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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 08.01.1921
Umfang: 8
Seite 2. SamStag, Stäben zu zerbrechen, wenn man jeden einzelnen für sich knickt, auch auf die höhere Diplomatie an zuwenden. Oesterreich war zuerst an der Reihe, von ihm bekämpft zu werden, dieses eine Glied jenes Bundes, den das Blut bei Leipzig geschaffen hatte. Napoleon oerwendete zehn Jahre dazu, die Zeit von 1856 bis 1866, um Oesterreich mit allen Mitteln mit seiner gewandten Diplomatie zu schädigen. Die Hindernisse, die es Oesterreich fast unmöglich machten, zu einem inneren Ausgleiche

zu kommen, wegen der Stellung Ungarns, ebenso wie der ganze Kamps Italiens gegen Oesterreich, sind teils ganz sein Werk oder, wenn das nicht, doch nur durch ihn ermöglicht. Und nachdem Oesterreich so von der ganzen Revolution gehetzt, tief geschwächt und gelähmt worden war, da hat Preußen keinen Anstand genommen, diese höchste Verlegenheit des alten Kaiserhauses zu benützen, um, geschützt von dem Neffen des alten Oheims, der bei Leipzig von dem Könige der Preußen im Bunde mit Oesterreich geschlagen

worden war, in Allianz mit der italienischen Revolution, ja in Verbindung sogar mit der Revolution in Ungarn, Oesterreich, aus Deutschland zu verdrängen, Deutsch land selbst zu zerreißen, um den angeblichen Beruf Preußens zu verwirklichen. Von der einen Seite von der italienischen Revolution angegriffen, von der anderen von den preußischen Heeren, von der dritten durch eine von den Preußen geförderte Revolution in Ungarn bedroht, im Hintergrunde hoch oben Napoleon, der dieses eine Glied des Bundes

von Leipzig knicken wollte, da mußte frei lich das so tief im Innern selbst geschwächte Oesterreich zusammenbrechen. Hier liegt der Grund unseres Schmerzes, da möchten wir das Angesicht verhüllen und über unser deutsches Vaterland weinen. Wir Deutsche haben viele traurige Ereig nisse in der deutschen Geschichte zu beweinen. Wir wissen nicht, ob eines diesem gleichkommt, ein Volk wie das preußische, ein Heer wie das preußische, ein Königtum wie das preußische in Allianz mit Viktor Emanuel, Garibaldi

, Klapka, unter Oberleitung eines Napoleon im Kriege gegen Oesterreich.' „Was am 6. August 1806, am Todestage des Deutschen Reiches, begonnen wurde, ist 60 Jahre später (1866) vollendet worden. Auch jetzt ist wiederum Oesterreich besiegt durch die Politik eines Napoleon und diesmal hat Preußen nicht nur dazu beigetragen durch müßiges Zuschauen, sondern durch einen blutigen, von ihm geführten Krieg.' Das war nun „der Stoß in das Herz Oesterreichs', den der Vertreter Preußens Italien vor diesem Kriege

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 7
Datum: 01.06.1921
Umfang: 7
jahrelang fernblieben, vermochten die Liberalen doch nicht, deutsch zu regieren. Die Schulden- und Korruptions wirtschaft stieg dabei stetig. Das Ministerium Taaffe mußte kommen und 2V Jahre, wenn auch unter dem Programm des „Fortfrettens', weiterarbeiten. Und vom polnischen Finanzminister Dunajewski mußte sich Oesterreich, und zwar glänzend, die Finanzen einrenken lassen! Polen und Slawen und Konservative re gierten — regierten gut! Da kamen die Deutsch nationalen an Stelle der Liberalen auf den Plan

: Das deutsche Volk in Oesterreich ist gegenwärtig wirtschaftlich krank und elend. In seiner Not späht es hilfesuchend nach allen Rich tungen aus. Und die in- und ausländischen Quack salber und Bader, die am Bett des Kranken stehen, verordnen nicht die richtigen Mittel, weil sie um hervor, daß er sich mit Kleinigkeiten nicht abgab, daß es ihm auf einige Hunderte von Gulden mehr oder weniger nicht ankam, und daß er alle Details dem Gutdünken seines Vertrauensmanns überließ, der am 13. Marz 1733 mit Theodor

gegen einen ähnlichen Plan. Dagegen wäre der Schade gerade für das Deutschtum in Oesterreich unberechenbar, wenn die es umgebenden und aufgestachelten Machte es national und wirtschaftlich bedrängten. Zudem liegt die wenn auch nur scheinbare Stärkung Deutschlands gar nicht in den Absichten der Sieger und wenn theoretisch auch Italien und Jugo slawien'ihre Sympathie wegen der Anschlußab stimmungen kundgaben (wohl nicht deswegen, um das deutsche Südtirol oder Teile von Kärnten wieder abzugeben!), so konnte

! Und es ist jetzt interessant, zu erfahren, wie dieselben deutschnationalen Blätter, die monatelang das Volk für die An schlußstimmung bearbeiteten, jetzt scheinheilig, als ob sie stets vor den Folgen einer Anschlußaktion gewarnt' hätten, die folgende Nachricht aus Wien bringen. Ohne Erläuterung! Sie schreiben: „Wie die Abendblätter von zuständiger Seite erfahren, entwickelt sich die Anfchlußbewegung zu einer wirklichen politischen und wirtschaft lichen Gefahr für Oesterreich. Sollte (auch) die Salz burger Abstimmung

, wenn auch als private Ab stimmung der Parteien, stattfinden, so ist nach der gegenwärtigen internationalen Lage, wie man sie auch in den Parlamenten der Entente zutage treten sieht, kaum ein'Zweifel, daß die Burgen länder sofort dafür büßen müssen Weitere Abstimmungen in den Ländern würden nach zuverlässigen Meldungen die Kredit aktionen für Oesterreich, die in dem vorge sehenen Rahmen gute Fortschritte macht, auf das äußerste gefährden und in den Ländern fremde Aktionen schwerster Natur veranlassen. Die Regierung

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Brixener Chronik
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Seite 4 von 8
Datum: 06.06.1903
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 68. Samstag, „Brixener Chronik.' 6. Juni 1903. Jahrg. XVI. Setze gegen Oesterreich. Die Demonstrationen, welche in letzter Woche und in den Pfingsttagen fast in ganz Italien gegen Oesterreich veranstaltet wurden, zeigen, daß die Jrredenta, die alte österreichfeindliche Partei, welche auf ihr Programm geschrieben hat: «Italis, Luc» al Lrknnsro!', nur den Anlaß abgewartet hat, sich wieder einmal auszutoben. Die Re gierung tut nur, was sie tun muß, um das Völkerrecht zu wahren

, d. h. die Botschafter und Konsuln zu schützen. In Neapel, Florenz, Messina, Catama, Genua, Carrara und Pesaro fanden lärmende Kundgebungen der Studenten, der Garibaldianer sowie anderer „Patrioten' statt, wobei: „Nieder mit Oesterreich!' gebrüllt wurde. Die österreichischen Konsulate mußten durch Militär beschützt werden. Die Presse nimmt vielfach Partei für die sogenannten „zugendlich-idealistischen Patrioten'. Selbst die Professoren in Neapel veröffentlichten einen scharfen Protest gegen das Verhalten der Polizei

gleichfalls Kundgebungen statt. Es waren Auf schriften mit »Viva, Irsnw!« («Hoch Trient!') angebracht. In Rom kam es am 1. Zum bei einer Auf führung im Nationaltheater zu politischen Kund gebungen. So oft im Stück von Oesterreich die Rede war oder österreichische Uniformen auf der Bühne erschienen, begann das zumeist aus Studenten bestehende Theaterpublikum zu zischen und zu rufen: „Nieder mit Oesterreich!' Die weitere Aufführung des Stückes wurde verboten. Einige Polizisten

