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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 06.07.1906
Umfang: 8
2,400.000 Kronen, zusammen Kro nen 4.140.000, nach Klausen a»l Stammaktien Original-Roman von Irene v. Hellmuth . . Nachdruck verboten.) (26. Fortsetzung.) XIII. Tie Wohnung des jungen Dr. Lindeschen Ehe paares war sehr geschmackvoll ausgestattet, nur eines ärgerte Sigmund, daß sie so nahe bei dem Hause der Schwiegereltern lag: sie war nur durch zwei schmale, einstöckige Gebäude davon getrennt, und er fnch'-tete mit Recht den steten Verkehr zwi schen feiner Frau und deren Mutter. Frau Senne' dach lvar

ihm nun einmal im innersten Herzen unsympathisch, er hatte sich bis jetzt nicht ent schließen können, seine Schwiegernrutter „du' zu nennen, trotzdem sie ihren „lieben Sigmund' schon am Hochzeitsabeird darum gebeten hatte. Er wäre am liebsten nach dism andern Ende der Stadl ge zogen; aber da die Wohnung von ihm selbst als Praktisch und passend bezeichnet werden mußte und Hilda es reizend faild, so nahe bei den Elter'n sein Zu können, so mußte Sigmund sich fügen. Bei der Austoahl der Möbel, der Teppiche ic«S Vorhänge

^ 114.000 K, ferner an Fracht den jetzigen Verladeplatz in schreiendeil Farben, ivährend Sigmund sich mein: für dunkle, solide, gediegene Sache» entschied'. Auf eine Hochzeitsreise harte Hilda ebensalls verzichten müssen, weil der junge Mann erklärte, dieselbe nich: von dem Gel de seiner Frau machen zu wolle,», er selbst aber 'sich vorläufig aus eigeuen Mitteln solchen Lurus nicht gestatten könne. Es gab dabei eine lange Auseinandersetzung, die beinahe zu einem ernstlichen Streik Veranlassung gegeben

hätte, weil jedes von ihiv>u eigensinnig an seinem Willen festhielt. Es wav Hilda nwuiger nm di«. Reise selbst, als um das Ansehen bei den Frenn dinnen und Nachbarn zu tun. Man sollte sie be- neiden, bewundern, ausraunen, und ivas> würden alle für Augen inachen, wenn sie erzählen könnt»,, sie sei in Rom, Neapel, Venedig genvsen. denn dahin gingeil doch alle „besseren Leibte', 'wenn si? eine Hochzeitsreise machten. Nnn war das alle^ nichts, weil Sigmund nicht wollte. Sie ballte in, Stillen die Hän

mit -l> ^prozentiger Steigung uiehr als 1 Kilometer i'Äidivärls gegen imulU dann in einem Tunnel eine Wendung, kommt fortgesetzt ansteigend wieder zurück bis oberlmlv Äaidbrnck. machl Sann wieder in einem Tnnnel eine Wendung und läuft abermals gegen Klanien. So beschreibt die Bahn vier große Kehren und mündet endlich etwas vor der Kirche von Zt. Ka- Sigmund hatte sich nun mit Ernst und Eifee an die Aiisnihi-ung seines Vorl,abe»s ein nusiei^ ichaitliches Werk ',n 'chreiben gemacht, zum großen Verdrnß Hildas

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 12.07.1906
Umfang: 8
und dergleichen. Auch Sigmund warf manch ängstlichen, uiirzchigen Blick zu seiner Frau hin- nber. Er sm-Mete, sie möchte, sich lächerlich machen der Antrag bezüglich dieser Mandatsvermehrung abgelehnt werden, so würde von Dr. Erler ver langt werden, die Zahl der italienischen Mandate um eines zu verringern und dafür das Stäote- Mandat zu schaffen, da den Italienern in einem anderen Lande die Rekompensation gegeben werden könme. Naniens der christlichsozialeu Partei hat Abg. Schraffl

einen eigenen Vertreter er' kalten, der die Interessen dktz Fremdenverkehres in Tirol wahrzunehmen hätte. durch irgend eine ungeschickte Aeußeruug. Aber der Bürgermeister hielt ihn immer noch im Ge spräch fest, lliid er konnte nicht entrinnen, ohm unhöflich zu sein. Der liebenswürdige Herr, der im Frack und weißer Krawatte, mit dein Ordens band im Knopfloch sehr vornehm aussah, tonnt- gar nicht genug erzählen von seinem „süßen Jun gen', dessen Lebensretter Sigmund geworden, wie klug und reizend das Kind sei

. Dabei leuchteten die Augen des stattlichen Mannes in stolzer Pater freude. „Sie müssen wirklich einmal kommen, nnd sich das Kind ansetzen, lieber Doktor.' sagte er herz lich, „ich würde mich freuen, ivenn ich Ihre Frau Gemahlin bei mir sehen dürfte. Bitte, versprechen Sie inir, recht bald zu kommen!' Sigmund verneigte sich lächelnd. - „Wenn Sie gestatten ! „Aber nicht so viele Umstände, mein liebet. I junger Freund,' lantete die rasche Entgegnung. Sie wissen doch, was Sie mir geworden

sind durch >Jhre mutige Tat.' ! Ter Bürgermeister wurde jetzt von anderen i>. ! Anspruch genommen und Sigmund atmete aus. Er trat zu der Gruppe der Damen, in der Absicht. ! seine Frau wegzuführen. Allein man protestierte, lund so blieb ihm nichts übrig, Hls ebenfalls Plag zu nehmen, bis der Ball, begann. ! Der Bürgermeister hatte sich auf Hildas Tanz- Am politischen FchauMhe. Inland. Aus dem W a h l r e f o r m a uS i chu ß. Die Abgeordneten Dr. Schlegel und Widmann l>aben ihre Mandate im Wahlreformansschuß

