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Der Arbeiter
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Seite 6 von 10
Datum: 20.01.1932
Umfang: 10
Seite 10. Nr. 3. „Der Bergfried" a Die Moosbacher. Erzählung von Wolsgang K e m t e r. Nachdruck verboten. Da schob Emil Moosbacher den Rest der Speisen ha stig von sich und ries: „Soll mich der Satan holen, wenn ich nur die Lumperei gefallen lasse. Ich bin im Rechte, sie sollen mich schon kennen lernen." Peter Moser aber sprach mit einem eindringlichen Ernste: „Latz solche Gedanken, Emil. Es nützt dir alles nichts und mit Gewalt kannst du niemals etwas er reichen. Es trifft dir immerhin

ein nettes Sümmchen, das du morgen schon beheben darfst. Mit diesem Gelde kannst du etwas Eigenes anfangen, es mutz ja nicht gerade der Moosbacherhof sein." „Denke daran, Emil", unterstützte die Moserin ihren Mann mit Betonung, „woher du heute gekommen bist, und schau, datz du nicht gleich wieder dorthin mutzt." So redeten die beiden auf den Schwererregten ein, bis dieser endlich rief: „Jetzt gehen wir schlafen, mor gen ist wieder ein Tag." Gleich darauf wurde es in dem kleinen Häuschen

M... In den Vormittagsstunden des folgenden Tages stieg Emil Mooebacher zur Halde hinauf. Als er die heimat lichen Fluren im Glanze der Frühlingssonne sah, da stieg ihm wieder das Blut ins Gesicht. Er ballte die Hände und ftietz eine Verwünschung aus, dann schritt er auf das Vaterhaus zu. Er öffnete die Haustür, be trat dis Diele und — stand vor seinem Bruder, der das Haus gerade verlassen hatte wollen. Für einen Augenblick trafen sich die Blicke der bei den Brüder. Kalt und voll Verachtung sah Fritz Moos bacher

!" „Der Notar hat dir eine Abschrift des Testamentes in den Kerker geschickt. Es ist wohl nicht nötig, daß wir noch darüber reden, was Vater in seinem letzten Willen bestimmt hat." „Der alte Schuft . . ." Er kam nicht weiter. Zornesröte färbte Fritz Moos- bachsrs Gesicht dunkelrot und die Adern an seinen Sch äsen schwollen wie Stricke an. Mühsam beherrschte er sich aber noch. „Emil, noch e.n solches Wort. . ." „. . . glaubst du vielleicht, ich fürchte dich, verdamm ter Erbschleicher", schrie Emil Moosbacher

mit gellen der Stimme, „du und Maria, ihr habt den Alten be redet, mich zu enterben, und der Lump hat euch ge horcht." Da packte Fritz Moosbacher mit beiden Händen zu. Unter den Griffen des Hünen knickte Emil Moos bachers schwächliche Gestalt wie ein Zündhölzchen zu sammen. Fritz Moosbacher aber hob den Bruder wie ein Kind auf und trug den sich nur schwach wehrenden bis zur Grenze des Mooebacherschen Besitzes, dort warf er ihn im Bogen auf dis steinige Straße. Halbbetäubt blieb Emil dort liegen

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 14
Datum: 27.04.1932
Umfang: 14
hat mir mein Dasein vergällt und mich zum Dorflumpen gemacht. Seitdem habe ich einen unbändi gen Haß auf euch Großbauern in mir genährt, und als dein Bruder gerade den einzigen Sohn jenes Weibes lötete, das mich so schnöde um Geld verraten, hatte ich eine ungeheure Freude. Ich war dann stiller Zeuge, wie du den Emil aus dem Haufe warfst, in meiner Hütte oben habe ich ihn gelabt, denn er war von dem Sturz sehr mitgenommen. Damals hat er, der vor Wut und Rache schäumte, mich zum Werkzeuge seines töd lichen Haffes

gegen dich gewonnen, als er mir Schnaps versprach, soviel und wann ich wollte. Und um Schnaps, Moosbacher, hat der Kaser Mart seine eigene Seele verkauft. Vom Dorflumpen bin ich durch Emil zum Verbrecher geworden. Moosbacher, nun muß es heraus, ich — war es. der dich im Aukirchner Walde von rückwärts niederschoß, und ich war es, der im September vorigen Jahres euere Alphütte von zwei Seiten zugleich in Brand steckte, weil ich wußte, daß du und dein Weib darin nächtigen. Beidemal hat dich dein Schutzengel davor

ihm das eine, daß er aus tiefstem Herzen bereut." Fritz Moosbacher hatte mit unbeweglichem Gesichte zugehört. Es war nicht zu erkennen, welche Gran nen hinter seiner Stirn kreisten. „Mart", sprach er, „ich danke dir für diese Mittei lung. Daß alles vom Emil ausgeht, habe ich immer gedacht, aber sein Werkzeug habe ich nicht gekannt» und das ist ein unheimliches Ding, wenn man weiß, daß man einen Feind hat, und man kann sich gegen ihn nicht wehren. Nun", fuhr er fort, jedes Wort beto nend, „gib acht, was ich dir sage

