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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 15.11.1889
Umfang: 8
in llöü LtationeQ um 10 Irr. per Ltück ordilltlioli. ZWagner'sche Ilniverfttiits-Buchdruckerei in Innsbruck: sämmtliche Drillksorten zur Durchführung des IiauSsturm-SesvtTvs. Es gieng über sie hin wie Schauer des Todeö. Otto verliere», das war ja der Tod — alles, was von Leben iv ihr zuckte, wehrte sich gegen die Ver nichtung. Nein, nein, nein! Ein Trotz bemächtigte sich ihrer Seele. Otto hatte sich ihr zu Eigen gege ben, er musste ihr Eigen bleiben; sie war ja doch nicht wertlos, besaß Jugend

und Geist und Schönheit in gleichem Maße, mehr vielleicht als Marie — sie hatte schon einmal über sein Erinnern gesiegt, der Gedanke, den Kampfe aufzunehmen, reizte sie fast im Gefühl, sie sei mächtig genug, Otto ganz an sich zu fesseln, wenn er nnr erst außer dem Berreich dieser stillen, blauen Angen sei. An Mariens Seclenzustand dachte sie kaum. Was galt ihr diese?! Es handelte sich einzig um Otto. Die Kürze, womit er ihre stürmischen Vorwürfe zurückgewiesen hatte, erschien ihr jetzt in anderem Lichte

, sich nach ihr umzusehen, und fand sie stark fiebernd. Der Nater wurde benach richtigt, der Hausarzt gerufen; dieser befahl strenge Ruhe. Otto, dem Dülmer FlorhS Erkrankung mit theilte, durfte sie nicht sehen; er sandte ihr eine Zeile, nach deren Empfang sie einschlief. Nachmittags war sie ziemlich fieberfrei und bestand darauf, Otto zn sprechen. Als dieser erschien, begleitete ihn Dül mer zu ihr, um sie zu hindern, dass sie sich durch zu vieles Sprechen aufrege. In dieser Hinsicht durste er mit dem Brautpaar

zufrieden sein: Otto setzte sich zu Häupten von FlorhS Lager, küsste schwei gend ihre Stirn und tauschte nur wenige leise Worte mit ihr. Als sein liebreicher Blick ihren ängstlichen Augen begegnete, sühlte sie, dass ihr gestriges Unge stüm vergeben sei, und wendete nichts ein, als der überängstliche Vater ihr schon nach wenigen Minuten den Liebsten entführte. Dülmer hielt Otto noch bei sich fest. Trotz beruhigeudcn ärztlichen AnSsprucheS war der meist so gelassene Eommerzienrath ganz außer Fassung

. Seine Sorge sloss über: FlorhS Mutter, der sie im Aenßeren ganz und gar gleiche, sei einem Herzleiden erlegen — ja, Flory sei schein bar kräftig, seit dem unglücklichen Sturze in das eis kalte Wasser nun aber zum zweitenmale erkrankt — der Gedanke, sein einziges Kind bald in die Ferne ziehen zu lassen, sei ihm unerträglich, wenn er um ihre Gesundheit bangen müsse. Otto sollte ihm ver sprechen, seine Pläne zu ändern, hier am Orte zu verbleiben, waS köune daran liegen, ob er etwas früher oder später

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 13.11.1889
Umfang: 8
» zu verpachten. Anfragen bis längstens 15. November d. Js. an Frau Marin Klnimzuer» Stcrzillü. 737 5-8U; Verlag der Wagner'schen Zlniv.-AUlch- yandtung in Innsörulk. Kritische Abhandlungen üöer die ,'itteste Geschichte Satzöurgs von Franz v. Pichl. Preis sl. 2.—. Hauseinrichtung des inngen Paares, und Flory knüpfte daran den Wunsch, dass Otto sie nachher in ein GeschästSlocal begleiten möchte, wo die Ausstattung der Zimmer gewählt werden sollte. Die Tante käme mit, es handelte sich heute