. geneigt sei, aus ein Mandat zu Gunsten eine? andeivii von Italienern bewohnten KronlandeS zu verzichten. Ueber die Gründe der Lbstrnkiioir der Italiener im WahlreforiiiauSi'chnsse wird von reiciisrätlich-italienischer Seite gemeldet: Bereits karte für den Eotillon eingezeichnet und die mag' Frau glühte vor Freude. „Wo nur Mama bleibt.' flüsterte sie dem Gatten zu. Sie konnte es kaum erwarten, der Mutter die große Neuigkeir mitziii- teilen. „Mama koniini vielleicht heute gar nicht,' warf Sigmund

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 26.06.1906
Umfang: 8
sollte diese gedeckt wer ben? Was sie besaßen, reichte gerade zum Leben Sie ''-'itle alles hingegeben, was irgend entbehr a ' um Sigmund während der Studien- Zn«! '- darben zu lassen, — immer in der Hoffnung auf die bessere Zukunft — mau ckes versagt, und nun. wer konnte wissen, welches Opfer sie jetzt wieder zu bringen gezwungen tvu^- de? Hatte denn das Leben gar keine Freude mehr für sie ausgespart? Immer nur Sorge und Kum mer? Mechanisch griss sie nach einem Buche, da» aus dem Tische lag. Sie hatte heute Nacht

darin zu leien versucht, aber es ging nicht. Auch jetz blätterte sie zerstreut darin herum. „Es hat der Mensch, er sei auch, wer er mag, — ei» letztes Glück und einen letzten Tag,' las sie-, dann fuhr sie erschreckt empor. Draußen hat!e Jemand die Klingel gezogen. Man ries Sigmund zu einem Kranken. Frau Liube seufzte. ..Es tut mir leid, mein Sohn ist selbst nn ivohl,' beschied sie das harrende Mädchen. Dieses zuckte die Achseln und sagte spitz: „Dann muß ich eben zn einem Andern gehen.' Schwer

atmend kehrte Frau Linde nach ihrem Zimmer zurück. Tann stand sie doch wieder vor dem Lager des Sohnes und beobachtete sein Ge> sicht. Es schien, als ob ihn selbst im Schlafe etwas quälte, denn er warf sich unruhig hin und her. Der Tag begann bereits zur Neige zu geben als Sigmund endlich aus dem bleiernen Schlaf erwachte. Nur undeutlich vermochte er sich zu er inner», was gestern geschehen war. Bleich und ab gespannt aussehend, trat er mit schleppenden Schritten bei seiner Mutter ein. Er sagte

Ge sicht hinderte sie daran. So verging eine gmtZe Weile in peinlichem Schmeigen. Tvch als Frau Linde gewahrte, daß er sich znm Ausgehen- scrtig machte, da ;>ackie sie eine namenlose Angst. „Sigmund,' das klang so flehend, wie nu: eine Mutter bitten kann, „du willst schon wieder sort? Hältst du es gar nicht mehr aus bei mir? Ich vergehe vor Sorge, wenn du mich wieder di« ganze Nacht allein läßt! Ich bitte dich, was soll daraus iverdeu? Tu reibst dich auf bei solchem Leben nnb vernachlässigst dabei

deine Pflichten! Schon ztveimal wollte man dich holen, nnd ich mußte stets den Bescheid geben, du seiest nicht wohl. Siehst du deun nicht ein, daß es so nicht weitergehen kann? Sigmund, mein Sohn, Habs ich das mn dich verdient, daß mir auf meine alten Tags die letzte Stütze genommen wird? Auf dich hoffte ich. auf dich allein! Und nun soll muh diese Hoffnung mich trügen?' Die Tränen rannen ihr nun doch über das gutmütige rundliche Gesicht, es tat ordentlich wohl, daß sie endlich wieder zu fließen begannen

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Seite 2 von 8
Datum: 20.06.1906
Umfang: 8
. „War Eva hier, Mutter?' fragte er in etiv.^s gereiztem Ton- .Eva?' fragt? sie etwas erstaunt. Tie alte Tome fand es sehr unpassend, daß ihr Sohn die Hand, die ihm Hilda so freundlich nnd berzlich entgegenstreckte, gar nicht ergriff, svn V.rn sich nur förmlich und« steif verneigte, als be -..ruße er eine Fremde. Frau Lindes Lieblingswunsch war es nun ein ni.il, daß Hilda und Sigmund ein Paar würden, und sie wußte von Hilda sowohl, als auch von ^eren Mutter, daß dieser Verbindung nichts im Wege stand

, wenn Sigmund nur wollte. Aber un b-'grliflicherweise schien er blind zn sein für alle Aufmerksamkeiten, die man ihm erwies. Wüßt? er d<nn den Wert des Geldes wirklich so schlecht zu schätzen? Erkannte er nicht, welcher Vorteil sich ihm durch diese Verbindung bot? Die alte Dame blickte den Sohn ganz entrüstet an. — „Eva war nicht bei mir.' sagte sie' auch mit einer an ihr ungewohnten Strenge. „Sie wird w.hl zu Hause sein. Ueibrigens begreife ich auch gar nicht, was dich veranlaßt ' Er ließ die Mutter

Ihnen — es ist Lüge - gemeine Lii^e '. Dann besann er sich und ging rasch einige Mal-.' im Zimmer auf und ab. Fräulein Hilda machte ein sehr gekränktes GesiM, die weißen Zähne bahrten sich in die Unterlippe. Der Doktor blieb vor ihr stehen. „Sie waren doch heute bei Eva. nicht >vahr?' „Ja.' erwiderte sie kurz und schnippisch. „Und ging sie nicht mit Ihnen?' „Nein! Sic behauptete, keine Zeit zu haben?' „Das ist seltsam.' murmelte Sigmund, seine Wanderung durch das Zimmer wieder aufnehmend. Warum sagte