, welche gegen die Demonstranten zu wenig energisch vorgingen, sollen strafweise versetzt werden. (?) — Der Zugang zur öster reichischen Botschaft ist militärisch besetzt. — Am Pfingstmontag stürmten die Studenten die Lehr säle und zwangen die Professoren, die Vor lesungen zu unterbrechen. Im Hof der Uni versität wurde sodann eine Versammlung abge halten, die jedoch schon mehr gegen die eigene Regierung als gegen Oesterreich sich richtete. Der Minister des Innern, Giolitti, wurde von Rednern beschimpft. Der Rektor ließ

hierauf die Universität sperren. Die „Tribuna' in Rom brachte am 2. Zum einen Beschwichtigungsartikel. Sie entschuldigt Oesterreich, wenn es aus innerpolitischen Gründen die italienischen Elemente vernachlässigt habe, und beschwört die Studenten Italiens, das Ansehen des Landes nicht weiter zu schädigen und die Regierung nicht in die peinliche Lage zu ver setzen, Oesterreich eine Erklärung geben zu müssen. — „Die Geister, die ich rief', die werd' ich nun nicht los.' Auch die nationalliberalen Blätter

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Seite 4 von 8
Datum: 23.05.1916
Umfang: 8
auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung zu spät kamen und ihren Zweck verfehlten. Die Monopolisierung der Ernte zu Gunsten des Staates in Deutsch land wie in Oesterreich-Ungarn erwies sich als eine begründete Maßnabme. wenn sich auch in der Organisation der Verteilung der Ernte ergebnisse und hier speziell die Futtermittel hüben wie drüben sich sehr schwere Mißstände geltend machten, die hinwiederum die Vieh haltung in manchen Gegenden stark beeinträch tigten. Die K a yt o f f e l hö ch stp

r e i s e p o l i- tik hat im Reiche draußen wie bei uns ein Fiasko erlitten, denn die bezüglichen Höchst preisverordnungen trugen den Eigenheiten des Kartoffelhandels und -Verkehres nur wenig Rechnung. Das gleiche gilt von der Monopo lisierung des Eier Handels in Oesterreich, die, wie in informierten Kreisen verlautet, inzwischen wieder aufgehoben worden. Auf einem der wichtigsten Gebiete der WrMhnmgsfragen. nämlich beim und Fleisch verkehr hat die lange Dauer des Krieges weder in Deutschland noch in Oester reich

-Ungarn gut mitgespielt. Einerseits war man gezwungen, infolge des kolossalen Fleisch- Verbrauches für Heereszwecke die Viehbestände scharf anzugreifen, anderseits wurden verab säumt, auf diesem Gebiete gleich mit der nöti gen Schärfe vorzugehen im Bezug auf Ein schränkung und Preisbildungsüberwachung. Und das Ergebnis ist in Deutschland wie in Oesterreich-Ungarn eine riesige Preissteige rung für Vieh-, Fleisch- und Fettprodukte bei einem ständigen Nachlassen des Anaebotes. Letztere Erscheinung

ist in letzter Linie wohl auch darauf zurückzuführen, daß so manche Kreise damit rechnen, daß sich die Viehpreise noch weiter heben dürften. Noch immer aber ist der Viehbestand bei den Zentralmächten ein derartiger, daß das Kapital desselben noch nicht angegriffen erscheint, wohl aber die Zin sen schon mehr oder minder in den Magen des Riesentonsums geflossen sind. Während man sich in Oesterreich vorläufig darauf beschränkt hat, einer Fleischverschwen dung durch die Einführung zweier fleischloser Tage

Reichslebens mittelsamt zu schaffen. Auch in Oesterreich wird der Rus nach ei ner derartigen. Zentralstelle, der in der letzten Zeit besonders nachdrücklich vom Wiener Bür germeister Dr. Weiskirchner und dem Gemein derate der Stadt Wien laut wurde, sowie in der Presse immer wieder zur Wiederholung kam, sicherlich auf die Regierungskreise bestim mend einwirken. Schon in der letzten Sitzung des Beirates der Kriegsgetreideverkehrsanstalt hat Sektionschef v. Simonelli Andeutungen davon fallen lassen

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Seite 2 von 8
Datum: 19.01.1905
Umfang: 8
Seite 2. Nr. 8. Donnerstag, „Brixener Chronik.' 19. Jänner 1905. Jahrg. XVIII. Ich brauche nicht darzutun, daß durch jene frevelhafte Lästerung das Verbrechen der Religions störung wohl in der krassesten Form begangen worden ist. Wir haben daher ein Recht zu verlangen und verlangen es auch, daß in diesem katholischen Oesterreich durch das Gesetz und dessen Anwendung Gott mindestens ebenso geschützt werde wie der mindeste Untertan. Und wenn unsere Staatsverwaltung

von Blut bewiesen hat. Uebrigens hätte ich keinen Aristoteles ge braucht; denn wir sehen selbst nur zu deutlich, wie weit Oesterreich mit dieser systematisch ge duldeten und heimlich geförderten Behandlung der Religion, ihrer Diener und ihrer Anhänger und mit der Duldung dieser alles zersetzenden, schamlosen und gewissenlosen Presse gekommen ist. Und hinter dieser Presse stehen gewisse dunkle Ehrenmänner und spielen sich als Volkstribunen aus, um dann ihre niedrige, jeder Ehre und jeden Anstandes bare

besteht die Grundbedingung eines überzeugten deutschvölkischen Parteibekenntnisses. Die zweite Stufe ist dann ein verseuchter Protestantismus nach eigenem Geschmack und endlich ist dann das deutsche Volk so völkisch geworden, daß es heidnisch werden kann. Als daher diese Leute daran gingen, ihre tiefe geistige und sittliche Verrohung und ihren abgrundtiefen geistigen und sittlichen Kaltur- niedergang und -Rückschritt nach Oesterreich zu verpflanzen, da mußten sie vor allem den Kampf

Heidentum bedeute. Es ist ja lächerlich zu glauben, daß die nahezu 2000jährige, glorreiche Weltkultu? des Christentums von der Schnapsverdämmerung dieser deutschen Brüder etwas zu befürchten hätte; aber es ist ganz gut möglich, daß ein einzelnes Land, ein einzelner Staat an dem zersetzenden Gift dieser religionslosen Sippe Schaden leiden und zugrunde gehen kann. Und jenes Land, das ich meine, ist das liebe Oesterreich. Diese Sippe weiß eS ganz gut, daß Oester reich, so lange es katholisch

ist, ein festes Gefüge bilden und treu zur Dynastie stehen wird; sie weiß es ganz gut, daß die Macht und Größe Oester reichs traditionell mit dem Katholi zismus verknüpft ist. Darum muß vor allem der katholischen Religion der Kampf gelten, um so die deutschen Kronländer Oesterreichs für den preußischen Magen verdaulicher zu machen, wie Herr Dr. Porzer in der Wiener Protest versammlung ausführte. Bismarck tat ja einmal den Aussprach: „Oesterreich hat noch zu viele Katholiken, die uns den Magen