noch nicht um Ankäufe, sie möchte nur seinen Geschmack zu Nathe ziehen, weil die Bestellungen während seiner Abwesenheit geschehen müssten. Otto stimmte zu, und man begab sich gleich nach Tische aus den Weg. Nachdem die Besichtigung erfolgt war, wobei FlorhS überströmende HerzenSfreu- digkeit durch den im Kansgewölbe festgehaltenen Ton halber Fremdheit Otto gegenüber zum hellen Uebcr- muth gesteigert hatte, schlug sie vor, einen Spazier gang zn machen. Es war einer der BorsrühlingStage, wie. sie gegen Ende Februar

zuweilen eintrete». Die Sonne lag mit so warmem KnsS auf der Erde, als müsse setzt schon Halm und Kein» hervorsprießen, ein klarblauer Himmel lachte nieder wie lichte Verheißung. Der herrliche Tag hatte viele Spaziergänger hinanö- gelockt; die Gänge des Parkes, den das Brautpaar durchschritt, wareu belebt. Florentine, welche über die zwischen ihr und Otto wandelnde Tante hinweg zu diesem sprach, sah ihn nach der anderen Seite des Weges grüßen; zugleich siel ihr der Wechsel seiuer Miene aus. Sie wendete

deu Kopf und. bemerkte eine alte Dame am Arme eines hochgewachsenen Mädchens, das sie nicht kannte, sogleich-,fnhr eine Idee ihr durch den Kopf. „Ist das etwa Deine Frau Näthin?' sagte sie rasch,>und beugte sich ein wenig nach ihm hin; „sprich sie,doch an und stelle mich vor!' Ohne eine Ant wort > zu > erhalten, wendete sie sich nach links und blieb stehen. Otto war in großer Verlegenheit; es widerstrebte, ihm ganz und gar, hier, auf offenem Wege, die plötzliche Mittheilung seiner Verlobung

mu sikalisch iu ihre Ohren. Otto sügte seiner Vorstel lung kein weiteres Wort hinzu. Er war durch die Plötzlichkeit dieser Begegnung etwas außer Fassung gekommen nnd dankte es im stillen der Tante, als diese der improvisierten Unterhaltung sehr balv eiu Eude machte, indem sie sich mit anSgesnchter Höflich keit empsahl. „Mit Ihnen hätte ich noch ein Hühnchen zn pflü cken,' sagte die Großmutter zu Otto, während sie den Arm der Enkelin wieder Nahm;„eS bleibt Ihnen aufgehoben bis zur nächsten Gelegenheit

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 11.11.1889
Umfang: 8
küsste ihn schweigend; als seine Schritte verhallten, weinte sie bitterlich. Ihr Herz erkannte des Vaters letztes Argument nicht an. Der Mo ment, welcher sie mit dem Geliebten verbunden hatte, sah ihr gleichsam körperlich in die Augen. Da fand sie sich Brust an Brust, Lippe an Lippe mit ihm — brennende Glut färbte ihre Wangen, sie hätte die Hälfte ihres Lebens dafür hingegeben, zn wissen, ob Otto sie so an sein Herz geschloffen hätte, wenn sie ihm damals nicht cntgegcngeslogen wäre. Otto

war zu der Zeit, als seine Braut ihn so sehnsüchtig erwartete, bereits auf dem Wege zu ihr gewesen. Im Begriff seine Wohnung zu verlassen, traf er auf dem Flur mit einem Herrn zusammen, der ihn ansprach: „Herr Doctor Elmen, nicht wahr? Ich wollte mir erlauben, Ihnen meinen Besuch abzu statten.' Otto erkannte ihn sofort. Jahre lagen zwischen heute und dem Tage, wo dicS Gesicht ihm zuerst begegnet war; er hatte sich ihm unauslöschlich ewzeprägt. „Doctor Melberg' — sagte er und streckte die Hand ans

