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Brixener Chronik
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Seite 10 von 12
Datum: 25.12.1909
Umfang: 12
gelaufen kam, sich durch die Menge drängte und die Tür zu schließen versuchte. Er hatte nämlich den Wahn bekommen, es sei Pfingsten und der Bischof sei da zur Firmung und so müsse er die Tore verschließen. Wen er berührte (und das waren bei dem Gedränge viele), der wurde der gleichen Ansicht. Die Kirche glich einer Irrenanstalt. Es war ein großes Glück, daß es dem würdigen Orts schneider gelang, dem Gefährlichen, ohne ihn zu berühren, die Schlüssel aus der Hand zu nehmen und das Tor weit aufzureißen

hinter sich zu und lief ins Wirtshaus. Hier war er gewöhnlich der einzige Gast. Dem Wirt war er unangenehm genug, aber was sollte er machen? Er mußte dem Stammgaste Gehör schenken und sich auszanken lassen. Den Schluß jedes Satzes be gleitete der tolle Schneider damit, daß er,, wie er meinte, seine gewaltige Faust auf den Tisch schlug. Schon im dritten Jahre kam der Wirt auf einen nicht schlechten Gedanken. Er stellte einen alten Tisch in die Stube, sägte eine Ecke ab und leimte sie lässig an. Sobald

nun der Schneider darauf loshieb, fiel sie ab und er mußte jedesmal seinen Gulden Schadenersatz zahlen. In seiner übergroßen Wut kam er gar nicht auf den Schwindel. Ich kann nun nicht von allen Narrheiten er zählen, die in diesem verhexten Weihnachtsdorf auf geführt wurden. Es wäre noch zu erzählen vom Apotheker, der verkehrte Medizinen hergab, vom Hütbuben Anderl, der barfuß ging und sich jährlich eine andere Zehe abfror, von der Doppelhosbänerin, die zu Weihnachten den Garten umstechen ließ

reuten ihn seine Silbergulden. Schließlich liegte seine Ehrlichkeit und er zählte dem Schneider Gulden aus den Tisch. Dieser steckte sie gemütlich em, ging nach Hause, tat, als ob nichts gewesen Ware, und spielte mit seiner Frau und den Kindern, wie es einem ehrsamen Christenmenschen am heiligen Abend geziemt. Das war der Anfang der allgemeinen Heilung. Jahr für Jahr entfiel eine auffällige Erscheinung ; und wenn es in dieser Art weitergeht, können wir hoffen, daß das liebe Oberkreuzhofen gänzlich

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