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Seite 1 von 12
Datum: 22.04.1909
Umfang: 12
k ^ halbjährig 8» l>, samt Freiexemplar für den Adressaten. Auf jedes weitere Dutzend ebenfalls ein Freiexemplar. — Ankündigungen für den „Tiroler v ol ksbot «n* pro fünfgespaltene Nonpareillezeile (Zb Zentim. breit, in Zeilen — 23 Nlillim. hoch) ZV d. Wr. 48. Brixen, Donnerstag, den 22. April ^909. XXII. Jahrg. Die gegenwärtige politische Hage i« Oesterreich. München, 20. April. Zu diesem auch für München aktuellen Thema, das an den Geschicken der Donau monarchie stets lebhaften Anteil nimmt, sprach

, als es in Wirklichkeit der Fall war und ist. Es folgte ein interessanter Vergleich zwischen bem 'Whre 1809, „wo Oesterreich zum ersten mal Volkskraft gegenüber dem großen Korsen gezeigt', mit den jüngsten Ereignissen von 1909, mit der großen Kriegsgefahr, die sich leicht zu einem europäischen Brande entwickeln konnte, wo sich aber Oesterreich „dem erstaunten Europa als ein starkes Oesterreich präsentierte, das mit spricht bei der Regelung der Geschicke Europas'. Der Redner besprach im weiteren Verlaufe

seiner Ausführungen in interessanter Weise das Verhältnis zwischen Oesterreich und Ungarn und zeichnet die Strömung, den Dualismus aufzugeben und nach entsprechenden Unterlagen ein Großösterreich zu schaffen, „damit das alte Oesterreich mit seiner jahrhunderte langen ruhmvollen Entwicklung wieder auflebe'. Ein Schritt zu dieser Entwicklung eines Groß- Die erste feierliche St. Kaffiam- Prozession i« Krise«, 1683. Schon seit ältester Zeit hat hie Stadt Brixen dem hl. Kassian, dem Schutzpatron des ganzen Bistums

, an welche der Heilige bei seinem Mar tyrium gebunden war. Zugleich aber erlangte obgenannter Bischof eine kleine Reliquie des heiligen Schutzpatrons aus der deutschen Pfarrkirche der göttlichen Mutter in Rom. Groß war hierüber die Freude der Bevölkerung und mit allem Eifer rüstete man zum Empfang und zur *) Bearbeitet nach Sinnachers Manuskripten und Beiträgen. Österreich ist auch die Annexion von Bosnien und der Herzegowina. Die Bündnistreue Deutschlands gegen Oesterreich in der Stunde der Gefahr rühmte der Herr

Redner mit warmen Worten; doch ist sie, so dünkt es mich, nur die Freundespflicht dafür, daß Oesterreich sich vor Jahren schon so wacker ablehnend gegen jene englischen Einflüsse (Ischl!) verhielt, welche dazu angetan waren, Deutschland „einzukreisen'. Weitere Ausführungen gelten der Balkanpolitik, besonders der Annexion Bosniens. Hierauf unterzog der Referent die inner- politischenVerhältnisse unseres Nachbar staates einer objektiven Schilderung. Wertvoll ist dabei zunächst die Konstatierung

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Seite 4 von 8
Datum: 28.07.1914
Umfang: 8
Seite 4. — Nr. 85. Dienstag, Plünderung in Belgrad. Wie«, 26. Juli. Vom Belgrader Ufer wird Geschütz- und Gewehrfeuer vernommen. Der Grund hierin liegt in der Stellungnahme der serbischen Be hörden gegen das zahlreiche Gesindel, das raubend und plündernd die Straßen durchzieht. Vom serbischen Gesandten in Wien. Am Sonntag vormittags wurde dem serbischen Gesandten in Wien, Jovanovic, der Abbruch der diplo matischen Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien bekanntgegeben. Gleichzeitig

wurden dem Gesandten die Pässe zugestellt. Jovanovic ver läßt heute, Montag mittags, Wicn. „Leise Hoffnung' auf Zrieden. Belgrad, 27. Juli. Das serbische Amtsblatt publiziert eine Proklamation an das serbische Volk, worin der leisen Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß die Krise vielleicht doch noch in letzter Minute auf friedlichem Wege beigelegt wird; da Oesterreich die diplomatischen Beziehungen abgebrochen hat, seien eben auch serbischerseits militärische Maßnahmen not wendig geworden. Das Volk

nicht zögern, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, das heißt gegen Rußland zu mobilisieren. Wien, 26. Juli. Die Abreise des Baron Giesl von Belgrad hat in Serbien große Ueberraschung und Bestürzung hervorgerufen, da man serbischerseits gehofft hatte, daß Oesterreich die anfänglich energische Haltung nicht weiter beobachten werde, sich vielmehr auf Verhandlungen einlassen würde. Die meisten Bewohner Belgrads ergriffen daher die Flucht aus der Stadt und reisten ins Innere des Landes

, wie Berlin, Leipzig, München usw., fanden Kund gebungen für Oesterreich statt. vie Bundestrene Italiens. Wien, 26. Juli. Die königlich italienische Re gierung ließ der österreichisch-ungarischen Regierung die Erklärung zukommen, daß sie im Falle des mit den Waffen auszutragenden Konfliktes zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien eine freundschaftliche und dem Bundesverhälwis entsprechende Haltung einnehmen werde. Diese spontane Erklärung reiht sich würdig an der von der ganzen Monarchie be geistert

begrüßten glänzenden und rückhaltlosen Be kennung der Bundestreue des Deutschen Reiches und ist als Erwiderung der durch Jahrzehnte be währten Gesinnung Oesterreich-Ungarns überall mit dem Ausdruck der Befriedigung und des Dankes entgegengenommen worden. Die Erklärung der königlich italienischen Regierung löst in der gesamten Bevölkerung Oesterreich-Ungarns den lebhaftesten Widerhall aus und wird die warmen Gefühle für das verbündete Königreich stärken und vertiefen. Belgrad bereits von unseren Truppen

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Seite 4 von 8
Datum: 16.01.1908
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 7. Donnerstag, „Brixener Chronik.' 16. Jänner 1908. XXI. Jahrg. politische Rundschau. Oesterreich-Ungarn. Vom Parlament. Am Dienstag, den 14. Jänner nahm das Parlament seine Tätigkeit wieder auf. Vorläufig stehen drei überaus wichtige Gegenstände auf der Tagesordnung- Maßnahmen gegen die Lebensmittel- teuerung, Maßnahmen zum Schutze der Alvenwirtschast und Förderung der Vi e h- zucht, Maßnahmen gegen die wachsende Bodenverschuldung. Zum erstgenannten Punkte wird der Sozialdemokrat

. Dieser Zinsenbeitrag entspricht einem Kapital von etwa 1400 Millionen Kronen. Hastbar für die ganze Schuld aber blieb Oesterreich und im Falle der Trennung hätte Oesterreich allein die Zeche zahlen können. Alle östeireichischen Re gierungen haben bis jetzt bei den Ausgleichs verhandlungen die Ungarn zu bewegen gemcht, dieses Kapital zurückzuzahlen, aber alle Mühe war umsonst. Obwohl die Interessen von In dustrie und Arbeiterschaft in Oesterreich durch de« Ausgleich besser gewahrt wurden als die der Landwirtschaft

