zum Ersten R e i ch", eine Parole, die für die Schöpfer des neuen Oesterreich, für Dr. Doll fuß und seine Mitarbeiter, die Formel und der Schlüs sel für ihre praktische Politik geworden ist. Oder um es anders auszudrücken: Die österreichischen Staats männer sehen vom vorgeschobensten Posten des ge schloffenen deutschen Siedlungsgebietes aus am klar sten, daß der deutschen Nation nur eines frommen kann: die Mitarbeit und friedliche Ein fügunginein mitteleuropäisches Sy st e m, das sich wie ein Kuppelbau
über den Deutschen und den anderen Völkern Mitteleuropas erhebt. Das ist jener „deutsche Dom", von dem die Lieder singen, ein Dom, der so geräumig ist, daß — weil die christliche Achtung vor der Menschenwürde fein Architekt ist — das Streben nach Frieden und Recht und gemeinsamer Wohlfahrt den nationalen Verschiedenheiten den gif tigen Stachel benimmt. Der Allgemeine Deutsche Katholikentag in Wien im September 1933 war ein herrliches Bewährungsbeispiel für die Macht, welche die alte Reichsidee noch heute
auszuüben vermag. Nicht nur die katholischen Deutschen Mitteleuropas waren zur Feier eines großen gemeinsamen abendländischen Ereignisses, wie es die Türkenbefreiung ja war, nach Wien geströmt. Ihnen hatten sich Polen, Ungarn, Tschechen zugesellt. Dabei war sich jedermann bewußt, daß der historische Anlaß der Kundgebung zu einer aktuellen kulturell-politischen Bekennertat wurde, zum Bekenntnis der mitteleuropäischen Verbunden heit und zur Kraft jenes deutschen Wesens, das aus der Idee des Heiligen
stehen, aber für die Zukunft wirken. In die sem Sinne handeln die österreichischen Staatsmänner,, die sich, auch wenn sie deshalb verkannt, ja sogar ge schmäht werden, verpflichtet fühlen, der deutschen Ge samtnation das Tor nach Südosteuropa of fen zu halten. Sie werden verkannt, weil sie die imperialistische Deutung dieses Berufes und dieser * Aufgabe ablehnen müssen. Sie sehen sich als Treu händer an, die darauf zu warten haben, bis die Ge samtnation für das Erbe, das ihrer harrt, reif gewor
des bahnbrechenden österreichischen Staatsmannes sind auch unter den schwierigsten Ver hältnissen beachtet worden. Die „mitteleuropäische, deutsche Lösung" wird um so eher Gestalt gewinnen, je mehr das Vorbild Oesterreichs in der deutschen Ge samtnation verstanden wird. Will das deutsche Volk feinen Lebensraum ausbreiten und sichern, ohne sich in die Bajonette feiner Nachbarn zu stürzen, dann ist je ner Ratschlag zu beherzigen, den der Rostocker Uni versitätsprofessor Dr. Rudolf H e n I e im August 1921