Seite 4. Nr. 12. Dienstag, „Brixener Chronik.' 8. Februar 1898. „Kozner Zeitung', deutsche Sprache, Logik, Abgeordneter Wolf md anderes. Vielen Lesern der „Chronik' wird bekannt sein, dass in Bozen die „Bozner Zeitung' er scheint, welche sich in Südtirol als die einzig berechtigte Vertreterin des deutsche» Volkes aus spielt ; wenige Leser werden jedoch genauer wissen, in welchem Sinne und mit wieviel Glück dieses Blatt sür das Deutschthum arbeitet. Wir wollen versuchen, hiemit
einige Stichproben zu geben. Wir thun dies auch aus dem Grunde, um doch einmal bei der „Bozner Zeitung' das Lob der Sachlichkeit zu verdienen. — Ein deutsch nationales Blatt sollte vor allem anderen gut deutsch geschrieben sein. Die Aufgabe der Deutschen ist es, ihren Besitzstand zu wahren; das kann und soll auch in der Sprache geschehen. Da liest man nun in der „Bozner Zeitung' Folgendes: „Winter-Prospect von Gossensass. Herr Hotelier Gröbner, dessen weltbekanntes Etablisse ment, dank seiner außerordentlich
sichtigung der sie umgebenden Gesellschaft. Es sei nur nebenher bemerkt, dass die Städte- und Ortsnamen im Deutschen sachlich sind, also gesagt werden musste: „des österreichischen Davos'. DaS führt uns zum zweiten Punkt. Will eine deutsche Zeitung das Volk bilden, so muss sie auch richtig deutsch schreiben. Der Satz z. B.: „Aber nur auf ein Bild wollen ist jetzt die Zeit der drängendsten Arbeit (August bis September). Der Kaffee ist reif und beginnt abzufallen, und zugleich ist die Pflanzzeit für Milho
mit der Logik. In Nr. 16 stellt die „Bozner Zeitung' ihre „Be dingungen' auf und leistet sich unter anderem folgenden Satz: „Der Glaube sollte nicht ein xoiitieum sein, und wir unsererseits halten ihn so sacrosanct, dass wir jede Verknüpfung des religiösen Seins mit den veränderlichen Erschei nungen des politischen und Staatslebens perhorres- cieren' (d. h. ablehnen, zurückweisen). Dieser Satz — ich brauche es unsern Lesern wohl nicht weiter auszuführen — verlangt die Verdrängung der Religion
Vortheiles dabei entäußern müsste.' Also doch Religion in der Oeffentlichkeit! Braucht es dann aber keine mehr, wenn man die sociale Reform auf der Grundlage der christlichen Reli gion und Gerechtigkeit aufgeführt hat, kann man dann diese zwei Grundpfeiler einfachhin heraus reißen und beiseite schieben? Auch im politischen Leben gibt es eine Logik, und hie „Bozner Zeitung' kennt auch diese nicht. Als in Bozen das Gerücht entstand, Wolf fei erschossen, war dort wie auch an vielen anderen Orten eine große