, hier zu haben.' Wie oft hatte Sigmund das schon »gelesen. Als er noch ein Knabe war, da stand er immer vor den hohen, mächtigen Sicheiben und bewunderte den, gelben Löwen ans Seifet der nun schon Jahrzehnte lang hier zu sehen war unld> der den Vorübergehen, den verkündete, «daß man hier die beste Waschseife kaufe. . Mechanisch schaute Sigmund zu, wie der schwere/ Rolladen langsam heruntergelassen wurde und

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Seite 2 von 8
Datum: 21.06.1906
Umfang: 8
, iveil sie zu leinei'kcn glaubte, daß er sehr erregt war. „Morgen ist auch noch ein Tag,' sagte sie zu sich i'elvs!. „ich werde es ihm morgen sagen.' Ader sie kam nicht dazu, denn schon in aller Frübe wurde Sigmund zu eiuem Kranken geholr. Die Maliter sah den Sohn erst eher Tisch wieder, und da war er so wortkarg,-daß sie-eZi nicht'wagte, das. iras ihr am Herzen lag, zu berühren. Ohne Appetit löfselt-c er an der Siuppe herum, er sah bleich und abgespannt aus, hatte Kopf schmerzen und zog sich gleich

die großen Tropfen ans Fen ster. und aus der Straße lmtteu sich große Master - Pfütze» gebildet, so daß sie beinahe einem See glich. Sigmund achtete dessen kaum. Mit ein paar großen Schritte» stand er drüben vor dem Hause, wo Eva wohnte. Seine Gedanken lveilten den ganzen Tag bei ihr, doch Harle er sich nicht blacken lasse», - sie sollte es merke», wie sehr sie ihn beleidigt uud gekränkt. Denn heute mußte sie ja zn Hause sein-, bei denn- schlimmen Wetter konnte man nicht ausgehen. Er hoffte bestimmt

'» Unter ' solchen Gedanken langte er vor der Mir a». Im Flur -brannte eine kleine OÄlampe, die nur ein inaitcs Licht ver breitete. Aus dem /Zimmer/ klaM gedämpftes Sprechen. Wie unangenehm! Es schien Besuch da zu sein. Der Doktor stampfte leise mit dem Fuße auf. Sollte er umkehren!? Oder warten? — Plötzlich wurde von drinnen ein Geräusch vernchmbar, 'wie wenn man Stühle ruckt, Sigmund hatte eben, noch Zeit, sich im Schatten des TreppenauffgangeZ zu verbergen; denn die Türe öffnete sich'und eine hohe, schlanke

Männevgestalt trat heraus, bei deren Anblick es dem jungen Doktor war, als hätte ihm jemand einen Faustschlag versetzt. Er bemühte sich, scharf hinzusehen — kein Zweifel, es war Kloß mann, derselbe, ans dessen Armen Sigmund erst kürzlich ein zitterndes, ängstliches Mädchen befreit«-. Uno Nim — was bedeutete dies? Nun ist der, den Eva damals zu hassen schien, ans ihrer Woh nung! Heute schien er weniger stürmisch zu sein, äußerlich wenigstens war davon nichts zu merken., denn er reichte Eva

vergessen werden!' Es nfolgte keine Autwort. Sigmund, de? behenschen, sah nur noch, wie Kloßmann die Hand des Mädchens, das allerdings zu widerstr^en' schäm, an-seine. Lippen zog und . dann mit tiefer Verbeugung sich' verabschiÄete. / N«h ehe es. dem »Doktor -möglich war. ein Wort ' an . Eva zu richten, verschwand sie wieder in der Tür. ' ' ' > (Fortsetzung folgt.)

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Seite 2 von 8
Datum: 06.07.1906
Umfang: 8
, daß fie rot wurde vor Aerger. ..Bitte, geh' doch ein wenig zu meiner Mutter hinüber,' sagte Sigmund einnial. ,,^.'in, nein, das will ich nicht,' war die rasche Z'-itu^.t der jungen Frau. , 'u.i!-.7n denn nicht? Hilda was machst du »Lozner Zeitung' (Südttroler Tag blatt? den, sodaß man Kraft im Ueberfluß nach allen Richtungen zu vergeben hätte. Ein vollständig be- ladener elektrischer Wagen braucht etwa 70—80 Pferdekräfte, um eine Steigung von 5 Prozent zu überwinden. Sollte aber ein Hindernis

die Propositionen für ein komisches Gesichr! Ich bemerkte das sckvn öfters an dir, wenn ich von meiner Mutter sprach.' Es klang eine heimliche Angst und Sorge ans seinen Worten. In der Tat stand die junge Frau da, mit einer Gebärde eisiger Abwehr, und zwi schen ihren Augenbrauen lag eine tiefe Falte. „Ich mag irnn einmal deine Mntter nicht.' klang es rrotzig. Sigmund war sehr blaß geworden. Er begriff es gar nicht, wie man feine gute, alte, praktische Mutter mit dem goldtreuen Herzen nicht lieben, konnte

und NaMicht. die ihn manchmal rührte, während Hilda noch nicht das Mindeste getan, um dem Herzen her alten Frau näher zu treten. Kam die Schwiegermutter einmal, mu nach „ihren Kindern' zu sehen, so steckte die junge Frau stets eine Miene aus, die zu sagen schien: „Ach du bist es, was willst du denn schon wieder?' Sigmund ärgerte sich jedesmal unbeschreiblich über dieses Benehmen, auch die Mutter schien es zr kränken, doch sagte sie kein Wort. Nun war sie allerdings seit ungefähr vier oder fünf Tagen

nicht mehr gekommen; auch Hilda war nicht bei ihr gewesen, nur Sigmund ging, während seine Frau bei ihren Eltern weilte, schnell einmal hin auf, um nach der Mutter zu sehen. Unbeschreiblich wohl fühlte er sich jedesmal, wenn er der alten Frau gegenübersaß und in ihr gutes Gesicht blicken, konnte. Mit sehnsüchtigen Augen blickte er sich dann in dem Zimmer um, als sähe er alles zum erstenmal, und es war doch seit dreißig, Jahren an der Ein richtung nichts verändert worden, höchstens, daß die Mutter

die Möbel aufpolieren und das Sapha frisch überziehen ließ. Sigmund kam sich jetzt im mer wie ein aus dem Paradiese Verstoßener vor.

