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Brixener Chronik
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Seite 4 von 8
Datum: 18.08.1910
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 98. Donnerstag, ,B rixener Chronik/ 18. August 1919. Der Mschastl. Aufschwung Okßerreich- Uugarus unter Kaiser Frau) Josef I Die Weltgeschichte wird uns nicht so leicht neben Kaiser Franz Josef I. einen Regenten namhaft machen können, unter dessen Lebens- und Regierungszelt so gewaltige wirtschaftliche Umgestaltungen eines Staatswesens, ein so eingreifender Umschwung des ganzen Kulturwesens erfolgt ist. Geboren zu einer Zeit, m welcher sich das Kaisertum Oesterreich

von den schweren Opfern der Napoleonischen Kriege erholt hatte und m welche nun vom dichtbevölkerten Westen her die neuen epochalen Erfindungen in der Ausnützung der Dampf kraft auch gegen Oesterreich vordrangen, war es KaiserFranzJosef gegönnt, mit Antritt seiner Regierung die mechanisch-Physischen Neuerungen mit Ruhe und tiefem Verständnis seinem Staatswesen nutzbarzumachen unddiesessovonpatriarchalisch-mittel- alterlichen Zuständen zu einem in jeder Richtung vollkommen neuzeitigen Wirtschaftsgebiete

zu erheben. Vorerst galt es der Fürsorge des Kaisers, eine moderne Industrie mit Dampfbetrieb zu schaffen, denn die Manufakturen waren unter den gegebenen Verhältnissen nicht mehr leistungsfähig Bis 1848 hatte Oesterreich-Ungarn kaum eine in großem Maß stabe betriebene Industrie. Die erste, welche sich den Dampf nutzbar machte, die Brünner Tuch fabrikation, lag noch in den Windeln und hatte in dem bescheidenen Land-Tuchmacher ihren Rivalen. Binnen emigen Jahren gelang es aber der Brünner Tuchfabrikation

, sich zu einer Weltindustrie aufzu schwingen und bis in den fernen Orient ihre Produkte in Massen zu versenden. Aehnlich war es mit der ganzen böhmisch-mährischen Tucherzeugung bestellt. Zahlreiche Dampfschlote tauchten dort auf, begünstigt durch die Nähe reicher Kohlenschätze. Neben der Tuchindustrie ist die Erzeugung von Baumwollgarnen und Geweben sowie die von künst lerischem Geschmacks geleitete Appretur und Druckerei derselben in Oesterreich-Ungarn von einer bescheidenen Manufaktur zu einem Weltexportartikel unseres

Wirtschaftsgebietes emporgekommen. Mußte früher gutes, schönes Tuch vom Auslände importiert werden, so war hier Oesterreich-Ungarn unter Kaiser Franz Josef I. bald in der Lage, auf dem Weltmarkte konkurrierend auftreten zu können. Fand doch die junge österreichische Industrie ihre meiste Anerkennung durch Lord Palmerstron, welcher diese als Gefahr für dm Welthandel Englands erkannte und alles aufbot, um Oesterreich politisch zu schwächen und so wirtschaftlich niederzuhalten. Wie es mit der Schafwoll

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 12
Datum: 02.01.1906
Umfang: 12
Seite 2. Nr. 1. Dienstag, „Brixener Chronik'. 2. Jänner 1906. XiX Jahrg. ondern nur um die Frage, ob wir es mit den Christlichsozialen noch versuchen oder Sozial demokraten werden sollen. Das sind lauter Dinge, die gleich Sturm vögeln einen gewaltigen Orkan künden — eine Gärung, die niemand besser kennt in Oesterreich als die Regierung. Die Regierung Koerber glaubte, diese ge waltig sich heranwälzende Volksbewegung noch mit den altbewährten Palliativmittelchen nieder halten

eine — Regierungstruppe sei. — Heute sehen wir die Privilegierten, den Adel, im Kampfe mit der Regierung, das Volk auf Seite der letzteren. Was ist geschehen? Sind wir schon mitten in einer Umwälzung? Was geht vor in Oester reich? Das sind bange Fragen, die aller Herzen im ganzen Reiche beschästigen. Die Antwort liegt heute schon klar zutage. Ja, wir sind mitten in einer der folgenschwersten Umwälzungen, die Oesterreich je mitgemacht hat. Die Regierungen selbst sind es, die in Oester reich-Ungarn die Umwälzung

in die Hand ge nommen haben. In Oesterreich wie in Ungarn legte die Regierung die Axt an verjährte Privi legien, in Oesterreich wie in Ungarn ist es die Regierung, die für die Gleichheit der Menschen, für gerechte Verteilung der Rechte, für allge meines und gleiches Wahlrecht eintritt. »5ustilla röAnorum kunäarnenturn« lautet der Wahlspruch des Hauses Habsburg und niemand Geringerer als unser edler Völkervater, der Kaiser selbst, ist eS, der seinen Ministern den Auftrag gab, das allgemeine und gleiche

Wahlrecht den Parka« menten vorzuschlagen, und der wiederholt sich für die absolute Notwendigkeit desselben ausgesprochen hat. Millionen Menschen jubeln in Oesterreich. „Welche Wendung durch Gottes Fügung!' rufen die Massen. „Gott segne unsern Kaiser, Gott segne Oesterreich!' klingt's aas zahllosen Kehlen an der Neige des scheidenden Jahres. Wie war das möglich? fragen sich heute Tausende. Das kann nicht sein, sagen Hunderte; das darf nicht sein, einige wenige, die glauben, selbst dem unwiderstehlich

dahinrollenden Zeiten rad in die Speichen fallen zu müssen. MI Wir wollen hier eine Erklärung des Um schwunges in Oesterreich geben, die ein Vertreter der jüdischen Hochfinanz ausgeplaudert hat und die greifbar richtig ist. Oesterreich und Ungarn find zwei Staaten, die einander wirtschaftlich ergänzen und so zu sammenpassen wie keine anderen der Welt. Was Oesterreich fehlt, Vieh, Getreide, Wein — Ungarn hat es in Urberfluß; was Ungarn braucht, Jn- dustrieartikel — Oesterreich produziert es. Ein paar Z'ffern

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Seite 2 von 5
Datum: 27.10.1910
Umfang: 5
der „Innsbrucks Nachrichten' zum Ausdruck kommt. Patriotismus in Oesterreich. Wenn wir die Karte von Europa besehen, so finden wir im Herzen des Kontinentes einen Staat, der durch Schönheit und Reichtum der Natur in gleicher Weise hervorragt wie durch die Verschiedenartigkeit seiner Bewohner, seiner geographischen, klimatischen, kulturellen und wirt schaftlichen Verhältnisse. Dieser Staat ist unser Vaterland Oesterreich. Daß dieses Reich trotz der verschiedenartigsten Verhältnisse und der widerwärtigsten

Umstände, unter denen der Nationalhader an erster Stelle steht, daß dieses Staatengebilde trotz einer jahrzehntelangen Bevor mundung seiner Völker und einer heute noch schleppenden Verwaltung dennoch immerwährend starke Fortschritte macht, ist der beste Beweis für seine Bestandsberechtigung. Wir brauchen uns deshalb gar nicht zu berufen auf jenes Wort, das einmal einem französischen Diplomaten, das anderemal Bismarck und wiederum Palacky in den Mund gelegt wird und welches heißt: „Wenn Oesterreich

nicht bestünde, so müßte es geschaffen werden.' Wie aber sieht es im gewöhnlichen Leben — wir wollen nicht von den Augenblicken der Gefahr sprechen — in diesem Lande mit der Vaterlandsliebe aus? Passiert es z. B., daß ein Fremder, sagen wir ein Preuße, der den strammen Polizeistaat gewohnt ist, nach Oesterreich kommt und hier die Lässigkeit in allem bekrittelt, so kann er dessen sicher sein, daß er bei dem Oester reicher vollste Zustimmung und Bekräftigung im Schimpfen findet. Eine Ausnahme gibt