. „Sie entsinnen sich meiner?' rief der andere er freut. „DaS durfte ich kaum erwarten! Wissen Sie was mich gleich am Tage meines Eintreffens zu Ihnen führt? Ich möchte Sie zu uuS abholen, weil wir aberglänbige Lente sind nnd es als gnteS Omcn betrachten würden, wenn Sie das erste Brod mit nnS brächen. Meine Frau ist nämlich vorailögekomiiiell und hat unser Nest eingerichtet. Ich bin als Dircctor der Realschule hierher berufen.' Otto betrachtete während dieser zutraulichen Rede sein Gegenüber. Obwohl

werden!' Jeder Ton bat so herzlich, dass es Otto unfreundlich erschien, die dringende Aufforderung zurückzuweisen. ES war noch nicht spät, er konnte deu Manu für eine halbe Stunde begleiten, ohne die Begrüßung FloryS aufzugeben. Der Weg nach der von Melberg bezogenen Wohuuug war kurz; während desselben begann dieser von seinen Lebens- verhältnissen zu erzählen, die Noth uud Qual ver gangener Jahre nnr leicht berührend, um so mehr auf dem Segen verweilend, der ihm zu Gute gekom men, seit er des Ministers stiller

Mitarbeiter gewor den war, und den Gewinn der gegenwärtigen Stel lung als das Erwünschteste, das ihm habe zufallen können. Otto fühlte, dass jedes Wort dieser Rede eine Dankeshymne für ihn bedeuten sollte, und ließ deu Mann gewähren. Seine eigenen Gedanken folgten einer anderen Spnr. In jedem Augenblick erwartete er Namen genannt zu hören, nach denen zu fragen er sich nicht einschließen mockte. Eine unvergessene Ge stalt tauchte vor ihm auf, während er schweigend vor wärts gieug; ein blasset-, frisches

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 10
Datum: 24.10.1889
Umfang: 10
anzustreben, fühle ich mich noch nicht reis genug, auch fehlen mir dazu die nöthigen Mittel. Ein geringeres, mir etwa zugängliches Lehramt, das meine Zeit und Kräfte völlig hinnehmen würde, ohne mich weiter zu bringen, wünsche uud suche ich nicht. Ich habe genug gelernt, um keinem zur Last fallen zu müssen. Lassen Sie mich meinem Programme nach leben.' „Aber warum werden Sie nicht Assistent?' rief der Doctor. Otto zuckte die Achseln. „Darum habe ich mich vergeblich bemüht.' „Ihr Programm heißt

könnte sich so ganz wesentlich abkürzen. Und denken Sie an den weiten Horizont, dcn ein Vertrauensposten bei solcher Persönlichkeit össuet — da gibt es vollauf zu lernen, zu erfahren. Also?' Otto gieng erregt auf und nieder. „Gönnen Sie mir wenigstens bis morgen Bedenkzeit: eS gilt hier Jahre.' Der Doctor schüttelte den Kopf. „Excellenz hat ausdrücklich betont, dass er Sie heute vor Tisch sprechen will. Er speist um 5 Uhr. Ja oder Nein?' „Nun denn — ja!' sagte Otto nach kurzem Zögern. „Erlauben

Sie mir nur, meinen Anzug zu wechseln.' Beide Herren fanden sofort Zukass in das Mini- ster-Cabinet. Otto heftete einen stillen festen Blick auf den Mann, dessen täglicher Genosse er vielleicht werden sollte; das offene, gutgeschnittene, kräftige Gesicht des Staatsmannes war ihm shmpatifch. «seine Unlust, sich so unvorbereitet au eine nicht frei ge wählte Wirksamkeit zu binden schwand hinweg. Die Ruhe, mit der er des Ministers präcise Fragen be antwortete, musste den Menschenkenner befriedigt haben, denn er traf gleicb

bestimmte Abrede, der zusokge Elmen nach Verlaus der nächsten Woche in sein HanS übersiedeln und die ihm noch zu bezeichnende Wirksamkeit antreten sollte. Als Otto mit dem Doctor, dessen Befriedigung laut zu Worte kani, treppabwärtS gieng, trafen sie mit einem aufwärts Steigenden zusammen, der den Hut lüftete uud hart am Geländer stehen blieb, als besorge er, trotz der breiten Stufen den Raum zu beengen. Unwillkürlich sah sich Otto im Vorbeigehen nach ihm um; das schmale farblose Gesicht, die tief

liegenden Augen hatten einen gewissen Eindruck auf ihn gemacht. Als sein Blick mit dem des Fremden zusammentraf, verbeugte sich dieser und fragte mit sichtlicher Befangenheit: „Um Vergebung!. Dürfte ich wohl fragen, ob die Herren Se. Excellenz den Herrn Minister gesprochen haben?' ' Otto machte eine bejahende Bewegung und war im Begriff, dem Doctor zu folgen, als der andere, nach hörbar tiefem Athenizuge, weiter sprach: „Gott sei Dank — der Portier versicherte, heute käme niemand vor.' „Ganz richtig