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Seite 2 von 8
Datum: 27.06.1906
Umfang: 8
. Diese benützen di^ Hausbesitzer zur Vorbereitung für den Massen streik. Die Hausbesitzer betonen, daß der Genera» streik der Arbeiter „nur kaltes Wasser' sei gegen „Hast du die Zusammenstellung bei dir?' wandte Sigmund sich an den Freund. Es klang wie zwischen Furcht und Hoffnung. Fritz nickte, griff in die Brnsltische seines Nockes und zog ein zusammengefaltetes Papier l>ervor. daS er dem jungen Doktor reichte. Seine Hände zitrerten, als er es in Empfang nahm. Nur ein>eu Blick warf er auf die Summe

der addierten ein- zelnen Posten, dann überzog eine sali!? Blässe sein Gesicht, er bedeckt? die Augen mit der Hand, de' Zettel flatterte zu Boden nnd Sigmund sank in den nächsten Stuhl. Frau Linde griff nach dem Blatt. Fritz Engel» Hardt wollte ihr dasselbe wegnehmen, aber sie wehrte ihm: „Lassen Sie nur, erfahren muß ich es ja doch, nnd es ist besser, »venu es gleich ge schieht.' ..Allmächtiger!' schrie sie dann auf. Ihre Kni^ wankten, sie stützt? sich schtver auf die Tischkante. Sigmund flog

Ztich- wnnden und eme Schußwunde aufwies. Als des Mordes dringend verdächtig wurde der Gatte der Ermordeten verhaftet und dem Budweiser Kreis gerichte eingeliefert. Jakob Stiastny unterhielt mn seiner Dienstmagd Sal-er ein Verhältnis. Das Dienstmädchen ' wurde u't^r dem Verdachte der „Ich danke dir, — ick werde mich daran erin nern, wenn es nörig sein sollte. Sage mir, warst du auch bei den ^ Andern?' „Um Gotteswillen, Sigmund, - ist das hier noch nicht alles?' Wie konnlest dn nur so nnver

an seine eigene Mutter, vor der er selbst auch einmal so gestanden, wie Sigmund jetzt. Nur daß es ihm anders ging, als dem Freunde. Denn sobald der Vater von dem leichtsinnigen Streich dcs Sohnes erfahren hatte, wies er ihm die Tür und er durfte nicht eher wieder vor das Angesicht, des Gestren- gen kommen, bis olles bezahlt war. „Im Vergleich zn mir,' dachte Fritz, „ist Sig mund noch-gut daran, seine Mutter sorgt sür ikm. sie wird schon Rat. schaffen, ich dagegen wurde ein fach hinausgetvorsen.' ^Fortsetzung

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Seite 1 von 8
Datum: 27.06.1906
Umfang: 8
zum Minister des Innern und erklärten, falls sie nicht die Erlaubnis zur Abhaltung der Versammlung erhielten, die Arbeit nicht wieder aufzunehmen. Eine aus 1300 Personen bestehende Menge warter zu den: Ende auf die Antwort des Ministers. Ausland. Eine Verschwörung genau den ita lienischen König ent deckt. Nach einer Meldung aus Mailand entdeckte die italienisÄM Polizei eine weitverzweigte Verschwörung gegen Original-Roman von Irene v. Hellmuth Nachdruck verboten.) (IS. Fortsetzung.) Es klingelte. Sigmund

sprang auf, fuhr mrt der Bürste einige Mal durch das Haar, zupfte an der Kravatre und schlüpfte in den Rock, als das Dienstmädchen eben die Tür öffnete und Fritz Engelhardt eintreten ließ. Das Gesicht des An- gekommenen zeigte eilten ernsten, beinahe traurigen Ausdruck. Er begrüßte Frau Linde sehr umständ lich und wandte sich dann an den Freund, der er. wartungsvoll auf ihn blickte. „Teilt Antlitz verrät nichts Gutes, mein Alter, was btiirgst du mir?' versuchte Sigmund zu scherzen. „Ich Wte

Frau, dereu Augen mit beinahe furchtsamem Ausdruck ail den Lippen des Erzählers hingen. „Fahre doch fort,' jagte Sigmund, scheinbar gelassen, und kreuzte die Anne auf der Brnst. ..Nun also, da ich gestern bemerkte, daß du nicht imstande warst, deine - Verluste genau zu kon trollieren, so tat ich es. Heute ließ ich mir vou Kloßmann eine Zusammenstellung machen, um zu vergleiche». Seine Angaben stimmen allerdings. - aber ich muß offen gestehen, ich begreife nicht, wie du gestern dazu kamst