, dort seine Waren zu beziehen, wo er sie am besten und zugleich am billigsten erhält. Wie viele Waren aber sehen wir aus dem Auslande einführen, die der Betreffende vielleicht bei etwas weniger Bequemlichkeit und etwas mehr Patrio tismus in Oesterreich zum gleichen Preise, aber in geschmackvollerer und zuweilen auch gediegenerer Ausführung erhalten könnte! Wählen wir einen anderen Fall: Vor zwei Jahren feierte auch die Stadt Brixen das 60jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers. Gewiß, ein ebenso seltener als eminent

Jahren für die Auswanderung aus Europa das stärkste Kontingent liefert. Durch diese Tatsache haben Schiffahrts gesellschaften Millionen verdient, leider fremde, denn in Oesterreich fand sich bei dem Mangel an Unternehmungsgeist und an Patriotismus bis vor kurzem keine Gesellschaft zur Rettung dieses Volksvermögens. Seit wenigen Jahren besorgt diese Auswanderungsreisen die Austro-Americana. Wenn es — selten genug einmal — vor kommt, daß österreichische Kaufleute als Pioniere des Handels sich in fernen

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Seite 6 von 8
Datum: 10.03.1908
Umfang: 8
, daß der Rest von den Interessenten aufgebracht werde, fehlen zu den Kosten der Ausarbeitung des generellen Projektes nur noch Kr. 1090, ein Betrag, der in kürzester Frist aufgebracht werden kann. Mit Konstatierung dieses Ergebnisses wurde die interessante Versammlung unter Dank an die Erschienenen von Herrn Mumelter geschlossen. Das private und öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 8. auf der L6. Generalversammlung des Katholischen Polkzvexeins fM Oberösterreich zu Linz am Z5. Februar

1Z08.) Hochansehnliche Versammlung! Es ist ein herrliches Land, das wir unser Vaterland nennen, ein herrliches Reich. So reich an Geschenken der Natur, wie kaum ein zweites auf Erden. Reich an Forsten und Wäldern, an Wiesen gründen und Weizenfeldern, in den Kohlenschächten und Erzbergwerken seiner Tiefen, reich an Weide gründen und Weingeländen, in den großen Ge werkschaften und Fabriken, in unvergleichlichen Heilquellen feiner großen Bäder, in Ackerbau und Viehzucht, Oesterreich ist reich

. Und Oesterreich ist unvergleichlich schön, schön in den ernsten Wäldern des Erzgebirges und der Sudeten, in den lieblichen Zügen des Wienerwaldes, schön an den romantischen Seen Oberösterreichs, schön im Eisglanze seiner mächtigen Gletscher und in den zackigen Kronen der Dolo miten, in den prächtigen Alpentälern Tirols und Salzburgs, schön an den Ufern der Donau wie am Laufe der malerischen Etsch, an der Drau wie an der Save; und welche Zauberpracht bergen die unterirdischen Riesenräume der Adels- berger

Grotte und St. Canzian, die blaue Grotte von Busi; welchen Zauber übt das weite, leuch tende Meer, welche Schönheit strahlt unter den blühenden Zitronen und Orangen, den Oelbäumen und Dattelbäumen dalmatinischer Inseln, in den Myrtenwäldern Chersos, über denen die Adler kreisen! Schön ist Oesterreich. In allen Gauen begrüßen uns stattliche Ge höfte. schmucke Dörfer, industriereiche Flecken und Märkte und von den Höhen schauen schimmernde Kirchen und Kapellen; in großen, historisch denk würdigen

Städten reihen sich die Prachtgebäude der Neuzeit an die ehrfurchtgebietenden Denkmale einer ruhmvollen Vergangenheit. Oesterreich ist reich und Oesterreich ist schön. Und in all diesen gesegneten schönen Ländern, welch ein gesegnetes, herrliches Volk! Gesund und kräftig; arbeitsfreudig und hoch entwickelt, für alles Gute und Edle empfänglich, *) Wir entnehmen diese herrliche Rede des gefeierten Rhetors der „Katholischen Kirchenzeitung', Nr. 17 und 18. „Brixener Chronik.' von einer Bescheidenheit

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Seite 4 von 8
Datum: 19.03.1908
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 34. Donnerstag, Die Kauern «nd der Handels- Vertrag mit Serbien, Wir erhalten von dem Sekretariate der christlichsozialen Partei in Oesterreich folgende Mitteilung: In der Mittwoch abgehaltenen Aus- schußsitzuug des niederösterreichischen Bauernbundes wurde mir Stimmeneinhellig keit folgende Resolution beschlossen: „In Übereinstimmung mit seinen früheren Entschließungen hat sich der Bundesausschuß des niederösterreichischen Bauernbnndes namens seiner 48.000 Mitglieder

in der Bundesausschußsitzung vom 11. März 1908 neuerdings dahin ausge sprochen, daß er auch jede Einfuhr von ge schlachtetem Vieh, wie sie in dem neuen Handels vertrage ans Serbien nach Oesterreich geplant ist, auf das entschiedenste ablehnen muß. Der Bundesausschuß ist von der Ueberzeugung durchdrungen, daß eine solche Maßregel eine weitere schwere Schädigung der nisderösterreichischen Viehzüchter bedeuten würde, nachdem bei den gegenwärtigen niedrigen Viehpreisen nicht einmal mehr die Eigenkosten der Aufzucht gedeckt erscheinen

Aufmerksamkeit zuzuwenden und dem Bundes ausschusse rechtzeitig Anträge zu stellen.' Das private u«d öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 3. auf der 36, Generalversammlung des Katholischen Botksvereins für Oberösterreich zu Linz am 25. Februar 1908.) (Fortsetzung.) Es steht drittens auf dem Spiele, daß unser Volk sittlich zugrunde gerichtet wird. Das private Oesterreich hütet seine Söhne und Töchter mit Aengstlichkeit vor der Verführung, betrachtet das Band der Ehe als ein Heiligtum

; das öffentliche Oesterreich gibt Ehrenpreise für pornographische Dichter, feiert Jubiläen zur hundertsten Auf führung von Dirnenstücken gemeinster Art, unter hält Tausende von Zeitungen, die voll Verführung, voll Schilderungen des Lasters find, duldet in den Schaufenstern Bilder uud Büchertitel, die eine öffentliche Verführung für alt und jung, auch für Schulkinder genannt werden müssen. Das öffentliche Oesterreich richtet das private Oesterreich moralisch zugrunde? die Folgen sind bereits in erschreckender

Weise vorhanden — in der moralischen und physischen Vergiftung — die sich immer entsetzlicher ausbreitet und eine furchtbare Gefahr für unser Volkstum bedeutet. Dabei eine sittliche Heuchelei, die mit Ekel er füllt. Dasselbe öffentliche Oesterreich, das die Verbreitung aller Unsittlichkeit betreibt, entrüstet sich über den Englischen Gruß und will ihn abschaffen, weil darin vorkommt: „Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes'. Dasselbe öffentliche Oesterreich, das vor Wut schäumt, wenn Unzuchts

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Seite 5 von 8
Datum: 23.05.1916
Umfang: 8
MS Dienstag, den 23. Mai Seite S Me mit den eigenen Italienern, die im Felde »-ts zuerst ins Feuer gesandt würden („Arena' vom September 1914), so verfahre man in Oesterreich Mck mit den Reichsitalienern barbarisch. In Kufstein man elf von diesen verhaftet, ausgeraubt und zu schwersten Arbeiten gezwungen. Einigen sei es Ölungen, ihre Machen zu überwältigen, die anderen seien gewiß gehängt worden. (Messaggero' vom 29. September 1914.) Oesterreich, heißt es weiter, habe es darauf ange legt

Italien zu überfallen; es habe mit Deutschland «ckl'mmen gegen jenes einen Angriffsplan ausgeheckt, s Nopolo d'Jtalia' vom 4. Februar 1915.) Der Krieg aÄen Oesterreich sei denn auch unvermeidlich. Selbst unter den Sozialisten, die im allgemeinen gegen den Krieg waren, ließen sich Stimmen für ihn vernehmen; ?o die des Sozialistenführers Cipriani, der dies in so phistischer Weise damit zu rechtfertigen sucht, daß der Krieg den Irredentismus zum Schweigen bringen wer de der die Hauptgefahr sür