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 14.11.1889
Umfang: 8
d. Js. an Frau Maria Mnunzncr, Stcrzittg. 7375-8j7 j 1-n.^r^ Lc c? ? VV/^/V, M. nichts dem Menschen so unentbehrlich ist, als zu hoffen, klammerte sich Marie an dein Glauben sest, dass Otto nur schwanke zwischen neuer und alter Liebe. Das Concert für die Ueberschwennnten sand am 12. März statt: eine Matinee, nach deren Schluss der Kapellmeister und einige der Solisten, Bekannte des Dülnicrscheu Hauses, dorthin zu Mittag geladen waren. Florentine, welche Mendelssohns 6-Our->Z-o- nate mit großem Erfolg

und Stimmengesumme zu bergen. Sie sehnte sich nach Hause in das schwach beleuchtete ruhige Großmutterstübcheu. Zum erstenmale seit dem Abend des Wiedersehens war sie . heute stundenlang in glei chen Räumen mit Otto, und er hatte nur einige Be- grüßungSworte mit ihr gewechselt. Tiefe HoffnungS- '«2»^ lofigkeit überkam das junge Herz, dessen Treue kein Verdienst war, sondern eine Eigenschaft. In ihrer Niedergeschlagenheit gewahrte sie nicht, dass Otto, der ihr Zurückziehen und die müde Beuguug ihres Kopses bemerkt

aus. „Ich bin so wenig daran gewöhnt, in Gesellschaft zu gehen; hätte ich nicht versprochen zu singen, dann wäre ich schon fort. „Ich habe Sie noch nicht wieder singen hören,' sagte Otto langsam. „Sonderbar: — WaS für ein Lied bescheeren Sie uns?' „Marie lächelte, was ihrem klaren Gesicht stets einen bezaubernden Reiz gab; dann mit einem Blick halb sragend: „Wär ich die Luft?' — Beider Augen trafen zusammen und hatten in diesem Moment die gleiche Bision; ein schlichtes Junggesellenzimiiier, in das die Sonne

der Mundwiucel. Otto empfand einen Druck auf rer Brust, der ihm sast den Athem nahn,; er hätte sich ihr zu Fiißeu werfen und rufen mögen: „Vergicb, vergieb?' Er nahm sich zusammen nnd suchte nach einem freundschaftlich gelassenen Worte; statt eS zu finden, unterlag er plötzlich der Gewalt. „Nein', sagte er tief und stark, „ich habe nichts vergessen, Marie!' Mit einem Seufzer, schwach wie ein Hauch, senkte sie die Wimpern, ihr war, als müsse sie vor seinem Blick umsinken. Unaussprechliche Glückseligkeit

über strömte pe ganz. Zweifel und Bangen fieleu von ihr ab wie unnütze Bürden. Eilt kurzer Händedruck. dann erhoben sich beide wie in gleichzeitigen« Impuls und erblickten in demselben Moment Florentine vor- den Palmen des Blumentisches; sie schien eben heran getreten zu sein. Otto wechselte die Farbe. Marie heftete einen tiesen Blick auf das schöne Mädchen, für das sie in diesem Augenblick zärtliche Sympathie empfand. Jedes Weib liebt die Nebenbuhlerin, die sie nicht glaubt, fürchten zu inüsseu. FlorhS

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 30.10.1889
Umfang: 8
) V. Zingcrle. Preis fl. 1.40. Wasserdichte jeder bekannten Sorte. Aspfiattdachsitz ^ Steindachpappe in Rollen bei 10—34 öL Oo., erste k. k. ausschl. priv. Fabrik wasserdichter Stoffe zc. Wien. Stadt. Nicmcrciasfe 13. Preis und Muster postwendend. j» i» Verlag der Wagner'scheu Hlniv.-Wuch» Handtung in Innsöruck. Kritische Abhaudlungen üöer die ätteste Geschichte Satzöurgs von Franz v. Pichl. Preis sl. 2.^—. sagte Otto. „Ich halte mich Ihnen gegenüber zu einer Erklärung verpflichtet, die Ihr Scharfsinn