hatte, wieder eine durch die maßlose Eifer sucht des Wirtes hervorgerufene, wüste Rauferei. Emil Moosbacher fiel den Liebhaber seines Weibes mit einem Messer an, worauf er von dem Manne mit einer Bierflasche niedergeschlagen wurde. Polizei räumte mm das Gasthaus und nahm wieder verschie dene Verhaftungen vor. Emil Moosbacher aber wurde blutWerströmt mit einem schweren Schädelbruche ins Krankenhaus überführt, wo er noch in den Morgen stunden der schweren Verletzung erlag. Die „Grüne Tanne" wurde behördlich gesperrt und die ganze

Mosersippe aus Friedrichsfeld ausgewiesen. Mit Emil Moosbachers letzter Barschaft, die ebenfalls beschlagnahmt wurde, konnten noch die Begräbnisko sten gedeckt werden, dann war das schöne Erbe bis auf den letzten Groschen vertan. Als Fritz Moosbacher vom Tode seines Bruders er fuhr, sprach er kurz und unbewegt: „Wie er gelebt hat, so ist er gestorben. Gott sei seiner Seele gnädig, ich kann keine Trauer empfinden." Fritz Moosbacher suchte den Kaser Mart im Spitale auf. „Mart, du wirst schon gehört

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 10
Datum: 21.11.1934
Umfang: 10
. Nicht für sich. Seine Freude war sein Beruf, sein Stolz ein liebes Weib und zwei Söhne, Zwillinge. Diese drei Menschen bildeten für ihn den Inbegriff zeitlichen Glückes, für sie sparte er. Mein Bruder Emil und ich glichen einander so, daß nur das Auge der Eltern uns von einander unterschei den konnte. Während ich alle Eigenschaften des Vaters erbte, schlug Emil aus der Art. Er war faul, verschla gen und machte den Eltern viel Verdruß. Die Lehrer und Nachbarsleute beklagten sich des öfteren über ihn. Unsere Mutter starb

, als wir 14 Jahre alt waren und das Gymnasium besuchten. Vater konnte uns Jungen wenig Zeit widmen, er hatte zu spielen, zu proben und Rollen zu studieren. Es war also niemand mehr da, der sich so eigentlich mit uns abgab. Emil führte immer tollere Streiche aus, besonders während der Zeit, da Vater abwesend war, um an den verschiedensten Büh nen auszutreten. Kam er dann nach Hause und hörte von den Untaten Emils, so setzte es Schläge, die aber wenig Erfolg zeitigten. Eines Tages gewahrte der Vater

in seinem Schreibtisch das Fehlen eines größe ren Geldbetrages Die Hälfte davon fand er, während wir schliefen, in der Rocktasche Emils. Er geriet in ungeheuren Zorn. Noch in der Nacht weckte er uns und jagte Emil aus dem Hause. Das Geld nahm er ihm nicht yb, damit Emil nicht ohne Mittel dastehe. Er ver bot ihm aber für Zeit seines Lebens das Betreten des väterlichen Hauses. Ich beendete meine Studien, machte das Doktorat und erhielt bald die Stelle als Sekretär des Polizei präsidenten. Von meinem Bruder hörte

sind gerichtet." Unwillkürlich fragte ich: „Wo?" Da sagte er: „Wie immer, im .Weißen Hahnk" Ich ahnte sofort, daß es sich hier um eine Verwechslung meiner Person mit einer anderen handelte. Und was lag mir näher, als an meinen Bruder Emil zu denken? Die Sache ließ mir keine Ruhe. Ich ging ihr nach. Und bald hatte ich aus Jochen herausgebracht, daß sein Herr dieselbe Gestalt habe, wie ich. Ich verkehrte nun öfter und öfter im „Weißen Hahn". Und ich erschrak, wenn ich die Leute von ihrem Führer erzählen hörte

, der alle Eigenschaften Emils, nur in ausgeprägterem Maße, hatte. Ich war empört über seine Verbrechen und die Grausamkeit, mit der er seine Untergebenen behan delte. Viele Verbrechen geschahen nur aus Furcht vor dem „Alten", wie sie ihn nannten. Alle haßten ihn. Ich gedachte nun, diesen Haß zu schüren, um endlich Emil der Gerechtigkeit zu überliefern. Denn in mir waren alle brüderlichen Gefühle für ihn gestorben. Der Zufall kam mir bald zu Hilfe. Von meinem Va ter hatte ich die Kunst des Schminkens in ja hohem Maße