. Besonders wird der Schweinezucht ein großer Schutz zuteil. Nutz- und Zuchtschwcine dürfen nur per Bahn ein geführt werden und müssen eine 40tägige Obser vation an der Grenze durchmachen. Das Ein schleppen einer Seuche wird durch diese Bestim mungen hintanzuhalten gesncht. Als ein großer Vorteil für Oesterreich ist der Bau der dalmatinischen Bahnen anzuschlagen, die bis zum Jahre 1911 vollendet sein müssen. Die eine dieser Bahnen soll von Rudolfswert nach Karlstadt, die andere von Ogulin hindurch

durch das südliche Kroatien nach Knin in Dal- matten führen. Da jede der beiden Regierungen für den Bau der auf ihrem Gebiete gelegenen Strecke zu sorgen hat, so würde Oesterreich 30 Millionen, Ungarn 1N0 Millionen Kronen zu zahlen haben. Durch diese Bahnen wird die Volkswirtschaft Dalmatiens, die so sehr darniederliegt, bedeutend gehoben, Oesterreich aber erlangt mehr Einfluß auf die Okkupationsgebiete Bosnien und Herzego wina. Gewiß sind also im Ausgleich Vorteile für Oesterreich enthalten. Wenn besonders die

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Seite 1 von 8
Datum: 26.08.1922
Umfang: 8
Kanzlerreise. An der Berlinerreise nimmt nicht nur Frankreich, sondern auch England An stoß. Aber weder von Deutschland noch von der kleinen Entente erhofft sich der Bundeskanzler Rettung aus der Katastrophe, in die Oesterreich täglich tiefer versinkt, sondern was der Bundes kanzler in Berlin wollte, ist vor allem die brüder liche Verständigung über die künftige Richtung der äußeren und wirtschaftlichen Politik, und ebenso bezweckten die Besprechungen in Prag nichts weiter als einen freieren

wirtschaftlichen Verkehr zwischen den beiden Nachbarn. Den von Ungarn so sehr chteten Eintritt Oesterreichs in die kleine En- hat Bundeskanzler Dr. Seipsl mit aller Offenheit abgelehnt. Die unstreitig größte Bedeu tung der Kanzlerreise kommt wohl den gegen wärtigen Besprechungen mit dem italienischen Außenminister Schantzer in Verona zu. Das be stätigt, daß Italien bestimmte Borschläge sür Oesterreich im Plan hat, die offenbar wirtschaft licher Natur sind und politisch von jedem Verdacht der andern Nachbarn

freigehalten werden sollen. Eine Berliner Meldung spricht sogar von einer Zollunion Italiens mit Oesterreich. Eine solche würde aber auch eine künftige Münzgemeinschaft bedeuten. In Verona bereiten sich voraussichtlich die wichtigsten Entscheidungen vor, vor denen Oesterreich in nächster Zukunft stehen wird. Die italienische Presse betont mit großer Einmütigkeit und Wärme das Interesse Italiens an Oesterreich. Und in der Tat vermag Oesterreich, das Land der Erze und des Holzes, das feste Hinterland sür

, daß der Bund die Steuerüberweisungen zu spät durchführt. Daher me komische Tatsache, daß sehr viele Gemeinden Gläubiger des Bundes sind. Bei der Landes regierung in Innsbruck sprach Mittwoch eine Ab ordnung der Gemeinden vor und verlangte so fortige Abhilfe. vie Kredithilfe für Oesterreich im Völkerbund. Nach einer Genfer Meldung des „Petit Parisien' wird anläßlich der bevorstehenden Tagung der Völkerbundversammlung das Finanzkomitee des Völkerbundes sich neuerlich mit der Frage der Oesterreich

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Seite 5 von 8
Datum: 03.04.1909
Umfang: 8
auch dieser Ausgang manchen eine kleine Ent täuschung gebracht haben, schön war's doch, dieses Brummen der Motore in der Luft und das Sausen der Propeller, welche das Kommen einer neuen Zeit ankünden! -i- » Nach einem im Laufe des Spätnachmittags eingetroffenen Telegramm ist GrafZeppelm zwischen Dingolfing und Wörth a. d. Isar (Niederbayern) gelandet. Er ist ganz langsam auf das Moos niedergegangen und anscheinend ohne Unfall. Verus. Wach der Entscheidung. Oesterreich hat auf unblutige Weise einen Sieg errungen

wie kaum je in seiner kampfes reichen Geschichte. Die Böswilligkeit mancher Mächte, die zu sehr mit unserer Langmut und vielleicht auch mit unseren inneren Streitigkeiten gerechnet hatten, vermochte keinen Schaden an zurichten und Oesterreich, das bereits vergessene und oft mißachtete, steht heute auf einmal impo sant und mächtig da im Kreise der Weltmachte. Oesterreich kann sich dazu Glück wünschen, daß es heute über geschickte Diplomaten verfügt; die Diplomatie allein hätte aber den Sieg

nicht er rungen. Sechs Monate lang zogen sich die Ver handlungen hin ohne günstiges Resultat und erst dann, als man Oesterreich demütigen wollte, Oesterreich aber, den Plänen der Gegner zuvor kommend, langsam nach dem altbewährten Schwerte griff und es aus der Scheide zog, erst als unsere Gegner sahen, daß dieses Schwert weder in der Scheide eingerostet noch schartig war, da war mit einem. Male die Sache entschieden. Als Ruß land, das heute nur diplomatisch offensiv vor gehen kann, dessen Heer

aber in der kläglichsten Verfassung ist, einsah, daß Oesterreich sein Recht auch mit Waffengewalt verteidigen würde, als es sah, daß die teilweise Mobilisierung sich in jeder Weise glatt abwickelte, nicht nur keine inneren Unruhen entstanden, sondern in ganz Oesterreich eine feste, opferfreudige Stimmung Platz griff, da knickte der Koloß mit den tönernen Füßen zu sammen und riß das übermütige England im Falle mit sich. Wohl hat auch der unblutige Sieg uns große finanzielle Opfer auferlegt. Manches Man gelnde mußte

. — 1810. Napoleons Vermählung mit Marie Louise, Tochter Franz 1., Kaisers von Oesterreich. 3. April: 1603. Elisabeth, Königin von England, gestorben. — 1682. Barth. Esteban Murillo, spanischer Maler, in Sevilla gestorben. — 1897. Johannes Brahms, Komponist, gestorben in Wien. 4. April: 397. Tod des hl. Ambrosius, Kirchen lehrers. 5. April: 1419. Tod des hl. Philipp Ferren. — 1900. Johannes Haller, Fürsterzbischof von Salzburg, gestorben. 6. April: 885. Tod des hl. Methodius, Slawen apostels. — 1l99

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Seite 4 von 8
Datum: 19.04.1895
Umfang: 8
Aeiie 4. Politische Rundschau. Oesterreich» Am Ostermontag trat in Wien der fünfte österreichische Berg- und Hütten- arbeitercoiigresszusammen. Anwesend waren45De legierte, welche 85.000 Bergarbeiter vertraten. Drei Resolutionen zugunsten des Achtstunden tages wurden nach längerer Debatte behufs Aus arbeitung einer besonderen Commission zugewiesen , und die Beschlussfassung darüber vertagt. Oberösterreich. Wie aus Linz gemeldet wird, hat der hochwst. Herr Bischof Dr. Doppelbauer von Linz

der Reichsangehörigen unter einander gewesen sei. Oesterreich-Ungarn und Deutschland mussten sich wieder zusammenfinden. (Nachdem er sie gewaltsam getrennt?.) Wir waren eben auf einander angewiesen. (!) Und am Schlüsse seiues Wortschwalls mussten sich die Steirer von einem Großpreußen, auf fremdem Boden, die Warnung ertheilen lassen, sich nicht in Oesterreich ausschließlich einer einzigen Nationalität zu widmen. Wo verschiedene Nationali täten so durcheinander gewürfelt sind wie in Oesterreich, in Posen

und in der Provinz West preußen, da soll man wohl kämpfen, aber mit Wohlwolle», mit christlichem (!) Wohlwollen. Wie sich der alte Schwede dieses christliche Wohl wollen denkt, davon eine Probe: „Verfahren Sie, sagte der Fürst, mit Ihren slavischen Rivalen immer mit dem Gefühle, dass Sie schließlich die Ueberlegenen sind. Ganz Oesterreich beruht auf deutscher Beamtenschaft und auf deutscher Heeresbildung. Pflegen Sie die Beziehungen zur angestammten Dynastie. (Obsichhier wohl die Steirer nicht schämten