, bedrängten Manne das Brod wegzunehmen, daS ohnehin für eine Familie karg genug ist. Sehen Sie mich nicht so böse an, Doctor, geben Sie mir lieber die Hand.' Erdmann schnitt eine furchtbare Grimasse. „Aus diese Art werden Sie ja recht weit kommen, mein Guter,' warf er in leisem Grollen des abziehenden Gewitters dazwischen, während Otto lächelnd sortsuhr: „UebrigenS habe ich nicht einmal hohe Ungnade auf mich geladen : ich wurde gütig entlassen und ' cmpfieng die Zusage, dass Doctor Melberg benachrich tigt

und zu baldigem Antritt der Stellung veranlasst werden seilte.' „Wohl bekonunS!' sagte der Doctor. „und was wird mit Ihnen?' „Ich reise nächster Tage nach B. ab,' entgegnete Otto, „um in der Dülmerschen Fabrik als Chemiker einzutreten.' Erd mann sah ihm verblüfft in das Gesicht und warf sich dann unter dröhnendem Lachen auf das Sopha. „Nehmen SieS nicht übel, Elmen,' sagte er, als er zu sich kam; „Sie mir als wissenschaftlichen Adlatns eines Fabrikanten vorzustellen, hat mich überwältigt!' „Was setzt

Erdmann niit leichtem Schnalzen und sprang auf. „Wir sehen uns noch? Schön! Also für diesmal auf Wiedersehen!' Unter den Motiven, welche Otto zur Beschleuni gung seiner Abreise drängten, war eines der stärksten sein Wunsch, die Stadt verlassen zu haben, ehe seine HauSgenossinnen durch schriftliche oder mündliche Mit theilungen ihres Verwandten von dessen Znrnckberusung benachrichtigt würden, deren Zusammenhang mit seiner Person ihnen dann schwerlich verborgen bleiben konnte. Mit den Frauen

an. Für mein Ge schäft ist eS allzeit hell genug.' „Das gilt heute auch für mich,' erwiderte Otto und rückte sich einen Stuhl dicht neben sie. „Mein Geschäft heißt Abschied nehmen.' „Das ist alles so schnell gekommen, so unerwartet,' sagte die alte Tante nach einer Schwei- gepanse. „Thut denn solche Eile wirklich Noth?' Er legte seine Hand leise auf die ihrige. „Ja, liebe Großmutter, sie thut Noth!' Zum ersten Male hatte er sie selbst mit biesein Namen angesprochen; der Ton womit eS geschah, rührte sie tiefer

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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 10
Datum: 31.12.1891
Umfang: 10
, Lederhändler. 727—728 „ Viktor Tobisch, Apotheker. 729—730 „ Dr. Jgnaz Haßlwanter, mit Frau. 731—732 Frau Witwe Zelger. 733—734 Herr Franz Zelger. Privat. 735—736 . „ Franz Baur, Privat, mit Frau. 737—740 Der Konvent der barmherzigen Schwestern. 741—744 Frau Witwe Bianca Kirchebner. 745—748 Herr Ferdinand Hörandtner, Hausbesitzer. 749—752 „ Dr. Otto Kölner, prakt. Arzt. 753—762 „ Jakob Norer, Baugeschästs-Juhaber. 764—764 „ Dr. Karl Pusch, l. <?tadtarzl, mit Frau Johanna. 765 Herr Johann Nigg

„ Egert, k. k. Forstrath. 834—835 ^ „ Ruef, k. k. Forstmeister. 836 Herr Schreyer, k. k. Oberrechuungsrath. 837 „ Deixler, k. k. Rechnnngs-Ossizial. 833—839 Herr Plant, k. k. Forstmeister. 340 Herr I. Manko, k. k. Osfizial. 841 „ Josef Prantl, gräfl. Enzenberg'scher In spektor. 342 Dessen Frau Gemahlin Marie, geb. Abertshanser. 843—844 Herr Jakob Schiveiggl, Kansmann. 345—846 Dessen Fran Marie sammt Familie. 847—848 Herr Franz Winkler, Apotheker, mit Familie. 349—850 Herr Otto Winkler, Apotheker. 851