. ^ Giornale d'Zta lia' vom 16. März 1915.) In ähnlicher Weise, nur mit anderen Programmpunkten sucht der „Secolo' ^vom 8. April 1915) die Notwendigkeit des Krieges zu begründen. Die „Stampa' (vom 28. September 1914) ober gräbt für denselben Zweck einen 20 Jahre alten Brief Salandras heraus, in dem er geschrieben hatte, ein Bündnis zwischen Italien und Österreich sei nie In einem Atem mit den Beschuldigungen, daß Oesterreich der böse Störenfried sei, ergeht sich die ita lienische Presse aber in Aeußerungen

; es brauche auch Bozen, Meran und Brixen dazu. Derselben Ansicht ist „Giornale d'Jtalia' (vom 20. März 1915). Es fin det, das italienische Problem werde nur zur Hälfte ge löst, wenn Italien Tirol nicht bis zum Brenner erhal te. Desgleichen äußert sich „Stampa' (vom 9. Februar 1915), die überdies davor warnt, sich mit den Abtre tungen bis auf den Frieden vertrösten zu lassen, weil Oesterreich sich dafür auf dem Balkan entschädigen könne und dort dürfe eine österreichische Hegemonie nicht geduldet

werden. „La Concordia' (vom 9. März 1915) nennt es ein Unglück, daß man in Berlin und Wien nicht einsehen wolle, wie notwendig die Elimi nierung der alten Differenzen zwischen Österreich und Italien sei; Oesterreich schulde Italien längst seine italienischen Landschaften, die für dieses notwendig seien. Inmitten.dieser Hetze gegen Oesterreich kommt dem „Corriere della Sera' (vom 31. Dezember 1914) ein Bedenken, das ihm Unbehagen verursacht! Oesterreich könne ein Rotbuch veröffentlichen, in dem es den Nach weis

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Seite 2 von 12
Datum: 22.05.1915
Umfang: 12
Appell an Parlament und Land zur Einigkeit. Die Entscheidung ist also gefallen, gefallen in dem einen Sinn, den man nach den jüng sten Vorgängen in Italien allgemein voraus Wir Wissen nun, was kommt. Oesterreich war bereit, die größten Opfer zubringen» und niemals Wird man in späteren Jahrzehnten oh ne tiefe Bewegung die Ereignisse unserer Tage lesen, ohne für den greisen Friedenskaiser von tiefster Bewunderung erfüllt zu sein. Wie muß unserem verehrungswürdigen Monarchen zu Mute

nicht um ein friedliches Überein kommen mit Oesterreich M nm, »andern um das alte Programm Mazzmis . Oesterreich müsse zerrissen und vernichte: werden'. Darum war sagte. Der Ministerpräsident Salandra hat i ihnen jedes friedliche Opler seitens O) 5 gestern eine scharfe Kriegsrede gegen ! unannehmbar — sie wollten ^ Oe st erreich gehalten, und sowohl die Kam- - einem Zeitpunkte, wo l Ire glaubten, Oes H mer wie auch der Senat hat der von Tiefgrün- > sei durch seinen bisherigen lumonauuy » digkeit der Beweisführung

in keiner Weise be- . mit Rußland um Mie Kvan gemacht lasteten, dafür aber phrasenprunkenden Kriegs- leichtesten unterzukriegen. ^ rede mit echt italienischer Lärmerei zugejubelt : Doch die ^emde ^r^en ^ ' und damit die zum Krieg ohnehin schon unab- ! Oesterreich ist jetzt nicht lA^acher, sondern I ^ änderlich entschlossen gewesene Freimaurer-Re- i ker als vor Beginn des ^ ^ gierung Salandra-Sonnino nur noch mehr auf i reichliche und unschätzbare Krtegserfahru g diesem einmal beschrittenen Wege angetrieben

. Es war selbst für die kriegerische italienische Politik keine leichte Sache, den Treubruch an Oesterreich zu beschönigen, und so haben sich die Kriegstreiber gleich dem Fuchs, der das Lamm beschuldigte, daß es ihm das Wasser getrübt habe, begnügt, einfach Behauptungen aufzustel len und sich mit Tatsachen gar nicht viel abge quält. Nach dem, was Salandra als Grund zum Bruch zwischen Italien und Oesterreich dar stellte, hätte Oesterreich den Thronfolgermord in Sarajewo, den Serbien veranlaßt hat, ein fach ruhig dulden müssen

bedrängt. Allerdings ist dies im Norden Italiens weniger der Fall als im Süden, und srägt man um das Warum, so darf man wohl mit Recht darauf verweisen, daß in Norditalien viel deutsches Blut ins Volk eingesprengt ist und dort heute noch nachwirkt. (Schluß folgt.) Die „Vossische Zeitung' schreibt: „Deutsch, land wird mit der ganzen Kraft seiner Waffe» hinter Oesterreich stehen. Italien darf sich auck nicht der Hoffnung hingeben, daß nach eintt verlorenen Schlacht etwa ein Teil dessen, Was ihm heute

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Seite 2 von 8
Datum: 06.11.1906
Umfang: 8
. Oesterreich-Mgir» auf drm Sslka«. Em soeben erschienenes Buch von Freiherrn v. Chlumecky könnte als äußerst interessantes Lehrbuch der Geschichte österreichischer und italienischer Politik seit 1866 jedem Interessenten gute Dienste leisten. Zuerst werden wir in die Entwicklung des Dreibundes eingeführt. Diese ist kurz folgende: Schon elf Tage nach der für Oesterreichs Marine so glorreichen Seeschlacht sprach der damalige italienische Minister des Aeußern Visconti-Venosta, um die Stimmung im europäischen

Großstaatenkonzert zu sondieren, in einer Note an den damaligen Pariser Botschafter Nigra von den „wichtigen Gründen einer Grenz regulierung, durch welche insbesondere das Trento den mit Italien zu vereinigenden Gebietsteilen angegliedert werden' müsse. Als später Oesterreich- Ungarn von dem Berliner Kongreß das Mandat zur Okkupation Bosniens und der Herzegowina erhielt, war man in Italien verstimmt, weil man mit „leeren Händen' von Berlin heimgekehrt war. Die dort von Bismarck und Andrassy den Italienern

gegebene Anregung, daß seitens Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns einer Okkupation von Tunis durch Italien nichts im Wege stehe, blieb damals unbeachtet. Als dann aber Frank reich auf Tunis die Hand legte, war Italien für den Dreibund reif geworden. Als erstes Experiment unternahm Italien den Kolonialversuch in Abesstnien, der bei Assua ein so unrühmliches Ende fand. Die Schuld will man in Italien noch heute den Alliierten beimessen. Im Jahre 1896 zeigten sich die ersten Anzeichen einer Annäherung

, daß sie „in allererster Linie darauf bedacht sein müsse, daß unser ernstester Konkurrent am westlichen Balkan, Italien, nicht die Zeit (des Ausschubes der Lösung durch das österreichisch russische Zusammenwirken) benütze, um auf Ziele hinzuarbeiten, die unsere Wege durchkreuzen'. Jetzt droht nicht aus dem russischen Osten, sondern aus dem Westen die Entwicklung eines Jnteressen- konfliktes. Oesterreich-Ungarn könne eher noch ein russisches Konstantinopel als ein italienisches Valona oder Salonichi dulden

. Durch eine künstliche italienische Agitation wurde in Albanien Mißtrauen gegen Oesterreich-Ungarn wachgerufen. Das war die erste Etappe. Dann kam die Losung vom „adriatischm Gleichgewicht'. Und Oesterreich-Ungarn selbst war es, das den ersten und lebensfähigsten Keim zur Jtalianisierung Albaniens legte, indem es kraft des ihm zustehenden Rechtes der Ausübung des katholischen Protektorates in den konfessionellen Schulen den Albanesen die Kenntnis der italienischen Sprache vermittelte. Nicht bloß auf die katholische