, mit jenem Menschen zu spielen. Ich traute ihm von jeher nicht, er ist mir mindestens un sympathisch Seine Augen blicken niemals gerade nnd offen, was ich sters als ein Zeichen von Falschheit betrachte.' Fritz Engelhardt schien auf eine Antwort zu warten, doch da diese nicht erfolgte, fuhr er fort „Ich sprach also mit Kloßmann und stellte ihn« vor. daß du gestern nicht mehr so ganz — ..Zurechnungsfähig warst,' vollendete Sigmund halb spöttisch, als der Freund stockte. „Nun gut. lassen wir es gelten

aufgestachelt nnd nn» besteht er auf seinem Schein. Wenn dn die Sache gerichtlich zum AuStrag bringen willst, ist stelle als Zeuge gern ;u deiner Verfügung, und ich bin sicher, er verliert deu Prozeß.' „Wo denkst du hin?' fuhr Sigmund zornig auf. „Tiekr Kloßmann soll sein Geld bei Heller und Pfennig tetoinmen. ich will ilM nichts schul dig bleiben gar nichts!' „Ueberlege dir die Sache erst.' riet der Freund. ..Es könnte immerhin sein, daß wenigstens die Hälste der Summe gespart würde.' „Unmöglich

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Seite 3 von 8
Datum: 05.06.1906
Umfang: 8
schwangeren Frau den Hals durchschnitten. Der Mörder wurde verhaftet. — Meuterei ans einem französischen Torpedv- bvot. An Bord des Torpedobootes Nr 250. wel ches bei Korsika manövrierte, meuterte die Mann schaft. Sämtliche Matrosen verließen in Bonifacic das Schiff und kehrten erst nach längeren Inter ventionen des Schiffskommandanken zurück. nur. iveiiil Sigmund da ist: tei mir will sie nichr bleiben, weil es ihr ganz einfach nicht paßt, nm mir zu plaudern. Ich glaube immer, sie hat ein Auge auf Sigmund

aufgerissen wurde. Frau Linde fuhr erschrocken auf. aber auch Eva sprang in die Höhe, als wollte sie davonlaufen. „Um Gott, Sigmund, wie siehst du denn ans. — Unterirdische Wege zu Pariser Theatern. In der französischen Hauptstadt ist man auf die Idee gekommen, unterirdische Wege von den Umer- grundbahnhöfen zu den nächstgelozeueu TlMUern anzulegen. Die Direktion der Metropol itanbah» ist. den ihr zugegangenen AnrGungen entsprechend, bereit, die Theater. Singhallen nnd die großen Warenhäuser

. die es nicht bindern konnte, daß ihr ei,.e jähe Röte die sollst etwas blassen Wangen färbte. „Tas ist lieb voll Ihnen, Fräulein Eva,' fuhr er fort, dem Mädchen die Hand reichend, „daß Sie meiner Mutter ^in wenig Gefellischaft lei sten.' Doch die alte Frau drängte: ..Ick» bitte dich. Sigmund, was ist denn um Gotteswillen gesche- hen? Du wirst dich sicher erkälten, die nassen Klei der, schnell schnell, du mußt dich sofort um ziehen !' „Ach — ja so. es ist nichts von Bedeutung, hast du dich wieder geängstigt

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Seite 2 von 8
Datum: 17.07.1906
Umfang: 8
des Herrn Baron Weichs- Glon beschlossen, das Gutachten dahin abzugeben, daß die Ersprießlichkeit beider Unternebmnugen anerkannt werde, daß aber mit Rücksicht darau?, Laß bezüglich Bergbahnen in Tirol noch keine ausreichenden Erfahrnugen vorliegen, bezüglich Auch Frau Liude hatte-Kummer. Sie wußte, daß ihr Sohn nicht glücklich >var, daß er in seinem Herzen einen harten Kampf auszufechteu hatte Sigmund klagte ja nie. wohl um die Mutter uÄn zu betrübe», aber seine srühere Heiterkeit war gänzlich gewichen

Kerlchen hin und dachte zurück an die glückliche Zeit, da ihr Sigmund ein so kleiner Junge war. EineS Abends als das junge Ehepaar eine Einladung von Be kannten erhalten hatte, da konnte die alte Dam ihre Sehnsucht nicht länger bezwingen. „Geh' hinüber, Eva,' bat sie erregt — sie hatte aus den innigen Wunsch des Mädchens das „dn beibehalten, — „und hole mir den kleinen Kerl ans ein Stündchen herüber. Ich hätte ihn doch gar zu gern bei mir. nnd jetzt bist du sicher, nie Mauden als die Dienstboten

zu treffen. Sigmund ist mit seiner Frau fort. Mein Sohn sagte mir hente, er ginge nicht gern, weil das Kind nicht ganz wohl sei, doch darauf nimmt Hilda ja kein? Rücksicht. Wenn sie sich einmal vorgenommen hac, sortzngehen. dann hält sie nichts zurück. Ich so:^ - mich, daß dem Kleinen etwas zustoßen könnte: di? Dienstboten sind doch so unzuverlässig. Weiß Gott, mein guter Junge hätte eiue bessere Frau verdien:! Sets setzt sie ihren Willen durch. Tut er uichi, lvas sie haben will, dann hetzt

sie ihm ihre Mutter auf den Hals.' Es war das erstemal, daß die bekümmerte Min- ter sich in dieser Weise über Hilda aussprach. Ev5 hörte die tiefe Bitterkeit aus den Worten und da-? Herz tat ihr weh. Sie hatte längst geahnt, datz Sigmund nicht glücklich war. Zögernd ging Eva, nachdem ihr Frau Lind' noch ein dickes, wollenes Tuch eingehändigt und ih? bedeutet hatte, sie möchte das Kind sorgsam hinein- wickeln. Hilda vermied es seit ihrer Verheirattmg bei nahe auffallend, mit der ehemaligen Jugendfreun' din