—852 Herr Karl Ritter Aigner v. Aigenhofen, jubil. k. k. Obersinanzrath. 853—854 Frau Marie, dessen Gemahlin. 855 Herr Josef Proxauf, Kaufmann. 856 Dessen Frau Gemahlin. 357—858 Herr Alois Seißl, städt- Rcchuuugsrath, mit Frau Gemahlin. 359—862 Herr Dr. Otto Schnster mit Fran Ge mahlin. 863—Z64 Herr Georg Knoll, Handelsagent und Gemeinderath. 865—866 Herr Engelbert Stainer mit Frau Anua, geb. Knittel. 367 Herr Wihelm Pirchl, Kausmaun- 868 ' „ Ferdinand Tschoner sen., Kaufmann. 869 Dessen Frau

. 9« »> Herr Konrad Baumgartner. 901—902 Frau Hedwig v. Vorhaufer, Hofraths- Witwe. 903 Herr Sauitätsrath Dr. Gillhnber. 904 „ Ällois Naiuer, Kaufmann. 905 Dessen ^ran. 90<i—907 Frau Witwe Maria Greil, geb. Baur. 908—917 Herr Wilhelm Greis, Vizeburgermeister, mit Familie. 913 Herr Otto Mayr, k. k. Landcsschützen-Bezirks- Oberjäger a. D. 919 Herr ?luton Mayr, Magistrats-Sekretär in Hall. 920—921 Herr Josef v. Glanz. Rechnnugsrath i.P., mit Familie. 922 Herr Anton Graf Brandis, Landeshauptmann vou Tirol. 923

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 19.09.1889
Umfang: 8
sich in die Pflichten und Rechte derselben mit der alten Haushälterin. Agathe von Sandorf hatte einem Knaben das Leben gegeben. Es war Spätherbst; aber die Sonne schien warm, die Bäume wären hier noch immer grün, und Agathe hatte, auf ihres Mannes Arm gestützt, den ersten AuSgäng ins Freie gemacht. „Otto,' sagte die junge Frau, sich zärtlich an ihn schmiegend, „Dein Antlitz strahlt vor Freude/ Du hast -etwas beglückendes? Darf ich Theil nehmen, und Deine Freude erfahren?' „Mein süßes Weib, mein Glück ruht

zu einer Bank. „Der Herr, meine Agathe, ist der, welcher wie wir, unter dem Drucke eines schweren Geheimuisscs litt — welcher gut machen will, was sein Vater an ihm und uns verbrochen. Es ist der Fürst, der voller Sehnsucht kommt, um die Schwester zu umarmen!' Jetzt musste Saudorf seine Fran halten, für diese Nachricht hatte er in seiner Freude ihre Kräfte überschätzt. Aber sie hatte Recht, Glück todtet nicht, sie erholte sich bald. „Das war es, was noch zu meinem Eden fehlte,' rief sie ans. „Mein Otto

angekündigt. Und eS war schön und rührend zu sehen, als endlich Bru der und Schwester einander in den Armen lagen, als der Fürst dem Grafen Otto von Sandorf die Hand entgegenstreckte, auf Agathe wies und mit ins Herz dringender Stimme sagte: „Verzeihung um dieser willen da!' Beider Hände blieben lange, lange in einander, und beide Männer schämten sich nicht, dass eine Thräne in ihren Augen blinkte. Sie fühlten, dass sie jetzt endlich gesunden, was sie so lange ver geblich gesucht hatten, — den wahren

Freund! In dem sie beide so dastanden und Agathe und die Für stin sie voll stolzer Freude betrachteten, schien es Su sanne, dass zu diesem schönen Bilde noch etwas fehle; sie gieng hinaus und kam mit dem Kinde auf dein Arm zurück, die Fürstin gewahrte . es zuerst und beugte sich über das kleine Wesen. „Sehen Sie, Otto, eö gab vor so vielen Jahren eine Stunde, wo ich meine Lippen auf die Stirn eines Knaben drückte, der so alt war, wie jetzt Ihr Söhnlein. Damals gab ich ihm den Spruch in die Ferne