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Seite 3 von 10
Datum: 02.12.1898
Umfang: 10
Ja hrg.. XI. Freitag, Wo die Rebellen auf dem Reichstag von De- Aeczm am 14. April 1849 die Dynastie Habs burg für abgesetzt erklärt hatten. Kossuth ließ sich zum „Gubernaior der provisorischen Republik' ernennen. Am 21. Mai erstürmte der ungarische General Görgey die von Lentzi bis AM ^Heldentods vertheidigt Festung Ofen. Ungarn schien rettungslos für Oesterreich verloren. Da bot Russland dem bedrängten Wiche seine Hilfe an, und so wurde der- Auf stand in einer Reihe von Schlachten, niederge

- war für Oesterreich ein schweres Unglücksjahr. Feldmarschall Radetzky war im Jahre 1858 hochbetagt gestorben. So lange er lebte, fürchteten ihn die Piemontesen, gewitzigt durch die Schläge von 1848 und 1849. Nach seinem Tode drängte aber König Victor Emanuel sofort im Bunde mit der Revolntions- Partei Italiens auf Krieg gegen Oesterreich, und Kaiser Napoleon III. lieh dazu französische Hilfs truppen. Die Entscheidungsschlachten bei Magenta und Solftrino verlor Oesterreich, obwohl nach Feindeszeugnis unsere

würdig.^ Gegen 40.000 Todte von beiden Seiten deckten die Schlacht felder. Unter dem furchtbaren Eindrucke dieser mörderischen Blutopfer schloss unser Kaiser mit Napoleon HI. den Frieden von Villafranca und Äat die Lombardei sür Piemont ab. Napoleon hatte unserem Kaiser den Vorschlag gemacht, er wolle auf die Lombardei verzichten und sie bei Oesterreich lassen, wenn der Kaiser einwillige, dass Frankreich das linke Rheinufer erhalte. Aber entrüstet wies Franz Josef dieses ab und sprach: „Niemals

Bundesländer unter Preußens Führung, kurz, der Aufrichtung eines deutschen Kaisertums — ohne Habsburg. Der preußisch-österreichische F-ldzug gegen Dänemark im Jahre 1864 galt von Bismarcks Seite der- Ausspionierung der österreichischen Waffentüchtigkeit. Oesterreich that dabei gewiss seine Schuldigkeit. Unter der Führung des tüch tigen Generals Freiherrn von Gablenz hatten die österreichischen Truppen das Danewerk, eine starke Grenzfestung in Schleswig, genommen. Bei Oherselk, bei Oeversee, bei Veile

wurden die Dänen geschlagen, und am 9. Mai erfocht unser Tegetthoff einen Sieg bei Helgoland. Allein die Früchte dieses Feldzuges riss Preußen gänzlich an sich. Um Oesterreich zwischen zwei Mühl steine zu bringen, setzte Preußen in Turin alles in Bewegung, um Sardinien in den Kampf gegen Oesterreich zu verwickeln. Selbst die Ungarn wurden gegen Oesterreich aufgehetzt, ja alle Unzufriedenen in Oesterreich suchte man sür Preußen zu gewinnen. Der preußisch-österreichische Bruderkrieg in Böhmen vom Jahre

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Seite 18 von 24
Datum: 25.12.1915
Umfang: 24
Pflege des Staatsgedankens und des Patrio tismus als Kriegshetzerei zu verschreien suchte. Vom staatlichen Gemeinwesen Oester reich sprach man überhaupt selten, als Binde glied galt höchstens der greise Kaiser, das Oberhaupt der Dynastie. Man wird in der ZuKunst bei der politischen Erziehung des Volkes, ebenso wie es in Deutschland schon seit Jahrzehnten ge schieht, den Gedanken der Zugehörigkeit zum Staate und der staatlichen Zusammengehörig keit pflegen müssen. Wir in Oesterreich

haben wahrlich keinen Grund mit den Zeichen der Trauer an der Totenbahre des Nationalis mus zu stehen. In gewisser Hinsicht sind wir ja die glücklichen Erben oder vielleicht besser gesagt, diejenigen, die ihm das Schwert des Welteroberers aus der Hand gewunden haben. In der deutschnationalen Wiener Wochenschrift „Deutsch-Oesterreich' schreibt her Universitätsdozent Dr. Walter Schmied- Miwarzik, daß der Krieg uns die Auf erstehung, ja man kann sagen, die Geburt pines neuen österreichischen Staatsgefühles

gebracht habe. In Oesterreich war das Staats bewußtsein nicht bloß eingeschlafen, sondern Ds war in weiten Kreisen ganz erstorben. So wird es die Aufgabe zukünftiger österreichi scher Politik sein, die Völker der Monarchie, welche die gemeinsame Gefahr unter die Fittiche des Heeres und der Dynastie scharte, auch in den Werken des Friedens zu ver einen, d. h. nationale Versöhn ung s- jpolitik zu treiben, die nationale Streitaxt Zu vergraben, nach dem Gemeinsamen zu suchen und so die Völker und Rassen

enden Wörde, Oesterreich-Ungarn, wie Linst in den glorreichen Türken- und Fran zosenkriegen, mit in die erste Reihe der Kriegsgewaltigen der Welt gehören werde. Und nachdem der gelehrte Verfasser mit der 'lodernden Fackel seines Geistes und seiner Kenntnis der Weltzusammenhänge in die Schächte der Kriegshetzer hineingeleuchtet, Proklamiert er den reinigenden Mamps gegen den Völkerhaß als «die große Aufgabe der Menschlichkeit, als ldie Kriegslehre, die durch nichts an Wichtig keit überboten

werden könne. Er laßt dann diese seine Lehre gipfeln in dem schönen .Satz: „Wenn nach dem Kriege durch die Welt An Ringe n u m die n a t i o n a l e G e- ^echt ig kei l gehen wird, dann werden !wir die Lehr m eiste r , Euro p a s s e i n !k ö n n e n.' Oesterreich hat doch der Welt schon vor dem Kriege bewiesen, das; es mög lich ist, auch viele Völker in einem Staate klug und weise zu führen. Daß im großen und Mn^en klug und weise geführt, d. i. regiert ! worden ist, das haben die für die Gegner

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Seite 4 von 8
Datum: 21.03.1908
Umfang: 8
.' Habe zurücklassend, kaum notdürftig bekleidet, trachteten, sich dem fanatischen Hasse des blutbe rauschten Pöbels zu entziehen. Wir knirschten vor Wut und Scham, solchen Gegnern weichen zu müssen, und schworen blutige Rache. Sie war milde genug, als wir nach den Nnhmeötagen von Santa Lucia, Custozza, Vieenza und Volta jnbelnd wieder einzogen in die Tore Mailands! E. Cavon. Das private «ad öffentliche Oesterreich. (Rede des Hochw. ?. Viktor Kolb 8. auf der 36. Genernwetsammlung des Katholischen Bolksvereins

für Oberösterreich zu LmZ am 25. Februar 1908.) (Schluß.) Nun aber erhebe ich die Frage, hochansehnliche Versammelte, wer in aller Welt, wer in ganz Oesterreich hat denn ein Interesse daran, daß es so kommt, so kommen mnß? Wem ist damit gedient, daß mit solcher Wut, mit solcher Einmütig keit, mit solcher Beharrlichkeit in dem öffentlichen Oesterreich nach solchen Zielen gedrängt und ge hastet wird, daß alles gefördert, beschützt, unter stützt wird, was uns je eher einer solchen Zukunft überliefert

, wenn die Völker des Christentums endlich mit Gewalt beraubt sind? Also, nochmals, wessen Interesse ist es denn, wer hat denn ein Interesse daran, den christlichen Gast aus einer durch Jahrtausende hindurch christlichen Bevölkerung hinüuszutreiben ? Was erzwecken denn die treibenden Mächte des öffentlichen Oesterreich mit ihrem Vernichtungskampf gegen jede christliche Regung und Einrichtung? Was wollen sie denn? Oester reich zugrunde richten nnd seine Völker mit ihm! Seltsame Tatsache! Um in Jnner-Asrika