, möchten das Ende der gegenwärtigen christlichen Action ver anlassen. Diese Versprechen seien wertlos; man dürfe daher nur glauben, was thatsächlich durch geführt werde. Gladstone erklärte schließlich, dass er trotz seiner 85 Jahre nicht aufhören werde, feine Stimme für die Menschlichkeit zu erheben. Italien. Die unter dem Vorsitze Crispis neulich abgehaltene Ministerconferenz genehmigte die Jnstructionen für Unterhandlungen, betreffend Regelung der Weinfrage mit Oesterreich-Ungarn. Wie versichert

wird, sind dieselben derart, dass eine freundschaftliche Lösung der Weinzollfrage als sicher angenommen werden darf. — Diese Weinzollverhandlungen zwischen Oesterreich und Italien haben ja immer ein günstiges Resultat! Sahrg. M. Im Monat Jänner wanderten nicht weniger wie 2572 Italiener nach Argentinien aus, während nur 644 Personen von dort zurückkehrten. Am 23. April verließen vier Auswandererschiffe mit beiläufig 3000 Auswanderern an Bord den Hafen von Neapel. Drei Schiffe giengen nach Nord- und eins nach Südamerika

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Seite 5 von 8
Datum: 17.03.1908
Umfang: 8
. Der angekündigte Organistentag in Brixen wird wohl auch dem Anscheine nach zum Hauptzwecke haben, die Unzusriedenheit der Organisten besser zu organisieren. So fehlt dann nur noch ein Mesnertag und zum Schlüsse ein Totengräbertag, um dem Geldbeutel und dem Ansehen unserer Lehrer aufzuhelfen. Viel Glück zum Wirrwarr! Da« private ««d öffentliche Oesterreich. (Rede des Hocbw. Viktor Kolb 3. auf der 36 Generalversammlung d>is Katholischen BolksvereiuS sür Oberösterreich zu Lmz am 25 Februar 19t)8.) (Fortsetzung

.) Das private Oesterreich sieht mit Zähne knirschen hochverräterische Tendenzen an Hoch schulen und in gar vielen Vereinen und Ver anstaltungen. Die Öffentlichkeit begünstigt, unterstützt, lobt und ermuntert, sieht keine Jrre- dema im Süden und hört kein „Los von Oester reich' im Norden. Das private Oesterreich will katholische und patriotische Lehrer für seine Kinder, die Öffent lichkeit errichtet Lehrerseminarien, aus die das katholische Volk nur mit großer Besorgnis schauen kann. Wollen die Katholiken

Oesterreichs Lehrer nach ihrem Wunsche, sollen sie sich privat Semi- narien errichten. Das private Oesterreich will seine Kinder als Christenkinder und patriotisch erzogen haben. Die Oeffentlichkeit aber sendet atheistische, antimonarchische Lehrer bis in die fernsten Alpen dörfer und zwingt die Eltern unter schweren Strafen, das Heiligste, was sie besitzen, solchem Einfluß preiszugeben, verbietet das Kreuzzeichen, das Vaterunser, das Ave-Mariq für katholische Kinder. Und wenn dadurch die Liebe zum Vater

land vernichtet, der Glaube im Gruude zerstört wird, weun die Kinder ohne Glauben, ohne Liebe zu Gott, ohne Ehrfurcht vor den Eltern, ver dorben und unbotmäßig aus dieser Schule her vorgehen, dann hat das öffentliche Oesterreich erreicht, wonach es strebt: Untergang Oesterreichs und — so träumt es — Vernichtung der Kirche! Derselbe Gegensatz zeigt sich bei allen Ver anstaltungen für und wider den Glauben, für und wider den Patriotismus. Das private Oesterreich wünscht, was zur Hebuug der Religion

, zur Besserung der Sitten, zur Befestigung des Patriotismus dient, das öffentliche Oesterreich verfolgt Predigt und Gottesdienst, Missionen nnd Exerzitien. Betätigung des Glaubens und protegiert jeden Verstoß gegen Vaterlandsliebe und Kaiser treue. Denselben Gegensatz zwischen Oeffentlichkeit und privatem Leben sehen wir in zahllosen Ge meinden. Wie ist in Linz die ganze Bevölkerung voll Jubel gewesen bei der Krönung der Im maculata, ein einzigartiges, unvergeßliches Fest; aber worüber das private Linz

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Seite 2 von 8
Datum: 04.06.1907
Umfang: 8
Dienstag, - . „Brixener Chronik.' Seite2. Nr. K7> allgemeinen nnd> gleichen. Wahlrecht? zum Durch- br'ch verhelfen haben, sind mächtig genug, um den kleinen Leithafluß zu übersetzen und auch im ungarischen Königreich ähnliche Wunder zu wirken, wie sie in Oesterreich in den Kämpfen um die Wahlreform vollbracht worden sind. Geistige Strömungen lassm sich künstlich wohl durch einige Zeit zurückstauen; sie brechen aber dann mit um so größerer Gewalt zu gelegener Zeit wieder hervor. Ungarn beruft

sich so oft darauf, daß es eine ältere Verfassung besitze als sogar England und daß die Freiheit in Ungarn von altersher ihre Heimstätte besessen So oft hat das verfassungs gemäß regierte Ungarn mitleidig auf den latenten Absolutismus in Oesterreich herabgeschaut. Wie soll nun heute neben einem demokratischen Oester reich die ungarische Adelsrepublik auf die Länge noch weiter fortdauern können? Je mehr in Ungarn die sozialistischen Organisationen erstarken, je mehr die unterdrückten Nationalitäten

sich ihres Volkstums und ihrer nationalen Rechte bewußt werden, je übermütiger die herrschende Clique sich in Ungarn noch weiter gebärdet, je schärfer der Konflikt zwischen Kroatien und Ungarn sich zu spitzt, um so näher rückt auch die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes im MjHe der St. Stephans-Krone. Nicht zu übersehen ist die Tatsache, daß zwischen Oesterreich und Ungarn früher oder später ein dauernder Ausgleich geschlossen werden muß. Die große Reichsfrage muß endlich geregelt

werden. Nach den bisher gemachten Erfahrungen und nach den bisher erfolglos gebliebenen Ver handlungen ist es aber sicher, daß mit den heutigen Machthabern Ungarns Oesterreich zu keinem dauernden und halbwegs befriedigenden Ausgleich kommen kann. So könnte doch noch der Fall eintreten, daß die Krone, wenn nicht durch andere Motive, wenigstens durch die Reichsnol gezwungen würde, um jeden Preis und unter jeder Gesahr in Ungarn das allgemeine und gleiche Wahlrecht einzuführen. Es hat den Anschein, als ob den richtigen

Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn nur zwei Bollsparlamente abzuschließen vermöchten und daß nur zwei nach demokratischen Prinzipien gewählte Parlamente den Ausgleich vom unlösbar scheinenden politischen und natio nalen Gewirre zu trennen und mehr auf das volkswirtschaftliche Gebiet hinüberzulenken imstande seien. Wir Oesterreicher haben gar keinen Grund, die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes in Ungarn nicht zu wünschen. Uns kann es nur recht sein, wenn in Ungarn

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Seite 6 von 12
Datum: 27.03.1901
Umfang: 12
Redner schloss Dr. Lueger, der, wie immer, den größten Beifallssturm hervorrief. „Es ist ein trauriges Zeichen,' sagt er. „dass es möglich ist, dass im österreichischen Abgeordnetenhause die Worte fallen: ,Am heften wäre es, wenn Oesterreich von Preußen annektiert würde/ In keinem Parlamente wäre ein so frecher AuSspruch bloß mit einem Ordnungsrufe bestraft worden. Als im englischen Parlamente einige irische Abge ordnete sich geweigert haben, abzustimmen, wurde von dem Sprecher die Polizei geholt

und jeder hinausgetragen. Hier in Oesterreich wagt es ein Abgeordneter, den nackten Landesverrat aus- zusprechen, und es geschieht ihm nichts. Daher muss das getreue Volt seine Stimme erheben und sagen: Nieder mit den Landesverräthern! Aber nicht bloß diese Truppe von Individuen ist es, die wir zu behandeln haben, wir müssen auch ein Wort über die Socialdemokraten sprechen. Ruhig erklärt der Abgeordnete Das« zynski: Wir sind Republikaner. Er hat dem Kaiser seine Treue gelobt und erklärt nun: Wir sind Republikaner

. In Oesterreich ein Republi kaner sein heißt eigentlich ein Dummkopf sein, denn wir streiten schon genug unter unserem Kaiser. Wie würden wir nun erst streiten, wenn jetzt der Kaiser nicht da wäre? So lebten wir alle nicht mehr, denn wir hätten uns gegenseitig erschlagen. Dem socialdemokratischen Abgeordneten aus Polen sagen es auch Lehrer nach, Wiener Lehrer, welche in feierlicher Weise den Eid der Treue geschworen haben. Wenn wir ihnen aber diesen Spiegel vorhalten, dann reden die näm lichen Leute davon

, dass sie nicht zu zittern brauchen, wenn ein DaSzynSki, Seitz und Genossen sprechen, dass sie sich überzeugen, wie hinter unserem Vaterlands Oesterreich und der Religion» die wir bekennen, das gesammte Volk gewappnet dasteht. Sie sind nicht hier. So rufe ich den Ministern von hier aus zu: Habt Muth und seid doch endlich einmal eurer Aufgabe bewusst: in Oesterreich öfter- reichisch! Unterdrückt diejenigen, die unser Vater land unterdrücken wollen, und dann werdet ihr Dank verdienen für ewige Zeiten

, die Versammlung aufzuheben. Die Menge hörte nicht auf zu rufen: „Es lebe die katholische Kirche, es lebe die Madonna, eS lebe Don Rosa', während die geschlagenen Pastoren sich ans dem Staube machten. Eiu wahres Wort. In der von Dr. Armin Kaufen in München herausgegebenen Zeitschrift: »Die Wahrheit', welche sehr viele tüchtige Mit arbeiter aufzuweisen hat, finden wir von einem österreichischen Patrioten eine kleine Studie über die Lage nach den Wahlen in Oesterreich, in welcher der Mann uns aus dem Herzen

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Seite 2 von 8
Datum: 09.01.1891
Umfang: 8
Seite 2. „Bvixener Chronik.' 9. Jänner 5895. Nr. Z. marck, musste im Jahre 1890 den Schauplatz semer Thätigkeit verlassen. Memand weinte ihm eine Thräne nach. Seine innere Politik, welche fortwährend einen Theil der Bevölkerung gegen den anderen verhetzte, war unerträglich geworden. Noch bitterer wird sich seine äußere Politik rächen. Dies wird sich zeigen, wenn die Katastrophe vorüber sein wird. Dann wird jene undeutsche Politik gerichtet sein, welche Oesterreich im Jahre 1859 im Stiche ließ

. Es wird jene un deutsche Politik gebrandmarkt sein, welche 1866 Oesterreich, den Schild und das Herz Deutsch lands (eor et ollxkus KsiWanlas hieß Oester reich schon im 13. Jahrhundert) aus Deutschland ausschloss. Straßburg und Metz wären schon 1859 zu haben gewesen, denn die ganze französische Armee coneentrierte sich in Italien, der Rhein war von allen französischen Truppen entblößt — Dankdem geheimen AbkommenzwischenNapoleon HI. und jener preußischen Politik, deren Seele damals schon Bismarck war. Alles in der Welt

rächt sich und auch die undeutsche Politik von 1859 und 1866 wird ihre Strafe finden. Bismarck sah sich 1879 genöthigt, das Bündnis mit Oester reich zu suchen, mit jenem Oesterreich, welches in das Herz zu treffen die Italiener durch die be rüchtigte Usedom'sche Note aufgefordert worden waren. Oesterreich ist aber 1859 ungemein ge schwächt worden, hat 1866 durch den Ausschluss aus Deutschland das Gleichgewicht verloren und ist heute eine Beute des Nationalitätenhaders. So lange Oesterreich

Oesterreich den russischen Prätensionen (Ansprüchen) auf Constantinopel kein wirksames Halt mehr gebieten kann, das dankt die Welt der undeutschen Bismarck'schen Politik. Der ganze Balkan, welcher heute dem deutsch österreichischen Handel erschlossen sein könnte, war sür Bismarck „Hekuba'. Dafür müht man sich ab, in den traurigsten unwirtschaftlichsten Ge genden Afrikas „Reichslande' zu gewinnen und wirft dort Millionen zwecklos in den Sand. Das Naheliegende und Fruchtbringende: Balkan und Kleinasien

, dem un überwindlichen Deutschen Reiche, unberechenbaren Schaden zugefügt hat. Wie wird die Welt erst in ein paar Decennien urtheilen! Wahrlich, so vergehen Ruhin nnd Herrlichkeit der Welt! Politische Rundschau. Oesterreich. Die Vereinscommission im Ministerium des Innern bewilligte der „tirolisch- vorarlbergischen wechselseitigen Gebäude- und Mobilien-Brandversichernngsanstalt' in Innsbruck die Statutenänderung. In Sachen des ungarischen Wegtanfnngs- und Matrikelconflictes zwischen der Regierung und den geistlichen