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Der Bote für Tirol
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Seite 8 von 8
Datum: 06.11.1889
Umfang: 8
mcist einen phisischen Eindruck, lässt die Herzen, die Adern schneller pulsieren; wo dies nicht zutrifft, wirkt jeden falls die Planderfreiheit nach aufgenöthigteni «still' schweigen. Flory strahlte und glühte. Sie hatte einige NoctnrnoS von Chopin vorgetragen, in einer Weise, die mehr der Jntnition, als der Kunst ent sprang, doch mit dem Vollllang inneren Erfassens. Zum Erstenmal sprach ihr Otto ein lebhaftes Wort der Frende an ihrem Spiel ans. DaS klang nun in ihr wie ein Lerchenjubel

, und während sie bei Tische saß, ihren Nachbarn zu Rechten und zur Linken ge fällig zuhörend, zerstreut antwortend, spann ihr leuch tendes Auge ganz andere Worte und Fragen zu Otto hinüber, der ihr, LiSbethS Tischnachbar, vis-:V-vis saß. DaS seinige begegnete ihr oft, begegnete ihr mit einem Aufdruck, der ihr Herz stürmisch klopfen ließ. Seine Jugend warf ihn heute ganz und gar ihrer Schönheit zn Füßen. Ein tiefer Seufzer LiSbethS klang in eine der Pansen hinein, die selbst bei der muntersten Tafel runde möglich

ihn plötzlich wie etwas NeneS, Schweres; er wandte langsam den Kopf und sah Florentine an. Sie saß etwas vorgebeugt. Ihre weitgcösfncten Augen begegneten ihm mit dem Aus druck unruhiger Frage. Doch blieb sie stumm, wäh rend ihr Bater sich in demselben Augenblicke zu 'Elnien hinüberbog nnd fragte: „Wie Doctor, Sie haben eine Reise vor?' Otto sah ihn erstaunt an. „Eine Reise?' wirer holte er. „Sie wissen?' — „Nichts weiß ich,' entgegnete der Eommerzienrath heiter, während feiner TochterErblassen

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Der Bote für Tirol
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Seite 6 von 8
Datum: 23.10.1889
Umfang: 8
etwas Lebendigem. Hier war er vor sechs Jahren eingezogen als junger Student der Universität, aller freudigen Erwartungen, jedes frischen Muthes voll. Hier hatte er seine ersten Schmerzen, den rasch aufeinander folgenden Verlust seiner Eltern überwun den, in sich selbst aber das leise Regen und Werden erlebt, das sich so unmerklich entfaltet, keimt und da steht, um, wenn es gipfelt, zugleich Blüten und Früchte zutragen, wie die Bäume Italiens. Otto Elmen war kein den Menschen abgekehrter Einsiedler

!' Als sie ihn scherzen hörte, trat ein reizendes Schmollmänlchen zu Tage. „Wie sind Sie nur hereingekommen, ich glaube gar durch.das Schlüs selloch?' sagte sie mit klarer Kinderstimme. „Nun ist nieine schöne Ueberraschung zur Hälfte verdorben! Da hätte ich mir doch auch den Rückert von Ihnen borgen können, statt das Lied heimlich herauSzustehlen. Großmama und Sie sollten heute Abend damit über rascht werden, weil Rückert Euer Leib' und Hospoet ist!' „Sie sind allein?' fragte Otto: der Schatten lag

wieder auf seinem Gesicht. „Großmama ist zur Kirche. Sie bringen doch nichts Unliebes?' Ihre jungen Aügen, deren Veil chenblau durch die starke Wölbung der Stirn etwas Dämmerndes eigen war, verriethen plötzliche Unruhe — die geheime Uuruhe, welche sich in ihrem Rechte fühlt, wo Herz und Ohr sich gewöhnt haben, den leisesten Ton zn erlauschen. Otto antwortete nicht gleich. Noch stand er unter dem Banne der Stim mung. die er mit dem Gang hier hierüber hatte durchschneiden wollen. Sein Blick hastete beredt

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