21. März 1908. XXI. Jahrg. man ihn auszurotten und die christliche Gesittung wird bekämpft! Will man die Zustände des heidnischen Jnner-Afrika oder will man die Greuel der französischen Revolution? Was will man denn in und mit unserem Vaterland? ^ Es ist ein Abgrund, auf den die Völker losgehetzt werden. Keinem ruhig Denkenden kann sich diese schaudervolle Wahrheit verbergen: das private Oesterreich zittert vor der Zukunft, das öffentliche Oesterreich aber steht mit der knallenden Peitsche dabei

und treibt zur wahnsinnigen Todes fahrt. Dieser Widerspruch zwischen dem privaten und öffentlichen Oesterreich ist die Todeskrank heit, an der unser Vaterland zugrunde geht. Sind wu Christen? Ja! Stehen wir ans christlicher Weltanschauung? Nein! Also kein Prinzip, keine Grundsätze, keine Konsequenz, ein ewiges Lavieren, Probieren, „Fortwursteln': uicht „nein' nicht „ja'; keine eigene Meinung, viel weniger eine eigene Ueberzeuguug: eine stete Unklar heit, eine Charakterlosigkeit unseres ganzen

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Seite 2 von 8
Datum: 21.09.1921
Umfang: 8
:eite 2. Mittwoch, Brixen er Chronik. 21. September 1921. Nr. 82. f iihrungen die Frage linHs liegen, ob die öster reichische Bundesregierung klug daran tat, ihre nach dem Friedensvertrag von Trianon zulässigen Ansprüche auf das Burgenland auch tatsächlich zu erheben. Wir haben in dieser Frage wiederholt den Standpunkt vertreten, daß dieser Anspruch nicht nur unklug, sondern auch ungerecht sei, weil Oesterreich keinerlei Nechtstitel hiefür besitzt, sei es in der Richtung, daß es das Burgenland

vor relativ kurzer Zeit besessen habe oder daß eilt all gemeiner Wunsch des Volkes nach der Vereinigung mit Oesterreich vorliege. Vergewaltigungen des Rechtes haben noch immer schlimme Früchte ge zeitigt, wenn sie auch erst nach Iahren vielleicht zur Reife gelangen. Umsomehr erfüllt es uns nun mit Genugtuung, Laß ein«s der führenden Organe der österr. Christlichsozialen selbst, das „Neue Reich', diesen Standpunkt teilt, indem es in seiner Nr. 51 vom 18. September aus der Feder seines Chef redakteurs

Dr. Joseph Eberle einen Aufsatz bringt, der u. a. über die westungarischs Frage folgende Sätze enthält: Wenn die Entente Oesterreich westungarische Gebiete zuspricht, so mag sie, die mit Wehrlosen willkürlich Schaltende, diese Angliederung selbst durchführen; oder Oesterreich darf doch nur das gezwungen handelnde Land sein. Nicht aber darf die Angliederung von Oesterreich moralisch bejaht oder gar gefordert werden. Denn wer diesen Punkt des Friedensvertrages moralisch bejaht, bejaht den ganzen Vertrag

. Wer Westungarn mit innerer Zustimmung nimmt, hat nicht mehr das Recht, wegen des Schicksals der Sudeten deutschen Anklage zu erheben. Das Pariser Diktat konnte für Oesterreich und Ungarn äußerer Anlaß und Zwang zu einer freien Verständigung über das strittige Gebiet sein. Ungarn konnte in Würdi gung der agrarischen Notlage Oesterreichs diesem für lange Jahre die Ueberfchüfse seiner Lebens mittelproduktion sichern; Oesterreich konnte dafür unter Kautelen auf gewisse Angliederungen ver zichten

. Das Natürliche und Vernünftige geschah leider nicht. In Oesterreich wurde es verhindert durch einen krankhaften Nationalismus, der das wahrhafte Interesse von Nationen verkennt, durch ein von den Schlagworten und Leidenschaften der Stunde, vom Terror der Skraße und Presse ab hängiges, zu jeder großzügigen Aktion unfähiges parlamentarisches Regierungssystem. Aber auf ungarischer Seite liegt kaum kleinere Schuld. Der übertriebene Nationalismus in Oesterreich ist viel fach doch nur Echo und Reaktion gegenüber

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 10.01.1920
Umfang: 8
Seite S. Samstag, Brixener Chronik. 10. Jänner. ISA). denke Oesterreich nicht, behalte es aber als Faust pfand. Hie Vorschläge des Kaisers betrachte der Präsident aH günstige Unterlage für Friedensoer' Händlungen. Er wolle sie samt der Note Ezetnins dem Minister LtiaM dem,Hyren. Dem britischen König und LloHv MW',M«yMeiu'D<es bestehe ew HW'dttHs Mvl VM'M.5^ «.e'il Und hiebet setzte Poineat^ seine Ansicht über die Forde- rungen Italiens auseinander. Dtei Tage hernach hatte Prinz Sixtus

eine zweite Unterredung mit dem Präsidenten Poincare, m welcher dieser sagte, daß auch Briand Czernins Äste a^ unzureichend halte, hingegen des Kqisers Vorschlag Gedanken enthalte, die zur Grundlage von Besprechungen angesehen werden können. Poincare wollte wissen, unter welchen Bedingungen der Waffenstillstand zu erreichen wäre, der bei Oesterreich zu beginnen hätte, das sich augenscheinlich »u einem Angriffe gegen Italien vorbereite, und diese müßten berücksichtigt werden. Der Prinz vereinbarte

eine neuerliche Zu sammenkunft mit dem Grafen Erdödy in der Schweiz, wobei von Sixtus dem Abgesandten Karls ein Vorschlag und ein Brief des Prinzen an den Kaiser übergeben wurden. Der Vorschlag enthielt fölgende Hauptpunkte: Anerkennung der Ägehörigkeit Elsaß-Lothringens zu Frankreich und Wiederherstellung Belgiens; Wiederaufrichtung Serbiens und dessen Zutritt zum Akratischen Meere; Verhandlungen mit Rußland unter Auf gabe der Interessen auf Konstantinopel; Waffen stillstand. Schließlich wurde Oesterreich

. Nach Abgabe der kaiserlichen Erklärungen bemerkte Poincare, die öffentliche Stimmung Frankreichs sei Oesterreich günstig, auch die Eng lands. Die Verhandlungen betreffs Italiens nahmen lange Zeit in Anspruch. Cambon schlug sogar vor, daß Oesterreich für das Trentino in Schlesien ent schädigt werden sollte. Am k. und am 12. April gab es neue Verhandlungen. Minister Nibot ver langte unbedingt die Teilnahme Italiens an den Verhandlungen. Es wurde beschlossen, in San Giovanni di Moriana mit Sonnino

in Friedens verhandlungen zu treten, ohne ihm vom Schritte - - ' ^ c,h,ril ünd oer engltjcye uilimsierpraIveni Italien müsse als VundeMnWan den Bespre chungen teilnehmen. Bei dieser Gelegenheit meinte Lloyd George, Oesterreich müsse an Italien etwas abtreten, zum Beispiel ein Dreieck in Süd tirol bis Bozen. Der englische Minister teilte das Mißtrauen oer Französen gegen die Staats männer Italiens, Sonnino und Boselli, nicht. Bei der Rückkehr aus San Giovanni di Moriana emp fing Lloyd George den Prinzen

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Seite 4 von 8
Datum: 16.01.1917
Umfang: 8
heim in der Rheinpfalz wird gemeldet: Bei der Weinversteigerung des Winzervereins gin gen die Weine zu sehr hohen Preisen ab. Der geringste Preis war 4300 Mark für 1000 Liter, im Durchschnitt wurden 5000 bis 6000 Mark bezahlt. Der höchste Preis, der für Deides heimer Leinhöhle Riesling-Auslese bezahlt wurde, ist 13.100 Mark für 1000 Liter. Ins gesamt wurden für 26^ Stück Wein über 180.000 Mark erlöst. Neuregelung der Butter- und Schweinefett- Versorgung in ganz Oesterreich. Wien, 14. Jänner

