Sme H. Nr. 148. Donnerstag, „Brix euer. Chronik.' 10 Dezember 1908. XXI. Jahrg. ist ein Weltkrieg ausgeschlossen. In England, in Frankreich, in Rußland und besonders in Italien wäre man allerdings sehr erfreut gewesen, der verhaßten Habsburgischen Monarchie neue Schwierigkeiten zu bereiten und wo möglich deren Position auf dem Balkan zu erschüttern, aber für Serbien und Montenegro er scheint, da die Großmächte derzeit eine energische Unterstützung ablehnen, ein eventueller Krieg mit Oesterreich
aussichtslos. Man hat sich daher sowohl in Belgrad wie in Cetinje entschlossen, „die blutige Wunde offen zu lassen', das heißt, man wird sich bemühen, den öster reichischen Besitz auf jede nur mögliche Weise zu gefährden. Aber man unterläßt eine offene Kriegserklärung. Die nächsten Wochen schon, namentlich die Zeit nach den orthodoxen Weihnachtsfeiertagen, das ist anfangs Jänner, können verstärkte Bandenbewegungen an unserer Grenze bringen. Oesterreich soll durch Banden und durch die Auf wieglung
der serbischen und montenegrinischen Bewohner in den Reichslanden beunruhigt werden. Aber das genügt selbstverständlich den Haupt feinden Oesterreichs nicht und darum wurde von seiten der Londoner Regierung ein neuer Vorstoß gegen Oesterreich unter der Maske einer friedlichen Intervention vorbereitet. Es ist nämlich eine gemeinsame Aktion der sogenannten Tripel-Entente geplant, der sich auch Italien angeschlossen haben soll. Frankreich, England, Rußland und unser derzeitig verbündeter Nachbar im Süden
des Landstreifens an die beiden Balkanstaaten würden sich aber Serbien und Montenegro direkt die Hand gegen Oesterreich reichen können und wir wären gerade an unserer gefährdetsten Grenze den erbittertsten Gegnern gegenübergestellt. Ebenso wäre jede Verbindung mit dem Aegäischen Meer ausgeschlossen. Serbien und Montenegro sollen ein Stück unserer Grenze erhalten, damit die Herrschaften machen, wie „kraftvoll' die Vertretung der christlichen Interessen, aber auch die Ver tretung der Interessen des Kammerbezirkes