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Seite 2 von 8
Datum: 10.07.1906
Umfang: 8
. Im übrigen wurden die englischen Ol- fiziei-e nicht als solche attackiert, sondern als Wild schützen. und somit hätten die Angeklagten einen, gewöhnlichen arabischen Gerichte ausgeliefert wer den fallen, um dorr abgeurteilt zu werden. Bei iolcker „Justiz' dürfen sich die Engländer nichi mindern, wenn dic Stimmung gegen sie in Ae- gnpten immer erregter wird. lassen, daß sie von dir erlrartet, du würdest so ga laut sein und ihr einige Touren schenken. Tu inst es, nicht wahr?' Sigmund lacht? laur

zu viel?' Ohne ein Wort auf die bissige Bemerkung zu erwidern, legte Sigmund die Fedcn hin uud^grif nach seinem Hut. ..Das wäre ja ein Ausweg.' meinte er unter w.'g. '? uch selbst, ..ich werde meiner Schtvieger ?. ',uter 7dingte Ruhe verordne:', ^rofür 'wäre MmeMIschuiig im UcrZme. Um den Naturwein „rationell' zu verbessern besaßen die Weinprodnzenten des Altertums ver schiedene Rezepte. So suchic man den Glanz durch Zerstreuung mit gebranntem Gips Zu erhöhen — ein Verfahren, -das heutzutage noch in Frankreich

dei ganzen Tag im Bette liegen.' Unter diefem beruhigenden Selbstgespräch er reimte er das Haus, sand aber sogleich, daß die Patientin nicht derartig krank war, um sie an das Bett zn fesseln, indessen versuchen konnte man ja. „Sie brauchen nichts als Ruhe,' begann er denn auch sogleich, „legen Sie sich nieder und blei len Sic morgen liegen, es ist das beste.' Frau Seunebach lachte. „So schiniun ist es gar nicht, Sigmund und morgen ist ja der große Ball. Da wollen wir recht vergnügt

sein, nicht wahr, Schwiergersöhnchen?' Sie klopfte ihm dabei auf die Achsel und sa ihm so sreiuidlich ins Gesicht, daß er sofort wußte, worauf sie anspielte. „Ob ich nun aus den Ball kann, weiß ich bis jetzt noch nicht,' meinte er und betrachtete ange legentlich seine Fingernägel. > ' „So, warum denn nicht? Es ist doch ausge macht. und Hilda freut sich schrecklich. Sie hat ein Kostüm — na, ich verrate es nicht, denn sie will dick ja damit übcrras6>en.' Sigmund empfahl sich bald wieder, doch nichr

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Seite 3 von 10
Datum: 15.07.1873
Umfang: 10
sind die Kammern von Budweis. Graz, Krakau, Leibach Pilsen, Roveredo und Troppau; vertreten durch P. Steffens, I. Syz, Alb. Mendels- burg, V. C. Supan. W. Daniel, Arm. Cohn und Dr. L. Mautner. Die 3. Section besteht aus den Kammern Brody, Grünn. Görz, Innsbruck, Leoben. Reichenberg und Trieft, welche durch die Deligirten N. v. Kallir. I. Gomperz, Hr. Frh. v. Zahovy, G. Mutschlechner, F. Schliwa, F. Sigmund und I. Brüll vertreten sind Die nächste Sitzung wird auf morgen 3 Uhr Nach mittags anberaumt. Wir lassen

im Nachfolgenden noch daS vollständige Vcrzeichniß der Delegirten nach den einzelnen Han delskammern geordnet folgen: Bozen: nicht vertreten. Brody: Präsident Nathan Evler v. Kallir, Secretär Leo H. Fränkel, Herr David Horowitz (Wien). Brünn: Präsident Julius Gomperz. Kammerräthe: Adolf Rivka und Gustav Ritter v. Tchöller. Budw-is: Bicepräsident Peter Steffens, Kammerrath Heinrich Frank. Czernowitz: nicht vertreten. Ezer : Kammeräthe: Sigmund Maut ner und Bernhard Wetzler. Feldkirch: nicht vertreten. Görz

Johann Muruik. Lemberg: Präsident Joses Breuer, Kammerräthe: Sigmund Rucker und August Schellenberg. Leoben: Bice präsident AmbrnS Schachner, Kammerrath Ferdi nand Schliwa. Linz: Bicepräsident Reiuinqer, Kammerrath Joseph Dierzer von Traunthal. Olmütz: Kammerrätve: Karl Oberleithner, Emauuel Ritter v. ProSkowetz und Jgnaz Seidt. Pilsen: Kammerräthe: Wenz l Daniel und Joseph W. Fürth. Prag: Kammerräthe: Eduard Edl-r von Portheim und Joseph Sabotka. Ragusa: nicht vertreten Rei- chenberg: Präsident

Franz Siegmund, Kammerrath Gustav Trenkler. Roveredo: Kammerrath Arminio Cohn (Wien). Rovigno: nicht vertreten. Salzburg: Kamaurrath Rudolf Bi bl. Spalato: nicht vertreten. Triest: Kammerräthe: J^naz Brüll und Heinrich Esch-r. Troppau: Kammerräthe: Sigmund Broch, Dr. Ludwig Mautner Ritter von Markhof und Franz von Miller Ritter zu Aichholz. Wien: Präsiden! Joseph Ritter von Reckenschuß (im Verhinderungsfälle Bicepräsident Rudolf Jsbary), Kammerräthe: Johann Gögl, F. W. HuarSt. Max Mauthner