. Sehr viel guter Wille steckt dahinter, leider aber auch viel von jener Art, die es sich mit dem guten Willen wohl sein läßt, ohne sich über die harte Arbeit den Kopf zu zerbrechen. Nicht weil der Oesterreicher sie scheut, sondern weil seine Er ziehung ihn nicht lehrt, wo der Hebel anzusetzen sei. Zum Beispiel muß, wer ein neues Oesterreich wirklich will, doch vor allererst das alte kennen,- das heißt Klarheit haben über die wirtschaftlichen, geschichtlichen und geographischen Entwicklungsbedingungen Oester

reichs: Wie viel Menschen von dieser Art aber gibt es? Selbst sehr gebildete Leute haben bei uns, weil die Er ziehung zum staatlichen Denken fehlt, meist keine Ah nung von diesen Dingen. Wir sind deshalb überzeugt, daß viele von den Tatsachen, die wir ohne besondere Auswahl aus dem Buche „Die Volkswirtschaft Oester reich-Ungarns' von Dr. Erich Pistor, Sekretär der Wiener Handelskammer, herausgreifen, sehr vielen Oesterreichern neu sein werden. Vergleichen wir Oesterreich mit anderen Staaten. Fürs

erste nur, was die Zahl der Analphabeten unter den militärischen Rekruten betrifft; sie betragen vom Tausend: in Deutschland 0,1, Schweden 2,3, Großbri tannien 10, Frankreich 33, Belgien 77, Oesterreich-Un garn 220, Italien 366, Serbien 436, Rußland 617. Briefe entfallen auf den Bewohner: in Großbritannien 115, Schweiz 113, Belgien 100, Hol land 96, Frankreich 90, Oesterreich 60, Italien 34, Un garn 30, Rußland 14. Die Sterblichkeit betrug vom Tausend: in Schwe den 15, Deutschland 19, Oesterreich

der Verbrauch von Kaffee, Tee und Reis. Der österreichische Kakao verbrauch beträgt gar nur ein Fünftel jenes des Deut schen Reiches und nur im Vranntweinverbrauch wird dieses leider von Österreich u. Ungarn 'übertroffen. Man muß hinzuhalten, daß auch die in Oesterreich-Ungarn auf den einzelnen Einwohner entfallende Veitrags- leistung für die Wehrfähigkeit des Staates geringer war, als in allen anderen europäischen Großstaaten und man lernt schon aus diesen kleinen Zusammenstel lungen, daß die Monarchie

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Seite 3 von 8
Datum: 16.05.1905
Umfang: 8
Jahrg. XVM. „Brixener Chronik.' 16. Mai 1905. Nr. 58. Seite 3. samkeit des Zollgebietes und »deduziert daraus das Recht, zu behaupten, daß man sich in Oesterreich gegen die elementare Forderung Un garns, seine ökonomischen und sozialpolitischen Krankheiten durch eine Revision des Verhältnisses zu Oesterreich zu sanieren, blind stellt', daß „ruhigesBlut undfreundnachbarliche Gesinnung für beide Länder ersprießlicher wäre als eine Trutz politik, welche zu einer Entfremdung führe', und fragt

zum Schlüsse — und das ist charak teristisch von diesem Herrn Lanczy — »ob es denn gar so unberechtigt wäre, wenn in Ungarn die Forderung auftauchen würde, es möge trotz eines mäßigen Zwischenzolles für Jndustrieprodukte den landwirtschaftlichen Erzeugnissen und dem Viehverkehr die volle Zollfreiheit gewahrt bleiben'. Man muß wirklich Ungar sein, um eine solche Zumutung an Oesterreich zu stellen. In der Zeitung, in welcher die Aeußerung Lanczys enthalten ist, in der »Neuen Freien Presse' wird daraus

folgendes erwidert— ich nagle das fest, weil dies die Stimme einer anderen Partei ist, damit man mir nicht Einseitigkeit, Parteistandpunkt oder einen Tiroler Standpunkt vorwerfen kann. — Die „Neue Freie Presse' sagt (liest): »Es soll hier lediglich mit wenig Worten konstatiert werden, daß eine Revision des zoll- politischen Verhältnisses beider Länder so gedacht wird, daß Oesterreich auf den bekannten aktuellen Notstand des eigenen Getreidebaues, auf den tatsächlichen Verfall der längst dezimierten

auch in jenen Zweigen heranzuzüchteu, in welchen es heute noch nicht soweit vorgeschritten ist, uw unserem Export die Spitze zu bieten. Wenn das Interesse der Industriellen tangkxt wird, dann wird es auch in Oesterreich laut. Dies will ich noch durch eine Bemerkung der »Neuen Freien Presse' erhärten, wo von der Unmöglichkeit einer Zwischenzollmie ge sprochen wird. Dort heißt es (liest): »Der Zwischenverkehr ist heute, wenn von Durchzugs artikeln und importierten Materialien abgesehen wird, mit 260 Millionen Kronen

zu Ungunsten Oesterreichs passiv' — der Zwischenverkehr Oester reichs und Ungarns ist zu unserm Ungunsten um 260 Millionen passiv, das muß festgenagelt werden, denn erst, wenn man sich dessen bewußt ist, begreift man die Unverschämtheit der fort währenden Provokationen Ungarns gegenüber dem geduldigen Oesterreich — »eine Ziffer, welche gewiß eine klare Sprache spricht'; so ichreibt die Zeitung. — »Oesterreich führt nach Ungarn Fabrikate für 580 Millionen Kronen, Ungarn nach Oesterreich für 385 Millionen

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Seite 4 von 8
Datum: 09.07.1914
Umfang: 8
Seite 4. — Nr. 77. Donnerstag, ,B rixener Chronik/ 9. Juli. Ar Mrr.-!NW.-dellM MMertm. — 7. Juli. Unser Handelsvertrag mit dem Deutschen Reiche läuft am 31. Dezember 1917 ab und hat Geltung seit dem I. März 1906. Er kann Ende 1914 sür Ende 1915, müßte aber jedesmal am Ende des Borjahres gekündigt werden, wenn er nicht still schweigend stets ein Jahr weiterlaufen soll. Der Ver trag ist diesmal ausgebant auf dem guten Gedanken selbständiger Zollsätze, die Oesterreich und das Deutsche Reich

, jedes für sich, aufgestellt haben, und stellt sich dar als das Ergebnis gegenseitigen Entgegenkommens bei gewissen Gegensätzen. Die sogenannte Meist begünstigungsklausel wurde beibehalten, d. h. es kommt jedem der beiden vertragschließenden Staaten jeder Vorteil zu, der irgend einem anderen Staate von Oesterreich oder Deutschland gewährt wird. Als beide Staaten den neuen Handelsvertrag abschlössen, glaubten die beiderseitigen Unterhändler, gewiß gewiegte und erfahrene Fachmänner, das unter den gegebenen Verhältnissen

manches Wichtigere übersehen. Denn im Laufe der Jahre traten für Oesterreich- Ungarn Verhältnisse ein, die geradezu unerträg lich werden und für unseren Staat von den ver hängnisvollsten Folgen sein können, wenn es nicht gelingt, bei der so bald als möglich er wünschten Erneuerung des Vertrages gründliche Abhilfe zu schaffen. Während nämlich 1902 unsere Ausfuhr nach Deutschland noch die Einfuhr um fast 300 Millionen überstieg, war sie im Jahre 1910 um fast ebensoviel geringer, so daß sich die Verhält nisse