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Seite 2 von 8
Datum: 01.10.1912
Umfang: 8
Matja und Nikolaus Ahoni aus Kukli, ferner Cub und Andreas Jaku und Andreas Doka aus Bar- bahushi. Was wir nunmehr von Oesterreich fordern? Wir verstehen nichts von hoher Politik und wenn Oesterreich sagt, daß es unser Verderben nicht aufhalten kann, so wollen wir es glauben, wenn wir gleich nicht einsehen können, warum es sich nicht mit einer am Balkan unbeteiligten Macht einzig zu dem uneigennützigen Zweck verbinden könnte, um uns ein menschenwürdiges Dasein ohne politische Prätensionen

zu verschaffen, so, wie es dem christ lichen Libanon seit Jahrzehnten beschieden ist. Wenn Oesterreich auch das nicht kann oder nicht will, so haben wir nur eine Bitte mehr: die Bitte um Wahrheit. Oesterreich soll und muß uns offen sagen, daß es uns verläßt. Wenn uns Oesterreich reinen Wein einschenkt, dann haben wir noch einen Weg einzuschlagen: den Appell an Montenegro. Wir lieben Montenegro nicht; ein Jahrhunderte langer Rassengegensatz trennt uns von ihm ebenso wie die Reügionsverschiedenheit. Gelingt

es uns, uns mit Montenegro zu ver einigen, so werden uns Kämpfe bevorstehen, religiöse und nationale Kämpfe; aber es werden dies Kämpfe sein, die zwischen Christen auf dem Boden einer gesetzgebenden Versammlung ausgetragen werden und nicht mit der Flinte und dem Dolch. Und wenn uns auch Montenegro nicht hört oder nicht hören darf, weil Mächtigere es ihm ver bieten, so bleibt uns noch eines: der Kampf und der Tod. Uber Oesterreich darf uns nicht — wie es dies in den letzten drei Jahren dreimal getan — die Waffe

mit schönen Versprechungen aus der erhobenen Hand winden, es darf nicht Montenegro verbieten, uns mit Brot zu versorgen, es darf mit einem Wort nicht die Mauer machen für den islamischenHenker, der uns hinmordet. Oesterreich möge handeln — wahrhaftig und offen!' Aus Stadt und Land. Brixen, 30. September. Oer eröffnungssdenA <les kath.-polit. llattnoz fand bei sehr guter Beteiligung am Freitag. 27. Sep tember, im Gasthof „zum Sandwirt' statt. Ob mannstellvertreter Richter qedachte nach warmen

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Seite 4 von 8
Datum: 12.11.1912
Umfang: 8
. Das durch Quotenbeiträge zu deckende Erfor dernis für 1913 ist um Kr. 8,232.000 größer als jenes von 1912. Hievon entfallen auf Oesterreich Kr. 5,240.000, auf Ungarn Kr. 2,999.000. Am anspruchsvollsten ist natürlicherweise das Kriegs ministerium, das ungefähr 95'/<> der gemeinsamen Ausgaben beansprucht, um Heer und Kriegsflotte auf dem entsprechenden Stande zu erhalten, beziehungs weise auszubauen. Im Kapitel Kriegsministerium ist für 1913 das ordentliche Nettoerfordernis um Kr. 22,391.000 größer, das außerordentliche

, daß mit diesen schweren Opfern die Segnungen des Friedens erkauft werden können, so muß man wohl sagen: lieber dieser Millionenaufwand als eine ein zige Schlacht, die möglicherweise für Oesterreich un günstig ausgehen kann. Das Sprichwort, daß der jenige, welcher den Frieden haben will, zum Krieg rüsten muß, hat leider einmal seine bittere Wahrheit und man muß wohl oder übel trachten, sich mit dieser Wahrheit, wenn sie auch noch so bitter schmeckt, abzufinden. Was aber die österreichischen Völker von der Regierung

bestimmter Vorkommnisse nach, daß der Großhandel auf dem Münchener Schlachtviehmarkt künstlich eine Teuerung herbeigeführt hat. Das Blatt schreibt: „In fürsorglicher Kalkulation, daß die gegen wärtigen enormen Vidhpreise ja nicht .verdorben^ werden, haben die den Münchener Schlachtviehmarkt besuchenden Großviehhändler die Zusuhren bereits wieder dahin ,geregelt', daß seit Beginn der Lebend einfuhren aus Holland sowie der Fleischzufuhren aus Dänemark die Importe aus Oesterreich-Ungarn ganz bedeutend

die bayrische Ware bis auf vier Stück, die holländische bis auf zwei Stück und die österreichische vollständig aufgekauft. Für das mittlerweile eingetroffene oänische Fleisch wird ein außerordentlicher Markt abgehalten.' Es ist erfreulich, daß dem Großviehhandel einmal an einem bestimmten Fall klipp und klar nachgewiesen worden ist, daß er im Trüben fischt. Darüber helfen alle Unschuldsbeteuerungen nicht hinweg! Und so wie in München macht es der jüdische Großhandel in Oesterreich und überall. Die Schuld

und staatsbewußten Haltung der Behörden, daß die k. k. Sozialdemokratie den reklamebequemen „Moloch Militarismus' mit „Nußbeugeln' — totfüttern darf! Oesterreich ist wirklich das „Land der unbe grenzten Möglichkeiten'. Wie lange soll dieses Lieb äugeln mit der revolutionären, staats-, thron- und gesellschaftsfeindlichen Sozialdemokratie bei uns noch dauern? vrchung eines itsiievikchen Mpiomsten. Von einem italienischen Diplomaten erhielt der römische Korrespondent des „Grazer Volksblatt' solgende kategorische

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Seite 3 von 8
Datum: 26.09.1911
Umfang: 8
Glaubens. Chefredakteur Franz Eckardt sprach in beiden Ver sammlungen zündend und hinreißend über die gute und schlechte Presse in Oesterreich und ihren Einfluß aus das gesamte Leben des Volkes. Im Theatersaale sprach über Jugendorganisation Ferdinand Kirchner, strammes Mitglied des Katholischen Burschenvereins Altenmarkt, während im Postsaale in wahrhaft väter licher Weise Burschenvater Simon Spannbrucker goldene Worte an die hauptsächlich dort konzentrierte Jungmannschaft richtete. Dem Präsidium

hat für die bei den Exzessen in Ottakring verwundeten Organe der Polizeidirektion die Summe von 3000 Kronen aus seiner Privatschatulle gespendet. perloaeoluftverkehr in Oesterreich. Die erste österreichische Flugwoche wird ein interei'antes Er eignis bringen. Zum ersten Male wird in Oesterreich ein regelmäßiger Personentransport im Luftwege auf der Strecke Wien—Wiener-Neustadt und zurück durch den Motorlenkballon Stagl-Mannsbarth etabliert werden. Die Abfahrt erfolgt vom Zentralfriedhof aus, jedesmal mit zwölf Passagieren

, um eine Preiserhöhung des Bieres vor zunehmen. Nun wies aber der Nürnberger Hopfen statistiker Siegmund Utitz nach, daß unter allen Hopfen bauenden Staaken der Erde einzig und allein Oesterreich Ungarn heuereinen Ausfuhrüberschuß, und zwar in der Höhe von 40.000 Zentnern, haben wird, während Deutschland, das sonst durchschnittlich 2^0.000 Zentner an seine ausländische Kundschaft abgibt, im Jahre 1911 mit einem Einfuhrbedarfe von 80.000 Zentnern schließt. Woher kommen aber die hohen Preise? Oesterreich

hat also keinen Mangel an Hopfen und es wäre nicht notwendig, daß die Hopfenpreise so hoch sind. Aber der vorzügliche Saazer Hopfen wird neben einigen bayerischen Sorten in der ganzen Welt sür die erstklassigen Biere benötigt. Daher verkaufen die Hopfenjuden diesen Hopken um teures Geld nach Deutschland, England und Amerika. Dadurch weiden der öster reichischen Brauindustrie große Hopfenmengen ent zogen, es entsteht also trotz des HopfenüberschusseZ in Oesterreich ein Hopfenmangel, der durch Einfuhr aus Rußland

