daS sie, die Gräfin Mathilde Hatzfeld, ge borene Prinzessin Rüle-Wendenburg und dcr junge Journalist zu einander hegten und stets gehegt hatten, beruhten. Otto Wöllner war der Sohn, des erst kürzlich verstorbenen General- , direetors der. gräslich Hatzscld'schen Güter. Er hatte aber auch das Glück, sich ein Pathenkind Gräsin Mathildens nennen zu dürfen, welche es mit dein Gelübde, das sie an ieinem Taufbecken abgelegt, immer äußerst ernst ge nommen hatte. ^ Als er schon mit süns Jahren

den liebenswürdigen, hübschen Knaben mit sich auf das Schloss und erwies ihm die sorgfältigste Zärtlichkeit, wobei sie das zarte Kind, welches nicht vicl jünger war, als ihr immer kränkelnder Sohn, vor besten jeweiligen Launen zu schützen wusste. So vergangen Jahre. Die Gräfin war lange schon zur Witwe ge worden und die Universalcrbin ihres Gatten — die alleinige Verwalterin eines, ungeheuren Vermögens. ^ Die Dame lebte jetzt fast den größten Theil des Jahres mit ihrem unglücklichen Kinde in T« Als Otto

nun so weit herangewachsen war, um ein Gymnasium besuchen zu. könnt», nahm sie ihn. zu sich^ und, vom. Palais Hatzfest> aus gjeng; er. nun nach seiner. Csasse. Auf Kosten der Gräfin machte Otto auch feine. Studien an der.Hoch- schule. Nachdem^ er, sich dann den Doctorhut. dcr. Philosophie, erworben, schickte die Gräfin ihy^auf Reiseiz. Drei Jahse blieb- der junge Gelehrte nun . der Heimat fern. Von dieser langen Zeit hatte er auch einige Monde in Wien verlebt. Als er endlich, zurückkehrte, wünscht

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