Bolksvermögen, das jährlich teilweife zugrunde geht, doch so besorgnis erregend, daß man ernstlich nach den Ursachen solcher Mißstände forschen muß. Nach einem Berichte des Regierungsrates Dr. v. Tayenthal in der „Handelspolitischen Kom mission der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien' dürfte die erste Ursache darin zu suchen sein, daß »Oesterreich-Ungarn aufgehört hat, ein Boden erzeugnisse ausführender Staat zu sein. Der Nahrungs- mittelüberschnß, den er seinerzeit hatte, hat sich (wohl

vom Wert der nationalen Arbeit vorgesungen, er fühlt sich als Angehöriger eines seiner Kraft sich bewußten Volkes, das die Schlachten jenseits des Rheins nicht deswegen siegreich ge schlagen hat, um selbstvergessen aus seinen Lorbeeren auszuruhen, sondern um ein Reich zu schmieden, das sich politisch, landwirtschaftlich und industriell selbst genügt und womöglich auch anderen von seinem Ueberschuß geben kann. In Oesterreich-Ungarn ist das anders. Ist schon seit Jahrzehnten nichts zu verzeichnen

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Seite 1 von 8
Datum: 06.07.1897
Umfang: 8
der Habsburger muss sich, ow eine Nation zu bevorzugen, doch hauptsächlich .auf die Deutschen stützen.' Mü diesen Worten Wird sowohl die Bedeutung der Deutschen für die Monarchie der Habsburger anerkannt, als auch die Gefahr angedeutet) welche dem deutschen Mein Oesterreich droht. Die Deutschen find j,ie Gründer des österreichischen Staates Und waren von jeher der Kitt dieses Staates; aber Äe Deutschen sollen vor den anderen Nationen nicht bevorzugt jein; jedeBevorzugungderDeutschen weckt die Eisersucht

, namentlich der Slaven. Die Deutschen haben den österreichischen Staat gegründet. Deutsche Truppen unter Führung ' des deutschen Königs Rudolf von Habsburg er fochten den Sieg bei Jedenspeugen 1273, infolge dessen die Habsburger nach Oesterreich kamen. Um den Kern der österreichischen Herzogtümer sammelten sich nach und nach die übrigen Pro vinzen des Reiches, welche mit deutscher Cultur durchdrungen wurden. Auch Ungarn erhielt deutjche Cultur und wurde hauptsächlich durch deutsches Blut

der Türkenherrschaft entrissen. Weil die Deutschen Gründer des Staates waren Md die Dynastie deutsch und deutsch gesinnt war — noch Kaiser Franz Joses erklärte auf Napoleons lockendes Angebot, die Frucht der Siege von Magenta und Solserino zu opfern, Oesterreich ihn nicht hindern würde, das Me Rhemuser zu erobern: „Ich bin ein deutscher W' so wurde ganz naturgemäß der deutsche «UM herrschenden. Die Deutschen bildeten Seitebürde uns von sehr geschätzter zwar von jeher nur eine Minorität gegenüber

den anderen Völkern, namentlich gegenüber den ver einigten Slaven. Aber dies hatte solange garkeine Ge fahr, als Oesterreichs Herrscher die römisch-deutsche in Deutschland und Italien inne hatte. Dies ist aber in neuer und neuester Zeit wesentlich-anders geworden: Oesterreich wurde nach Osten geschoben, es hat in Deutschland und Italien nichts mehr zu sagen, Oesterreich ist'auf sich selbst beschränkt. Dazu hatten Napoleon III. und Mazzini die Parole ausgegeben, das alte kernkatholische Reich der Habsburger

mit Hilfe des Nationalitäten- Haders auseinander zu sprengen. Die Geschichte der letzten Deeennien beweist, dass diese Frei maurer-Parole getreulich befolgt wird. Die deutschliberale Partei, welche solange in Oesterreich allmächtig war, hat die nichtdeutschen Nationen -förmlich herausgefordert ytchchn'. die ' Wand ge drückt; die anderen Nationen aber! nanteWch die Tzechen haben den Fehdehandschuh aufgehoben und sind jetzt von der Vertheidigung zum Angriff übergegangen. Wollte man zur Zeit Schmerlings

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Seite 2 von 8
Datum: 16.07.1908
Umfang: 8
«? (Von einem österreichischen Diplomaten a. D.) Der vormalige kaiserlich deutsche Legations rat Herr vom Rath hat in der „Neuen Freien Presse' einen Artikel veröffentlicht, welcher darauf abzielt, in Oesterreich-Ungarn die Geneigtheit, in den Bann der englisch-russischen Politik zu treten, wesentlich zu verstärken. Der Artikel ist eine an die dem Deutschen Reiche verbündete habsburgische Monarchie gerichtete Drohung, die selbst die leiseste Umhüllung diplomatischer Höflichkeit ver schmäht. In kürzere Worte gefaßt, sagt

der Ver fasser: England bietet Oesterreich als Belohnung für seinen etwaigen Beitritt zu der england freundlichen Mächtegruppe die Besetzung Maze doniens an. DadurH wird der slawische Be völkerungsteil unserer Monarchie verstärkt und gleichzeitig wird der Gegensatz Oesterreich-Un garns zu Rußland ein schrofferer. Ebenso wird Oesterreich in einen Gegensatz zu Italien ge bracht. Wenn trotzdem Oesterreich aus das An erbieten Englands eingeht, so kann es Deutsch land auch nur recht sein. Letzteres

wird dann seine Armee soweit verstärken, daß es jeder mili tärischen Koalition gewachsen ist, und gleichzeitig wird sich Deutschland durch Einstellung des Baues von Panzerschiffen mit England aussöhnen. Wenn dann Oesterreich von seinen Rivalen angegriffen wird, so wird Deutschland keine Hand rühren, vielleicht sogar... Soviele Worte, soviele Torheiten! Jeder Oesterreicher, dem das Bündnis mit dem Deutschen Reiche wirklich am Herzen liegt, muß sich ver wundert fragen, ob denn wirklich in den Berliner diplomatischen

Kreisen so wenig weltpolitische Einsicht und so geringe Kenntnis der Verhält nisse Oesterreich-Ungarns vorhanden ist? Fast scheint es jedoch, als wenn Herr vom Rath seinen englischen Freunden tüchtig aufgesessen ist. Er ließ in seinem ersten Aufsatz deutlich erkennen, daß er eine Wiederaussöhnung Deutschlands mit England wünscht, und aus seiner Londoner Diplomatenzeit wird er dort wohl noch viele Freunde haben. Diese dürften ihn in wohlbe rechneter Absicht zu seinen Kundgebungen ver anlaßt

, weil sich dadurch große innere Schwierigkeiten ergeben würden (Streiten sich doch schon um den Besitz Bosniens die „drei Reiche' Oesterreich, Ungarn und Kroatien!), zweitens, weil sich außer der Türkei Serbien, Bulgarien und Montenegro dem widersetzen würden, und drittens, weil dann die Italiener sehr bald in Albanien stehen und die Adria zu einem italienischen Binnensee machen würden. Die Angebote, die man Oesterreich machen wird, sind ganz anderer Art. Oesterreich hat an gewissen Stellen Nachbarn

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Seite 4 von 8
Datum: 08.12.1908
Umfang: 8
nicht die Deutschen in Oesterreich allein gewesen, welche die Verhängung des Standrechtes über Prag bewirkten, sondern auch andere Einflüsse. So meldet „Cech', daß B e r l i n e r Vorstellungen wegen der Attacken auf die reichsdentschen Stu denten wesentlich zur Verschärfung der Lage beigetragen haben. ver Natter un6 die Sultönäe in Prag. Der Kaiser ist über die Zustände in Prag sehr er griffen. Seine Mißstimmung ist an seiner ernsten Haltung leicht zu erkennen. Er hat den Wunsch ausgesprochen, man möge

selbst zu identifizieren. kusslanS anerkennt ckie Annexion Kosniens. Aus Petersburg trifft die überaus wichtige Meldung ein, daß der russische Minister des Auswärtigen dem serbischen Minister des Aus wärtigen gegenüber erklärt habe, daß Rußland die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich-Ungarn anerkannt habe. Es scheint nun zweisellos, daß Jswolsky seinerseits die Zustimmung Rußlands zur Annexion Bosniens und der Herzegowina gegeben hat. Me Loge unä Äie antMerreichUche Politik in staiien