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Seite 5 von 8
Datum: 16.01.1908
Umfang: 8
XXl. Jahrg Donnerstag, „Brixeucr Chronik'. 16. Jänner 19« 8. Seite A Nr,F. Landwirtschaft Berücksichtigung fand, so ist es zu verdanken dem energischen Auftreten der christlich - sozialen Partei vor Abschluß des Ausgleichs. Freilich weist der Ausgleich auch Schatten seiten für Oesterreich auf. Die österreichische Quote wurde nur um zwei Prozent herabgesetzt. Die Oesterreicher hatten auf Grund der Bevöl kerungsziffer eine Herabsetzung um sieben Prozent verlangt. Dadurch bleiben den Ungarn etwa

zwölf Millionen Kronen. Andererseits wurde zwar die ungarische Quote um zwei Prozent er- höht, aber Ungarn erhält hiesür Rentensteuer befreiung seiner Staatspapiere, denen auch Pupillarsicherheit in Oesterreich zugestanden wurde. Es wäre sür Oesterreich besser gewesen, wenn die Zölle, die zur Tilgung der Auslagen für die gemeinsamen Angelegenheiten verwendet werden sollen, getrennt worden wären in Fincmz- und Schutzzölle. Da Oesterreich viel mehr vom Zollauslande einführt, hätte es mehr profitiert

Ausgleichsprovisorium. Oester reich und Ungarn sind auf einander angewiesen, beide Staaten stehen in enger wirtschaftlicher Wechselbeziehung. Ungarn braucht Oesterreichs Industrie, Oesterreich vielfach Ungarns Getreide, es findet sür seine Jndnstrieprodukte gerade in Ungarn ein gutes Absatzgebiet. Oesterreich-Ungarn sind seit 1526 vereint, Schweden und Norwegen nur etwa 100 Jahre. Schweden besitzt frucht bare Ebenen und blühende Industrie, Norwegen aber ist unfruchtbar und seine Bewohner finden in der Seefahrt

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Seite 1 von 4
Datum: 19.09.1914
Umfang: 4
!! «in,» ln.Nnmm.rnl«^ - »NNlNdigUNg«« nach a.fli.g«.».«, Tarif. Bloß »<ch»«tlich b»z»,en qanzj. r«—. halb Nr. tt>8. Brixen, Samstag, den ^9- September XXVII. Dahrg^ Vie schwierigste Aufgabe hat Oesterreich. Der „Nieuwe Rotterdamsche Conrant' schreibt: Bielleicht die s ch wi e^ i^MKufg ^e unter allen wurde in dem gegenw^IM^ltkriege d er ö st er- reichisch -ungarischelr Monarchie auf erlegt. Das Reich der Habsburger mußte sich nämlich in den unmittelbaren Kampf mit dem russischen Koloß einlassen

und sich seinem größten Anprall entgegenstellen. Wer die militärischen Schwierigkeiten dieser schweren Aufgabe zu würdigen versteht, muß von der österreichischen Armee nur mit Achtung und Bewunderung sprechen. Denn sie hat in der Tat nicht nur die heranwälzende Flut des an Zahl weit stärkeren russischen Heeres aufgeMen, sondern dabei a u ch eineReihevon Schlachtengewonn e n, welche in der Geschichte immer als Meistertaten kriegerischen Könnens werden angeführt werden. Ueberhanpt muß man agen, daß Oesterreich schon

von Hötzendorf, Leutnant im 15. Dragoner-Regi ment, der Sohn des Generalstabschefs, hat am 8. September im Kampfe bei Rawaruska den Heldentod gefunden. Konsternation in Petersburg. In Petersburger maßgebenden Kreisen Herrschtennach zuverlässigen Quellen Bestürzung und tiefe Verstimmung über das Scheiterndesrussi schen Angriffes auf Oesterreich. Man hat nicht nur m Petersburg allckn alles von einem An sturm der riesigen Russenmässen gegen Oesterreich erwartet, ja mit dem Niederbrechen der österreichischen

Verteidigung und dem Eindringen der russischen Heeresmassen in ganz Oesterreich einen glücklichen Ausgang des Krieges für den Zweierverband erwartet. Zum größten Erstaunen in Petersburg vermochte nicht nur das verhältnismäßig kleine öster reichische Heer dem Ansturm der gegen Galizien herab- flutenden russischen Massen standzuhalten und diese zum Stehen zu bringen, die Russen erlitten auch empfindlicheNiederlagen und konnten trotz der größtenAn strengungen unter Auf bietung des besten Truppenmaterials

nur sehr langsam, jedoch unterriesigen Verlusten, u.zw. nur geringfügige Strecken vorwärtsrücken. Neue, gewaltige Kämpfe stehen nun bevor, denen man aber in Petersburg nach den bereits erlittenen Enttäu schungen mit weit geringerer Zuversicht und Sieges hoffnung entgegenblickt wie in Oesterreich. Zu dieser Stimmung in Petersburg trug jedesfalls wesentlich auch der Bericht des kommandierenden russischen Generals Ruszky bei, der darin meldete, daß die russische Hauptarmee auf ein Haar den Sieg davon getragen

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Seite 9 von 16
Datum: 06.09.1913
Umfang: 16
-slawonische Hof kanzlei und eine eigene Septemviraltafel als obersten Gerichtshof für Kroatien ein. Aber Dalmatien, das 1797 im Frieden von Campoformio an Oesterreich gekommen war, beließ man bei Oesterreich. Darum wählten die unzufriedenen Kroaten auch keine Ab geordneten in den Wiener Reichsrat. Nur der Sieben bürg er Landtag ließ sich herbei, Deputierte zu wählen, aber auch nur die zehn Sachsen wagten es, nach Wien zu gehen. Sie wurden dort am 26. Oktober 1863 jubelnd begrünt als die einzigen

transleithanifchen Abgeordneten, als die einzigen, die den engeren Reichsrat zum weiteren machten. Wesentlich ergänzt wurde die Februarverfassung durch die Bestellung einer Staatsschnldenkontroll- kommission vom 13. Dezember 1862 und durch Gesetze zum Schutze der persönlichen Freiheit und des Haus rechtes vom 27. Oktober 1862. Diese Gesetze gingen dann in die Staatsgrundgesetze des Jahres 1867 über. Den Eindruck, den diese Reformtätigkeit nicht nur in Oesterreich, sondern auch in Teutschland machte, schildert

sehr kräftig Franz I. Büß, Professor in Freiburg, ehemals Mitglied der deutschen National versammlung und des Erfurter Parlaments, in einem vom Dezember 186l datierten Buch „Oesterreichs Umbau in Kirche und Staat.' (Wien 1862.) Seine Schrift soll eine Sühne sein für die zahllosen Miß urteile seiner deutschen Landsleute über die große Monarchie. Er meint: „Wir Deutsche gelten nichts. Das Ausland verachtet und verspottet uns . . . Anders Oesterreich. Es ist eine Macht, nur von den Seinigen nicht anerkannt

, desto mehr aber von den andern. Daher der Sturm des europäischen Van- dalismns auf dieses Bollwerk. Alle Auswärtigen fürchten Oesterreich : nur die Oesterreicher unterschützen sich selbst.' „Oesterreich ist und bleibt ein Land der Tradition, welche die Hofburg wie das einfachste Bürgerhaus umschlingt. Jeder Stein, jede Gasse in Wien predigt Geschichte, die Jahrhunderte grünen frisch in das Heute herüber.' „Für ein Jahrhundert aber hat der kirchliche und politische Josephinismus gedauert.' Daher kam

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