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Seite 3 von 8
Datum: 16.07.1906
Umfang: 8
der Fall war, bewies der Um stand, daß der besorgte Bräutigam gleich zwei der geschicktesten Aerzte an das Krankemager berief. Ein jeder von ihnen schüttelte ernst den Kopf. Aur Befragen erklärten sie, man müsse erst abwarten, welche Krankheit zum Ausbruch kommen werde, die? Symptome deuteten auf Nervenfieber. Als Doktor Sigmund Linde von der Sachc hörte, da hielt er sich nicht länger. Ohne Besinnen trat er in das kleine, saubere Stübchen, dessen ein' fache Einrichtung er so genau kannte. Die halb

verzweifelte Mutter Evas empfing den jungen Mann mir einem dankbaren Mick, und Sigmund Montag, den 16. Juli l!M!. beiter und Fuhrleute wurden nicht vergessen. Auch verschiedenen wohltätigen Instituten vermachte Booker namhaste Beträge. — Blitzschlag in eine» Ballsnal. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph' schlug der Blitz in de» Ballsaal eines Hauses zu Wellsiford in Eauada. Es befand sich gerade eine Gesellschafr in dem Tanzetablissenient, als der Blitz durch die elektrische Leitung fuhr. Ein junges

. wirren Fieber- phantafien. die sie flüsternd hervorbraclite nnd die. den jungen Mann im tiefsten Herzen erschütterten. Denn was er da zu hören bekam, war stets der Ausdruck einer wildeu Äugst, und er wußte es jetzt, daß Eva uicht freiwillig, gezwungen, in die Verlobung mit Kloßmann gewilligt hm. Aber was war es? Welchen Druck vermochte dieser Mensch ans das Mädchen auszuüben? Sigmund hätte viel darum gegeben, dies zu erfahre», aber die alte Frau »lochte er nicht fragen, sie hätte in ihrem Jammer wohl

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Seite 2 von 8
Datum: 05.06.1906
Umfang: 8
, Ihre ! armen Puppen nüßhandelte, wie Sie dann wei inend zn nur kamen nnd den bösen Jungen ver- Magten? Wissen Sie es noch?' j Tas Mädchen nickte lächelnd. ! ..Ob ich es weiß. Fran Linde. Sigmund mochte ^ Puppen nie leiden, und hat einmal meiner Lieb- ^lingspuppe den Kopf abgerissen. Da mußte ich ! schrecklich weinüen. und ich rächte mich dafür, in ! dom ich ihm ein ganzes Glas Tinte über seil Schulheft go-ß,' sagte das Mädchen mit halben i Lachen. j „Ja, ja. ich denke doch, das loa ren schöen Zei !ten

sein, damit sie j sich schonen kann. Wir sind gezwungen, zu arbei tten. damit wir leben können. Wir besitzen nichts > werter, als was wir verdienen, und die Zeit der Kinderspiel? ist für mich vorüber. Der Ernst des Lebens trat sehr >balid an mich heran. Und dann. - wenn — Ihr Horr Sohn zu Hause ist, fürchie ich tatsächlich, zn stören.' „Aber, liebe Eva!' rief Fran Linde kalb grol lend, „was tnn Sie so fremd und scheu Sigmund gegenüber? Ihr seid doch Nackcharskinder, da braucht man wahrhaftig nicht immer erst zu über legen

, ob der „Herr Sohn' nicht gestört wird. Weshalb sagen Si»» nicht einfach Sigmund, wie früher auch? Der „Herr Sohn' würde sich sicher lich darüber freuen. Ich bitte Sie, Eva, Sie tun doch gerade, als eh Ihr Euch erst seit ein paar Wochen kennen gelernt hättet. Da ist die Hilda drüben schon anders.' Sic zeigte dabei auf das gegenüber liegende Haus ,wo eben ein blonder, modern frisierter Mä'dchonkvpf sichtbar Wu^de. „Sehen Sie, Eva,' fuhr Frau Linde lächelnd fort, „da stecht die Hilda wieder und gnckt hci

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Seite 3 von 8
Datum: 26.06.1906
Umfang: 8
. ..Ich kann nicht recht daran glauben. Mutter. Aber ich will versuchen, in der steten, unverdros senen Arbeit Vergessen zu suchen. Alles soll von heute an anders werden, und ick» hoffe, du bist später wieder zufrieden mit deinem Sigmund. Was an mir liegt, soll geschehen.' Er saß nun neben der Mutter, ihre Hand in die seinige nehmend. „So ists recht, «nein Junge,' lobte die alte Frau, „und mm. Kypf hoch! Wir werden in Zu- kunft fest zusammenhalten, nicht Sigi?' Ueber ihr Gesicht huschte schon wieder ein Lä cheln

von Herne von diesem eigen liiin>ichen Vorgehen sehr überrascht nnd erklärten. und 'üllt meine freie Zeit ans. Noch heilte besorge ich mir das Nötige.' „Ja. das ist gut. das freut mich! Abe^. nur deichte mal ordentlich, was gestern geschehen ist!' Man sah es der alten Fran an. es wollte ihr doch ein wenig banze werden vor dem. was sie zn hören bekommen sollie, aber es mußte ja sein. „Verschweige mir nichts, Sigmund, hörst du. ich will alles wissen. Tiefe Ungewißheit ist nicht länger zu ertrage

», sie martert mich.' Er senkte den Kopf, ein Zug peinlicher Ver- legeicheit malte sich in den: hübschen Gesicht. „Dn hast vermutlich gespielt?' begann die alte Dame resolut, als er noch immer schwieg. Sigmund nickte nur. „Und, ^ und verloren?' - Wieder erfolgte ein Kopfnicken, statt der Ant wort. „Wie groß ist die Summe?' Es schien, als würgte die alte Frau irgend etwas hinnnter, sie sah angstvoll zn dem Sohne hinüber, während die Hände nervös an der ge streiften Schürze zupften. » „Ich weiß nicht, Mntter

