Frau v. Ferni in Begleitung ihrer Kammerjungfer und eines Dieners nach Berlin ab. Ein billiges Chambre garni im Zentrum der Stadt; an dein Fenster steif gestärkte, von langer Benutzung ergraute Gar dinen, ein altmodisches Sofa mit verschossenem bräunen Rips bezug, ein ovaler Tisch mit einer brannen Ripsdecke, deren ver- schiedentliche Flecke eine gehäkelte Schntzdecke nur unzureichend den Augen des Beschauers entzog, eine Kommode, ein Schrank, ein Bett und Hne Waschtoiletre machten außer
einem verblichenen uns abgetretenen Teppich das Mobiliar ans. Ter Strauß frischer Rosen, in der Mitte des Tisches und ein blühender Resedatopf am Fenster brachten etwas von Som- merlnft und Sommerfchönheit ,in die trostlose Umgebung, nnd ein paar Photographien in einfachen, aber geschmackvollen Rah men, ein Arbeitskörbchen auf dem kleinen, dreibeinigen Tische am Fenster, ein Paar Bücher gaben dem Zimmer etwas Trautes, Persönliches, man spürte die sorgende, weibliche Hand. -In dem reinlich bezogenen Bett lag Ada
v. Herrnstcin; aus dem Stuhle am ^-enstec, mit dem Ausbessern eines dunklen Kleides beschäftigt, saß ihre Tochter Inge. Tie Krank! hatte den Kopf in die Kissen zurückgelehnt und die Augen geschlossen, die> abgewehrten, seinen . Hände lagen ineinandergeschlungen aus der Decke. Inge lies; 6ie Arbeit ein Weilchen ruhen, nnd ihre Augen schweiften durch das geöffnete Fenster über die Dächer der Hinterhäuser in die Ferne. Vom Hose heraus, dem schmale?:, ganz vou Häusern eingeengten Hose, tönte Lachen, Singen
'und Schreien uud aus den Fenster,: neigte sich hier nnd da der Kopf eines Mädchens oder einer in der Küche herumhantierenden Frau. — II — ,,J<uvohl, Fräuleinchen, aber sie meint. Las tue nichts, .sie! sei Freundschaft von der gnädigen Frau.' - - , ., „Mein Gott, wäre daß möglich!' rief Inge fast! erschrocken. Sie warf die Ärbeit auf den Stuhk und eilte der- Tür? zu, di^ Fr<ru Klinger nun- vollends^ öffnete.- Im H^lVdunkes. des Langm Berliner'Korridörs erblickt« sie eine Dame in einfache? Str^ßent»ilette