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 12
Datum: 10.02.1932
Umfang: 12
", sprach Maria leise, „ich fürchte das, was du nicht ausgesprochen hast." „Emil?" „Es ist furchtbar, Arnold, aber ich werde den Ver dacht nicht los werden." „Maria, es ist meine Pflicht als Arzt, die Anzeige zu erstatten." „Ich weiß es, Arnold, und will ich dich daran auch nicht hindern. Wir haben auf jenen Menschen keine Rücksicht mehr zu nehmen." „Das ist richtig, Maria. Nun schlafe wohl. Du kannst außer Sorge sein, denn es ist sehr gut abgegangen. Die Breite eines Fingers hätte genügt und wir müßten

. So wurde Emil Moosbacher schon gegen Mittag in der „Grünen Tanne" in Friedrichsfeld ver haftet und dem Gerichte eingeliefert. Aber schon nach kurzem Verhör und kurzer Untersuchung stellte es sich heraus, daß der allgemeine Verdacht diesesmal unbe gründet war. Denn sowohl Emil Moosbacher wie auch sämtliche Mitglieder der Familie Moser konnten ihr Alibi in einwandfreier Weise Nachweisen. Sie alle hat ten am Tage des Ueberfalles Friedrichsfeld nicht ver lassen, und daß sie bis in die späte Nacht

im Gasthause anwesend waren, also auch in einer Zeit, in der der ver brecherische Schuß schon längst auf Fritz Moosbacher abgegeben war, konnten eine Reihe von Gästen be zeugen. Es blieb daher nichts übrig, als Emil Moos bacher gegen Abend wieder freizulassen. Fritz Moosbacher war am Morgen wieder bei vollem Bewußtsein, doch erlaubte ihm Arnold Winter noch nicht, zu sprechen. Dem Gendarmeriekommandanten aber gab der Arzt die Versicherung, daß bei der kräftigen Natur seines Freundes einer Vernehmung

gegenüber äußerte er sich, als sie in einer schönen Mainacht oben vor dem Hause saßen, darüber: „Arnold, je mehr ich über diese Sache nach denke — und sie läßt mir keine Ruhe — desto mehr komme ich zu der Ueberzeugung, daß Emil doch dahin- tersteckt und der Schuß von einem von ihm gedunge nen Menschen herrührt!" Arnold war nicht überrascht, denn etwas Aehnliches hatte er sich schon lange gedacht. „Freilich", fuhr Fritz Moosbacher fort, „ich kann nur vermuten, aber nichts beweisen, ich muß still

und auf der Hut sein, denn, was einmal nicht glückte, könnte leicht ein zweitesmal versucht werden." „Vielleicht wäre es gut", meinte Arnold Winter, ..die Gesellschaft in der »Grünen Tanne" ein bißchen über wachen zu lasten. Es gibt ja in Friedrichsfeld ein De tektivbüro. Vielleicht könnte man herausbringen, ob und welche Schwarzbacher bei Emil verkehren und daraus gewisse Schlüsse ziehen." Nun lachte Fritz Moosbacher belustigt auf. „Arnold, deinen Rat in Ehren, aber so viel ist mir der Bursche nicht wert

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 12
Datum: 06.01.1932
Umfang: 12
machen und begrüße es, daß der alte Mann sein Haus heute noch bestellen will. Freilich, verstehe mich nicht falsch, es kann noch Tage gehen, das Leben deines Vaters kann aber auch nach Stunden zählen." In die Augen des jungen Bauern stieg es feucht, während er mit unterdrückter Heftigkeit sprach: „Und daran ist nur der Emil schuld. Vater war ein kernge sunder Mann und bis vor wenigen Jahren noch rüstig. Den Tod der Mutter, obwohl er ihn tief getroffen hat, hätte er überwunden, denn wir Bauern sind nicht so weich

veranlagt, aber die Schande, die dieser Bursche über unser Haus gebracht, hat ihn gebrochen. Daß sein eigen Fleisch und Blut, daß ein Moosbacher als Tot schläger im Zuchthause sitzt, hat Vater nicht ertragen." Dr. Winter kannte die traurigen Verhältnisse und wußte, daß der älteste Moosbacher doppelt aus der Art geschlagen war. Erstens seinem Aeußeren nach, denn Emil Moosbacher war im Gegensätze zu seinem Vater und Bruder klein und schmächtig, mit blassem Gesichte, schwarzen Haaren und dunklen, unsteten

Augen, und zweitens dem Charakter nach. Während der alte Moos bacher und sein jüngerer Sohn offene, ehrliche und ge rade Menschen waren, hatte Emil die denkbar schlechte sten Eigenschaften. Er war verschlagen, hinterhältig und rachsüchtig, ein Egoist, stets nur auf den eigenen Vorteil bedacht, ohne jeden Familiensinn, und daneben ein Wirtshausrauser und Spieler. Vor zwei Jahren hatte er bei einer Jahrmarktsrauferei, die sein heraus forderndes Benehmen angezettelt hatte, einen anderen Bauernburschen

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