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Seite 1 von 10
Datum: 02.07.1906
Umfang: 10
, liatte wenigstens einigermaßen Erfolg. Tie Einführniig der Maß nahmen ist verschoben worden. Sie wird frühe-- stens am l. AuMst, wahrscheinlich aber civst an: 1. September erfolgen. Bis dahin wird das Han» genommen. Er schleppte Sigmund sogar einig.! Male niit in seine Stkiumkneipe, wo der sun^c Doktor sich immer noch, besser unterhielt, als zu Hause. Der lzöufige Verkehr zwischen den beideu Familien konnte natürlich nicht unbemerkt bleiben, und die guten Leute- munkelten längst schon

da- von, daß Sigmund und Hilda bald ein Braut paar werden würden. Frau Seiluebaich tat nichts, dieses Gerücht zu widerlegen. Wenn! sie gefragt wurde, ob man gratulieren dürfe, zuckte sie nur mit vielsagendem Lächeln die Achseln und sagte' „Noch nicht, aber wahrscheinlich bald.' Die Verkäuferinnen des Senne bachschen- schafts erzählten den zahlreichen Kundinnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit, daß es bald ein.' Verlobung im Hause geben würde, und richtig, eines schönen Tages nahm der alte Sennebach den jungen

Ausstat tung einen schölten Happen Geld mit. Mark bar. später noch mal io viel, also, tovp.. eingeschlagen. Schwiegersohn ! Jung gefreit, hat nie gereut!' Sigmund wollte etwas erwidern, etwas Her bes, Bitteres. — aber als er in die lustig Min» kernden Aeuglvin SennekachS sah. blieb ihm da-- Wort in der Kehle stecken. Schließlich war es auch ganz gleichgilrig, was jetzt noch kam. Es blieb ihm, wenigstens die Möglichkeit, seiiver Mutter ein >or» gensreies Alter zu schaffen, sie hatte es verdient

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Seite 1 von 8
Datum: 10.07.1906
Umfang: 8
— gerade in ihrem Kernpunkte — wieder in abschlägigem Sinne. Tie Original-Roman von Irene v. Hellmuth . Nachdruck verboten.) (29. Fortsetzung.) XIV. Nun zog der Herbst ins Land und mit ihm kamen auch wieder die gesellschaftlichen Vergnü gungen, die im Sommer ziemlich vernachlässigt wurden. Bälle, Konzerte, Theaier traten in ihr Recht und Sigmund konnte sich nicht von allen geselligen Zerstreuungen zurückziehen, wie er gern wollte. Hildo, die auch mit Schmeicheleien nicht geizte, wenn sie cs darauf

nach Oesterreich-Ungarn einen Wert von 13,2 Millionen Kronen, wovon 8.9 Millio nen Kronen auf den Weizen entfallen. Sehr be- dentend war die Viehausfuhr, für die gleichfalls ihr ..Goldkiny' nach wie vor beranSzupntzen, ob wohl Sigmund sich daS schon 'ehr oft verbeten hatte mit der Motivierung, er Vierde selbst für diu Toilette seiner Frau sorgen. Hilda lächelte dann jedesmal etwas mirleidig und sagte- ,.Ta wäre ich allerdings fern heraus! Ten ganze» Winter würde ich mit einem nnd demselben Kleide

in allen Gesell' schaften erscheinen. Tu weißt ja nicht, was mau alles braucht. Laß nur Mama dafür aufkommen, lieb» » Gott, weshalb wären wir denn reich!' Und wenn Mutter un-d Tochter Einkäufe mach ten, dann brauchten sie jedesmal eine ganz ansehn liche 2imune und Papa Sennebach mnßre nichtig in den Gcldsack greifen. Er tat es zwar manchmal seufzend, aber er sagte nichts, weil er wußte, daß e? doch nichts ausrichten würde. Eines Tages kam Hilda wieder von einem Be such bei ihrer Mutter. Sigmund saß

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Seite 1 von 8
Datum: 06.06.1906
Umfang: 8
Wer di2 geglückte Rettung. Sie wollte sich oben entfernest. als Sigmund, vollständig umgekleidet, wieder ins Himer trat. Und wieder, wie vorhin, streifte ein heiter lächelnder Blick das lieblich errötende Mäd-- chen. „Ach, Sie wollen schon fort?' sagte er im Tone des tiefsten Bedmienls. „das ist schade. Ich hatte mich auf eiu Plauderstündchen mit Ihnen nnd Mutter gefreut.' „Ich muß leider gelten,' versicherte Eva. Sic hielt jetzt die Augen beharrlich gesenkt, und darum bemerkte

sie auch nicht, wie der junge Doktor jic unausgesetzt betrachtete. Er hatte eine ihrer Hände erfaßt und sagte leise: „Muß es wirklich seilt?' Die Mutter, die sich am Tische zu schaffen ge macht, trat zu Seiii beiden. Sigmund ließ die Hano mir leisem Druck fahren und trat zurück, das Mäd chen verabschiedete sich ungewöhnlich rasch, fast hastig. „Eilt scheues Ding, die Eva,' sagte er. als sich die Tür hinter der schlanken Gestalt geschlossen hatte. «Ich meine, sie hat sich recht verändert War doch sonst ein so lachendes

da an kani die Kleine fast täglich zu dien» l'iißeil Sckindans, und Mutter und Sohn beobach teten dann mit heimlicher Freude, n ie gilt eS den» Mädchen schineckte. „Das arme.Hascherl.' sagte Frau Linde dann gewöhnlich, „zu Hause bekommt es freilich so etwas nicht.' Am folgenden Tage, als Doktor Sigmund Lin de gegen Abend eben von einein Krankenbesuche heimkehrte, rief ihm sein Nachbar, der dicke Sei- fenfabrikant Sdnnebach, schon vmv weitem über die Straße herüber. Er stand, seine Pfeife auH dem Munde

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