Chronik von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol
die Herde hergefallen, und das Ansinnen, das sich hierin je eine weltliche Regierung erlaubt hat, ist allzeit standhast abgewiesen worden.' Auf die Einwendung Kochs, daß eine Herde bei Gefahr anarchischer Zerstreuung eines sichtbaren Hirten bedürft, ant wortete Langes: „Der Stellvertreter unseres Bischofs, den Sie unsichtbar glauben, ist vermuthlich sichtbar da unter uns, und vielleicht steht' er an meiner Seite (Mein).' . Koch vermochte nicht, den Klerus von Untervinstgau zur Anerkennung
des General- ' vikariats von Trient zu bewegen. Der Klerus stand noch immer in geheimer Beziehung mit Chur; die kluge Mittelperson war der Handelsmann Peter Paul Dietl in Mals, der Schwager des Regens Purtscher. Die Verbindung mit Untervinstgau ver mittelte Dietl durch den Kooperator von Naturns Andreas Stecher, von Haid gebürtig, jetzt Pfarrer in Algund, der für den unerlaubten, höchst verdächtigen Briefwechsel 25 ft. Strafe zahlen mußte. Am 8. Juli erhielt der k. Provikar Koch auf einmal 14 Briefe
. Es fiel ihm sogleich die bekannte Handschrift des Regens Purtscher auf. Er eilte sogleich mit dem verdächtigen und gefährlichen Briefe zum Landrichter Wieser, der denselben eröffnete. Dein Briefe wax das päpstliche Breve vom 7. Mai beigelegt. Der Brief enthielt Kochs Suspension, wenn er sich im chnrerischen Bezirke irgend einer Ausübung vikariatischer Ge richtsbarkeit oder pfarrlicher Verrichtungen anni äffen würde. Gleichzeitig mit Koch wußte die ganze Stadt von seiner Suspen sion. Man weiß
nicht, wie klug Regens Purtscher diesen Beschluß Churs zu verbreiten wußte. Der Specialkonimissar v. Hofstetten wurde davon selbst so sehr überrascht, daß er aus rief: „Das muß der Teufel gethan haben!' Die Wirkung der Suspension Kochs war derart, daß das Volk, wenn er auf dem Altare erschien, aus der Kirche lief. Alle Seelenruhe Kochs war nun dahin. Da Koch in dieser unerträglichen Beklemmung seufzte, erschien plötzlich vor ihn: sein Freund, der gelehrte und exemplarische Kooperator von Innsbruck, Franz