Oesterreich' von den ^ Brüdern ent facht und genährt war. Das katholische Oester reich ist den Logenbrüdern seit jeher ein Dorn im Auge gewes«n, sie haben auch alles aufgeboten, um das Volk und die jungen Studenten gegen die österreichische Monarchie zu Hetzen. Die vielen „patriotischen' politischen Vereine, die, sei es in Italien fi-atres°, „Oberdank', „Dante Allighieri' usw.) wie auch in Trieft (1.6F3. nationale (Hireolo, 6s löttura), nur ein Ziel verfolgen, d. h. gegen Oesterreich zu Hetzen

, Testamentsvollstrecker des „Ober dank', durchführen. Der Krieg um jeden Preis gegen Oesterreich ist eine der Hauptaufgaben der Loge. Obwohl heute ein Krieg mit Oesterreich sür das unvorbereitete Italien höchst verhängnis voll sein müßte, Hetzen dennoch diese falschen Patrioten das Volk gegen die österreichische Monarchie auf.' Sur internationalen Lage. In dm politischen Debatten, die in den letzten Tagen in der italienischen Kammer stattfanden, hat der Drei bund und speziell die österreichisch-ungarische Monarchie

keine besonders freundliche Behandlung erfahre«. Der Jrredentismus ist ja seit einiger Zeit in Italien wieder populär. Oesterreich hat sich erlaubt, sein Gebiet auf dem Balkan zu ver größern, ohne es der Mühe wert zu halten, Italien eine „genügende' Kompensation anzu bieten. Und die Menge hörte nun wochenlang stets, daß Oesterreich Italien perfide übers Ohr gehauen habe. Der latente Haß flammte wieder auf und in den Parlamentsreden hallte das Echo davon wider. In dem vielstimmigen Chorus klingt besonders

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Seite 2 von 8
Datum: 20.02.1906
Umfang: 8
Seite 2. Nr. 22. Dienstag, heit gesprochen haben, keiner ein Wort der Aner kennung für die Armee, die wir ja alle hochhalten, gefunden hat. Ich erlaube mir, Sr. Exzellenz die Antwort darauf zu geben und ihn darauf aufmerksam zu machen, warum in diesem Parlamente niemand dazugekommen ist, ein Wort der Anerkennung für die Zustände in bezug auf das Militärwesen in Oesterreich auszusprechen. Wir sind gewiß alle einig, wenn ich sage: der Grund hiefür darf nicht in der Armee

, sondern daß er es nur beim Kriegsminister vor tragen, anregen, ihm vorlegen könne. — In dieser ganz merkwürdigen Einrichtung, die außer in Oesterreich, wie ich glaube, in keinem Staate besteht, ist der Gmnd zu suchen, warum keiner von den vielen Abgeordneten, warum keine der hier vertretenen Parteien es für nützlich ge funden hat, ein Wort der Anerkennung gegen über der Regierung und der Militärverwaltung auszusprechen. Ein weiterer Grund, warum niemand ein solches Wort hier gesunden hat, liegt in unserm Verhältnisse

zu Ungarn. Wir wissen, daß man in Oesterreich alles das, was wir als wünschens wert anerkennen, daß man in Oesterreich das, was in anderen Staaten, wie z. B. in Deutsch land, schon längst durchgeführt ist, nicht machen, daß man bei uns vernünftige Reformen nicht einführen kann, weil der ungarische Reichstag nicht arbeitet, weil Ungarn nicht zustimmt, weil Ungarn immer und ewig das Hindernis jeder gesunden und vernünftigen Reform ist. Weil Ungarn nicht zustimmt, kann das Wehrgesetz nicht reformiert

.' werden. — Dieses ungesunde Verhältnis zu Ungarn ist einer jener Gcünde/warum kein Ab geordneter dazu gekommen ist, sich in bezug auf den Militarismus zu exponieren, für den in Oesterreich bestehenden Militarismus irgendeine Verantwortung durch Worte der Anerkennung zu übernehmen. Ein weiterer Grund ist auch folgender: ein Abgeordneter, der heute für Bewilligungen zugunsten des Militärs, für Anschaffung von Waffen usw. eintritt, der riskiert noch immer und zur Stunde noch, daß er für etwas stimmt, was gegebenenfalls

, dann wird man auch in Oesterreich die immer geübte Opferwilligkeit wieder finden. Auf dem Weg, auf dem wir uns gegenwärtig befinden, werden wir zu einer Auf lösung Oesterreichs gelangen. Ich glaube aber, daß ein Staat Oesterreich eine europäische Not wendigkeit ist und daß daher eine Gesundung von selber eintritt und durch die Forderung der Völker erzwungen werden wird. Ich anerkenne den guten Geist, der in der Armee noch herrscht. Ich achte die Offiziere, ich kenne viele Persönlich, und ich glaube auch, im Namen

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Seite 1 von 8
Datum: 13.04.1905
Umfang: 8
mit aller Leidenschaft, ob der Amtsdiener von Jungbunzlau auch deutsch reden darf. Während alle übrigen Völker die äußersten Anstrengungen machen, um ihre Wehrkraft für die Stunde der Gefahr in bester Ausrüstung und Bewaffnung bereit zu haben, wird im Kaisertum Oesterreich von den Magyaren und Tschechen eifrigst daran gearbeitet, unsere Armee, das stärkste Bollwerk des Einheitsgedankens, auseinanderzusprengen und durch die Btelsprachigkeit unter die Regimenter babylonische Verwirrung zu bringen. Die Be ziehungen

erscheint uns für die Zukunft der Monarchie die Tatsache, daß gar alle öster reichischen Völker im hohen Vrad unzufrieden sind und daß sich alle Nationen Oesterreichs im Verbände der Gesamtmoparchie unbehaglich fühlen. Das Kaisertum Oesterreich gilt, so hat es allen Anschein, für den größeren Teil der national führenden VolkSkreise nicht mehr als ein liebes, wohnliches, behagliche? Heim! Angesichts so betrübender Tatsachen drängt sich dem be sorgten Patrioten ganz von sßlber die schmerzliche Frage

auf die Lippen: Wie konnte das alles so kommen? Was ist aus Oesterreich feit 100 Jahren geworden! Wie innig, wie opfer willig, wie patriotisch und kaisertreu waren alle Völker Oesterreichs in den großen Napoleonischen Kriegen! Welche Stürme sind damals über unser Reich und über unser Kaiserhaus dahingebraust, welche Summe von Unglück und Verlusten an Land und Blut und Geld traf damals unseren Kaiserstaat, ohne daß die Treue der Völker wankte oder ihr Vertrauen auf die Zukunft des Reiches erschüttert wurde

! Und Oesterreich feierte damals nach kurzer, schmerzlicher Demütigung, dem Phönix gleich, eine herrliche Auferstehung, das Donau- reich war die Vormacht in Deutschland und Italien, der Kaiser von Oesterreich aber der Erste im Rate der Fürsten. Wie ist das alles ganz anders geworden — und wir fragen nochmals: Wie konnte das alles so anders werden? Vom großen Kaiser Napoleon wird erzählt, daß er einmal über Oesterreich den merkwürdigen Ausspruch tat: Oesterreich ist ein herrliches Land, von braven, treuen

und tapferen Völkern be wohnt, aber Oesterreich kommt immer um eine Idee zu spät! Der gewaltige Korse hat in diesem Ausspruch viel Wahres gesagt. Die österreichische Langsamkeit und Schwerfällig keit, die österreichische Hartnäckigkeit gegenüber neuen und gesunden Ideen ist Oesterreichs Ver hängnis geworden. Als der kriegerische Sturm, welchen die französische Revolution entfesselt hatte, an den Mauern von Paris durch die Heere der Verbündeten erstickt worden, da wäre es Zeit gewesen, den treuen Völkern

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